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Sächsische Volkszeitung : 09.09.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192809090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19280909
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19280909
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-09
- Tag 1928-09-09
-
Monat
1928-09
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.09.1928
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««feiten aneignen, wie sie später im Haushalt« gebraucht werden. Außerdem sollen sie befähigt werde», den Wert fachlicher Arbeit zu beurteilen und schließlich so viel Interesse und Geschicklichkeit zu gewinnen, daß sie zu einer fachlichen Tätigkeit übergehen. Ein eigener Ausbildungskursus für Werklehrer in Klaffen der Ungelernten ist deshalb auch an der Industrie schule eingerichtet worden. Für besondere Zeiten wirtschaftlicher Not hat man auch den Erwerbslosen aus der Metallindustrie Lehrgänge geboten, ebenso hat man älteren Jugendlichen die Teilnahme an Lehrgängen gestattet und hat gerade bei diesen viel Interesse und großen Fleiß beobachten können. Besondere Erwähnung müssen die Vorbereitungs kurse für die HöhereMaschinenbauschulc in Chemnitz finden. Obgleich diese Anstalt als Aufnahmebedingung Ober sekundareise verlangt, ist jetzt den begabtesten und fleißigsten Schü lern der Industrieschule ein gangbarer Weg zum Aufstieg geebnet worden. Eine Gehilfenprüfung für Jndustrielehrlinge — nicht wie bisher nur für die Lehrlinge aus dem Handwerk — ist eine wesentliche Neuerung. Nötigt sie doch den Lehrling, am Ende seiner Ausbildung Rechenschaft abzulegen, ob er seine Schul- und Lehr zeit in rechter Weise benutzt hat, und überdies verschchcst die Prü fung in dem jugendlichen Arbeiter die Tatsache, etwas Rechtes gelernt zu haben. Den beruflichen Interessen einerseits und den persönlichen Belangen andererseits dient es. wenn man in den Fa^lassen dem Fachlehrersystem den Vorzug gibt, in den Klassen für Un gelernte das Klasscnlehrrrsystem beibehält. lieber dem Beruflichen wird das Menschlich« nicht vergessen! Sepkembersonne Eines Morgens fährt man sich unwillig über die Nase, als ob man ein lästiges Insekt verscheuchen wolle. Ein spinnweb dünner Faden ist auf seinem Pendelflug zufällig auf unserem Gesichtserker notgelandet. Halb unangenehm, halb wie ein sanfter Rippenstoß, der zum Aufmerken veranlaßt. Ein Ge dankenstrich, der nachdenklich machen möchte über das, was in der Luft liegt. Nicht als Wink mit dem Scheunentor, sondern wie ein Splitter, der sich an der richtigen Stelle festpfeilt. Wie der Stein, der ins Wasser geworfen immer weitere Kreise zieht, kann er Erkenntnisse fördern, die über den Wert einer Augen blicksbedeutung hinausgehen. So ist auch das, was man (unhöflich!) noch immer Alt weibersommer nennt (welche Frau möchte heute für alt gehalten iverden?), keine neckische Spielerei einer zu spaßigen Scherzen gelaunten Natur. Wenigstens nicht ausschließlich. Es ist viel mehr eine vorsichtige und rücksichtsvolle Andeutung von Wahr heiten, die man sich nicht recht zu sagen getraut. Denn der Schein ist nun schon scheinbar, obwohl die Sonne im September noch mit fliegenden Fahnen über Feld und Flur zu wehen vor- sp'cgelt. Es ist ein Leuchten auf der Oberfläche, eine Höhen bestrahlung. die nicht mehr ganz his ins Blut dringt, in das sich bereits ein leises Frösteln einzuschmuggeln beginnt, das man sich nicht recht gesteht, weil Wissen um die Wahrheit häufig mehr er schauern läßt, als es zu beglücken vermag. Septembersonne ist gedämpftes Soitenspiel. Noch immer zwar ein Lied mit klingender Melodie: aber die Grundakkorde zerteilen sich bereits auch in Mollmotive, in denen verhaltenes Entsagen schwingt. Mit einem heiteren und einem nassen Auge zieht der Tag vorüber. Das „als ob" ist das Bezeichnende in der Stimmung des Monats. Der September ist die fühlbare optische Täuschung. Es ist einem, als ob das Nahe noch in größerer Entfernung läge, als der Augenschein bei nüchterner Betrach tung Klipp und klar lehrt: Der Herbst steht vor der Tür. Vreröen unC Umgebung Die Gesellschaft für Gewerbe-Kygiene Dresden, 8. September. Die Deutsche Gesellschaft für Gewerbehygicne, die am 11- und 12. September 1928 in Dresden ihre diesiährige Jahres hauptversammlung und bis 15- September einen gewerbe- hygienischen Vortragskurs veranstaltet, bildet eine Arbeitsgemein schaft der medizinischen und technischen Wissenschaft, der obersten Reichs- n»d Landesbehördcn, der zentralen Organisationen der Industrie und der Gewerkschaften und der Träger der sozialen Versicherungen zur Förderung der gcwerbchygienischen Fragen des Arbcitcrschutzes. In dem von ihr herausgcgcbenen „Zentralblatt für Gcwcrbehygienc und Unfallverhütung", der deutschen gewerbe- hygienischen Fachzeitschrift, und ihren zahlreichen Schriftenreihen, sammelt sie die wichtigsten und aktuellsten Erscheinungen der deut schen gewerbehygienischen Literatur. Vierteljährlich abwechselnd in Leibesübungen zum Ausgleich schlechter Körperhaltung bei der Arbeit. Sitzgelegenheiten im Garten für die Pausen, sichere Fahr radständer sür die weitherkommenden Schüler, gekennzeichnete Schutzvorrichtungen an den Maschinen und warnende Unsallvcr- hütungs-bilder an den Wänden seien als berussschulische Notwendig keiten im Gcgenwartsleben nur erwähnt. Zu tieferem Erleben führen Veranstaltungen der Jugendpflege. Die Bildung von Musikzirkeln, in denen die Schü ler kostenlos in Gesang, Violine, Gitarre und anderem ausgcbildct wurden, war der Anfang eines Sch ül e r o r che st e r 8 , das bei festlichen Veranstaltungen der Schule mit gutem Erfolg« spielte und ein weiteres Band zwischen Schule und Elternhaus knüpfen half. Eine Rundspruchanlage ermöglicht es, rednerische und musikalische Vorführungen im Festsaale nach allen Klassenzimmern zu übertragen, aber auch Anschluß an den allgemeinen Rundfunk- verkehr zu erhalten. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung für die Gemüts- und Geistesentwicklung der Jugendlichen dürste endlich die Gründung einer Th ea t er g e m e i nd e für die Industrieschule sein. — 4000 Theatervorstellungen kann die Industrieschule an ihre Schüler abgeben. Mittels Zuschüssen ist es möglich, de» Schülern ein Schauspiel für OchO Mark und eine Oper sür 0,75 Mark zu bieten. Die Karten sind übertragbar, so daß nicht immer dieselben Schü ler das Theater besuchen müssen. Möge dieser kleine Ausschnitt aus dem Leben der Chemnitzer Industrieschule auch ein wenig dazu beitragen, etwa noch zögernde Kollegen und Kolleginnen im iveiten Sachsenlairde anzuspornen, an der industriepädagogischen Tagung teilzunehmen und den Millionenbau der modernsten Berufsschule Deutschlands zu besichtigen! den wichtigsten deutschen Industriegebieten veranstaltete gewerbe- hygienische Vortragskurse, unter anderen auch in Dresden, und zahlreiche Spezialkursc für di« verschiedenen Berufsgruppen dienen der fortlaufenden Besprechung gewerbehygienischer Fragen mit ollen Kreisen, die sich damit wissenschaftlich „nd praktisch zu befassen haben. Der Aerztliche Ausschuß der Gesellschaft untersucht die Fragen der Erkrankungen und Schädigungen, die Berufstätigkeit bei Außerachtlassung der notwendigen Verhütungsmaßregeln im Gefolge haben kann. Das Arbeitsgebiet des Ausschusses für ge- sundhcitsgcmäße Arbeitsgestaltung der Gesellschaft bilden die Fra gen der Arbeitspsychologie und Arbeitsphysiologie, deren Bedeu tung durch den Fortgang der Rationaliflcrungsmaßnahmen der Industrie besonders groß ist, wobei insbesondere die Fragen der Fließ- und Sandarbeit und der Konstitutionsforschung inter essieren. Den Fortschritt dertechnifche» G e w e r b eh yg i e n e be arbeitet der Technische Ausschuß der Gesellschaft, wobei neuere Untersuchungen über technisch-gewerbehhgienische Fragen beim Tauch- und Sprihlackieren, bei der Anlage von Mineralöl- Lagerungen, bei der Arbeit mit Sandstrahlgebläse, bei Einrichtung von Entrauchungsanlagen und dergleichen besonders erwähnt seien. Besondere Beachtung wird durch Ausbau eines weitverzweigten Vortrogswcfens und Bereitstellung von Vortragsmoterial der För derung der Fragen der gewerbehygienischen Volksbelehrung ge schenkt.. Den gleichen Zwecken dient eine weitreichende Förderung von Ausstellungen und eine ständige Zusammenarbeit mit den Be rufsschulen Schließlich stehen allen auf gewerbehygienischem Gebiete tätigen Kreisen die mit der Geschäftsstelle der Gesellschaft in Frank furt am Main verbundene deutsche gewerbchygienische Zentral bibliothek und zentrale Auskunstsstelle zur Verfügung. Die Gesell schaft arbeitet auf allen diesen Gebieten in engster Verbindung mit dem Deutschen Hygiene-Museum in Dresden. An den Beratungsgegenständcn der diesjährigen Tagung in Dresden hat der Freistaat Sachsen deshalb ein wesentliches Inter esse, weil Sachsen einmal, nicht zuletzt dank seiner Hauplindustrie, der Textilindustrie, das Land der Frauenarbeit ist und andererseits die Frage der Leibesübungen in ihren Beziehungen zur Erwerbs arbeit in unserem turn- und sportsreudigen Lande lebhaft bespro chen wird. Marquks -*Eon Der Spion der Pompadour. Im Rahmen einer Festvorstellung wurde dieser neue Film der Emelka am Donnerstagabend gleichzeitig mit Berlin und Leipzig im Dresdner Capitol uraufgeführt. Dr. Staegemann bot eine in diesem Rahmen nur zu laute Rezitation aus dem Vorspiel zum Faust. Kammersänger Hirzel wartete mit drei italienischen Arien auf. (Warum man- zu diesem Barockfilm nicht Mozart wählte, ist unerfindlich.) Das Theater war bis auf die Pagen in den Geist des Barock getaucht, der auch das Wertvollste an dem neuen Film sein mag. Marquis d'Eon, eine geschichtliche Größe geheimnis voller Art, die am Hofe Souis XV., wo die Pompadour regierte, eine sehr romantische Nolle spielte. Seine Mission an den Kirchenmusik r Katholisch« Hof. und Propsteikirche. Sonntag, S Sep. tember 11 llhr Missa Solemnis von Pembaur. Graduale: Time bunt gentes von Aiblinger: Offertorium: Da paccm Domine von Naumann. russischen Zarenhof und die Schicksale mit dem wahnsinnigen Zaren hat der Film zum Hauptvorwurf genommen. Vortreff liche Ausstattung, vortreffliche Darsteller: Liane Haid in der Nolle des Marquis, Kortner als Zar, Agnes Esterhazy, als Pompadour, Mona Mari als Zarin, und Alfred Gerasch, Donc Morel, Malikoff und Karl Graumann in den Nebenrollen geben dem Film ein Niveau, das hoch über dem Durchschnitt liegt. Und doch, trotz aller Anerkennung, ich habe vorher einen russischen Film gesehen, „Das Dorf der Sünde", und komme von Vergleichen nicht los . Die szenische Wirkung und die Gesamtkonzentratian von Stoff, und Bildwerk, die die Stärke der Russen ausmacht, haben wir bei weitem noch nicht erreicht. Wir verlieren uns immer wieder in Kleinmalere!, in Neben sächlichkeiten: die imponierende Schwungkraft des Ganzen leidet darunter. Es sei nur an den Russenfilm „Iwan der Schreck liche" erinnert. Vieles schien im Marquis d'Eon nur schlecht nachgemacht. Wir sind mit unserer Filmkunst, trotz aller schönen Leistungen, noch immer nicht auf dem Wege ganz großen selb ständigen Schaffens. Diese Feststellung läßt sich trotz aller An- erkennung des Aufwandes an Kunst sür diesen neuen Film, den jeder sehen sollte, nicht verschweigen! ; Die Esperanto-Ausstellung im Lichthose des neuen Rat hauses findet dauernd reges Interesse. Um noch weiteren Krei sen die Möglichkeit zu geben, sich über Esperanto zu informieren, soll der für Sonntag, den S. d. M. vorgesehene Schluß auf Sonnabend, den 16. September verschoben werden. Die Ausstellung ist bis dahin täglich von 10 bis 21 Uhr bei freiem Eintritte geöffnet. ; Personenschissahrt. Die von -er Sächsisch-Böhmischen Dampfschisfahrt-A.-G. eingeführten beliebten Touristen- sahrten in direkter Fahrt nach der Sächsischen Schweiz bis Schmilka zu annähernd gleichen Preisen wie die der Sonntags rückfahrkarte 4. Klasse Eisenbahn, werden in diesem Jahre Sonntag, den 9. September dos letzte Mal ausgeführt. Abfahrt früh 6 Uhr Dresden-Terrassenufer. Weiter verkehrt am gleichen Tage früh 8.30 Uhr nach Bad Schandau und zurück bei norma len Fahrpreisen ein Dampfer mit Radio- und Schallplatten konzert und 11 Uhr der Konzertdampfer Dresden. — Ab 10. Sep tember tritMin neuer Fahrplan in Kraft, der mit Rück- sicht aus die vorgeschrittene Jahreszeit noch zahlreiche Verbin dungen zwischen Riesa—-Dresden—Leitmeritz enthält. Auch wird die Konzertfahrt 11.00 Uhr ab Dresden bis auf weiteres nach Rathen und zurück ausrechterhalten. Der Sommerretseverkehe in Sachsen Vom»Landcsverein Sachs. Heimat schütz werden uns folgende Zahlen über den Sommerreifeverkehr zur Verfügung ge stellt: Bad Elster: vom 1. Januar bis 31 Juli 1926 10 578 Kurgäste und 4446 Durchreisende (1927: 9225 Kurgäste und 3960 Durch reisende), Bad Lausick: bis zum 1- Juli 1928 700 Kurgäste (1927 : 720 Kur gäste). Bad Schandau: vom 1. Mai bis 28. Juli 1928 2710 Personen mit 19 010 Ucbernachtungen <1927: 2365 Personen mit 17 073 Ucbernachtungen), bis zum 14. August stieg die Besucherzahl Bad Schandaus auf 3420 Kurgäste und 21746 Nachlsremde (1927: bis zum gleichen Zeitpunkte 2954 Kurgäste und 20533 Nochtfremde), Chemnitz: vom 16. Mai bis 15. Juli 1928 18 991 Fremde (1927: in der gleichen Zeit 19043 Fremde), Hohnstein (Sachs. Schweiz): vom 15. Mai bis 15. Juli 1928 910 Personen mit 2400 Uebernachtungen (1927 : 850 Personen mit 1900 Uebernachtungen), Kipsdorf i. Erzgcb.: bis zum 15. Juli 1928 2004 Personen (1927: 2362 Personen), Königstcin a. Elbe: bis zum 15- Juli 1928 6599 Besucher mit 13 546 Ucbernachtungen (1927 : 5340 Besucher mit 9789 Ucber nachtungen), Bad Brambach: bis zum 31. Juli 1928 1800 Kurgäste (1927: 1500 Kurgäste), Radiumbad Oberschlema: bis Ende Juli 1928 6100 Kurgäste (1927: in der gleichen Zeit 4021 Kurgäste, 1926 : 2641 Kurgäste). Diese Aufstellung zeigt, daß im Jahre 1928 säst allgemein ein Anwachsen der Freguenzziffern der Bäder und Sommerfrischen zu verzeichnen ist. Eine Ausnahme macht aussallenderweise nur Kipsdorf, während das Radiumbad Oberschlema eine sehr gute Aufwärtsentwicklung aufiveist. Lebensgang von der Geburt an im Hause der hl. Mutter Anna bis zu ihrem Hinscheiden und ihrer Aufnahme in den Himmel dargestellt wird. Seit dem ausgehenden Mittelalter zieht nun in Einzclwiedergaben oder in ganzen Zyklen das Leben der hehrsten Mutter an uns vorüber. Es handelt sich dabei um die folgenden Darstellungen: Geburt Mariä, Er ziehung Mariä, Darstellung im Tempel, Vermählung Mariä, Verkündigung Mariä, Heimsuchung Mariä, Maria und die Kindheit Jesu, die Mater Dolorosa, der Tod Mariä, die Him melfahrt Mariä, die Krönung Mariä, die Rosenkranzkönigin, di« Immakulata. Von diesen Bildern hat die Darstellung der Verkündigung, abgesehen von dene« im Zusammenhang mit dem Leben des göttlichen Heilandes, die häufigste und groh- artigste Verherrlichung durch die christliche Kunst gefunden! Von den in Serien dargestellten Folgen des Marienlebens ist die von Albrecht Dürer aus dem Jahre 1506 in Holzschnitt ausgefllhrte die berühmteste und herrlichste. In Italien schmücken solche Fresken mit den Vilderreihen aus dem Marienleben die Wände unzähliger Kirchen, z. B. die Fresken Eiottos die Arena-Kapelle zu Padua, die Ghirlandajos den Chor von Santa Maria Novella zu Florenz. Die Geburt Mariä wird nun in besonderen Vilderreihen mit größter Sorgfalt und Innigkeit dargestellt unter Anlehnung an die Legende: Joachim aus Nazareth war mit Anna aus Bethlehem zwanzig Jahre verheiratet, aber ihre Ehe war kinderlos geblieben. An einem hohen Feiertag erschien Joachim im Tempel, um sein Opfer darzubringen, wurde aber von dem Hohepriester zurückgewiesen, weil seine Ehe kinderlos sei. Darüber betrübt, begab er sich vierzig Tage in die Wüste. Da erschien der Engel des Herrn der hl. Anna: „Anna, Gott der Herr hat deine Bitten erhört, du wirst empfangen und gebären, und dein Kind wird auf der ganzen Erde gepriesen werden." ... Als nun Joachim mit seiner Herde nach Hause kam, begrüßte Ihn Anna auf das herzlichste. Diese Begrüßung geschah unter der Goldenen Pforte von Jerusalem, wohin die hl. Anna sich auf das Geheiß des Engels begeben hatte. Diese Szenen gaben nun die Motive ab für die Darstellung der Vilderreihe der Geburt der Gottesmutter. Vielfach hatte man die Ausfassung, in dem Augenblick des Kusses, den Joachim und Anna unter der Goldenen Pforte austauschten, sei die unbefleckte Empfängnis erfolgt. Nach neun Monaten gebar die hl. Anna ein Mägdelein, das sie Maria nannte. Als Mädchen von zehn Jahren wird Maria in den Tempel zur Er ziehung gegeben; wir sehen, wie Maria, ein Licht in der Hand, die Stufen hinauf zum Tempel schreitet. Oben empfängt sie der Hohepriester. Nach diesen Motiven hat Giotto in der Arenakapelle zu Padua seinen Zyklus von zwölf Bildern auf gebaut, die versinnbilden: die Zurückweisung des Opfers Joachims wegen seiner Kinderlosigkeit; die Betrübnis des Joachim; die Verkündigung an die Mutter Anna; die Engels« botschaft an Joachim; der Befehl der Heimkehr durch den Engel; die Begegnung von Joachim und Anna unter der Goldenen Pforte; endlich die eigentliche Geburt Mariä, die als die lieblichste Wochenstubenszcne aufgesaßt ist: hilfreiche Frauen bemühen sich um die glückliche Wöchnerin und das neu geborene Kind, das gerade gebadet werden soll. Jedoch in dieser ausführlichen Weise ist die Geburt der Gottesmutter in der Folgezeit nicht mehr wiedergegeben worden, schon der Schüler Eiottos, Taddeo Eaddi, hat in der Baroncelli-Kapelle von S. Croce zu Florenz den ganzen Zyklus mit fünf Szenen in einer imposanten figurenretchen Komposi tion geschildert. Di« hier angeführte Art der Auffassung und der Dar stellung der Geburt Mariä blieb für di« ganze Folgezeit vor bildlich und maßgebend. Gelegentlich nur finden wir- ein« reichere Gruppierung durch die Anwesenheit Joachims und der Freunde der Familie. Besonders häufig und gern« wurde die Begegnung Joachims und Annas unter der Goldenen Pforte dargestellt. Die bekanntesten Werke sind: Giovanni da Milano und Taddeo Eaddi in Santa Croce z» Florenz, Pietro Lorenzetti in der Domopera zu Siena (S. Rothes). Schließlich ist noch der jetzt in München befiirdliche Schrein der hl. Ursula aus Köln zu erwähnen, der im Jahre 1470 von einem Unbekannten gefertigt und nach ihm den Namen „Meister des Marienaltars" empfangen hat. Hier sehen wir auf vier Bildern: Mariä Empfängnis im Augenblick der Umarmung der Eltern unter der Goldenen Pforte, Mariä Geburt, die Dar stellung im Tempel und die Vermählung (S. Künstle). Auch Albrecht Dürer hat «och diese Motive in seinem Marienleben verwendet. Aus der neuesten Zeit stammt die Bleistiftzeichnung von Karl Müller zu dem jedoch nicht ausgcführten Entwurf für die Apolltnariskirche zu Remagen. So haben di« Künstler aller Zetten immer wieder dieses liebliche Bild der Geburt der allerseligsten Jungfrau Maria dargestellt und nicht nur mit der Pracht ihres künstlerischen Können» ausgestattet, sondern auch ihr ganzes Empfinden, ihre Seele hineinzulegen gewußt. vr. IV. Uossndauer. Gin« Br«ntäno<Gedenktas«k. — Am 9. September, dem 150. Geburtstag Clemens Brentanos, wird am Geburtshaus des Dichters in Ehrenbreitstein, dem letzigen Easthof zum Kur fürsten. ein« Gedenktafel angebracht werden; die Festrede hält Prof. Adolf Bach-Vnrn. Außerdem ist eine größere Feier ge plant, an der Mitglieder der Familie Brentano. Vertreter der Behörden und die Ortsoerein« teilnehmen werden. Ein« Peter-Cornelius-Uraussühruug. — Wie tm vorigen Jahr bekannt wurde, hat der Cornelius-Forscher Max Hasse das 1840 komponiert« Stabat mater ftir Soli. Chor und Orchester, das größte Werk de» Dichter-Komponisten, das man bis dahin für verschollen gehalten hatte, wieder aufgefunden. Di« Nachkommen des Meisters haben jetzt, wie das „Salzburger Volksblatt" berichtet, das Werk dem Salzburger Domchor über geben, der es während der Salzburger Festspiel« 1929 unter ^r Leitung des Damkapellmeisters Josef Mehner im Dom zur Ur aufführung bringen wird.
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