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Im Zeichen -er Herbstmesse Leipziger Messebrief Von unserem Sonderberichterstatter.) 6. O. Leipzig, 26. August. Und wieder einmal ist in der Pleißestadt „Hoch betrieb", werden die Hotels bestürmt, sind die Restau rants und Cafes überfüllt, hallt babylonisches Sprach gewirr auf Straßen und Plätzen, in Meßhäusern und Hotelhallen. Leipzig hat sich wohlgerllstet, um die Zehn tausende, die aus aller Welt geschäftig herbeieilen, zu empfangen, und, was noch schwieriger ist, sie für die nächsten Tage unterznbringen. Kein Außenstehender ver mag sich einen Begriff von dieser Fülle organisatorischer Arbeit zu machen, die von den Meßbehörden geleistet wer den muß. Aber die Leipziger Messe ist eine alte Einrich tung,' so haben denn die Leipziger reiche Erfahrungen ge sammelt und sie zunutze gemacht — zum eigenen Vorteil wie auch zu dem der „Meßfremden". — Trotz der bunten Fülle von Fahnen und Wimpeln, von Reklameschildern und mehr oder minder komischen Um zügen, von Sonderkonzerten und anderen Vergnügungs- Veranstaltungen — trotz alledem herrscht in diesen Tagen ein sehr nüchterner, realistischer Geist über diese Stadt, der sie aus ihrer sonst so gepflegten Ruhe und „Eemiedlichgeid" aufschreckt, der ihre Straßen gar zu eng werden läßt für den orkanartig anschwellenden Verkehr, durch den sogar ihre Verkehrstürmchen einen Sinn bekommen, der ihre Be wohner aufschreckt und entzünden läßt von der Unrast und Unruhe der Fremden, die durch die Straßen und Aus stellungshallen jagen und hasten, getrieben von dem nur zu menschlichen Verlangen nach Geld und Eeldeswert. Sie alle wollen Geschäfte abschließen, sie wollen Aufträge sammeln, um Arbeit während des Winters zu haben. Ganz Leipzig ist eine Woche lang ein riesiger Markt, geregelt durch die Gesetze von Angebot und Nachfrage. Die Ver käufer stehen von früh bis spät in ihren Messeständen, sitzen hinter den mit Mustern überdeckten Tischen und harren der Käufer, der alten Geschäftsfreunde, mit denen sie sich auf jeder Messe wieder treffen, wie auch neuer Kunden, die sie von der neuen Messe erwarten. Für so manchen Verkäufer wird die Leipziger Messe zur Feuer probe; an diesem Sammelpunkt der internationalen Ge schäftswelt muß sich erweisen, ob seine Arbeit brauchbar ist oder nicht. Wehe ihm, wenn er schlecht gearbeitet hat; seine Richter sind ohne Erbarmen, keiner Verhandlung würdigen sie ihn. Denn auch sie sind dem Erwerbsgeist unterworfen, der kein Mitleid, nur Debet und Kredit kennt, diesem Geist der Nechenhaftigkeit, dessen lleber- treibungen man verachten und bekämpfen, dem man aber in gesunden Grenzen Berechtigung und Notwendigkeit, ja sogar Bewunderung zuerkennen muß. — Wie groß die Bedeutung der Leipziger Messe als Markt ist, haben sinnfällig die statistischen Er hebungen über die Umsätze auf der diesjährigen Früh jahrsmesse gezeigt. Die statistisch erfaßten Aufträge während der Messezeit beliefen sich wertmäßig aus etwa 1 Milliarde Reichsmark. Berücksichtigt man weiter, daß die Erfassung nur unvollständig sein konnte, und daß in vielen Branchen, besonders in den technischen, die Leipziger Messe mehr Orientierung?- und Annäherungszweck hat, die Abschlüsse erst im Laufe der nächsten Monate erfolgen. so dürfte die Schätzung keinesfalls zu niedrig sein, daß der Gesamtwert der durch die Leipziger Frühjahrsmesse 1928 . vermittelten Aufträge etwa zwei Mil. liarden Reichsmark betragen mag. die Hälfte davon Auslandsgeschäfte. Die Herbstmesse wird natürlich an diese Zahlen schon allein deswegen nicht herankommen können, weil sie, wie üblich, durch das gewohnte Fern bleiben wichtiger Branchen der technischen Messe (so der Elektrotechnik" einen kleineren Nahmen als die Frühjahrs messe hat. Im Vergleich zur vorjährigen Herbstmesse sind jedoch die Aussteller- und Besucherzahlen ebenfalls nicht unbefriedigend, die Beteiligung rege. Welche Aussichten die heute begonnene Messe hat, läßt sich nicht eindeutig beurteilen. Sie sind im wesent lichen bedingt durch die konjunkturelle Lage der deutschen und der ausländischen Wirtschaft. Die deutsche Wirtschaft steht zur Zeit im Zeichen nachlasssnden Geschäftsganges. Das Abklingen der Konjunktur ist zwar augenblicklich, ge samtwirtschaftlich gesehen, noch nicht merklich zu spüren, da die landwirtschaftliche Saison die Dämpfung paralysiert. In den Branchen jedoch, die in keinem engeren Zusammen hang mit der Landwirtschaft stehen, ist der Rückgang der Aufträge zum Teil schon empfindlich fühlbar geworden, so z. B. einigen Sparten der Maschinen- und Textilbranche. Hinzu kommt, daß auch der Luxusgllterkonsum zurllck- gegangen ist infolge der monatelangen völligen Stag nation des Börsengeschäftes und des daraus resultierenden Tewinnausfalles. Anderseits ist nicht anzunehmen, daß die deutsche Konjunktur im bevorstehenden Winter in erheblich stärkerem Maße als bisher zurücklaufen wird. Vielmehr ist sogar möglich, daß die wieder in größerem Umfange hereinströmenden Auslandskapitalien wenn nicht eine neue Belebung, so doch eine gewisse Stabilisierung der Konjunk tur mit sich bringen werden. Verfehlt wäre es jedenfalls, wollte man der diesmaligen Leipziger Messe eine Prognose stellen, die beeinflußt ist von der alten ökonomischen Theorie, daß das Wirtschafts leben sich zwangsläufig »nklikcli bewege. Zumal die deutsche Wirtschaft ist so ieyr avyangig uno veemstutzl von oem Zustrom auslanoi- schen Kapitals, daß dieses jeden theoretisch „zwangsläufi gen" Konjunkturablauf durchkreuzen kann. Der Warenhandel scheint dementsprechend auch ge sonnen zu sein, Einkäufe, soweit es sich um Deckung des Bedarfs für die Winterzeit handelt, nicht gar zu sehr zu beschränken. Er ist für die W i n t e r monate jedenfalls noch nicht absolut pessimistisch gestimmt. Allerdings sind diesmal nicht wie im letzten Frühjahr vollkommen leere Lager zu füllen; vielleicht siiw teilweise noch erhebliche Lagsrbestüiide vorhanden bzw. noch Ware aus früher ge gebenen Aufträgen zu erwarten. Ein Beweis hierfür ist der gespannte Geldmarkt sowie der unverändert hohe Wechselumlauf. Immerhin wird man mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit denjenigen Branchen und Sparten, die Massenkonsumgüter Herstellen, ein im allgemeinen noch normales Geschäft Voraussagen können, ebenso den hinter ihnen rangierenden Produktionsgüterzweigen. Für die eigentlichen Luxusbranchen spricht als begünstigender Faktor nur das Weihnachtsgeschäft. Für das Sommer- geschäft hingegen werden sich die Einkäufer wohl aller Branchen mehr oder weniger einer stark abwartenden Hal tung befleißigen. Noch stärker als im Frühjahr wird diesmal die Be deutung des Auslandsgeschäftes für die Aussteller sei«. Welch wichtige Rolle der Export grundsätzlich für die deutsche Wirtschaft spielt, ist zu bekannt, als daß sie noch einer besonderen Erläuterung bedürfte. Während aber im Frühjahr eine gute Jnlandskonjunktur dem ein. zelnen Geschäftsmann den Export nicht so wichtig erscheinen ließ, wird die Mehrzahl von ihnen heute verstehen, für den Ausfall auf dem Jnlandsmarkt einen Ersatz im Aus. lande zu finden. Die Leipziger Herbstmesse 1928 steht unter dem Druck eines zum Export zwingenden inländischen Konjunkturabstieges. Daß sie zur Förderung des Exports einiges beizntragen vermag, geht schon aus dem Anteil hervor, auf den die Exportgeschäfte der Frühjahrs messe geschätzt worden, nämlich auf die Hälfte aller Aufträge, also anderthalb bis eine Milliarde Reichs mark. Insofern jedoch ist auch hier die Leip ziger Herbstmesse 1928 weniger günstig als die Frühjahrs messe gestellt, als die Entwicklung der Weltkonjunktur eher nach unten zu neigen scheint und die Auslandskonkurrenz selber dadurch verschärft wird. Zusammenfassend wird man sagen können, daß der Durchschnitt des Geschäftes der heute eröffneten Leipziger Herbstmesse kaum eine bessere Vezeichnung als „noch ge nügend" erlangen wird. Aber — Wirtschaft ist auch Leben und das Leben ist wechselvoll und launisch genug. VH das endgültige Urteil gefällt wird, seien daher die folgenden Tage abgewartet. Der Messemonlag Leipzig, 28. August. Im Laufe des Meßmontages sind weiter zahlreiche Ein-, käufer aus dem In- und Auslande in Leipzig eingetrosfen. Nach den bis jetzt vorliegenden Meldungen wird die Zahl der ausländi schen Einkäufer zweifellos höher werden als im Vorjahre. Ins gesamt wird auf der diesjährigen Herbstmesse mit etwa 13 000 ausländischen Einkäufern zu rechnen sein. Vor allem herrscht das benachbarte Ausland vor. Indessen sind aus Süd amerika und aus Spanien noch mehr Einkäufer anwesend als zur letzten Frühjahrsmesse. In Edelmetallen und Luxuswaren ist die Auslandskundschaft im Vergleich zu früheren Herbstmessen stärker vertreten. Der inländische Einzelhandel disponiert zunächst sehr vorsichtig in Uebcreinstimmung mit der allgemeinen Konjunktur. Auf der Texlilmesse sind Wirkwaren, Scidenstofsc, Tapisserie, waren und Weißwarenkonfektion gut gefragt. Haus- und Küchen geräte haben im allgemeinen ein reguläres Bedarssgcschäft. Auf der Schlch- und Ledernicsse wird Fcrtiglcdcr besonders in billigen Preislagen gefragt. Auf der Möbelmesse herrscht lebhafte Nach frage nach guten Qualitäten, auch seitens des Auslandes. Vom Korbwaren interessieren besonders billige Sachen und Geschenk- artikcl. Ans der Süßwarenmcsse ist rege Nachfrage nach Weihnachts artikeln. Auch für Ostcrariikcl werden bereits Aufträge erteilt. Auf der Technischen und Baumesse interessieren sich die Fachkreise beson ders für die im Betriebe vorgcfllhrtcn Baumaschinen sowie für Neuheiten in Bauteilen und Bankonstruktionen. Auch das Ausland ist hier gut vertreten. Zum Studium der Leipziger Messe sind die aus allen Ländern Europas stammenden 100 Teilnehmer des 10. Inter nationalen Wirtschaftskurses eingetrosfen, der zur Zeit in Braunschweig stattfindet. Verantwortlich slir den politischen Teil: Or. iSsrhara Lesczhi, Dresden. >iir den sächsischen Teil und das Feuilleton I)r. Mar Dom-ch.e Dresden »r An,eigen: Artur !> e » , Dresden. UMs-KWeMkMWiriii.V. LScMsn-Isgun« Sonnlag, -en 2. September 1928 in Markneukirchen i. V. Bonn. 9°" Uhr: Feierliches Hochamt mit Festpredigt. (Salve» Regina »Messe mit Orchester: ^ Kirchenchöre Adorf - Markncukirchen.) „IN" , Probe des Massenchorcs im CasdBismarck. Nach>n.2^" „ Visitglio Ssoctissimi (Einzelchöre). ,5 » Weltliche Feier im Saale des „Gailhof Erlbnch" in Erlbach i. V. (Einzelchöre, Masscnchor, Festrede.) Alle Glaubensgenossen und Freunde kathoi. Kirchenmusik sind hierzu herzlichst eingeiadcn. Der Bezirksvorfland. Kantor Rich. Nitzsche, Vorsitzender. »IIIlliIllIIIIIII»lI!»IIIlIIIIIIIIIIIIIIIII»IIII!II»I»II»IIIIIIllI»IIIII»IIIiIIl>iIIIlI»S lMWAAII-Wl ist in -er Iahresschau V täglich von 5—1 Uhr nachis im Velrieb D im Troula-Palasi Sliiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii'iiiiiiiiiiiiiiilliiiiiiliiiiiiiiiiiliiiliiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinis liekort gesckmsckvoll u. scknelt OllRUKdllK K.-O., polierstr. 17 dlusterbuck liegt I. ä. llesckStwitolle aus Svsissrimmsr 8vlilaf- unll tterrenrimmer — Klicken Itekormdvttvn — volstormodol Linrslmöbvl ckrnkdun gün»1Ig»iL ktnkuutuquult« infolge geringer Spesen 8oi,onrnoi'1oLu5»tolIlmg — Moron-Ausutttiil r»KIung»rnIeieMerung«iH Msltiaus Körner, Vreden Oppollstr. 26. Oegr. 1886 Sehr solides wirtschaft liches Madel, 28 Jahre, such! die Bekanni- schasleinesgulkaih. Kerrn zw. Kieiral. Gefl. Angebote unt. tN.P. 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NaramtMuieftern, Soppeln-Vrezäm P billiger Mileioinlerrug 4. sslssse von Dresden nach Leipzig und zurück Mittwoch, -en 29. August 1928 8.05 ab Dresden Hauptbahnhof . an 22.37 .- 8.11 , Dresden Weltinecstraße . , 22.31 8.17 „ Dresden-Neustadt . . .. „ 22.25 9.12 „ Riesa 21.30 10.27 an Leipzig Hauptbahnhof. . ab 20.20 Preis für Sin- und Rückfahrt ab Dresden S.2V RM.» ab Riefa 3.— RM. Fahrkarten und preisermäßigte Eintrittskarten für die Messe und di« Straßenbahnfahrt in Leipzig auf den Einsteigestattonen «rhültlich. Reichsbahndirektion Dresden. Pkabrtklager! tNeiorm-. Messing - ii. Kinderbetten Is Matrahe» ». Anslag., Di wan. Betticdern u. alles was zum Schlaszimm. gehört, reell. > oIid n. biIl > gsl in riesiger Auswahl bei ev. Zablnngs- erleichleruna im beiannien SveziaIgo!ck.„Drcsdcnsin" Ncusttidter Marli I mid Waüenhansssratze 7 Rni Nr. 5K51" ImlMk MM VpMllsülis Mittwoch Raebvtk <>/8l Kein öffentl. 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