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Sächsische Volkszeitung : 19.09.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192809195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19280919
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19280919
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-09
- Tag 1928-09-19
-
Monat
1928-09
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.09.1928
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Silberne Priesterjubllüen Am Mittwoch, den IS. September können drei Mitglie- tzer unseres Diözesanklerus ihr 25jähriges Priester tu bi lau m begehen, die hochwürdigen Herren Oberstudien, »irektor Paul Löbmann, Bautzen, Erzpriester Johannes Rücker, Zwickau, und Pfarrer Karl Schindler, Zittau. Oberstudiendirektor Löbmann ist 1879 in Schirgiswalde geboren. Nach Besuch der Gymnasialprävaranda in Bautzen, absolvierte er seine Gymnasial- und die theologischen Universi- tälsstudien in Prag, sowie die philologischen Studien in Leipzig. Nach kurzer Tätigkeit in der Seelsorge in Seitendorf kam der Jubilar Ostern 1906 an das katholische Lehrerseminar in Bautzen, dessen Leitung ihm nach der Wahl seines Vorgängers Tr. Franz Löbmann zum Apostolischen Vikar übertragen wurde. An die Stelle des katholischen Lehrerseminars ist inzwischen die Domstiftliche Katholische Deutsche Oberschule mit Aufbauklassen getreten Der bewährte Leiter steht noch heute an -er Spitze dieser bedeutsamen katholischen Bildungsanstalt, die sich mit allen Freunden im Lande dieses silbernen Priesterjubiläums ihres Direktors freuen wird. Die beiden anderen Iubilare stehen seit 25 Jahren In der Diasporaseelsorge. Johannes Rücker ist am 3. August 1879 in Grunau (bei Ostritz) geboren, er besuchte in Bautzen die Domschule und das Lehrerseminar, dann in Prag das deutsche Gymnasium und die Universität. Als Seelsorger hat Erzpriester Rücker nacheinander in Schirgiswalde, Grohfchönau, Reichenau, Ostritz, Oelsnitz und seit Mai 1927 in Zwickau gewirkt, wo er heute an der Spitze des Archipresbyterates steht. — Karl Schindler ist am 25. August 1879 in Kamenz geboren: seine Studien absolvierte auch er in Prag und war in der Seel sorge seither tätig in Dresden (Hofkirche), Chemnitz l, Klingen thal. Dresden-Cotta, Dresden-Löbtau und seit Oktober 1926 in Zittau. Dresden-Löbtau verdankt oem Jubilar sein schönes Gotteshaus. Am 19 September 1903 haben die drei Herren in St. Euimaus zu Prag die hl. Priesterweihe empfangen. Mit ihnen werden heute .zahlreiche Gemeinden unseres Bistums ihrer segensreichen 25jährigen priesterlichen Wirksamkeit gedenken und Gott bitten, daß er den hochwürdigen Iubilarpriestern noch reckt lange Fahre Gesundheit, Kraft und Gnade in ihrem ver- a- twortungsvollen Amte schenken möge. Auch an dieser Stelle unsere herzlichsten Glück- und Segenswünsche! ^stemnilr, Ivicksu. plsurn Mayrhofer in Alkchemnitz Im großen Saale von Reichels „Neuer Welt" hielt am 12. September der bekannte Regensburger Schriftsteller Johannes Mayrhofer einen Vortrag über Therese Neumann von K o n n c r s r e u t h. Zweiundeinehalbe Stunde wußte er seine Zu- Hörer in atemloser Spannung zu halten. Eine Leistung, die gewiß der fesselnden Tarstellungsweise des Redners das beste Zeugnis gibt. Denn neue Tatsachen konnten ja nicht geboten werden. Die führenden Zeitungen von Chemnitz hatten ihre Berichterstatter ge sandt. Wir geben einem von ihnen, dem des Chemnitzer Tageblattes, da? Wort. ES wiegt in diesem Falle vielleicht schwerer als ein Ve rüb! „aus katholischer Mentalität" heraus. Nach kurzer orientieren der Einleitung heißt es im genannten Blatte: „Der Redner bewahrte in seinen zweieinhalbstündigen, von katholischer Mentalität getra genen Ausführungen absolute Sachlichkeit und durfte das Verdienst für fick in Anspruch nehmen, das aus zahllosen Einzelberichten be kannte Problem nun einmal im Zusammenhänge und streng logischen Ausbau vor seinen Hörern entwickelt zu haben. Daß er dabei über die Erscheinungsformen (die wunderbaren Heilungen, ihre Nah- rungslosigkeit. ihre Visionen und Stigmatisationen) nicht viel Neues zu sagen vermochte, lag nicht an dem Redner, sondern daran, daß sich die Weltpresse bereits mit allen Einzelheiten der Erscheinungs formen beschäftigt hatte. Jedenfalls vermochte aber der Vortragende dein unvoreingenommenen Zuhörer glaubhaft zu machen, daß ein Schwindel oder eine Täuschung nicht vorliegen können. Auch di« Möglichkeit einer Suggestion, Autosuggestion oder Hysterie wies er zurück. Ohne seine Hörer zu einem positiven Wunderglauben zu führen, betonte er, daß man es im Falle Konnersreuth höchstwahr scheinlich mit einem in der Kirchengcschichte ja durchaus nicht miste, kannten Korisma zu tu» habe (die Kirchengcschichte kennt allein 322 Fälle von Stigmatisation). Jedenfalls hat Rom selbst die Men über den Fall Konnersreuth noch nicht geschloffen, und man darf anneh- mcn, daß die Kirckenbehörde nur mit einem bis in alle Einzelheiten erwogenen abschließenden Urteil vor die Welt tritt. Die anschließende Aussprache erbrachte, wie alle solche Aus sprachen, keinerlei positiven Gewinn. Derjenige aber, der mit gutem Willen gekommen war, dürfte die Ucberzeuguug mit fortnehmeu, daß Therese Neumann unschuldlg und unbeteiligt ist an der ScnsationS» mache, die mit ihr getrieben wird, und daneben — mag nu r Wissen schaft und KIrchenbrhörde einmal so oder so zu einer end- gültigen Stellungnahme kommen — herzliches Mitleid mit einem armen, gequälten Menschenkind« * Am Abend des 13- September sprach Mayrhofer dann auch noch im KKV. über sein« Reise in das Land der Mitternachtssonne. Hier kam sein Talent -er Schilderung und seine selten formvoll endete Sprache wohl noch wirkungsvoller zur Geltung. Wie wir hören, bleibt Mayrhofer noch einige Wochen in Sachsen. Wir Chem- nitzer können seine Vorträge den katholischen Vereinen nur auf das wärmste empfehlen. Schwere DerkehrsunfSlle Zwickau, 18. September. Am Sonntagvormittag fuhr ein Motorrad mit Soztusfahrer auf der Staatsstraße Gößnitz—Zwickau mit einem Leipziger Auto zusammen. Der Motorradfahrer war auf der Stelle tot. Der Mitfahrer wurde in weitem Bogen vom Rade geschleudert und blieb mit einem Schädelbruch liegen, an dem er nach seiner Ein lieferung ins Meeraner Krankenhaus starb. Es handelt sich um einen 21jährigen Konditorgehilfcn aus Zschopau. Sein Begleiter war «in 16jähriger Färberlehrling aus Crinrmitschau. Am Sonnabendnachmittag ist in Zwickau an der Ecke Schu- mannstraße und Schulgrabenweg ein Radfahrer mit einem Personen, krastwagen zusammengestoßen und von letzterem überfahren worden. Der Radfahrer erlitt dabei schwere Verletzungen am Kopf und mußte nach dem Krankenstift überführt werden. Die Schuldfrage ist noch nicht geklärt. Chemnitz, 18. September. In der Nacht zum Montag stießen an der Ecke Waisen- und Bahnhofstraße zwei Kraftdroschken zusammen. Die Wagen wurden erheblich beschädigt, während die Fahrgäste mit leichteren Verletzun gen davonkamen. — Am Sonntagabend stieß am Falkenauer Berg bei Falkenau ein Motorradfahrer mit einem Personenauto zusam men. Der Motorradfahrer und seine Begleiterin blieben besinnungs los liegen und wurden nach Chemnitz ins Krankenhaus geschafft. Amnestierung im Prozeß Mülier-Streiemann Plauen, 18. September. Das Landgericht Plauen, dos über die Frage zu ent scheiden hatte, ob das Amnestiegesetz vom 14. Juli 1928 im Be- leidigungsprozetz Müller-Stresemann einschlage, hat dahin entschieden, daß der Fall MUller-Stresemann unter - ie Amnestie falle. Hinsichtlich der Kosten des Nebenklägers kam dos Gericht zur Entscheidung, daß der Nebenkläger die ihm erwachsenen Kosten selbst zu tragen habe, lieber die Kosten, die dem Angeklagten zufallen sollen, hatte das Landgericht keine Entscheidung zu treffen. Sie trägt also der Angeklagte, während die Gerichtskosten die Staatskasse zu übernehmen hat. tz. Der Peniger Defraudant festgenommen. Wie das Krimi nalamt Chemnitz mitteilt, wurde der Polizeioberwachtmeister Kurt Lorenz von der städtischen Polizei In Penig, der mit 30 000 Mark Sparkassengeldern flüchtig geworden war, gestern vormittag )412 Uhr in Hamburg fest genommen. 28 000 Mark des unterschlagenen Geldes konnten sichergestellt werden. Kur <I«r I.su5itr Stillegung -es Bautzner Kupferwerkes Bautzen, 18. September. Das hiesige Kupferwalzwerk C. G. Tietzens Eidam hat trotz der Bemühungen der beteiligten Kreise am Sonnabend stillgelegt werden müssen, da von verschiedenen Gläu bigern der Weiterverarbeitung der Vorräte unter Bezugnahme darauf, daß ihnen hiervon größere Mengen zu Eigentum über eignet worden seien, widersprochen wurde. Die Deutsche Treu handgesellschaft für Warenverkehr in Berlin nimmt die weitere Prüfung der Lage der Firma vor. Zur Berichterstattung iibör die Lage ist für Mittwoch, den 19. September, in Dresden eine neue Gläubigerversammlung anberaumt. I. Schwerer Motorradunfall. Auf der Staatsstraße Ostrih— Görlitz ereignete sich Montag früh gegen 4 Uhr ein schwerer Motor radunfall. Der Dentist Weikert aus Ostrih fuhr auf seiner BMW.-Maschine mit seiner Braut Margarete Weinhold aus Görlitz von der Kirchweih nach Hause. Kurz vor Leuba verlor der Fahrer die Gewalt über die Maschine und geriet ins Schleudern. Dabes wurde Fräulein Weinkold gegen eine» Baum geschleudert und erliit einen Schädclbruch. Sie war auf der Stelle tot. Der Fahrer selbst erlitt nur leichte Hautabschürfungc». l. Spinale Kinderlähmung. Auch in dem benachbarten Geißmannsdors ist nun ein Fall von spinaler Kinderlähmung zu verzeichnen. Das vierjährige Kind des Wirtschajisdesißers Hanisch erkrankte an Lähmungserscheinungen am rechte» Arm und mutzte auf ärztliche Anordnung ins Bautzner Krankenhaus überführt werden, wo tatsächlich die Erkrankung als spinale Kinderlähmung festgestellt wurde. l. Großes Schadenfeuer. Am Sonntagnachmittag in der sech sten Stunde brach auf bisher noch unaufgeklärte Weise im Klee schuppen des Rittergutes Nieder-Rennersdorf Feuer aus, das sich mit rasender Schnelligkeit auSbreitcte und auf den Kubstall Übergriff. Glücklicherweise konnte das gesamte Vieh rechtzeitig in die nahen Koppeln gebracht werden. Die zahlreich erschienene» Wehren mußten sich darauf beschränke», di« angrenzenden Gebäude zu schüt zen, während das 65 Meter lange Stollgebäude -en Flammen zum Opfer fiel. Dresdner Lichtspiele Im Prinzeßtheater läuft seit Freitag ein fröhliches und harm loses Lustspiel „Der erste Kuß", bei dem man trotz aller üblichen Unwahrscheinlichkeiten herzlich lachen kann. Die sportgewandte Toch ter eines amerikanischen Geldmannes brennt nach Europa durch, um nicht heiraten zu müssen, verliebt sich aber dort in einen armen Musiker und heiratet doch. Anny Ondra spielt das Mädchen, das durchaus nicht küssen will, mit viel Frische, Lustigkeit und Anmut: Ihr Partner ist Werner Pittschau. Endlich einmal rin Film, in dem nur ein Kuß vorkommt! — Der Märchenfilm „Der ver zauberte Wald" im Beiprogramm,-dessen entzückende Bilder wirklich mit zauberhafter Technik hergestellt sind, verdient besondere Erwähnung. Die U.-T--Lichtspiele zeigen den Joe-May-Film „Heim kehr". Eine beachtliche Leistung, deren Schöpfer von den russischen Vorbildern gelernt hat. Zwei deutsche Kriegsgefangene fliehen in Sibirien, aber nur dem einen gelingt eS, sich durchzuschlagen. Er sucht die Frau des anderen auf, faßt Zuneigung zu ihr. Sie gibt nach langem Zögern nach, da sie ihren Mann !ot glaubt. Aber der Totgeglaubte kehrt zurück und muß erkennen, daß die beiden nicht mehr zu trennen sind Er verzichtet und geht in die Fremde. — Also ein altes Motiv: Rückkehr des totgeglaubten Gatten. Man mag streiten, ob die hier gegebene Lösung (der Film ist nach einer Novelle von Leonhard Frank gearbeitet) christlicher Anschauung entspricht Dennoch wird man der Handlung, die Lars Harson, Gustav Froe glich und Dita Parlo packend gestalten, mit Spannung und Anteilnahme folgen. 6emeincie- unci Verrin»v«rn 8 Bernstadt-Kunnersdors (Berelnsbesuch). Im Laufe des verflossenen Jahres hatte unsere Gemeinde die Ehre, von aus wärtigen Glaubensgenossen besucht zu werden und hasst man — in unserer schönen Oberlausitz in Zukunft auf weiteren „gerne gesehenen" Besuch! — Wars bisher die männliche Jugend, so fand sie am letzten Sonntag Ablösung durch „Iungborn" durch die weibliche erwerbstätige Jugend aus Schirgiswalde, die sich mit ihren Berufsschwestern in der Südlausitz ein Stelldichein im Jugendheim bei Großhennersdorf-Neundorf gegeben. — Dank den lieben Besuchern und besonders ihrer Führung. Auf „baa- liges Widersahn." —ebe— Dres-ner Schlachkvlehmarkk vom 17.Sepk. Auftrieb: 196 Ochsen. 325 Bullen. 435 Kühe, 54 Färsen. 772 Kälber, 853 Schafe, 3360 Schweine, zusammen 5995 Stück. Die Preise betrugen nach amtlicher Feststellung für 50 Kilo gramm Lebendgewicht in Reichsmark: 1. Rinder: A. Ochsen: 1. a) 56—61, b) 46-63, 2. a) 36^42, b) 36—34: B. Bullen: 1. 55-58, 2. 47-53, 3. 43-45: L. Kühe: 1. 48-54, 2. 40—45, 8. 28—35. 4. 24—27: D. Färsen (Kalbinnen): 1. 54—59, 2. 46 bis 52. 2. KäIber: 1. —. 2. 83-88, 3. 76—80. 4. 67 bis 74, 3. Schafe: 1. a) 66-76, b) 61-67, 2. 56-60, 3. 48—54 4. 40—46. 4. Schweine: 1. 75-77, 2. 76-78, 3. 75—70 4. 73—75. 5. 72—73, 6. —. 7. 68—70, Geschäftsgang: Rinder langsam, Kälber mittel. Schafe und Schweine langsam. Uobcr- stand: 104 Rinder (54 Ochsen, 12 Bullen, 38 Kühe), 76 Schafe 36 Schweine. Wetterbericht -er Dres-ner Wetterwarte Witterungsaussichten. Heiter bis wolkig, tagsüber mäßig warm, nachts leicht kühl, schwache Luftbewegung. Das Grab von Jovana Roman. Bon Han» Schmidt.Peschell. (20. Fortsetzung) , Irgendein Kauderwelsch schrieb er zu seinen Zeich nungen, so daß er denen, die ihm in» Buch sahen, als ein großer Gelehrter erschien, weil sie gewiß nichts von so hohen Dingen verstanden. Manches Blatt hatte er schon in seiner Furcht mit diesem wüsten Gekritzel beschmiert, aber als er in die Nähe seines Zieles kam, schlug er sein Buch auf und trug es so, daß jedem Vorübergehenden die ' Skizzen sofort ins Auge fielen. Etwas abseits ließ er sich unter eine Tamarinde nieder. Anfangs langweilte ihn, dann aber bekam er Lust, die Zeit tatsächlich mit botani schen Studien auszunützen, wenigstens doch einmal die Beschreibung einer Pflanze zu versuchen, so ganz nach dem Gefühl und Laienart. Darum pflückte «r ein Blatt vom Baume, unter dem er gerade saß, und dessen Nqme er von dem Alten bereits schon gehört hatte. „Die Tamarinde," schrieb er, „ist ein immergrüner Baum, seine Krone ist weit ausgebreitet." „Dann nahm er das Blatt und unterzog es einer eingehenden Untersuchung. „Verflucht." dachte er, „wenn doch die Kerle erst verschwunden wären." Aerger- lich schaute er auf das Blatt. „Es ist grün," meinte er, „und seine Form ist sehr komisch. Soll der Teufel wissen, wie man da sagen könnte", und es gelang ihm einfach nicht, auf die einfache Bezeichnung „abwechselnd, paarig gefieder tes Blatt", zu kommen, die ihm jeder Botaniker ohne weiteres hätte sagen können. Ungeduldig legte er das Buch belferte und warf das Blatt weit von sich. — Die Patrouille indessen war bis zur Hütte des Alten vorgedrungen und nahm den Besitzer bereits ins Verhör. „Sag Bauer, bei dir soll auch ein Fremder wohnen, wo ist der?" „Ihm war nicht gut, er ist schon länger zum Spazier gang fort." „So — er ist fort. Ist er sonst immer bei dir oder — hast du ihn nachts schon öfters vermißt?" Der Alte gab nicht sogleich Antwort. „Sag die Wahrheit, Bauer, war er nachts öfters fort?" „Nein —sagte der Alte gedehnt und schüttelte nach denklich den Kopf. „Einmal," fuhr er fort, „es war aber erst gestern, da ist er abends noch spät hinausgegangen, nach dem Tempel zu, um die Aeolsharfen zu hören, er ist so ein Träumer und hatte sie noch nie vordem gehört." „Wo schläft er?" fragte der Führer der Patrouille. „Zeig seine Sachen her." Zitternd ging der Alte vorauf und zeigte den Weg zu der Koje, in der sich die Koffer Pohls befanden. „Hier riechts nach Geld," meinte der Führer zu seinen Kumpanen und ließ ein seidenes Hemd durch seine schwieli gen Finger gleiten. „O, das will ich meinen," versetzte der Alte stolz. „Er ist ein reicher und vornehmer Europäer, hat viel fromme Wünsche, aber er bezahlt alles gut. „Na, Bauer," grinste der Führer, „da kannst du deinen Pflug noch in die Ecke stellen — was, gefällt dir so? Aber sag mal, habt ihr nichts zu rauchen hier?" „Gewiß, ja — nehmt aus diesem Kasten hier, der Herr wird's euch gewiß nicht übelnehmen. Greift nur zu und teilt sie euch." Zm Augenblick interessierten die Zigaretten und waren sie schnell ausgezählt. Als der Alte die Militärs bei so guter Laune sah, fragte er schließlich: .' - „Was sucht ihr eigenlich für einen?" >, „Wir suchen einen Deutschen, den Mörder, der draußen am Königsgrab gewütet hat. — Sag, Bauer, wo sind die Papiere von deinem Europäer?" „Papiere?" meinte der Alte. „O, er ist ein vorsichtiger Mann und wird sie bei sich tragen, falls irgend jemand danach fragt, wenn er spazieren geht." „So —, du meinst, die hätte er bei sich," entgeanete der Führer. ,Zch muß ja sagen, ohne den Mann gesehen zu haben, ein Verbrecher scheint er nicht zu sein, ich meine, Kamerad, wenn man so seintz Sachen sieht — was? Meinst du nicht auch? Ein Kerl mit soviel Geld, hat her das Morden nötig?" ' „Kann es mir auch schlecht denken," erwiderte der ange sprochene Kamerad. „Aber weißt du, wenn er ein Deutschem ist, wäre er immerhin genauer zu betrachten, allein schon wiel es unsere Pflicht ist. Du weißt doch, daß der Mörder eben ein Deutscher ist." „O, nein," siel der Alte dazwischen, „mein East ist kein Deutscher, gewiß nicht, denn heute Mittag hat er mit mir noch von Irland gesprochen. Nein, nein, ein Deutscher ist er nicht." „Los!" sagte der Führer barsch und wandte sich zur Tür. „Hab schönen Dank für die Zigaretten, Bauer." Dann schwangen sich die sechs Mann auf ihre Pferde und ritten davon. „Welch eine Einfalt? Mein vornehmer East sollte ein Mörder sein," brummte der Alte vor sich hin, und ging kopfschüttelnd in die Hütte zurück. Harry Pohl hatte es auf seiner Lauer nicht länger ausgehalten. Langsam machte er sich auf den Heimweg. Gelegentlich hatte er jemanden gefragt, ob er die Pa trouille nicht gesehen hätte, er müsse den Führer unbedingt sprechen und sie daher auf jeden Fall einholen. Daraufhin bekam er genaueste Auskunft über den Pfad, den di« Militärs eingeschlagen hatten, und war imstande, ihnen bequem aus dem Weg zu gehen. Er taxierte, daß die Durchsuchung der Hütte des Alten längst von statten ge gangen sein müßte und schlich sich langsam von hinten an seine Behausung heran. Drinnen war der Alte damit be schäftigt, einen kleinen Imbiß herzurichten. Als er Pohl erblickte, überfiel er ihn förmlich mit den Worten: „Fort sind sie, Herr, längst sind sie schon fort. Ich habe ihnen von Ihren Zigaretten gegeben, damit sie Ihre Koffer nicht allzu sehr in Unordnung bringen sollten. Sie sind dann auch ganz sinnig verfahren. Und als ich ihnen sagte, daß Sie gar kein Deutscher sind, wie sie einen suchten, da haben sie gar nichts mehr gefragt und sind davongeritten." „Ich bin kein Deutscher, Alter? Wieso denn nicht? Niemals bin ich etwas anderes gewesen. Wieso kommen Sie auf eine so köstliche Idee?" „Ja, Herr, sagten Sie mir bei Ihrem Fortgehen nicht, daß §ie von Irland seien?" (Fortsetzung folgt) <
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