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I,ripiig unck Umgebung Der Messe-Mittwoch Leipzig. 30. August. Der Besuch der Messe am Mittwoch hielt sich etwa auf der gleichen Höhe wie am Vortage. Von der Edelmetall-, Uhren- und Schmuckwarenmesse ist zu berichten, daß die Silberwaren- und Besteck-Industrie recht gut abschneidet. Taselgeräte. Leuch ter und moderne Bestecke erfreuen sich reger Nachfrage. In Echmuckwaren war der Umsatz in Kuranter Ware und guter Imitation befriedigend, auch guter Phantasie- und echter Schmuck ist begehrt. Im Uhrenhandel zeigte sich steigendes Interesse für gute Taschen- und Armbanduhren mit Ausnahme allzu teurer Stücke. In Groß- und Mitteluhren war das Geschäft mäßig, doch hörte man auch teilweise von recht guten Exportaufträgen. — Aus der Schuh- und Ledermesse, die planmäßig heute ihren Abschluß fand, wurden Schuhmaschinen nicht unbefriedigend ver kauft. — Die Möbelmesse kennzeichnete sich nach den "'"utzerun- gen der meisten Aussteller als mittelmäßig. Zum Tei. g ng das Geschäft über die Erwartungen hinaus. — Die Sportartikel messe erzielte im wesentlichen Ergänzungsaufträge. — In Musikinstrumenten blieb das Geschäft infolge der großen Dcr- schiedrnartigkeit der Artikel uneinheitlich. Weihnachtsartikel in mittleren Preislagen finden hier normalen Absatz. — Tos Geschäft in Holzspielwaren ist mittelmäßig. — Die Reklame messe steht unter dem Eindruck, daß gerade in einer Zeit der Konjunkturabschwächung besondere Sorgfalt der Kundenwer bung gelten muß. Infolgedessen finden zugkräftige Neuheiten großes Interesse. Auf der Bugra-Maschinen-Messe haben sich im weiteren Verlauf der Besuch wie auch die Nachfrage gehoben. Die Technische Messe und Baumesse hat durch den Beginn der Slraßentiautagung eine erhebliche Steigerung des Verkehrs erfahre». Das Geschäft in Förderanlagen ist befriedigend. In Klein- und Feldbahnenmaterial wurden größere Exportaufträge erzielt, ebenso in Zugmaschinen und in technischem Bedarf für Fließarbeit. Nachfrage bestand nach Baggern für Ziegeleien und auch Farbspritzagparten. In Werkzeugen und Schlössern wurden Exportverkäufe nach südeuropäischen Staaten abgeschlossen. Größeres Interesse zeigte sich für Holzbearbeitungsmaschinen. Dritte Leipziger Skrahenbaukagung Leipzig, 30. August. Die Baumcsse und der Leipziger Straßenbauverein veranstal teten in diesen Tagen di« 3. Große St ra ß e n b a u ta g u n g, die gestern vormittag im Fcstsaal des Neuen Rathauses in Anwesen heit zahlreicher Vertreter staatlicher und städtischer Behörden, namentlich von Verkchrsdezernenten, Wissenschaftlern und Fachleu ten, feierlich' eröffnet wurde. Der Leiter der Tagung, Geheimrat Pros. D r. Brix, hob in seiner Begrüßungsansprache die Bedeu tung des Straßenbaues für das wirtschaftliche Leben hervor. Das Ziel, das man erreichen müsse, sei der Ausbau des deutschen Stra ßennetzes zu einem neuzeitlichen Verkehrsnetz ersten Ranges, das allen Anforderungen der deutschen Wirtschaft entspricht. Die Wünsche der sächsischen Regierung überbrachte Ministerialrat Dr. Speck, der betonte, daß die Regierung stets für das Straßenbau wesen großes Interesse bekundet habe. — Für den Rat der Stadt Leipzig betonte Stadtrat Dix den Wert einer guten Straße für die Gesundheit der Menschheit. De» ersten Vortrag hielt Baudirektor Dr. ing. Rank-Ham burg über „Straßcnbautcn als Werke der Kunst". Der Redner wür digte die ältere» und modernen Bauten der Verkehrstechnik, sowohl nach der technischen wie auch nach der ästhetischen und künstlerischen Seile hin. — Sodann sprach Prof. Geißle r - Dresden über „Bau ten und Anlage» im Straßenbau". Er hob hervor, daß in den letz ten Jahren erhebliche finanzielle Anstrengungen zur Verbesserung des Straßennetzes gemacht worden seien. Die Aufgabe sei, das Oncrprosil der Straßen, den Vcrkchrsbedürfnisse» entsprechend, all mählich zu erweitern. Für das Längsprosil müßten die Eisenbahn bai,ton als Vorbild gcnommcn werde». — Ministerialrat Vil big- München behandelte den „Brückenbau in Naher» im Nahmen des neuzeitlichen Straßenbaues". Er wies darauf hin, daß wie Leim Straßenbau auch beim Brückenbau sich die Notwendigkeit ergeben hätte, vollkommen neue Richtlinien cinzuschlagen. In Bayern sei man dazu gekommen, daß die Tragfähigkeit der Brücken nicht nur den jetzigen, sondern auch den voraussichtlichen künftigen Verkehrs verhältnissen entsprechen müßte. — Den letzten Vortrag des Tages hielt Ministerialrat Dr. Speck-Dresden, der die wichtigeren Kunstbauten im sächsischen Straßcnbauprogramw behandelte. An Hand von Lichtbildern zeigte er sächsische Brückcnbauten, die Stra ßenbaupläne von Löbau—Zittau und Dresden—Hof, ferner den Ausbau der Straße Leipzig—Chemnitz. Er betonte dabei, daß das sächsische Straßcnbauprogramm durch die Mittel der Erwerbslosen- fürsorge finanziert würde. Der Donnerstag dient zur Besichtigung von Straßen. Eine Be sichtigungsfahrt führt in die Gegend von Penig. Die Derkehrsverhülknttfe vor -em Kaupkbahnhof Leipzig, 30. August. In seinem Dortrage auf der Straßenbautagung kam Professor Geißler-Dresden auch auf die Verbesserung der VerkchrsverhäN- nisse vor dem Leipziger Hauptbahnhof zu sprechen. Prof. Geißler will die Straßenbahnlinien kurz vor dem Hauptbahnhof in eine Rampe hi nab führen und sie an den Ausläufern wieder emporsteigen lassen. Durch die Verlegung der Straßenbahn in die Rampen unter dem Platze würde dieser selbst vollständig für den Fußgänger- un-d Fährverkehr frei werden. Voraussetzung zur Er füllung dieses Planes sei allerdings die Ausgabe des bisherigen Baustückes der Untergrundbahn. ) Im Dienste verunglückt. Am Montagnachmittag ist ein Zugführer auf dem Bahnhof Großtädeln verunglückt. Er wollte an dem in Fahrt sich befindlichen Personenzug die Coupetüren schließen, kam dabei zu Fall, geriet unter die Räder und war sofort tot. Er ist verheiratet und stammt aus Meuselwitz. ) Ein Mädchen bei der Rattenjagd erschossen. Als gestern nachmittag an einem Teiche in Störmthal nach Ratten geschossen wurde, ging ein Schuß fehl und traf ein zwölfjähriges Mädchen in den Bauch. Das Kind wurde in ein Leipziger Krankenhaus gebracht, wo es kurz nach seiner Einlieferung gestorben ist. ^lirmnilr. rvicksu, PIsuen Grohfeuer in EHefel- Ellefeld (Vogtl.), 83. August. In dem am Ortsausgang von Mühlgrün gelegenen Fabrik gebäude von Hummel, in dem sich die Geschäftsräume der Spielwarensabrik von Karl Baumer, die Gardinensabrikation von Eduard Hummel und die Stickerei von Kurt Hummel befinden« brach in der Mittwochnacht ein Brand aus. dem das gesamte An wesen zum Opfer siel. Sechs Steppmaschinen, zwei Stickerei maschinen und andere Maschinen wurden vernichtet, ebenso große Warenvorräte. Don d-.m 4»ü Quadratmeter großen Ge bäude stehen nur noch die Umfassungsmauern. Der Sck)aden beträgt mindestens IVO 000 RM. und ist nur zum Teil durch Ver sicherung gedeckt. Als Brandursache wird Kurzschluß oder Brandstiftung vermutet. tz. Bon der stürzenden Mauer getötet. In Zeulenroda ereignete sich ein schweres Unglück. Bei der Einfahrt in den Hof der von der 4. Sächsischen Nachrichtenabteilung Dresden als Quar tier benutzten Realschule rannte ein Lastauto der Abteilung gegen einen Pfeiler. Der Pfeiler stürzte um und riß einen Teil der Mauer mit. Drei hinter der Mauer spielende Kinder im Alker von 6 bis 7 Jahren wurden von den stürzenden Mauerstückcn getroffen und schwer verletzt. Das 6jährige Söhnchcn eines Fabrikanten starb bald nach dem Unfall. Nach der sofort eingeleiteten Untersuchung soll den Wagenführer keine Schuld treffen, da die Bremse des Wagens ver sagt hat. tz. Tod im Schacht. Auf Schacht ll der Gewerkschaft Deut scher Kaiser wurde» die Häuer Theumcr und Schönherr durch hcrabstürzcnde Kohlcnmassen verschüttet. Erst nach stunden langer angestrengter Arbeit konnten beide nur als Leichen geborgen werden. Beide Bergleute Hintersassen Frau und Kinder. — Ein >v«i- iercs Unglück ereignete sich in der Betriebsabteilung „Jda" der glei chen Gewerkschaft. Infolge vorzeitigen Losgeh«ns eines Spreng- schusses wurden der Vorarbeiter Georg! und der Fördermann Hof mann schwer verletzt. Sic wurden ins Krankenhaus übcrgesührt. tz. Fabrikbrand. Aus bisher noch ungeklärter Ursache brach in Mittwcida in der Nacht zum Mittwoch in der Maschinenfabrik Roscher u. Söhne ein großes Schadenfeuer aus, durch das ein Teil der Fabrikräume zerstört wurde. Der Feuerwehr gelang es schließ lich, nach mehrstündiger Tätigkeit das Feuer auf seinen Herd zu be schränken. tz. Todesfall. Am Mittwoch verschied in Plauen infolge Herz schlages im Alter von 64 Jahren der weit über das Vogtland hinaus bekannte Fleischerobcrmcister Paul Grünz. Er hatte dem Stadt- vcrordnetcukollegium angchört und mehrere Ehrenämter bekleidet. tz. Ein Karl-Marx-Platz in Chemnitz. Einem Beschluß der Stadtverordneten entsprechend, hat der Gesamtrat der Stadt « Diözesannachrichlen Der Hochwürdigste Herr Bischof hat den Pfarrer Franz Kretschmer mit Wirkung vom 1. September d. I. zum Erzpriester des Archipresbyterates Frei! berg ernannt. " -- - Chemnitz beschlossen, den Jol-annisfriedhof in „Karl-Marx-Platz" umzubenennen. — Etwas spät kommt Karl Marx also doch noch zu Ehren, nachdem seine Doktrin der Wissenschaft nicht standgeballen hat. tz. Mit dem Motorrad ln eine Menschenmenge gefahren. In Chemnitz fuhr am Dienstag auf der Mainstraße, eia Motorradfahrer, der anscheinend die Gemalt über sein Rad ver loren hatte, in eine Menschenansammlung hinein. Drei Per- sonen trugen dabei mehr oder weniger erhebliche Verletzungen, davon. Ein 15 Jahre altes Mädchen mußte das Krankenhaus! aufsuchen. tz. Wenn der Spirituskocher umsällt. Als die Frau der Fabrikarbeiters Förster in Plauen Milch auf dem Spiritus.' Kocher wärmen wollte, wurde sie von einem Unwohlsein be- fallen und riß dabei den Kocher mit vom, Tische. Die Flammen ergriffen die Unglückliä-e, die so schwere Brandwunden davon-' trug, daß die durch einen baldigen Tod im Krankenhause von! ihren Qualen erlöst wurde. d. Vom Zuge zermalmt. Dienstagabend warf sich ein junger aus Weinböhla stammender Mann vor den die Station.' Zitzschewig verlassenden Vorortszug nach Dresden. Er von der Maschine beiseite geschleudert, geriet mit den Demenz unter die Näder und wurde gräßlich verstümmelt. Ein Be»a>, wurde völlig vom Körper getrennt, das andere am Fuße zer malmt; ebenso wurden Arme und Beine zerfleischt. Trotz der^ schweren Verletzungen blieb der Mann bis zu seiner Einlicferuiig ins Krankenhaus bei voller Besinnung; doch dürfte er kaum mit dem Leben davonkommen. Dresdner Lichtspiele Der Ufapalast crössnete seine Wintcrspielzeit mit einem Fit» nach den Motiven eines bekannten Tolstoi-Romanes: „A n n< Kare nina". Die ganze Tragik der Liebe legte Tolstoi in dies» Gestalt; Anna wird durch die Liebe zu einem Gardeossizier von ihrem Gatten geschieden, muß dann unter der Mutterliebe z» ihrem Kinde unsäglich leiden, und opfert schließlich der Gattenliebe wegen ihr eigenes Leben, um de» Grafen Wronski zu rehabilitiere». Tolstoiromane bieten danlbare Rollen für eine echte Schauspiel kunst. Eine Greta Garbo als Anna Karcnina und John Gilbert als Wronski machen in der Tat diesen Film zu einem Erlebnis. Eine bessere Verkörperung der Anna Karcnina als durch Greta Garbo ließe sich wohl kann» denken >. Doch eines läßt der Film ln starkem Maße vermissen: das echte russische Milieu. Trotzdem wird mau dieser neuen Verfilmung eines Tolstoi die Anerkenn»»; nicht versagen. Semelncke- unck Vereinteren 8 Aue. Wie aus den Kirchen- und Vereinsnachrichten ersichu lich, stehen unserLc katholischen Gemeinde wichtige Festtage bevor. Sonnabend, 1. September, werden die drei neuen Bronzeglocken nachm. 4.30 Uhr vom Güterbahnhof in feierlichem Festzuge zur Kirche hinaufgcsahren werden- Daselbst ist gleich anschließend Be grüßung des Hochwürdigsten Herrn Bischofs Dr. Schreiber. Sou» tag vorm. 0 Uhr ist Pontifikalamt und hl. Firmung. Nachm. 4 Ub findet die feierliche Weihe der Glocken statt. Nhcnds 6 Uhr wird im Saal des „Muldcntal" ein Gemeindeabend für den ganzen Psarr- bezirk zu Ehren des Herrn Bischofs abgehalten. Der Oberhirt hoi einen Vortrag gütigst zugcsagt. Zu alledem erhält das Gotteshaus einen neuen würdigen Hochaltaraujbau — die 7 Schmerzen Mariä holzgcschnitzt. Wirladenalle unsere Freunde« ns dein Zwickau er Kreis und aus dem ganzen Bistum zu allen diesen Veranstaltungen herzlich ein. Wen: daran gelegen ist, ein wahrhaft gutes und verdienstliches Werk zu eigener Bereicherung auszuführcn, der bringe uns eine Spende zu,,, Glockenfand mit! Selbige kann gegebenenfalls auch eingcsandl v er den (Postscheckkonto Leipzig 10 269. Kathol. Pfarramt in Aue). Im voraus schon ein herzliches „Vergelt es der liebe Gott!" WelLerberiebr her Dresdner Wetterwarte Witterungsaussichten. Nachlassen der Niederschläge, dann Besserung durch Bewölkungsabnahme. Freitag bereits wieder wolkig, zeitweise heiter, Temperaturabnahme, westliche Winde, Las Grab von Jovana Noman. -von Hans Schmidt-Peschell. s4, Fortsetzung) „Wenn ich nachts Wache stehe, wie soll ich dann am Tage für die Arbeit frisch genug sein? Unmöglich ist so etwas, das kann kein Mensch. Oder glaubten Sie, ich würde meine Tochter allein hier draußen lassen? Das halte ich für eben so unmöglich. Ich wäre in einigen Tagen also doch gezwungen, ineine Arbeit einzustellen, weil ich ihr körperlich nicht so gewachsen bin, wie sie es jetzt von mir. verlangt. Wenn ich aber, um meinem Ziele weiter zu folgen, mir neue Hilfe, statt Ihrer, heranholen müßte, so würden bis zu meiner Rückkunft mehrere Tage vergehen, und ich könnte darauf gefaßt sein, daß irgendwelche diebijchen Hände mir meine Arbeit vorweg genommen haben. Cie sehen also klar, daß es hier wenig zu scherzen gibt und tatsächlich der Gehängte vor Ihnen steht." Bon den Eingeborenen gab keiner eine Antwort. Jvonne aber versuchte ihren Vater zu trösten. „Beunruhige dich nur nicht, Vater," meinte sie. „Wenn ich als Weib auch schwach scheine, was nützen dir Juffo und Hussa mit ihren starken Knochen Du siehst doch, stärker als ich sind sie auch nicht, denn was nützt ihnen ihre Kraft, wenn sic sich vor ihrer Anwendung fürchten. Schließlich gehört nicht einmal die geringste Kraft dazu, einen lockeren Hahn abzndrücken, eher schon ein wenig Akut — und der fehlt den Beiden ganz und gar." Mit ihren» letzten Satz hatte Jvonne die beiden Ein geborenen doch empfindlich verletzt, und ihre Zungen be gannen sich plötzlich zu lösen. „Hussa oder ich würden gern für Sie hierbleiben," wandte Juffo sich an Schuckmann. „Sagen Sie, wen Sie von uns »vollen." „Das wäre mir ganz gleich. Iusso, werden Sie sich untereinander einig, ich würde es Ihnen gewiß zu lohnen vlssen." Das Wort „lohnen" war Hussa ein wenig tiefer ge gangen, und bevor auch nur jemand die Unterhaltung fort setzen konnte, fiel er ein: „Ich würde hierblciben, jawohl, und wir wären uns schon einig. Juffo wird Ihnen morgen am Tage sicherlich lieber sein, jawohl, und darum bleibe ich lieber hier." „Bravo, Hussa," rief Jvonne begeistert von diesem Ent schluß. „Ich nehme alles zurück, und wir »vollen wieder gute Kameraden sein — nicht wahr?" „O ja, gewiß, Fräulein, ich werde mir alle Mühe geben, Ihnen gut zu gefallen." Bald darauf zogen Schuckmann und Juffo sich zurück. Jvonne und Hussa spazierten langsam und vorsichtig im weiten Bogen um das Grab herum. „Die Finsternis ist gar zu arg, man mutz behutsam seine Schritte vor sich setzen," meinte Hussa. „Da denk ich grad, ob über dem Eingang der schmale Pfad, der sich unter dem überschießenden Felsen hinzieht, nicht zu gefährlich ist, ihn in solcher Dunkelheit zu passieren? Man kommt nur kriechend unter dem Felsen entlang, und da will es mir fast scheinen, daß die anderen mit ihrem Wagemut sich dort entlang geschlichen haben und über dem Eingang, gerade da, wo unten doch der Steinblock liegt, in dessen Nähe wir stets die Toten fanden, nicht genügend Halt vor handen ist, sie abrutschten, und sich zu Tode fielen." „Da könnten Sie recht haben," erwiderte Jvonne. „Ich halte es aber absolut nicht für notwendig, sich dort hinzu schleichen. Wer das Grab erreichen will, muß immerhin den Eingang benutzen, und da ist, meines Erachtens, Ge legenheit genug, jemand abzufassen, selbst »venu er Uber den schmalen Pfad unter dem Felsen herangeschlichen kommen würde. Einmal müßte er sich doch herunterlassen und dann ist's immer noch Zeit genug, ihn mit einer Bohne zu begrüßen. Waruin aber sollen wir uns gerade das Genick brechen? So reizvoll finde ich das — weiß Gott — nicht. Wir werden also nicht dorthin gehen und lieber den Ein gang von andrer Seite im Auge behalten. Jsts nicht wahr?" „Gewiß, Fräulein, ick sehe auch keinen Vorteil darin, da oben herumzuklettern. Mit dieser Unterhaltung schritten sie langsam auf und ab. Plötzlich blieb Jvonne stehen. „Was ist denn das dort so Verdächtiges?" fragte sie, stierte sekundenlang auf eine» Fleck, — und Hussa sah eben falls dorthin. „Was wird's sein, Fräulein? Ich kann's nicht scharf genug erkennen." „Sie könnens auch nicht erkennen?" fragte Jvonne. «Ich sehe verschwommen eine Gestalt." „Einen Mensch, Fräulein?" „Mir ist so, und wenn ich länger hinsehe, bewegt er sich — sehen Sie jetzt — Hussa?" „Nein wirklich nicht, Fräulein, bewegt hat er sich nicht. Ob's Juffo wieder ist, der uns in Zweifel bringt, wie wir's mit Ihnen vorhin getan haben?" Und dann rief er halb, laut: „Juffo - Juffo bist du es?" Aber es kam keine Antwort. „Weiß der Teufel, was das ist." „Was wollen wir tun, Hussa?" „Na — hingehen werden wir und nucyiehen, wer seinen Spott mit uns treibt. Kann ihm unter Umständen teuer zu stehen kommen. Vorwärts, Fräulein, kommen Sie." Bevor Jvonne aber einen Schritt voran setzte, er, kündigte sie sich erst genau: „Haben Sie auch geladen, Hussa?" „Gewiß, geladen habe ich auch. Aber das Schießen will ich Ihnen überlassen. Kommen Sie — Fräulein." „Ja, Hussa, und rvas gedenken Sie zu tun'?" „Tie werden es sehen, Fräulein, das Genick dreh ich ihm ab." Langsam schritten sie nun der schwarzen Gestalt ent gegen. Weil sie aber das vermeintliche Gespenst nicht mehr aus den Augen ließen, kam es öfters vor, daß sie stolpernd gegen Steine stießen. Die Gestalt aber zeigte ihren unerschrockenen Mut und verharrte wie angewachsen auf ihrem Fleck. Hussa schien das wenig auszumachen, aber Jvonne kain das Gruseln noch ein wenig nahe, krampfhaft blieb sie immer einen Schritt hinter Hussa zurück. „Eilen Sie nicht so und gehen Sie vorsichtiger," flüsterte sie. „Ich komme so schwer mit, wei< mir das Gehen hier in der Nacht so ungewohnt ist." Hussa aber gab keine Antwort und stürzte schnurstracks auf das Ungetüm los. lFortfetzimg folgt) ,