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Forderungen der kMolischenFrau Magdeburg, 7 September. Im Lahmen der Katholikenversammlung fand heute nach mittag eine große Frauenversammlung statt,' die außerordent lich gut besucht war. An ihr nahmen neben anderen leitenden Persönlichkeiten auch der Bischof und der Weihbischos von Paderborn teil. Frau Ministerialrat Helene Weber, Berlin, sprach über die katholische Frauenpersönlichkeit und die Not der Zeit. In ihrem Referat erläuterte sie die geistige Krise der Gegenwart mit besonderer Berücksichtigung des geistigen Wesens der Frau. Sie formulierte drei Frauen: Wie steht die Frau zu ihrer eigenen Verantwortung? Wie steht sie zu ihren Mit menschen? Wie ist ihr Verhältnis zu Gott? Im einzelnen führte Frau Weber u. a. aus: , Eine Entfaltung der körperlichen, geistig-seelischen und sittlichen Anlagen der Frau steht durchweg im Einklang mit der frohen Botschaft des Christentums. Sie können sich ent falten, aber sie haben ihre Bindungen im Lichte des großen Erlösungswerkeg. In diesem Punkte scheiden sich heute die Geister. In der heutigen Mode und Sportbewegung und auch in einem bestimmten Kult der Hygiene liegt die einseitige und schrankenlose Anbetung eines modernen Naturalismus. Sie haben ihre letzte Wurzel in einer falschen Einstellung zur geistig-seelischen Natur des Weibes und zu seiner Anmut und Würde im höchsten Sinne des Wortes. Wir wollen nach klarer Erkenntnis der maßgebenden Zeitströmungen unser Ideal des harmonischen Verbundenseins von Körper und Geist in die Modebcwegung. in den Sportbetrieb und in die hygienischen Auffassungen der Zeit hineintragen. Die geistige Entwicklung der Frau hat durch die Erfolge der Mädchenbildung, durch das Studium der Frau und ihren Eintritt in die praktischen Berufe eine besondere Entfaltung erhalten. Die Frau muß aus der Arbeit einen Beruf schassen, ein freudiges Wirken: die Frau muß in der Ehe die neue Familie schassen! Die sittliche Ver antwortung der Frau hört auf, wenn man den Menschen nur als einen Naturvorgang wertet. » Das tritt am schärfsten in der heutigen Ehenot zutage. Die Bewegung der sinkenden Geburtenzahl geht seit 40 Jahren in Deutschland ganz deutlich und ununterbrochen vor sich. Wir müssen noch feststellen, wie hoch der Anteil der katholischen Kreise hieran ist. Hier liegen außerordentlich schwierige Ur- fachcnkomplexe zugrunde, aber der tiefste ist doch die Lebens und Weltanschauung. Das entscheidende ist der Wille der Mutter zum Kind. Das vielgepriesene Jahrhundert des Kindes ist kein Jahrhundert der Kinder geworden, sondern fast ein Jahrhundert des Kindcsmordes. Die katholische Auffassung über Sinn und Zweck der Ehe ist die beste Rettung aus der furchtbaren Verwirrung und der sterilen Atmosphäre unserer Zeit. Wenn die Familie zusammenfällt, wenn der harte Egoismus sich breit macht, dann ist die Liebe der mütterlichen Frau die Rettung. Wir organisieren die öffentliche Fürsorge wie kein anderes Land der Welt; aber wo bleibt die freie Liebestätigkeit, die ehrenamtliche Arbeit der einzelnen an den verlassenen Kindern, an den gefährdeten Jugendlichen, an Kranken und Schwachen? Aus den Herzen und Händen der katholischen Frauen muß eine neue Liebeswelle und eine starke Liebcsglut zu den Mitmenschen wieder hervorquellen. Mit dieser freien Liebestat muß die gemeinschaftliche Verantwortung für die sozialen Schäden unserer Zeit verbunden sein. Die katholische Auffassung von Ehe und Familie verlangt, daß man kinderreichen Familien alle notwendigen sozialen Erlebte« rungen verschafft. Die Rednerin schloß: Die richtige Ein stellung zum Leben wird bestimmt durch das Verhältnis zu Gott. Wir schreiben vielfach die Gedanken einer bestimmten Frauen bewegung ab, ohne zu bedenken, daß die einzelnen und die Menschheit an ihr zugrunde geht. Von heute ab aber soll uns eine leidenschaftliche Liebe zur Wahrheit neu erfüllen, damit uns Gott seinen Willen erschließe und di« tiefereit Quellen seiner Weisheit. Im übrigen war der dritte Tag fast ausschließlich durch interne Verhandlungen der vier Gruppen in Anspruch genommen. Die Aussprackze nahm hier einen sehr anregenden Verlauf. An den Verhandlungen der staatspolitifck>en Gruppe, die besonderes Interesse fanden, nahm u. a. auch Reichskanzler a. D. Dr. Wirth und Abg. Dr. Stegerwald teil. Die soziale Woche in Mailand Mailand, 7. September. Unter dem Vorsitz des Hauptfchristleiters des „Osservatore Romano", Grafen Dalla Torre, ist in Mailand die Soziale Woche der italienischen Katholiken eröffnet worden, der dies mal aus verschiedenen Gründen besondere Bedeutung zu kommt. Ein Grund liegt in der eigenartigen Lage, in der sich der italienische Katholizismus in politischer Hinsicht befindet: die demokratischen Katholiken, bei denen viel soziale Betätigung wahrzunehmen war, sind durch die Unterdrückung der nicht faschistisch orientierten Parteien von der Blldfläch« verschwunden: dagegen besteht eine stark konservativ gefärbte faschistenfreundliche Partei des „Nationalen Zen trums", deren Mitglieder verschiedentlich schon die frühere» „Popolari" wegen ihrer sozialen Aktion als „verkappte Sozia listen" befehdet haben. Die Soziale Woche hat es also nicht leicht, die Elemente aus beiden Lagern zu sammeln und ihnen noch jene Katholiken hinzuzusügen, die sich von der Poli tik fernhielten und sich nur der „Katholischen Aktion" unter der Führung der Bischöfe anschlossen. Der zweite Haupt grund liegt in der Wahl des Themas der diesmaligen Sozialen Woche: die Einheit im Glauben. Dem Wesen nach handelt es sich also um eine Erörterung über Bedeutung und Wert der päpstlichen Enzyklika „blortslium snimu»" (über die verschiedenen Bestrebungen zur Vereinigung der Kirchen). Mehr als tausend Delegierte aus allen Laudesteilen Ita liens haben sich zum Kongreß eingefunden. Neben dem Kardi- nalerzbischos von Mailand sind der apostolische Delegat von Konstantinopel, der päpstliche Nuntius in Bulgarien als In« teressenten direkter Art für das Thema erschienen, dem Präsi dent Dalla Torre ein bemerkenswertes Geleitwort gab. Lr sagte, die Enzyklika Pius XI. über die religiöse Einheit habe weit über die Grenzen Italiens hinaus ein unvorhergesehene» und lärmendes Echo gesunden. Rom und der Heilige Stuhl seien als abstoßend« Kräfte hingestellt worden. „Wir müssen dagegen in der Enzyklika den hohen Ausdruck jener Konti.> nuität des Lehramte» erblicken, die nur Rom zukommt und gleichzeitig ein Akt vaterländischen Glaubens, weil seit 20 Jahrhunderten Italien glaubt, was Rom glaubt und weil vom italienischen Volke nie Betrübnisse, noch Ent täuschungen ausgingen. Das italienisch« Volk rief nach dem Papste, als der Papst fern von Rom war. Auf diesem Kongreß wird man von den von Rom getrennten Brüdern sprechen mit der Festigkeit, die von der Wahrheit ausgeht und mit der Nächstenliebe, die der Glaube anbefiehlt." Mit der Sozialen Woche ist auch die Tagung der leitenden Stellen der verschiedenen katholischen Organisationen Italiens verbunden, inbegriffen die „Katholische Aktion", auf deren Ent faltung der Papst so großen Wert legt. Bemerkenswert ist auch ein Referat über „Idee und Programm der Katholiken aus dem Schulgebiet e". Hier ist noch nicht die Harmonie mit der faschistischen Schulgesehgebung hergestellt, und die Polemiken zwischen dem „Osservatore Romano" und gewissen faschistischen Größen auf diesem Gebiete sind noch gut in der Erinnerung. Jnduslrie-pä-agogische Fragen Die Chemnitzer Industrieschule Vau Vcrufsschulleitcr Hans Lehman», Grüua. Der Katholische Lehrerverein für Sachse» hält bekanntlich am 1-, 2- und 3. Oktober 1928 in Chemnitz eine industriepädagogischc Tagung ab. Aus diesem Anlaß werden die nachstehenden Ausführungen von besonderem Interesse sein. Die Redaktion. Ostern 1928 wurde in Chemnitz eine neue Gliederung der Knabenberufsschulen durchgeführt. Alle Handiverkerklassen wurden in der Handwerkerschule an der Promcnadenstraße ver einigt, während die Klassen der Jndustriefacharbeiter, der Kauf mannslehrlinge und der Ungelernten der Industrieschule zu geteilt wurden. Noch ist diese Gliederung zu jung; praktische Erfahrungen liegen noch nicht vor. Dennoch dürfte es nicht uninteressant sein, im folgenden einmal einige industriepädagogische Aufgaben zu be trachten, die in dem Millionenbau der Industrieschule gelöst werden sollen. Unterricht und Erziehung soll dem beruflichen und persönlichen Leben der jugendlichen Lehrlinge und Arbeiter mit größter Voll kommenheit angepaßt sein. Für die Facharbeiter aus den Industriebetrieben hat man den „ergänzenden" Werkstatt unterricht eingeführt, das heißt, die Schüler erhalten nur solche praktischen Arbeiten, die ihnen in der Fabrik nicht in die Hände kommen. Um die verschiedenartige Fabriklehre ergänzen zu kön nen, werden Schülcrfragekarten ausgegebcn, auf denen die wesent lichen Tätigkeiten verzeichnet sind. Die Schüler streichen die be reits in der Fabrik geleisteten Arbeiten an. Falsche Angaben sind dabei wenig zu befürchten; denn entweder langweilt sich der Schü. ler an längst geübten Arbeiten oder er macht sich bei den ersten Griffen lächerlich, wen» er behauptet, eine oder andere Arbeit schon zu beherrschen. Außerdem wüsten auch die Angaben der Lehrlinge aus gleichen Betrieben übereinstimmen. Die Frage der Beschulung Ungelernter an Be rufsschulen bedarf noch einer klaren Antwort. Sind doch die jun gen Handarbeiter mit ihrem häufigen Berufs- und Ortswechsel, mit ihrem geringen Interesse für die Schularbeit und ihrer losen Fühlung zu irgendeinem bestimmten Berufe leicht geneigt, die Schul- zucht zu durchbrechen. Diesen Sorgenkindern bietet die Industrie schule vor allem einen einfachen Werkunterricht, damit sie sich Fer- Mariü Verherrlichung in -er Kunst Zum Feste Mariü Geburl „Die aufglänzende Morgenröte am Himmel der Erlösung «nd Gnade, aus deren Schoße, sie tausendfach überstrahlend, sich die Sonne erhebt, ist Maria. Sie ist nicht die Sonne, aber sie geht ihr vorher: auch empfängt sie von ihr alles Licht, alle Herrlichkeit, alle Schönheit. Wie aber die Morgenröte, der zaubervollste Widerschein der Sonne, so ist die allerseligste Jungfrau der treueste, vollkommenste geschaffene, Spiegel Gottes. Vor ihrem überstrahlenden Lichte erbleichen alle die Heiligen des Alten und Neuen Bundes wie die Sterne vor der Morgenröte." — Daher ist es natürlich, daß die Kirche den Geburtstag der Gottesmutter zu den höchsten Feier tagen des Kirchenjahres erhoben hat, einen Vorzug, den nur der hl. Johannes der Täufer unter allen Heiligen mit der aller seligsten Jungfrau gemeinsam hat. Wie dieser Tag den Anfang des hehrsten, vorbildlichsten Schicksalsweges einer Mutter bedeutet, so ist er ja zugleich auch der Anfang der Heiligengeschichte, die der Welt die Er lösung aus den Banden von Sünde und Schuld gebracht hat. „Deine Geburt, 0 jungfräuliche Gottesmutter, hat der ganzen Welt Freude verkündet." . . . Daher bildet auch die Feier der Geburt der Gottesmutter mit den Festtagen der Verkündi gung Mariä und der Aufnahme in den Himmel die drei großen Marienfeste und wird in der ganzen Kirche seit dem 10. Jahr hundert am 8. September begangen. Schon frühzeitig hat die christliche K:: n st diese erhabene Gestalt mit ihren glänzendsten und lieblichsten Goldfäden zu umweben gewußt. Die bedeutendsten Künstler aller Zeiten I haben immer und immer wieder das Bild und den Lebens- gang der Gottesmutter nicht nur in überwältigender Großartig keit, sondern auch in tiefempfundener Verehrung wiederzu geben gewußt. So enthält mehr als ein Viertel der Werke eines Corregio, Dürer, Raffael, Tizian — um nur einige der bekanntesten und berühmtesten Namen herauszugreifen — Darstellungen aus dem Leben der allerseligsten Jungfrau Maria. Aber schon in frühchristlicher Zeit hatte man be gonnen, Marienbilder zu malen und zu meißeln, wobei es sich zunächst nur um die Wiedergabe historischer Ereignisse handeln sollte. Aber bald wurde aus dem geschichtlichen Bild, da« nur aufklären und belehren sollte, das Andachtsbild, das er heben und erbauen sollte, zu dem man gläubig hinaufblicken und verehrungsvoll beten konnte (Beißel). Der Zweck der Kunstübung, vor allem der christlichen, l'egt ja weniger darin, ein Kunstwerk herzustellen, dessen vollendete Technik, dessen herrlichen Formen- und Farbenglanz nach Jahrhunderten noch den Ruhm des Künstlers und seiner Kunstepoche laut ver künden soll, sondern sie steht den Sinn in dem inneren Gehalt des Werkes, das erbauen und die Seele zu den letzten Dingen emporziehen soll. In den Schöpfungen der christlichen Kunst kommt immer das religiöse Denken und Empfinden der Zeit, der Geist der Menschen in allen ihren sehnsuchtsvollen Zielen ! zum elementarsten Durchbruch. Die ältesten Zeugen des Marienkultus, wie der christ- j lichen Kunst überhaupt, finden sich in den Katakomben, wo in der Stille der Verborgenheit sich die junge Lhristenschar nicht nur in einem starken Elaubensleben festigte, sondern auch das Samenkorn für eine neue Kunstübung legte, die dann beide zusammen in einem kühnen Siegeszuge ohnegleichen sich die Welt erobertem Das anfängliche Suchen und Tasten nach neuen Ausdrucksmitteln und Formen der christlichen Kunst brachte es zunächst, teils als Unvermögen, teils aus Scheu vor der Erhabenheit und Größe des darzustellenden Stoffes, nur zur symbolischen Versinnbildlichung der christlichen Heilstatsachen, bis dann mit dem Fortschritt des künstlerischen Schaffens und der-wachsenden inneren Kraft des Christentums die bildlichen Darstellungen aus dem irdischen Lebensggng des göttlichen Heilandes in den Vordergrund traten. Um rahmt und vertieft wurden sie durch das gleichzeitige Bildnis der erhabensten Mutter, der Lebensgang den tiefsten Sinn des Mutterschicksales in ergreifendster Weise darstellt, unendlich schwer in der Aufopferung des geliebten Sohnes, aber auch reich und beseligend als die Mutter des Erlösers der Welt. Gerade die gleichzeitige Anwesenheit der hehren Gottesmutter gibt den Bildern off den lieblich verklärenden Schimmer, aber auch oft den bi» ans Herz greifenden, erschütternden Erundton. Di« ältesten Marienbilder zeigen die Gottesmutter meist mit dem göttlichen Kindlein zusammen, wie ja auch da» älteste aufgekommene Marienbild in der Katakombe der hl. Priscilla in Rom ein Verkündigungsbild ist: die Gottes mutter hält das göttliche Kind aus dem Schoße, sie ist in eine weiße Tunika gehüllt, und vom gescheitelten Haar leuchtet ein Heller, weißer Schleier. War so die Gottesmutter anfangs meist mit dem Jesus kindlein oder auch allein dargestellt oder im Zusammenhang mit dem Leiden und Sterben des Herrn, so rückt ihre hehre Gestatt auf den späteren Bildwerken mehr und mehr in den Mittelpunkt des Geschehens ein. Auf den Darstellungen der Himmelfahrt Christi und des Pfingstwunders nimmt sie schließlich eine beherrschende Stellung ein: sie thront hier als die Königin der Apostel. Diesen Bildern reihten sich nun im späteren Mittelalter solche an. auf denen ihr ganzer DtHnenImAe Sportstoffe. Kord- und Lobenstoffe Mart,-. Pult- und Anfformtuche Eegr. 1888 Dresden-A., Scheffelskr. 21 Fernsprecher 1Z725 Kostüm-. Mantel-, Kleiber- u. Futterstoffe Samt-, Plüsch- und Fettstoffe