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Sächsische Volkszeitung : 30.08.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192808306
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19280830
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19280830
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-08
- Tag 1928-08-30
-
Monat
1928-08
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 30.08.1928
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>V. Aaqsfr ISL« and erbiu-ttch a Genf o, 28. August. Litwinow als Beteiligung Ruß- nission des Völker- ;n Generalsekretär in dem es u. a. orbereitend« Ab- >es Friedens einen Abrüstung ein- araufhin habe sie ine teilweise Ab twurfes sei immer regierung sei des- lndes und seiner rüstung getan üstungsfrage durch zu Jrrtümcrn und s die Sowjetriege- Sonderkommission oduktion zu Se- »jetregierung aber oürfe zu beteiligen, der Abrüstung ringen aris, 28. August. :n, die gestern nach usgefordert worden iercits vier Lände« ks sind dies Däne- ndon» 28. August. :s ist zur Zeit noch denspakt beitreten realistischen Türken lird. Der türkische rktes wahrscheinlich Afghanistan nnd e n. bevor die Ne- Sillens der betrope- Die Staaten sollen isation haben und en eigenen Vorteil iebieten menschlicher auf denen, die auf nd. satter, komme eine sei tieftraurig, dag kinderheiten sich ge- r wollten, was sie s Recht der Selbst- ägt daher den Zu- at das unveriinhcr- fft zu bestinrmen." Briand ist aus ! Sie so freundlich den Mitunterzeich- sichtlcistung aus den n Politik danke ich in meinem eigenen rische Konferenz sich rndgebung bcigesellt eihen mutz, daß alle lfrechterhaltung des Befriedigung 'nehme beglückwünsche Sie derjenigen Ernnd- nterparlamentarische von der Konferenz irsitzender He ems- aufrichtige Friedens oer die Rechte und ückin g-Deutschland r gesagt werden soll, äs, dem internatio- äge für die Staaten einl».'halten werden immun« der beteilig en Recht aufgehoben ler Rechte und Pflich- ußberatung angenom- nkreich, wonach eine ing des Völkerbundes den dürfte, wurde der mg zum Schutze des gen 45 Stimmene an- clamentarifchen Rates ssor Dr. Schückjng cking hielt alsdann gung der Jnterparla- in Australien Sydney, 28. August, irkehrungen, um den gresses Unterkunft zu s in großer Zahl an. rg Kardinal Cerettis wi.rd an diesem Tage !t des Papstes senden. Nummer 1S7 Sächsische Voikszeilung Frühere deutsche Kleinstaaterei Ein aus buntesten Fetzen zusammengesetztes Nnrrenkleid wird an Scheckigkeit noch übertrofsen durch den Mantel, den im 18. Jahrhundert, geerbt vom Mittelalter her, das Heilige Rö mische Reich trug. Ein Blick auf eine politische Karte von da mals lätzt unsere Augen flimmern. Des Farbkastens größte 'Fülle mutz sich in jeder Nummer wohl ein paar dutzeudmal wiederholen, um allen souveränen Ansprüchen gerecht zu werden. Die größeren Gebiete wollen wir achtungsvoll übergehen. Aber da gab es ein halb Hundert von freien Reichsstädten mit ihrem Land, und über achtzig Herrschaften geboten über weniger als 12 Quadratmeilen. Etwa 40 Souveräne beherrschten Reiche von ^ bis 2 Quadratmeilen. Das Grafentum Rheineck zählte als Untertanen zwölf Bauern und einen Juden. Wären all die selbstherrlichen Fürsten von damals zusam mengezogen, sie hätten einen der größeren Staaten bevölkern können. So aber war ihr Leitspruch: „Regieren ist notwendig" (für die eigene Person), „leben nicht^ (für die Untertanen). Jeder von ihnen fühlte sich von „Gottes Gnaden", in Selbst bewußtsein unübertrefflich und unentbehrlich. Und keiner von ihnen wollte hinter den andern zurückstehen. Dadurch erwies man ja seine Daseinsberechtigung, daß man wie die großen Vorbilder zu regieren wußte, umgeben von glanzvollem und zahlreichem Beamtentum, an der Spitze vielfältiger und vor nehmer Behörden, beschützt von einem starken und schlagfertigen Heer, bestaunt weithin wegen der prunkhaften Hofhaltung, der verschwenderischen Feste, der brausenden Jagden, die man sich leiste» konnte. Der Verwaltungs- und Beamtenapparat wurde mit be sonderer Vorliebe ausgebaut und gepflegt. Ueberall gibt es Ministereien, Regierungsknnzlei, Kammer, Konsistorium, Po lizeideputation, Forstamt, Marschallamt uiw. und die zugehöri gen Exzellenzen, Geheimräte, Kammer- und Legationsräte. Ost könnte man denken, die Zahl der Einwohner reichte nicht aus, um diese vielen Ehrenstellen zu besetzen. Aber zum Teil ließ man dann aus größeren Gebieten sich Beamte verschreiben, zum größeren Teil hatte eine und dieselbe Person viele Aemter und Titel zugleich inne. So hatte ein gewisser Sintenis in einer Angelegenheit einmal „von dem Geheimen Hofrat Haase durch den Geheimen Hosrat Haase an den Geheimen Hofrat Haase" zu appellieren. All diese Beamten mußten beschäftigt werden, oa galt es eben, Arbeit zu beschaffen. Hierin bestand wohl die größte und schwierigste Arbeit. Welchen Scharfsinn erfordert es zum Beispiel, zu organisieren, daß fünf verschiedene Stellen in Tätigkeit treten und Dekrete erlassen müssen, damit ein paar Ziegel, die auf dem Schlotzdnch zerbrochen waren, ersetzt würden? Das überzeugende Wahrzeichen der Souveränität sind die Soldaten. Also hielt sich jeder Fürst sein „Heer". Das des Fürsten von Leiningen bestand aus 32 Mann, des Fürsten von Kyburg aus 16, der Graf von Grehweiler befehligte 14 Helden. Ihre Zahl konnte man verdreifachen, indem man etwa Jn- fnntereie-, Kürassier- und Husaremmisormen anschaffte, die die Soldaten morgens, mittags und abends wechselten. Die Rhein- psalz hielt sich gar eine stolze Kriegsmarine, bestehend aus ein paar Flußkähnen, die von einem Großadmiral kommandiert wurden. War der Fürst besonders knavp bei Kasse, dann mutz ten die Soldaten auch in der Freizeit ls Sachlotzdiener und -Arbeiter antreten. Einer hatte gern Berittene, aber er konnte nicht die Pferde für alle ausvringen. Dann mutzten die „Reiter Futz" zwischen den anderen laufen und bei der Parade attacke kräftig mitwiehern. Man kann sich denken, wie damals das Reichsheer aussah, aus solchen Splitterchen zusammengesetzt. Der Wirrwarr wurde dadurch zum Höhepunkt gesteigert, daß jedes Teilchen eigene Uniform und Bewaffnung, eigenes Reglement, eigene Ver pflegung und Lohnstelle, eigenes Fuhrwerk unterhalten mutzte. Und wohin mit den vielen Offizieren? Anno 1757 hausten in einem Neichsarmeekorps von 34 000 Mann Stärke allein 25 Ge nerale, die alle was zu sagen haben wollten. Die Schlagsertig- keit im passiven Sinne war natürlich unüberbietbar. Was und wie sollte nun von morgens bis abends an den Untertanen des Staates von Fürst und Beamten üerumreaiert werden? Es blled nichts übrig, als sich um die kleinsten Gelegenheiten zu kümmern. Ein wohlwollender, guter Fürst konnte da allerdings manch Gutes stiften. Durch per sönliches Eingreifen schlichtete er Streitigkeiten, er half Armen aus der Schlotzkuche mit abgelegten Kleidern usw. Aber solche Fürsten waren weiße Raben. Meist an großen Höfen heran gewachsen, brachten sie von dort alle Ansprüche und unsinnigen Neigungen mit. Für das persönliche Leben war oft genug -sinken, Spielen, Jagen, Schwelgen und Liebesabenteuern das ^deal. Die Untertanen aber mußten merken, daß der Fürst regiert. Da wurde angeordnet, genaue Angaben über vor handene Hunde einzusenoen, Namen, Alter, Gestalt, Gebrauch, Aussehen, Wert. Zu Karnevalsvergnügen mußten bei An drohung von Gehaltsentziehung alle Beamten mit erwachsenen Töchtern erscheinen, um guten Besuch und Vergnügen zu ga rantieren. Eine Verordnung gebietet, daß jeder sich einen lan desherrlichen Kalender bei Strafe kaufe, und viele Beamte haben nun Beschäftigung, nachzuspüren, ob man überall gehor sam gefolgt sei. Am Rhein wird durch ein Dekret jeder Unter tan angehalten, jährlich sechs Spatzen tot abzuliefern, in Baden gar 12, und für jeden fehlenden war ein Groschen Strafe zu zahlen. Der Fürst von Nassau übernahm eine verbesserte Aus gabe des Gesangbuches. Da soll noch jemand sagen, daß es nichts zu regieren gab. Erklärlich ist, daß bei wohl allen Fürsten ohne Ausnahme die Geldnot chronisch war. Mit allen Mitteln suchte man dem abzuhelfen. Der Fürst gründete sich Fabriken, schlug minder wertiges Geld, legte höchste Steuern auf, nahm eine Anzahl Waren in Monopol und vertrieb sie zu unglaublichen Preisen. Sekr viel Geld brachten auL Svislhäuler. und Her Verkauf vgn Exerzitien «vheneichen Kosterwihr In Holjenekchen-Hosterwitz werden in den nächsten Wochen fol gende Exerzitien abgchaltcn: für Priester 3. bis 7. September- Kloster Marienthal bei Zittau r Priester: 3. bis 7. September. Jungfrauen: 1ü. bis 14. September, Frauen: 15. bis 19. September. Aemtern. Die Erfindungsgabe der weyeimrate wurde auzs äußerste angespannt. Einer kam auch auf den guten Gedanken, den Handwerksgesellen das Wandern zu verbieten. Wenn er dann Meister werden wollte, mutzte er, da er der Vorscheift nicht genügte, ein hohes Erlatzgeld zahlen. — Oft genug erhielten die Beamten auch jahrelang kein Gehalt, im Gegenteil, der Fürst borgte von ihnen, wenn er wußte, daß sie Vermögen Hütten. Sogar in einem Staate von der Größe Bayerns konnte ein Be amter wegen Bestechlichkeit angeklagt, darauf Hinweisen, daß er sieben Jahre lang ohne Gehalt gearbeitet Hab». Solche Zustände waren geradezu paradiesisch für Räuber banden. Nie wieder haben sie in ähnlichem Umfang und mit gleicher Frechheit ihr Gewerbe ausgeübt wie damals. Als na türlichen Stützpunkt wählten sie Orte, von wo sie in ein paar Stunden nach verschiedenen Staaten gelangen, also der Ver folgung sich entziehen konnten. Raubüberfälle und Einbrüche nahm man eben für Krankheiten, die jeden Tag einen betreffen können, ohne daß dagegen viel zu machen sei. Wie weit, märchenhaft weit sind wir heute von solcher Kleinstaaterei entfernt. Pharisäerhaft können wir lächeln. So etwas gibt es heute nicht mehr? Oder sehen wir auch heute noch durch ein Vergrößerungsglas? 6eorg dlovvottniek. Ende -es Opiumschachers? Zum Inkrafttreten der Genfer Opium-Konvention von 192S Nack der Ratifizierung des Genfer Opiumabkommens vom Februar 1925 durch Japan, wird nun am 1. Septem ber dieses Abkommen zur Bekämpfung der Rauschgifte und des Rauschgifthandels in Kraft treten. Was geschieht damit? Ist wirklich das Ende der Opiumschmach ge kommen, die eines der trübsten Kapitel der europäischen Kulturgeschichte darstellt? Noch besteht die Gefahr, daß es sich nur um einen Kampf mit untauglichen Mitteln han delt, dessen Durchführung und Resultat zum mindesten zeit lich nicht abzusehen ist. Der Plan der Opiumkonvention sieht vor, innerhalb eines Zeitraumes von 15 Jahren den Opiumhandel und die Opiumproduktion soweit zu unterdrücken, als es möglich ist ohne Gefährdung des Weltmarktbedarfs für medizinische und pharma zeutische Zwecke. Es ist klar, daß dieser Vorbehalt der illegalen Opiumproduktion und dem Opiumschmuggel noch einen weiten Spielraum läßt. Diesen Spielraum haben die Mächte ins Auge gefaßt, als sie bestimmten, daß die Frist von 15 Jahren, innerhalb deren der Kampf gegen die Opiumproduktion durchgeführt werden würde, erst zu laufen beginnen soll, wenn in den Mohnbau betreiben den Ländern der Schmuggel mit Opium unterdrückt und das Aufhören dieses Schmuggels vom Nölkerbundrat fest gestellt sei. Es besteht die Gefahr, daß diese Formulierung zumindest eine Vertagung der wirklichen Eröffnung des Kampfes gegen das Opium bis auf unbestimmte Zeit bedeutet. Die amerikanische Delegation auf der Opiumkonferenz von 1925 zog sich seinerzeit nach heftigsten Auseinander setzungen mit fast allen Konferenzteilnehmern außer China und Japan von der Konferenz zurück, weil sie ihren Ans trag, daß jene 15jührige Frist sofort bei Inkrafttreten der Konvention beginnen solle, nicht durchsetzen konnte. Der Grund dafür waren selbstverständlich — und be- schämenderweise — kommerzielle Gesichtspunkte, als deren Haupttrüger naturgemäß die Vertreter des englisch indischen Opiumhandels auftratcn. Die Vereinigten Staaten, bzw. ihr Vertreter, der ehrwürdige Bischof Br ent, hatten allerdings insofern eine leichtere Stel lung als die Vertreter der Länder, deren Handel aus dem Opiumvertrieb ungeheure Profite bezieht, weil die Interessen der ll. S. A. in dieser Frage absolut klar liegen. Amerika hat weder mit der Opiumproduktion, noch mit dem Opiumhandel aktiv etwas zu schaffen. Es ist lediglich Opiumeinfuhrland und gibt schätzungsweise 400 Millionen Dollar jährlich fürOpium aus. Wie ungeheuer schwankend diese Schätzungen sind, läßt sich aus den Erklärungen des Präsidenten der ameri kanischen Sektion der internationalen Gesellschaft für Be kämpfung der Nakotika entnehmen, der seinerseits die Zahl der in den 1l. S. A. dem Opiumlaster Verfallenen auf mindestens 250 000 schätzt, aber zugibt, daß die Zahl sehr wohl höher sein könne, wenn auch nicht so hoch, wie die äußersten Schätzungen, die 4 Millionen Opium raucher in den U. S. A. annehmen. Bei Zugrunde legung aber einer Zahl von nur einer Million Opium raucher ergäbe sich bereits eine jährliche Ausgabe von 3,05 Milliarden Dollar für den Opiumgenuß. Welch ungeheure Leistung erforderlich ist, um zu dem von den Mächten als Endziel ins Auge gefaßten Resultat Akankensahrtek» Von Th. Maus. Wir wandern durch den einsamen Spessart dem fröhlicher Main entgegen! Sanfte Biegungen des lieblichen Flusses er innern an die Mosel. Rechts und links grünen die Weinberge. Würzburg, die Stadt des Barock und Rokoko, öffnet die Tore. Am Eingang Würzburgs steht der Kiliansbrunnen, ein Wahrzeichen der Stadt; segnend hält der Heilige die Rechte über seine Stadt. Zusammen mit Kolonat und Totnan hat Kilian den Christenglauben hier gepredigt; als er den von ihm getauften Herzog Gosbert von seiner blutsverwandten, heidnischen Gemahlin Eeilana trennen will, muß er sein Leben lassen. Wie ein zweiter Johannes fällt Kilian der Rache eines Weibes zum Opfer. Sein Grab aber wird Nationalheiligtum der Franken; an der Stätte, wo di« Gebeine des Franken apostels und seiner Gefährten gefunden wurden, steht heute die Neumünsterkirche, deren erster Bau um die Wende des 10. und 11. Jahrhunderts fällt; 1711 wird die Barocke Fassade aus rotem Sandstein und ein mächtiges Kuppelgewölbe hinzuge fügt. Ein Denkstein an der Außenwand der Apsis ruft uns den großen Minnesänger Walther von der Vogelweide in Er innerung; seit dem 14. Jahrhundert wird gemeldet, daß er im Kreuzgang begraben worden sei. In der Kirche selbst sind kost bare Werke von Tilman Riemenschneid'er, dem Würzburger Holzschnitzer, Bildhauer und Bürgermeister, der wegen Teil nahme am fränkischen Bauernaufstand gefangen und aus dem Rate ausgestoßen wurde. In der Vorhalle der Neumünster kirche steht eine Madonna aus Stein, am Sakramentsaltar sind die drei Frankenapostel aus Holz geschnitzt; dem Abt Trithe- mius hat er ein Grabmal hier gesetzt. Ungeheuer fruchtbar ist Riemenschneider gewesen. Auch im übrigen Frankenland ist manches Kunstwerk von ihm erhalten, so in Bamberg, wo eines seiner Meisterwerke, das Erabmonument Kaiser Heinrichs II. «nd seiner Gemahlin Kunigunde, zu den kostbarsten Schätzen he» vamberger Domes gehört. Die Kunst Riemenschneider» zeigt etwas Abgeklärtes, das dramatisch bewegte liebt er nicht; milder, fast melancholischer Ernst und zarte Anmut spricht aus seinen Gestalten. Auch in dem dicht bei der Neumünsterkirche liegenden Würzburger Dome begegnen wir Riemenschneider; unter den vielen Bischofsdenkmälern des Doines ist das von Rudolf von Scherenberg und Lorenz von Bibra von Riemenschneiders Hand geschaffen. Der Dom St. Kilian zählt nach den rheinischen Domen von Mainz und Speier zu den größten romanischen Kirchen in Deutschland Mährend das Aeußere im einfachen romanischen Stile !Z, zeigt das Innere überladenen, wuchtigen Barock mit überreichem Gold. Zierlicher ist die Schönborn» lapelle ein nördlichen Querschiff, von Balthasar Reumann , rollendet. Tie kunstliebenden Bischöfe aus dem Hause der Schönborn führen im 18. Jahrhundert eine Blüte für Würz burg herauf; unter ihnen wirkt der geniale Baumeister und Artilleriehauptmann Balthasar Reumann; die prächtige Würz burger Residenz ist im wesentlichen Neumanns Werk. Bamberg! Hoch über dieser einzigartigen Stadt reckt sich der Michelsberg, die ehemalige Venediktinerabtei, mit seinen gotischen Türmen und einer Fassade im Barockstil, von Leonard Dientzenhofer 1700 umgebaut. Unter den vielen Kostbarkeiten der alten Kaiser- und Vischofstadt Bamberg nimmt der Dom die erste Stelle ein. In malerischer Lage auf einer Anhöhe liegt dieses Kleinod spät romanischer Architektur, in der Rund- und Spitzbogen schön in einander fließen; der Anfang fällt unter Kaiser Heinrich II-, der eigentliche Charakter gehört ins 13. Jahrhundert, der Grundriß des Heinrichsbaues ist beibehalten. Wenige Dome besitzen solche Reichttimer der Bildhauerkunst ans dem 13. bis 16. Jahrhundert wie der Bamberger. „Man wird hier inne, was es — im Gegensatz zur Ausstellung in Museen — bedeutet, sie in der ihnen zukommenden Umgebung betrachten zu dürfen." (Dehio.) Nur einige Bildwerke können hier genannt werden; das eindrucksvollste ist der Reiter am Eingang zum Eeorgen- chor. Hoch zu Roß, in stolzer, etwas lässiger Haltung, schaut dieser träumerische Kopf in die Ferne. Es ist der abenteuer» suchende Ritter aus der Glanzzeit des deutschen Mittelalters, der Hohenstausenzeit. In diesem " ter lebt die ganze Ro mantik des hohen Mittelalters, ohne daß die spätere Zeit sie hineinlegte. Wie mannigfaltig sind die Charaktere und wie eindringlich die Gebärden der Reliefgcstalten der Propheten und Apostel im Eeorgenchor, von denen je zwei im Gespräch begriffen sind. Wie edel und gemessen, von allem Glanz der Weiblichkeit umstrahlt ist die „Mariäverkiindiguug" des Ge orgenchormeisters. Eine neue Mannigfaltigkeit des Ausdrucks sehen wir an der Adamspforte, rechts Petrus, Adam und Eva, links Kaiser Heinrich, sein« Gemahlin Kunigunde und St. Stephan. Am reichverzierten Fürstenportal die Standbilder der Synagoge und Ekklesia, die letztere im Adel der Schönheit, die Synagoge umweht mit einem dünnen Schleier. Am Tym panon des Fürstenportals das Jüngste Gericht; am Gewände die Apostel auf den Schultern der Propheten, andentend, wie neues und altes Testament Zusammenhängen. Halb wachend nnd sinnend verlassen wir den Dom und die ehrwürdige anch an anderen Raritäten reiche Stadt. Stoch lang« grüßen uns die vier Türme des Domes mit ihrem matte« Grün, ein wunderbarer Kontrast zu dem Grau, in dem der ganze Vau gehalten ist. Von der Regnitz in Bamberg znm Main: Vierzehn- heiligen, die schönste fränkische Wallfahrtskirche, entworfen von Balthasar Neumann im Jahre 1743. Das Aeußere verrät nichts Besonderes; der Baumeister hat seine ganze Kraft auf das Innere gelegt. Wandle hinein und du glaubst im Himmel zu stehn! Ucberwältigend ist die Farbcnharmonie von Weiß, Blau und Rosa. In wunderbarem Reichtum wogen Linien und Farben. Dicrzchnheiligcn ist „ein rauschendes Sterbelicd der Architektur als der Kunst des Raums, der dieser Zeit seine letzten Geheimnis« preisgibt, um damit als Mittel seelischen Ausdrucks der Menschheit auszuscheiden" (Fechter, Die Tra gödie der Architektur). Ein anderer Gipfelpunkt in der Entfaltung des barocken Jnuenraumes ist das nahe Kloster Banz, eine gute Weg stunde von Vierzehnheiligen entfernt, auf hohem Bergesgipfel in die Mainebene schauend. Banz ist etwas früher wie Bier zehnheilige« von dem Bamberger Johannes Dietzenhofer er richtet; eine Barockkirche mit seltener Kunst der Lichtsührung;
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