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Nummer ISS — 27. Jahrgang NNtzetnl «mal wöchentl. mit den Muslr. Grattsbeilliae» .Dl« Seil' und .Für »nlere Ileinen Leute', sowie den rerlbcilaaci. St. Lenno-BIa«'. .Unterhaltung und Wissen'. .Die Welt der ,siau'. .Aerztiicher Ratgeber'. .DaS gute Buch' .Fllmrund. schau'. Monatlicher Bezugspreis 3 Mt. -inschl. Bestellgeld. Liuzei,»immer 1<» Sonnabend. u. Sountagnummei Halchtlchrtttieiter- Dr. G. DeSczyk. Dresden. Sächsische Fr ei lag, den 17. August ISA BerlagSort, Dresden Anzeigenpreis«, Di- Igeivaitene Petilzetie »« Familien a,«zeigen ».Stellengesuche SO Die Petttreklamezeil». 83mm breit. I X Für Anzeigen außerhalb des Verbreitungsgebietes s ^. die PetilreNamezeile I.itO^c. Offertengeb.SN ^. Im Fall« höherer Gewalt erlischt sede Verpflichtung aus Lieferung sowie j Ersülluug v. Anzeige,i-Auftrügen u. Leistung v. Schadenersatz Geschäftlicher TeU: Artur Lenz, Dresden. Geschäftsstelle. Druck n.Beriag: Germania. A..G. >flr Verlag und Druckerei. Filiale Dresden. DreSdeu-A.l. Polierslratze >7. FerurufSIlllL Postlcheckloulo Dresden 7707 Banssonto- Stadtbank Dresden Rr 8171? Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen VolkSzeitung DreSdon-Allstadl l Polierstraße 17. Fernrui 2V7U und 7IOI2. Erleüigle Zwischenfälle Die Flaggen-Assüre bereinigt — Kriminalkommissar Bauer freigelassen Paris, 18. August. Die Besprechungen, die der deutsche Botschafter In Paris zwecks endgültiger Beilegung des Zweibrückener Zwi schenfalls während der letzten Tage mit dem französischen Atthenmintstcrum gehabt hat. haben zu einer für beide Leiten befriedigenden Beilegung geführt. Auf Grund dieser Einigung wird die ursprünglich ausgesprochene Forderung aus Auslieferung der Beschuldigten keine Nolle mehr spiele». Wie wir ersahren, haben die Besprechungen über die Bei legung des Zweibrückener Zwischenfalls auch dazu geführt, daß die Franzose,, sich bereit erklärt haben, den Polizeikr om ni i s s a r B a u e r, der im Mittelpunkt der Angelegenheit steht, ausderHastzuen Nassen. Die Rhelulandmanöver London, 11. August. Der Pariser Korrespondent des „Manchester G u a r- dian" schreibt zu der Teilnahme eines britischen Kavallerie regiments an den französischen Manövern: Es ist vielleicht gut, darauf hinzuweiscn, daß es sich bei den geplanten englisch- französischen Hebungen im Rheinland nicht bloß um Ma növer der französischen Besatzungsstreitkräfte handelt, son dern um die jährlichen Manöver der französischen Armee, an denen außer den Nheinlandtruppen mehrere Armeekorps ent lang der Ostgrenze teilnehmen werden. Wenn die Meldungen verschiedener Korrespondenten französischer Blätter, daß das britische Foreign Office seine Zustimmung gegeben hat, richtig find, dann ist es klar, daß cs sich nicht nur um einen Ausdruck militärischer Kameradschaft von an Ort und Stelle befindlichen Soldaten handelt, sondern um eine politische Angelegenheit, deren Bedeutung min destens auf französischer Seite begriffen wird, und die zwischen beiden Regierungen durch die üblichen diplomati schen Kanäle vereinbart wurde. vorläufig kein Erweiterungsbau des Wselsheimer vahnhofs Wie von zuständiger Stelle verlautet, hat sich die Vot- schasterkonferenz mit dem geplanten Erweiterungban des Rüsselheimer Bahnhofes beschäftigt, der von der Besatzuugs- behörde verboten worden war. Mit Rücksicht auf die gegen wärtige Lage im befehlen Gebiet hat die Votschafterkonferenz beschlossen, eine Entscheidung über die Genehmigung vor läufig hinauszuschieben. Inzwischen hat sich der Gewerkschaftsausschusi der besetzten Gebiete an die Reichsregic- rung gewandt und sie ersucht, die Aufhebung des Verbotes auf diplomatischem Wege zu erwirken. Eine peinliche Frage an den Völkerbund Costariea wünscht Auslegung der Monroedoktrin. Genf. 15. August. Im Völkerbnndssekretariat ist die Antwort der Negierung von Costariea auf die Aufforderung, die Mitarbeit im Völker bund wieder aufzunehmen, soeben eingelaufen. In dem Ant wortschreiben wird erklärt, bevor die Regierung von Costariea zu der Ausforderung Stellung nehmen könne, wünsche sie zu wisse», wie der Völkerbund die Monroedoktrin nuslege und welche Tragweite der Doktrin eingeräumt morden sei, als sie seinerzeit in dem Artikel 29 des Völkerbundspaktes ausgenom men wurde. Die Monroedoktrin stelle bisher lediglich eine ein seitige Erklärung dar. Der Hiniveis im Völkerbundspakt, die Doktrin sei eine regionale Entente, könne nicht als genügend angesehen werden. Im Hinblick darauf müsse die Negierung von Costariea vor der Entscheidung über ihre Rückkehr in den Völkerbund das amtliche Ersuchen an diesen richten, eine genaue Auslegung über die Monrosdoktrin zu geben. Der Völkerbund steht nunmehr genau vor der gleichen Frage, die während der Versailler Friedenskonferenz eingehend erörtert, aber nicht endgültig gelöst werden konnte. Es mutz erst stark bezweifelt werden, ob der Völkerbund heute in der Lage sein wird, eine endgültige Auslegung für die Monroe doktrin zu geben, ohne sich hierbei in den schärfsten Gegensatz entweder zu der Washingtoner Regierung oder zu den latein amerikanischen Staaten zu setzen. Der peinliche Panzerkreuzer Fraktion und Partei-Ausschrch -er Sozialdemokratie aus Antrag sächsischer Abgeordneter einberusen Berlin, 16. August. Der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutsch lands hat gestern in gemeinsamer Sitzung mit dem Vorstand der sozialdemokratischen Reichstagssraktion beschlossen, die Fraktion und den Parteiausschuß auf den Sonnabend einzuberufen. Außer der Panzerschiffangelegen heit wird die Krisenfürsorge besprochen werden. Aus sozialdemokratischen Kreisen wird bestätigt, daß die Ein berufung auf den Schritt zurückgcht, den u. a. die sächsischen Abgeordneten Aufhäuser und Toni Sender unternom men haben, um eine Klärung in diesen Fragen herbeizuführen. In der gestrigen Sitzung wurde noch folgende Entschließung angenommen: Der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutsch lands und der Reichstagssraktion bedauert lebhaft, daß di« sozialdemokratiscl)en Minister nicht die Möglichkeit gesunden haben, in der Kabinettssitzung durch Abstimmung klar zum Aus druck zu bringen, daß sie in Uebereinstimmung mit der Gesamt- partci weder Gegner des Baues des Panzeskreuzers A sind, sich vielmehr auf formalrechtliche Argumente gestützt haben. Die Aktion der sächsischen SPD. Abgeorüneten hat also Erfolg gehabt: Reichstagsfraktion und Reichspartei-Ausschuß der Sozialdemokratie werden sich mit der Panzerkreuzer- Entscheidung befassen. Ob freilich das Ergebnis dieser Bera tung nach den Wünschen der sächsischen Genossen ausfallen wird? Wir sollten uns sehr täuschen, wenn nicht das Ergebnis der Froktionsberatung eine ähnliche Entschließung sein sollte wie jene, die gestern der Parleivorstand der SPD. gefaßt hat. Tatsächlich läßt sich ja heute an dem Beschlüsse des Reichs kabinetts nichts mehr ändern. In diesem Reichskabinett haben die Sozialdemokraten die Mehrheit. Die Verantwortung für de» Ban des Panzerkreuzers wird ihnen also niemand ab- nehmen. Der „Vorwärts" minder sich Auch der „Vorwärt s" fNr. 383) stellt nunmehr die tief gehende Erregung fest, die der Beschluß des Reichskabinetts, den Panzerkreuzer A zu bauen, in den Reihen der Sozial demokratie ausgelöst hat. Dem „Vorivürts" ist die Sache sicht lich unangenehm. Er schreibt: „Uns scheint der Hauptgrund für die entstandenen Wider sprüche im Beschluß des Reichsrats zu liegen und m der falschen Auslegung, die er gefunden hat. Bisher war man ziemlich allgemein des Glaubens, daß der Reichsrats beschluß vom 31. März die endgültige Entscheidung in die Hände des neuen Kabinetts und des neuen Reichstags gelegt habe. Das hctt sich nun als falsch herausgestellt. Aus dieser falschen Auslassung aber basierte die Haltung, die die Partei während des Wahlkampfes in der Frage des Panzerschiffsbaus einnahm. Der Kampf wurde — in bestem Glauben — so geführt, als ob er noch zu gewinnen wäre, während er, wie erst später klar wurde, seit der Zurücknahme des Reichsratseinspruchs schon so gut wie verloren war. Hätte der Reichsrat seinen unklaren, am staatsrechtlichen Stand der Dinge nicht mehr ändernden Beschluß nicht gefaßt, so Hütten mir eine klarere Lage gehabt, und uns wären Illusionen er spart aoblieben, die sich jetzt als unhaltbar hcrausgostellt haben. Zum Schlüsse stellt der „Vorwärts" fest, daß es für die sozialdemokratischen Minister nur zweierlei gab: Ent weder das Schiff wurde gebaut, und sie blieben, oder das Schiff wurde gebaut, und sie gingen. Sie seien geblieben und würden dies durch künftige Leistungen zu rechtfertigen haben. Nero und die Christen Es fällt in vielen Kreisen auf, daß der „Off er« vatoreRomano" seit zehn Tagen täglich fast die ganze erste Seite einem ausgedehnten Nachrichtendienst aus den Vereinigten Staaten über die mexikanischen Ereignisse und besonders der Untersuchung wegen de Ermordung des Präsidentschaftsanwärters Obregon widmet. Diese Bericht erstattung aus Amerika ist vom zeitungstechnischen und journalistischen Standpunkt aus ein Ereignis. Ein geweihte versichern, das; es die amerikanische „Lntnolio vvsIknI- s 8 oel 6 tist, die das vatikanische Organ ohne Rücksicht auf die Spesen informiert, die täglich Zehiitausende von Dollars erreichen dürften. Was aber Fernerstehenden noch mehr auffüllt, ist, dass das sonst recht zurückhaltende vatikanische Blatt zu direkten Anschuldigungen gegen den heute noch amtierenden Präsidenten Mexikos, Calles, übergeht. An der Spitze der letzten Nummer ist schon in der Ueber- schrift ausgesprochen, das; Callesan dem Tode Obregons nicht ganz uninteressiert und in gewissem Sinne Mit schuldiger gewesen sei. Mehrere italienische Blätter erklären, es sei ganz und gar ausgeschlossen, das; jemals eine Verständigung zwischen dem Vatikan und Calles erfolgen könne, nachdem ein der artiger Feldzug gegen ihn in Szene gesetzt sei. Der „Osservatore Nomano" wisse das ganz gut, und darum sei sein Verhalten recht bezeichnend. Die Informa tiv n e n des „Osservatore Nomano" sind derart neu, daß sie aus Italien sogar nach den Bereinigten Staaten zurück telegraphiert werden. „Osservatore Romano" tritt an Hand von erdrückendem Be weismaterial mit der offenen Beschuldigung hervor, General Obregon fiel einer Verschwörung der Laburisten-, d. i. Kom munistenpartei zum Opfer, und diese Kommunistenverschwörung wurde nachher in ein Katholikenkomplott umgelogen. „Die Laburisten hatten aus Gründen, die wir schon mehr mals dargelegt haben, und auf die wir heute wieder zurück kommen, beschlossen, die Präsidentschaft des Gene rals Obregon zu verhindern. Die Wahlen, von denen man in der ganzen Welt glaubte, sie seien ruhig und in voller Eintracht der Bürger verlaufen, verliefen in Wirklichkeit unter unerhörten Gewalttaten, die sich zwischen der Opposition des Louis Morones (des kommunistischen Arbeitsministers, Anm. d. Red.) undden Anhängern des Generals Obregon abspielten, die entschlossen waren, den harten Kampf zu gewinnen, koste es, was es wolle. Der Kampf war tatsächlich gewonnen, bevor der Wahltag anbrach. Er brachte nämlich eine Komödie: es kamen zu den Urnen im ganzen Staat nur 1V000Ü Wäh ler, die alle für Obregon stimmten. Die Oppositionspartei hatte offensichtlich auf die Waffe der Abstimmung verzichtet, nachdem sie sich die Feuerwaffen vorbereitet hatte. Entsprechend den Ueberlieferungen, die die Laburisten wiederholt in politischen und religiösen Verfolgungen befolgt hatten, blieb ihnen nichts übrig, als den Gegner auszu- löschen. Das war der Anfang; dazu kam bald die Ausfüh rung. Am Ruder waren die Gegner Obregons; ihre Ideen, ihre Reformen, ihre eifrige Verteidigung der Revolution, die Obregon „verraten" hatte, schlossen offensichtlich Gedanken, Programm und Person des Präsidenten ein. Es war notwendig zu handeln, aber die Klugheit verlangte, daß man ein Alibi suche und finde. Das weitere war so leicht getan als gesagt. Schon für das Attentat im November, das in jeder Be ziehung dem vom Juli gleicht, hatte man die Katholiken ver antwortlich gemacht und ohne Prozeß vier Männer mit ?, Pro an der Spitze erschossen." Der „Osservatore Romano" erinnert daran, wie deren Schuld durch nichts, ihre Unschuld aber durch viele Zeugnisse bewiesen wurde, wie die Lüge, der ?. Pro zum Opfer siel, kläglich zusammcnbrach, und fährt dann fort: „Es war notwendig, klüger vorzugehen, Treso und Castros, die als Anhänger der Laburisten bekannt sind und schön im Ver borgenen, genau gesagt, in den Automobilen blieben, die von den Reportern des „Exzelsior" beim Hotel im Augenblick ge sehen wurden, wo Obregon siel, setzten sich als Ziel, ihren Mann auszuspüren; der Mord mußte aber in richtiger katholischer oder wenigstens neutraler Aufmachung vollbracht werden, von einem Werkzeug der Verschwörung, von einem Blitzableiter, der die Blitze auf sich zieht, um die anderen zu retten. Und dieser Iosö deLeon-Toral, ein Karikaturist, ein über spannter Mensch, ein Halbnarr, wie ihn der Gene ralstaatsanwalt nennt, er ist verwandt mit einem Geistlichen! Das war der erste Schritt. Der zweite hieß: Ordensper sonen belasten, als ob sie die Tat angestistet hätten, wenn aus dieser passiven Gestalt im Vordergrund die Lichter der sozia listischen Verschwörung zur Linken aufblitztcn. Also, Toral Kat Verwandte im katholischen Lager, er ist barmlos. gut und sanst, kann reden und reden lassen. Aber mit den Priestern ist es fchwer, zu einem Ziel zu gelangen. Das gebt nickt io unter