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Sächsische Volkszeitung : 29.11.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192811294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19281129
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19281129
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-11
- Tag 1928-11-29
-
Monat
1928-11
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 29.11.1928
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tl-urrg 28. November. gungen ehe. ien" hielt vor edcrversammlimg ! Vereinigungen Beitritt: Bei. -, Staats-, Bitz» ulen zu Meißen :. Freiberg, des ind des König« anbcSverbanbes" ng Humani st) Unterstützung scher Gymnasien midi- TrcLdc» che Tatsache fest. Sachsen begriffen n Vereinigungen urch gegenseitige sammluii'gcn, iei , Gymnasien, so. ruckschrisien, von nassen. I» den keit statt zur Er> n vor allem di« ß nach bestände- eben Oberprinia- r korporativ bei- igungen hat die »er Polizei 28. November. chen Innen« . a. )enen im Dienst Dienstgrad und m geschlossenen dieses Dienstes und Namen zu- :ium nicht, daß, r ein Geschäfts- ithallsranm sür es Beamten enr- manchen Ttand« >er Untergebene oder Gejchüsts, eines Beamten, »t, lediglich aus- imen, beim Ein- c auch nur beim Etlichen Ansent- sinden, ivie er ng bezeugt. Tag )e im vorstehen- t anleiten/' chen gerecht, dir n Drill bei dr is der Stellmiz, nnimmt. Wenn lizeibenmle dem :end »nö hvf/ich iaä)t-Ltandpnnstt >olizcisichen Per- ntsprcchen. Man nach außen hin, : wird. hrer unierzoykit >idaten, darnnier > r t Verwendnng des Statistischen sächsischen Spar- 6N626 RM, ein. ithin betrug der >as Einleger« irde Ende Ostto- seliene Moment» Meso Entlausend- kollege, obwohl er eso?' - „Er hat 5irma Binnckc — ! rechtzeitig Geld eine Bank, Herr chen im trocknen." veis, da muß Sie r, vielleicht meine h kann sie ja vor« Arbeitsnachweis, eri: Spanisch jiir brecht Dürer" III. ipzig: „Recht und Bruck, Dresden'. Michelangelo und uchs, Dresden. Gottfried Semper Der architektonische Schöpfer deS »eueren Dresdens. Der geniale deutsche Architekt und Baumeister Gottfried ßemper, der vor 125 Jahren am 29. November 1803 in Hamburg geboren wurde, ist gleichsam der architektonische Schöpfer des neueren Lresdcns gewesen. Nach mancherlei künstlerischen Studien- und Wanderfahrten kam Semper von Berlin auf Meister Schinkels Empfehlung hin als Professor der Architektur 1834 an die Dresdner Kunstakademie. Durchdrungen von der Uebcrzcugung, daß das bau liche Kunstwerk nur aus der organischen Gestaltung deS Zwecks er wachsen könne, schuf Semper in Dresden auf der Grundlage der Antike mit freier Kraft im Sinne der italienischen Renaissance. Nachdem er sich beim Bau Ser neuen Dresdner Synagoge zweckent sprechend an den byzantinisch-orientalischen Zentralbau gehalten und namcnilich das Farbcnsystem der Dekoration meisterhaft durchgebil det, gab er in dem alten Hofthealer <1839) das glänzendste Zeugnis seiner Genialiiät, die bei strenger Folgerichtigkeit der Lösung des architektonischen Problems ans dem Kerne seiner Bestimmungen heraus doch die Rücksicht auf die architektonische Gesamtwirkung sest- hiell. Neben verschiedenen charakteristischen Bauten anderer Art, wie die Jnfanterickascrne in Bautzen, die „Villa Rosa" an der „Wasserstraße" in Dresden-Neustadt, das Palais Oppenheim an der Eibe in Altstadt im venezianischen Palazzo-Stil und später die Villa des Bankiers Kaskel an der Dresdner Bürgerwiese beschäftigte ihn als Hauptwerk seit 1846 der Neubau des Dresdner Mu seums, das Semper als Abschluß der noch unverbundenen Haupt- anlagen des berühmten Zwingers errichtete. Die Möglichkeit eigener Vollendung dieses Monumcntalwerkcs verscherzte sich der architekto nische Schöpfer des neueren Dresdens durch seine starke Beteiligung an den Ereignissen des großen Dresdner Maiaufstandes von 1849. Nur mit knapper Not konnte sich Semper damals nach Straßburg slüchtcn. Er ging dann später nach England und der Schweiz, um dort längere Zeit an dem ncuerrichleten Polytechnikum in Zürich zu wirken. Sein Sohn Manfred hat dann später dos an Stelle des 1869 abgebrannten alten Semperschen Theaters erbaut« neue Altstädter Hoftheater noch den Plänen seines Vaters gebaut, denen der Grundriß von Gottfried Sempers Münchner Wagnerfestspiel haus untecgelegt war. Meister Gottfried Semper ist kurz vor seiner 1869 erfolgten Berufung als Hauptleiter der neuen Muscnmsbautcn iu Wien noch einmal persönlich in Dresden gewesen. Nach längerer erfolgreicher Tätigkeit in Wien kränkelte Semper und starb ans einer Erholungsreise am 15. Mai 1879 in Rom. Mit Recht hat man die sem bedeutenden deutschen Baumeister auch in Dresden ein Denkmal aus der Brühlschen Terrasse gesetzt. l.riprig und Umgebung Die Gehilfen -er Freidenker Leipzig, 28. November. Der Bund sozialistischer Freidenker in Leip zig hat den Bußtag dazu benutzt, um in Ser Alberthalle einen „ehemaligen römisch-katholischen Priester" namens Anton Kren n ans Wien auftretcn zu lassen. Wir kennen diese Frei denker-Methode, sich von Leuten „belehren" zu lassen, die mit ihrer eigenen früheren Ueberzeugnng in Konflikt geraten sind, und die das Auftreten in Freidenker-Versammlungen ossenbar zur Besänftigung ihres Gewissens brauchen. Diese Methode ist Natürlich viel billiger und einfacher als «ine jachliclie Ausein andersetzung Mit überzeugten Vertretern der anderen Welt anschauung, zu Ser „Freidenker"-Versammlungen den Mut wohl ule ausbringen werden. Die sozialistische „Leipziger V o l k s ze i t u n g" stellt dem „Genossen" Krenn das Zeugnis aus. daß er sich in die Ideen des klassenkämpferischcn Sozialismus vortrefflich ein- gearbeitet hat. Selbst das Urchristentum war nach Krenn ur sprünglich iilassenkämpferisch! Die Funktion der Kirche als „Stütze der jeweiligen Unterdrücker" habe sich bis in die Ge genwart hinein ungebrochen erhalten. Wichtiger noch als der Grundbesitz und die politische Macht Ser Kirche sei ihre unheil volle Wirkung auf die Gemüter, ihre Knechtung der Seelen. Dann wurden der Panzerkreuzer und das Preußische Konkor dat ins Feld geführt. Damit war die „Beweisführung" zu Ende und cs kam der Appell: Kampf gegen diese Kirche tue not. Er könne nicht nur geführt werden dadurch, daß man der Kirchen steuern wegen austrete, man müsse auch mit der kirchlichen Ideologie und allen kirchlichen Formen brechen. Eine Gesell schaftsform müsse verwirklicht werden, in der die Menschen nicht mehr nötig haben, aus ihrem diesseitigen Elend in ein erträum tes Jenseits zu flüchten. Richtige" kommunistische Potitik Böttchers Abschied vom Frakttonsvorsitz — Eine kurze Lan-kagssltzung Dresden. 28. November. Die gestrige Landtagssitzung war von erfreulicher Kürze. Vor Eintritt in die Tagesordnung teilt Vizepräsident Dr. Eckardt mit, die kommunistische Fraktion habe mit geteilt. daß sie zum Fraktionsvorsitzenden den Adg. Renner, zum zweiten Vorsitzenden den Adg. Opitz und zum Schriftführer den Abg. Siewert gewählt habe. Der bisherige Vorsitzende, Adg. Böttcher ist bekanntlich seiner Opposition gegen Thälmann wegen abgesägt worden. Gleichzeitig hat man Böttcher aus der Redaktion des Leipziger Kommunistenblattes hinausgeworsen. Böttcher ist also das Opfer seiner eigenen Methoden geworden. Die aus der KPD. als „Versöhnler" verfemten Kommunisten mit Böttcher an der Spitze, haben Anfang dieses Monats auf der sogenannten Reichspartei-Arbeiterkonserenz eine Er- Klärung erlassen, in der es u. a. heißt: „Die Parteiführung hat alle Grundlagen der Partei disziplin mutwillig zerstört. Sie hat statt des durch die Sta- tuten vorgeschrieüenen demokratischen Zentralismus das System eines bureaukratisch entarteten Zentra lismus aufgrrichtet. Sie hat die Mitglieder politisch entmündigt, sie hat die politischen Auseinandersetzungen in der Partei durch einen Lliquenkampf in der Führung ersetzt. Die Mehrheit des Zentralkomiiees, aus der die Ver- antwortung sür eine falsche, den Interessen der Partei wider sprechende Politik und für die Duldung der Korruption lastet, arbeitet mit rein fraktionellen Methoden, um die Kritik der Mitglieder zu ersticken, um die Herrschaft des unkon- troll i erten Apparates aufrechtzuerhalten. Keine Stimme der Krilik wird geduldet, Beschlüsse von Organi sationen, die sich gegen dieses System richten, werden in der Presse unterschlagen. Diejenigen, die für die Gesundung und Rettung der Partei und für Beseitigung dieser unhaltbaren Zustände eintrelen, werden mit Verleumdung überschüttet. Das ZK., das alle statutarischen Rechte der Mitglieder miß achtet, dieses ZK., das seine Verpflichtungen gegenüber den Mitgliedern gröblich verletzt, ist das größte Hindernis der wirklich revolutionären Disziplin in der Partei. Der falsch« allgemein-politische und innerpolitische Kurs führt die Partei ins Verderben. Wir werden mit allen Mitteln tür die Rettung der Partei Kämpfen . . ., denn es geht in dieser Auseinandersetzung um die Grundlage einer rich tigen kommunistischen Politik in Deutschland, und die einzig wirksame Hilfe für die russische Revolution besteht nicht in der hohlen Deklamation . . ." Auf der Tagesordnung vom Dienstag standen vor allem Anfragen der Rechtsparteien an die Negierung wegen Gefähr dung der öffentlichen Sicherheit durch die Zunahme van Ueber- fällen, Diebstählen usw., ferner über Gewaltakte von Noten Frontkämpfern in Ehemnitz und anderen Orten, über kommu nistische Ausschreitungen am 2. September 1928 in Dresden, wegen Uedertretung von Verordnungen der Staatsbehörden durch Kommunisten u. a. m. Auch eine Anfrage des Abg. Büchel lSaz.) über die Entfernung einer schwarz-rot-goldenen Fahne während des Heimatfestes in Sicbenlehn sollte verhandelt werden. Das Präsidium schlug aber dem Hause vor, alle diese Anfragen erst in der Sitzung vom 6. Dezember zusammen mit einer anderen Polizeisache, betreffend di« Versetzung von Polizeibeamlen, zu verhandeln. Abg. Renner sKom.j protestierte gegen die Absetzung. Seine Partei habe ein große» Interesse an der sofortigen Beratung. Die Absetzung schein« nur deshalb zu erfolgen, weil der Reichsanivalt in den an hängigen Strafsachen nicht das notwendige Material zusam mengebracht habe. Die Abstimmung ergab Annahme der Ab setzung sämtlicher Anfragen, wodurch die Tagesordnung auf ein Minimum zusammengeschrumpft war. Verhandelt wurde dann über den Entwurf eines Er mächtigungsgesetzes zum Gesetz über die Zwangs- Vollstreckung wegen Geldleistungen in Verwaltungs sachen. Das Gesetz ist im Laufe der Zeit in mehrfacher Hinsicht abänderungsdedurstig geworden. Die Regierung hält es für zweckmäßig, wenn das Gesamtministerium ermächtigt wird, das Gesetz jeweils insoweit zu ändern, als dies zur Angleichung an die rechtlichen Verhältnisse sowie an das Neichs-Zwangsvoll- streckungsrecht erforderlich ist. Ein« solche Ermächtigung würde es ermöglichen, auf dem einfachen und schnellem Wege der Ver ordnung auch die Aenderungen vorzunehmen, die sich etwa durch die Verwaltungsreform und die in Aussicht gestellte reichsrecht liche Umgestaltung des Zwangsvollstreckungsverfahrens als not-' wendig erweisen werden. Nachdem Abg. Renner sKom.) sich dagegen gewendet hattet der Regierung eine Blankovollmacht auszustellen, wurde de- Entwurf dem Rechtsausschuß überwiesen. Nach kurzer Beratung wurde schließlich der Entwurf eines Gesetzes zur Aenderung des Gesetzes über die Verwaltungs rechtspflege gleichfalls dem Recht saus schuh überwiesen. Nächste Sitzung Donnerstag, den 29. November 1928, nach mittags 1 Uhr. Aus der Tagesordnung stehen u. a. Anträge Midi Anfragen Uber Vauarbeiterschutz, über das Ossenhalten deH Ladengeschäfte vor 7 und nach 18 Uhr, Regelung der Arbeitsq zeit der Angestellten u. a. m. Antersuchungsausfchutz für das Gefüngniswesen Dresden, 28. November. Der beim Landtag eingerichtete Untersuchungsausschuß fÜH das Eefängniswesen wählte in seiner gestrigen Sitzung an Stell« des ausgeschiedenen Abgeordneten Lauterbach, den Abg. Dr. Wilhelm lWirtschaftspartei), zum Vorsitzenden. Stellver tretender Vorsitzender ist Abgeordneter Schmidt <D. V. P.) ge blieben. Als Berichterstatter hat der Ausschuß die Abg. Menk« sSPD.) und Lippe lDVP.) bestellt. Es entspann sich eins längere Aussprache über den Antrag der Linksparteien, all« Nusschußmitglieder mit Ausweisen zu versehen, die einen feder- zeitigen Besuch der Gefängnisanstalten und Besprechungen mij den Gefangenen ermöglichen sollen. Hiergegen hat sich von jeher die Regierung entschieden gewandt und auch die Regie rungsparteien haben heute solcher Praxis erstlich widersprochen. Lediglich den beiden Vorsitzenden und den beiden Derichterstat. tern sollen die erwähnten Ausweise zugebilligt werden. Ihnen soft es möglich sein, aus Verlangen, in besonderen Fällen weiter« Ausschußmitglieder zu Prüfungen in Geiängnisansialten heran« zuzichen. Das der dürftige Inhalt des Vortrages nach -er Leipziger Volkszeitung. Man kann dem Herrn Genossen Krenn nur bezeugen, daß er von seiner früheren Weltanschauung und noch viel weniger von seinem früheren Amte so gut wie nichts in sein heutiges Leben hinübergerettet hat, und man kann es ver stehen. daß dieses Leben in seinen Grundanschauungen sich so wirr und unzufrieden gestalten muß, wie es der Inhalt dieses Vortrages verrät. Die Leipziger Volkszeitung schreibt in dem kurzen Bericht über die Aussprache u. a. folgenden Satz: „Zwei tausend Jahre gibt es eine Kirche, und noch imitier sind die Zu stände wie zu Zeilen des U r ch r i sie n t u m s". Wir bedauern nur. daß dieser Satz nicht mehr für alle kirchlich gesinnten Men schen zutrifft, sonst wäre es vielleicht auch gar nicht möglich gewesen, daß heute in Leivzig ausgerechnet an einem Bußtag in dieser Art und Weise, die eine längere Auseinandersetzung nicht verdient, freidenkerische Agitationsarbeit getan werden konnte. Der katholische Funoaka-emiker und das Auslan-s-euttchkum Leipzig, 28 November. Zu den erfreulichen Lebensäußerungen der starkgewordcncn «uslanddeulschcn Bewegung unserer Tage gehört eS, daß auch gerade die Jungakademiker sich auf diese Probleme besinnen. Teil, weise mag dieses Jniercsse erwachsen aus einem vaicrländisiben Empfinden, das in der traurigen Lage Deutschlands im Nusland- dculschtum ein neues geeignetes Objekt patriotischer Begeisterung siebt, andererseits hat naturgemäß die auslauddculsche Ideologie iu Kopf und Herz der begeisterungssähigen Jugend am meisten Ein gang gesunde». Die Bedeutung dieser Einstellung des Jnngakadc- mikers auf den auslanddeutschen Gedanken liegt darin, daß wir da mit eine Gewahr sür eine^ bewußte auslanddcutscke Haltung des Zm langen Bruch. Ein jagdlicher Kriminalroman von Hainz Alfred von Byern. «DprriLdt d> Verl»x zldrr» tili»«, cottbl». 0. Fortsetzung. Dreiundzwanzlg Lichter brannten aus dem Rand der Tortenplatte, ganz vorn das große, rosafarbene „Lebenslicht". Zwischen Blumen und Tanneuzwcigcn lagen die Geburtstags- gescheute, weicher, weißseidener Stoff zu einem Gesellschaftskleid, eine Zobeloarnitur. daneben «in Armband aus Altgold und Lirschhaken. ein Paar Altmeibener Porzellansigürchen. ein JagLglas. verschiedene Kleinigkeiten und ganz obenauf ein Jagdschein. Hertha Steiniück stand sorachlos: „Väterchen' Aber Väterchen! Das ist ia viel. viel, viel ,u viel! Wie soll ich dir nur danken?!" und sie beugte sich nieder, um ibm «inen Kuß aus di« runzelige, wettergebrounte Wange zu drücken. „Mein Kleines!" Der alte Herr zog das junge Mädchen an sich' „Mein Hertbakindl" er strich rbr liebkosend über da, goldbraune wellige Harr Erat Albert stützte sich schwer aus seinem Stock, seit einem balben Jahr konnte er. wenn auch schwerfällig, wieder etwas geben und zweimal batte er schon kleinere Gesellschaften ,n Elenzig und Demmin mitgemacht. An der Tür räusperte sich jemand. Siebenschub, der Kammerdiener und das langjährige Faktotum des Sauses. Gras Albert drehte sich um „Na, Siebenschuh, was will Er denn?" „Melde seborsamst. Herr Gras, da sind soeben noch drei Kisten aus Uckrow ringetrossen Eilbestellung!" „Kisten? Kisten? Wüßte ick nicht ich dabe keine bestellt, aber bring' Er sie nur her, vielleicht 'ne Ueberraschnng von Onkel Eberhard, der hat ja immer 'mal so 'ne Linsälle, wcikt du noch. Maus wie er mir zu Weihnachten den Asien schenkte?" „Ach Gott, bloß nichts Lebendiges, „Kniever" macht mir schon genug zu schassen, willst d» wob! dn Kerl!" uno sie versetzte dem Dackel, der an einer Spitze Ihres Schubes herumknabberle, eine» leichten Klavvs. Stöhnend und schweißtriefend schleuste Siebenschuh eine mächtige Kiste herein, er mußte die Fft'-w Hären öiinen. am oa» Ungetüm glücklich in» Zimmer zu bringen. „Allmacht-ger Himmel!" Der alte Herr lachte im dröhn "ir den Paß. „Aba, eine Gewchrkiste, stehst du >' bl, >.ülü,..ch von Onk.t Eberbaro aber Mudel was hast ou venu?!' Hertha war todblaß geworden und starrte auf die Adresse des tieinen wrgiallig vetvacklen Kästchens: .,Absender: I. von der Lühe. Brietzow bet Uckrow" stand dort. „Väterchen. — das — das ist von Lühe!" „Ach Unsinn! — Lühe! — Du träumst wohl?!" „Aber hier steht es doch!" ' „Donnerlittchen! Wahrhastig. — und hier auch und hier. — ta. ist denn der Lüde verrückt geworden?! Was sältt denn dem Kerl nur ein?! Selbstverständlich schicken wir den ganzen Kremvel zurück!" „Ach. Väterchen!" Um Herthas Mund zuckte es und ihre Augen füllten sich mit Tränen: „Er kann doch eigentlich nichts dastir und — und — es ist ganz sicher meine Büchsflinte, vielleicht tul's ibm leid, daß er so häßlich zu mir war. — wollen wir es nicht wenigstens mal nachseben? Bitte! Bitte!" „Meinetwegen!" knurrte der alte Herr verdrießlich, „Ein packen können wir die Sache» schließlich immer noch. Siebcn- jchuh. bol' Er mal 'ne Zange und ein Stemmeisen!" Hertha bastelte an der Verschnürung des kleinen Holz» kästchens herum. „Bitte Väterchen, gib mir sür einen Augenblick dein Taschenmesser!" „Hier, aber brich die Klinge nicht ab!" „I wo werd' ich denn!" Behutsam hob das junge Mädchen den Deckel in die Höbe zwischen dem zarten Grün der Fichlcn- rriebe leuchtete es ibr braun unv weiß entgegen „Die Rchkroncü — Väterchen! — Meine Rehkronel" und freudestrahlend hielt sie die kapitale Krone gegen das Licht: „Sieb' doch nur. ach sieb' doch nur!" Gras Albert rückte unbehaglich aus seinem Stuhl bin und der. „Ich glaub, gar. Mädel, darüber freust du dich mehr als über die anderen Sachen, was')" Aber er bekam keine Antwort, denn Hertha batte Lühes Briet entdeckt, mit einer raschen Bewegung steckte sie ihn in die Tasche und ging dann Siedenichnb entgegen. „Zuerst die Gemebrkiste". kommandierte der alte Herr: „Natürlich deine Vüchssiinle. hm. bin. ist sie denn auch ordent lich gereinigt?!" Siebenichnk kiovic die Läute aut: „Jawobt Herr Erat bt-nblank und lauberl" „Und nheeibl er denn a ch,, dazu?" „Nein. Herr Gras, ein Briet liegt nicht d'rin!" Heriha hatte sich abgewanbl. eine zarre Röte tärbte ihre Wangen- aber vielleicht war es nur der Widcrichein der lieben Sonne, die neu- gierig durchs Fenster bcreinlugte. .Lachte. Liebenichub- >achie. ja nicht den Deckel tvlittcrn. setz' Er das Stemmeisen mal hier drüben an! So, eins, zwei bovola!" Mit einem Krachen Ivrang der Deckel auf. gleich knorrigen, braunen Eichenästen ragte es aus dem Halbdunkel der Kiste, blitzende Kronenenden. Still war es im Zimmer, ganz still, der alte Herr atmete laut und schnell und dann sagte er leise, mit seltsam gepreßter Stimme: „Pack' Er aus, Siebenschub!" Hcrtba war an das Fenster getreten, wieder und immer wieder überflog sie die wenigen Zeilen, da hörte sie hinter sich einen Laut, halb Lachen, halb Schluchzen: „Der Junge! So ein Junge!" Graf Albert fnbr sich mit der Hand über die Augen, als müsse er dort etwas Unsichtbares wegwischen, schnell barg Hertha den Brief in ihre Bluse, der alte Heu achtete nicht darauf, in seinen Zügen zuckte und wetterte es. als müsse er eine gewaltige Erregung unterdrücken, nur Friedrich Wilhelm Siebenschuh lächelte lein diskretes Kammerdienerlächeln. Niemand achtete darauf, daß „Knievcr" auf den Stuhl gesprungen war und sich leise an di« Tortenplatte heranvirschte. 8. Kapitel. Hertha batte eine Handarbeit vorgenommen und sab In der Fensternische, leise brodelte aus dem Tisch die Wiener Kaffee» Maschine und Gras Eteinrück. der sich den Rauch seiner Importe zuwcb'e betrachtete verstohlen seine Tochter. Seit ein paar Tagen war das Mädel wie ausgcwechsclt,' sonst sang und trillerte sie von früh bis abends wie eine Lerche, aber jetzt lagen tiefe Schatten unter ihren Augen, und wenn sie unvermutet angesorochen wurde, schreckte sie wie au, einem Traum empor. Leise plätscherte der Springbrunnen draußen im Park, süß und schwer duftete der Jasmin. Die Nachmittaassonne malte zitternde Kringel aus den weichen Perscrtevoich und „Knieper", der zusammengerollt wie rin Igel in dem ledernen Klubsessel lag. -chnrrchte behaglich Herthas feines Proiil zeichnete sich scharf gegen das Halb rund de» geäflneten Hensters ab- wie rin Gemälde erschien da» von den schweren Flechten umrahmt« Köpfchen. — (Fortsetzung folgt.)
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