Volltext Seite (XML)
Neligionskrieg in Paläsiina Kein Friede mehr in den heiligen Stötten Jerusalems Der klagemauerslreii (Von einem Mitarbeiter.) Jerusalem, im November 28. Die maßlose Erregung infolge des bekannten Zwischen salles an der Klagemauer in Jerusalem und der sich daraus entspinnende Kampf um das Benutzungsrecht bzw. den Besitz dieses letzten Teiles des alten Tempels, der mit un- geminderter Stärke noch immer tobt, haben das Problem der Heiligen Stätten zu einem akuten gemacht. Eng land hat sich im Mandatsvertrag verpflichtet, den Statusquo ausrechtzuerhalten, d. h. die Besitzverhältnisse, wie sie zur Zeit der Türken bestanden, zu respektieren und für ihre Aufrecht erhaltung zu sorgen. Nichtsdestoweniger hat es in den zehn Zähren der englischen Besetzung dauernd Streitig keiten und Uebergrisfe der einzelnen Religionsgemein schaften gegeben, bis schließlich der Kampf zwischen Juden und englischen Soldaten an der Klagemauer den ganzen Fragen komplex zu einem Politikum ersten Ranges machte. Feindliches Vorgehen der Kopten tn ihrem Saal am Heiligen Grab,- 1924: Reparaturen «durch die Griechen am Grab der heiligen Jungfrau: 1921: Feierlicher Einzug von pro testantischen Pilgern in die Grabes- und in die Ge burtskirche; 1926: Die Griechen stellen in der Erabeskirche Bänke auf; 1926: Reparatur einer Wand in der Himmelsahrts- kirche durch die Griechen; 1927: Feierlicher Einzug des rumäni schen Patriarchen in der Grabes- und Eeburtskirche; 1927: Re paraturen durch die Griechen: 1928: Der alljährliche Besuch des Abendmnhlsaales wird durch die Mohammedaner verhindert; 1924—26: Wiederholte Besichtigung des Heiligen Grabes durch Regierungsingenieure ohne Hinzuziehung der kirchlichen In genieure. Gegen alle diese Vorfälle wurde schärfster Protest erhoben. Der Ernst, mit dem mancher dieser Zwischenfälle aufgenom-, men wurde und wird, ist im Ausland wahrscheinlich unver» stündlich. Wenn man aber, wie angedeutet, bedenkt, daß jede/ auch die geringste Veränderung, selbst wenn sie eine Verbesse« rung bezweckt, eine Anerkennung des Besitzrechtes der anderen! Partei bedeuten kann, wird man verstehen, daß hier Dinge an! der Tagesordnung sind, die in Europa unoer st ändlich, erscheinen. Nirgends wird Prestigefragen mehr Aufmerksamkeit zugewendet — selbst aus die Gefahr hin, daß das allen gemein«, same Heiligtum darüber zusammenfällt. Jerusalem, die allen Religionen heilige Stadt, ist keine Friedensstadt mehr. Um sis wieder dazu zu machen, müßte ihre Verwaltung ent^ politisiert und neutralisiert werden. Wie ist dies aber in einer Zeit möglich und in einer Stadt, in der so und so viele fremde Staaten um Einfluß ringen und jede Re« ligionsgemeinschast aus diesen Eifersüchteleien Nutzen zu ziehen sich bestrebt? Darum wird es in Jerusalem keinen Frieden geben, solange nicht Religion wieder zu einer von aller Politik unabhängigen und allen Prestigesragen fernen innerlichen Angelegenheit ihrer Anhänger wird. ^ ^ gen-Osvris Zum preußischen Konkor-al Eine Rede des Landlagsabgeordneken Dompropsk Linneborn Dieser Kamps, der sich zwischen den Juden und einem Teil einflußreicher arabischer Kreise abspielt, die aus rein politischen Gründen einen Religionskampf in dieser Zeit, der übrigens einer dritten Seite nicht unerwünscht zu sein scheint, provozieren mußten, ist wohl der erste in den letzten zehn Jahren, der die Aufmerksamkeit auch des Auslandes aus sich zieht; er ist der erste zwischen Mohammedanern und Juden. Da aber eine jede, vielleicht gar nicht aus bösem Willen durchgesührte, noch so unscheinbare Verletzung des Sta tusquo auf diesem heißen Boden, wo jede, auch die geringste Aenderung, die von der andern Seite ohne Protest hingenommen wird, geeignet sein kann, das Vesitzrecht in Frage zu stellen, in folgedessen zumeist die bewußte Einleitung einer Kampshand lung ist, kann man von einem latenten Religionskrieg in Palästina sprechen. Bis zu dem jüngsten, aus durchaus nicht religiösen Gründen von gewisser arabischer Seite provo zierten Vorfall, waren es Kämpfe zwischen den einzelnen christ lichen Bekenntnissen, die wiederholt zu blutigen Auseinander setzungen führten und mit zäher und unerbittlicher Erbitterung geführt werden. In den letzten Tagen nun hat das lateinische skatholische) Patriarchat eine Zusammenstellung der Zwischenfälle von 1018 bis 1928 auf den allen christlichen Bekenntnissen gemeinsam heiligen Stätten veröffentlicht, die wohl für die ganze Welt interessant genug ist, um in Kürze wiedergegeben zu werden, weil sie einen Einblick in die völlig unhaltbaren Verhältnisse gestattet. 1920: Griechische Schismatiker verhindern bis 1923 die Renovierung der Basilika in Gethsemane; Palmsonntag des selben Jahres: Kopten überfallen Katholiken am Heiligen Grab. Mehrere Verwundete blieben am Platz; 1923: Kopten greifen eine lateinische Prozegwn bei der neunten Station der Vi» ckoloi'ttsa mit Steinen an; 1928: Griechische Popen greifen in der Eeburtskirche in Bethlehem katholische Priester an. Nachdem einige Leute verwundet wurden, gelingt es der britischen Polizei, mit Mühe Ordnung zu schaffen. Verstöße gegen den Statusquo: 1920: Reparatur am Chorschifs des Heiligen Grabes durch die Griechen; 1923: Die Griechen bringen ebendort Verzierungen an; 1922: Widerstand der Griechen gegen das Anflegen von Teppichen durch die Katho liken in der Grabeskirche; 1921: Die Griechen weigern sich, am Karfreitag den Altar frcizugeben; 1921: DieGriechen reparie ren die Vorhalle des Heiligen Grabes; 1919—24: Die Kopten versperren 13 mal den Lateinern den Weg beim Heiligen Grab; 1922 und 1923 breiten die Mohammedaner Teppiche in der Lalle des Heiligen Abendmahls aus: 1923 und 1924: Eine sachliche Aufklärung Der preußische Landtagsabgeordnete Dompropst Linne born hat am Sonntag in einer Versammlung der Vertrauens leute des Zentrums im Kreise Lüdinghausen in Nordkirchen über die politische Lage gesprochen. Er hat dabei auch Gelegenheit genommen, das Konkordat zu behandeln. Seine Ausführungen sind geeignet, grundsätzlich und sachlich Aufklärung über die Frage des Konkordats zu schassen. Sie ver dienen infolgedessen auch weitestgehende Beachtung im katho lischen Volksteil, zumal auch in unseren Reihen nicht überall völlige Klarheit über diese Materie herrscht. Dompropst Linne born führte zum Konkordat folgendes aus: „Seitdem der Preußische Pressedienst davon Miteilung ge macht hat, daß das Preußische Ministerium sich beschäftigt hat mit dem Uebercinkommen zwischen dem Apostolischen Stuhle und dem Preußischen Staate, sind die Zeitungen angefüllt mit Artikeln über das Konkordat. Leider legen sich unsere katho lischen Blätter darin eine große Zurückhaltung auf, so daß unser katholisches Volk allzuwenig bekannt ist mit dieser so wichtigen politischen Frage. Man weiß vielfach nicht einmal, um was es sich bei dem sogenannten Konkordat handelt. Lon- eoiOntum hängt zusammen mit eaneorclia. — Eintricht. Es ist ein friedliches, eintriichtliches Uebereinkommen zwischen dem Staate und der Kirche über kirchliche Dinge, an deren Regelung Staat und Kirche gemeinsam ein Interesse haben. Die katholische Kirche betrachtet sich als eine Stiftung, die für die ihr von Gott gegebenen Aufgaben mit den nötigen Mitteln ausgestattet ist und frei und unabhängig von jeder irdischen Macht, auch vom Staate ihre hohe Pflicht an der Menschheit erfüllen muß und kann. Sie erblickt aber auch im Staate eine Einrichtung, die für ihr Aufgabengebiet frei und souverän von Gott gewollt und ausgestattct ist. Jede dieser beiden Gewalten ist. wie Leo XIll. es kurz gesagt hat, die höchste in ihrer Sphäre. Die Kirche stützt den Staat, indem sie die Menschen pflichttreu, wahrhaftig, sittlich stark macht, die Ehe heiligt, die Familie ordnet und die Stände versöhnt zur gemeinschastlichen Sorge für den Staat. Der Staat hat also ein Interesse daran, die segensreichen Kräfte der Kirche sich zu sichern. Die Kirche hat seit der Einsührnng des Christen tums in Deutschland nicht nur im Staate, sondern auch mit dem Staate gewirkt zum Segen des Staates. Die letzte Re volution hat dieses Band zwischen beiden Gewalten nicht zu zerreißen vermocht. Nach der D. R.-V. besteht die Verbindung, wenn sie auch gelockert worden ist, noch fort. Die kirchlichen Dinge, die nach dieser geschichtlichen Entwicklung und nach der Natur der Sache in das Staatsgebiet hereinragen, sucht die Kirche in friedlichem ll e b e r e i n k o m m e n m i t d c m Staate zu regeln. Der Staat kann das nicht aus eigener Machtvollkommenheit, weil ihm die kirchlichen Angelegenheiten allein nicht unterstehen Gerade die neue Reichsverfassung hat nun das Verhältnis von Kirche und Staat doch so weit geändert, daß eine Neu, regclung der Verhältnisse der katholischen Kirche zum neuen Staate notwendig ist. Das hat sowohl die deutsche Reichs, rcgieruna wie die preußische Staatsrcgicrung eingesehen. Darum haben beide Regierungen auch seit Jahren Verhand lungen mit dem Apostolischen Stuhle über diese Neuregelung gepflogen. Als das Deutsche Reich eine Botschaft an dem Vatikan einrichtete und der Apostolische Stuhl wiederum die Nuntiatur in Berlin, sprach der Reichspräsident Ebert bei dem ersten Empfang des Nuntius seine Bereitwillig keit zu diesen Verhandlungen aus. Seit Jahren hat die preußische Staatsrcgierung, wenn die Zentrumsvertreter im Hauptausschuß und im Plenum Anträge stellten für die katholische Kirche, geantwortet: „Wir können darauf nicht ein- gchen. Diese Neuregelung muß durch Vereinbarung mit der Kurie erfolgen." Es handelt sich dabei hauptsächlick um drei Dinge: 1. Das Mitwirkuugsrccht des Staates bei Verleihung kirchlicher Remter; 2. die Einrichtung der kirchlichen Verwaltungsbezirke lDiözescn, Kirchcnprovinzcn): 3. die Leistungen des Staates an die katholische Kirche. Diese Dinge sind auch .vor hundert Jahren (1821, 1824) durch Abmachungen zwischen dem preußischen Staate und dem Apostolischen Stuhle geregelt. Es bestehen aber auch noch sehr wichtige U ebene st e der alten Kulturkampfgesetze, die nach den Bestimmungen der R.-V. nicht mehr aufrecht erhalten werden können. Bet der traditionellen Behandlung, die der preußische Staat der katholischen Kirche stets hat zuteil werden lassen, ist ohne weiteres anzunehmen, daß er auch jetzt versuchen wird, möglichst diese Beschränkungen der Freiheit der katholischen Kirche aufrecht zu erhalten, indem er die Kirche zum vertraglich ausgesprochenen Verzicht bestimmt. In dem bayerischen Konkordate sind noch andere kulturelle Dinge einbezogen. Inwieweit das im preußischen Konkordate geschehen wird, steht noch nicht sicher fest. Die Zeitungen haben viel geschrieben über das Recht der preußischen Domkapitel, den Bischof zu wählen. Da dieses Recht herkömmlich ist, das deutsche Volk auf seine im legten Zabrb»ndert m'wäblten Bischöse stolz sein kann, so — v/sr ist logsir —1 Togal - Tabletten sind ein hervorragendes Mittel bet Mrsums, Siek», I»ekisr, Lripps, kssrven- unrk Kopksekmsrr, kriesllungrkrsnitliettsn! Schädigen Sie sich nicht durch minderwertige Mittel! Laut notarieller Bestätigung anerkennen über 5000 Aerzte, darunter viele bedeutende Professoren, dis gute Wirkung des Togal. Fragen Sie Ihren Arzt In allen Apotheken. Preis Mk. 1.40. s).4b Cktn. I2,k lUtk. 74,3 ssciö. scet. xsl. aö 100 . Atterkeelerr auf blutgelränkren Schlachtfeldern Erinnerungen eines TivisionSpsarrcrS. (Fortsetzung.) Ich wiederhole: Der Liebesdienst an unfern vorwärts- jtiirmenoen Kameraden, die überall tot herumlagen, tage-, wochenlang, war unbeschreiblich hart! Die Toten im Sonnen brand, im Regen, allen Unbilden der Witterung ausgesetzt, mit ossenen Wunden, die noch bluteten, — das waren keine Mumien wie die Toten, welche wir vor Wachen am Rande feindlicher Schützengräben liegen sahen! — Hier hatte die Kriegssurie stscke Lpfer geholt. Die Verwesung hatte ihr grausames Werk heiMncn und die Würmer waren zu tausenden an der Arbeit. Wie heißt es doch im Buche Job 7. 5? Mein Körper kleidet sich in Fäulnis und in erdige Kruste und meine Haut vernarbt und wird dann wieder flüssig. Und Job. 17. 14 „Vater" sag ich zur Verivesung und zum Gewürme „Meine Mutter, meine Schwester" seid ihr! So fanden wir die gefallenen Kameraden, darunter aber auch tapfere Feinde, beide im Tode vereint, und wir wollen hoffen, in den Gefilden des Friedens, im bessern Jenseits! Lag nicht ein wunderbarer Ausdruck auf den Ge sichtern von Versöhnung und Frieden? Fürwahr, wenn die zum Begräbnis befohlenen Landwehrleute ihres überaus schweren Dienstes walteten in dieser Atmosphäre der Fäulnis, sie taten es nicht an Kadavern des Unglaubens, sondern an den körperlichen Hüllen der Unsterblichkeit! Wie haben wir an diese» Gräbern nach vollbrachter Tat gebetet und den Nachruf ins Grab gesandt: Herr, gib ihnen die ewige Ruh und das ewige Licht leuchte ihnen! Nicht weit non diesen Feldern des Todes auf breiter Landstraße stand ein Wagen, davor 4 Pferde, die von einer Granate zusammengeschossen waren, neben den Pierden, deren Lenker, ein englischer Soldat. Im Wagen tot am Tragbaren 6, 6 Mann, die offenbar als Verwundete auf dem Transport waren, also ein Sanitätswagen, den das Schick sal erreicht hat. Dahinter noch ein Sanitätsauto mit Ver wundeten. Auch da der Chauffeur getötet und ebenso die vier Verwundeten. Die Fahrt galt nicht der Rettung, es war eine Todessahrt. Dunkle Nacht. Ein Major läßt mir sagen, ich möge un mittelbar hinter dem Schützengraben die an zwei Tagen Ge fallenen seines Bataillons begraben, natürlich während der Nacht. Kaum hundert Meter von uns liegt der Feind. Ein hoher Wäll, mit schützenden Unterständen, verbarg uns vor dem Gegner. Wenn alles ringsum stille war, konnten wir Worte und Sätze von drüben hören. Darum peinliches Arbeiten an unfern toten Kameraden, um ihnen ein sauberes Lager zu be reiten. Kaum in Metertiefe lagen sie an die hundert Mann in langer Reihe, die Hände über der Brust gefaltet. Ich rutschte knicend die Reihe ab und erkannte bald diesen, bald jenen wieder. Es wurde ein Zwiegespräch mit den Toten: „Beim letzten Gottesdienst haben wir uns gesehen, leb wohl lieber Kamerad!" — „Du bist es, guter Junge, so schnell hat Gott der Herr über Leben und Tod dich abgcholt, ich werde es deinen lieben Eltern schreiben und sie trösten!" Tief ergreifend war mir der Anblick eines noch ganz junge» Soldaten, kaum 18 Jahre alt. Noch vorgestern war er bei mir gewesen, so voll Leben und voller Freude, alle Stra pazen konnten ihn nicht klein Kriegen, er war ein ganzer Soloat und dazu ein ganzer Christ. Aus seinen Augen strahlte ein Himmel voll Unschuld, aber auch voll Treue gegen Gott und Vaterland. „Und jetzt liegst du da, guter, lieber Kamerad, so schnell hast du deine Aufgabe, deinen Lebensberuf erfüllt!" Man verzeihe mir. wenn ich Tränen weinte und die Hand des teuren Toten, an der ich soeben den Rosenkranz entdeckte, den er bei mir geholt, wenn ich diese Hand mit meinen Lippen brührte; ich tat es im Namen seiner guten Mutter, von der er mir so oft erzählt! Dulce et decorum pro patria mori, sagte schon der Römer, Süß und herrlich ist der Tod fürs Vaterland! Auf den Gesichtern aller Gefallenen las ich wunderbar deutlich die Wahrheit dieses Wortes. Welch eine Ruhe und welch ein Friede, ja welch ein merkwürdiges Lächeln auf deren im Tode erstarrten Antlitz! — Ich stand auf und ging zum Major und seinen Ordonnanzen. „Es ist Zeit zur Totenparade", sagte der Major und drückte mir die Hand, „aber bitte möglichst rasch und leise!" Es geschah. In gebückter Stellung, damit der Feind uns nicht sehe, standen wir um die Toten. „Kameraden, es» letztes kurzes Lebewohl! In Reih und Glied, so wie sie gefallen, liegen die Toten vor uns. Angetreten zum letzten Appell vor Gott! Die Majestät des Todes auf dem Antlitz, des Todes für Gott und Vaterland. Selig sind sie, so wollen wir hoffen, ein kurzes Gebet de» lieben Toten und im Herzen das alte schöne Soldatenlied: Ich hatt' einen Kameraden, einen bessern findst du nicht! Du aber himmlischer Vater gib, ihnen die ewige Ruhe, Vater unser —^ Amen!" Welch eine Weihestunde in dieser dunklen Nacht! Aber! schon hat der Feind unser Tun bemerkt und eine Gewehrsalvr fegt über uns und die toten Kameraden hinweg, ein letzter Feindesgruß aufs Grab! So will cs ja auch der Brauch. — Ich nehme tief ergriffen Abschied von dieser Totenfeier. Ein langes Weg über Stock und Stein, bald hier und dort an Leichen vorüber, gefolgt von einzelnen Kugeln und ich höre die leisen Worte: „Heute mir, morgen dir!" — Wie ist doch die Ernte des Todes so unheimlich groß! Ich eile zum nächsten Verbandsplatz. Die Aerzte sind an der Arbeitz Wahrhaft pflichttreu sind sie, Männer, die von früh bis spät ihres schweren Amtes walten! Ganze Nächte sind sie unauf hörlich tätig. Aber mit ihnen auch die wackeren Sanitäter. Auf dem Wege treffe ich sie mit den Bahren und totwunden Lasten. Ich biete mich an zum Mittragen, eine ungewohnte Arbeit! Todmüde komme ich am Verbandsplatz an. Rasch gehe ich die Verwundeten ab und helfe einem jeden so gut ich kann. Dann lege ich mich in einem Schuppen nieder, wo Lagerstätten für dis Verwundeten bereitet sind. Beim Erwachen finde ich mich mitten zwischen Taten! Ja, der Tod ist unser Kamerad gewor den, warum soll ich mich fürchten! Armeseelen auf blutgetränkten Schlachtfeldern! Welch eine Erinnerung! Da sitzen wir noch zusammen am Tisch und morgen fehlt dieser und jener. Auf Patrouille haben sie dem Tode ihren Tribut bezahlt. Es sind Totenmähler. die wir ab- haltcn, bei Offizieren an der schlichten Regimcntstasel, luK den Soldaten an der Feldküche, lind doch immer fröhlich und guten Mutes, heute mir, morgen dir, Soldatenlos, Soldatcntod! An einem Samstag begraben wir auf weitem Feld, im Totenacker (was würde wohl ein Philosoph Feueibach, der Toten nur die Bestimmung zusprach, den Acker zu dünge», dazu gesagt haben?), mir nennen ihn Friedhof. Die letzten noch dort möglichen Leichen. Am Montag wurde der neue Friedhof er- öffnet. Nach acht Tagen, also am darauffolgenden Sonnabend, begruben wir daselbst den 5 0 0 0 sten ! Ein neues Saatseld des Todes ivar voll! Wenn wir Pfarrer da draußen bis zu 10 00Ü und mehr Begräbnisse zählen konnten, wen wird das wundern? Aber Gott sei Dank, wir konnten auch wieder nach vielen Tau«