Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 29.08.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192808293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19280829
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19280829
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-08
- Tag 1928-08-29
-
Monat
1928-08
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 29.08.1928
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Tagung der Deutschen Forslvereine Die Vollversammlung Dresden, 28. August. Unter starker Beteiligung begann am Montagvormittag die Vollversammlung. Ministerialdirektor Dr. Wappes wies darauf hin. daß der Deutsche Forstverein zum 25. Male sein« Mitglieder zusammengerufen habe, um über die Angelegenheiten des Vereins und über seine Ziele und künftigen Arbeiten zu verhandeln. Der Vorsitzende begrüßte dann die zahlreichen Ehrengäste. Im Namen der sächsischen Staatsregierung wünschte Finanzminister Weber der Tagung einen ersprießlichen Der- lauf Der Minister wies daraus hin. daß Sachsen ein aus gesprochenes Industrieland sei. wo die Gefahr nahelieg«, daß Land- und Forstwirtschaft zum Schaden des Landes zurück- gedrängt würden. Die sächsische Regierung aber habe die große Bedeutung des Waldes für die Volkswirtschaft und Volks gesundheit erkannt und Halle ihre schützende Hand über den Waldbesitz. — Für den Reichsernährungsminister versicherte Ministerialrat Dr. Strohmeyer den Deutschen Forstvcrein der tatkräftigen Förderung von seiten des Ministeriums. — Oberbürgermeister Dr. Blüher betonte, daß die Großstädte das größte Interesse daran hätten, daß die Bevölkerung draußen im Walde Erholung finde. Im Namen der sächsischen Staatsforstverivaltung und ihrer Beamtenschaft entbot Landesforstmeister Roth der Versamm lung den Gruß. Auf den wissenschaftliche» Ausflügen sähen die Gäste in der Hauptsache Bilder des sächsischen Staatswaldes, aber auch der Privativald brauche sich vor dem Staatswald nicht zu verstecken. An den Wiederausbaubestrebungen sei die deutsche Forstwirtschaft nicht achtlos vorübergegangen: auch in Sachsen habe man in waldbaulicher Beziehung neue Wege beschritten. Di« Reinertragstheorie sei noch lange nicht ad absur dum geführt — doch sei man für jede objektive Kritik dankbar und erhoffe von ihr, daß sie sich zum Wöhle des Waldes aus- iwirke. — Die Glückwünsche der Generaldirektion der öster reichischen Bundesforsten überbrachte Oberforstrat Dr. Schön, wiese, die des österreichischen Reichsforstvereins Ministerial rat Locher. Rektor Pros. Dr. Nägel wies auf die engen Beziehungen zwischen Forstwesen und Technik hin und erklärte hieraus das große Interesse, dos die Technische Schule an den Verhandlungen des Deutschen Forstvereins nehme. Der sichtbare Ausdruck der synthetischen Zusammenfassung der beiderseitigen Gebiete sei die Arbeitsoemeinsc!)oft zwischen Dresden und Tha randt. Rektor Prof. Dr. P re I l - Tharandt bezeichnete die Förderung der forstlichen Wissenschaft als eine der vornehmsten Aufgaben des Deutschen Forstoereins: daraus leiteten sich auch die engen Beziehungen zwischen den forstlichen Hochschulen und dem Verein her. Der Rektor gab dann bekannt, daß die forst liche Hochschule einstimmig beschlossen, den verdienten Führer des Deutschen Forstvereins Dr. Wappes in Würdigung seiner vielseitigen Verdienste zum Dr.-Ing. der Forstwissen schaften ehrenhalber zu ernennen. Unter stürmischem Beifall begrüßte dann der Rektor den neuen akademische» Bürger und ersten deutschen Dr.-Ing. e. h. der Forstwissenschaft und überreichte ihm die Urkunde. Weiter sprachen noch die Vertreter des Reichsforstwirtschaftsrates, der deutschen Wald besitzer und des Sächsischen Forstvereins. Als letzter sprach der Generaldirektor der türkischen Forstverwaltung Djessar- B e y. Er begrüßte die wiederaufgenommenen Beziehungen zwiscl^en der Türkei und. Deutschland. Die deutsche Forstwirt schaft werde auch in Zukunft bas Vorbild sein, dem der tür- kischc Forstmann zustrebe. Geheimrat Dr. Dr. Wappes erstattete hierauf den Ge schäftsbericht. der erkennen läßt, daß Sachsen von jeher an der Spitze der deutschen Forstwirtschaft stand. Auf dem Gebiete der Holzsorschung. die ja für das gesamte Forstwesen für die allergrößte Bedeutung sei. müsse noch vieles nachgeholt werden und der Wunsch sei durchaus berechtigt, daß Dresden bald ein Institut für Holzsorschung besitzen möchte. Der Be richterstatter verbreitete sich dann ausführlich über die Arbeiten und Erfolge des Deutschen Forstvereins. Der Fortbildung des Nachwuchses habe man größtes Interesse entgegengebracht. Mit den Finanzen des Vereins dürfe man zufrieden sein. Als näckster Tagungsort wurde Königsberg und Danzig vor geschlagen. Nach Erledigung der Regularien erstatteten die Vor sitzenden der einzelnen Ausschüsse ihre Berichte. Als erster sprach Hochschulgrof. Dr. N l b e r t - Eberswalde über „Bodenerkran kungen". Seine Ausführungen bauten sich auf folgenden Gedanken gängen aul: Die Bezeichnung „Bodenerkrankung" für den Vor gang der Bleicherdebildung oder Podsolierung des Bodens mit feinen Begleiterscheinungen ist unwissenschaftlich und irre führend. Dasselbe gilt auch für die hierfür vielfach gebräuch liche Bezeichnung „B o de n e n t a r t u n g": eher könnt« man von „B od e n r ü ckga ng" sprechen. Die Herausbildung des Podsoltyps ist das unter dem Einflüsse unseres Klimas unver meidliche Endstadium der Bodenbildung, also ein natürlicher Vor gang. der durch rationelle Wirtschaft wohl aufgehaltsn und gemildert, aber nicht endgültig vermieden werden kann; sie ist somit eine Art Altersersä)einung unserer Böden. Das Sonder klima des Waldbodens fördert die Podsolierung, das des Frei landbodens verzögert sie. Die Streudecke des Waldes wirkt bei normaler Zersetzung dem Fortschreiten des Podsolierungs- vorganges entgegen, bei anormaler Beschaffenheit dagegen stark fördernd auf diesen. Normale Streudecken werben sich auf die Tauer in Neindeständen nur auf den besten Standorten erhal ten lassen, auf allen übrigen muß die Erziehung standortsgemäß zusammengesetzter Mischbestände das Ziel der Forstwirtschaft sein. » Die Tagung wurde heute Dienstag vormittag mit Teilvcr- sammlungen in der Technischen Hochschule fortgesetzt, wo eine Reihe von Fachvorträge» gehalten wurde. So erörterte Ministerialrat Dr. Speck-Dresden die Forderungen der neuzeitlichen Verkehrsmittel an den Straßenbau und Oberforstmcister Schmidt-Dresden na mentlich die Forderungen des Verkehrs an die Gestaltung der Waldwege mit besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse im Erz gebirge. Die neuzeitlichen Kraftfahrzeuge stellen erbeblich höhere Anforderungen an die Breite und Festigkeit der Wege als die Spanufuhrwerke. An eine Asphaltierung der Waldwege könne aber der Kosten wegen nur selten gedacht werden. Auch Klcinvslastcr sei zu teuer, so daß man sich meist mit einer abgewetzten Schotter decke begnügen müsse. lieber die Entwicklung der sächsischen Staats-Forstwirtschaft verbreitete sich Oberforstmeistcr Putscher. Während noch im 13. Jahrhundert die Jagd Alleinhcrrschcrin im Walde war, trat im 19. Jahrhundert auch in Sachsen die Forstwirtschaft mehr in den Vordergrund. Im Jahre 1871 wurde das heute noch bestehende O b c r fö r st e rsyst e,,, cingcsührt. Noch um 1550 bestanden die sächsischen Wälder vorwiegend aus Tanne, Buche, Ficht«, Kiefer und Eiche. Heute entfallen von der Staatsforstfläche 80 Prozent auf die Fichte, 16 Prozent auf die Kiefer und nur 4 Prozent auf Laubholz. Heinrich Cotta, der 1810 nach Sachsen berufen wurde, reformierte die sächsische Forstwirtschaft und verhelf ihr zu hoher Blüte. Seit 1870 begann dann in Auswirkung der Preßler- schcn Bodenrcinertragslchrc eine stärkere Abnutzung der Holzvor- rate. Der sächsische Holzmarkt benötigte infolge der aufblühcnden Holzstoff- und Papicrfabrikation in immer größerem Umfang schwächere Hölzer. Der infolgedessen zunehmende Ncinanbau der Fichte hatte jedoch Nachteile im Gefolge, zu deren Behebung man feit 1920 zum Mischanbau von Nadel- und Laubholz überging. Die mit der Einrichtung der Staatsforstcn verbundenen Arbeiten wur den schon 1803 einer besonderen Behörde übertragen, dem jetzigen Forstcinrichtungsamte. Dieses hat bei zehnjährigen Revisionen die Wirtschaftspläne für die einzelnen Reviere aufzustellen und das ge samte Kartcnwcfcn auf dcni Laufenden zu erhalten. Die sächsische Forstwirtschaft genieße seit altersher weit über die Grenzen Deutsch lands hinaus hohes Ansehen. Für heute nachmittag sind Gcfcllschaftsausflüge der Tagungs teilnehmer nach der Bastei, Moritzburg und Tharandt vorgesehen. : Die Hygiene in der „Technischen Stadt". Bekanntlich fin den auf Veranlassung des Aerztlichen Bezirksvereins Dresden jeden Mittwoch und Sonnabend durch verschiedene Damen und Herren des Aerztlichen Bezirksvereins ärztliche Führungen durch die Iahresschau statt unter dem Titel „Die Hygiene in der techni schen Stadt". Versammlungsort ist jeweils der Südeingang der Halle 28 (Hygiene). Für den kommenden Mittwoch und für Sonn abend, den 1- September, haben die Führungen übernommen Dr. Keil und Dr. C. v. Wcymann. Die Führungen finden in den ge nannten Tagen von 16 bis 18 Uhr statt. : Dicnststunden des Postamts Dresden-Flughafen. Die Nach richtenstelle der Oberpostdirekiion teilt mit: Infolge Acndcrung der Jlugpläne werden vom 3- 9. an die Dienststunden für den An nahmeverkehr des Postamts Dresden-Flughafen von 7.30 bis 15.30 Uhr abgehalten. : Unfall. Dienstag; früh gegen Uhr fuhr kurz vor der Falkenbrücke ein landwärts fahrender Personenkraftwagen in voller Fahrt in ein stadtwärts fahrendes Milchgeschirr An die kalhollsche Ingen- Der Tag der Kundgebung; der Diaspora-Jugend anläßlich der 67. Deutschen Katholikenversammlung i, Magdeburg rückt immer näher. Nach langen Jahren haben wir Sachsen wieder einmal das große Glück, an der Heerschau der deut schen Katholiken in großer Anzahl teilnehmcn zu können. Magde burg, die ehemalige Bischofsstadt, heißt uns herzlich willkommen. Der hl. Norbcrtus lebt auch in uns weiter, denn wir halten auch über unsere Grcnzpfähle hinaus gute Nachbarschaft mit der Pro vinz Sachsen. Wir dürfen nicht schien bei der großen Jugend. Kundgebung der Diaspora, die am 9. September 1928, mittags 2 Uhr auf dem Ehrenhof der Magdeburger Stadt Halle vor sich geht. Der Wille zur Tat, zum ganzen katholischen Menschen, soll bezeugt werden. Es ist gelungen, von verschiedenen Städten Sondcrzüge los- znlassen. Beteiligt euch eifrig daran. Meldet euch sofort beim Katholischen Jugendamt Leipzig, zu Händen des H. H. Kaplan Feuercr in Leipzig, Rudolfstraße 3, 2. Dort sind auch die pracht vollen Festabzeichen zum verbilligten Preise von 50 Pf. zu haben. Auch die Festfolgen für die Jugendkundgobung der Diaspora sind dort zu haben. Die Fcstfolgc sei hier mitgctcilt: 1. Einzug der Ju- gendgruppcn mit Fahnen und Wimpeln; 2. Chorlicd: Laßt singen uns dem Herrn; 3. Vorfprüche: Margarete Fuhlrott, Hans Brn- notle; 4. Reigen und Volkstänze der Jungfrauen; 5. Ansprache»; 6. Vorführungen der Deutschen Jugendkrast; 7. Sprcchchor (in -er Fcstfolgc); 8. Chorlied: Fest soll mein Taufbund immer s/chen. Wenn alle daran teilnchmen, wird die Veranstaltung macht voll werden und euch ewig in Erinnerung bleiben Werl» eifrig dafür, spart fleißig dazu, bleibt euch bewußt, daß es um Großes .geht, daß es gilt, Zeugnis abzulcgen vom entschiedenen Willen und Wollen katholischen Jungseins in der Diaspora. Für jeden Jungmann, jede Jungfrau, gilt daher die Parole: Auf zur Kundgebung der Diaspora-Jugend beim 67- Deutschen Ka tholikentag Magdeburg am 9- September 1928. Hermann Engellwrdt-Schorck. hinein. Durch den heftigen Anprall wurde der Kutscher vom Bock auf die Straße geschleudert, wo er mit schiveren Bcin- verletzungen liegen blieb. Man brachte ihn nach dem Johann- städter Krankenhaus. An beiden Fahrzeugen entstand erheb licher Sachschaden, während das Pferd ebenfalls verletzt wurde. Der Kraftwagenführer, ein Ingenieur aus Dresden, wurde fcst- genommen. Nach den kriminalpolizeilichen Ermittelungen ist ihm die Schuld am Unfall beizumesscn. Er ist zu, weit links direkt in das Geschirr hlneingesahren. Außerdem war er angetrunken. : Espcranto-Ausstcllnng. Der Deutsche Esperanto-Bund, Zwcigvcrcin Dresden, veranstaltet in der Zeit vom 2. bis 9. Sep tember im Lichthosc des Neue» Rathauses eine Esperauto-Aus. stclluug und ladet für Sonntag, den 2. September, vormittags 11 Uhr, zur Eröffnung ein. Die Ausstellung bietet einen Ucbcrblick über die vielen Verwendungsmöglichkeiten der Espcrantosprache ans allen Gebieten des heutigen Lebens, insbesondere Touristik, Kon. grcsse und Konferenzen, Sport, moderne Fernverbindungen, ver einfachtes Fernsprachstudium u. a. m. Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 21 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet, in de» Haupt besuchsstunden finden Führungen statt. Dr. Pauls Kaspcrthcatcr beginnt die neue Spielzeit am Mitt woch, 5. September, 17 Uhr im Mnstlerhaus. Von da ab wieder jeden Mittwoch 17 Uhr im Künstlerhaus. — Karten bei F. Nics, Secstr. 21. : Feucrwehriibung in der Iahresschau. Am heutigen Diene- tag 18 Uhr findet wiederum eine große Feueriochrübung ans dem Festplatz der Iahresschau statt. Dresdner Schlachkviehmarkk v. 27. Nuqujr Auftrieb: 131 Ochsen, 359 Bullen, 382 Kühe, 67 Färsen, 763 Kälber, 642 Schafe, 3249 Schweine, zusammen 5593 Stück. Die Preise betrugen nach amtlicher Feststellung für 50 Kilogramm Lebendgewicht in Reichsmark: I. Rinder: A. Ochsen: 1. a) 56 bis 59, b) 44—52, 2. a) 34—40, b) 30—32; B. Bullen: 1. 53 bis 57, 2. 45—51, 3. 41—44; C. Kühe: 1. 45—51, 2. 38—43, 3. 27 bis 34, 4. 23—26; D. Färsen (Kalbinnen): 1. 54—59, 2. 46 bis 52. II. Kälber: 1. —. 2. 74-80, 3. 63-71, 4. 55-62. III. Schafe: 1. a) — b) 66-70, 2. 60-65, 3. 43-58. IV. Schweine: 1. 76-78, 2. 75-76, 3. 73-74, 4. —. 5. 6. —, 7- 65—70. Geschäftsgang: Rinder schlecht, Kälber mittel, Schafe gut, Schweine langsam. Uebcrstand: 102 Rinder (23 Ochsen, 41 Bullen, 38 Kühe), 80 Schweine. Das Grab von Jovana N ' 'an. Von Hans Schmidt-Peschell. (2. Fortsetzung) «„Jetzt aber doch nicht. Juffo", sagte Schuckmänn fast kittend, „doch jetzt nicht. Eie werden doch wenigstens noch einige Tage bei uns bleiben." „Gewiß", unterbrach Jvonne, „und dann ziehen wir gemeinsam zurück." Juffo gab keine Antwort, sein starrer Blick hing wie angeschmiedet an den spärlichen Ilmriffen der Zeichnung. „Soll ich mit Ihren Leuten sprechen?" fragte Jvonne. „Eis werden es auch nicht schaffen", antwortete er, „aber, bitte, versuchen Sie es einmal." Jvonne erhob sich, trat aus dem Zelt in die Glut des Morgens und schaute sich nach allen Seiten um. Die Sonne brannte auf ihr Angesicht und die grellen Strahlen blen deten ihren Blick. Da legte sie die eine Hand schützend über die Augen, die andere aber hielt sie än den Mund, um ihren Ruf weit fort zu tragen. „Huisa", rief sie, und als er aus der Menge hervor trat, winkte sie ihm zu kommen. Zaghaft setzte Hussa einige Schritte vorwärts, sah sich dabei aber bei jedem Tritt fragend nach seinen Kameraden um, schließlich aber mußte er sich entschlossen haben und kam nun eiligst heran. Dicht vor dem Zelt verbeugte er sich. „Sie haben mich gerufen. Fräulein?" sagte er und damit war auch seine ganze Redekunst zu Ende. „Es ist traurig, Hussa", sagte sie zu ihm", aber wir müssen sehen, was wir nun weiter machen. Kommen Sie." Und er folgte ihr in das Zelt. Schuckmann sah den scheu Eintretenden mit seinen scharfen Augen fragend an. „Ihr wollt nicht mehr bei uns bleiben, höre ich." Er bekam keine Antwort. Furchtsam sah Hussa auf feinen basmlangen Kameraden und er hütete sich, irgend etwas zu sagen, was ihm nicht recht sein könnte. Darum wartete er. bis Juffo das Wort ergriff und meinte: »Ich sagte es euch bereits, sein Schweigen wird euch genügend Antwort sein." Diese Worte ermutigten auch Hussa. „Keiner wird bleiben", sagte er. „Schaurig war es anzusehen, wie sie beide aufeinander über dem großen Stein vor dem Eingang hingen, der Kasso und der Bela. Alle haben sie es mit angesehen und darum wird keiner mehr bleiben." „Und wenn der Lohn verbessert werden würde?" fragte Schuckmann. „Eine Sünde wird es sein, wenn wir es weiter treiben", antwortete Hussa, „eine große Sünde — ihr werdet keinen mehr bewegen". Jvonne sah ihn an: „Nur ein paar Tage noch, Hussa." „Auch nicht einen mehr", gab er kurz zurück. „Dann gut, Vater, — ich bin entschlossen — ich werde allein auf Posten gehen." „Unmöglich, Kind, wie wolltest du wohl diesem schreck lichen Geheimnis widerstehen? Unmöglich Kind." „Glaubst du, ich fürchte mich?" „Besser wäre es, wenn Sie sich fürchten würden", warf Juffo ein, „jawohl es wäre besser, denn hier be fiehlt eine höhere Macht, das fühlen wir — hier, Fräu lein, hier fühlen wir es", und dabei schlug er sich wieder mit der Faust auf die Brust. „Da hat er recht," fügte Hussa hinzu, „Sie würden das bedauern müssen, Herr Professor, da hat der Juffo wirklich recht". „Und doch Hussa," trat Jvonne jetzt kühn hervor, „ich werde es euch beweisen. Kein Haar wird man mir krüm men. Seid ihr denn alle gar so schlechte Schützen?" „Die Flinten machen es wirklich nicht. Auch Bela und Kasso sind nicht im Feuer gewesen, nichts, gar nichts ist ihnen anzusehen. Wir werden es nie erraten, weil eine höhere Macht sie gerichtet hat." „Jawohl, der Juffo hat recht," fügte Hussa hinzu, „Wunden hatte bis heute keiner, und auch gewürgt hat man sie nicht. Was glauben Sie wohl, Fräulein, wenn einer den Joku angefallen hätte, — richtig so auf freier Faust? In Stücke hätte er den Kerl gerissen, in lauter kleine Stücke. Und er ist auch geblieben. Darum hat Juffo recht, ein Höherer hat hier die Macht im Spiele." „Dann gut, ich will euch vom Gegenteil überzeugen, versprecht mir nur. daß ihr bei uns bleiben werdet, wenn ich euch von der Wache befreie." „Unmöglich, Jvonne," lehnte Schuckmann den Vor schlag seiner Tochter ab. „Bitte, Vater, laß mich doch. Ich habe Mut genug, den Beweis zu bringen, daß mir nichts geschehen wird." „Dann will ich sehen, daß alle bleiben werden," sagte Juffo, „vielleicht auch länger noch, um das Fräulein zu beweinen". „Juffo hat recht, ich würde schon mit hier bleiben und dann bleiben die anderen sicherlich auch," erklärte sich Hussa. „Viel Mut hat das Fräulein, das muß ich sagen, Juffo, aber leid tut es mir auch um sie." „Sie fürchten mehr um mein Leben als ich selbst," suchte Jvonne den Schluß, „aber seien sie unbesorgt". Darauf trat sie aus dem Zelt und der Riese mit seinem Kameraden folgten ihr. „Eine höhere Macht, Fraulein, hier, hier fühle ich es", klang es dünn aus und noch lange schwangen sich die Worte wie ein Hauch um das Zelt des Forschers. » Und später standen Schuckmann und Jvonne mit den Vesten ihrer Helfer vor der Tür des Erabeinganges. Dem Forscher und seiner Tochter war die Feierlichkeit dieses , Augenblicks durch das dieses Grab umflorende Schicksal ge stört, und doch war es für sie ein überwältigendes Gefühl, das beim Berühren der Siegel in ihner aufkam. Träume wurden im Nu gesponnen, die sich bis in die unerforschte Zeit der Entstehung dieses mnbekannten Grabes ausdehn ten. Aber die herumliegenden Werkzeuge, welche die Er bauer des Grabes zurückgelassen hatten und hier lagen, als ob ihre Besitzer nur für eine Frühstückspause davon-, gegangen seien, Fuß- und Fingerabdrücke, die mehr als tausend Jahre zählten, aber klar und deutlich waren, als -.ob sie eben hingezeichnet wären, alles dieses verwischte die endlose Kluft der Zeit. (Fortsetzung folgt)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)