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Onterliciltuns ^ 233 - N.OKt. 1028 886N LLcsisiscsie VoIksreitunA Aus dem Znhali. KurtAnders: Auf den Sportplätzen der Antike. Paul Wolf: Herbststurm. Faye-Meriman-Neuyork: Probe aufs Exempel. Aianes Kadow: Herbstabend am Rhein. Karl Starck: Bilder aus der Türkei. Fünf Minuten Kopfzerbrechen. Ms den Sportplötzen der Antike Von Kurt Anders. Der Glanz der Olympischen Spiele hat den Nuhm von Hellas überlebt. Nach dem Peloponnesischen Krieg war der Stern Griechenlands im Sinken begriffen, und das Inter esse des Volkes begann abzunehmen. Das römische Welt reich, das niemals eine eigene Kultur besessen hat, suchte mit dem Eifer des barbarischen Emporkömmlings in grie chische Sitten einzudringen und griechische Bräuche nachzu ahmen. So errichtete man Gymnasien, Turn- und Tummelplätze, wie man sie aus Athen kannte. Von den drei athenischen Gymnasien ist noch heute der Platz der Akademie unweit des Kolonoshügels bekannt, wo auch Plato lehrte. Der ursprüngliche Dromos Spartas hatte sich weiter entwickelt zum Gymnasium mit Spielplätzen und Turngeräten, mit Bädern, Säulenhallen und Räumen für gelehrte Unterhaltungen. Die Jünglinge wurden hier von Gymnasien unter der Oberaufsicht eines Sittcnmeisters unterwiesen, und die Bürger von Athen standen dabei, wo es angebracht schien, gute Ratschläge gebend. Diese Gym nasien, Mittelpunkte körperlicher und geistiger Zucht, ver breiteten sich mit der griechischen Kultur über die Länder des Mittelmeers. 330 v. Ehr. hatte Lykurg das Stadion in Athen, den Schauplatz der panathemäischen Schauspiele, anlegen lassen. Ueberall hatten die sportlichen Veranstaltungen in Griechenland das Zeichen besonderer Weihe getragen. Geist und gute Sitten lebten auf den Sportplätzen, Wehr haftigkeit bedeutete nach griechischer Auffassung Bürgschaft für Freiheit. So war Leibesüvung, war Sport selbstver ständliche vaterländische Pflicht. Die Römer übernahmen nur die äußere Form, aber der sportliche Geist, wie ihn die Griechen verstanden, ist ihnen immer fremd geblieben. Gymnastik war für die Griechen ein Mittel zur harmonischen Durchbildung von Körper und Geist gewesen. Wohl richtete man in Nom Gymnasien nach griechischem Muster ein. Aber man mußte es doch erleben, daß die Altrömer an den Ringern gröb lichen Anstoß nahmen und die neumodischen griechischen Sitten verdammten. Gewerbsmäßiges Athletcntum und Rekordsucht traten an die Stelle hellenischer Eötterhuldi- gung, Gewinnsucht vertrat den Ehrgeiz, der im Oelzweig den erstrebenswerten Siegespreis sah. Bei den Römern arteten die Wettrennen in bloßes Schaugepränge aus. Die Reiter bestritten ein Rennen mit Pferden und sprangen im Reiten von einem Pferd aufs andere. Beim Wagenrennen fuhren meist vier Gespanne auf einmal; die Lenker waren durch die Farbe ihrer Tuni ken kenntlich gemacht. Dabei wurde auch schon gewettet, und es gab dabei Buchmacher. Die römischen Kaiser, wie Nero, hielten es nicht für unter ihrer Würde, persönlich an den Spielen in Olympia teilzunehmen, die das Recht zur Teilnahme notgedrungen auch auf die Römer ausdehntcn. Nero, der sich als Wagen lenker sportlich betätigte, verband auch mit seinen Termen Gymnasien, und heute noch sehen wir in Olympia lleder- reste von Bauten aus römischer Zeit. Man muß es als ein Verfallszeichen ansehen, daß die Idee der Olympischen Spiele auch in Asien ausgenommen wurde. Der römische Kaiser Septimius Severus hatte in Byzanz um 200 n. Ehr. einen Hippodrom zu bauen be gonnen, den Konstantin vollendet hat. Man erkennt heute in Konstantinopel noch Ueberreste dieses etwa 300 Meter langen Platzes mit einem 30 Meter hohen Pharaonen relief, der mit römischen Sockelreliefs, die kaiserliche Fa milie Lei den Wettrennen in der Hofloge des Hippodroms darstellend, geschmückt ist. Hier in Konstantinopel hatten die Farben der Wagenlenker eine besondere politische Be deutung gewonnen. Die Olympien in anderen Städten haben das Vorbild niemals erreicht, auch in Athen nicht. Der oströmische Kaiser Theodosius hat, nachdem ein päpstliches Edikt die Spiele in Olympia als Ueberrest des Heidentums verboten Vom Kleid der wilden Rose reißt der Sturm Die letzten Purpurfetzen. — Jauchzend jagt Er jetzt zum Waldsaum, wo der graue Turm, Des Landes greiser Erenzwart, einsam ragt. Willst du den Alten, grimmer Prahler, auch Am Barte zupfen? — Manche Sturmnacht schon» Wenn du mit Fluchen brachst aus Dorn und Strauch, Vot er dir Steppcnräuber schweigend Hohn. Heulst du vor Wut? — Raufst du das Heidegras Und kövst die Disteln, Strauchdieb? — Immerzu! Wirf Staub und Steine! — Knirsche! — Brülle! — Ras'! Du dringst den Alten nimmer aus der Ruh! — Er achtet nicht des Toren, der di« Faust In frechem Trotze gegen Niesen hebt! Gleichmütig steht er wettersturmumvraust» Wo feig das Schilf in jedem Winde bebt. So steht, umtost vom nachtgebornen Neid, Turmgleich ein männlich Herz! — Mag Schurkcnhand Auch schleudern Stein auf Stein: es stürzt im Leid Nur Feigheit kampflos, klagend in den Sand. kanl IVolt. hatte, Feuer in den Zeustempel werfen lasten. Das Christentum hatte das sterbende Hellas an seiner empfind lichsten Stelle getroffen. Hellas war tot; stiernackige Athleten und rohe Gladia toren ließen sich vom Pöbel umjohlen. Von Italien aus wurden die Wettkämpfe nach den germanischen Ländern verpflanzt. In Süddeutschland und Oesterreich finden wir sie zuerst wieder. Auch in England waren diese Wett kämpfe von Römern eingesührt, und schon 1150 galten dort Wettrennen als Volksbelustigung. Die moderne Vorliebe für den Sport geht also nachweislich — wenn auch mit vielen Umwandlungen — auf die Sportfeste der Antike, auf Olympia zurück. Das alte Olympia ist in neuer Zeit wieder ausgegra ben worden. Verwüstung und Plünderung von Menschen hand, Erdbeben und Ueberschwemmungen des Alpheios hatten die Stätte unkenntlich gemacht. 1776 entdeckte ein Engländer die Stätte Olympias wieder. 1876 ließ der deutsche Archäologe Ernst Curtius mit Erfolg dort nach- graben, und es gelang ihm, den damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm für seine Pläne zu interessieren. Nach Vereinbarung mit der griechischen Regierund stellte dis deutsche Regierung 800 000 Mark für die Wiederausgra bung ziir Verfügung. Deutsche Tatkraft hat aus der tau sendjährigen, vergessenen, gestriippüberwucherten Einöde die Säulen, Mauern, Tempel und Altäre wieder ans Licht gebracht, und aus der wüsten Umgebung ist erst jetzt wie der tragendes Kulturland mit Wein, Korinthen, Oel- bäumen und Mais geworden. Wenn man heute über die Llumenüberblllhten Ruinen Olympias wandert, gewinnt man eine umfassende lieber« sicht über sämtliche Festgebüude, über alle fast zwei- oder dreitausendjähriaen Kult« und Sportstätten. Die Platz« der Weihgefchenke, der Denkmäler find genau bestimmbar; freilich hat man nicht eine Siegerstatue unversehrt gesun den. Sogar das Sitzungslokal der Kampfrichter mit einer Statue des Schwurgottes ist wieder ans Licht gekommen. Das Eymnasion mit den Wohnungen der Hebenden, die llebungsbahnen der Wettläufer, das große Absteigequar tier der Ehrengäste aus römischer Zeit sind in ihren Grund rissen deutlich erkennbar. Postamente mit Inschriften find wieder hochgerichtet worden. Marmorne Säulen schieben vor die sanften Zypressen- und Pinienhügel. Wasterrinnen aus Marmor durchziehen den Boden, aus dem heute Asphodelos und rosenrote Anemonen in üppiger Fülle wuchern. Der Boden des Stadions scheint ganz rot davon. Iris blüht um Säulentrümmer, und Kiefern ziehen sich am Hügel des Kronos hinauf. Mandelbäume decken das in Saatfelder gebettete Dorf Alympia Olympia. Wiesen und Fruchtland ziehen sich bis zum Fluß. Wo heute Maßliebchen und Thymian lieblich blühen, hat man viele Terrakotten, Schmucksachen, Waffen und auch Sport geräte gefunden, von denen ein großer Teil in den Besitz deutscher Museen übergegangen ist. Eine Gesamtaufstel lung der Giebelgruppe ist im Dresdener Albertinum ver sucht worden. Wir sehen noch heute die künstlich aufgeschütteten Wälle, die 40 000 Zuschauern Platz boten. Den südlich davon liegenden Hippodrom hat der Alpeios ganz hinweg gespült. Aus Strafgeldern, die für Verletzung der Splä« regeln entrichtet werden mutzten, wurde eine noch vor- Probe aufs Exempel Von Faye Meriman - Neuyork. „Ja, einen neuen Anzug muß ich mir anschaffen", wieder holte Mr. Purdy, während er sein Spiegelbild interessiert be trachtete. „Dieser hier, den ich trage, fleht wirklich zu verheiratet aus. „Und bist du vielleicht nicht verheiratet?" fragte ihn seine Frau mit sanfter Stimme. „Natürlich", gab er hastig zu, „aber das ist doch wirklich noch kein genügender Grund für einen Mann, ein so salopp ge schnittenes, unmodernes Gewand zu tragen. Und überdies, Kind, wollte ich dich auch schon seit längerem fragen, warum du dein Haar nicht nach der neuesten Mode trägst? Weißt du, ich meine, diese kurzen Locken und die Haare ins Gesicht hinein kurz geschnitten." „Ach, diese Frisur würde mir täglich anderthalb Stunden rauben." „Was liegt aber denn an ein bißchen Zeit?" fragte der Eatte eigensinnig. „Mir gefällt die Frisur, und deshalb solltest du sie dir machen. . . . Weiht du, da fährt jeden Tag ein jun ges Mädchen mit mir lm selber Stadtbahnzug. Sie trägt ihr Haar nach der neuen Mode, und glaube mir, es steht ihr ganz ausgezeichnet. Heute morgen wurden wir miteinander bekannt, und denke dir nur, was sie mich fragte; ob ich ein verheirateter Mann sei?" Und Mr. Purdy lächelte in der Erinnerung amüsiert vor sich hin. Mrs. Purdy schwieg, als ob sie nicht weiter neugierig wäre. Aber ihr Eatte schien darauf zu brennen, irgend jemanden, und sei es auch die eigen« Frau, von seiner Eroberung wißen zu lassen. „Und ich fragte sie dann", begann er wieder ...„seh, ich denn wie ein verheirateter Mann aus?" Und sie darauf: „Ein wenig I" Worauf ich dann aber schlagfertig erwidert«: „Was noch lange kein Grund sein muß, einer zu sein." Mrs. Purdy schwieg noch immer. Die meisten Frauen an ihrer Stelle hätten jetzt manches zu sagen gewußt, aber Mrs. Purdy hatte für solche Fälle ein eigenes Motto, und das lautet,: Halte deinen Mund! Aber vielleicht heute zum ersten Male erfüllte Mr. Purdy diese Schweigsamkeit der Gattin mit Unzufriedenheit. „Das Fatale mit euch verheirateten Frauen", eröffnet« er den Kampf, „ist es eben, daß ihr euch in eurer Ehe zu fest ver ankert glaubt. Ihr glaubt, der Eatte müsse euch in unbedingter Ergebenheit am Schürzenzipfel hängen, und und es fällt euch nicht ein, daß er ein anderes Mädchen hübsch stnden könne. Ja, ja, jeder Ehe täte es einmal gut, zeitweise ausgelüstet zu werden." „Halte mir bitte diese Wollsträhne, ich will sie aufspulen", erwiderte Airs. Purdy ruhig. „Ja, auslüften", rief der Gatte mit erhobener Stimme, während er aber gehorsam dom Wunsche seiner Gattin Folge leistete. „Das ist es, was unbedingt nötig wäre." Mrs. Purdy hatte ihre Arbeit zusammengerollt und verließ mit einem freundlichen Nicken gegen den Gatten, der ihr verdutzt nachsah, das Zimmer. In ihrem Schlafzimmer stellte sich die kleine Mrs. Purdy vor den Spiegel, betrachtete sich nachdenklich von allen Seiten und sagte endlich zu sich selber: „Kitty, Kitty, Gefahr scheint im Uerkslakeirä an» kkeii» Der Strom ist glatt und weit gebreitet. Die Sonne sucht die letzten Trauben, Die an den Hängen gelb im Schiefer glänzen. Und Liebesleute wandern eng umschlungen. Den Fluß entlang und schauen auf die Wellen, Di« unaufhörlich mit den weißen Kieseln spielen. Horch, Güterzüge summen durch den Abend, Sie kreischen manchmal <mf den Eisenschienen. Dann kommt di« Ruh«. Groß und voller Friede. blaue» Lkckovz Verzug! Jetzt heißt es vorsichtig sein. Es wäre ja wirklich schade, solch einen guten Gatten durch Leichtsinn zu verlieren." Sie setzte sich dann vor ihren Toilettentisch, nahm ein Modejournal zur Hand und begann sich angelegentlich in di« Rubrik zu vertiefen, die die Aufschrift trug: „Ratschläge zut Erhöhung der weiblichen Schönheit." Einen Monat später betrat Mrs. Purdy, das heißt rin, viel elegantere, gepflegtere Mrs. Purdy, eines Vormittags denselben Stadtbahnzug, in dem ihr Gatte ins Büro fuhr. Sie tat aber, als bemerke sie die Anwesenheit ihres Gatten absolut nicht, ignoriert« auch völlig das ihm gegenübersitzende jung« Mädchen, sondern schritt resolut auf eine Bank zu, auf der ein äußerst gewinnend aussehender junger Mann Platz genommen hatte. Und als dieser Jüngling sich im Laufe der Fahrt ihr mit einigen Worten zu nähern suchte, war Mrs. Purdy über raschend schnell bereit, auf die Konversation einzugehen. Si« konnte oder wollt« vielleicht deshalb nicht bemerken, daß ihr Eatte plötzlich seine Zigarre lustlos aus dem Fenster warf und sich zu seinem hübschen Gegenüber schweigsamer verhielt als an anderen Tagen. „Kennst du Professor Ehitmut?" fragte Mrs Purdy ihren Gatten am Abend dieses Tages. „Chipmunk?" erwiderte der Eatte ein wenig verdrießlich. „Chitmut", erwiderte seine Frau ruhig. „Ich dachte, er müsse unbedingt einer deiner Freunde sein, weil er genau dieselben Ansichten vertritt wie du." „Welche Ansichten?" brummte Mr. Purdy. „Nun, die über die Ehe. Erinnerst du dich denn nicht mehr an dein« Worte, jede Ehe solle von Zeit zu Zeit ansgelüftct werden. Er, der Professor, sagt gans dasselbe. Er sagt, daß ein harmloser Flirt, wenn man auch verheiratet sei, für die Eh« ein Etahlbad sei, daß er die Stumpfheit der Gatten beseitige, daß . . ." „Er ist ein Esel, dein Professor", rief Mr. Purdy ärgerlich aus. „Und deshalb", fuhr Mrs. Purdy unerschütterlich ruhig zu sprechen fort, „habe ich mich entschlossen, für die hundert Dollar, di« Vater mir als Geburtstagsgeschenk schickt, mir «in neue» elegantes Straßenkostüm anzuschaffen, da Professor Chitmut meint, es sei di« Pflicht jeder Frau, ihrem Gatten zuliebe nicht