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Nummer 211 — 27. Jahrgang ,r,»«U» «ma> wSchenv, mt, d«, illnkr. »raN»»eUa,«n .Dl« vett' «nl> .^Nr »nlere leinen Leute». I-w>« de» Leildeilaaen S, Senno-BIatt». .UnIerhaUung und Wisse»». .Die Welt der «eau» .«ler,l,I«»r Ra'aeber». Da» nute Buch». .gglmnmd. ledaii». MonaMAer Ve,n«»»ret» » Mt. etnlchl. Bestellgeld, «nzelnummer »0 -j. Sonnabend- u. Sonntagmimmer »« 4 Hauvtlchrtttielter- De.«. Lerc,t,k. Dresden. Sächsische Sonnabend» 15. September 1S2S >v«»IagSorti Dresden «-z-i»«*»-»!»» Dt» I^:ru!tene P«it««tle,<» /. an,eigen u. Stelle,,ge>u»e »<»4- Die Petttrellaine,eile. 89 mm breit. 1 sslir Anzeige» aufterhalb des BerbreitnngSgebleleS 4« ^. die P-tttr-Namezeile I.!»«^. Offeriengeb.»» 4. Im stalle höherer Bewall erlttcht ,ede BervMchtung ans Lielernng iowtc Lrsüllung v. Anzeigen-Aullrögen n. Leistung b. Schadenersatz. »eschSItltcher Dell, Artne Lenz. Dr-Sden. ll olkss euun g lgelchiistSftelle. Druck n.Berta, : «ermama. ,Iir Verlag und Druckerei. Mtale Dresden. Dresden-«.!. PolierllratzeN. gernrnIMMS. PoNIchecktonto Dresden ?7aa Nanfsonta Eeudtdane Dresden Nr N17IS F«r christliche Politik und Kultur Redaktion der rüchstsche» Volks,«ttuna DreSden-Allstadl l Polterstrahe 17. ^ernrin Ä77II n»d ilM2. Kanzlerreise «ach Berlin? Die Deutschnakionalen fordern den Zusammentritt -es Auswürtigen Ausschusses Am Sonntag Fortsetzung -er Räumungsverhandtungen Weiseres Stillschweigen IV. n. Sens, 13. September. Am heutigen Morgen fand eine neue Zusammenkunft der sechs Mächtevertrete im Hotel Beau Rivage statt, die un gefähr zwei Stunden dauerte und wiederum der Riiumungs- srage gewidmet war. Es wurden einige Punkte besprochen, die «ine weitere Diskussion notwendig machen, jedoch wird liber die Einzelheiten vorläufig strenges Schweigen ge wahrt. Die Mitteilung, datz die Verhandlungen amSonntag morgen 10.30 Uhr fortgesetzt «erden, rrrrgte einige lieber, raschung. da man bereits für morgen mit der Abreise des Reichs, kanzlers gerechnet hatte. Briand sährt heute zur Minister- ratssitzung nach Paris, wird jedoch am Sonntag wieder zurückgekehrt sein. Reichskanzler Müller wird nunmehr bis Anfang nächster Woche in Senf bleiben. Berlin, 14. September. Trotz der Zurückhaltung der Genfer Stellen will man in Berliner Kreisen wissen, datz die Verhandlungen über die Räumungssrage bereits sehr stark mit einer Erörterung des Reparativ nsproblemes verbunden worden sind. Ntan will sogar von einem Gerücht wissen, datz der Reparations agent Parker Gilbert einen Plan vorbereitet, der dahin geht, oie Schulden der alliierten Schuldnerstaaten zusammen- gefatzt und in die deutschen Dcnveszahlungen eingeschaltet werden. Frankreichs Wunsch sei es dabei, an Deutschland die sämtlichen französischen Kriegsschulden an Amerika abzutreten. Man wird diese Kombinationen allerdings mit der größten Vor sicht aufzunehmen haben, da offenbar französische Bestrebungen am Werks sind, durch eine Diskussion derartiger Fragen die deutsch« Einheitsfront zu zermürben. Aehnlich verhält es sich mit der Erörterung der fran zösischen Presse über neue Kontrollpläne im Rhein - De« Verbindungsmann zwischen Wien und Pari». In der Stinnes-Affäre ist heute vormittag ein« neue Ver haftung erfolgt. Am Abschluß seiner Vernehmung wurde der Direktor Leo Hirsch festgenommen, der in dem dringenden verdacht steht, sich aktiv an den Kriegsanleiheschiebungen be- teiltgt zu haben. Die Verhaftung Hirschs ist letzten Endes die Folge der Festnahme von Bela Groß in Wien und der Er mittlungen der deutschen Beamten in Oesterreich. Dem Untersuchungsrichter war bereits seit Wochen bekannt, datz Hirsch in die Stinnes-Affäre verwickelt sei, und daß H. früher mit Trotz und Direktor Nothmann in Verbindung gestanden hat. Darüber hinaus wußte man aber auch, datz Hirsch, der sich selbst «inen möglichst harmlosen Anstrich zu geben versuchte, in Paris tätig gewesen ist und dort mit der Grupp« Lalmon-Levite in enger Fühlungnahme gestanden hat. Schon unmittelbar nach der Festnähme des Direktors Nothmann wurde auch Hirsch vom Untersuchungsrichter, Landesgerichtsrat Brühl, nach Moabit geladen und dort mehrfach verhört. Dabei betonte Hirsch immer wieder, daß er wohl den Personenkreis der Kxiegs- onleiheschieber kenn«, datz er selbst aber in keiner Weise fich strafbar gemacht habe. Hirsch, der früher geschäftlich in Wien als Makler tätig war, ist erst seit einigen Monaten in Berlin und bekleidete seit acht Wochen bei dem Oesterreichisch-Deutschen Reise- und Verkehrsbüro in der Taubenstratze 84 einen Posten als Direktor. Er selbst wohnte in der Nürnberger Strotze 8. Durch die Verhaftung von Bela Groß und durch das Geständnis des E. wurde jedoch das, was die UntersuchungsbHörden bisher nur vermutet hatten, zur Gewißheit. Groß gab an. datz bei den Verhandlungen zwischen ihm und Direktor Nothmann Hirsch eine wichtige Rolle gespielt hat, und datz Hirsch auch mehrfach in Paris gewesen sei, um dort mit den französischen Beteiligten über di« Verwertung und Anmeldung der Kriegs anleihestück« zu beraten. Auch zu dem früheren Deputierten Calmon und zu Levite hat Hirsch eng« Fühlung aufrrcht- »rhalten. Durch Lalmon selbst hatte der Kommissar Dr. Heinz mann schon von dem Wirken Leo Hirschs Kenntnis bekommen, ohne datz es damals möglich gewesen wäre, einznschreiten. Hirsch wird sich jetzt wegen seiner vermittlertütigkeit als Nn- land. Man spricht jetzt von internationalen Kontrollkommis sionen, die zu beiden Seiten der Grenze eingerichtet werden sollen. Bon deutscher Seite wird nach wie vor betont, datz unsere Delegation ihren bekannten grundsätzlichen Stand punkt restlos aufrecht erhalten habe. Angeblich soll ein englischer Vermittlungsvorschlag vor liegen, der die Schaffung einer besonderen Kommission aus Ver tretern der Botschaftermächte und deutschen Delegierten vorsieht. Diese Kommission, die als Sa ch v e r st ä ndi g en - K o m i t ee zu betrachten wäre, solle im einzelnen das Prinzip und die tech nischen Fragen einer eventuellen Rheinlandräumung nicht in Genf, sondern an einem anderen Ort und zu einem späteren Zeitpunkt beraten. Endlich will man in Genf noch von einem angeblichen Vorschlag wissen, der eine befristete Rheinland- Kontrolle bis zum Jahre 1925 vorsieht. B « rlin. 14. September. Die deutschnationalen Mitglieder des Auswärtigen Ausschusses nahmen gestern einen Bericht ihres Fraktions vorsitzenden über seine Verhandlungen mit dem Auswärtigen Amt entgegen. Die Anwesenden billigten den vom Grasen Westarp gebilligten Antrag, sofort den Auswärtigen Ausschuß des Reichstages einzuberufen. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses. Abgeordneter S «Hei de m a n n, hatte mitgeteilt, er werde am Sonnabend in Berlin feststellen, wann die Genfer Delegierten berichten können. Da dies« Behandlung des deutschnationalen Antrages die Gefahr einer bedenklichen Verzögerung in sich birgt, hat Graf Westarp das Auswärtig« Amt schriftlich gebeten, dem Reichskanz ler das Ersuchen zu übermitteln, vor weiteren Ver handlungen zwecks Fühlungnahme mit dem Auswärtigen Aus schuß vorübergehend nach Berlin zurückzukehren. Er hat den Abgeordneten Scheidemann ersucht, sich diesem Wunsche anzuschlietzen. geklagter zu verantworten haben, Die Verhaftung des Hirsch erfolgte wegen dringenden Tatverdachts und auch wegen Fluchtverdachts, da der Festgenommene Aus landspässe besitzt und wohl kaum allzu lange mehr in Berlin geblieben wäre, da sich bei den letzten Vernehmungen das Netz immer enger um ihn gelegt hatte. Die Untersuchung gegen Hugo Stinnes wird sich in Anbetracht der neuen Verhaftung noch einige Zeit länger hinziehen. Die Stinnes-Affäre zieht noch immer weitere Kreise. Schon die Hinausschiebung des Haftprüfungstermines durch Stin nes' Verteidigung, sowie der energische Trennungsstrich, den die Stinncs-Korporation ihrem einstigen Chef gegenüber gezogen hat, ließen über die Schwere dieses Falles keinerlei Zweifel mehr. Die neuerdings erfolgte Verhaftung des Direktors Leo Hirsch be deutet eine weitere Belastung. Di eOcsscntlichkeit ist an dieser Untersuchung -es Kriegsanleiheschwindels in stärkstem Matze interessiert. Von der Justiz verlangt dieser Fall restloses Einsetzen aller Mittel, die «eignet sind, diesen noch keineswegs zu übersehen den Riesenbetrug am Volke in allen seinen Zusammenhängen und scheinbar sehr weiten Verästelungen restlos aufzudeckcn. Man wird es im Interesse des Fortganges der Untersuchung verstehen, wenn die zuständigen Stellen der Oeffcntlichkeit gegenüber vorläufig größte Zurückhaltung zu üben gezwungen sind. üolersacho«! »er Monia-Aii«.kicks Mailand, 12. September. Zur Feststellung der Ursache des Unglücks auf der Renn bann von Monza hat heute der Staatsanwalt den Mennsahrer Foresti darüber verhört, ob er von der Maschine des ver unglückten Rennfahrer» Materassi angefahren worden sei. Foresti stellte fest, datz er nicht» derartige» bemerkt habe. Der Fachmann und Rennfahrer Minoja ist nach dem „Giornale d'Jtalia" der Ansicht, datz der tragische Unfall in Monza nicht durch den Stotz des Wagen» Materastis gegen den Foresti» er« folgt sei. sondern durch ein Steckenbleiben der Räder infolge zu plötzlichen Einsetzens der Bremsen. E, sei aber auch nicht aus- geschlossen, datz Materassi infolge eine» plötzlichen Unwohlsein» di« Kontrolle über fein« Malchin« verloren Hab«. Lrolkdorfs-Rcmhlm (Non unserem Vertreter.) v.v. Moskau, 12. September. Im Herbst 1922 kam Graf Brockdorff-Rantzau als Leiter der deutschen Vertretung nach Moskau, die bald darauf in eine Botschaft des Deutschen Reiches um gewandelt wurde. Gerade ein Jahr ist es her, datz dem deutschen Botschafter Brockdorff-Rantzau aus Anlatz seiner fünfjährigen diplomatischen Tätigkeit in Moskau von der sowjetrussischen Regierung außerordentliche Ehrungen er wiesen wurden; insbesondere der ungewöhnlich warme Ton des Glückwunschschreibens des Präsidenten der Sowjet union, Kalinin, bezeigte, welche Hochachtung und An erkennung sich der deutsche Botschafter bei den leiten den Politikern des Sowjetbundes erworben hatte. So dah nun, nach diesem unerwarteten und um so schmerzlicheren Hinscheiden des Botschafters, neben einer großen Gemeinde deutscher Freunde und Verehrer auch zahlreiche russische Verehrer an seiner Bahre trauern. Im steten Einnern bleibt Graf Brockdorff-Rantzau als der immer liebenswürdige, ein wenig sarkastische Grandseigneur, der sich bei aller in seiner Persönlichkeit wurzelnden Aristokratie zur politischen Demokratie eines alle Glieder umschließenden Volkstums bekannte. Wem es so scheinen mag, der sehe darin einen Gegensatz; die jenigen, die mit dem Toten vielleicht auch nur in Be rührung kamen, mutzten schnell erkennen, wie sehr dieser aristokratische Demokrat eine wesensgeschlossene Persönlichkeit lvar. Wohl wußte er die Tradition seiner Standesgeburt zu wahren: aber die Läuterung des Tra ditionellen durch ein Weltbild eigener Anschauungen hütete den Grafen. Schranken gegen andere aufzustellen und sich so in soziologisch mißdeuteter Hochwohlgeborenkeit zu isolieren. Wenn irgendetwas ausschlaggebend den „kaiserlichen Diplomaten" für den Dienst an der Republik prädestinierte, dann war es dieser Wesenszug seiner Per sönlichkeit. Und wenn der „Graf" seinen diplomatischen Lebensersolg — für nicht wenige sicherlich unbegreifbar — im bolschewistischen Rußland finden konnte, so war es wiederum dieser Wesenszug. der ihn dir rätselhafte Psyche des Russen, und die noch rätselhaftere des bolschewistischen Russen, begreifen ließ. Und in diesem gefühlsmäßigen Ahnen und wohl auch Verstehen dieser Psyche lag mit das Geheimnis seines diplomatischen Erfolges auf einem so ungewöhnlichen und nicht minder politisch schwierigen Boden! Aber nicht einzig und allein auf eine solche Basis war die diplomatische Arbeit des nun verblichenen deutschen Botschafters in Moskau gestellt. Des Grafen Brockdorfs- Rantzaus weltpolitische Ansicht, war von Anfang an: daß zur zukünftigen wirtschaftlichen und politischen Sicherung Deutschlands und darüber hinaus zur Befriedung Europas ein gutes Verhältnis mit Rußland eine der allerwichtigsten Voraussetzungen ist! Von diesem politischen Grundmotio war die diplomatische Lebensarbeit Rantzaus für die Deutsche Republik getragen. Es ist unnötig, in diesem Zusammenhangs an des Botschafters politische Hal tung als Außenminister zu erinnern: nicht Versailles hat den Grafen nach Moskau gehen lassen, sondern schon in. Kopenhagen wandte sich Rantzau den osteuropäischen Pro, blemen zu, die dann nicht mehr aus seinem weltpolitischen Jnteressenkreise schwanden. So war denn die Uebernahme des Moskauer Botschafterpostens für ihn selbst alles andere als eine Geste des Protestes gegen Versailles, wie jo oft behauptet worden ist! Daß dem so war, dafür spricht vor allem die Tätigkeit des Botschafters: Protest- oder Agitationspolitik zu trei- den, wäre in Moskau ein Leichtes gewesen. Nichts leichter, als vor Rapallo und später, insbesondere zur Zeit des deutschen Nuhrkampfes, mit den Russen eine Gewalt politik zu inszenieren: der deutsche Nationalbolschewismus unseligen Angedenkens hatte schon seinen Kern Realität. Für den Verstorbenen bedeutet aber die Vertretung Deutschlands bei der Unionsregierung keine provokato rische antifranzösische Geste, seine Politik war nicht die eines gewissenlosen Abenteurers, dem das Chaos alles und der Ausbau nichts ist; für den Botschafter gab es nur das eine Ziel seiner diplomatischen Tätigkeit in Moskau: den deutsch-russischen Ausgleich mit dem Erstreben bestmöglicher Wirtschafts- und politischer Beziehungen und inniger kultureller Zusammenarbeit mit allen guten Mitteln zu fördern! Der Graf war auf seinem Posten durchaus Optimist; eine wenn nirgendswo anders, so doch für den Arbeits- erfolst in Moskau unerläßliche Voraussetzung jeglichen politischen Wirkens. Dieser Optimismus täuschte den Bot. schaster aber nicht über die Schwierigkeiten einer deutsch russischen Verständigungsarbeit. Allein die politische Praxis Kälte nur zu bald etwaiae Leichtaläubiakeit solcher Art zer- Di« heutig Rümmer enthiNt das St. Benno-Blatt, »a» Sonnlagsblat, für di. Diözese Meitze«. Die Sttnnes-Assüre greift um sich Eine neue Verhaftung