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Nummer 28k — 27. Jahrgang trichcim cinai wdiliein:. mli den Illnsii. NraNSbeilagen »Die llell' und .gkür im'ere «einen Leute'. sowie den reilbeticigen kl. deww-PIatt' .Ünierdaltnny und Willen'. .Dir Wen der g,a«' »Aerpttiber Raineber' Da» gute B»»' .ffilmrund. Ichau'. Monatlicher BeznaSvretS 3 MI. einichl. Reliellaeld. kjujeinnmmer Z Sonnabend. ». Sonnlaanmnnier ikU S, Haiwtlchriilieiier: Dr. <v. TeSczvk. Dresden. Sonnabend» 15. Dezember 1928 Periaas»»« > DreSde» »l»,eiaenprei>ei Die iqeivaliene Peliizetle .»<» ^.^amtllen- an,eigen „. Sieilenneiuche SN 4. Die Peitireilamezclle Wmm breil I Fitr?In,einen anperhalb de» PerbreNnngSgebtete» 4N4 diePelilreriam-jeilel.!«»^. Vrletgeb. NN 4 ^mZall« höberer Aewaii erlilchi >ede Berpllichiunn aus liieierunn >owle Erfüllung i>. Anzeigen-Aiviräaeu n. Lellinnq v. Schndeneisatz. LetchäiiNcher Teil: Artur Lenz. Dresden. («etchäftSftelle. Droit u.Verla«: »ermama. S>.-c». liir Berlan und Druckerei, Filiale Dresden. DreSden-SI. 1. PoiierlirakeN. ^ernrniLioiS. PoMcbeiklonio Dresden kinnlkonia Seadkbn»' DreSde» "N »171" FUr christliche Polilik und Kultur ikiedaktio» der Sächsischen VoikSzeitun« DreSdeci-Alillad! i PoNerstrage >7. Nernrio 2MII „nd?iM2. W WMM als WeWWer Senator Klotz» ehemals französischer Finanzminifter und Milunlerzeichner -es Versailler Vertrages» wird wegen Betrugs verhaftet Paris, 14. Dezember. Ter Skandal des ehemaligen FinanzministerS und jeiiigcn LenatorS Klotz bildet das Tagesgespräch von Paris. Klotz wird beschuldigt, Wechselsälschungen gröbster Art begangen zu haben und eine große Reihe von Schecks ohne Deckung ausgegcbcn z» haben. Klotz bcsindct sich schon jetzt unter ständiger polizeilicher Bewachung. Die gerichtliche Verfolgung kann allerdings erst be ginne», wen» der Senat über den Antrag a»f Nicderlegnng seines Mandates entschiede,, hat. Diese Entscheidung dürste heute fallen nnd cs ist anznnehnicn, daß anschließend sofort die Vcrtzaftnng uon Klon erfolge» wird. Das wird auch nicht dadurch verhindert wer den, das; Klotz Ge tstesschwäche vorznschntzc» versucht. Er hatte gib in ein privates Irrenhaus geflüchtet, ist aber ans Veranlassung brr Polizei bereits am Mittwoch in das staatliche Irrenhaus von coineSnes überführt worden. Ebensowenig wird cs Klotz Helsen, Sah er außer auf sein Mandat als Senator auch ans seine Eigen- stbast als Reserveossizier und Mitglied der Pariser Anwaltokain- mer verzichtet hat. Welche Höhe die von Klotz vcrnnlrenten nnd erschwindelte» Ecker erreichen, kann man vorliiusig noch nicht einmal vermuten. Klotz hatte als Finanzministcr verschiedenen Großbanken besondere Dienste erwiesen nnd dafür »ahmen diese Schecks von Klotz an, Kohden, diese ohne Deckung und damit gänzlich wertlos «men. „Paris Midi" berichtet, die Banke» hätten allmählich große SckMiden voll solcher Schecks von Klotz gehabt. Das hätte natür lich einmal anfbörc» müssen. Trotz aller Warnungen und Vor stellungen "hat aber Klotz nicht daran gedacht, diese bcgnemc Me thode der Finanzierung anszngebc». So hat denn schließlich am Dienstag der „Eredit Lvonnais", um diesem Skandal ein Ende zu mache», die Hilfe der Gerichte in Anspruch genommen. Ihm folg ten rasch andere Banken. Gleichzeitig wurden die Wcchselsälschun- gcn bekannt, die Klotz seit Wochen begangen hat. Die Freunde und Freundinnen des Senators haben noch in letzter Stunde alles aufgewandt, uni de» Skandal zu Verbindern. Me Vcmübnngen bei Sen Banken und bei amtlichen Persönlichk leite» waren aber vergebens. Die Zeitungen veröffentliche» bei ßende Spottbildcr auf Klotz und bringen spaltenlangc, sensationell ausgemachte Berichte. Es wird angenommen, daß Klotz die er schwindelten Summen auf der Rennbahn, bei», Spiel und mit Frauen vergeudet hat. » Nach-der Stabilisierung des Fransten erlebt unser westliches Rackbarland jetzt die gleichen Finanzskandale. die wir in Deutschland in ähnlicher Art nach der Stabili sierung der Mark gehabt haben. Es sind das typische Begleiterscheinungen der Deflation. Die Nutznießer der Inflation können sich auch in Frankreich nicht leicht auf die neuen Verhältnisse umstellen und ihre bisherigen bequemen Methoden des Gelderwerbs nufgeben. Binnen weniger Tage hat Frankreich nun zwei graße Skandale dieser Art erlebt, den Zusammen bruch der „Gazette dv Franc" und die Bloßstel lung des ehemaligen Finanzministers Klotz. Bei dem Zusammenbruch der „Gazette dv Franc" ist der Gesamt schaden bedeutend größer und die Wirkung trauriger, Tausende von kleinen Sparern sind dabei um ihr Ver mögen gebracht worden. Der Skandal Klotz' dürfte aber weit mehr Aufsehen erregen, nicht nur in Frankreich, sondern vor allem auch im Ausland. Daß ein Mann, der fünfmal den Posten des F i n a n z m i n i st e r s Frankreichs bekleidet und in dieser Eigenschaft den Vertrag von Versailles mit unterzeich- n e t hat — Klotz war übrigens trotz seines deutschen Namens einer der gehässigsten Gegner Deutschlands — jetzt als Wechselfälscher und gemeiner Schwindler ver haftet wird, ist ein, selbst an den Stäben der Nachkriegs zeit gemessen, ungewöhnlicher Skandal. Herzogin Jutta und -er Versailler Derkrag Schwerin, 14. Dezember. Die Mecklenbg. Zeitung meldet: Am 18. o. M. 'indet in Paris vor dem deutsch-jugoslawischen Schieds gerichts Hof die mündliche Verhandlung der Klage statt,die die Prinzessin Militza von Montenegro, geborene Herzogin Intia von Mecktenlmrg-Strelitz, gegen das Deutsche Reich ans Grund des Versailler Vertrages angestrengt hak. Tie Klage geht aus Zahlung von 15 Mill. Goldmartz mit Zinsen seit Ende des Jahres 1918. Diese Klage e er derzeit ausländischen Fürstlichkeit gegen sas Reich bildet einen der wenig erbaulichen Nachklange zu der leidige» Geschichte der Fürstenabfindung. Plan darf die Envarlnng aussprechen, daß die Kläger in diesen Prozessen nnr ihres eigenen Ansehens willen alles tun, um rasch zu Ab schlüssen zu gelangen, die dem normalen Nechtsempllnden ent sprechen. Dreimänner-Kvnserenz in Lugano Aber ohne Ergebnis. Lugano, 14. Lezemoer. Die erste Besprechung zwischen den Außenministern Eng te n d s Deutschlands und Frankreichs ha: am Don- in'iswg um 3,'H Uhr im Hotel „Splendid" statlgefunden. Die lmlerrednng erfolgte im Anschluß on das Präsidenlens> ühstüch. d«n. Briand sämtlichen Mitgliedern des Rates, dem General- ßbretär und den Untergeneralsekrelären. dem Völkerbunds- sclttetanat. sowie einer Reihe von Diplomaten gab. Kurz nach dem Frühstück unternahmen Briand und Dr. Siresemann in dr.n Amo der französischen Abordnung eine kurze Autofahrt. Auch Chamberlain verließ das Hotel im Auto. Die drei Mi nister besichtigten die Kapelle Santa Maria di Angeli, in der sich Fresken des Malers Luini ans dem frühen 15. Jahrhun dert befinden. Die drei Minister kehrten nach kurzer Zeit wieder in das Hotel „Splendid" zurück, worauf dann die erste Unterredung zu dreien stattsand. An der Unterredung nahmen außer den drei Ministern nnr der Dolmetscher der französischen Detzgalion, Professor Hesnard und der Dolmetschter der deut sche» Delegation, Dr. Schmidt teil. — Die Besprechung dauerte last zwei Stunden. Offiziell werden über den Verlaus der Prsprechungen keinerlei Mitteilungen gemacht. * lieber die Anssprache mit Briand und Siresemann gab ^hamberlain der englischen Presse, die er »ach der Unter haltung empfing, folgende Erklärung: Geivisse Einwendungen «lreiemanns seien überwunden worden. Die in Locarno ein- Sileiietc Polilik der Befriedung werde fortgesetzt, er glaube, eatz d,e deutsche Delegation, di« sehr pessimistisch nach Lugano gekommen sei. weniger pessimistisch »ach Berlin znrückkehren werde. s?> Rene Entscheidungen irgendwelcher Art seien aber bei den gegenwärtigen Unterhaltungen über die Genser Be schlüsse vom September nicht zu tressen. Die weiteren Aussprachen würden aus diplomatischem Wege fortgesetzt meiden. Auf die Frage, was nach der Räumung des Rheinlandes im Jahre 1935 geschehen werde, erklärte Chamber lain kategorisch: „Ich lehne es ab. ans diese Frage ein.zugehen." Ebenso erklärte er nnf die Frage, welche Bedeutung er nnd Briand der gegenwärtigen Besetzung des Rheinlandes beileg ten. daß die Erörterung dieser Frage zurzeit nicht wünschens wert sei. Briand erklärte »ach der Besvrechung der drei Außen minister Vertretern der Presse gegenüber, bisher habe jede der an der Anssprache beieiligten Seite ihre» Rcchtsstandpunkt in den schwebenden Fragen voll anfrechterhalten. Es handele sich jetzt darum, einen praktischen Ausweg zu finde». Weitere Be sprechungen zu dreien würden N'cht mehr stattsinden, jedoch würde er noch eine Unterredung init Dr. Siresemann haben. Annahme des französischen Budgets Paris, 14. Dezember. Die Kammer hat heute früh ihre Nachtsitzung beendet nnd das Budget sür 1929 in seiner Gesamtheit mit 460 gegen 120 Stimmen verabschiedet. Das Budgetgleich gewicht stellt sich nach der Verabschiedung durch die Kammer wie folgt: Einnahnien 45 415 131 743 Frank, Ausgaben 45 3«9 183 966 Frank. * Dr. Benesch reist nach Paris. Der tschechoslowakische Außenminister Dr. Benesch begibt sich nach 'Paris, wo er am kommenden Sonntag der Einweihung einer krinnerungstasel beiwohnen wird, die an dem Hause angebracht wird, das von 1910 ab der Sitz des tschechischen NationalkL.»itees war, das seinersett» in der Folg« vi« erste Regierung der Tschechoslowakei vnrd«. Vatikan» Elsatz» Konkordat Kühne Kombtnakionen einer liberalen Jeilung Dresden. 14. Dezember. Der „Dresdner Anzeiger", der doch immerhin die An erkennung eines gewissen geistigen Niveaus sür sich in Anspruch nimmt, beschäftigt sich in Nr. 584 mit der Hal tung des Bischofs von S 1 raßbnrg , Msge. R u ch, in der Elsaßfrage. Dagegen wäre grundsätzlich nichts ein- ,zuwenden, wenn dies in objektiver, sachlicher Weise ge schähe. Denn die Haltung dieses Bischofs zu einigen aktuellen Fragen hat auch in der katholischen Presse Deutschlands offene Kritik erfahren. Bischaf Ruch ist als franzosenfreundlich bekannt. Das ist sicher nicht das Ent scheidende. Bedenklicher ist es, daß der Bischoj seine Einflnßsvhäre zu weit auf rein politisches Gebiet ausgedehnt, also nicht die in so prekärer Lage unbedingt erforderliche Zurückhaltung bewahrt hat. Diese Haltung des Straßburger Bischofs in einzelnen Fragen kann sehr wohl eine Kritik rechtfertigen. Aber die Zuschrift, die der „Dresdner Anzeiger" von einem „ A l t e l s ä s s e r " an Stelle eines Leitarti kels ohne jeden Kommentar veröffentlicht (man muß also annehmen, daß sich das Blatt die Zuschrift vollinhaltlich zueigen macht), ist denn doch ein tendenziöses Ala chwerk so kühner Art, wie man es selbst in libera- len Blattern selten findet. Alan liest da z. B. wörtlich folgende Sätze: „Der Bischos (von Siroßbnrg) hat vor eiuhzer Zeit in einem Hirtenbrief den Katholiken des Elsasses unter S ü nve die sittliche Pflicht der Liebe zu Frankreich anfcrlegt uns kurz nachher in einen, neuen Brief an seine Briester diesen unter Berufung ans da? Kontondat die schwerste» Vorwürfe wegen ihrer angeblich antinationalen Haltung ge« macht . . . Was aber i» Denlschland Nntzisi machen kann, ist die anscheinende Billigung der Stellungnahme des Bischofs durch den Vatikan. Wenigstens ist der Bischof in der Lage, in seinen, Diö.zcsanblait zwei Schreiben deS Karvinalstaalssekrciärs Gasparri zu veröffentlichen, in denen Ekyparri auf die llebcrscndnng des Hirtenbriefs und der Briese des Klerus und die katholische» Journalisten antwortet. Bezüg lich des crstercn heißt es: „Seine Heiligkeit vertrant wir die Sorge an, Euer Gnaden dafür zu danken und Ihnen gleichzeitig zu sagen: Bene scripisti!" (Sie habe» gut geschrieben!) Im zweiten Schreiben beglückwünscht der Kardinalstaatssekrctär den Bischof nnd sagt: „Seine Heiligkeit ist glücklich, zu sehen, mit welch heißer Liebe für die Seelen Sie sieb cimetzc», überall und besonders bei den Priestern nnd bei den katholischen Journalisten das Wort zu verbreiten, das erleuchtet, bewahrt, ermutigt und rettet." Diese Stellinignakme des Vatikans muß in Deutschland >»» so mehr zu denken geben, als osseubar der Vatikan Grünt'e trat zu der Annahme, daß er sich im Kamvie gegen das deutsche PoikS- Inm alles erlauben könne, weil weder Deutschland ats solches noch die dcnlscbcn Katholiken, ihre Bischöfe und ilne Presse da gegen Verwahrung entlegen. Cebe» wir doch, wie schon seit iangcm belgische, polnische und italienische Bischöfe unter den Angen Roms den Kampf gegen das deutsche Volk-Km» in ivren Sprengel» führen, lind nun billigt cS der 'Vatikan sogar, daß der Bischof von Straßbnrg seine widcrstrrbendcn Diözeianen in aller Form nnlcr Sünde verpflichtet, Frankreich Ge fühle der Liebe cntaegcnznbringen. wobei er auedrücklich die Ausrede, als müsse Frankreich sich diese Liebe erst verdiene», znrückweist.'' Die Zuschrift wird mich dem Schluß zu immer ge- reizter und der „Dresdner Anzeiger" bemüht sich, diese Uebersteigerung der Gefühle durch zeilenlangen Sverr- druck zum Ausdruck zu krinqen. Iu der schärfsten Weise wird der Vatikan der Gegnerschaft gegen Deutschland be zichtigt, und zuletzt wird mit allem Nachdruck die vor wurfsvolle Frage aufgeworfen: „Wird endlich der deutsche Episkopat in Rom seine Stimme erheben? Oder wird sich auch diesmal bestätigen, daß die Katholiken deut'cher Zunge in den abgetretenen Gebieten weder van ihren Glaubensgenossen in Deutschland, nach von deren Füh rern, noch von der moralischen Macht des Papsttums irgend etwas zu erwarten haben?" Nun sind wir durchaus der Meinung, daß man Nach sicht haiien soll, wenn einmal eine sonst angesehene libe rale Zeitung die Grundregeln ernster sachlicher Aus einandersetzung vergißt und in den Tan der übelsten und offensichtlichsten Tendenzmache verfällt, ja selbst dann, wenn ihr aus Unkenntnis der katholischen Dogmatik nnd Moral der peinliche Lapsus passiert, von einer „unter Sünde verpflichtenden Liebe zu Fron Ir re ich" zu schreiben. Die Tatsache aber, daß die Haltung Die heutige Nummer enthält das St- Benno-Blatt, daS SonutagSblatt für dir Diözese Meißen.