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Sächsische Volkszeitung : 05.10.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192810054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19281005
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19281005
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-10
- Tag 1928-10-05
-
Monat
1928-10
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 05.10.1928
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I Personen in einem Zimmer oder ettva 71 Kinder in einem Hause wohnen, sind solche Ausnahme». Nach den Untersuchungen des Redners liegen die Wohnverhältnisse in dem von ihm studierte» Be- sirke so, daß 45 Prozent der Industriefamilien in 3-Ziminerwoh- mmgen, 45 Prozent ,n 4-Z>mmcrwoh»ungen. der Rest in 2- und 1-, Ausnahmen in 5-Zimmcrwohnungen ihr Leben fristen Dian sicht, daß krasse Fälle nicht zur Beurteilung der gesamten Lage be nutzt werde» dürfen. Nach der Ausstattung der Wohnungen und dergl. zu urteilen, ist eine gewisse Hebung der Fndustricsamilie entschieden nicht zu verkennen. Besaßen doch 81 Prozent Nähmaschinen, 50 Prozent Waschmaschinen! Ter Industriemensch sicht Maschinen als Erleichterung des Lebens a», daher die Anschaffungen aus Abschlags zahlungen Verwunderlich dagegen ist, daß vielfach das nötigste Gerät zuni stochen sehll. Tic Jnduslricfrau scheint überhaupt keine großen Fähigkeiten als Hausfrau z» besitzen. Diese Unfähigkeit drückt sich schon in der vereinfachten Küche ans. Bei der Bekleidung sc§ fest- ziistellc». daß die Frauenwelt sich auf Kosten der Männerwelt aus- slatke Während dort Wäsche, Kleider ustv. weil über das Notwen digste Maß hinaus vorhanden seien, sehie es hier oft am Nötigsten. Bei der Betrachtung der Jnüustriewohnungen nach der ästhe tischen Teile hin, also die Wohnung als Heim, nicht nur als Behausung, sind viele Mängel zu entdecken Alles in allem genom men, entsteht nicht ganz das trübe Bild, wie es Dichter, Soziologen und auch Philosophen gemalt hoben. Es gibt Schatten», aber auch Lichtseiten. Wenn das Leben der Industriemenschheit ein unter- menschliche? Tun und Treiben wäre, dann wäre alle Pädagogik ver lorene Mühe. Tie Beobachtungen und Unlersuchungen haben den Redner dazu geführt, die Jndiislricmenschheit zu klassifizieren und zu typi sieren. Bier Gruppen sind da zu unterscheiden: Proletarische Gruppen, Grnppe der Abgesunkenen. kleinbürgerliche und entprole- larisierte Gruppe». Beim Einsetzen einer Invustriepädagogik müssen diese vier Gruppen entschieden voneinander getrennt wenden, schon wegen der vollkommen negativen Tendenz der beiden erstcren. Bei de» Abge- sunkcnen ist nur Sinn nach Genuß, nach Befriedigung um jeden Preis scstziistellen, während bei der proletarischen Gruppe der nega tive Einschlag in der ganzen wirtschaftlichen Einstellund zutage tritt. Was ist nun die Wertwctt des Induslriejugeiidlichcn? Zunächst zeigt sich, daß die Industriejugend fester im Leben steht, als iür gewöhnlich angenommen wird Erste und auch noch die zweite Generation der Industricmenschheit standen »och wurzellos in zer Fiid: stiiewelt, die dritte Generation aber beginnt Wurzel zu s. ' zen, beginnt die Tinge von einem Standpunkte zu sehen, der eiiie große Beweglichkeit des G c i st c 8 verrät. Sicher ist auch, daß die Blntmischung. durch das Zusammenströmcn vieler 'lasten entstanden, eine gewaltige Befruchtung des geistigen Lebens hervor'eruien bat, wenn nicht bestimmte Degenerationscinflüssc an ders b 'timmend hin.zutrcten. Klare Bilder bei Ser Frage nach der Wertwclt des Jndiistrie- sugciidlirhcn gewinnt man, wenn man die Stellung zu den einzelnen K u l I u r w e r t e » betrachtet, also Stellung zu Wissenschaft, Kunst, Religion, Wirtschaft, Gesellschaft und Staat. Wie steht der Jndn- slricjugeitdliche zu den Vertretern der W i s s e n scha f I? Es ergibt sich eit» Ivedcr positives, noch negatives Bild, wenn Wissenschaft als Oßinzes betrachtet wird. Jedoch treten ganz scharf differenzierte Bil der aus. Ersinder, Techniker. Chemiker können Begeisterung Hervor rufen. Für Gcschichie dagegen sehll der Sinn. Geschichte ist — Bücher des Casanova und derartige Erzählungen übelster Art. Hier liegt eine große Ausgabe sür die Iugendverbände. Für Erdkunde interessiert man sich mehr, die Rasscmischungen usw. spielen eine große Rolle Vor allem muß immer wieder betont werden, daß die Jndustnckindcr ungeheuer beweglich sind, vielmehr als Laudkinder. Wie steht der Inöustrictngcndliche zur Kunst? Festzustellen ist vor allem vollkommene Ablehnung der Arbeiterdichtung. Ableh nung des Expressionismus, des Futurismus und des Dadaismus. Empfinde» sür starke Stoffe lBallaücn, Dramen, Novellen) ist groß, echt urwüchsige Romantik packt ihn. Hier kann er seiner Phantosie- welt nachgchen, was ihm sonst durch das ganze umgebende Leben nicht möglich ist. Musik? Ja, Freude an Musik ist vorhanden, und man findet nirgends soviel lernbegierig« Musiker als in einer Jndu- stricgczend Dagegen muß es verwundern, daß zum Gesang ein ge radezu klägliches Verhältnis besteht. Verhältnis zur Religion? Dr. Kautz drückte sich so aus, daß nach der Schulentlassung ein absolutes Nirvana i» diesem Punkte herrsche. Nach seiner Statistik besuchen von den Schulentlassenen noch die Kirche 25 Prozent bei den Katholiken, 2 Prozent bei den Protestanten. Aber der Kirchcn- besuch darf nicht als Maßstab der Religiosität angesehen werden. Der Industricmcni'ch seht nicht gleich Religion mit Konfession. Der Industricmcnsch ist sogar weit über den Landmenschen, weit über den Großstodtmenschcn eines großen religiösen Er lebens ' ähig. Das Urteil des Industricmenschen über die Kirche lautet, daß diese ein Bourgeoisgcsicht bekommen habe. Es muß an der Zelt >ein, daß dies avgcstreist wird, um dreie Meinung zu ver. ändern. Dazu ist aber eben eine ganz andere Einstellung zur Jnsu- jirieinenschheit nötig. Arzt, Richter? Bis 90 Prozent der Befragten gaben negative Urteile über die Aerztc an. Das Kassensystem mag hier viel Schuld mit tragen. Die Rechtswissenschaft schnitt noch viel, viel schlechter ab. Beide Berufe werden als kapitalistische Berufe angesehen, das Vertrauen fehlt da her. Das Masscndenken bildet aber auch aus negativen Urteilen positive, und so werde» z. B. einzeln vorgekominene Fehlurteile von Richtern als bewußt« Einstellung gegen die Industriemenschheit auf- gefaßt. Tie Antworten der Befragten zu bekommen, >var deshalb auch schwierig, weil bewußt eingestellte Proletarier ganz präzise Antworten gaben, die jedoch nicht als eigenes Empfinden, sondern als proletarische Programmantwortcn gewertet werden mußten. Wirtschaft. Gesellschaft? Hier erfüllt den Industriemenschen ein Durcheinander von Begriffen, die in ein systematisches Gefüge sich nicht bringen lassen. Das Verhältnis wird von der Umwelt bestimmt. Wirt- schaUlichs und gesellschaftliche Dinge werden stets mit ungeheu rer kleidenschaft besprochen. Hinter dieser Leidenschaft ist aber ein schönes Maß von Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Liebe in diesen Menschen. Gesellschaftliche Entwicklung wird stets beeinflußt von der wirtschaftlichen Entwicklung. Das prägt sich darin aus, daß man z. B. kein Handwerker werden will, lieber geht man in die Fabrik. Ein Kaufmann ist für den Industriemenschen ein Mann mit Geld, also «in Kapitalist. Das Rechnen, Kalkulieren usw. in diesem Berufe sieht er nicht. Im Stillen werden aber solche Berufe heiß begehrt. Ein absolut schwarzes Bild entsteht also nicht bei der Betrachtung dieser einzelnen Kulturgüter. An der Industrie pädagogik ist es nun, das Negative vom Positiven zu trennen und an das Positive anzuschliehen. Wie ist die Stellung zu den Idealen? Als wichtige Forderung erhebt sich: Es muß Sexual pädagogik getrieben werden. Die moderne Jugend ist sexuell stark verseucht, und das Ideal der Reinheit weist starke Minustendenzen auf. Die bestehende Aufgeklärtheit und die Seichtheit ist bester Boden für das Einreißen der Gesinnungs- »»- / klsüiremers UsIrkaKee dämme der Reinheit. Sexualpädagogik darf aber nicht etwa vom nalurgeschichtlichen Standpunkt begonnen werden. Die sexual-pädagogische Erziehung muß hineingebettet werden in die großen Wahrheiten des Christentums. Entsagung wird als etwas Lächerliches hingenommen, Starkmut aber erfährt eine böse Umwandlung aus geistigem Gebiete in körperliches. Stark mut ist Trainieren auf dem Sportplätze usw. Eine Umwertung der Ideale ist eingetreten. Aus die Erzieherpersönlichkeiten wird es ankommen, die christlichen Ideale in einer solchen Form darzubieten, daß sie Annahme sinden. Die Religions. Pädagogik liegt heute noch in viel zu engen didaktischen Formen. Aber wir müssen heraus zu weltanschaulicher Tiefe und Weite kommen, sonst kann kein Wiederaufbau stattfinden. Notwendig ist daher die positive Einstellung auf tndustriepädagogische Diny-e. Wir müssen leben und gestalten vom Volke aus, wir müssen versuchen, den Sinn des industriellen Lebens zu erfassen. Erfahrungen müssen zu sammengetragen werden; denn Einzelerlebnisse haben nur dann eine Berechtigung, wenn sie zusammengeschlossen werden, ehe Schlüsse gezogen werden. Industriepädagogische Arbeit setzt soziales Arbeiten des Lehrers voraus. Lehrer müssen Volks« männer werden. Die Lehrpläne haben bisher keine Einstellung zu Industrie, pädagogischer Entwicklung. Um hochgestellten pädagogischen Idealen nahe zu kommen, muß eine Wertskala aiifgebaut werden, die ein stufenweises Auffteigen ermöglicht. Jeder Mensch gleicht einer Aeolsharse, die dann nur schwingt und tönt, wenn ein Lufthauch aus einer ganz bestimmten Richtung, In ganz bestimmter Stärke auf sie einwirkt. Um diese Intimssphäre des Menschen zum Schwingen zu bringen, dürfen blinde An- würfe nicht getan werden, nur in einem ganz bestimmten Punkte getroffen, sängt sie an zu schwingen. So auch die Seele des Menschen. Die Intimssphäre besitzt ihre größte Oessnung l Aussäin» Aber cs ist heule zu cbeiig, von Moncayo ist nichts zu sehen. Dnffir schieben sich zu beide» Seilen waldige Bcrghänge immer näher an die ansteigende Slraße heran, und schließlick fahren wir durch herrlichste», dichten Laubwald. Er umfaßt das Qucllen- gebicl des Tucro, und viele kleine Rinnsale durchziehen den Wald boden, der stellenweise fast sumpfig zu nennen ist. 50 Kilometer fübrl die Slraße durch Wald und wir habe» Muße, die Schönheit dieses grüne» Doms rechl zu genießen; denn der Weg ist so schlecht, und Kurve reiht sich an Kurve, so daß wir nur im Schneckentempo fahren können. Wir zürnen ober darum nicht, zu lange mußten wir Laubwald entbehren. nun können sich die Augen gar nicht salt sehen an den allen, knorrigen Eichbäumen und den schlanken Buchen. Als alte Bekannte werden Maßliebchen, Dotterblumen und Vergißmein nicht begrüßt, von denen der grüne Waldboden wie überlist ist. Auf etwa 1200 Meter Höhe liegen diese schönen Waldungen, und nun, da wir uns Burgos nähern, geht cS wieder 400 Meter bergab. Um die Mittagszeit halten wir aus dem Kirchplatz in Burgos, und zuerst wird die berühmte Kathedrale benchligt. Diesen imposanten, riesi gen Bau bei einem kurzen Besuche voll zu würdigen, ist ausge schlossen. Um 1221 wurde er begonnen, in der Blütezeit der Gotik, aber erst rund 300 Jahre iväler vollende!. So legt er mich Zeugnis ab vom wechselnden Baustil jener Zeit Die Kathedrale von BurgoS ist als dos schönste Gotteshaus Spaniens bekannt. Welche Pracht zeigt sich auch im Innern! In wunderschöner Holzschnitzerei ist dos Chorgcstühl gehalten, reiche alte Holzreliess schmücken manche Türe. In den Gängen fesseln große Stcinrelicfs den Blick, die Szenen ans der Passionsgeschichie darstellcn. Zahlreiche Kapellen umgebe» Hauptaltar und Chor. Eine derselben zeigt Rokokostil mit bunter, prächtiger Kuppel; ein aller Taufstein ist da ausgestellt; andere Kapellen haben reiche vergoldete Nenaissancealtäre. Fast alle bergen Gräber der Gründer, Erbauer und Gönner -cs Doms, die mit schöne» Reliefs und Skulpturen würdig geschmückt find. Nach dem Besuche der Kathedrale wir- ein kurzer Rundgang durch die Stadt geiyacht, von deren Häusern sich noch manche etwas vom Zau ber jener Zeit bewahrt haben, da im allen Kastell, dessen Ruinen heute noch vom Burghügel herabschauen, Kastiliens Könige residier ten. Als wir nach eingenommenem Miiiaqsmahlc Burgos ver lassen und die Straße nach Santander cinschlogen, Santander liegt auf einer Halbinsel am Eingang einer von Gebirgen umgebenen Ria, bedeutender Hafenplotz. In der Nähe das Kastell Fclice. Auf der vor dem Eingang der Ria liegenden Insel Mouro mehrere warme Mineralquellen in den Waldtälern der Umgebung, kommen wir bald wieder in solch interessantes Felsengebiet wie tags zuvor bei Soria. Tiefe Fclstälcr fahren wir aus, in denen die Wände rechts und links zu de» wunderlichsten Formen: alleinstehenden Kegeln und Türmen ausgewaschen sind. Tann wieder führt unsere Slraße oben am Abhang hin, und wir können weithin Ausschau halten über das Land, das wie eine plastische Geographickarie unter uns liegt. Nach andertbalbstündiger Fahrt kreuzen wir den „jungen* Ebro. Hier ist er noch ein grüu-llarer Fluß, ein munterer Geselle im Vergleich zu dem lcchmfarbcnen breiten Strome, als der er im vielverzweigten Delta bei Tsrtosa mündet. Sein Flußbett liegt hier etiva 600 Meter hoch, und nun geht unser Weg in großen Kehren bergauf, bis wir bei 950 Meter Höhe den Paß erreicht haben, der den Namen Puerto del Escudo führt. Man fährt da oben auf lustiger Höhe durch grüne Matten und bald beginnt der fast zweistündige Kurvenweg, der nach Santander hinobführt. Der Wagenführer muß hier alle Vorsicht walten lassen, denn die Straße ist schmal und stark abfallend. Erst nabe der Talsohle gibt ein Schild am Wege bekannt, daß über den Puerto del Escudo, über den wir eben gefahren sind, zwei Auto, siraßen führen, die «ine mit langausholenden schwachen Kurven, die andere mit den uns nun bekannten steil abfallenden. Oben auf der Poßhöhe ist dies leider durch keine Tafel angezeigt, und es bleibt da her für den Ortsfremden dem Zufall überlassen, ob er auf dem be quemeren oder auf dem gefährlichen Wege zu Tale fährt. Auf der Talsohle rauscht der PoS-Fluß. Seine Ufer sind ungemein male risch. Nur Wiesen und Laubwälder sieht man, und oft treten sie als grüne Hänge dicht ans Ufer heran. Der Landschaft und dem Klima angepaßt ist auch der Stil der asturianischen Bauernhäuser. Sie all« lmben schräge, rote Ziegeldächer und eine Holzveranda, die an der ganzen Havssronß entlang geht. Sie wird vom Gebälk des vor springenden Daches überdeckt und ist daher auch bei Regen zu be nutzen. ^Asturien ist wohl der regenreichste Landstrich Spaniens, und auch drüben Himmel gibt es hier vst, aber dank der vielen Nieder schläge ist das Land auch so grün und wasserreich. An unserer Straße reihen sich nun die Ortschaften aneinander, und immer mehr tauchen »eben den typischen freundlichen Bauernhäusern geschmackvolle Vil len auf, umgeben von schönen, gepflegten Gärten, wohl Sommerauf enthalte der Bewohner des nahen Santander, die vom Meere weg, den Bergen zustreben. An einer Wegbicgung tut sich uns dann un erwartet das Panorama auf über die malerische Bucht von Santan der. Sic schneidet tief ins Land ein und ist rings von grünen Ber gen imisäumt. Auf dem westlichen, die Bucht begrenzenden Land- gipfel erhebt sich mitten im Grün der stolze Bau des königlichen nicyr im Luiwouen, lonoern im Leioooilen. Von der Intim», sphüre aus müssen nun die Wertstusen gebaut werden, ehe man es wagen kann, höchste Werte anzugreifen. Das erzieherische Hauptgebiet liegt aus sozialpäda- gogischem Gebiete. Durch die Werlaufbauarbeit muß der Industriemenschheit Liebe und Gerechtigkeit. Berussseole und Bermfsethos wiedergegeben werden. Unser modernes Euro;x, ist sinkendes Europa. Aber noch wird sich die Menschheit dessen nicht bewußt, weil einesteils die Genußsucht herrscht und an derenteils eine Klust zwischen dem Volk und den Lebens führern gähnt. Diese Kluft zu Überdrücken, ist Aufgabe der christlichen Weltanschauung. Die christliche Weltanschauung muß sich durchringen, und alles muß auf Christus hingeführ! werden. Die Welt wird am Schlüsse eingeleilt in Gute und Böse. Sieh' zu, daß du bei den Guten bist! — Minutenlanger Beifall lohnte die Ausführungen, die von den Versammelten mit atemloser Spannung angehört worden waren. Mit kurzen, tiefbewegten Worten dankte der 1 Vor sitzende dem Redner. Eine kurze Aussprache schloß sich au, in der Studienrat Dr. Hermann Rolle-Bautzen, der all verehrte Freund der katholischen, sächsischen Lehrerschaft das Wort ergriff. Mit diesem Vortrage des Dr. H. Kautz hatte der offizielle Teil der Tagung seinen Abschluß gefunden und mächtig brauste als erhebender Abschlußgesang,, Großer Gott, wir loben dich" durch den dichtgefüllten Saal. Am Nachmittage wurde eine Führung durch die modernste Berufsschule, durch die Industrieschule von Chemnitz, veranstaltet. Am Abend aber trafen sich alte und junge Freunde aus dem ganzen Sachsenlande zu einem geselligen Beisammen sein. Die Teilnehmerzahl betrug ründ 200. F. Dbr. Dioden und Umgebung Abfchluh -er Krlminalbio'voifchen Tagung Dresden, 3. Oktober. Am Dienstag wurden die Voriräge fortgesetzt- Als erster sprach Prof. Dr. M. Carrara-Turin über die Methode der krimi nalbiologischen Untersuchung. Die beste Methode sei die, mit der e» gelinge, am umfassendsten und gründlichsten die physio-psychologisch« Persönlichkeit des Verbrechers zu erforschen. Diese Idee, die neuer, dings in Deutschland und Belgien zur Geltung gekommen, gehe aus die italienische antropologische Schul« von Lombroso zurück, der sich dafür einjetzte, neben den psychischen Merkmalen der Verbrecher auch die anatomischen Merkmale zu erforschen. Ter Widerspruch gegen diese Schule erkläre sich vielfach daraus, daß inan alz anatomische Anomalien ausschließlich Merkmale des äußeren Habitus ves Ver brechers verstand, während vom theoretisch-naturwissenschaftlichen Standpunkt nicht bloß Oberffächen-Anomalien, sondern auch solche der inneren Organstruktur zu verstehen seien. Daß aber die Deszen denztheorie von der Mehrzahl der Biologen ausgegeben sei, sei irrig. Ministerialrat Dr. Starke vom Justizministerium sprach über Kriminalbiologie nnd Beamtcnausbildung. Zur Verwirklichung der Lehren der Kriminalbiologie gehöre, daß die praktisch tätigen Beamten allgemein in den kriminalistischen Hilfs wissenschaften des Strafrechts, insbesondere auch in der Kriniinal- biologi« lsttterrichtet und ausgebildet werden. Es sei weiter er wünscht, daß der Jurist in naturwissenschaftliches Denken cingesührt und zum Verstehen der Grundsätze der Naturwisscnschaslcn geeignet gemacht werde. Hofrat Prof. Dr. Adolf Lenz-Graz äußerte sich über den „kriminalbiologischen Fragebogen*. Dir .Kriminalbiologie suche aus den Anlagen der Vorfahren im Vater» und Mutterstamme, aus den Lebensäußerungen gegenüber der Gesellschaft und aus dem körper. lich-seelischen Befund jene Antriebe und Hemmungen zu ermitteln, die entweder zur vereinzelten strafbaren Tat oder zur kriminellen Laufbahn des sozial Entgleisten geführt haben. Die verschiedenen Neigungen innerhalb der Gesamtpersönlichkeil ständen in einem wechselseitigen Verhältnis der Ueber- und Unterordnung, Struktur genannt. Damit diese erkannt werde, sei es aber nötig, an der Hand eines kriminalbiologischen Fragebogens in systematischer und er schöpfender Weis« den Lebenslauf des Verbrechers zu erforschen. Der Redner erläuterte den zu diesem Zweck« von ihm eingeführten Fragebogen. Hofrat Prof. Dr. jur. et meo. Rudolf Michel-Graz behandelte das Thema: „Der psychopathische Gewohn heitsverbrecher*. Der Redner hat bei seine» Siudien in der Grazer Männerstrafanstalt gefunden, daß 83 Prozent der Gewohn heitsverbrecher Zeichen psyopathischer Minderwertigkeit boten. Ihr Lebensgang hat eine überraschende Uebereinstimmung schon in der Kindheit, sie sind unbeständig, unstet und kommen in der Regel schon in den Entwicklungsjahren auf die Verbrechcrlaufbahn. Sie ver fallen allen Schädlichkeiten des Lebens und viele von ihnen sind zeitweise Landstreicher. Ihre Intelligenz ist häufig unter dem Durch schnitte, sie sind meistens willcnsschwach und leicht beeinflußbar. Schlosses, herrliche Aussicht bietend aus die Bucht mit der Stadt und auf den unendlichen Ozean. Im Abcndsonncnschein wird nun noch eine Keine Fahrt gemacht auf schöner Asphaltstraße, die sich längs der Bucht hmzieht und an der schöne Villen stehen. So sind wir nach im ganzen neunzehnstündiger Fahrt und rund 660 zurückgeicg- ten Kilometern am Atlantischen Ozean angelangt. In Santander wird übernachtet, und am nächsten Morgen geht eS !m strahlenden Sonnenscheine noch 140 Kilometer westwärts an der Küste entlang nach einem kleinen Seebade Ribadcsella, dos wir uns zur Sommer frische ausgesucht haben, unweit von San Sebastian. Tonlünftlerverein Dresden. Am Dienstag setzten im Pal me «garten die Kammcrabende des Tonkünsfiervcreins wieder ein. Mit Ausnahme des Trios in E»Dur, Köch. Vcrz. 524 von W. A. Mozart, dos die Herren Aron, Koene und Hesse in feinkünstlerischer Ausfassung zu Gehör brachten, los man auf dem Programm Werke, die zum ersten Male im Tonkünstler« verein oufgeführt wurden. Eine S o na t e in D - D u r für Klavier und Viola (Werk 13) von dem begabten Dresdner Tonsetzer Kurt Beythien zeigte sich als kontropunktisch gut gearbeitetes Werk. Im Verlauf der beiden ersten Sätze ist jedoch die Konstruktion über wiegend, und die Erfindung kommt sehr kurz >v«g. Gleichförmigkeit ermüdet. Erst der dritte Satz mit den Variationen regt zum Äuf- horchen an, bleibt aber in den Zeitmaßen auch zu gleichförmig. Eine mit Ernst und Fleiß geschriebene Arbeit, aber ohne Funken, den man als „göttlich* bezeichnet. Die Herren Spitz« er und Blum er setzten ihr bewährtes Künstlertum in den Dienst des Komponisten. Was echtes Mustkantenblut zu Papier/bringt, dks zeigten die Lie. der von E E Tauber!. dem Berliner Tonsetzer, der im Sep tember seinen 90? Geburtstag feierte. Obwohl sie einer Zeit onge- hören, von deren quellendem Melodienborn unsere jüngsten Ton. scher nichts wissen wollen, so lebt doch in ihnen ein fortrcihendci Schwung, und eine sprudelnde Erfindungsgabe bringt für Herz und Gemüt Gewinn, Elisabeth Ohlhofs, mit unserem trefflichen Karl Prehscham Flügel, wurde ihnen eine wertvolle Interpretin. Mit dem geistreich erfundenen, durch prachtvoll« Klangwirkungen fesselnden Trio in A-Moll von Maurice Ravel beschloß der künstle rische Teil des Abends, dem sich nach langer Zeit erstmalig wieder ein geselliges Beisammensein anschloß. Die Herren Aron, Koene und Hesse brachten auch das Ravelsche Trio in prachtvoller Far- bigkeit zu Gehör. - —Ist—
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