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telligenzblätter an sich nicht ganz neu, sondern schon bei den Römern eingeführt waren! ebenso haben die Griechen sie schon gehabt. Diese „acta populi ktomaoi" wie sie bei den Römern heißen. enthielten Familienanzergen (Geburten, Todesfälle, Hochzeiten, Scheidungen und Adoptionen), Tor zettel — wenigstens wurde die Ankunft bedeutender Per sonen mitgeteilt, Richtpreise für Lebensmittel und Anzeigen des Publikums über verkäufliche Sachen usw. — entsprechen also bereits im wesentlichen, gleich den späteren Intelligenz- blättern, dem Inseratenteil unserer Zeitungen. Es ist jedoch nicht bekannt, auf welche Weise diese Acta veröffentlicht und verbreitet wurden; vermutlich lagen sie an geeigneten Stellen aus, wo sie von jedem, der zu lesen verstand, gelesen werden konnten. Die späteren Intelligenzblätter wurden im Abonnement und weiterhin, wie schon gesagt, als Beilagen verbreitet: denn soweit sie sich an Interessenten wendeten, war es billig, daß man für sie bezahlte; je mehr sie aber sich in der Art ausbildeten, daß sie um Interesse für die in ihnen mitgcteilten Angebote warben, ging man dazu über, sie ohne eigentliches Entgelt zu verbreiten. So bildete sich durch ihre immer stärkere Inanspruchnahme durch jene, die etwas anzubieten hatten, ein regelrechtes Znseraten- wesen aus, das dann im Laufe der Zeit allmählich ganz auf die Zeitschriften und Zeitungen überging. Daß man erst verhältnismäßig spät auf die Idee kam, Zeitung und Jn- telligenzblatt miteinander zu verbinden, ist merkwürdig: jedenfalls aber haben die öffentlichen Bekanntmachungen zuerst den Weg in die Zeitung gefunden, und langsam sind dann die privaten Anzeigen gefolgt. Die Entwicklung, die die alte Form des Ausrufens im Laufe der Zeit nahm, ist äußerst vielseitig geworden, denn schließlich kann man alle Art von Reklame, die wir heute kennen, damit einrechnen, sei es Plakat-, Licht-, Kino-, Zeitungsreklame, sei es Zettel verteilung, Drucksache, Eratiszeitschrift, denn alles ent springt in gewessem Sinne doch dem alten „Es wird hiermit bekannt gemacht . . ." Nur erscheint es an sich heute anders, — man faßt es nicht mehr im früheren Sinne als „Bekanntmachung" auf, die immer einen beschränkten Sinn haben wird. Erst der Versuch mit Lautsprechern ent spricht dem wieder, da er gewissermaßen wieder auf den eigentlichen Ausgangspunkt zurückgreift. Oer Iu8ܧe Lekäkrte Von 8. Orien Gegen vier Uhr nachmittags saß an einem Wegstein an der Landstraße nach St. Kiol ein Mann von etwa 35 Jahren. Bar fuß, sonnenverbrannt, unrasiert, war er angezogen oder besser bedeckt mit den fürchterlichsten Lumpen. In seinem finster zu sammengezogenen Gesicht mit der weichen Zeichnung des Mundes und den ruhigen blauen Augen spiegelte sich weder Nieder geschlagenheit noch Wut wider. Er stellte seinen dicken Stock zwischen die Beine und pfiff eine Arie aus „Carmen", mit einer Kunst, die gutes Gehör und Liebe zur Musik verriet. Sein Blick fiel auf eine Pfütze voll Regenwasser am Wege. Vis ihn plötzlich die spöttische Stimme eines unbekannten Menschen aus seiner Versunkenheit riß. An dem gegenüberliegenden Rande der Pfütze saß mit unter- geschlagenen Beinen und gekreuzten Armen ein Mensch, der bei nahe wie ein Doppelgänger aussah, nur mit dem Unterschied, daß seine Lumpen eine andere Farbe hatten, und sein feines Gesicht mit unregelmäßigen Zügen vielleicht um zehn Jahre jünger aussah. „Ich heiße Emerson", der erste Strolch sprang auf mit blassem Gesicht. Der andere Strolch ging um die Pfütze herum und reichte Emerson gleichmütig die Hand. „Wo gehst du hin, Kleiner?" Ueber das Gesicht des Aelteren glitt ein kaum faßbares Lächeln. Er versuchte sichtlistch einer direkten Antwort auszu weichen. „Ist es nicht gleichgültig?" sagte er, „Leute unserer Art gehen oft denselben Weg, aber zu verschiedenen Zeiten. Mein Weg ist nicht lang." „Du brauchst nicht so stolz zu tun, weil du in deinem Leben mehr Wasser aus den Pfützen am Wege gesoffen und mehr fremde Hühner gestohlen hast als ich. Ich versichere dir, daß ich seit einiger Zeit eine nicht geringe Kunstfertigkeit in dieser interessanten Beschäftigung erlangt habe." „Ich hoffe, daß die Hähne meiner Farm nicht in diese Kollektion geraten", sagte Emerson lächelnd. „Na, endlich redest du wie ein Mensch", bemerkte der Strolch, neben ihm herschreitend. Ich verspreche dir, Freund, wenn du einmal eine Farm haben wirst, für dich einen Hahn, eine Henne und einen Sack Hafer zu klauen, damit du eine Zucht anfangen kannst. Aber wie ich sehe, haben wir denselben Weg. Ich heiße Bill." Emerson blickte aufmerksam auf seinen sonderbaren Ge fährten. Die Spuren von Hunger und schlaflosen Nächten in Bills Gesicht riefen in ihm eine gewisse Achtung vor dem Men schen hervor, der scheinbar imstande war, noch auf dem eigenen Totenbett Witze zu reißen. „Bist du hungrig?" fragte er schnell. „Ja, aber in höherem Sinne", antwortete Bill. „Vulgär gesagt, würde ich einen Ochsen aufsressen, aber in höherem Sinne würde ich mich wie Lyrano de Bergerac mit einer Weintraube und einem Schluck Wasser begnügen." „In diesem Fall", antwortete Emerson, „kannst du dir den höheren oder den niedrigeren Sinn aussuchen. Aber vielleicht gibt es ein Mittelding zwischen den beiden, da du heute bei mir zu Mittag ißt und dazu ein paar anständige Hosen und ein Hemd bekomme» kannst." Die ruhige Sicherheit des Tones, mit dem Emerson seine Worte hervorbrachte, hatten eine schnelle und überraschende Wir kung. Bill klappte plötzlich zusammen, setzte sich hin und krümmte sich in einem furchtbaren Lachkrampf. „Was, was hast du gesagt?" brachte er endlich schreiend, stöhnend, seufzend und schnaubend heraus. „Wie, wie?! . . . Mittag sagst du, und Hosen? Oh! Ich sterbe vor Lachen!" „Genug", sagte der ältere Strolch. „Wenn du, statt zu lachen, mich besser fragen würdest . . . „Das alles ist eine Folge eines Versagers. Ich mußte nach dem Wald reiten, um die Flöße zu kontrollieren, die in meiner Holzschneidefabrik angekommen waren. Sie liegt ungefähr dreißig Meilen von hier. Die Suche geschah gestern abend. Gegen meine Gewohn heit nahm ich nicht den Revolver, sondern den Stutzer mit. Warum, weiß ich nicht. Und dieser Stutzer war an allem schuld. Abends auf dem Waldpfad war es undenkbar, sich durchzu schlagen. Zwei packten mein Pferd an der Mähne und am Zügel und drei zogen mich aus dem Sattel. Das Schloß des Gewehres funktionierte nicht, und es wurde mir zusammen mit dem Pferd und allem, was ich anhatte, weggenommen. Gott sei Dank, daß ich mit dem Leben davonkam. Ich bin die ganze Nacht nackt, vor Wut und Kälte zitternd, zurückgegangen. Diese Lumpen hat mir ein Eisenbahnwärter gegeben. Aber jetzt ist es nicht mehr weit, in einer halben Meile bin Ich zu Hause." „Aber, das ist ja entsetzlich", sagte Bill in ganz neuem, ruhigem Ton, der ebenso wenig zu seinem Aeußeren und seiner Lage paßte wie Emersons unerwartete Geschichte zu dessen Aus sehen. „Ich bringe es nicht fertig, Ihnen nicht zu glauben", „Es ist wahr, das Leben ist Verzeihen Sie auch mir die Ich bin Edmund Robert fügte er ernst und schnell hinzu, oft eigenartiger als ein Roman. Mystifikation durch die Kleidung. Douglas, Mitglied und Sekretär der Geographischen Gesellschaft von St. Kiol, augenblicklich ein Strolch. Aber eine Wette, die ich mit einer Dame abgeschlossen habe, erlaubt mir nicht, anders zu wandern. Ich weiß, Sie sind erstaunt, aber ich schwöre Ihnen, ich war nicht weniger erstaunt, das Sie mich zu sich zu Mittag einluden." „Sie lügen", sagte Emerson, und wurde sofort verlegen wegen der Eile, mit der er die Beleidigung hinausgeworsc» hatte. Douglas zuckte zusammen und blieb stehen, sein Gesicht flammte auf und wurde wieder blaß, man sah ihm an, daß er sich nur mit Mühe beherrschte. „Ich konnte dasselbe von Ihnen sagen", bemerkte er. „Meine Geschichte klingt nicht einmal so unglaubwürdig: Auf einem Bankett bei Epston, dem auch Ihnen sicherlich bekannten Millionär, zu Ehren des berühmten Reisenden Vitnli Krougli, behauptete ich, daß ein Mensch ohne jeden Schaden für seinen Charakter und seine Neigungen für eine beliebige Zeit in jede beliebige Lage kommen kann, und dann, zurückgekehrt, dasselbe werden was er war. Krougli wies auf den Milieuwechsel hin, der unbedingt eine Spur hinterlassen müßte. Der Streit ge schah in Anwesenheit einer Frau — der Name spielt keine Rolle — mein Opponent behauptete, daß es für mich genügen würde, einen Monät auf der Landstraße zu verbringen, um mich danach mit einer gewissen Originalität zu benehmen. Da schlug ich eine Wette vor . . . Kurz, ich nahm es auf mich, sechs Monate auf der Landstraße ohne Geld in Lumpen zu verbringen, um dann zurllckzukehren und sofort eine Gesell schaft von vorher benachrichtigten Personen urteilen zu lassen, ob das Strolchleben irgendeine Spur in mir hinterlassen hatte." „Aber, das ist ja außerordentlich interessant", sagte Emerson, von der Erzählung Douglas' so gepackt, daß er seinen sonderbaren Anzug vergessen hatte und sich erst daran er innerte, als hinter einer Wegkreuzung das blaue Dach eines großen weißen Farmerhauses erschien. „Jetz sind wir zu Hause. Ich bitte Sie, bei mir zu Ga,, zu bleiben." Es schien ihm, daß sein Gefährte einen undefinierbaren, schnellen Laut ausgestoßen hatte, aber als Emerson eine» fragen den Blick auf ihn warf, war Douglas' Gesicht unerschütterlich ruhig. Es schien, daß er mit Vergnügen die Plantagen, den Garten, den mit weißem Kies beschütteten Weg, der von der Chaussee abging und zur Veranda des Hauses führte, be trachtete. Als sie aber den Garten betraten, blieb Douglas stehen und berührte Emersons Schulter mit einer etwas sami- liären Bewegung. „Sie wünschen?" fragte Emerson. „Hören Sie", sagte lächelnd Douglas, „während ich so herumwanderte, erzog ich in mir einen Teufel, der mich iniuier anstiftet, irgendetwas anzustellen. Wenn Sie wirklich ein Strolch wären, der nur einen Farmer spielt, um seinen Freund zum Narren zu halten, wissen Sie, was ich da gesagt hätte?" „Nun?" „Dränge nicht einfach zu der Anfahrt, wie ein Schwei» zum fremden Trog. Sonst wird man dich so dafür klopfen, dag ich noch deine zerbrochenen Knochen mitschleppen muß." Emerson blickte Douglas erstaunt an, denn er fand, daß der Scherz alle Grenzen überschreite. Sie gingen gerade an der Veranda entlang. „Anni", sagte Emerson, als er eine weiße Figur mit einem Buch in der Hand zwischen dem wilden Wein bemerkte. „Anni, erschrick nicht, ich bin es. Ich werde dir kurz alles sagen. Man hat mich ausgezogen, aber ich bin ganz un beschädigt." Die junge Frau flammte von der plötzlichen Aufregung bei dem furchtbaren Anblick ihres Mannes auf, lief schnell die Treppe hinunter, betastete ihn von allen Seiten, trat zurück, schlug die Hände zusammen und schüttelte den Kopf: „Mein Lieber", sagte sie, „weißt du, du wirkst unwahrschein lich. Armer! — Und wer ist das?" „Eine zufällige Begegnung. Anni, wir sind schon bekannt geworden. Mr. Douglas. Edmund Douglas." Er hielt ein und blieb überrascht stehen. Douglas streckte, an einen Kastanienbauin gelehnt, die rechte Hand vor, als stieße er Emerson fort. Er war toten blaß, setzte zweimal vergebens zum Sprechen an, aus seinen Augen rollten zwei große Tränen, und er wischte sie ver stohlen mit der Hand ab, scheinbar, weil er sich seiner Schwache schämte. „Sie haben mich betrogen", sagte er endlich mit einer qualvollen Anstrengung. „Ich dachte . . . Zum Teufel!", fluchte er mit einem Blick auf die ihn sorgfältig beschnuppernde Dogge. „Ich dachte, Sie sind genau so Emerson wie ich Edmund Robert Douglas. Es erschüttert mich, aber wissen Sie, das ist nur, weil ich dieses Finale nicht erwartet habe. Als ich Sie hörte, be neidete ich Sie sogar. Sie lächelten kein einziges Mal, als Sie diesen Stuß . . . von dem Ueberfall und dem Bahnwärter erzählten ... Ja, Sie sind . . . Emerson, und das ist Ihr Haus und das Ihre Frau, aber ich, ich bin Bill, der wegen einem Skandal hinausgeworfene Komödiant, Spieler und Be trüger und nichts mehr. Ich dachte, wir beide „fangen Läuse", wie man diese Aufschneiderei bei uns nennt . . . Verzeihen Sie meine kranken Nerven .... Das ist nur, weil ich mir vorhin vorstellte, wie es sein muß, wenn ich in ein Haus komme, uns dem man mich nicht hinausjagt! Leben Sie wohl, lassen Sie es sich gut schmecken . . ." (Uebertragen von M. Lharol.) künk Mimten Kopkrerbreclien Kreuzworträtsel. Bildrätsel. ltr. 'Z i? rc> Wagerecht: 1. Raubtier, 3. Mondgöttin, 5. Erdart, 8. Lustspiel von Moliöre, 12. kirchliche aSgc, 14. französische Münze, 15. schweizer Dichter, 17. abessinischer Titel, 18. Spiel karte, IS. Fisch, 22. Fluß in Frankreich, 23. Abzeichen, 25. norddeutscher Fluß, 28. Teil des Auges, 27. Waldtier. Senkrecht: 1. Gattin des Odysseus, 2. Längenmaß, 3. kaufmännischer Begriff, 4. Planet, 7. weiblicher Vorname, 8. Berliner Vorort, g. deutsche Industriestadt, 10. chinesische Gottheit, 11. Musikstück, 13. Stadt in der Schweiz, 15. Papa geienart. 16. biblische Gestalt, 20. männlicher Vorname, 21. Flu, punkt, 24. gegebte Tierhaut. vroullusi'. Schubert-Rätsel. Nachdem des Wortes Hälfte zog ins Land, Ward auch mein kleines Haus am Waldesrand, Das unter dunkeln Fichten tief versteckt, Von weichen Flocken traulich zugedeckt. Mich lockt's zur zweiten Hälft' des Wortes nun: * Was soll ich hier im kalten Lande tun? Doch soll das Ganze erst, das Schubert-Lied, Mein Herz erfreu'», eh' in die Fern' mich's zieht! Rätsel. Wir Deutschen kennen das Rätselwort, Wr lernten's im Kriege ja. Doch wer es auch tat, das schlimme Wort, Tat s sicherlich ohne H. ä. 6. ?«tr»l. § 7 Ergibt den Namen eines bekannten Komponisten. tts. Kreuzworträtsel. II. M«sse, Wa, » ^ -r -recht: 1. Kasern-, k- AN, 7. Reh. 8. Gis, L. ^ Mil». 1«. Leid. lg. Arosa, 20 Kehl«. 21. Gabe, 23. N-MI, 2t. Stand, 27. Nab, 2«. Emu. 30 Ido, Sl. Ems. 32. Adresse. - 2. Sage. 3. Elise, t. Hiß, S. Eos. 7. Remagen, W. Madeira 11. Mose», 12. Elend, 1t. Jra, 1k. Üob. 17. Ehe. 18. Iim. 22. Wamme. 2K. leer, 2«. Nuß, 28 B-a, 30. Ire. Geographisches Silbenrätsel. 1. Rastatt, 2. Hameln. 3. Eichstädt, t. Jlme- nati^ S. Nordhausen^ ». Paderborn, ,7., Rathenow, 8. Odenwald, N Varel, SS - , ,^e, Neger, Genre, Rogen. In», _ , - . - .. ,,Jn st»«» Menschen Gesichte — Steht seine Geschichte, - Sein Hoffen und Li Sen - Deutlich geschrieben: — Sein innerstes Wesen - Es tritt hier an s Licht: — Doch nicht jeder kann's lesen, — Verstehn jeder nicht! . d»"r»r«gel liir de» Rooember: Späher, Ter,erol, Thal,edon, Unerfahren, heit Acht, Dienerschaft, Ekrastt, Luftdruck, Rassenfrage. Neroi. Daniel, Getriebe. Milchreis Hades, Champagne. Tressta«. — Später Honner hat di« Kraft. - Daß er olle Getreide schafft. SM!"»'-UN.' 1V. Jnselsbera. 11 Rorderne,. 12. Zellerfeld. — Rh-Inprovlnz. Puramtdenrätsel: L — LA-ALS — SALS — LAL SEHALK-stALISEH. Zahlenrätsel Lohengrin, Orgel, Henne. Eh«, Neger. Einj,»r<tts«l. Zn jedes Mensch ' ich ht