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Tagung -er kalholischen Jugend Deulschlands Schon im Jahre 1921 hatten sich unter Führung von Carl vtosterts katholische Jugendverbände zu einer Arbeitsgemeinschaft ,vsammengcs»nden. Mittlerweile war die Entwicklung so weit ge diehen, daß der Wunsch nach einer festere» Zusammenfassung laut wurde. Dieser Aufgabe diente die letzte Tagung der katholischen Jugend Deutschlands im Altenberger Landheim des Jungmän- ncrverbandes. Vertreter waren Jnngsraucnverband, Jnngmänner- verband, Werkjugend, Ncudculschlond, Gesellcuvcrband, Kartcllver- band der katholische» Sludentcnvereine Deutschlands (K. V), Ver band der wiffenschaftlichcn katholischen Sludcnlenvereine Umtos <ll. V), Gros-deutsche Jugend, Jungkreugbund, Hochland-Verband, Jnugborn, Jung KKV., Ncudcutschland-Acltcrenbund, Rcichsver- band Deutsche Jugendkrast. Die Verbünd« und Bünde erklärten endgültig den Zusammen schluß in der katholischen Jugend Denkschlands und gaben ihr die feste Satzung. In deren Sah 1 heißt es: „Die Katholische Ju gend Deutschlands ist die Gemeinschaft der Verbünde und Bünde katholischer Jugend in Deutschland/' Sah 2 gibt Ziel und Ausgabe au: „Ihr Ziel ist, den Gcmcinschafiswillcn der katholischen Jugend Tculschlands zu klären und zu festigen, das (Hemeinschaftslcbcn katho lischer Jugend zu pflegen, die Gcmeinschastsarbcit katholischer Jugend zu fördern zur Erfüllung ihrer gemeinsamen Ausgaben, in innerer Einheit und äußerer Geschlossenheit, für Kirche, Volk und Staat." Latz 3 nennt die Organe der KID-: Rat, Führerring, Jahres, lagung. Zum Vorsitzenden der KID. wurde Generalpräscs L. Walker, Düsseldorf (Katholischer Jungmänncrvcrband Deutschlands) ge» wähll. Tie übrige» fünf Mitglieder des Rates sind: Generalpräscs stlens (Jnngsraucnverband), Generalpräscs Nlbrod (Jung-KKV), Hubert Gäbet (Jungkrcuzbnnd), Vcrbandsleiter Deutsch (Deutsche Jugendkrast), I. Noesch (Ilnitasvcrband). Die Geschäftsstelle der KID. ist zur Zeit beim Jngcndlxius in Düsseldorf. Die andere Hauptfrage der Tagung mar eine Stellungnahme zur Katholischen Aktion. In dem einleitenden Referat suchte Pater Esch S. I. die Idee der Katholischen Aktion in ihrer ganzen Bedeutung und Reinheit auszuzcigen. Sie sei nichts Ge wachtes, sie falle in ihren leitenden Ideen und Grundkrüftcn zusam men mit der katholischen Bewegung unserer Zeit. Ihr innerster Kern sei ein lebendiges religiöses Leben. Es gehe in ibr nicht nur um ein scclsorglichcs Apostolat der Laien, sondern »m ihr Apostolat iu allen Gebieten des Lebens. Die nächsten Ausgaben der katholi sche» Jugend in der Katholischen Aktion sei das Eindringen in den letzten Sinn der Katholischen Aktion, das Eindringen in gegenwär tige Not und Sendung der Kirche, die Bildung der Führer (Exer- zit.en, liturnücbc Bewegung, Werkwocbcn, Kurie). Die Aus'prache zeigte manche Gegensätze in der Auffassung. Sie ergab den Wunsch nach einer eigenen Aussprache der KID. über die Katholische Aktion. Am Schlüsse nahm die Tagung noch zu einigen anderen Fra gen Stellung (Volksvcrcin Partei, Rttndsunk). Wir hassen, baß die Katholische Jugend Deutschlands einig und stark ihren Weg geben wird, daß sie von unten her, in der lebcndigeit Ccnicinschast kallwlsichcr Jugend der Pfarrei und der Stadt sich aus- bane, daß aus ihr eine neue und innere Einheit des katholischen Vol tes in Deutschland erwachse. In dieser Hoffnung, in der die ge heime Sehnsucht der Besten aus de», Jungvolk lebt, grüßen wir die Katholische Jugend Deutschlands. Die Post in Erwartung des Weihnachts-Paketverkeßrs. Um den gesteigerten Anforderungen des Weih,mehls Paüet- verdehrs gerecht zu werden, hat die Post, gestützt auf die Er- so-w„gcn der früheren Jahre, umfassende Vorbereitungen ge troffen, die eine schnelle und pünktliche Zuführung der Sen dungen in die Hand des Enwsängers erwarten lassen. Die Annahmeschcilter werde» dein Bedürfnis entsprechend vermehrt, neben den bestehenden Postverbindungen sind zahlreiche außer gewöhnliche Be fürder u ng eae lege »heilen aus der Bahn und auf Landwege» vorgesehen. Soweit die Pallete vom Empfänger l icht aligeholt werden, erfolgt ihre Zustellung unter Ver mehrung der Betriebsmittel und der Zustellkrättc ohne besondere Kosten mit der gewohnten Pünktlichkeit. Wer seine Pakete rechtzeitig bei der Post aullicseS. kann sicher sein, daß sie zu der gewünschten Zeit den Em'siänaer erreichen. Wer verhindert ist. seine Pakete persönlich bei der Bost aufzuliefern, oder sich den Weg znni Postamt sparen will, gebe sie dem Naketznsteller mit. Das kann ü^rall geschehen, wo die Paketzustellung mit Fuhr werk ausgefichrt wird. Die Gebühr für die Mitnahme betrügt SO Ruf für ein Paket. Lm langen Bruch. Ei» jagdlicher Kriminalroman von Halnz r-rtsred von Byern. ex>ovri«Ii« dv Vkri»e zi derl Nein«. Lottbu». 2V. Fortsetzung. Mit einem Ruck wurde ohne anzuklovsen, die Tür aus- gerissen und stramm stehend wie ein Eardcgrencidier. über das ganze, alte verwitterte Gesicht strahlend, meldete Friedrich Wilhelm Siebcnschub mit Sientorstimme: „Herr Gras, ick llab' noch 'ne dritte Buddel kalt stellen lassen, das Brautpaar :s' all da!" „Allmächtiger ich sag's ja. sie nimmt den Patenlsatzkcn!" Aber olötzlich schienen Gras Lteinrücks Züge zu versteinern: denn nnter Lachen und Weinen drängte sich an Siebcnschub vorbei Hertha, gefolgt von der Lübe. den „Knieper" bellend und bechelnd umtanzle. „Väterchen!! Liebes, liebes Väterchen!" Siebenschuh hatte sich diskret zurückgezogen, aber draußen blieb er einen Augenblick stehen. „Min leim Herrgott, nu dank' ick di ok. dat dav us lütt', lew Komtcßchen den Richtigen utsukt best!" Und der alte Mann wischte sich verstohlen über die Augen. Das junge Mädchen war neben dem Rollstuhl nieder- gekniei. „Väterchen, ich trabe ibn ja so lieb!" Der alle Herr strich über das volle, braune Haar. „Mein öenüakind! Min lütte Deern! Und mich willst du allein lassen?" Sie nickte nur. ^ „Ich Hab ihn doch so lieb!!" lieber Graf Alberts Züge sloa es wie ein Wetterleuchten und olötzlich schrie er mit der ganzen Erundgcwalt seines drl, nendcn Basses. „Jochen. Junge aber das sag' ich dir. wenn du mir das Mädel nicht glücklich machst —" Mit einem Jubelrus flog Hertha ihrem Verlobten in die «rine. und Lübe hielt sie fest, als wollte er sie so halten und tchirmen siirs ganze Leben. Leise öffnete sich die Tür und Friedrich Wilhelm Sieben- tchuh stand a,,s der Schwelle, hob bedächtig den rechten Zcige- nnger und jvrach im Grabeston: „Dieses habe ich geahnt, aber mden ist Silber und Schweigen ist Gold!" Der Abschlutz -er Generalversammlung Düsseldorf. Ter am Montag gewählte Große Vorstand des Volksvereins für das katholische Deutschland trat am Nachmittage zu seiner ersten Sitzung zusammen. Zum 1. Vorsitzen, den wurde gewählt Reichskanzler a. D. Dr. Marx (Berlin), zum 2 Vorsitzenden Domkapitular Leicht und zum 3. Vorsitzenden Akademievorsitzcnder Professor Dr. Raederscheidt (Bonn). » Interessant war die Debatte, die sich in de» abschließende» Be ratungen der Generalversammlung an de» Satzungsent- ivurf anknüpste. Der deutschnationale Abgeordnete Professor Dr." Mart in Spahn wies in lange» Ausführungen darauf hin, daß die berufsständische Gliederung des deutschen Volkes immer stärker werde und die politische Einigkeit der deutschen Katholiken all mählich aushcben müsse. Es müsse aber der Versuch gemacht wer den, einen Boden fern von aller Parlcipolitik zu finden, ans dem alle Katholiken an ihrer großen Sache gemeinsam arbeiten könnten. Er könne sich den Volks-vercin als eine Organisation vorstellcn, die dicke Aufgabe erfüllen könne. Er und seine Freunde seien sest ent schlossen, den« Volksvcrcin keine Schwierigkeiten zu machen und loyal mitzuarbcitc». Er erbitte daher sür seine Gruppe die entspre chende Berücksichtigung im Vorstand. — D r. Brauns erwiderte, daß die Aufgabe» des Volksvereins über die Aufgaben der Katho lischen Aktion hinausgrcisen und daß Dr. Spahn irre, wenn er die Ausgaben der Katholischen Aktion mit denen des Volksvereins zu- sannncnlcge. — Ministerpräsident Stegerwald äußerte sich in dem Sinne, daß der Volksvcrcin heute im Interesse seiner Arbeiten noch nicht in der Lage sei, der Gruppe um Spahn Berücksichtigung lin Vorstände zu gewähren. Abgeordneter Ioos gab seiner Freude Ansdruck, daß auch die Gruppe um Marlin Spahn sich zur Mitarbeit bereit erklärt habe. Niemand könne und dürfe entbehrt werden, der ehrlich an dem Wie deraufbau des Volksvereins Mitarbeiten wolle. Der Vollsvercin darf sich keiner Richtung verschreibe», keine» Interesse», er darf sich auch keiner politischen Partei anskiescrn, er hat einzig und allein auf dem Boden katbolsicher Weltanschauung das Volkstum zu erneuern und das deutsche Volk zu einen. Der neue Vorstand wird sich das Vertrauen des katbolllchcn Volkes nur erhalten, wenn er alle, dis z»m Krenzznac des katholischen Christentums bereit sind, unter seine Fahne sammelt. Dr. Brauns betonte lehr eindeutig, daß der VolkSoeicin keine Parteiorganisation sei und auch keineswegs Pancipoüiil trei ben wolle. In der Diskussion wurde die Forderung nach Verein fachung und gegebenenfalls Verschmelzung katholischer Organisatio nen erhoben. Im übrigen wurde» die Satzungen nach dem Ent wurf augeuommen. Offen gelassen wurde noch die Möglichkeit einer Stellvertretung im Vorstand. Bei der Wahl zum Vorstand schlug die Gruppe um Spahn vor, die Liste des Vorstandes durch die Namen Marti» Späh», Exzellenz Walross, Rektor Klövekorn zu ergänzen. Bei der Abstimmung nnler- lageu diese drei Kandidaten. Dem neuen Vorstände des Volksvereins gehören folgende Männer und Frauen an: Andrd, Präsident der Landes versicherungsanstalt (Stuttgart) Dr. Baumgartner. Ministerial rat (Karlsruhe). Blum, Gutsbesitzer (Krefeld). Dr. Brauns, Reichsminister a. D. (Berlin). Dr. Tessauer, Professor (Frank furt a. M ). Esser, Thomas, Genossenschaftsdirektor (Eus kirchen). Gebhardt. Domkapitular (Speper). Dr. Föhr (Fret- burg). Hattenmer, Prof. (Worms). Tr. Hörster (Altena i. W.I. Joos (M.-Gladbach). Dr. Kaas. Prälat lTrier). Dr. Kaster, Pfarrer (Altenkessel). Kuhr, Landwirt (Biene. Post, Giete). Lammers, Klemens (BerlimCharlottenburg). Leicht, Prälat (Bömberg). Lindermapr, Stadtpfarrcr tAugsburg). Fürst Löwenstein (Kleinheubach a. M.). Marx. Reichskanzler a. D. (Berlin). Dr. Meyer. Recbisannmlt (Bonn). Dr. Olle. Kanoni kus (Liegesitz). Baron v. Pöllnitz (Freibnrg). Dr. Ranch, Ober- stadlbaurat (München). Stegerwald, Ministerpräsident a. D. (Berlin) Surmann, Domkapitular (Münster). Frl. Teusch. Thielemann, Domkapitular (Fulda). Uülzka, Prälat (Rntibor). — Ferner als Vertreter der katholischen Ver bände: Asmnth. Oberpostinspektor (Köln Lindenthal), Ver band der katholischen Beamtenvereine Deutschlands. Dietrich, Rektor (Halle), Vertreter der Lehrerschaft. Hürth, General präses des Gesamtverbandes der katholischen Keseüenvereine (Köln). Kiens. Genernlvräses des Verbandes der katholischen Jnngfrauenvereine (Düsseldorf) Frau Schulrat Laugenberg (Köln, Overstolzenstraße 19). Zentralverband der Mültervereine. D. Müller, Verbandspräses der kaiho!!sä>en Arbeitervereine (M.-Gladbach). Dr. Newderschcidt. Professor, Verband der katho lischen Akademiker lBonn). Teusch Verband der katholischen Lehrerinnen Frau Weber. Ministerialrat. Katholischer Frauen bund. Walker. Generalpräses des Vorbandes der katholisckien Jtiaend- i'nd Jniigmnnnerv"rcine tDüsseldors). Dr. Waacs, KKV. Weber, Generalsekretär des Angusiinusvcreins (Düssel dorf). Dresdner Lichkfp?ele Prinzeß-Theater. Der spannende Film „Martern der Liebe" ist ein Hohelied ans die Liebe einer Mutter, die während der polnisch-bolschewistischen Grenzkümvse ihr Kind verliert. In mannigfacher, oft erschütternder Weise ist die Qual dieser Mutier geschildert, die ihre» Liebling rastlos sucht. Vis nach Paris führt sie eine Spur, die sich aber wiederum als falsch erweist Von der Ueber-euaung geleitet, ihr Kind unter den Lebenden nicht wiederzusinden, will sie ebensalls sterben, wird aber von einem jungen Maler gerettet. Dieser versteht es nicht nur ihre Liebe zu gewinnen, sondern auch nach unsäglichen Schmierigkeiten ihr das Kind, das van einem früheren russischen Offizier in böswilliger Absicht in Polen festgehalten wird, zu- riickznfllhren. Das tragische Geschehen wird an einlaen Stellen — ganz grundlos — unterbrochen von komischen Situationen, die allerdings den Ernst und die G"schlollenhe!t des Ganzen n'cht im weftntlichen beeinlliillen. Olga Tschechow« snielt die vernvcifelte Muster sehr eindrucksvoll, ihr Partner ist Heinz Stiiwe, der sympathische, edle Künstler. Tie Zentrum-Lichtspiele bringen augenblicklich den sehr zeit gemäße» Film „Liebe im Schnee". Der Schnee ist das Schönere au dem Film, die Liebe wandelt !» de» üblichen ausge tretenen Pfade». Wir sind nicht geneigt, diese Behandlung von Ehc- konslikien als nwrallördernd anzusprechen, ia können uns nicht ein mal die Kritik Verlagen, daß uns diese Themen auch zur bloßen llnierhaltiing der Massen ganz und gar nicht geeignet erscheinen. Darüber kann auch die gute technische Leistung des Filmes und der Hauptdarsteller (Lidio Pavanelli. Georg Alexander) und die gute Regte Mar Obals nickt himvcgzniäuichen. Unsere Zeit liebt dieses Spiel de? Lebens; man kann es grnndlätzkich nicht vertreten, wenn sich der Film immer und immer wieder aus die Seite des Zeit geistes stellt. Leipziger Sender Sonnabend. 15. Dezember: 15.00 Uhr: Frostmeldungen. Anschließend: Schallplattenkonzert. 16.00 Uhr: Steuerinspektor a. D. A. Hornaner. Leipzig: „Ein reichung der Cteuerabzuasbeleoe für das Kalenderjahr 1928". 16.30 Uhr: Kon-ert des Mandalinenorchesters „Mandolinismo". 1715 Uhr: Funkwerbenachrichtcn. 18.00 Uhr: Fnnkbastelstnnöe. 18 20 Uhr: Wettervoraussage, Zeitangabe und Arbeitsnachweis. 18.30 Uhr: G van Enseren, E. Nt Alfieri: Spanisch für An fänger. (Deutsche Welle. Berlin.) 19.00 Uhr: Rektor Josef Greff, .Halle a. d. S.: „Psycho- analnse" IX. 19 30 Uhr: Prof Dr. Georg Witkowskt. Lemzig: „Lessing" II. 20 00 Uhr: Dr. Otto Ehrhardt, Dresden: Einführung in dos Singlviel ..Der treue Soldat" von Franz Schubert. 20.15 Ubr: Der treue Soldat. 21.15 Uhr: Furiklwettl. 23. Uhr: Tanzmusik. Oera,»wort»» »r den votniichen Ten or. ater dard Dk-:-cz«i. Dresden >i!r den Nich»!»«,, Te» nnd das Feuilleton s)r. Mar Dom ch e Dresden 'ürArturs«»',, D resden. 7 Kapitel. „Nein, Hertha das ist wirklich schrecklich mit dir!" Gras Albert setzte den Klemmer ab. den er beim Lesen zu tragen »siegte, den lieben langen Tna über sprichst du nur von dem Achtzcknendcr und seit dir Jochen das Bild mitgebracht hat. bist du ganz aus dem Häuschen!" „Aber. Väterchen, morgen ist doch auch der Erste!" „Ja. das hast du mir mindestens schon ein dutzcndmal er- zäblt. Mädel. — willst du denn wirklich bei Nacht und Nebel lossticseln?" „Oberförster Wagner bolt mich um vier llhr ab." „Ach. du bist ja nicht recht geschc't, um vier, da ist cs ja noch stockduster!" „Und bis zum „Langen Bruch" haben wir eine Stunde zu gehen, wir müssen doch vor Bnchscnlicht dort sein!" „Dann geh' jetzt nur zu Bett, Kind, und schlafe wenigstens ein paar Stunden," „Schloten?! Nein, damit wird es beute nichts, ich setze mich in mein Zimmer und blättere noch ein bißchen in alten Jagd- zcitungen. — sei mal ehrlich, Väterchen, du hast es früher auch nicht anders gemacht!" Der alte Herr schmunzelte. „Das ist auch gc.i z was anderes, ich bin ein Mann. — hätte ich mich ein bißchen mehr gehalten, dann brauchte ich jetzt nicht mit dem Zivocrlein im Rohrstuhl zu sitzen, 's ist 'ne Tränen- wclt!" Das junge Mädchen stand auf. „Ich will bloß noch die Wiener Kasseeinaschine zurccht- stellcn, dann lese ich dir noch etwas vor. heute ist ja der „St. Hubertus" gekommen, ich glaube, du hast noch gar nicht hinein- gekuckt!" Jochen von der Lühe strich noch einmal vriiscnd über den Lauf der Bücksie. dann össnete er den Verschluß, schob einen Ladestreifen mit siins Teilmantelgeschossen in das Magazin und drehte den S'cherungsslügel herum. . N»n hing er Glas und Gewehr um, steckt» sich eine Zigarre an und strich quer durch den Park. Es war eine sternenklare, frostkalte Sevtcmbernacht, Leise raschelnd sielen vom Frost geknickte Blätter, und hoch aus den Lüsten klang das metallische „Siiii — Siiii" streichen der Enten und das „Gig — gak — gal" nach Süden ziehender Graugänse- Ein würziger Hauch von frisch gepflügter Erdscholle und modernden Blättern kam herüber, in den Ställen brannte schon Licht, das Vieh zerrt« brüllend und rasselnd an den Ketten, knarrend quietschte der Puinvcnschwengcl. und aus vem Hof« hörte man die Stimme des Inivektors. Der Part ging in den Hochwald über. — Lübe trat durch das grüngestrichene Gittertor und schritt über die schmale Brücke, die den Mühlgraben überquerte. Noch war cs Nacht, tiefes Dunkel lagerte zwischen den Stämmen. Jochen ließ sich Zeit, wenn er den Nicbtweg nach Jagen 11 wäbttc. konnte er bequem in einer kalben Stunde an der Grenze sein, aber er mußte vorsichtig virschen, um das Wild nicht zu vergrämen. Im Osten zeigte sich ein Heller opalisierender Schein, die Ränder der kleinen Windmolken färbten sich rosig, eine leichte Brise klaute aus und strich durch die Wivsel der Bäume. Aus Lübes Gesicht und Hände siel der Tau. blieb in kleinen, blitzenden Perlen aus dem Büchsenlaus hasten und bcschlug die Gläser des Krimstechcrs. Da! — Von drüben her. dort wo die Bruchwiese lag. klang ein leiser Trenzcr. nun ein Schrei, dröhnend und zornmütig, steigend und fallend, gleich dem unablässigen Branden des Meeres. Jochen prüfte mit dem Finger die Windrichtung und pirschte bebntlam Tritt um Tritt setzend. n»her. Am östlichen Horizont flammte es aus. leuchtende, surkelnde Strahlengarben, alles ringsum in eine Flut von Licht und Elan» hüllend. Neben dem matten Altgold welkender Eichenblätter schim merten wie blaßrote Korallen die Beeren der Eberesche, silber graue Weißbuchenstämme hoben sich von dem B'augriin des Nadelholzes ab und zwischen eingeivrengten Fichtenhorsten leuch teten schneeigwciße Birken, deren ockerfarbenes Laub in wir kungsvollem Gegensatz stand zu dem tiefen Bordeauxrot der Blutbuchcn. Es war eine Farbcnsinfonic von unerhörter Pracht und Schönheit. An Ried und Rain Busch und Baum glitzerten gleich Dia manten Tautropfen, in allen Farben des Regenbogcns im Moraensonnenstrabl schillernd. Ein paar Kohlmeise» nestelten in den überdüngenden Zwei gen einer Erle, pickten den Samen aus den braunschwarzen Kätzchen, »nd an dem rilligen Stamm einer Randkicscr kletterte ein Buntspecht empor, die Borke nach Larven »nd Käsern ab- suchcnd. Der Hall eines Büchsenschusses zerriß iäb die friedliche Stille, erschreckt hielten die Meisen inne. im Vogenklug strich der Svecht durch das Holz. Lühe stand wie erstarrt, schwer atmend. — Hertha. — sollte sie?! (Fortsetzung folat.)