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Sächsische Volkszeitung : 19.09.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192809195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19280919
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19280919
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-09
- Tag 1928-09-19
-
Monat
1928-09
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.09.1928
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Die Jugendherberge St.Marienstertt Feierliche Eröffnung Panschwih, 16. September. Zu einem Ereignis für die westliche Lausih gestaltete sich die am Sonntag vollzogene feierliche Weihe der neuen Jugendherberge „St. Marienstern", die bereits am 1. August ihre Pforten den jugendlichen Wanderern geöffnet hatte. Einen schönen Auftakt bil dete die B e g r ü ß u n g sf e i e r am Sonnabend im Gasthos, zu der sich eine zahlreiche Zuhörerschaft aus Dorf und Stadt «ingefunden hatte. Nach einem allgemeinen Liede und mehreren Vorträgen eines Jugendtrios aus Pulsnitz richtete Amtshauptmann Dr. Sievert, der nun leider den Bezirk verläßt und die Seele des ganzen Unter nehmens gewesen ist, herzliche Begrüßungsworte an die Festgäste. Er dankte allen denen, die ihre Kräfte in den Dienst der Sache ge stellt haben. Dr. Ir e n z el-Bautzen hielt einen sehr interessanten Lichtbildervortrag über „Ausgrabungen und vorge schichtliche Funde in der Klosterpflege" und führte di« andächtig lauschenden Zuhörer an 5000 Jahre zurück. Gegenstände aus prähistorischer Zeit, wie Urnen, Gerätschaften, Spielsachen u. a. m. ließen uns einen Einblick in die verschiedenen Kulturen der damaligen Zeiten tun. Zum Schlüsse seines cinstündigen Vortrages richtete Redner an die Versammelten die Bitte, auch ihrerseits zur Erschließung der Heimat dadurch beizutragcn, daß mit dergleichen Funden in Feld und Flur recht behutsam verfahren werde und solche Fundstellen schnellstens dem Verein für Vorgeschichte in Bautzen ge. meldet werden. Studienassessor Patzig-Kamenz erfreute die Gäste durch ernste und heitere Gesänge zur Laute. Großes Inter esse eregten auch die wendischen vier- und fünsstimmigen Chöre, ouS- gesührt von dem Verein „Lipo Serbska" in Panschwih, unter Leitung von Herrn Oberlehrer Mclzer, und die wendischen Tänze unter origineller Begleitung von Dudelsack und kleiner Gusla sowie mehrerer wendischer (dreisaitiger) Geigen, flott getanzt von vier Pagren in Nationaltracht. Mit einem gemeinsamen Lied fand der in allen Teilen wohlgelungcne und äußerst abwechslungsreiche Abend einen schönen Abschluß. Sonntag früh, also an dem Hauptage der Einweihunas- feierlichkeitcn, war alles zeitig auf den Beinen. Um 7 Uhr erfolgte unter entsprechender Feierlichkeit der Aufzug des neuen Wim pels, ein Geschenk der Kamenzer Jugendgruppen und des Orts, ausschusses der deutschen Jugendherbergen. In den frühen Vor mittagsstunden wurden unter sachgemäßer Führung das Kloster, die Lipe (ein Naturpark), das Dorf und die Kuckaer Schanze besichtigt, während ein Teil sich nach dem großen Wall bei Ostro begab. Gegen 11 Uhr begannen nun die eigentlichen Einwei hungsfeierlichkeiten, zu denen sich äußerst viel« Gäste aus der Umgebung, aus Kamenz, Bautzen, Dresden und anderwärts ein- gefunden hatten. Zur Weihefeier hatte die Jugendherberge Fest schmuck angelegt. Das allgemeine Lied „Wir sind jung" erösfnete den Weiheakt. Nach einem Voripruch dnrch einen Jugendlichen, nach mehrstimmigen Gesängen der Wehrloge Zeisholz, unter Herr» Hauptlehrer Babucke, und dem Vortrag eines Satzes von Mozart" durch ein I u g e nd q ua r t e t t ergriff der Herr Amts Haupts mann das Wort zu seiner Weiheredc. Namens des Bezirksverbani des begrüßte er zunächst die Vertreter aus Stadt und Land, h« städtischen Körperschaften und der Regierung. Er dankte nochmals allen, die am Zustandekommen dieses Jugendwerkes finanziell und, tätig mitgewirkt haben, um dann auf den hohen Wen des Jugend» waiiderns überzugehen. Aus dem statistischen Material sei hervor^ gehoben, daß schon weit über 2500 Jugendherbergen in Deutsch-, land bestehen und dem Gau Sachsen an 170 unterstehen. Die lieber- nachtungszisfer in Len deutschen Jugendherbergen habe 1927 an 2 600000 betragen. Auch in den sächsischen Herbergen sei sie be ständig gestiegen und habe 1927 an 300 000 erreicht. Die Herstellung neuer Herbergen habe mit dem Anwachsen der Wanderbcwegung kaum noch Schritt halten können. Die Wichtigkeit des Manderns sei allenthalben anerkannt, es wirke körperlich, geistig und sittlich er tüchtigend und erzeuge Liebe zu Natur und Heimat. Sonach sei das! Jugendhcrbergswesen eine Angelegenheit des ganzen Volkes, cs gleiche die Gegensätze zwischen Stadt und Land aus und führte mehr und mehr zur Volksgemeinschaft In großen Zügen entwarf Redner den Werdegang der neuen Herberge nach der finanziellen und bau lichen Seite und schloß seine gehaltvolle Weihercde mit einem Herz, liehen Dank an alle, die an der Ausführung des Baues beteiligt waren. Nunmehr folgte ein« Flut von Ansprachen. Den Reigen er öffnet« Herr Architekt A i e s ch c - Crostwitz als technischer Leiter des Baues, namens der sächsischen Staatsregierung, insbesondere des Arbeits- und Wohlfahrtsministeriums, sprach Ministerialrat Dr. Maier, für den Gau Sachsen der deutschen Jugendherbergen^ Herr Rade, Gewerbeschullehrer Stcglich für die Jugendgrup pen Kamenz, Justizrat Voigt für den Bezirksausschuß, Pfarrer Mollwitz für die Ephorie Kamenz, Lehrer Büttner für den Be- zirkslchrerverein, Diplomingenieur Dr. Röber für den Bcrufs- schulverein, Studienrat Dr. Weigel für den Philologenvcrcin, für die Stadt Bautzen Stadtrat Krüger, für die Stadt Zittau Bürgermeister Dr. Kolzenberg. Herr Kästner für den Turn verein 1848 Kamenz und Oberlehrer Fritsche namens der Orts gruppe Bautzen der deutschen Jugendherbergen. Allen erstattete Amtshauptmann Dr. Sievert den Dank für die wohlgemeinten Wünsche. Nach Gesang einiger wendischer Chöre durch den Pansch- witzer Verein wurde die erhebende Feier mit dem gemeinsamen Lied „Auf, du junger Wandersmann" geschlossen. Nach einer zweistündigen Mittagspause entwickelte sich auf dein geräumigen Platze hinter der Herberge ein fröhliches Jngcndlcbcn: Wendische und deutsche Volkstänze, Turnübungen unter Leitung des Hern Lehrer Kutschke aus Sebnitz, Lieder zur Laute und schließ lich das Hans-Sachs-Spicl „Der tote Mann", ousgcführt von der Wehrloge Bautzen. All das zeugte von dem guten Geist, der in der Jugend lebt Damit schloß die in allen Teilen erbebende Wcihe- fcier : Schloß Moritzburg. Die seit Mitte Juli bestehenden Ein schränkungen für den Besuch des Schlosses und der Schloßgärten in Morihburg kommen vom 25. dieses Monats an wieder in Wegfall. Die tägliche Besuchszeit ist von 9.30—12 Uhr, 13—15 Uhr; an Sonn- und Festtagen von 10.30—15 Uhr. : Wohlsahrtspolizeiliche Durchsicht der Obstbäume. In 19 424 Dresdner Privatgärten sind zusammen 97 555 Apfelbäume und 98 297 Birnbäume nachgewiesen worden, wobei in 1527 Gärten an 4684 Fruchtbäumcn Blutläuse, ausnahmsweise auch einig« andere Schädlinge vorgefunden worden sind. Von diesen Bäumen sind durch ihre Besitzer in 1527 Gärten 4607 Bäume gereinigt und 77 gänzlich beseitigt worden. l.eiprig un<1 Umgebung Ein gefährlicher Einbrecher auf frischer Tat erkippk Leipzig, 18. September. Am 9. September ist der wegen Einbruchsdiebstahls bereits mehrfach schwer bestrafte Sattler Alfred Kresse, geboren am 14- 3. 1894 in Potsdam, in Halle wohnhaft, hier festgenommen worden. Kresse war am genannten Tage in eine Parterrewohnung eines Grundstückes in der Wurzencr Straße mittels Nachschlüssels einge- drungcn. Der Wohnungsinhabex befand sich in der Wohnung. Trotz mehrmaligen Klingelns machte er sich nicht bemerkbar, da er an. nahm, daß ein Einbrecher „Einlaß" begehrte. Er Wie sich nicht getäuscht. Als die Tür ausging, stürzte er sich beherzt und ent schlossen auf de» Einbrecher und hielt ihn fest, bis durch Hilferufe Hausbewohner herbcieilten und ibn bei der Festhaltung des Ein brechers unterstützten. Bei einer durch die Polizei sofort vorgcnom- menen Leibesvisitation wurden mehrere Einbrccherwcrkzcugc bei dem Festgenommenen vorgesunden. Die nach der Festnahme von der Kriminalpolizei vorgenommenen Ermittlungen haben trotz des Lcug- nens des Kresse einwandfrei ergeben, daß etwa 12 in der teilten Zeit in Leipzig verübte Einbrüche an Sonntagnachmittagen, während der Abwesenheit der Wohnungsinhaber, auf sein Konto zu buchen sind. ) Getriebeschau 1929 in Leipzig. Der zahlreiche Besuch der im März 1928 auf der Leipziger Messe veranstalteten Getricbe- modell schau, die günstigen Ilrieile in der Presse und di« An träge auf Wiederholung haben den Ausschuß für wirtschaftliche Fer tigung (AWF) veranlaßt, für ihre Wiederholung auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1929 (Technische Messe vom 3. bis 13. März) Sorg« zu tragen. Die Getricbeschan soll nach der praktischen Seite bin noch wesentlich erweitert werden, wodurch der Industrie di« MögkiOeit zur stärkeren Teilnahme gegeben ist. ) Tödlich verunglückt. Am Sonntagabend verunglückte auf der Frankfurter Straße ein Markthelfer auS Leipzig-Stötteritz tödlich. Als er den Fahrdamm überschreiten wollte, lief er in ein vorüber- sahrendes Kraftdreirad hinein. Er wurde auf die Straße geschleudert und erlitt einen schweren Schädelbruch, an dessen Folgen^ er bereits im Krankenhaus gestorben ist. ) Herbsttagung des deutschen Buchhandels. Am Sonntag, fand in Königswinter die erste außerordentliche Hauptversamm- lung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. Sitz Leipzig, statt, zu der sich über 300 Teilnehmer vereinigten. Im Mittel punkte der Tagung, bei der u. a. wichtige Fragen der Wirtschaft- lichen Schwierigkeiten des Buchhandels erörtert wurde», standen einige Vorträge von allgemeinem Interesse. Der Montag führte die deutschen Buchhändler zur Besichtigung der Prcssa nach Köln. Svaffenfrmde in Einem Teiche Dresden, 18. September. Das Presseamt des Polizeipräsidiums Dresden Eilt mit: Als dieser Tage das Graz am Rande des sogenannten Lug- t« ich es in Flur Mockethal bei Pirna gehauen wurde, entdeckte man am Teichrande einzelne Waffen. Der zuständige Gendarmeric- beamte, der von dem Funde benachrichtigt wurde, ordnete darauf hin noch eine genaue Suche an, und es konnten dann aus dem Teiche 54 In fanteriegewehre und Karabiner, von denen di« Schäfte teilweise abgesägt sind, 1 leichtes Maschinengewehr mit zwei Ersahläufen, 3 Kasten mit je 1450 Schuß Munition, eine größere Anzahl Gewehrschlösser, Seitengewehre. Stielhandgranaten und Sprengkapseln geborgen werden. Die Erörterungen darüber, woher die Waffen stamen, sind von der politischen Slbteilung des Polizei präsidiums Dresden sofort ausgenommen worden. Nach dem Zu stande, in dem die Waffen aufgesundcn worden sind, steht jedoch schon jetzt fest, daß die Waffen ufw. nicht etwa erst in neuerer Zeit, sondern schon vor langem, vielleicht schon vor mehreren Jahren, in dem Teiche versenkt worden sind. Deutsche Iag-Kuttnr Dresden, 18. September. Die von der Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpslege in Preußen, sowie dem Landesverein Sächsischer Heimat schutz in Verbindung mit dem Preußischen Landesjagdverband und der Sächsischen Iagdkammer veranstaltete Vor tragsreihe, welche vom 3V. September bis 6. Oktober in Dresden stattfindet, und die Deutsche Iagdkultur im Wechsel der Zeiten in ihrer Bedeutung für Schule und Volk behandelt, ist nicht nur für Jäger, sondern auch für Natur- und Iagdsreunde, besonders auch für Lehrer bestimmt. Die Vorträge und Film vorführungen finden in der alten Technischen Hochschule in Dresden (Bismarckplotz) vormittags statt, während am Nach mittag Besichtigungen (Sammlungen der TlMandter forstlichen Hochschule. Historisches Museum. Staatliche Porzellanmanusak- tur in Meißen, Oskar Seyffert-Museum. Jagdschloß Moritzburg, Ausflug in die Sächsische Schweiz) vorgenommen werden. : Eilkraftlinie Dresden—Bischofswerda. Am 21. 9. 1928 er öffnet die Staatliche Kraftwagenverwoltung die Eilkrastwogenlinie Dresden—Bischofswerda. Tie Linie wird über die Heidemühle— Nadebcrg—Großröhrsdorf—Bretnig nach Bischofswerda geführt. : Vom Goldschmiedchandwcrk. Es ist bekannt, daß es auch tüchtigen Goldschmieden schwer wird, ihre Existenz mit eigener künstlerischer Arbeit, ohne Handel mit Jndustriewaren, aufrecht zu erhalten. Ilm so erfreulicher ist es, daß ein bekannter Meister der Goldsclnuiedekunst. Hermann Ehre nlachner, neuerdings ei»«» steinen Laden in der Struvestraße 10 bezogen hat. Meister Ehrenlachiicr ist schon seit 28 Jahren in Dresden tätig, seine Er zeugnisse sind künstlerisch anerkannt. Sein neues Unternehmen wird sicherlich bei den Freunden des Kunsthaudwerkes Beachtung finden. : Ein Schwcstcrschiff der „Dresden". Gerüchtweise verlautet, daß die Direktion der Sächsisch-Böhmischen Dampsschiffahri-Aktien- gescllschaft sich mit dem Gedanken trägt, im Winter ein Schwcster- schisf des Oberdeck-Dampfers „Dresden" zu bauen, um die Ueber- füllung bei den Kouzertfahrtcn, besonders an Sonn- und Festtagen, zu vermeiden. Sollte sich diese Nachricht bewahrheiten, dann würde die Direktion mit diesem neuen Prachtstück ihrer „weißen Flotte" bei allen Reisenden, die eine staub- und dunstfrcie Wasserfahrt in der herrlichen sächsisch-böhmischen Gebirgswclt als ihre schönste Er holung anscheu, große Freude auslöscn. : Oeffrutliche Impfungen finden rechts der Elbe statt: CrauS- haarstraße 18, Neustädtcr Oberrcalschule, Mittwoch, den 26. Sep tember, 13-15.30 Uhr; Markgrafensiraße 35, 13. Volksschule. Mon tag, den 8. und Dienstag, den 9. Oktober. 12—15.30 Uhr; Moltke- straßc 14, 27. Volksschule, Freitag, den 28. September, 12—15 Uhr; Marienhofslraße 39. 28. Volksschule, Donnerstag, den 4. Oktober, 13—15 Uhr; Windniühlenstraße 12. 30. Volksschule, Dienstag, den 2. Oktober, 12—15 Uhr; Thäterstraßc 9, 42. Volksschule, Montag, den 8. Oktober, 12.30—13 Uhr; Hauptmannstraße 15, 41 Volks schule, Dienstag, den S. Oktober, 9.45—10.30 Uhr; Simsonplatz 2, 43. Volksschule, Montag, den 8. Ostobcr. 945—1030 Uhr; Cott- buier Straße 34, 40. Volksschule, Mittwoch, den 10- Oktober, 11 bis 13 Uhr. Die Aushebung -er Schlachlskeuer Dresden, 18. September. Den sächsischen Landtagsabgeordneten ist eine Eingabe des Reichsverbandes der deutschen Großschlächter zu gegangen, in der um Aushebung des Schlacht st eu er stes etzes ab 1. April 1929 ersucht wird. Die Schlachtsteuer, die als veraltet und unsozial bezeichnet werden müsse, werde nur noch in Sachsen erhoben und sei untragbar in einem Lande, das Zuschußgebiet für Schlachtvieh sei, wo also die Bevölkerung ohnehin höhere Fleischpreise zahlen müsse. Die Aufhebung der Steuer werde direkt und indirekt verbilligend wirken. Schubert und seine Freunde Zum Unterschied von Beethoven, dessen Leben in den Höben schmerzhafter Titaneneinsamkcit dahinströmte, war Schubert, dessen wienerisch-anmutiger Charakter heiterer Geselligkeit bedurfte, stets von einem Kreis treuer Freunde umgeben, mit denen er nicht selten Wohnung, Nahrung, ja sogar Kleidung teilte. Schon in jener Zeit, da er als Sängerknabe am k. k. Sänger knabenkonvikt studierte, verband ihn eine innige Freundschaft mit Joseph von Spann (später k k. Hosrat und Lottodirektor). Diese Freundschaft sollte sein ganzes Leben anhalten und die Eindrücke, die die beiden Jünglinge im Anhören Mo,zartscher und Hahdnscher Messen oder beim Besuch des Kärntneriortheaters empsamden, blie ben ihnen für alle Zeit gemeinsam. Unter den jungen, schwärmerischen Dichtern, Künstlern und Musikern, deren geistiger Führer Schubert später wurde, finden wir den Lustspieldichtcr Eduard von Bauernfeld, der zu den geist reichsten Köpfen des damaligen Wien zäblie, Moritz v. Schwind, in dessen Bildern so viel Schubertscher Märchcnglaube schimmert, so wie die Maler Kupelwieser, Kriehuber, Nieder und T «lisch er, die Dichter Mayrhofer, Feuchtcrslebcn, Senn, Souter und Kenner, die Musiker Anfelm Hütten- brenner, Michael Vogl, Baron Schön stein, aber auch Dilettanten von glänzender Erscheinung und allseitig bewandertem Geist, wie Franz von Schober. Die Zusammenkünfte der Freunde führten den Namen Schubertladen und fanden in Wiener Bürgerhäusern statt, wo dann meist wacker pokuliert und gespeist, musiziert und getanzt wurde. Man traf sich in der Familie des Lithographen Mohn, beim Kustos der Belvederegaleric Ruß, bei dem Advokaten Hönig und im MondschcinhauS auf der Wieden bei den Brüdern Schwind und nicht zuletzt im Hause des Dr. Sonnleithner, dessen Familie bekanntlich mit Grillpar zer verwandt war. Aber die Zusammenkünfte verliefen nicht allein im intimen Familienkreis, wo man die musikalischen Abende oft zu fröhlichen Würstelbällen erweiterte und schöne Mädchen „Netty Honig, Fräulein Puffer, Leopoldine Blahetka, Fräulein Grün wedel" wie Franz von Hartmann schreibt, sich mit den Freunden unterhielten, sondern auch in den verschiedensten Kaffeehäusern, Wirtshäusern u»d Bcifeln (Kneipen), wo es mitunter gar toll her- gtng. Im Beisel „Zum den Gänsen predigenden Wolfe" blieb man bis Mitternacht. Beim „Römischen Kaiser" auf der Freyung, beim „Goldenen Rebhuhn" in der Schottenfeldgassc, beim „Biersack" in Währing und in der „Ungarischen Krone" auf der Seilcrstätte. Eine von diesen Gaststätten hat sich sogar bis heute in fast unveränderter Form erhalten, nämlich der „Grüne Anker" in der Grünangergassc. Die seltsamsten Berichte gehen uns über solche Zusammen künfte zu. So endete die Silvesterfcier 1823/24 im Hause Mohn mit einem Scheibenschießen, wobei eine Fensterscheibe in Trümmer ging, die Silvesterfcier im Jahre 1826 beim „Grünen Anker" mit einer allgemeinen Sckmceballschlacht in der Grünangergasse und eine andere lustige Nacht mit einer allgemeinen Verbrüderungsfeier im Hause Krön, von der uns Schwind berichtet. Aber die Schubertiaden blieben nicht allein auf Wien bcschr 8ukt. Oft fuhr ma» zu Wagen gemeinsam in die Umgehung Wien? nach Pöhleinsdorf, Dornbach, Grinzing, Heiligcn- stadt, Nußdorf, aber auch nach Mödling und noch Ahenbrugg bei Tulln. Besonders fröhlich muß eine Fahrt nach Nnßdorf gewesen sein, die, wie Franz von Hartmann in seinem Tagebuch unterm 17. September 1826 berichtet, in zwei Wagen vor sich ging, bei der im ersten Wagen .Pepi Spaun, Schubert, Derffel und Fritz, im zweiten Wage» EndereS, Spax, Galt und Harlmonn fuhren und in Rüßdorf di« Kurzrockischen und di« drei Anbeter der Frau von Kurzrock, Schober, Schwind und Bauerufeld dazukamen". Der Nach mittag verlief mit Musik, Taschensplclerkunststückchen und anderen Belustigungen, bis man am Abend stadtwärtz fuhr und bis Mitter nacht beim „Grünxn Anker" versammelt blieb. Aus Schuberts Leben mit all seiner heiteren Anmut, mit seiner frohe Geselligkeit, spricht die Seele des unnachahmlichen Wicner- tumS, wie es auch heute noch erhalten geblieben ist. Bevorstehend« Versteigerung bei L. G. Börner. Leipzig. Wieder wird im Herbst d. I. eine Versteigerung kostbarer alter Kupferstiche aus dem Besitz des 1854 verstorbenen Königs Fried rich August von Sachsen bei der Firma C. G. Börner stattfinden. Es handelt sich um eine Sammlung der äußerst seltenen früher holländischen und flämischen Meister des 1b. und 16. Jahrhunderts. Ein umfänglicher wissenschaftlicher Katalog darüber ist in Borberettung. Im Anschluß daran versteigert E. G. Börner die berühmte alt« Ludwig-Richter-Sammlung. Dr. Theodor Engelmann aus Basel, mit nicht weniger als 100 Originalen dieses geschätzten Künstlers, sowie eine Sammlung deutscher Zeichnungen des 19. Jahrhunderts aus österreichischem Privatbesitz. 8. Ostdeutsche Hochfchulwoche. Die diesjährige Hochschulwoch« steht unter dem Leitgedanken „Die Kultur des Abendlandes und ihr« gegenwärtige Krisis". Im einzelnen werden sprechen P. Erich PrzyworaS. I- vom 1. bis 4. Oktober, vormittags von 9 bis 10 Uhr über folgende Themen: Die Krisis der Wissensclwst. die Krisis der Philosophie, Die Krisis des Wissens überbauvt, Der kulturell« Hintergrund der Gesamtkrisis; von 10 bis 11 Uhr Professor Dr. Himmer (Wien) über: Demokratie und Diktatur, Der moderne Staat und seine gegenwärtige Krise, Grundfragen der moderne» Wirtschaftspolitik; Wege aus der gegenwärtigen Staats- und Wirte schaftskrisis; von 11 bis 12 Uhr P. Momme Nissen (Köln) überH LangbehnS geistige Oftundhaltung, Langbchns geistiger Aufstieg (Natur, Kunst, Volk, Kirche), der Ncmbrandtdcutschc und die Bll-, dungskrise, Der Rembrandtdeuksche und di« Volksgemeinschaft. Ai» 1. und 2. nachmittags von 5 bis 6 Ubr spricht Dr. Sonne»« schein über: Die Krise des geistigen Cbristcntums, Die Krisis de» praktischen Christentums; und am 3. und 4. Oftober von 5 bis 6 Uhr nachmittags der Berliner Dramatiker Diehcnschmidt überk Die Krisis der modernen Dichtung. Das genaue Programm verfem det auf Wunsch die Kanzlei des Hcimgorte». Nciße-Nculaud. kosten» loS. Der letzte Anmeldeicrmin ist ans den 20. September festgesetzt- Kumor Frage. .Melches Tier eignet sich am besten zur Nahrung?^ — „Das Huhn. Das kann man vor seiner Geburt uns nach seinem Tode essen!' , Junge Ehe- „Mein Liebling, dein Pudding schmeckt gar nicht.* — „Da kannst du mal sehen, »vaS du für eine» Geschmack hast, gm Kochbuch steht, er schmeckt delikat!" , Glück. „Herr Müller, ich sah Sie gestern früh angeln gehnh hatten Sie Glück?" — „Großes, zweimal war der Steuerbeamte im zwischen bei mir zu Haus!" Größte Sorge. „Das einzige Ucbel bei uns Junggesellen ist doch, daß unser Name mal ausstirbt." — ,Me heißen Sie denn?* — „Schultzei' >
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