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Die KKV-Krieger-Ge-Lchlniskirche Der zur Ausslihruug kommen»« Enlwurs von Diplom-Ingenieur Theo Vorlage Das Gotteshaus sttr Leipzig-Connewitz 240 Entwürfe sind eingesandt worden auf das Preisausschreiben dös Katholischen Kaufmänni schen Vereins Deutschlands fur chen Entwurf einer Ge- düchtniskirche für die gefallenen Kaufleüte. Die vom Verbände aufgestellte Forderung verlangte: die Verbin dung des idealen Zweckes der Gefallenenverehrung mit dem praktischen Ziele der Schaffung eines gottesdienst lichen Raumes für eine Gemeinde in Leipzig. Der Ver bandstag der Katholischen Kaufmännischen Vereine in Karlsruhe hat die von dem Preisrichterkollegium ausgezeichneten Entwürfe geprüftchnd den Entwurf von Diplom-Ingenieur Theo Bur läge, Osnabrück, zur Ausführung bestimmt. - Ingenieur Burlage ist ein Sohn der Gemeinde Leipzig-Connewitz, deren Gotteshaus die KKV.-Gedächtniskirche werden soll; sein Vater, der be kannte Zentrumsabgeordnete Neichsgerichtsrat Burlage, war in Leipzig ansässig. Es muß zunächst hervorgehoben werden, daß der Katholische Kaufmännische Verein bei seiner Helden ehrung durch die st a r k e B e t o n u n g d e s religiös kirchlichen Motivs eine ausgezeichnete Basis für die gestellte Aufgabe geschaffen hat. Die Verbindung Gotteshaus und Ehrenmal bietet dem religiös eingestell ten Künstler Gelegenheit, die als tiefste Quelle künstle rischer Inspiration durch die Jahrhunderte perennierende religiöse Begeisterung ungehemmt zur Auslösung zu brin gen. Das enge, in ertötender Monotonie bis zum Wider willen abgewandelte rein Heroenhafte in der Krieger ehrung erhält durch die Angliederung der Kirche eine Be fruchtung, wie sie nicht besser gesunden werden kann. Diesen Grundgedanken bringt Th. Burlage in die prägnante Form seines Mottos „Zwei Opfer"; er stellte sich damit die Aufgabe, das ganze Raumgebilde in diese beherrschende Idee zu zwingen. Der mächtige Rundbau läßt die Form des anti ken Mausoleums in ihrer imponierenden Kraft, wie etwa beim Grabmal Theodorichs des Großen in Ravenna, wie der erstehen. Gleich einem mächtigen Megalith spannt sich in 21 Meter Durchmesser die Bedachung über die Rotunde. Mit klar zielender Absicht leitet das in starrer geradliniger Gegenbewegung vorgelagerte Atrium aus den langgestreckten Straßenlinien zu dem Kreismotio über. Nundbogige Portale, ein dominierendes Rund fenster mildern die herbe Linie des Vorbaues. Vermit telnd umschließt in großzügiger Linienführung ein Ka pellenkranz den Zentralbau und schasst in wechselnder Zahlensymbolik gegen das monotone Häusergewirre der Stadtseite mit ihren herben Straßenzeilen eine harmoni sche Ueberleitung zu dem Sakralbau, eine Harmonie, die noch stärker betont werden wird, wenn die gewaltige Klinik, die geplant ist, sich langgestreckt hinter der Her anwachsenden Baumallee hinlagert. Diesem Zentralbau galt es die geplante Krieger ehrung einzufügen, und zwar in einem Landschcrftsbilde, das dem bisher gezeichneten diametral gegenübergesetzt ist. Dem vom kräftigsten Pulsschlage modernen Wirt- Der Grundgedanke des Enlwurss: Das Göttliche Kreuzes- opscr auf dem Altäre und das Todesopfer des Krieges im Gedcnkturm stehen neben einander. Fm Turm ruht, in Stein gehauen, »Der ge fallene Krieger", vom Uicht eines 20 Meter hohen Fensters, das den Krieg symbolisch darstellt, über flutet. Dieses Fenster liegt im Blickpunkt der Allee und tragt den Gedanken der Kricgcrehrung in den Park. Zwischen den Bäumen der alten Allee stehen Gedenk steine, die die Namen aller gefallenen katholischen Kauf- leiitc der Nachwelt über liefern. Alle Äebenräume nnicrordnen sich in kirch lichem Sinne. Die Bauaufgabe: „Der Verband der Kathol. Kauft». Pereine in Leipzig-Comiewiy will in einem alten schönen Park eine Pfarrkirche errichten, die zu gleicher Zeit ein Denkmal für die aus den Reihen des KKV. im Weltkrieg ge fallenen Mitglieder wer den soll Eine besondere Schwierigkeit lag darin, eine alte Allee, die sich guer durch den Park hin zieht, zu erkalten und nach Möglichkeit in die Anlage mit einzubeziehen. Auch muhte Platz gelas sen werden silr eine Klinik, die später auf dem gleichen Gelände erbaut werden soll." pitiatio pro peceatis dem Ewigen geopfert wird. Man wird der glänzenden Lösung seine Anerkennung nicht vorenthalten können. Die ganze Idee zusammensassend flutet das Licht des buntfarbigen Kolossalfensters auf die im Grunde des Turmes ruhende Kriegergestalt und fließt dann als dominierende Lichtquelle über die Kreuzigungs gruppe des Hochaltars. Umstrahlt von der Farbenglut des Turmfensters, umgeben Statuenreihen das den Hoch altar umspannende Mauerwerk. Die Opfer-Idee der militia Christi, um Pauli Wort zu gebrauchen, dargestellt in Aposteln und Kriegern des Alten und Neuen Testa mentes, gliedert sich bindend ein und stellt den liturgi schen Text: Isti sunt triumphatores — modo coronantur in einem grandiosen Finale heraus. Die Behandlung des Altars mit dem mäch tig ausragenden, den ganzen Raum beherrschenden Kreuz ist eine imposante Illustration des Gedankens bei Denan- tius Fortunatus: Negnavit a ligno Deus. Die um das selbe eingegliederten Heiligengestalten greifen die alte Idee der Deesis wieder auf. Wie auf Lichtbahnen streben die, deren Angedenken die schlichten Tafeln im Schatten der Linden verewigen, die Opserschalen ihres für das Vaterland vergossenen Herzblutes haltend, geführt von den großen Vorkämpfern, zum Opferaltar des Zentral- baues und schassen eine Stimmung, die wie ein kategori scher Imperativ durch den Raum das Wort klingen läßt: „Wer mein Jünger sein will, nehme sein Kreuz (Opfer) auf sich und folge mir nach." Der ganze Raum wird, wo man ihn immer be trachtet, zu' einem einzigen großen Ausruf zum Opfer, der in nie verhallendem Echo durch die Bau gruppen hallt. Dieses harmonische Zusammenklingen hat Burlage erzielt in einen: Entwurf, der modernes Empfinden und Pietät vor der Tradition ver bindet. Gerade dieses letzte Moment soll unterstrichen werden. Bei allem Streben mit dem Historizismus des vergangenen Jahrhunderts zu brechen, müssen die Ewig- keitsmomente christkatholischer Ueberlieserung unange tastet bleiben, ja sie sollen bei der steigenden Beherr schung der Natur durch den modernen Menschen noch star ker herausgestellt werden. Nicht einem historischen Schema galt das Wort: „Und die Pforten der Hölle wer den sie nicht überivältigen", sondern dem Eckstein katho lischer Glaubenstiberzeugung: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes." Ausgabe der Kunst ist es, die Kräfte, die unter der Erde, über der Erde, aus der Erde sind, zu einem gewaltigen Iubelhymnus für das Ewige zu vereinigen. Wenn die Kirche der Väter in der Sprache der Basilika redete, das Mittelalter in: mystischen Halb- dunkel romanischer Formen den Ausdruck fand, oder in himmelanstrebenden Türmen der Gotik seine Begeiste rung ausklingen ließ, Renaissance. Barock, Rokoko in der Formensprache ihrer Zeit jubelten, so sollte es dein modernen Menschen nickt verwehrt sein, „in der Sprache zu reden, die ihm im Feuer des Geistes unserer Tage geworden ist. Den: Künstler des „Zwei-Opfer"-Motios möchte man den Erfolg wünschen, den vor zwei Dezen nien der Wiener Kardinal Gruscha bei der Weihe eines modernen Kirchenbaues in die schonen Worte saßte: „Die- ser Bau ist ein erfolgreicher Versuch, die Kirche künstle risch dem modernen Leben anzupassen und die pü-chncken Machtmittel der Zeit wieder in den Dienst des Glaubens zu stellen." schaftslebens bewegten Stadtbilde entspricht an der Gegenseite eine mit uralten Stämmen bepflanzte Baum allee, die in dunklen Laubgewölben sich hinziehend mit dem Psarrhause abschließt. Nachdem Burlage die Unruhe der Stadt durch den imposanten Rundbau abgeriegelt hatte, war hier der stille Frieden gefunden, um im Halbdunkel weitausladender Linden den Gefallenen ihre Ehrung zu bereiten. Zwischen moosbedeckten Stämmen, deren Rinde klafft, fügen sich die Namen der Gefallenen auf schlichten Steintafeln. Wie einst, als sie draußen gen West und Ost marschierten, so ziehen sie nunmehr vom Pfarrhofe zum Gotteshause hinan durch die Allee, an deren Ende der Rundbau von einem zur Achse der Allee quergestellten Turme außerordentlich günstig verschnitten, silhouettenhaft zwischen dem Laub gebilde durchschimmert. Nicht massige Turmmauern starren in das Halbdunkel des Laubganges, sondern die milden Farben eines Glasfensters von 20X1,5 Meter, das, wie ein Vorhang vor das Allerheiligste gespannt, das friedlich glimmende Licht der Altarlampe durchschimmern läßt und das Motto der kirchlichen Fürbitte: „und das ewige Licht leuchte ihnen" in plastische Form prägt. Wie ein Mahnruf klingt die Flamme der Ampel hinaus zu denen, deren Angedenken dort in schlichten Stein gemei ßelt ist, ihr Opserblut mit dem Opferblut dessen zu ver einen, das täglich nach der Intention der Stifter als pro- Oomgrckivar vollen, 08nsdrücb.