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M««mer287 — 27. Jahrgang „ch-mi emai ws«»n«.«u den Mustr. «raurbetiagen .Die >»U' und .Für unsere Nein«» Leute', sowie de» rerlbeilagen .«t. Venno-BIatt'. .Unterhaltimg und Wissen', .Die Well der «rau'. .A-r»ll«ch-r Ratgeber'. Da» gute Buch'. .«Umrund, »au'. Monatlicher Be,ug»t>ret« 3 Mt. elnschl. Bestellgeld. Wu,einummer 10 Sonnabend- u. Soimtagnummer !»0 HauPtschrtstleUer- L». B. TeSejhk. Dresden. SachMe Dienskag- 11. September 1825 ^OUlagdarlr 2>raöben «u,etgenpretse, Dte lgelvalten« Petit,eile »«> z. «amllle» «n,eigen ».Stellengesuche »«z. Dt- Petttrellame,etle. SSaua »reit. 1 «ür Anzeigen autzerhalb de» Verbreitungsgebiete* 4« 4. die PetiweNamezeile 1 .!1«45. ONertengeb.SN g Im «all* höherer Gewalt erlischt lede Bervflichtung aus Lieserung sowt« «rsiMuna v. An,eigen. Austriigen u. Leistung «. SchadenerMG GeschSstltcher TeU: Artur Len,. Dresden. volkssertun tSeschästSstelle, Druttu-Verlag - «ennama. Für christliche Polilik und Kultur Redaktion der Sächsischen BotkSzettung Dresden-Altstadi 1. Potierstrnhe '7. Trernrn Mit »nd7101!?. v. Broclrdorss - Rantzau Berlin. 10. September. Der deutsche Botschafter in Moskau Gras v. B r o cli d or f s - R a n tz a u ist am Sonnabend abend in Berlin In der Wohnung seines Bruders Graf Ernst von Brockdorss-Rantzau plötzlich einem Schlaganfall er legen. Der Botschafter stand im KV. Lebensjahr. Die Nach richt von dem plötzlichen und ganz unerwarteten Ableben des deutschen Botschafters in Moskau hat in diplomatischen und politifciien Kreisen lebhafte Teilnahme erweckt, besonders auch ln den Kreisen der deutschen Delegation in Genf. In einem Telegramm an den Bruder des Verstorbenen drückt diesem Reichspräsident v. Hiadenburg sein aufrichtigstes Beileid aus. Ebenso haben der Reichskanzler Hermann Müller, Staatssekretär ».Schubert sowie die anderen Mitglieder der deutschen Delegation in Gens in Telegrammen ihre herzlichste Anteilnahme zum Ausdruck gebracht. Auch der in Baden-Baden zur Erholung weilende Reichsautzenminister Dr. Strese- mann hat dem Bruder des Verstorbenen sein tiefstes Beileid übermitteln lassen. Baden-Baden. 10 September. In dem Telegramm Stresemanns heitzt es: Der Tod des Grafen Brockdorss-Rantzau htnterlätzt eine nahezu unaussüllbare Lücke in unseren Reihen. Seine Vertretung des Reiches in Versailles und die mit großem Erfolge durchgeführte Aufgabe In Moskau werden ihm ein dauerndes Andenken sichern. » Gras Brockdorss-Rantzau stand seit 1894 im diplo matischen Dienste. Geboren wurde er am 29. Mai 1899 in Schleswig. 1909 wurde er Generalkonsul in Budapest und 1912 Gesandter in Kopenhagen, wo er bis nach der Nevo- lation verblieb. Nach dem Umsturz 1918 war er der Leiter der deutschen Außenpolitik, dem die schwere Aufgabe des Friedens schlusses zufiel. Vrock-orff-Rantzau war der Führer der deut schen Friedensabordnung, die am 9. Mai 1919 zum ersten Male mit den alliierten Mächten in persönliche Berührung trat. Er hielt dabei eine Rede, die von der Kritik der alliierten Presse abgelehnt wurde. Wegen der seiner Meinung nach der Ehre des deutschen Volkes zu nahetretenden Friedensbedingungen trat der Graf am 20. Juni 1919 mit dem Kabinett Scheidemann zurück. Im Herbst 1922 wurde Graf Brockdorss-Rantzau. der in zwischen der Demokratischen Partei beigetreten war, als Leiter der deutschen Vertretung nach Moskau entsandt. Diese ivar sRt der Abberufung von Dr. Helfferich im Jahre 1918 unbesetzt gewesen. Später wurde er dort zum B o t s ch a f t e r ernannt Kalinin hat im Vorjahre durch ein Glückwunschschreiben die deutsch-russischen Beziehungen gewürdigt. IS Tore bei einem AMorermen Mailand, 1v. September. Bei dem Automobilrennen um den Großen Preis von Europa aus der Rennbahn von Monza bei Mailand ereignete sich ein furchtbares Unglück. Der italienische Renn- sahrer Materassi. der vor einigen Jahren schon einmal einen schweren Unglückssall hatte, lag im Kampfe mit dem Bugattisahrer Foresti, als sein Wagen in ei»er Kurve 200 Meter hinter den Tribünen aus der Bahn geriet. Das mit einer Ge schwindigkeit von über 150 Kilometer dahinrasend» Fahrzeug überschlug sich dreimal und geriet dabei in die Zu schauermenge. woeinentsetzlichesBlutbad angerichtet wurde. 19 Zuschauer wurden aus der Stelle getötet. 30 weitere erlitten zum Teil lebensgesäkrliche Ver letzungen. Materassi selbst fand den Tod. Trotz dieser Kata strophe brachten es die Veranstalter fertig, das Rennen weiter gehen zu lassen. Nach einer amtlichen Mitteilung der Rennlcitnng ist der Rennfahrer Maserati mit einer Stundengeschwindieleit von 200 Kilometer bei dem Versuch, ans der geraden Linie vor den Tribünen den Rennfahrer Foresti zu überholen, durch eine» Sioß seines Vorderrades gegen das linke Hinterrad des Wagens Foresiis ins Schleudern gekommen und so über die Wiese und den Zaun und den Graben, die die Rennbahn vom Publikum trennen, mitten unter die Zuschauer gestürzt. Neben den 19 Toten sins 26 Ver wundete zu beklagen, wovon einige schwer verletzt sind, so daß mit weiteren Opfern gerechnet werden must. Der Untersuchungssekretär des Regierungschefs Giunta und die Unter staatssekretäre Casalini und Lcssoni. die Präfekten von Mailand und Monza, der Zentralpräsident des Autoklubs Senakor Crespi und Arnolds Mulloltni begaben sich sofort an die Unsallstätte und besuchten die Verletzten iw Hoipilal von Monza. Seipel sor-erk MnLerhLttmr - Lchzr ij lV. kl. Gens, 8. September. , f Der Mittelpunkt der heutigen Verhandlungen in der Ivölkerbundsversammlung war die dialektisch-rhetorische Rede des österreichischen Bundeskanzler Seipel, die starken Bei- ; lall in der Versammlung fand. Er betonte zunächst den durch ' sden Bund erworbenen Fortschritt für die technisch-internationale Zusammenarbeit und das hohe Interesse Oesterreichs M den Arbeiten des Völkerbundes. Die Sanierungs- Aktion sei ein gutes Geschäft für beide Parteien, denn sie sanierte die finanzielle, politische und sozial heillos verwirrte Lage Oesterreichs und erhöhte das Prestige des Völkerbundes. ^Oesterreich gab für seine Anleihen geradezu glänzende Garantien." Dieser Passus der Kanzler rede bedeutet einen Appell an dte Großmächte, durch deren Ver mittlung bekanntlich Oesterreich eine neue Anleihe auf Grund alter Garantien erhofft. Es war daher auch kein Zufall, das; der Kanzler die Namen Loucheur, Briand und Benrsch mit besonders freundlicher Betonung aussprach. Seipel ging dann über auf das Hauptthema seiner Rede, den Schutz der Minderheiten, den bereit« sein Vor redner Motta als Wortführer der italienischen Schweiz ge fordert hatte. „Die Unduldsamkeit, die aus der Ueber- spitjung des Nationalgefühls in jedem Sinne des Wortes ent spricht. beunruhigt den europäischen Frieden. Von dieser Empfindung wurden nicht allein die Mehrheits völker, sondern auch die Minderheiten ergriffen. Die Minder heitenfrage bekam nach dem Weltkriege internationalen Charakter, doch ist das Minderheitenrecht, das aus dieser Sach lage entspringt, völlig unzulässig." Daß di« Minderheit««, wie überhaupt alle Völker u«d Stämme ein Recht haben, ob nun ein solches Recht irgendwo vertragsmäßig niedergeschrieben steht oder nicht, da« Recht a, ihre« Muttersprache, an Arbeit und Brauch der Väter, an den Quellen ihrer kulturellen Eigenart »nd ihrem Volkstum festzuhalten und sich ungestraft als Angehörige ihres Volkstums zu bekennen, dies muß end lich einmal endgültig in das Bewußtsein de« Allgemeinheit, dann aber auch möglichst in die Satzung des Bunde» Dtergehen. lStarker Beifall.) Man kann Europa i» Zonen einteilen und noch immer von Siegern und Besiegten sprechen; es geht aber auch eine Grenz linie durch Europa, die zwei verschiedene Begriffe der Nationen von einander scheidet. Auf der einen Seite dieser Grenze wohnen Völker, denen der Staat alles ist; auf der anderen Seite gilt das Bewußtsein der gemeinsamen Kultur und Sprache mehr, wenn auch dadurch die Loy alität gegen den Staat nicht beeinträchtigt zu werden braucht. Für die einen bedeutet der Minderheitenschutz nur eine humane Uebergangsmaßregel, den anderen ist er ein heiliges, natürliches, unverjährbares Recht, auf die sie, selbst wenn sie wollte, nicht verzichten dürften. Mit diesen überaus starken und doch wohlabgewogenen Worten füllte der Bundeskanzler eine Lücke, die in der Rede des Reichskanzlers Müller sühlbar wurde. Ist doch di« Minderheitenfrage eine vorwiegend deutschösterreichische An gelegenheit. Der Beifall gewisser kleinerer Nationen zeigte die Wirkung der Rede. Eine geschickte Regie ließ Zaleskt unmittelbar nach Seipel die Rednertribüne besteigen, und dieser suchte mit nüchternen Worten eben das zu widerlegen, wofür Seipel sich mit starkem Pathos eingesetzt hatte. Ihm erscheint die bisherige Arbeit des Bundes in dieser Frage mehr als ausreichend. Auch in der Abriistungsfrage warnte er vor Ueberstürzung. „Wir können hier in Eens nicht auf einen Schlag solche Fortschritte erzielen; das Leben verträgt ein solches autokratisches Besinnen nicht — womit er zweifellos Müllers Avriistungsausführungen meinte. Auf diese Weise ging die Wirkung der Seipelschen Rede zum Teil verloren. Man sollte sich hier einmal die Frage vorlegen, ob nicht ein anderes SystemderRednerfolgeals bisher verfolgt werden muß. Während der folgeude« Red« Woldemara»' ver ließe« Reichskanzler Müller und Lushendu» den Re formationssaal »nd begaben sich ins Hotel Baurivage» wo der dentsch« Reichskanzler mit Lord Lushendu« IS Minute« sprach. Eushend«« fragt« de« Reichskanzler nach de« deutschen Plänen bezüglich de, Flüssigmachung der Obligation««. Bo« deutscher Seit« wird erklärt, daß Lushendn« sich M einer ge- «einsame»*,«- »H de».*«W«. LWHt« bereit gesunden hat. Lie Reform in der BeMsen- ausbildung «nd ihr Mungel Von vr. Johannes Dierkes. beacki7l ^ , Gustav <>i,chcr in J>-,wj slarl anaesvchicn wird. Dftft Schrift und ^"üeitlichon Ansbildungsgang dor Jnristel Stao^ -^Ulvi,al...onvnien als dc-r komme,idee E2 ^rwaliungsbeamte». Da sie an dieser Siel wiederholt be,prochen wurde, kann ihr Inhalt vo werden, vielmehr mag im folgenden etwas gesai werden, was nicht nur allein iU,- d!,-!o k7.,n>iic und Berwnliungsbeamte». Da sie an dieser Stell« vor- . „Zagt . , ... nuht nur allein für diese Schrift, sondern überhaupt ,ur die Vorschläge zur Reform der Beamlen, ausuldung fellzustellen ist: Bei allen Vorschlägen mim lick lieht eine U e b e r s ch ä t; u n g for >» alcr K e nnt. ni,le und fachlichen Könnens im Vordergrund, oie geradezu erschreckend ist. Man hat den Eindruck als wenn die Lebensjurrogate das Leben selbst erdrücke,, und unmöglich machen; hier sind wir in den Fuststavfen der Wege der Vorkriegszeit, um von neuem jene Pfade zu b«. schreiten, die uns den Haß der ganzen Welt zugeiragen haben. Niemand hat hier genialer „die Ursachen des Deiltschenhages" klargclegt als der jüngst verstorbene Kölner Philosoph Max S ch e l e r in seiner gleichnamigen Schrift. „Unter einer Million Deutschen," hat einmal Börne gesagt, „gibt es nur zehn Menschen: die übrigen sind Schneider, Kauflenle. Soldaten, Justizräte, Astro- nomen, Diplomaten, Geistliche, Gelehrte, Polizeidirektoren, Hörster und — was man noch sein kann, wenn man nichts ist. Mor^f es also ankommt, ist dies, daß nichts durch die straffe Zusammenfassung des Studiums, wie sie in der Broschüre vorgeschlagen wird, der neue Staats- und Ver- waltungsbeamten-Typ seine Seele für andere Dinge sreibe- kommt. Sonst bleibt die Gefahr bestehen, daß aus Mangel an Seele die Reform in eine neue Barbarei anslänft. Das seelische Element gilt es daher in alle Vorschläge der Ver waltung--- und Beamtenreform hineinzutragen. Mehr denn je kommt nämlich heute in der hohen Staats- und Derwaltungsbürokratie, wie sie vor allem in sen Zentralstellen und Ministerien sitzt, eine Verfassung auf, von der Oscar Wilde einmal gesagt hat, daß „die Leute vor Fleiß blödsinnig" würden. Dazu kommt in Deutschland eine besondere Disposition dem Zuge zu dieser atemlosen Hast der Arbeit entgegen. Nur der Deutsche, mehr noch der Preuße, mit seinem ehernen Pflichtbegrisf konnte die Sand körner der Mark in Eoldkörner verwandeln und darauf in jahrhundertelanger Arbeit Staat und Reich ausbauen. In diesem gewaltiaen Werk fehlt aber das geistige Fluidum, das beispielsweise die Franzosen in ihrem „ssprit" oder die Engländer in ihrer „socket/' besitzen. Der Deutsche» der überhaupt stark in der „Mechanik der Dinge" denkt» neigt dazu, nach dem traurig-bleiernen Wahlspruch „Ar beiten und nicht verzweifeln" sein Tages- und Lebenswerk zu verrichten. Was Wunder, daß man den deutschen Büro kraten der Vorkriegszeit im besten Falle einen „Heizer der Staatsmaschine" nannte, der in der „Wärmetechnik" gut ausgebildet war, im übrigen aber so wenig Geist besaß, daß er einen Lebensraum seiner Nation gleichwertig neben anderen Nationen nicht aufbauen konnte. Die Vergött lichung der Arbeitete zweifellos zu gewaltigen Leistungen in der deutschen Wirtschaft geführt hat, hat dazu beige tragen, daß die Erwerbstätigkeit in einem Maße idealisiert wurde, daß neben ihr nichts anderes mehr bestand, und daß damit eine kulturelle Verspießerung der Deutschen her beigeführt wurde, die uns bis in die letzten Wurzeln der Weltpolitik hinein geschadet hat. Gerade im deutschen Beamtentum hat der Materialis mus Nahrung und Anhängerschaft in einem Maße ge sunden, über das sich das Beamtentum selbst nie klar ge worden ist. Denn jener ungeheure, über jeden sinnvollen Zweck hinausgchende Energie- und Arbeitsverbrauch, mit dem der Deutsche allgemein, vor allem aber der Beamte, in Staat und Wirtschaft sein Tagespensum erledigte, war im Grunde ein zu großes Ernstnehmen aller materiellen Dinge. Dem deutschen Menschen ist es eigen, mit besonderer Inbrunst in dem ständigen Streben nach dem Unendlichen zu leben. Leider aber hat er durch den Marsch der Me chanismen. den um die Mitte des vorigen Jahrhundert» Wirtschaft und Technik in Bewegung setzten, seine innere Substanz sich schnell zertreten lassen, um dann — leer ge- worden und ausgebrannt — sich mit der gleichen einseitigen Hingabe, mit der er vorher der ideologischen Welt sich und- mete. der realen Arbeit in Staat und Wirtschaft zuzu- wenden. Damit war das Geistige degradiert; man sah in ihm kaum noch mehr als ein „Aroma der Materie - Damit war eine Verelendung der Seelen und eine Verflachung der oberen Schichten entstanden, die geistiges Geschehen nicht mehr meistern konnte, die so auch in der Weltpolittt unfruchtbar sein mußte. Der Krieg hat dann mit einer un- «rbeure« ErsLütteruna da» Dasein der Gemüter aufge-