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R ) Ei» ftltsamrr Schwindel. Am 12 S. erschiene» im Grund stück Lorhingstraße 10 zwei Unbekannte und verlangten den Haus- verivalter zu sprechen. Sie erklärten, daß sie im Aufträge des Be sitzers des Grundstückes einige alte Aeste von einem im Hofe sieben den Kastanienbaum absägen sollten. Sie schnitten etwa ly Aeste von der Kastanie ab, ließen sich von der Ehefrau des HauSverival- ters die Unterschrift auf eine Quittung für geleistete Arbeit geben und kassierten dann im Büro des Grundstücksbesitzers 5 RM. Noch ihrem Fortgange stellte sich heraus, daß die unbekannten Männer keinen Auftrag hatten, die Aeste abzuschneiden. Offenbar war eS ihnen nur um die Erlangung des Geldbetrages zu tun. ) Bis zu 3000 Mark Belohnung ausgcsetzt. Für die Ergreifung des seit 11. 9. nach Unterschlagung von 30 000 Mark zum Nachteil des Stadtrales in Penig flüchtigen Polizeioberwachtmejsters Max Kurt Lorenz, gcb. 17. 8. 1900 in Arnsdorf bei Penig und für die Erlangung des Geldes sind bis zu 2000 Mark Belohnung aus- gesetzt worden. Es liegt die Vermutung nahe, daß sich Lorenz neu «inkleiden wird. Er hat geäußert, nach Amerika fahren zu wollen. Unter Hinweis auf die ausgesehte Belohnung werden sachdienliche Mitteilungen an das Kriminalamt erbeten, die zur Festnahme des Lorenz dienen können. ) Das Opfer einer Unvorsichtigkeit. Am Mittwoch fingen die benzingelränkten Kleider des IS Jahre alten Arbeiters Herbert Lehmann, der während seiner Arbeitszeit in einer Arma turenfabrik rauchte, durch diese Unvorsichtigkeit Feuer. Er erlitt schwere Brandwunden an Unterleib, Brust und Händen und mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Philologenkagung in Zwickau Zwickau, 14. September. Der Sächsische Philologenverein hält vom 28. September bis 2. Oktober hier seine Iahrestagung ab. Aus diesem Anlaß findet am 29. d. M. Festversammlung im Schwanenschloß und abends Kirchenkonzert in der Marienkirche statt. Es sind Be sichtigungen und Führungen durch industrielle Werke, Musseen und die Syrauer Tropfsteinhöhle sowie Ausflüge durch das Vogtland vorgesehen. tz. Ein Räuberstückchen. Aus dem Lugauer Bahnhofe in Hohenstein-Ernstthal wurde ein Wagenkutscher früh von zwei unbekannten Männern mit vorgehaltenem Revolver gezwungen, die Schlüssel zum Stationsgebäude herauszugeben. Die Bur schen konnten aber ihren Raub nicht ausführen, da sie gestört wurden. Sie feuerten einen Schuß ab und entflohen. 6ur äer l.surik l. Dreißigjähriges Schriftleiter-Jubiläum. Am Donners tag konnte der verantwortliche Schriftleiter des „Kamenzer Tageblattes", Paul Reißig, auf eine dreißigjährige Tätigkeit im Berlage des Kamenzer Tageblattes zurückblicken. l. Kein« spinale Kinderlähmung. Der kürzlich aufgetauchte Verdacht einer spinalen Kinderlähmung in Altlöbau hat sich glücklicherweise nicht bestätigt. Es handelt sich vielmehr um eine harmlose Erkrankung eines Kindes. I. Tödlich verunglückt. Am Mittwochmittag wurde der Versicherungsagent Belke aus Bautzen im Schön bacher Busch tot aufgefunden. Er hat wahrscheinlich mit seinem Fahr rad an der stark abfallenden Kurve der Straße Löbau—Schön bach die Herrschaft über sein Fahrrad verloren und ist an einen Baum gerannt. Die Leiche, die einen schweren Schädeibruch aufwies, wurde in das Schönbacher Lcichenhaus übergeführt. I. In die Schere gestürzt. Der in Gablonz i. V. be schäftigte Kutscher Wenzel Lang wollte den Pferden die Mähne stutzen und borgte sich eine 60 Zentimeter lange Papierschere. Er stieg aus einen Bock, rutschte aus und stürzte in die Schere. Eine Klinge bohrte sich in den Hals und durchbohrte die Schlag ader. Der furchtbar Verletzte wollte noch rasch ins Haus eilen, brach aber zusammen und starb an Verblutung, ehe ärztliche Hilfe kam. l. Feuer In einer Kirche. In der Kirche von Schönwald bei Friedland war früh ein Brand ausgekommen, der von Land wirten, die aufs Feld gingen, bemerkt und mit Hilfe der Be wohnerschaft gelöscht wurde. Der Dachstuhl ist in dem über Die „Kritische Zeit -er Volksschule« Kein Lehrermangel in Sachsen zu befürchte« Dresden, 14. September. Das Sächsische Ministerium für Bolksbildung veröffent licht in seinem Verordnungsblatt Nr. 16 eine längere Bekannt- machung über den mutmaßlichen Lehrer-undSchulraum- bedarf der Volksschulen in den nächsten Schuljahren. Es wird zunächst darauf hingewiesen, daß die Volksschulen von Ostern 1929 wieder mit einem umfänglicheren Ausscheiden von Lehrkräften, die das 65. Lebensjahr vollenden, zu rechnen haben. Diesem verstärkten Ausfall von Lehrkräften steht, wie es in der Verordnung heißt, zunächst die Tatsache gegenüber, daß mit dem jährlichen Zugang von rund 500 Schul amtsanwärtern aus den Seminaren nicht mehr gerechnet und in den allernächsten Jahren der benötigte Ersatz von 400 aka demisch gebildeten Anwärtern für Lehramt noch nicht erwartet werden kann. Ileberdies muß sich von Ostern 1930 in den Volks schulen ein erhöhter Stundenbedarf einstellen, weil dann die seit Ostern 1926 Aufgenommonen. zahlenmäßig wesent lich stärkeren Schülerjahrgänge in die Oberklassen eintreten werden. Die Bekanntmachung weist dann daraus hin, daß diese schwierige Uebergangszeit mitMhöhtem Bedarf und schwer er kennbarer Deckung die oberste Schulbehörde nicht überrasche. Das Ministerium für Volksbildung habe In den letzten Jahren mehr Lehrkräfte in den Volksschulen beschäftigt, als nach der stark gesunkenen Gesamtschülerzahl anzunehmen war und es habe Schülerbestände in den Klassen zugelassen, die den Schüler» durchschnitt in den Volksschulklassen. Sonderklassen mitein- gerechnet, auf 27,89, in den Hilfsschulklassen auf 14,48 herab- gedrllckt haben. Trotz Schülerrückgangs sei vielfach In dt, Stufengliederung kleinerer Volksschulen und in die Klassen, bestände der Volksschulen überhaupt nicht eingegrisfen worden. Inhabern von Lehrerstellen, an der Volksschule konnten in ziem- lichem Umfange Stunden an der Berufsschule in ihre Pflicht- stunden eingerechnet werden und die Wochenstunden wurden aufgebessert, so daß in der Mehrzahl der Klassen nicht nur die nach § 30 des Schulbedarfsgesetzes vorgeschriebenen Mindest sätze. sondern sogar die dort zugelassenen Höchstsätze erreich, wurden. Damit habe das Ministerium für Volksbildung zunächst eine produktive Erwerbslosenfürsorge getrieben ms für Sachsen eine Iunglehrernot mit ihren sehr nachteili gen Folgen für die jungen Lehrer und die Schule verhin dert, sowie damit zugleich bewußt Lehrerreserven für die zu erwartende kritische Heil der Volksschule geschaffen, deren sicheres Kommen die oberste Schulbehörde auch gehindert habe, vorschnell für die vollständige Zurückführung der Pslicht- stunden aller Volksschullehrer auf das Maß des Schulbedarfs. gesetzes einzutreten. Die nahenden veränderten besonderen Verhältnisse der Volksschule als Folge der schwankenden Schülerbeständ«, der akademischen Lehrerausbildung und des Uebergangs- und Schul- bedorfsgesetzes erfordern neue besonder« Maßnahmen. Das Ministerium müsse nunmehr die Lehrerreserven allmählich zur Deckung des Lehrerbedarss heranziehen. Das Ministerium fordert von den Schulleitungen, Schulbezirken, Bezirksschul räten und Bezirkslehrerräten Unterlagen ein. zur Vorbereitung der in den kommenden Jahren erforderlichen Maßnahmen. dem Altar befindlichen Teile verbrannt. Im Mittelschiff ent- stand Schaden durch Wasserbestrahlung. Man vermutet, daß bei einem vorangehenden kleinen Gewitter ein Blitz einschlug und das Feuer langsam weiterglomm. Lrmrlnckr- und VerrinLverrn Sommerfesl -er kalholtschen Gemeinde Sebnitz Am 7. September veranstaltete die kath. Gemeinde Seb - nitz ein schönes Kinderfest. Nach der Sutzcngelandacht, die von fast allen Schulkindern besucht war, versammelte sich jung und alt vor der Kirche. Geschloffen gings nun auf die Finkenbaude, voran die frohe Kinderschar mit bunten Fähnchen. Oben wurden die Kinder mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Bald entwickelte sich in den schönen Gartcnanlagen und auf den sauberen Rasenplätzen ein fröhliches, buntes Treiben. Für Kurzweil aller Art hatte unser rühriger Vcr- gnügungsausschuß glänzend gesorgt. Die Erwachsenen erprobten ihre Geschicklichkeit im Stern- und Schcibeschießen oder versuchten ihr Glück bei einer Gabenlottcrie. Die Kinder belustigten sich bei Ningwcrfcn, Wettlaufen, Sackhüpfen und frohen Spielen. Reizende Gewinne belohnten die kleinen Sieger. Großen Jubel rief das Er scheinen eines BretzclmanneS hervor. Mit lautem Freudcngeschrei stürmte die kleine Herde ihm nach und beraubte ihn unter sanftem Nippcnstreicheln seiner süßen Last. Bald' zeugten nur noch weihe Fädchen von seiner einstigen Pracht. Ein ergötzliches Schauspiel für jung und alt bot das ..Wcttknchcnessen". Vier gleichgroße Kna ben mußten sich bis in die Mitte eines runden Pflaumenmuskuchcns hineinessen, wo ihnen der Preis eines eingebackencn Geldstückes winkte. Mit wabrer Todesverachtung bissen sich die vier Schlarasfeu durch den Kuchen, nicht achtend der schönen Spuren, welche das Pflaumenmus auf Gesicht und Kragen hlnterlicß. Beim „schönen Geschlecht" verfuhr man ctivas rücksichtsvoller, indem man ihm einen ungefährlichen Sträuhelkuchen vorsetzte. Ein feines Konzert erhöhte die gemütliche Stimmung, und die liebe Spätsommcrsonnc lachte vom blauen Himmel herunter auf frohe, glückliche Menschen. Bald aber mahnte uns ihr Scheiden hinter den Bergen an die Vergänglichkeit aller Lust, und man rüstete zum Heimwege. Die Kinder erhielten noch als Nachtmahl Würstchen und Semmeln. Der Vorsitzende, Herr Anton Günther, richtete einige herzliche Worte an die Gemeinde und dankte unserm hochw. Herrn Pfarrer, sowie allen, welche zum Ge lingen des schönen Festes beigctvagen hatten. Seine Rede klang au» in einem begeisterten Hoch auf unseren liebe» Seelsorger. Unter den heiteren Klängen eines lustigen Marsches, bunte Lampions tragend, stieg man fröhlich zu Tal. Möge das Zusammengehörigkeitsgefühl in unserer Gemeinde erhalten bleiben und weiterhin reiche Früchte tragen. Kirchennachrichten Nachtrag zum Sk -Benno-Blatt Aue i. Erzg. Sonntag, 16. September: 10.15 Uhr hl. Messe und Predigt ss. a. Eibenstock, Radiumbad Oberschlcma), Wochen, tags hl. Messe 7 Uhr. Eibenftock. sNeue Bürgerschule.) Sonntag, 16. Septem ber: 8 Uhr hl. Messe und Predigi. Radiumbad Oberschlema. (Kurhaus.) Sonntag, 16. Septem ber, 9 Uhr hl. Messe. Nmmberg i. E. (röm -katb. Kreuzkirche). Sonntag, 16. Scpt.x 7 Uhr hl. Messe, 9 Uhr Hochamt mit Predigt. Dresdner Schlachkvlehrnarkk vom IS.Sepl. Austrieb: 20 Ochsen, 16 Bullen, 19 Kühe, 739 Kälber, 21 Schafe, 739 Schweine, zusammen 1554 Stück. Die Preise be trügen nach amtlicher Feststellung für 50 Kg. Lebendgewicht in Reichsmark: 1. Rinder: Keine amtliche Notiz. S. Kälber.' 1.—, 2. 85—90, 3. 78—83, 4. 68—75. 3. Schafe: Keine -.Notie rung. 4. Schweine: 1. 77—78. 2. 78. 3. 76-77, 4. 74 -76 Geschäftsgang: Kälber gut. Schweine langsam. Ueberstand: 36 Rinder (20 Ochsen. 9 Bullen. 7 Kühe), 72 Schweine. An- Werbungen: Die Preise sind Marktpreise für nüchtern gewogene Tiere und schließen sämtliche Spesen des Handels ab Stall für Frachten, Markt- und Verkaufskräften, Umsatzsteuer sowie den natürlichen Gewichtsverlust ein, erheben sich also wesentlich über die Stallpreise. Wetterbericht -er Dresdner Wetterwarte Witterungsaussichten. Keine wesentliche Aenderung. 4 ,Li ß.W » L ü'st'' e W A L' 'kck W Das Grab von Jovana R^man. Bon Han» Schmidt-Peschell. l17. Fortsetzung) Das singende Gemurmel der Eingeborenen war längst Im vollsten Schwungs, oder aber waren es ihre unterhal tenden Worte, welche die Akustik des Raumes musikalisch formte? Es war schwerlich wahrzunehmen, denn zu fern waren sie dem Ohr des Lauschendem der unter großer An strengung sich vorbeugte, bis sein Gesicht vom Licht einer Lampe erhellt wurde. Von den Reden, die von den ein zelnen gehalten wurden, verstand er nur das Allerwenigste, und was er verstand war so belanglos, daß es ihn fast ärgerte, sich deswegen in solche Gefahr begeben zu haben. Darum war Pohl auch kurz entschlossen, zu gehen. Die Klappe ließ er geöffnet und den Raum finster zurück. Er stieg auf die Brüstung der Oeffnung, durch die er gekommen war und horchte, ob irgendetwas Verdächtiges in der Nähe sei. Nichts war zu Hörem Nur die gerade schwellenden Töne der Eeistermusik trieben immer noch ihren Spuk durch die Nackt. Dann orientierte er sich in der Richtung und schritt eiligst heimwärts, als ob er Zeit verloren hätte, die auf dem Wege wieder einzuholen war. Vor der Hütte ge brauchte er äußerste Vorsicht, um den Alten nicht zu wecken und ebenso ungesehen sein Zimmer zu erreichen, wie er es verlassen hatte. Nachdem er das Licht entzündet hatte, streifte er den schwarzen Kittel ab und rieb sich den Ruß vom Gesicht, dabei aber bebten seine Hände schier vor Neu gier, wenn er sich der Zeichnung erinnerte, die er im Tempel gestohlen hatte und nun unter oie Lupe zu nehmen gedachte. Die ganze Erscheinung des Stückchen Papiers war absolut nichtssagend und die darauf gezeichneten Linien spärlich und dünn. Pohl aber breitete den Plan aus und stellte den Versuch an, ihn irgendwie mit der Lage des Tempels in Verbindung zu bringen. Und tatsächlich, da, wo die Striche am dichtesten standen, war zweifellos der Grundriß des Raumes, den er eben dort unter der Erde gesehen hatte. Da war das große Quadrat mit seinen seitlichen Säulen- rinstellungen und den vier mächtigen Stützen in der Mitte und dort die Treppe, auf deren obersten Stufen er eben ge hockt hatte. Wie ei« Stern wirkte die Zeichnung dieses Raumes auf ihn, der einen unendlichen Schweif mit sich trug. Immerhin war es nicht das Abbild eines Kometen, sondern der Schweif schien nichts anderes darzustellen, als einen unterirdisch verlaufenden Gang, der weit in die Wüste einschnitt, und hier die punktierte Linie zweifellos die Grenze der Oase. Der Fund, oder ehrlicher gesagt, der Raub war nicht so belanglos, wie Pohl ihn sich anfangs gedacht hatte, denn die Sache ging noch weiter. Ange nommen, daß das große leere Feld auf dem Papier die weite Wüste darstellen könnte, endete der Gang irgendwo, zumindest a.ber, im Verhältnis zur Größe des Tempels, einige tausend Meter außerhalb der Oase. In der Rich tung des Ganges aber, nach wieder ein paar tausend Me tern, setzten sich die beiden Parallelen fort, die schließlich an ihrem Ende ebenfalls, wie ganz zu Anfang, ein dichtes Feld von Strichen aufwies. Es schien auch ein Grundriß zu sein, welcher dargestellt wurde, mit dem Gange aber keine direkte Verbindung hatte, sondern eine geringe Unterbrechung, de^en Meterzahl schwer zu schätzen war. Die Darstellung eines Zepters in viel größerem Maßstabe dicht über diesem Grundriß sah mit ihm zusammen aus, als ein Ausrufungs zeichen. Das aber konnte nichts zu bedeuten haben, denn in welchem Einklang auch sollte ein Interpunktionszeichen der deutschen Orthographie mit diesem Plane stehen. Das also war Unsinn. Aber wenn er das Zepter bedachte und sich in dem darunter befindlichen Grundriß das Grab von Jovana vorstellte, so konnte er sich gut denken, daß die von ihm dort gesehene fliehende Gestalt zwischen den Stei nen in diesem Gange verschwand und seinen Weg ungesehen zur Oase nahm. Plötzlich klopfte jemand an die Tür. Pohl griff hastig zur Waffe, warf den Plan hinter sich und bat den Klopfen den einzutreten. Es war niemand anders als der Alte, der seinen Kopf grinsend durch den Türspalt schob, bevor er eintrat. ..Mein Gott", stieß Pohl hervor, „ich glaube, sie schla-, fen längst und dabei ." „Ist es Ihnen unangenehm, Herr, daß ich komme?" fragte der Alte. „Absolut nicht," entgegnet« Pohl, „aber es kommt einen komisch an, wenn plötzlich jemand vor einem steht, den man längst begraben glaubte," und zeigte dabei ein ver legenes Lächeln. ,Hch hatte mich vor langem schon nach ihnen umge sehen," erzählte der Bauer, „und da ich sie nicht fand ging ich hinaus, um ihnen zufällig irgendwo zu begegnen. Aber es gelang mi- eben nicht." „Ach —," sagte Pohl und suchte erst nach Worten, die er dem Bauern einreden könnte. „Wissen Sie, Alter, der Spaziergang heute mittag hat mir zu gut gefallen, so daß ich mir vornahm, denselben Weg abends noch einmal zu rückzulegen. Ich ging hinaus bis zum Tempel und machte dann ebenfalls kehrt, gerade so wie wir es taten. — Da fällt mir ein, dicht vor den alten Mauern erklangen plötz lich Töne ganz eigener Art. Anfangs waren sie mild und leise und hatten etwas Süßes in sich, dann aber schwollen ihre Akkorde an zu wildester Eeistermusik. Können Sie mir sagen, was das gewesen sein mag?" „Das lind die Aeolsharfen, deren Klänge von manchen sehr gelievt ryerden, und gerade abends, wenn sich die Ruhe über die Oase legt, dann stellen sie sie hinaus und lassen sie vom Winde spielen." „Eigenartig —meinte Pohl. > „Ach, finden Sie? fragte der Alte. „Ich bln von Kind heit an daran gewöhnt, daß ich kaum noch daraus achte." Was Pohl eigenartig fano, war aber etwas ganz anderes, nämlich, daß er sich so sehr getäuscht hatte, den Alten schlafend glaubte, ihn nun aber lästig vor sich fand. „Wissen Sie, Alter das Spiel war mir so sehr in teressant, daß ich tatsächlich plötzlich Lust spüre, den Weg noch einmal zu machen und eine Aeolsharfe genau zu be trachten. Es war riesig interessant." „O —," ermunterte sich der Alte, „erlauben Sie dann, daß ich Sie wieder mal oegleite?" Pohl war wie aus allen Wolken gefallen. „Ach, Alter, sage ich es doch gerade heraus. Ich möchte so gern allein sein, ganz allein, irgendwo im Grase liegen, nach den geheimnisvollen Klängen lauschen und träumen, wissen Sie, von der Heimat, von der Braut und von allem, das ich von Herzen so sehr liebe. — Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, Alter, morgen gehen wir wie der zusammen hinaus, ganz weit meinetwegen." Diese Klarheit seines Dorhabends machte den Bauer anfangs stutzig, so daß er sein Gesicht aufzog. als ob ihm alle Datteln zum Himmel geflogen wären, dann aber meinte er lächelnd: „Träumen Sie gut, Herr, ich werde mich derweile schlafe« lege«." (Fortsetzung folgt)