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ten werden, wie für die mit unserer eigenen Kirche. Aber man wird doch nicht etwa verlangen, daß der Vertrag zwischen Preußen und der protestantischen Kirche in der apostolischen Nuntiatur bearbeitet wird. Wogegen wie uns ganz entschieden wenden das ist die Annahme, als ob wir Katholiken mit der Regelung unserer Interesten solange warten müßten, bis die Vorarbeiten auf prote stantischer Seite soweit gediehen sind, daß ein gleich zeitiger Vertragsabschluss möglich wäre. Man sollte doch auch auf protestantischer Seite Verständnis dafür haben, daß unter Umständen das Vorhandensein eines Konkordates der Auseinandersetzung mit der protestan tischen Kirche nur förderlich sein könnte. ch Hinter diesen deutschnationalen Entschließungen steht ein Mann, dessen Haltung schon mehrfach größtes Befremden erregen mußte, der frühere Zentrumsabge ordnete Prof. Dr. Martin Spahn. Er schrieb schon am 7. Oktober 1028 im „Deutschen Volke", daß die Aus stößen auf das Konkordat mit dem Fall des Neichsschul- gesetzes beinahe aus ein Nichts herabgesunken seien. Und als am 26. November in dem gleichen Blatte der Bres lauer Kirchenrechtler Prof. Dr. Otto F i s ch e r die berech tigten Wünsche des Evangelisten Bundes zu dem Kon kordate vertrat, gab Martin Spahn eine längere Nach schrift. die in dem Satze gimelte: ..Die Dinoe ffnd soweit gediehen, daß die preußischen Bischöfe kaum noch umhin können, zu erwägen, ob sie demHeiligen Stuhle eine vorläufige Unterbrechung der Verhandlungen nahelegen dürfen." Aber damit nicht genug, daß Spahn dem katbolischen Volke an rät, seine Hoffnungen auf eine baldige Klärung der Rechtsverbältnisse und eine Anerkennung der Rettsver- pflichtungen des preußischen Staates zu begraben! Er macht daraus auch noch dem Zentrum den Vorwurf, daß es fick geflissentlich wäbrend der letzten Jahre nur katholischer Anliegen angenommen habe, und daß diese Haltung des Zentrums bei der evangeli schen Bevölkerung einen Widerstand, einen Widerwillen ausgelöst babe, ..den die Kirche nicht sich ins Ungemessene steig«"-» lasten darf". Von einer Verkennung der tatsächlichen Verhältnisse kann man bei einem Mann wie Spahn in diesem Falle nicht mehr reden. Dann bliebe ihm allerdings der Vor wurf bewußter Irreführung der öffentlichen Meinung nicht erspart. Es ist bekannt, daß den Vrotestan- ten in Preußen durch das G e s e tz o o m 8. 4. 24 über di? Verfassungen der Landeskirchen bereits jene Regelung für ihre Kirche gewährt worden ist, die wir Katholiken durch das Konkordat erstreben. Wir Katholiken wären froh, wenn uns die.Hilfeleistungen des Staates in jener Weise zugesichert würden, wie es in Preußen in dem Gesetze vom 1 5. 10. 1 924 für die protestantische Kirche geschehen ist. Diese beiden Gesetze sind gerade unter der entscheidenden Mitwir kung des Zentrums zustande gekommen und der deutschnationale Wortführer, Prof. Dr. Kaeh - ler, kam nach Verabschiedung dieser Gesetze zu einem Mitglieds des Zentrums, drückte ihm die Hand und sprach dem Zentrum in aufrichtiger Herzlichkeit den Dank für seine loyale und ausschlaggebende Mitarbeit an den Ge setzen aus. Hingegen ist es bekannt, daß die katholischen Mitglieder der deutschnationalen Preußenfraktion bis her nur einmal als solche bervoraetreten sind, nämlich mit einem Anträge, die protestantischen Geistlichen in ka'ho- lischen Gebieten finanziell den katholischen gleichzustellen. Das sind die Tatsachen. Es ist tief bedauerlich, daß der Haß gegen das Zentrum, der in Dr. Martin Spahn offenbar die bewegende Kraft aller Politik ist, zu der artigen Meinungsverschiedenheiten über eine so grund sätzliche katholische Frage führen kann. Müssen doch diese Vorgänge sehr nachdenklich darüber stimmen, wohin die heutigen Bemühungen unserer Gegner von links und rechts, durch die Schiirung der Uneinigkeit den Einfluß des Zentrums zu brechen, schließlich führen müßten. Waren es nicht dieselben deutschnat'onalen Katholiken die einst nicht genug über die Auflösung des alten Zen- trumsgedankens in bloße politische Taktik Klagen konn ten. die heute aus rein taktischen Gründen lieber auf das Konkordat verzichten, als zu ikrer Partei in Geaensab treten wollen? Heute haben wir Klarheit: Die Stunde mußte kommen, und sie ist schon da. wo es sich unverhüll- bar zeigt, daß in dieser Gruppe, die m leidenschaftlicher Befehdung des Zentrums ihre Lebensberechtigung zu er härten sucht, ganz untergeordnete, peripherische Momente, politische Stimmungen und stark historisch bedingte Ressentiments über die weltanschaulichen Grundfragen Im öffentlichen Leben gestellt werden. Kl. v. , Mussolini siebenfacher Minister Rom, 18. Dezember. Wie die Pressestelle des Ministerpräfidiums mitteilt, hat der König den Rücktritt des Kolonialministers Federzoni ge nehmigt und den Ministerpräsidenten Mussolini mit der Leitung dieses Ministeriums betraut. Die Tatsache, daß Mussolini nun ein weiteres Ministerium übernommen hat, nachdem er außer dem Ministerpräsidium be- reits das Marine-, Kriegs-, Korporations-, Innen-, Nutzen- Ministerium und das Ministerium für Luftfahrt leitet, läßt daraus schließen, daß er allmählich auf den Zustand hinaus will, daßesnurnocheinenverantwortlichenMinister- präsidenten und sonst nur Unterstaatssekretöre gibt, was der Bismarckschen Verfassung entsprechen würde, in der neben dem Reichskanzler nur Staatssekretäre im Amt waren. Wetterverichk -er Dresdner Wetterwarte Witterungsaussichten. Bevorstehende Nacht nochmals stren ger Frost (örtlich unter minus 15 Grad), auch tagsüber Kälte grade. Zufolge Temperaturumkehr mit der Hohe im Kamm gebiet des Erzgebirge» weniger Frost al» in den tieferen Lagen. Zunächst von örtlichen Nebelbildunoen abgesehen, heiter und trocken. Im späteren Verlauf Dewölkungsauszug möglich, öst liche. in höheren Lagen südlick)« Winde, an Stärke etivas zu nehmend. Für die spätere Entwickelung kann mit ansteigenden Temperaturen gerechnet werden. M WWW MM DerstSn-lgurrg -er Aakionalparleien oder Milttär-iklakur Velgrads letzter Appell lVon unserem Vertreter.) 6.1. Wien, im Dezember. In der letzten Zeit sind — wie die gut unterrichtete Wiener „Balkan-Korrespondenz" aus Belgrad meldet — wiederholt Ge rüchte Musgetaucht, die über angebliche Verständigungsaktionen und im Zusammenhang damit über den Rücktritt der Regierung oder wenigstens über demnächst zu gewärtigende Veränderungen im Schoße des Kabinetts zu melden wußten. Bisher haben sich diese Ankündigungen als verfrüht erwiesen, offenbar weil Dr. Korosetsch noch immer gehofft hatte, daß es ihm mit einer Politik der mittleren Linie schließlich doch gelingen würde, eine Beruhigung der Gemüter herbeizuführen, die eine Atmosphäre schaffen sollte, ln welcher an sachliche Verhandlungen unter den parlamentarischen Parteien geschritten werden könnte, um eine Plattform zu finden, auf der die schwere innerpolitische Krise verfassungsmäßig gelöst werden könnte. Nunmehr aber find alle maßgebenden Faktoren zur Ein sicht gelangt, daß diese Hoffnungen sich als trügerisch er wiesen und die parteipolitischen Kämpfe Formen angenommen haben, die eine weitere Passivität der verantwortlichen Stellen als mit den Lebensinteressen des Staates und seiner Eesamt- bevölkerung unvereinbar erscheinen lassen. Es steht unleugbar fest, daß Unterlassungen und Fehler aus beiden Seiten begangen wurden, die bei nüchterner Beurteilung mit stichhaltigen Argu menten nicht zu rechtfertigen sind. Hierzu gehört die leicht- fertigeEinschätzung der Vorgänge in den kroatischen Gebieten von seiten Belgrads nicht minder als die Unduld samkeit der Führer der bäuerlich-demokratischen Koalition. Diese haben es scheinbar aus taktischen Gründen für zweckmäßig befunden. Elemente in den Vordergrund treten zu lassen deren Staatsfeindlichkeit offenkundig ist, die letzten Endes selbst vor der Armee nicht Halt machten und jene traurigen Er^ eignisse verursachten, die zur Ernennung des Oberste» Maimowitsch als Leiter der Zivilverwaltung in Kroatien geführt haben. Diese Ernennung ist nicht als Drohung gegen das kroatische Volk aufzufassen, aber als Warnung an seine heutigen Führer, die Dinge nicht aus die Spitze zu treiben, son dern einzulenken, damit ein allmählicher Abbau der Verhetzungspolittk vorbereitet werde. Diesem Ziele gelten auch die zahlreichen Konsultationen der sühnend.» Mä->< ner aller Parteien durch die Krone, die eben aus der Tages ordnung stehen. Es ist dies vielleicht der letzte Appell on die Führer des Volkes, sich an den grünen Tisch zu setzen und ohne Groll und Verbitterung über einen für beide Teile gangbaren Weg zu einer gründlichen und dauernden Lösung der Bersa>s'.nig<-< trise zu beraten, ehe es zu spät wird. Schon der ver storbene Stefan Raditsch hatte erklärt, daß er eine neutrale Ne gierung mit einem General an der Spitze jedem parteipolitischen Kabinett oorziehen würde, deren einzige Aufgabe die Durch führung freier und reiner Wahlen sein sollte. Nun ist aber von einer Ecneralsregierung zur Militärdiktatur nur ein Schritt, und darum will man in Belgrader politischen Kreisen von einem solchen Ausweg nichts wissen. Doch auch der Träger der Krone ist diesem Gedanken abhold. König Alerander ist als überzeugter Anhänger des verfassungsmäßigen Regierung--, prinzips bekannt und wünscht vor allem die Armee vom vartci- politischen Getriebe um jeden Preis sernzuhaltcn Deshalb gilt auch ihm die Ernennung eines Generals zum Regierungs chef als die a l l e r ä u ß e r st e u11 ima rntio, zu der nur dann gegriffen werden soll, wenn tatsächlich keine andere Möglichkeit gegeben sein sollte, aus der verworrenen Lage -herauszukommen Darum soll den gewählten Vertretern des Volkes noch einmal Gelegenheit geboten werden, dos Land aus der unzweifelhaft ernsten Lage wieder herauszuführen, um nicht jener Strömung Oberhand gewinnen zu lassen, die schon seit langem immer wieder nachzuweisen bemüht ist. daß das jugo slawische Volk für eine moderne parlamentarische Demokratie noch nicht reif sei. Soweit die „Balkan - Korrespondenz" — im Sinne unserer letzten Darstellung erübrigt sich hierzu jeder Kontinental! Adelung zur NeichsreMm Darmstadt. 18. Dezenuber. Staatspräsident Adelung hatte für Dienstag nachmittag die Parlamentsjournalisten des hessischen Landtages zu sich ge beten. umr Ausführungen über Hetzen und den Einheitsstaat zu machen. Vorweg wolle er bemerken, so erklärte er, daß er Anhänger des Einheitsstaats-Gedankens sei; aber man müsse aus dem Stadium schlagwortähnlicher Formulierun gen heraus. Er beurteile die Entwicklung zuversichtlich und habe die Hoffnung, daß die Ausschüsse der Länderkonferenz die erstrebte Reichsresorm entscheidend vorantreiben würden. Es lei Sache der Länder zu zeigen, daß sie im gesamtdeutschen Interesse bereit seien, dem Reichsgedanken die not wendigen Opfer zu bringen. Andererseits habe aber bereits jetzt im Versassungsausschuß völlige Einmütigkeit darin bestanden, daß zwischen Reich und Emneindc» lebensfähige Länder als Zwischenglieder notwendigerweise vor handen sein müßten. Zu entscheiden, ob diese Länder nach der erstrebten Umgestaltung noch als Staate» anzusprechen seien, könne ruhig der Wirtschaft überlassen bleiben. Der Staaispräsi- dent wies vorauf hin. daß bei der territorialen Umglicderung des Reiches besonders aus wirtschaftliche Zusam menhänge entscheidender Wert gelegt werden müsse. An dererseits sei es aber auch dringend geboten, bestehende Ländcr- organisationen der zu erstrebenden Ncugliedcruna dienstbar zu machen. Es sei zu wünschen, daß sich aus diese Weise auch im Relchsgrrnzgebiet, wo die Verhältnisse besonders kom pliziert lägen, eine Regelung finden lasse, die sowohl dem ge samtdeutschen Interesse wie auch der beteiligten Bevölkerung gerecht werde. Ein Vorschlag allerdings, wie ihn z. B. der Luthersche Bund zur Erneuerung des Reiches mache, der einfach Preußen, einige norddeutsche Länder und Hessen zu Reichslänvcrn erklären wolle und dnmit etwa sieben Millionen deutscher Staatsbürger, die bisher ihre Angelegenheit selbftver- waltct hätten, in einem zentralistisch organisierten Gebilde zu- sammenfasien, sei sowohl vom hessischen wie auch vom gesamt deutschen Standpunkt abzulehncn. Die Vorschläge des Bundes würden einem dezentralisiert arganisicrten Einheitsstaat die Wege verbauen. In der Frage der V e r r c i ch l i ch u n g der Justiz stehe er persönlich aus dem Standpunkt, daß die Uebertragung auf das Reich zweckmäßig sei. Aber die Meinung, durch Uebcr- tragung der hessischen Justiz allein könnte die Idee gefördert werden, lialte er für falsch. Dadurch würde die Zerrissenheit nur vergrößert werden. Die Frage könne nur im ganzen gelöst werden, und da die Verreichlichung der h.ssischen Iustl) vom Standpunkt finanzieller Entlastung zu behandeln, sei absurd. Das Reich schöpfe seine Mittel aus derselben Quelle wie die Länder und die Gemeinden. Auf di« Dauer könne ' Steuerzahlern in Preußen. Bayern usw. nicht zugemutet wer den. etwa die hessische Justiz zu bezahlen. Es müsse ein Finanzausgleich erfolgen der den hessischen Steuerzahler genau so belaste wie die übrigen im Reiche. Unter keinen Um ständen dürfe die Frage der Iusffzverreichlichung mit den For derungen verknüpft werden, die Hessen infolge der Besetzung an das Reich zu stellen habe. Entweder seien die Forderungen Hessens an das Reich als Entschädigung für seine besonderen Besatzungslasten berechtigt, dann müßten sie vom Reich an erkannt werden, ober sie seien unberechtigt, dann seien sie abzu lehnen, Aber der Gedanke, sozusagen auf dem Wege des Aus verkaufs staatlicher Rechte an das Reich d^er Einheitsstaatsidee zu dienen ober dadurch das Reich zur Zahlung seiner Verpflich tungen dem besetzten Gebiet gegenüber zu veranlassen, könne dock, wohl nicht ernstlich erörtert werden. Die hessisch Negie- runa habe den festen Willen, sich bei der Lösung der Frage der Reichsreform nicht von partikularistischer Engherzigkeit leiten zu lassen, sondern als Leitmotiv die Interessen Gesamt deutschlands in den Vordergrund zu stellen. Slreseman« Donnerslag l« Lettin Entgegen einer Blättermeldung wird von zuständiger Stelle »arauf hingewtesen, daß Dr. Stresemann heut« nachmittag um S Uhr S von Lugano abreisen und morgen mittag um 1 Uhr 43 auf dem Anhalter Bahnhof in Berlin «tntressen wird. Der erlelchkette Völkerbund London, 19. Dezember. Trotz der Annahme des Vermittlungsangebotes werden so wohl in Bolivien wie Paraguay die kriegerischen Vorbereitun gen fortgesetzt. In Asuncion wurde gestern augekündigt, daß von SllOoo Freiwilligen sür die Armee bisher ZOVSü äuge- nommcn wurden. Weiter wurde betont, daß eine Gruppe vo» angeblichen Ueberläusern der bolivianischen Armee in Almlar« in der Nähe von Asuncion gefangen genommen wurde. In eingeroerytcn Völkecbuudskrei en wird man. er'ury- tert aufatmen, dass die Schlichtung des paraguanismen 'sU- vischen Streites dem Völkerbunde erspart bleibt. Die tele graphische Mahnung, welche Briand als Naisvorsitzcnder an die streitenden Parteien hat ergehen lassen, war ein Meisterstück politischer Allgemeinheiten und umging sorg fältig alles, was von den Vereinigten Staaten als Ver- letztung der Moroedoktrin hätte aufgefastt werden können. Wäre der Krieg offen auegebrochen, und hätte Vriand eine ausserordentliche Sitzung einberufen, so Hölle sich die be dauerliche Ohnmacht des Rates in amerikanischen An gelegenheiten i» aller Klarheit gezeigt. Mit welchen Mitteln hätte der Völkerbund einen Druck auf die beiden Staaten ausüben können, da doch die beiden grossen Erenznachbarn desselben, Argentinien und Bolivien, sowie die Vereinigten Staaten, welche wirtjchnfts- politisch den Kontinent beherrschen, nicht Mitglieder des Bundes, wobl aber der panamerikanischen Union sind. Der Fall dieser Natsexekutive hätte so unglücklich gelegen, wie er überhaupt nur liege» konnte. Gewiss wun chten viel- Völkerbundsfreunde, dass der Bund hier ei» Epe npel keiner fnedensstiftenden Eigensck-astcn statuieren mögnachdem ihm dies dreimal hintereinander bei Streitigke-«»,, ,,vi ch n amerikanischen Völkerbundsmiigliedern misslungen wer Aber der Versuch hätte ohne diese günstige Wendung m l einem grossen Prestigeverlust enden können Wir gehen wobl nicht fehl in der Annahme, dass Chamberlain. wenn er Natsvorsitzender wäre, diesen Schritt nicht unternommen hätte, hat doch Frankreich die Folgen einer europösich- amerikani'chen Verstimmung weniger als England zu fürchten, das wegen seines Gegenlatzes zu den Ve einig'en Staaten sein europäisches Kreditkonto bereits stark über- ogen hat. kirchevpo Ursche H'.ol<"'knkmde Rom. 19 Dezember. Bolivia hat seinen Soldaten weitere kriegerische Aktionen im Gebiet des Gran Chaco verboten, und eine spätere Zeit wird Ausschluß darüber bringen, ob der Völkerbund oder der Heilige Stuhl mehr an dieser Friedensbotschaft beteiligt sind. Es ist aber wichtig, die Feststellung zu machen, daß ungewöhn lich prompt die ganze Wcltberichterstattung sich anti bolivianisch einstellte und sür Paraguay Partei ergriff. Warum wohl? Weil bekannt ist. daß Bolivien „stock tat ho lt sch" ist. Weil es das einzige Land war, das ohne Rücksicht ans diplomatische Leisetreterei die mexikanische Katholikenver- folgnng als „unwürdig" bezetchnete, ja als „Verletzung des Völkerrechts". Die Freunde Mexikos uird des Herrn Calles wußten auch, daß Bolivien beim Heiligen Stuhl einen Bot schafter unterhält und in seiner diplomatischen Hierarchie diesen Botschafter an di« erste Stelle setzt. In Paraguay dagegen wirtschaftet der Liberalismus, und wenn auch der jetzige Präsident Euggiari vernünftigere Kirchenpolitik treibt, ist doch gewiß bezeichnend, daß er erst vor acht Tagen eine Depu- tation aus Liberalen und Sozilisten „beruhigen" mußte, weil «r an di« Einrichtung eines von anderen Metropolitansitzen «nabhänglgen Erzbistum für Paraguay denkt? .) . . »'