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Sächsische Volkszeitung : 19.09.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192809195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19280919
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19280919
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-09
- Tag 1928-09-19
-
Monat
1928-09
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.09.1928
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»,»«,?,« Instan, im Dentschen »eiche vorhanden «ein. die «in« verbindliche Entscheidung trifft, ohne daß mir «n» fast vor dem Ausland, lächerlich machen, Kompfmatznah- «en, wie wir sie jetzt im Luftstreit zwischen Sachsen und dem Reiche erleben, vertragen sich weder mit der Würde und dem Ansehen unseres Staatswesens, noch mit dem einfachsten Grund fitzen der wirtschaftlichen Vernunft. Der Luftverkehrsstreit ist an einem Punkte angelangt, wo die Maßnahmen sich selber dompromittieren, ganz gleich ob sie „berechtigt" sind oder nicht. Eine Erklärung -er Skaakskanzlei (St. K. N.) In der Presse wird ein Brief der Lufthansa an die sächsische Negierung veröffentlicht, worin die Lufthansa daraus hinweist, daß der Vertreter Sachsens der Festlegung des Streckennetzes für 1928 zugestimmt habe und daraus die Folge rring gezogen wird, daß Sachsen nunmehr die Subvention zahlen müsse. Diese Folgerung ist nicht stichhaltig. Es ist durchaus richtig, daß Sachsen mit dem Streckennetz — abgesehen von dem Verbot der Strecke Mockau—Leipzig—Berlin — auch heute noch einverstanden ist, aber nicht mit der Höhe der Subven tion. die die Lufthansa fordert und darum handelt es sich hier. Wenn die Lufthansa weiter die Meinung vertritt, daß bei einer Nachprüfung der Geschäftsführung der nordbayrischen Berkehrs- slug-G. m. b. H. durch eine Revisionsgesellschaft nach den bei der Lufthansa beobachteten Grundsätzen sich ein anderes Bild über die Geschäftsgebarung der nordbayrischen Gesell, schast ergeben würde, so muß demgegenüber darauf hingewie sen werden, datz eine derartige Prüfung durch eine unparteiische Nevisionsgesellschaft bereits stattgefunden hat. und daß sie zeigt, daß die nordbayrische Gesellschaft auch unter Beobachtung aller kaufmännischen Grundsätze zu -er von ihr geforderten niedrigen Subvention fliegen kann. ^ vrrrden und llmgrdung B»lr»ku«deatlasse« de» gesamten deutschen Kulturraume«, die in wissenschaftlicher wir nationaler Hinficht bedeulendste und vor- dringlichste Aufgabe zu fördern. In der öffentlichen Sitzung am Nachmittag kam sowohl in den Ansprachen des Regierungsvertreters Ministerialdirektors Dr. Wöl. ker, des Professors an der Technischen Hochschule Schneegans und des Dresdner MusrumSbirektvr» Dr. Großmann als auch be sonders in den Worten des BerbandSvorsitzcnden Prof. M «ierdie enge Verbundenheit zwischen dem Verband und dem Land Sachsen zum Ausdruck. Ist doch der Verband vor 2 4 Jahren in Leip» zig gegründet und in Sachsen immer in ganz besonderer Weise gefördert worden. — lieber den geplanten Atlas der deutschen Volks kunde, seinen Grundgedanken und seine Bedeutung sprach Professor Hübner- Berlin. Dem Wesen der Volkskundebewegung und dem Gedanken der Tagung gab die Tagungsleitung am Sonntag mit einer Fahrt nach dem romantischen Bautzen einen besonders sinnvollen Ausdruck. Schon am frühen Sonntagmorgen versammelte man sich zu einem Rundgang durch das Sehffert-Museum, den Hofrat S « hffert selbst, seine Erläuterungen mit seinem köstlichen Humor würzend, leitete. In lustiger Fahrt ging cs dann durch die land schaftlich liebliche und doch so gewerbesleißige Lausitz, wo man sich in dem Kirschauer Fremdenheim „Zum Weber" in frohester Stim mung zu Mittagsmahl und lustig-herzlicher Unterhaltung wieder vereinte. Bald gings weiter, dem Ziel der Fahrt, dem herrlichen Bautzen, zu. Eine kurze Führung, oder wie Museumsdirektor Dr.Biehl cS nannte: ein Marathonlauf, durch das Museum, vermittelte auch bei der knappen Zeit ein reizendes Gesamtbild von den vielen, mit großer Liebe hier zusammengetragenen Schätzen der heimatlichen Kunst und Geschichte, ein Bild, das sich bei dem anschließenden Rundgang durch die Stadt mit ihren vielen Türmen und alten Bauten, mit seinen Wällen und Gräben noch vertiefte und erweiterte. Auf dem freien Platz vor dem Schühenhaus im Anblick der präch tigen Stadt, gab man noch lange bei Kaffee und Kuchen, zu dem die Stadt Bautzen eingeladen hotte, bei Volkslicdgesang eines Schul mädchenchors und eines Radiborer Chors junger katholischer Wen- dinnen und Wenden, bei Ritterstechen und Königsschießen sich der friedliche» Stimmung dieses herrlichen Herbstabends hin. Ulmenfkerben Seit einigen Jahren breitet sich eine aus Holland eingeschleppte Erkrankung der Ulmen aus. die die alten Bestände dieser schönen Bäume an Straßen, Plätzen und in Anlagen zu vernichten droht. Da in dickem Jahre das Ulmensterben im Freistaat Sachsen erstmalig stark in Erscheinung tritt, erfordert es die Beachtung der Ocfscnt- lichkcit. Die Krankheit zeigt sich an den Bäumen als Gipfel st e r b c n : die Blätter der Kronenspitze werden nach heißen Tagen plötzlich braun und fallen ab, so daß der Gipfel dann kahl dasteht. In den nächsten Jahren pflegt die Schädigung des Baumes bis zu völligem Msterben verschieden schnell fortzuschreiten. Die Ursache der Erkrankung ist noch nicht restlos geklärt. Das Holzgewebe ist fast stets in einem der letzten Jahresringe stellenweise gebräunt. Für gewöhnlich wird hier bei mikroskopischer Beobachtung ein Pilz ge funden, der nach neuesten Untersuchungen für das Ulmensterben ver- autwortlich gemacht wird. Offenbar spielen die Standorts- und Klimavcrhältnissc bei der Erkrankung eine wichtige Rolle. Die Staatliche Hauptstelle für gärtnerischen Pflanzenschutz in Pillnitz bei Dresden verfolgt das Ulmensterben in Sachsen und be nötigt dazu aus allen Teilen des Freistaates Sachsen Material. Alle Städte und Gemeinden, sowie alle Gartenverwaltungen und son stigen Interessenten mögen daher noch vor dem .Herbstlaubfall Probc- «ststücke von absterbenden Ulmen an die Hauptstell« für gärtnerischen Pflanzenschutz in Pillnitz bei Dresden einsenden. Benötigt wird je ein 30 Zentimeter langes entsprechend bezeichnetes Stück von einem toten, einem abstcrbenden und einem anscheinend noch gesunden Ast mit Angabe des Standortes. Die Tagung der -eukschen Volkskundler Fahrt nach Bautzen. Dresden, 18. September. Die Vcrbandstagung der deutschen Vereine für Volkskundler, über die wir schon kurz berichteten, nahm am Sonnabend in einer geschäftlichen Sitzung den Jahresbericht entgegen. Verbands vorsitzender Prof. Dr. John Meier-Freiburg i. Br. konnte das Steige» der Zahl der Mitgliedsvereine im letzten Jahre von 112 aus 132 und ein wachsendes Interesse im Auslande und vor allem *in den nordischen Ländern an der deutschen Volkskundebewegung fcststellcn. Sein besonderer Dank galt -er Notgemeinschaft deutscher Wissenschaft, die sich bereite-rklärt hat, den Hauptteil der Kosten für die Schaffung eines Atlasses der deutschen Volkskunde zu tragen. Auch die Länderregierungen, große Selbstverwaltungskkrper und kirchliche Organe lassen diesem bedeutsamen Werk ihre Ilnterstühung und Förderung angedeihen. An Reichstag und NcichSrcgierung wurde in einer Entschließung die Bitte gerichtet, die Schaffung eines Zwei Mor-prozesfe vor -em Dresdner Schwurgericht Dresden, 18. September. Anfang Oktober tritt das Dresdner Schwurgericht unter Vor sitz des Landgerichtsdirektors Dr. Knoth zu seiner vierten dies jährigen Tagung zusammen. Neben einigen Prozessen wegen Mein eides, werden auch zwei Mordprozesse zur Verhandlung kommen, die die Öffentlichkeit in starkem Maße interessieren. Der eine Termin betrifft den schrecklichen Lustmord an der acht jährigen Schülerin Margarethe Mehncrt, die auf Rottwern- dorfer Flur bei Pirna in der Nähe eines Steinbruches nach Ver übung eines schweren Sittlichkeitsverbrechens an ihr. auf bestialische Weise von ihrem Verwandten, dem erst neunzehn Jahre alten Stcin- bruchsarbeiter Arno Hermann Bräu er auS Dohna ermordet wurde. Der zweite Mordprozeß, dessen Verhandlungsbeginn auf den 3. Oktober festgesetzt ist. richtet sich gegen den 34 Jahre alten Kauf mann Friedrich Louis Treiber aus Dresden, dem zur Last gelegt wird, am 14. September 1926 seine damals 26 Jahre alte Ehefrau Ilse geborene Frotschcr im Großglocknergebiete bei einer Besteigung des GoldzcchhornS absichtlich in einen Abgrund gestoßen zu haben. Der Beschuldigte stellte den Tod seiner Frau schon damals alz Folge eines llnglücksfallcs hin. Ein bereits kurz noch dem schrecklichen Ereignis eingeleitetes Mordverfahren gegen Treiber mußte einge stellt werden, da die Indizien zu einer Ueberführung des Beschuldig ten nicht ausreichtcn. Anfang dieses Jahres verdichtete sich jedoch der Verdacht gegen Treiber erneut, und im Mai schritt die Staats anwaltschaft zur Inhaftnahme Treibers. Mitte Juli fand an der Absturzstelle durch dos Dresdner Gericht einettOrtsbesichtigung statt. Auch wurde die Leiche der Frau Treiber, die auf dem Friedhof in Heiligcnblut bestattet worden war, exhumiert. Die Verteidigung Treibers liegt in den Händen -er beiden Rechtsanwälte Dr. Fleisch hauer, Dresden, und Dr. Alsberg, Berlin. : Arbeits- und Wohlsahrtsmlnisterium. Die Diensträume des Arbeits- und Wohlfahrtsministeriums. Düppelstrahe 1, werden vom 21. bis 29. d. M. abschnittweise gereinigt. In dieser Zeit können nur dringliche Angelegenheiten nach vor heriger fernmündlicher Vereinbarung erledigt werden. : Marie Stritt gestorben. Am Sonntagabend starb plötz lich im 73. Lebensjahre die bekannte Schriftstellerin und Füh rerin der Frauenbewegung. Frau Marie Stritt. Sie leitete lange Zeit das Zentrolblatt des Bundes deutscher Frauen vereine, dessen VoZitzende sie bis 1919 war. Die Verstorbene war die Mutier der Dresdner Vortragsknnstierin Friederike Stritt. Menschhettszahlen Im Jahre 1800 schätzte man die Devölkerungszahl der Erde auf 775 Millionen, eine Zahl, die bereits I960 aus 1.M Millionen stieg und 1925 auf 1864 Millionen gewachsen war. Eine genaue Feststellung des Anwachsens der Bevölkerung», zahlen wird durch die auch heute noch nicht ganz behobene* Mängel, die sich bei solchen Zählungen notwendigerweise er- geben, stark eingeschränkt. Immerhin hat es, wie Dr. Leo Kos. zella im Septemberhest der „Bergstadt", der von Pauk Keller herausgegebenen illustrierten Monatsschrift, ausiührl, den An- schein, als ob sich die Nialaien am stärksten vermehrt hätten, da ihre Zahl von 11 Millionen im Jahre 1800 auf 67 Millionen stieg. Eine Londoner Statistik unterscheidet 18 Vöinergruppen, darunter die europäisch-amerikanische mit 658, die ostasiaiische mit 576, die indische mit 317, die Neger mit 107 und die Orien. taten mit 100 Millionen. Die europäisch-amerikanische zer fällt wieder in zwölf Gruppen. An der Spitze stehen die vier, manen mit 250, denen die Romanen mit 207 und vie EKwen mit 165 Millionen am nächsten kommen. Unter den Germanen führen die Angelsachsen mit 133 Millionen. Es folgten die Deutschen mit 99 Millionen f60 Millionen im Reich. 8 Millionen in den U. S. A., 6 Millionen in Oesterreich, 3 Millionen in der Tschechoslowakei und 2214 Millionen aus der übrigen Erdej. Bei den Romanen führen die Spanier mit 65 Millionen (22 in Spanien und 43 Millionen in Südamerikas. 35 Millionen von den 44 Millionen Franzosen wohnen In Frankreich, 314 Mil. lionen in Belgien. Der Rest in anderen Ländern. — Bei den Ostasiaten führten die Chinesen mit 430 Milliow>n. dann folim Japaner und Koreaner. — Die 1514 Millionen Juden verteilen sich auf Nordamerika (3.750 Millionen), auf Polen f3 Millionen), Rußland (2,8 Millionen). Rumänien (800 000), Deutschland <600 000): 314 Millionen wohnen im übrigen Europa, in Süd amerika 108 000, in Asien 620 000, in Afrika 570 000 und in Ozeanen 24 000. — Von den anderen Gruppen verdienen höch stens noch die Indianer mit 14 Millionen und die Mongolen mit 314 Millionen eine Erwähnung. : Keine Katzensperre. In einem Urteil vom Avril d. I. hatte das Oberlandesgericht Dresden ausgesprochen, daß im Hin blick auf die Bestimmungen des Reichsviehseuckcngesetzes die Polizeibehörden nicht befugt seien, bei Anovdnung der Hunde sperre auch die Einsperrung und Absonderung aller Katzen an zuordnen. Das Wirtschaftsministerinin hat nunmehr, wie das Ministerialblatt für die sächsische innere Verwaltung mittcilt, seine Anweisungen an die Polizeibehörden entsprechend ab geändert. : Naturschutz. Die Naturschutzabteilung des Landcsocrein« Sächsischer Heimatschutz Hot sich in ihrer letzten Sitzung ein gehend mit der bekannten Denkschrift zum Schutze der Säch sischen Schweiz vor neuen Autostraßen beschäftigt. In dieser Sitzung kamen die nach Hunderten zählenden Zu- stimmungsschreiben aus allen Teilen Sachsens, besonders auch von Behörden, aus Wirtschafts- und Industriekreisen zur Ver. iesung, die das Vorgehen des Heimatschutzes einmütig billi gen. Die Naturschutzabteilung beschloß weiter die Beteiligung an der Ausstellung „Reisen und Wandern" im Verein mit der Bergwacht mit einer Sonderausstellung Wanderunsitten. Die Sicherung der Hermannsdorfer Wiesen bei Geyer mit ihrer herrlichen Flora sowie der Märzenbecherwiesen im Polen.',lal wurde beschlossen. Für die botanische Anlage auf der Bose! bei Meißen wurde zum Schutz vor Zerstörungen eine Einuiunung beschlossen. : Personalveränderungen im Wehrkreis 4. Ernannt mit Wirkung vom 1. Oktober 1928: Oberstaatsvcterinär Dr. Semm. ler, A.-R. 4 zum Vorstand der Lehrschmiede In .Hannover. Der. setzt mit dem 1. Oktober 1928: Oberstleutnant Kunze, Nw. Min. s. d. A.-N. 4: die Majore: Fellgiebel. St. d. 4. Div., i. d. Nio.- Min.: Neumann, R.-R. 2, I. d. R.-R. 12: die Hauptleute: Richter, Rw.-M., i. d. I.-R. 10, Hellwich. Rw.-M., i. d. I.-R. 11. Müller, St. d. 4. Div., i. d. I.-R. 10, Grüwell, St. d. 2. Kao.-Tiv.. als Rittmeister t. d. R.-R. 12. Burdach. A.-R. 3 i. d. A.-R. 4: die Oberleutnante: Köhler. St. d. 4. Div., i. d. I.-R. 17. Postel, St. d. 4. Div.. i. d. I.-R. 11. Wiese, St. d. 4. Div., i. d. I.-N. 12, Schalier, St. d. 4. Div., i. d. A.-R.. 4, Steinmeister, Komdtr. d. Befestigungen bei Lötzen. i. d. St. d. 4. Div., Dewitz, I.-R 4, i. d. St. d. 4. Div.. Hillebrand, I.-R. 10, i. d. I.-R. 1, Frhr. v. Falkenstein, I.-R. 10, — van Kirchbach, I.-R. 10, — von Vor. mann, I.-R. 12. — i. d. St. d. 4. Div., Orisolli, R.-R. 5, i. d. St. d. 4. Div.. Reußner, — Litz, — N.-R. 6, i. d. St. d. 4. Dio., Priiter, Pi.-B. 4, i. d. St. d. 2. Div.: die Leutnante: Iuhle, Inf.-Regt. 10. in dem Inf.-Rcgt. 5: Coßmann, Art.-Rcgt. 4. i. d. A.-R. 5: Oberarzt: Dr. Blaßmonn, S.-A. 4, i. d. S.-A. 3; Stabs veterinär: Dr. Burder, A.-R. 5. z. N.-R. 4. : Parteitag der Aftsoztalisten. Der diesjährige Parteitag der Altsozialisten wird am 18. November im Landtagsaebäude statifinden. man gar noch die Genüsse von Radiokonzertcn wie zu Hause Man fühlt sich wohl an den altertümlichen Tischen und Stühlen, beim Anblick« der Radleuchter, wie sie erzgebirgische Holzschnitzer einst weit in die Lande trugen, und die auch in der Lausitz nicht unbe kannt sind. Jeder Reisesührer lobt die Aussicht vom Turme. Ich konnte mich dem aber nicht onschlicßen, wenn Ich an den Rundblick Von anderen Bergen denke. Noch Süden versperrt der Kcilberg trotzig jeden Ausblick, weil er allein gesehen sein will. Im Osten schieben sich .Haßberg, .Hirtstein, Kupferhübel so hoch, daß das Auge an ihnen hastet. Nach Westen ist durch das Auftauchen von hunder terlei Hügeln der Ausblick zu zerrissen, um zu fesseln. Nach Norden jedoch genießt man eine lohnende Fernsicht. Ganz nahe der Bären- ficin, der Pöhlbcrg, etwas weiter die Greifensteine und die Augu» pusburg, ganz am Horizonte der Dunstschleier aus der Stadt der tausend Schlote, aus Chemnitz, dazwischen eingestreut vereinzelte Ortschaften wie Rosinen in einem Kuchen. Daß man auf dem Turme immer noch keine Orientierungstasel anbrachte, bleibt zu be dauern Die Fremden vermissen sie sehr. Eine kunstvolle Autostraße in tadellosem Zustande macht heute den Besuch des FichtelbergeS leicht. Verschiedene große Gasthäuser find in den letzten Jahren dort entstanden, ein Beweis, wie sehr der Berg besucht wird. Beim Abstiege kam Ich in „arge" Wander sorgen: Sollte ich die Stadt Anion Günthers, des Poeten aus dem Erzgebirge, Gott es gab, besuchen, oder wäre es nicht besser, den Keilberg zu besuchen? Ja, auch beim Wandern hat man seine „Sorgen". Wie ich diese» Dilemma löste, das will ich ein andermal erzählen. Dieweilen aber faß der Beobachter In der Wetterstation und machte sckönes Wetter, und lustig drehte sich -er Windmesser im Kreise, verhieß schöne Tage. Da« war auch der Gr'nnd, warum Ich «ich für den Keilberg entschied. Fritz Günther. T-lstoi.Frftaufführung i« Leipzig. Anläßlich de« 100. Ge burtstages des russischen Dichters Leo Tolstoi brachte das Alte The- «Irr in Leipzig eine Neueinstudierung von Tolstois unvollendetem Drama „Und das Licht scheinet in der Finsternis" heraus. Die Be setzung, besonders die der Hauptrollen, war ausgezeichnet, und di« Darsteller ernteten lebhaften Beisoll. „Erde" Erstaufführung im Albrrtthcater zu Dresden. Karl Schönherr, wie sein Zeitgenosse Arthur Schnitzler Arzt und Dichter zu Wien, wird Anfang 1929 sechzig Jahre alt. Vielleicht war es schon eine GeburtstaaS-Vorfeier, die«das Albert- theatcr bringen wollte. Die Wahl des Werkes ist jedenfalls glücklich, denn „Erde" ist das beste Stück, das Schönhcrr schrieb. Es erzielte 1907 den Schillerpreis ob der Echtheit seiner Vaucrnfiguren. Grö ßeren Erfolg hatte freilich 1910 ,Glaube und Heimat", besonders Im Norden Deutschlands, doch macht sich darin eine allzu durchsichtige Tendenz breit! die dem Kunstwerk schadet. In Dresden ist „Erde" m. W. überhaupt nur einmal, und zwar in einer nichtöffentlichen Vorstellung der Literarischen Gesellschaft oufgesührt worden. Fürs Theater gab es also eine reichlich verspätete Premiere am Sonn abend. ' Der alte Grutz, der nicht sterben will und obwohl er sein letztes Stündlcin anbrcchen steht und sich bereits den Sarg bestellt hat, doch noch den Tod bezwingt, um aufs neue den Gruhenhos zu lomman. dieren; der Sohn Hannes, der solange der Vater lebt, Knecht sein mutz und seine Sehnsucht nach Frau und Kind, die erfüllt zu werden scheint, wieder begraben darf mit der Genesung des Vater»; die Wirtschafterin Mena, der kein Mittel zu schlecht fein würde, wenn es gilt, sich einen Hof zu erkämpfen; der Eishofbaucr, dem Wachsen und Gedeihen über alles geht; die Magd Trine endlich, die 10 Jahr« auf den Hannes wartet und ihren „Festtag" wieder auS dem Ka lender streicht: sind sie nicht derbe, aber kernechte Holzschnitte mit einem Erdgeruch, wie er nur Heimat und Bodenständigkeit an hastet? lind bis ins Kleinste geht dies« naturalistische Art der Cbarakterzeicknung, der Oberknecht, diese Kopie seines Herrn, der gefräßige und kropfete Roßknecht, der Landdoktor und die anderen Episodisten sind so scharf geschnitten, daß man das Theater vergißt. Eine sehr eindrucksvoll« Szene am Schluß, wenn der alte, zum neuen Leben erwacht« Grutz seinen Sarg zerhackt Aber das eine wird bei Schönherr Immer wieder klar: So groß da» Können dieses dramatischen Holzstechers auch ist, seine GrstaltungSkunst ist herb. kalt, fast brutal. Irgendwelche Weichheit oder gar ein „Gefühl" läßt er nicht auskommen. im Gegenteil, den Hannes mit den sentimentalen Anwandlungen gibt er dem Spotte preis und den kleinen Knecht, der in Lerchcnsang und Blütemchnee lebt, läßt er non einer Lawine töten. Sie sind unwirklich und dürft» keinen Sieg feiern. Viel krasser ist das im „Wcibsteufel" gezeigt, wo sogar sittliche und ästhetische Verstöße zugunsten der Erdluft sich breitmachen. So herbe Kost verträgt man nur zu Zeiten, heute m. E. weniger als in den glücklichen Jahren vor dem Kriege. Die Aufführung» unter Rob. Valberg versuchte, diesen Erdgeruch einzufangen und batte schon dadurch etwas gewann»», daß keine groben Dialektverstöße zutage traten. Immerhin konnte man einige Mängel nicht übersehen. So, daß der alte Grutz. den HanS Vogel mit seinen Details spielte, nicht der Hüne war, der er sein muß und daß Melanie Horeschowsky das Totenwciöele und Verhoeven den Jungknecht stack übertrieben, jene ins Gro teske mit outrierter Fistelstimme, dieser als Depp oder Thadädl statt als reiner Tor. Dafür entschädigte Hermine Körner reichlich. Ihre Mena war so echt, ihr Gehaben so kunstvoll einfach, daß e» Staunen erregen konnte, die Körner auf ihre berühmten Register der mondänen Frau völlig verzichten zu sehen. Einfach und wirksam auch Balberg» Hannes und Stejners Elshofbauer, nicht minder die Trine Elisabeth Huchs. Die kleinen Episoden zcich- netcn Willi Nagl, Wildberg Jähnig, Wenck und Opletal sehr erfreulich. Der gesamte Eindruck war günstig. Franz Zickler. Die Hygiene ln der »Technischen Stadt". Bekanntlich finden aus Äeranlassung des Aerztlichen Bezirksoereins Dres den jeden Mittwoch und Sonnabend ärztliche Führungen durch verschiedene Damen und Herren des Aerztlichen Bezirksverein« durch die Iahresschau statt unter dem Titel „Die Hygiene in der technischen Stadt". Versammlungsort ist jeweils der Siidein- gang der Halle 28 (Hygiene). Für den kommenden Mittwoch und für Sonnabend, den 28. September haben die Führung über nommen Dr. Heberer und Dr. Käte Sieber. Die Führung« finden an den genannten Tagen von 16 bis 18 Uhr statt. Eine neue Afrika-Expedition. Am 28. diese» Monats wird Dr. Paul Germann, Kustos am Leipziger Museum für Völkerkunde, Deutschland verlassen, um sich nach Liberia zu begeben, wo er wich tige völkerkundliche Forschungen anstelle» will Zweck der For schungsreise ist eine ausgedehnte Sammlung für die Leipziger und Berliner Museen sowie Erforschung der im Hinterlande von Liberia sitzenden Völkerstämme.
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