Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 05.10.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192810054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19281005
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19281005
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Letzte Seite fehlt.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-10
- Tag 1928-10-05
-
Monat
1928-10
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 05.10.1928
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nummer 228 Sächsische Dolkszeilung ». Oktober >928 Der „Ausschuß zur Bekämpfung der Feuerbestattung im katholischen Deutschland" wurde am 26. August 1928 inBerlin gegründet. Er ist eine Arbeitsgemeinschaft deutscher Katholiken, die sich aus den Boden der kirchlichen Erlasse (Kirchl. Rechts bich, Kan. 1263,8 l, Instruktion d. Hl. Offiziums, 19. 6. 26) gegen die Feuerbestattung stellen und in besonderer Weise be strebt sind, ihre Kraft und ihre Mittel gegen die empörenden Uebergrisse der Feuerbestatter einzusetzen. Die Vereinigung sicht mit ihrer Kirche in der Feuerbestattung trotz der Vervoll kommnung der Verbrennungetechnik keinen wahren Kulturfort schritt gegenüber den Leichenverbrennungen des Scheiterhaufens, sie vertritt vielmehr vollbewutzt den Standpunkt der erstchrist- tichsn Kirche gegenüber der römisch-griechischen Toteneinäsche- ruug, daß nämlich die Leichenverbrennung nicht nur der christ lichen sondern auch der natürlichen Pietät sowie grundlegenden Forderungen der Aesthetik widerstreitet. Die Ursache für den Zusammenschluß liegt in der Tatsache, daß gerade in Deutschland, dem sog. „klassischen Lande der Feuerbestattung", die krematistische Beweguirg im schroffen Gegensatz zu allen anderen Ländern einen außerordentlich star ken Zuwachs zu verzeichnen hat. Vom Jahre 1918 bis 1927 ist die jährliche Verbrsnnungsziffer Deutschlands von etwa 16 00« ans 10 000 gestiegen, wobei Berlin allein im Jahre 1927 fast 11000 (28 Proz. der Toten), etwa ein Drittel sämtlicher deut schen Verbrennungen aufzuweisen hat. Schon im Jahre 1926 hat Berlin in seinen drei, Tag und Nacht arbeitenden Krema torien nach Angaben der Feuerbestatter soviel Leichen verbrannt wie ganz Nord- und Südamerika in seinen 88 Krematorien ins gesamt. Es gibt viele Länder, die überhaupt kein Krematorium besitzen; in Italien, dem Ursprungsland der modernen Feuer bestattung, liegt ungefähr die Hälfte der Krematorien still; in anderen Ländern ist der Fortschritt gering, teilweise sogar kaum merklich. Wenn auch in Deutschland die Bewegung sicher noch weiter um sich greifen wird, so darf man jedoch nicht vergessen, daß ihr auch hier unüberschreitbare Grenzen gesetzt sind. Scheiterhaufen kann man leicht überall errichten (vgl. Japan und Indien), aber leine kostspieligen Krematorienbauten, die sich im günstigsten Falle nur Kreisstädtchen erlauben können. Niemals wird die Bevölkerung des Gebirges und des flachen Landes sich in ihrer Mehrheit dazu verstehen, ihre Toten fremden Hätwen zum Transport und zur fabrikmäßigen Einäscherung im fernen Kre matorium anzuvertrauen. Zähen Widerstand leisten ferner, wie -as ein Blick auf die Karte lehrt, die katholischen, sogar dichtest bevölkerten Gebiete Deutschlands, und dieser Widerstand wird sich durch die Arbeit des Ausschusses noch steigern. Bei einer gesetzlichen Gleichstellung der Erd- und Feuerbestattung dürften die Feuerbestatter sicher noch manche Leichenöfen („Feuerhallen") mit besonderer Vorliebe in katholischen Gebieten erbauen; aber oie Katholiken werden es auch verstehen, sie als Fremdkörper ab zukapseln. Der Ausschuß sieht seine Aufgabe in der Bekämpfung der Feuerbestattung durch Abwehr der ungerechtfertigten Angriffe „ad durch Vervollkommnung des Vegräbniswesens. Mit beson derer Aufmerksamkeit verfolgt er die Propaganda der Feuer bestatter. Die ganze krematistische Literatur beweist, wieviel lliibcrufene am Werk sind, unser Volk über die religiösen, ethischen, ästhetischen, hygienischen und sozialen Belange der Krab Urnefrage „aufzuklären". Ein treffendes Beispiel aus alieriüngster Zeit ist die Broschüre des alt-katholischen Pfarrers Demmel, Köln, der bei der Uebersetzung der kirchlichen Quellen sich nicht weniger als 31 grobe, sinnverändernde Fehler und eine direkte Fälschung zuschulden kommen ließ. Die krematistische Literatur, auch die sog. ..neutrale", strotzt von Pamphleten gegen die katholische Kirche, deren Leitung man Kulturfeind lichkeit vorwirft, deren Angehörige nach den Worten Dr. Miih- lings, des Vorsitzenden des Verbandes der Feuerbestattungs- vereine Deutscher Sprache unter dem „durch die Künste gewissen loser Verhetzung wach erhaltenen Kadavergehorsam der Seelen" stehen. Der Vorsitzende des Verbandes der Preußischen Feuer bestattungsvereine erklärte auf dem diesjährigen Verbandstage in Bremen uns Katholiken gegenüber, es gehöre „eine gewisse Intelligenz" dazu, Feuerbestatter zu sein. Von gebildeten Menschen können wir uns solche Anmaßung nicht mehr gefallen lassen! Unser schwerster Vorwurf aber richtet sich gegon die bewußte und berechnende Unsachlichkeit der krematistischen Pro paganda. In den verächtlichsten Ausdrücken ergeht sie sich über den Verwesungsprozeß des Grabes, kommt sie aber auf den Verbrennungsvorgang zu sprechen, so verfällt sie in Ekstase über die „Schönheit des Flammengrabes" mit seiner „heiligen Flamme". Der Eroßdeutsche Verband wollte vor kurzem in 300 000 Flugblättern die deutschen Katholiken glauben machen, daß „die Leiche bei der Einäscherung durch heiße Luft friedlich verglühe". In Wirklichkeit aber verbrennt die Leiche im wil desten Feuer unter den abstoßendsten Entstellungen bei ein- bis zweistündigem Prozeß in dem »mgeformten Scheiterhaufen des Holzsarges zu phosphorsaurem Kalk, wobei ein Heizer im Werk kittel nicht immer voll Pietät die Assistenz leistet. Auch möge die breite Öffentlichkeit darüber urteilen, daß die Feuerbestntte» mit roher Hand die Bilder verwesender Toten auf die Kino leinwand zerren oder öffentlich zur Schau stellen und voll Be rechnung zum Vergleich nicht etwa die Verbrennungsbilder son dern die „reine, weiße Asche" daneben legen. Ein von uns an die Feuerbestatter gestellter Antrag, doch ans solch unsachliche und unästhetische Propagandamittel zu verzichten, wurde rund abgelehnt. Wir halten unseren Antrag aus grundsätzlichen Er wägungen der Pietät und Aesthetik sowie der Gerechtigkeit nach- drücklichst aufrecht. Alle, denen das Grab ihrer Eltern heilig ist, fordern wir auf, uns darin mit Wort und Tat zn unter stützen! Mitglied des Ausschußes kann jeder Katholik werden. Die Mitglieder zerfallen in aktive und passive. Die aktiven Mit glieder leisten außer dem Jahresbeitrag noch unmittelbare Hilfe durch aufklärende Vorträge, durch Berichterstattung aus allen deutschen Gebieten, und dadurch, daß sie ihr Fachwissen der Leitung des Ausschusses zur Verfügung stellen. An de» Spitze steht eine wissenschaftliche Kommission von Fachleuten auf den Gebieten der Aesthetik, Archäologie, Friedhofskund«, Geschichte, Medizin, Rechtswissenschaft, Statistik, Theologie, Versicherungstechnik und Volkswirtschaft. Alle Orte, an denen Krematorien oder Feuerbestattungsvereine bestehen oder auch nur die krematistische Propaganda zu spüren ist, sollen den An schluß an den Ausschuß durch aktive Mitglieder suchen, lieber den Rahmen des Deutschen Reichs hinaus sollen die Bezie hungen zum katholischen Auslande ausgenommen werden. — Der Jahresbeitrag beträgt 5 RM. Beitrittserklärungen zum Ausschuß und Beitragszahlungen an Dr. Anton Witsch, Berlin C. 25, Kaiserstr. 36 a. Postscheckkonto: Berlin 1314 92 Jugend und Industrie Der zweite Tag der Induslrlepädagogischen Tagung in Chemnitz Keinrich Kautz sprich! Cl»«m»itz, 3. Oktober. Der Morgen des 2. Oktober vereinigte die Teilnehmer an der Jndustricpädagogischeu Tagung in der Pfarrkirche St. Johann. In einem feierlichen G ed ä ch t n's g o t t e s d i c n st wurde das Ge denken an die verstorbenen Mitglieder des Kath. Lehrerverbandes würdig begangen. Die Chemnitzer Kollegen gaben durch künstlerisch hervorragenden Gesang dem Requiem eine ganz besondere Weihe stimmung. Für 9.30 Uhr vormittag war der zweite Vortrag Dr Hein, rieh Kautz' angesetzt: „Die Wcrtwelt des Jndustricjuge,,blichen". Zu Beginn der Sitzung konnte der 1. Vorsitzende Lehrer Rolle- Dresden unter den erschienenen Ehrengästen den Chemnitzer Stadt schularzt Dr. Roth seid und den Vorsitzenden der Arbeitsgemein schaft der Berufsschullehrer Zergiebel begrüßen. Tann erhielt Dr. Kautz das Wort zu seinem Vortrag. Der Vortragende schilderte zunächst das zweite Bild des Dich ters Franz Herwig "aus seinem Adventsspiel, welches eine düstere Stimmung widerspiegelt, und die Lage der Jndustriemensch- heit in den dunkelsten Farben malt. Alle in der Arbeitersamilien- stube Versammelten, vom harten Leben niedergedrückt und entmutigt, sind durch tiefstes Leid verbunden und tragen in sich das Sehnen nach Licht, nach Befreiung. Rein äußerlich betrachtet, mutet das Bild wie eine Fabel, ei» Schundroman an, doch wohnt ein innerer Wert in diesem Bilde: Es zeigt uns, daß olle diese Menschen den wahren Lebensmut verloren haben. Diese durch ihre Röte, durch ihr ganzes Leben Eingeengten sind gleichsam eingekerkert, find ge setzlos gewordenes Volk geworden. Eine typische Ausmalung der Jndustriemenschheit zu geben, ist nicht möglich, doch mutz versucht werden, Grundwerte heraus- zuhebcn. In der modernen Wirtschaft gilt als Prinzip, den Arbeiter als einen kostenden Betriebsstoff zu betrachten nach Meinung der Soziologen. Diese Idee des kostenden Betriebsstoffes ist in die Jndustriemenschheit hineingezogen in dem Sinne, daß der PrakctiS- mus erstrebt, aus der Individualität den größten Genuß herauszu-. holen. Da dem Individuum, als Betriebsstoff betrachtet, keine Aufgabe erwächst, soll ihm das Recht gegeben werden, sich in jeder Weise ausz uleben. So kann man einen zweifachen Hcnio- nisnius betrachten, einen in quantitativer Hinsicht und einen in per sonaler Hinsicht. Beim crsteren soll für den Genuß eine möglichst große Zahl von Sachdingcn ersaßt werden, beim zweiten ahn: soll das Glück des Auslebens für möglichst viele Individuen nicht nur gewünscht, sondern auch erreicht werden. Diese Darstellung der So ziologen ergibt ein völlig pessimistisches Bild. Nach Ansicht des Redners haben die Philosophen sich die Ausgabe, dem Problem des Jndustriemcnschcn näher zu kommen, leicht gemacht. Die Pessimisten unter ihnen sagen: Die Industrie ist an sich böse, und alle Nöte und Leiden der Jndustricmcnschcn sind durch sie hervorgcbracht. Tie Optimisten dagegen meinen, daß all« Nöte usw. nur zufällig seien. Wenn z. B. aus die Jndustriememchen andere Lehrer, andere Seelsorger usw. einwirkcn würden, daun wür den die Nöte auch wieder von selbst verschwinden. Würde dieses pessimistische Bild von der Jndustriemenschheit auf Wahrheit beruhe», dann würde es für den Pädagogen nur eine Forderung geben: Wenn die Menschheit durch die Industrie und ihre Einrichtungen so unglücklich geworden ist, dann nur eine Hilfe:, Entwirklichung der Industrie. Es kommt nun darauf an, mir nüchternem Blicke zu erkennen, was Wahrheit ist; denn nur die Wahrheit macht uns frei. Die Psyche des Jndustricmenschcn ist zunächst M c n sch e n s e e l c ge meinhin, aber weil sie verbunden ist mit den Besonderheiten der Industrie, erwächst aus ihr die I n d u st r i e s e e l e. Ilm die Jn- dustriemenfchen kennen zu lernen, inuß man hineingehcn in die Woh nungen, muß versuchen, das ganze Leben in den Industriezentren zu erfassen. Die Ausführungen des Vortragenden stützten sich auf eine Untersuchung von 1200 Familien. Jedoch erklärte er, daß selbst diese Zahl noch nicht verallgemeinerungsfähig sei. Vor allem darf man Ausnahmefälle nicht verallgemeinern, wir sie bei der heutigen Wohnungsnot etwa zutage treten. Fälle, daß Eine Auwsahrk quer durch Spanien Von Hedwig Teschendorfs, Valencia An einem strahlenden Junimorgen steht unser Auto zu beson ders früher Morgenstunde vorm Hause, und mit Bedacht und Sach kenntnis werden die Koffer und schließlich wir selbst verstaut; denn wir haben eine lange Fahrt vor uns. Vom blauen Mittelmeer soll es quer durch Spanien an den Atlantischen Ozean gehen. Unser Weg führt uns aus Valencias Mauern buchstäblich „zum Tore hin aus", unter dem Bogen, der die beiden schießschartengeschmückten Serranos-Türme verbindet, geht es hindurch. Vor ihnen hat sich einst der Kamps gegen das maurische Heer um Valencias Freiheit ab gespielt. Nordwärts führt unsere Straße, Dorf reiht sich an Dorf, rechts und links reicht der Blick über die fruchtbare „Huerta", die Gartcnsclder Valencias. Sie alle werden durch Wassergräben künst lich berieselt und bringen dem fleißigen Valencianischen Bauern tau sendfältige Frucht. Mais und alle Arten Gemüse werden da ge zogen, und es ist gleich, in welcher Jahreszeit man durch die Gegend kommt, immer ist sie grün bis zum Horizonte, den im Westen die Berge, im Oste» das mittelländische Meer begrenzen. Auch kleine Obstgärten wechseln mit den Felder» ab, vorwiegend sind Mandeln, Aprikosen und Apfelsinenbäume angepslanzt. Die Landstraße ist tadellos, zum Teil asphaltiert, aber durch die Dörfer ist sie so schlecht, daß die üwcilig am ersten Hans des Dorfes angebrachte Mahnung zu „gemäßigter Geschwindigkeit" sich erübrigt. Die Straßenpflaste- ruiig in den Dörfern obliegt den betreffenden Gemeinden, die für solchen Luxus kein Geld aufbringen, außerhalb der Ortschaften sorgt der Ltaat für gute Landstraßen. Nach dreiviertelstündiger Fahrt leuchtet »ns im Morgensonnenschein die alte Bergfeste Sagunto ent gegen. Ihre gut erhaltenen Mauern krönen einen langgestreckten Bergrücken. Sagunto mit seiner außerordentlichen historischen Ver gangenheit, soll einst etwa drei Kilometer lang gewesen sein, schon sehr srül, eine Wasserleitung von Blei- und Tonröhren besessen haben, stm dritten vorchristlichen Jahrhundert eine vornehme Metropole des Mittclmccrcs. Es wird angenommen, daß einst Griechen und Ar menier als Kolonisten aus Latinum sich dort niedergelassen haben, Kanäle und Aquädukt« anlegten, das Land bewässerten. Karthago unterjochte durch Hannibol „Hispanien". Die Saguntiner wandten sich an Rom als Verbündeten, aber deren Gesandter kam erst, als 150000 Mann „Punier" die Stadt bedrängten; man hatte große Türme erbarrt, welche die Stadt überragten. Jedoch die Uebermocht, der Hunger, sowie schimpfliche Bedingungen wegen Friedensverhand lungen mit den Karthagern und der letzte verzweifelte Ausfall miß lang; so beschlossen die Unbesiegten, ehrenvoll unterzugehen. Auf dem Marktplatze häuften sie all ihren Besitz, Gold, Silber usw. in ungeheurem Scheiterhaufen. Als die Flammen aufloderten, warfen sie sich mit Frauen und Kindern hinein oder zückten das Schwert gegen sich und die Ihrigen, um schmachvoller Gefangenschaft zu ent gehen. — So fanden die eindringenden Karthager nur Leichen und Trümmer nach achtmonatiger Belagerung im Jahre 219 vor Chri. stüs. Fünf Jahre später eroberten es die Römer. Cornelius Scipio tat olles für eine glänzende Wicdererstehung. Man baute Theater, ,irkus usw., deren Ruinen noch heute den Touristen mit Staunen und Bewunderung erfüllen. — In Sagunto wurde am 20. Dezember 1874 (nach Niederwerfung der Karlisten) unter einem JohanniS- brotbaiime die Proklamation verfaßt und Alfons der Zwölfte zuni König ausgerufen. — Am Ostabhang schmiegt sich das heutige Sa gunto. Nun wendet sich unsere Straße landeinwärts, daS Mittel mcer entschwindet rasch den Blicken. Es geht auf vielgewundener Straße bergauf, immer neue schöne Bilder bieten sich »ns über be baute Täler und pinienbewaldete Berge. Saubere Ortschaften durch, eilen wir, und fast jede hat auf «nahem Hügel ihren „Kalvarienberg". In scharfem Zickzack und leuchtend weiß getüncht "führt sein Weg zur Kapelle auf der Höhe, in jedem seiner spitzen Winkel steht eine hohe Zypresse und vor ihm im vergitterten Mauerstock das Stations bild des Leidensweges Christi Gepflegte Apfclsinenhaine dehnen sich weithin aus, je Höher wir aber kommen, desto mehr treten an ihre Stelle die Weinfelder, die im leuchtendsten Grün prangen und guten Traubenansatz zeigen. In der dritten Fahrtstunde sind wir auf 1100 Meter Höhe und freuen uns der frischeren Lust und des ersten Graswuchses an den Feldrändern. In der Valencianischen Ebene läßt die glühende Sommersonne kein Gräslein und keine Wiesen blume sich entimckel». Pinienwälder wechseln hier nun mit reifen den Kornfeldern ab. und bald wird in der Provinzbauptstadt Teruel haltgemacht zur Mittagsrast. Teruel (im Altertum Urbiaca und von den Arabern Teruela genannt) auf steilem Felsenhügel 892 Meter über dem Meer«. Nach ihr nimmt uns eine schlechte Land straße auf, und die Landsckxast ist reizlos, grau in grau, am Horizont baumlose Hügelketten. Schon weithin erkennt man, wo ein Bäch lein sich den Weg bahnt, da stehen hohe Pappeln, die Ufcrränder sind grün und meist angebaut. Trostlos sehen die Ortschaften aus. Unverputzte, gelbbraune Häuser, der großen Hitze und Lichtfülle wegen mit nur wenigen kleinen Fenstern versehen. Alle Häuser stehen eng zusammen und scharen sich um die meist recht monumental« Dorflirche, gleich einer Anzahl Küchlein um ihre Glncke. Kurz vor der Stadt Calatahud bleibt das Flüßchen Jiloca links der Straße und gibt dieser gleich einen freundlichen grünen Charakter. Sie ist mit Pappeln, Akazien und schließlich gar mit schönen Linden be pflanzt. Seit Teruel, wo wir ans 800 Meter Höh« waren, sind wir nun 300 Meter zu Tale gefahren. Gerade als unsere Sehn sucht nach einem vesperlichen Kaffeetrunke steht, erreichen wir Cala tahud. Allerdings werden wir am Eingänge des Ortes auf di« nahende Prozession aufmerksam gemacht und daß di« Durchfahrt durch die Stadt für einige Stunden gesperrt werde. Cs ist Fron leichnamstag heute. So gibt ez für uns nur eine hastige Vespcrrast, und eiligst geht eö nordwestwärts weiter in der Richtung nach Soria. Gar tüchtig muß unser Wagen nun steigen, Soria liegt auf 1057 Meter Höhe. Es gilt alz eine der kältesten Städte Spaniens. Soria. am Duero gelegen, wird von dem alten Schloß Alcazar überragt; nördlich die Ruinen von Numantia. Die Straße dahin ist gut. das Land grün und überall Wasserläufe. Eigenartige Bergsormationcn treten auf. Lößartiges Gestein, durch welches sich das Master senk rechte, tiefe Rinnen geschnitten hat, und dazu gleichen die felsigen Ufer zerfallenen Befestigungen. Ganz genau muß man oft Hinschauen, um zu unterscheiden, ob die Natur jene trotzigen Mauern und Türme über den Abgründen entstehen ließ, oder ob es wirklich alte Burgruinen sind, die an vergangene Zeiten gemabncn. Im Scheine der Abendsonne gewinnt dieses canonarlige Gebilde noch besonderen Reiz, vom hellsten Rot bis zum dunkelsten Violett leuchten die stei len Wände in allen Schattierungen. Kurz vor Soria kreuzen wir den Duero, und nun haben wir mit 372 Kilometer Fahrt unser heutiges Tagespensum erreicht. In Soria wird übernachtet, und am folgenden Morgen geht cs bei trübem Himmel und Rcgenwetter auk der Straße nach Burgos weiter. Burgos, einst die Hauptstadt von ganz Altkastilicn, bedeutender Wasfenptatz, Zitadelle, in der Kathe- drale ruhen mehrere Könige, daselbst ein Denkmal des „Cid", sowie eine Bildsäule Karls des Dritten. In der Nähe die Kartäuse Mira- slores mit den Grabmälern König Johanns des Zweiten und seiner Genmhlin. Saftige grüne Wiesen breiten sich da aus, unterbrochen von unzähligen niederen und langgestreckten Tafelbergen. Wir wähnen uns in der deutschen Heimat, so grundverschieden von der südspanischen Vegetation ist die Landschaft hier, und jedes kleine Birken- oder Buchcnwäldchen wird freudig bestaunt. Nach Osten wird diese Hochebene vom Moncaho-Gebirge (2300 Meter hoch) be grenzt, und eifrig halten wir nach seinem schneebedeckten Kamm
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)