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Nnmmer 2V4 Sächsische VvlksZeilunq I. September t»A, Der Beginn -es Katholikentages Die Feslstadt Magdeburg Worte -er Begrüßung Magdeburg, S. Sootember. In Sonnenglanz grüßt uns die Stadt des Katholiken tages. Herzliche Grütze rufen uns schon am Bahnhof vte von Blumen geschmückten Masten, wehenden Fahnen ent gegen. Die alte katholische Vergangenheit der Stadt «sl entschwunden. Nur fünf Prozent Katholiken wohnen Hier, aber Magdeburg fühlt die Ehre, die ihm durch die Av- haltung des Katholikentages bereitet ist. Es grüßt uns m unseren Farben. Weitzgclbe Wimpel zieren die Straßen bahnen. schmücken durch weite Stratzenzüg« die Masten der elektrischen Kraftleitungen, und zeigen den Weg zur Stavt- halle, wo die Versammlungen stattfinden. Von vielen Häusern, nicht nur in den Hauptstraßen, grüßen uns Fahnen. Die Ebertbrücke, die zum Ausstellungsgelande führt, prangt üppig im Schmuck von Blumen und Gir landen. Dem äußeren Festgewande angepaßt ist die freund liche Aufnahme, die die Katholikentagbesucher allerorten finden. Groß ist schon heute die Zahl der Erschienenen. Dre lokalen Blätter widmen dem Katholikentag freundliche Worte, die der Eigenart der diesjährigen Tagung gerecht zu werden suchen. Was macht es aus, daß dabei die sozia listische „Volksstimme" wieder von dem Parteitag des Zentrums spricht und den vorwiegend vertraulichen Charakter der Besprechungen in einen Zusammenhang zu bringen sucht mit dem „Zentrums-Mißerfolg" vom 20 Mai. Derlei Entgleisungen sind wir gewohnt. In herzlichen Be- grüßllngskundgebungeii, die wir an anderer Stelle wreder- gcben, haben der Diözesanbischof, der Präsident des Zentral komitees und das Lokalkomitee die Bedeutung des dies jährigen Katholikentages gewürdigt. Das tiefste Motiv der Tagung ist, wie Bischof Dr. Klein so treffend sagt: Auf richtige. im Glauben wurzelnde Eottes- n n d N ä ch st e n l i e b e!" Zu der Tagung sind die Führer der katholischen Organisationen in einer alle Erwartungen übertrefscnden Geschlossenheit erschienen, in einer Zahl, wie sie. wie Fürst Löwenstein feststellt, „vielleicht auf^ den größten Generalversammlungen nicht vereinigt waren". Am Nachmittag hat zunächst das Zentral komitee eine weitere Beratung gepflogen. In den Abendstunden strömten die Katholiken der Stadt und der Umgebung zur Eröffnungssitzung in der S?adlhalle Der gewaltige Vau zeigte einen stimmungsvollen Fest- schniuck. Die Zeit zur Vorbereitung war nur kurz: denn eine Tagung drängt hier die andere. Magdeburg ist in diesem Jahre eine richtige Kongreßstadt. Mit stürmischem Jubel begrüßte die Versammlung das Erscheinen der Führer des katholischen Deutschlands, vor allem aber den päpstlichen Nuntius Pacelli und den Bischof von Paderborn Dr. Klein. Tiefe Stille trat ein, als ein Orgelpräludium den Be ginn der Tagung verkündete. Ein großer, für diesen Fest tag eigens aus den Kirchenchören der Stadt gebildeter Chor sang Thiels gewaltiges „Jauchzet dem Herrn, alle Welt". Ja, Jubel und Freude erfüllt alle Herzen in diesem Augenblick, da sich die Stunde erfüllt, in der die Magdeburger Katholiken das ganze katholische Deutschland in seinen Führern begrüßen können. Zn tiefbewegten Worten gab der Präsident des Lokalkomitees, Bischöf licher Kommissar Propst Legge (Magdeburg) diesen Ee- sühlen Ausdruck. In seine Willkommensgrüße stimmte die Versammlung froh begeistert ein. Der Präsident des Zentralkomitees, Fürst Alois zu Löwenstein. eröfsnete die Tagung dann mit einem kurzen Rückblick auf die Vor geschichte des Magdeburger Katholikentages. Wir dürfen hier wohl auf seine Ausführungen zur Begrüßung des Katholikentages, die wir an anderer Stelle veröffentlichen, Hinweisen Nach einem Zwischenliede nahm hierauf das Wort AuiUius plmlli Zunächst gab der Nuntius, der sich immer wieder als ein Redner von besonderen Gnaden erweist, seiner Freude darüber Ausdruck, einen Katholikentag in der Diaspora be grüßen zu können: Schon einer ganzen Reihe von Generalversammlungen der Katholiken Deutschlands habe ich zu meiner großen Freude bei wohnen dürfen. Aber wohl keine von ihnen, so machtvoll und tief ergreifend sie sich gestalteten, hat so eigen an mein Herz ge rührt wie die diesjährige, der Katholikentag in einem der Zentren der deutschen katholischen Diaspora der große ^.ng der Diafporakatholiken. Magdeburg, das Sie zum Ort Ihrer Heerschau wählten, spiegelt in seiner Geschichte Vas Schicksal der ganzen deutschen katholischen Diaspora wider. Wie nur wenige Städte Ihres Vaterlandes hat es die Voll blüte reich st er katholischer Kultur versunkener Jahrhunderte an sich erlebt, aber ebenso die ganze Aus wirkung der Glaubensspaltung — und dann wieder anbrechenden katholischen Frühling, die Frucht unverdrossener und gott gesegneter Diasporaarbeit Es ist mir, als reichten wir hier beute Elaubensbrüdern längst verklungener Zeiten über Jahr hunderte hinweg die Hand, um ihnen freudig zu berichten von Auferstehung und neuem Leben. -Auferstehung und neues Leben: Mit Bewunde- rund betrachte ich deren hoffnungsvolle Zeichen und danke aus tiefster Empfindung allen denen von ganzem Herzen, die mitge- wirkt haben an dem Aufbau der katholischen Kirche in der Diaspora, an erster Stelle den selbstlosen Priestern und Laienaposteln, die alle Kraft eingesetzt haben, um der Diasporanot zu wehren, die ihr Leben für den gefährdeten Glau ben unserer Diasporakatholiken geopfert haben. Ich wünsche nur, der Magdeburger Katholikentag möge in den Diajvorakatholiken das Gefühl des Eeborgenseins auslösen, das frohe Bewußtsein nicht abgeschnitten. einsam und verlassen dazustehen, sondern vielmehr lebendige, sorgsam gehegte und gepflegte Zweige an dem gewaltigen, in Gottes Allmacht wurzelnden, von Gottes Vorsehung gehüteten Baume der katholischen Kirche zu sein. Bischof Dr. Caspar Klein (Paderborn) widmet den Besuchern des Katholikentages folgenden Willkommens gruß: Im Namen der ganzen, mehr als 1 600 000 Seelen zählenden Diözese Paderborn entbiete ich allen Teilnehmern am Katholi kentag in Magdeburg frohen Herzens bestgemeinte Grüße und Segenswünsche. Die Diözese Paderborn ist sich der Ehre wohl bewußt, auch in diesem Jahre den Tagungsort für die General versammlung der Katholiken Deutschlands stellen zu dürfen. Sie weiß den geistigen Nutzen in vollem Maße zu würdigen, der aus einer solchen Heerschau der Katholiken Deutschlands allen Diözesen unseres Vaterlandes erwächst, speziell aber jener Diözese, in deren Bereich sie stattfindet. Der Dortmunder Katholikentag im Jahre 1927 war ein Erlebnis ohnegleichen. In hellstem Lichte zeigte es sich, daß die Kirche auch heute noch trotz ihres bald 2000jährigen Alters und trotz der schweren Belastungsproben der letzten Kriegs- und Revolutionswirren die Macht hat, die Massen an sich zu ziehen und zu begeistern. Noch heute frohlockt mein Herz vor Freude und drängt mich, den vielen Tausenden von edlen Männern und Frauen, Iungmännern und Jungfrauen, die lieben Kinder nicht ausgeschlossen, für das laute feierliche Bekenntnis unseres heili gen Glaubens aus ganzer Seele zu danken. Auch der Katholikentag in Magdeburg berechtigt zu den schönsten Hoffnungen. Zwar wird er an Zahl der Teilnehmer, weil im Diasporagebtet stattsindend, die Dortmunder Versamm lung bei weitem nicht erreichen, sie aber vielleicht an innerer Be deutung und Kraft und damit an Zukunftswerten übertrefsen. Er wird, so ist geplant, mehr eingehendster Erörterung aller bren nenden Zeitsragen und Zeitaufgaben dienen als der Veranstal tung machtvoller äußerer Kundgebungen durch Festziige, Fest versammlungen usw. Es handelt sich um Eewissenscrforschungen und Programm formulierungen ernstester und umspannendster Art. Es handelt sich um Festsetzung von Plänen und Vorsätzen sür eine neue Zeit und eine neue Welt. Das alles läßt daraus schließen, wie wichtig gerade die Magdeburger Tagung sein wird. Möge jeder Teilnehmer von vornherein den festen Willen mitbringen, das Seinige zu tun, um die Zeit mit den neuer- faßten, ewigen Idealen und Werten des katholischen Christen tums zu meistern und so nicht nur das ewige, sondern auch das irdische Heil aller Mitmenschen nach Möglichkeit zu fördern und zu sichern. Laßt uns in echtem Pflichtbewußtsein offen die Mittel und Wege besprechen, die zur Besserung und Abstellung der Zeitübel führen, damit niemand in späteren Tagen gegen uns den Vorwurf erheben kann, als hätten wir in völliger Ver kennung des Ernstes der Zeitlage uns untätig verhalten! Das tiefste Motiv unserer Tagung in Magdeburg soll sein: Ausrichtige, im Glauben wurzelnde Gottes- und N ä ch st e n l i cb e. Wenn dieses Motiv allen Beratungen, Entschließungen, Beschlüssen zugrunde liegt, wird der Segen von oben nicht fehlen, denn wahr bleibt der Sinnspruch: Wo Liebe, da Friede, Wo Friede, da Segen, Wo Segen, da Gott, Wo Gott, keine Not. Und nun, teure Besucher der Katholiken-Versammlung in Magdeburg, seid »lle dem Herrn in Liebe empsohlen. Ich habe die Gewißheit, daß wir mit unserer Tagung sür Kirche und Vaterland nützliche Arbeit leisten und dauernde Gewinne sch>» sen werden. Insbesondere beseelt mich die srohe Hoffnung, dnz unsere Zusammenkunft den Diaspora-Katholiken in ihren man nigfachen und schweren Goliathkämpsen Stärkung, Aufmunte rung, Tröstung, Siegeszuversicht bringen wird, so daß sie, gestärkt durch die Worte des Glaubens und der Liebe, die sic vernommen, hcimkchrcn mit dem Gelöbnis im Herzen, unentwegt sestzuhaltc» an der Devise: Katholisch sind und heißen wir. Katholisch leben und sterben wir! Alois Fürst zu Löwenstein, der Vorsitzende des Zentralkomitees der Katholiken Deutschlands, ent bietet dem Katholikentag nachstehende Begrüßungsworte: Die Katholiken Magdeburgs verdienen den Dank aller deutschen Katholiken für die Bereitwilligkeit, mit der sie den „Kleinen Katholikentag" ausgenommen haben. Seit Jahren haben die Generalversammlungen der deut schen Katholiken solche Ausdehnung gewonnen, daß sie zu sach licher Beratung nicht mehr das geeignete Forum waren. Sie >nd jetzt gewaltige Kundgebungen des Glaubens und Stätte» religiösen Aufschwungs. Als solche behalten sie hohen Wert. Für ruhige Erörterung wichtiger Zeitsragen des Katholizismus aber mußte eine neue Form gefunden werden. Darum hat da» Zentralkomitee der Katholiken Deutschlands schon vor einigen Jahren den Beschluß gefaßt, nur mehr in jedem zweiten Jahre eine Generalversammlung einzuberufen, dazwischen aber „Kleine Katholikentage" zu veranstalten, Tagungen, die der Beratung gewidmet sein sollen. Dabei galt es, einen Mangel zu vermeiden, der den Aus» schußsitzungen der früheren Generalversammlungen anhaftet«. An diesen konnte teilnehmen, wer wollte, und das hatt« manches Mal zur Folge, daß wichtige Beratungen unter un genügender Beteiligung stattsanden und Beschlüsse von einer zufällig gebildeten Mehrheit gefaßt wurden. Auch die Tages ordnung dieser Sitzungen war nicht im voraus festgesetzt, son dern bestimmte sich nach Zahl und Art der eingelaufenen Anträge. In seiner neuen Gestalt ist der Kleine Katholikentag eine Tagung von Vertretern aller katholischen Organisationen, die an der vom Zentralkomitee ent worfenen Tagesordnung irgendwie Interesse haben und von Einzelpersönlichkeiten, die wegen ihrer Kenntnisse auf den zu behandelnden Gebieten von dem Zentralkomitee eingeladen werden. Um eine rückhaltlose freie Aussprache zu ermöglichen, muß die Verhandlung vertraulich geführt werden, und das be dingt wieder den Ausschluß der Presse. Die Versammlung selbst wird beschließen, was sie über das Ergebnis der Beratungen veröffentlichen will. Die Absicht des Zentralkomitees, Jahr für Jahr ein« Generalversammlung mit einer Vertretertagung abwechscln zu lassen, konnte bisher nicht verwirklicht werden, da jedesmal eine Stadt den dringenden Wunsch geäußert hatte, eine Gene ralversammlung in ihre Mauern aufzunehmen und gute Gründe Vorlagen, diesem Wunsche zu entsprechen. Vertretertage wurden zwar schon 1916 in Frankfurt und 1920 in Würzburg abgehalten, Krieg und Kriegssolgen zwangen damals zur Beschränkung. Die erste, planmäßig gewollte und vorbereitete Tagung der neuen Ordnung fällt in das Jahr 1928. Die geringe Zahl der Teilnehmer — es werden vielleicht 400 sein — gestattet die Wahl eines Tagungsortes, dem nicht die Räume zur Auf nahme einer Massenversammlung zur Verfügung stehen oder dessen katholisches Hinterland die Massen nicht aufbringen würde, eine Riesenhalle zu füllen. So ergab sich denn ganz natürlich der Wunsch, die „Kleinen Katholikentage" nach Mög lichkeit auch in Städte der Diaspora zu legen. Diesen: Wunsche ist die Stadt Magdeburg aus eigenem Antriebe entgegen gekommen. Durch Schreiben vom 2. September 1927 hat der Herr Oberbürgermeister in liebenswürdigster Weise den nächsten Katholikentag in seine schöne Stadt eingeladen Großzügig dachte er dabei an eine Generalversammlung der deutschen Katholiken. Aber einmal glaubte das Zentralkomitee, daß auch die neue Stadthalle einen Besuch aus allen Teilen Deutsch lands nicht würde fassen können. Und vor allem war das Bedürfnis nach einer Beratungsversammlung so gestiegen, daß wir diese nicht länger verschieben durften. Wenn somit die Erwartung der Katholiken Magdeburgs und ihres Stadtober hauptes nicht voll erfüllt werden konnte, so wird doch Magde burg der Ruhm bleiben, das Beispiel eines „kleinen" deutschen Katholikentages in die Welt gesetzt zu haben. Es wird trotz allem rin Katholikentag sein, nicht nur eine geschlossene Tagung. Den Katho liken von Magdeburg und Umgebung wird in einem feierlichen Gottesdienst mit cucharistischer Prozession und in ösfcntlichcn Versammlungen Gelegenheit geboten, ihren heiligen Glauben und ihre enge Verbundenheit mit allen Glaubcnsbriidcrn des Reiches zu bekunden. Und das ganze katholische Deutschland wird daran tcilnchmen durch das Z u s a m m e n st r ö m e n der Führer in einer Zahl, wie sie vielleicht auf den größten Generalversammlungen nicht ver einigt waren. Der Stadt Magdeburg und all ihren Bewohnern, die durch die Herzlichkeit des Empfanges und der Gastfreundschaft dem Erfolg dieses Katholikentages die Voraussetzung geschaffen haben, sei auch an dieser Stelle wärmster Dank geboten. Allen aber, die etwa mit Befürchtungen dieser Tagung entgegcnsahcn, kann ich die ausrichtige Versicherung geben: Wir kommen als Deutsche zu Deutschen, mit denen wir in ernster Sorge um das Wohl des gemeinsamen Vaterlandes eng verbunden sind. Wir kommen als Christen zu Christen, in christ licher Liebe. Wir kommen als Freunde! Der Nuntius leitete dann über zum Thema der Katho lischen Aktion, die er in einen inneren Zusammenhang mit der Diaspora stellte: Wir können ja das Wort „katholische Diaspora" nicht aus- jvrechen, obne an den „B o n i f a t i u s v e r e i n" zu denken. Ich sehe aber im Bvnisatiusverein den Ideal typ eines in Katholische Aktion eingesenkten und von ihrem Geiste beseelten Organismus: Apostolisches Wirken, geboren aus religiöser Be geisterung und religiösem Verantwortlichkeitsgesühl, gekenn zeichnet durch das einmütige Zusammenarbeiten von Priestern und Laien, hingeordnet aus ein Ziel, die Rettung der Diaspora katholiken, und zusammengesaßt in einer festen Organisation die ganz eingebaut ist in die gottgewollte Hierarchie der katholischen Kirche — so steht der Bonifaliusvercin vor mir: Geist vom Geiste der Katholischen Aktion. Idee und Programm der Katholische» Aktion iimriß dann Nuntius Pacelli in folgenden hochbedeutsamen Aus führungen: Das soll ja die Katholische Aktion nach der Idee unseres Heiligen Vaters sein: Teilnahme der Laien am hierarchischen Apostolat. Dieses Wort umschließt ihre beiden Erundelemente Das erste Element: ein tätiges und kraftvolles Apostolat der Laien, entsprechend ihrem Stand und Können, also vor allem Apostolat jener, die durch ihre Bildung und Stellung die Sache Christi und der Kirche besonders zu fördern vermögen. Die Nöte und Aufgaben der Kirche sind heute, wie ich nicht weiter a»s- einanderzusetzcn brauche, so groß und so gewaltig, daß die Priester des Mitapostolates der Laien in keiner Weise entraten