Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 22.08.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192808224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19280822
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19280822
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-08
- Tag 1928-08-22
-
Monat
1928-08
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.08.1928
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Die Ae-e des Finanzministers Leipzig, 20. August. Wie schon kurz gemeldet, nahm auch der sächsische Finanz- minister Weber auf dem Fünften sächsischen Handwerker tag das Wort. Er gab eingangs einen Ueberblick über die Steigerung der Lasten gegenüber der Vorkriegszeit. Unter diesen Mehrausgaben finden sich auch gewaltige Beträge für die Durchführung wirtsci)astlicher Aufgaben, die früher von der private» Wirtschaft finanziert wurden und die zweifellos auch heute von der Wirtschaft -durchgeführt würden, ivenn nicht durch die übermäßige steuerliche Belastung die Bildung von Betriebs- und Sparkapital verhindert worden wäre. Wenn die Fortschritte der Technik auch Aufgaben gestellt hätten, namentlich auf dem Gebiet des Verkehrsivesens und der Energie versorgung die ohne die Mithilfe der öffentlichen Hand nicht geleistet werden könnte, so müsse hier doch eine Rück bildung ein treten, um die Wirtschaft von dem hohen Steuerdruck zu befreien und ihr wieder eine bessere Kapital- - grundlage und damit eine größere Betätigung zu geben. Dann komme man auch zur Beschränkung der öfsentlicl>en Körper schaften auf das ihnen ureigene GebietüerVerwaltung. Die Abkehr von der Quellenbesteuerung und die Ab- wülzbarkeit der indirekten Steuern haben zu einer Ver teuerung der Lebenshaltung geführt, die in Ver bindung mit den Lohnsteigerungen eine wesentliche Verteuerung der Produktion überhaupt bewirkte. Das in schwerstem Kon kurrenzkampf stehende Handiverk habe freilich vielfach nicht wie die großen Kartelle die Möglichkeit der Abwälzung und spüre daher die indirekten Steuern zu einem großen Teil als Einkommensteuer. Der Redner beschäftigte sich dann mit dem Entwurf eines Steuervereinheitlichungsgesetzes und erklärte, mit dessen Grundgedanken, die Erhebung der Realsteueru auf einheitlichem Gebiete vorzunehmen, müsse man ohne weiteres einverstanden sein. Abzulehnen sei aber die Zentralisierung der gesamten Steuerverivaltung. Weder beim Rahmengesetz für die Grundsteuer, noch bei der Gewerbesteuer seien höhere Grenzen vorgesehen, so daß für eine Ueberbesteuerung der Wirtschaft überhaupt keine Grenzen gezogen seien. Der Aufbau der Grund steuer cnsi dem Einheitswerte erweise sich schon heute als un durchführbar. Dos Gewerbe st euerrahmengesetz bringe die für das Handiverk wichtige Neuerung, daß der persönliche Arbeitsverdienst von dem Ertrag abzugsfähig ist. Es müsse aber eine Möglichkeit geschaffen werden, um die hohen allgemeinen Lasten, die sich aus dem Umfang des Betriebs ergeben, zur Geltung zu bringen. Unannehmbar für das Handwerk sei, daß die vorgesehenen Steuertarife beim Normal-Steuergesetz eine wesentliche Erhöhung der Gewerbesteuer bedeuten, während für Betriebe mit 1—2 Millionen Mark Reineinkommen eine Ent lastung bis zu 25 Prozent eintrete. Das Steuervereinheitlichungsgesetz versuche auch die Miet zins st e u e r einheitlich für das ganze Reich zu regeln. Dies berge aber die Gefahr, daß der Ertrag der Steuer vom Reiche genommen werde. Er müsse aber den Ländern und Gemeinden bleiben, da die Rückflüsse aus den Wohnungsbaudarlehen früher oder später zu einer Entlastung der Wirtschaft herangezogen werden könnten. Im übrigen sei der snstematiscl-e Abbau der Mietzinssteuer dringend nötig, ebenso sei die allein noch in Sachsen bestehende Schlachtsteuer alsbald abzu bauen. Dies sei dem sächsischen Finanzministerium leider noch nicht möglich gewesen, weil der Finanzausgleich und die Lohnsteuersenkung für Sachsen einen starken Ausfall gebracht hätten. Wenigstens sei es aber gelungen, Steuererhöhungen zu vermeiden, obwohl die Erhöhung der Beamtenbesoldung allein 68 Mill. Mark erforderte. Die neuerliche Lohnsteuer senkung bringe einen weiteren Ausfall van 16 Mill. Mark. Dabei 'komme die Senkung hauptsächlich den Ledigen zugute und bringe für die tatsächlich Bedürftigen keine Entlastung. Um zu gesunden Finanzverhältnissen zu kommen, müsse das Zuschlagsrecht zur Einkommen- und Körperschasis- steuer gefordert iverden. Das Mas; der Realbestsuerung aber 'müsse. um eine Ileberspannung zu verhindern, in Reiaiion zur E i nk o m m e n b e sie ue r u ng gebracht werden. Weiter forderte der Redner eine gerechte Regelung des Finanzaus gleichs. ferner eine Verzinsung der Eisenbahnschuld ans der Uebertragung der Staatsbahnen auf das Reich. Die abgewerteie Forderung Sachsens von 880 Mill. Mark würde bei nur vier prozentiger Verzinsung eine jährliche Rente von 22 Mill. Mark abwerjen. Die Kapitalumlage und die daraus entstandene ungeheure Verschuldung ans Ausland ersordere, um die Bildung von Sparkapital zu ermöglichen, die Senkung der steuerlichen Belastung in Verbindung mit der Senkung der Neparations- lastcn. Die Vermögensbestünde der sozialen Versicherungen dürften niclst allein dem Reiche zur Begebung von Reichssck)atz- mechseln zur Verfügung stehen, müßten vielmehr auch der freien Wirtschaft und dem Wohnungsbau nutzbar gemacht werden. Der Minister erwähnte sodann, daß noch heute im Zeit alter des Industrialismus die Hälfte aller Personen handwerksmäßig beschäftigt würden, und daß im Etat für 1027 3,5 Millionen Veranlagungssteuerpfichtige ins gesamt 1301 Millionen Steuern aufgebracht Hütten, also fast soviel wie 10.7 Millionen Lohnsteuerpflichtige mit 1318 Mill. Mark Steuern. Das Handwerk sei daher kein absterbender Stand, sondern im Gegenteil neben seiner sozialen und sittlichen Bedeutung für das Volkstum eine ganz beachtliche Stütze der finanziellen Leistungen von Reich, Staat und Gemeinden. Die Ausführungen des Ministers wurden mit stürmischem Beifall ausgenommen. Obermeister K u n tz s ch - Dresden behandelt die Existenz fragen des Handwerks und die Stärkung seines Einflusses in der heutigen Wirtschaftspolitik. Er wandte sich gegen die über mäßige Betätigung der öffentlichen Hand und besprach sodann die R e i ch s v e rdi n g u n g s o r b n u n g. dir durch Vergebung an den Billigsten geradezu demoralisierend wirke. Ter Redner verlangte von den Beamten Verzicht aus ihre Selbsthilfeorgani sationen und forderte bessere Fühlungnahme zwischen Lehrer- säzaft und Handwerk. Von den Gewerkschaften unterscheide sich, das Handwerk durch Ablehnung des Ksassenkampfes. Der) Handwerker habe mit seinen Lehrlingen einen Erziehungs-, keinen Arbeitsvertrag abzuschließen. Zum Schluß erörterte dev Vortragende die Frage, wie der Einfluß des Handiverks auf die deutsche Wirtschaftspolitik verstärkt werden könne. D« Schlußreferat hielt der Syndikus des Landesausschusses Drt Kuntze über die Stellung des Handwerks zur Sozial politik und Jugend frage. Ta die heutige Sozial«' Politik aus individuelle Verhältnisse nicht genügend Rücksicht nehme, werde das Handwerk schwer benachteiligt. Die schema tischen Bestimmungen für Arbeitszeit und Löhne belasteten de» handwerklichen Produhtionsprozeß. Die heutige Behandlung und Schonung der Jugend müsse zur Entwöhnung von d«I Arbeit und zur Arbeitsscheu führen. Das Ueberwtegen 8« theoretischen gegenüber der praktischen Seite in der «odei»W Nachwnchserziehung finde nicht den Beifall des HandemnA». Die in den Referaten ausgestellten Forderungen de» HmM« werks wurden in einer programmatischen Entschließ»! »O»W mengefaht, die einstimmig angenommen wurde. KolUingssamMe und Psarrgemein-e Bezirkstag -er katholischen Gesellenvereine Mittelsachsens in Keidenau Eigener Bericht. Die Kolpingssöhne hatten am Sonntag zum 3. Bezirkstag der Gesellenvereine M i t t c l sa ch s e n s in Heidenau aufgerufcn. Ilm 3 Uhr fanden sich die Tagungsteilnehmer in der kleinen Kapelle der St. Gcorgskapelle zusammen, wo ihnen Herr Erzpriestcr Reumann vom Altar aus herzliche Begrüßungsworte zurief und sie ermahnte, im Sinne des großen K, das auf der neuen Fahne leuchtet, an die zu beratenden Fragen heranzutretcn: tm Sinne des Katholiken, des Krcuzträgers, lm Sinne eines echten K o l p i n g s s o h n e s. Mächtig schallt« dann nach dem sakramentalen Segen das Lied vom Kolpingsgrabe durch die Kapelle. Danach ordneten sich die Kolpingsbrüder zum Zuge durch das Städtchen; unter den Klängen kerniger deutscher Lieder zogen sie hinter dem neuen Banner nach dem Schützenhaus, wo die eigentliche Tagung vor sich ging. Nach Worten herzlicher Begrüßung durch den Vczirksscnior hielt der Bczirkspräscs, Herr Kaplan Schmitz (Drcsdcn-N.) einen Vortrag über: Kolpingsfamilie und Pfarrgcmeindc. Die wertvollen Ausführungen gipfelten in dem Wunsche, daß Ge- scllenvcrcin und Psarrgemeinde noch mehr als bisher Zusammen arbeiten möchten. Die Kolpingsfamilie und die Pfarr gcmeindc seien zwei Familien, die aber beide Hand in Hand an der Erfüllung eines Werkes arbeiteten; der Gcscllcnvcrcin sei ein wichtiger Bestandteil der Gemeinde, da von ihm die Grün dung neuer Familien in der Gemeinde ausgehe. Ihm gegenüber hat die Gemeinde die Pflicht, ihn; die nötige Achtung und Unterstüt zung znkommen zu lassen. Damit der Gcsellcnverein seinen Auf gaben in der Gemeinde gerecht werden könne, sei es unbedingt not wendig, die jungen Menschen ans der Psarrgemeinde hcran- zuzichen, denn die Aufgaben, die die Kolpingsfamilie der Psarr gemeinde gegenüber hat, könnten naturgemäß von Einheimischen besser gelöst werden. Den Schluß der Rede bildete ein treues Be kenntnis des Gescllcnvcreins zu den anderen tu der Gemeinde be stehenden Vereine», so besonders zur DJK., den Jünglings- und Jungsrauenvereincn. Das zweite Referat wurde vom Bczirksscnior Karl Wa^gc. zcwski gehalten und hatte zum Gegenstand das Thema Unser politischer Wille — Neutralität oder Gewissenöpslicht. Er führte in außerordentlich klarer Weise etiva folgendes aus. Vor dem Krieg wurde von Köln die Losung ausgcgebcn: Weg mit aller Politik! Damit wurde jeglicher Agitation nnd unschönen Polemik« das Handwerk gelegt. Heute, in der neuen Staatsform hat sich die Parole für die Politik geändert. Heute steht die Kolpingssamtliei kampfbereit da, entschlossen für ihre Ideale zu kämpfen. Damit sind, naturgemäß neue und schwierige Ausgaben gestellt. Der Kolpings« sohn, der sich zur Politik bekennen will, muß erst das Wesen der Politik erkennen. Schließlich stellte er in großen Linien dos poli tische Programm der Kolpingsbemegung aus: Die öffentlichen Ver. hältnisse dürfen dem Kolpingsprogramm nicht widersprechen. Denen wird der Kampf angesagt, die Gott und seine Autorität entthronen und an seine Stelle den Willen des Staates setzen wollen. Der Ge sellenverein fordert vor allem Freiheit für die Erziehung seiner Jugend nach christlichen, Stand punkt. — Um alle diese Ziele zu erreichen, ist es aber unbedingt erforderlich, daß die Zahl derer, die politisch im Geiste Kolpings kämpfen, gestärkt werde. Kein Kolpingsbrüder darf in einer freien Gewerkschaft sein. Me müssen wie ein Mann für ein und dasselbe Ziel kämpsen! Im Schlußwort zu der Bezirkstagung stellte Herr Erzpr. Neumann sreudig fest, daß in seiner Psarrci der Gcscllenvcrcin im Vcreinslebcn an erster Stelle stehe. Er dankte den Gesellen, daß sie gerade sein« Pfarrei zu ihrer Tagung ausgesucht hatte». — Damit war die eigentliche Bezirkstaguug beendet. — Es folgten leicht athletische Wettkämpfe der Deutschen Jugendkrast. Um 8 Uhr wurde dann vor recht zahlreichem Publikum im Saale des Schützenhauses der Festabend eröffnet. Der Kirchenchor sang unter Leitung von Herrn Kantor Strobel in mustergültiger Weise zwei Lieder. Nach einem Ectlo- vortrag begrüßte der Senior der Heidenauer Ortsgruppe Ba- rowski -die erschienenen Gäste. Daun ergriff nochmals der Be- zirkspräscs Kaplan Schmitz das Wort nick verkündete der Ge meinde die in der Nachmittagsarbeit gefundenen Sätze für das Zu sammenarbeiten von Kolpingsfamilie und Gemeinde. Rauschender Beifall zeigten ihm, daß seine aus warmem Herzen kommenden Worte willige Aufnahme fanden. — Ein in das Kolpingslicd aus klingender stimmungsvoller Prolog leitete zum letzten Teil des Abends über. Nach einem gut gespielten Einakter drehte sich bakd jung und alt nach den Klängen einer flotten Kapelle. W- Kl. „Das Schwalbennest- Nesi-enz-Theaker Dresden AltWicn ... Es wird seinen Zauber nicht verlieren. Auch nicht bei den späteren Generationen. Trotz Jazz und Revue, trotz der Kilometcrjagd u»d Schucllebigkcit unseres dahinstürmenden Tem pos gewährt die Zeit von „Auuo damals" immer noch einen Ruhe- Punkt. Es lebt sich auch noch heute i» der Erinnerung an die Tage der Urgroßväter gar zu schön . . . Das wissen auch unsere Auto ren. Und -darum greifen sie ab und zu in vergangene, behagliche Zeiten zurück. So scheu Ernst Marischka und Bruno Granichstaedten ihre drciaktige Liebescpisode in das Leben von Mt-Wien. Damit haben sie schon den nötigen Erfolg zu verzeichnen. Ob nun viel un wahrscheinlick ist, ob die Ereignisse so kombiniert sind, wie man sie für die Gefühlssphärc der Operettenbesucher gerade gebraucht, das ist beim Wesen der Operette belanglos. Einer romantischen Paeterei halber läßt man sogar den alten Strauß 1830 schon im Himmel geigen. Damals lebte er aber noch ganz vergnügt auf Erden. Na ja, die Operette will auch kein historisches Ouellcnwerk sein! Und tvarum soll der Prinz Karl seine Jugen-dgefßielin nicht heiraten, wen» schon der alte Fürst eine Bückermcisterstochter freite? Dis macht sich in den Mauern Alt-Wiens alles so sckön und so poesie voll, daß man cs gern glaubt. Und der Geist der Marlitt und Heim burg, ferner alter Ekirtciilaubcnzanber köuueu einem Hcraufbcschwö- rcn immer noch standhaltcn. Selbst in unseren seichte» und an Poesie arme» Tagen! Darum ließen es sich'die Besucher in dem Alt-Wiener Sing spiel ganz wohl sein und folgten der ziemlich sentimentalen Hand lung, die aber noch den erwünschten Schluß bringt, mit viel Be hagen.... Einem Prinzen, der seinen, acktiährigen Söhnchen wie der eine Mutter geben will, läuft die Braut wenige Augenblick« vor der Hochzeit mit einem anderen davon. Zur selbe» Zeit sicht er seine Jugendfreundin Nettl. die Tochter des Obcrkammerdiencrs, wieder. Sie muß ihm aus der Not helfen. Des Geschickes Mächte wolle» ober, daß er sich diese AiiShilssmutter antraucn lassen muß. Aber zu gleicher Zeit sollte die Hochzeit Nettls mit dem Fiaker Ferdinand Brandt sein. Der Zufall wollte jedoch, daß Ferdinand um diese Zeit die Braut des Prinzen mit ihrem Geliebten ent führen mußte. Natürlich ohne sein Wissen. Nach der Vermählung Nellls mit dem Prinzen kehrt er zurück. Zunächst Empörung und schwüle Stimmung. Aber Nettl weiß, daß bei Ferdinand die Liebe durch den Magen geht. Sie kocht ihm einen ungenießbaren Gulasch. Aus ist es mit der Liebe. Ferdinand nimmt dafür die Schwester Gustl, die ein ausgezeichnetes Beuschel kocht. Der Obcrkammer- dicucr wird Oücrvcrivaltcr und Nettl Frau Prinzessin... Die ganze Sache ist nett, sauber und mit dem nötigen behaglichen Humor ge macht. Vielleicht werden für die Folge einige leerlaufende Strecken gestrichen. Dadurch würde die. Handlung an Wirkung gewinnen; denn der oftmals überflüssige dritte Akt weiß »och allerlei Uebcr- raschungcn zu bringe». Und >vas ist es nun mit dem Schwalben nest? Eigentlich nur eine Nebensächlichkeit, die einen ganz brauch baren Titel ergab. Das Schwaflbennest ist ein Haus im alten Wien, das Ferdinand seiner Nettl kaufen will. Granichstaedten hat zur Operette eine ganz ansprechende Musik geschrieben, die znwr nicht besonders originell ist, die aber in ihrer Volkstümlichkeit gut den Charakter des vormärzlichcn Wiens trifft, geschickt gearbeitet ist und sich auch dem Wesen des Singspiels und der Zeit aupaßt. Nur einmal nähert sich die Misiik bedenklich dem Jazz. Auch der Walzer feiert eine fröhliche Auferstehung in dem „Schwalbennest". Unter Sukfülls fein abgetönter Spielleitung fand die Auf führung eine sehr beifallsstorke Aufnahme, zumal Oskar Schott außerordentlich stimmungsvolle Bühnenbilder geschaffen hat und Heinr. K»»z-Krausc der musikalischen Linie ein flotter und geschmachvoller Führer war. Grete Brill — herzig, scharmant und fesch (ein echtes Alt-Wiener Mädel) — als Nettl, Gretl Eckart — eine lustige Gustl — , Carl Suksüll, einzig in einer seiner typischen Charakterrollen und Ricco Langer als gcnassührter, urkomischer Fürst waren die Hauptstützen der Neuheit. Rudolf Icß fesselt zunächst immer »och durch ein liebenswürdiges und elegantes Spiel. Gesanglich zeigt er ein außerordentliches Streben, die Hem mungen der Tongebung zu beseitigen. Anscheinend fehlt ihm aber noch der kundige Lehrmeister, der dieser a» sich angenehmen Stimme de,, richtigen Sitz gibt. Herrn Litzek hörte ich das erste Mal. Er ist sicher ein ganz gewandter Darsteller, hat aber ziemlich viel Kaba rettcharakter. Die übrigen Darsteller halfen zur Abrundung des Zusammenspiels tapfer mit. Das sehr gut besuchte Haus kargt« nicht mit Beifall und for derte die Tanznummer fast durchweg zur Wiederholung. Der zweite Akt brachte außer dem vielmaligen Hervorruf der Hauptdarsteller „ich Spitzen auch schöne Blumengabcu. Sicherlich wivd das „Schnxrlben- nest" noch viele gut besuchte Häuser bringen. -Ist- Dresdner Lichtspiele N.-T--Lichtspiele. „Das Girl von der Revue" — eigentlich sagt schon der Titel genug. Was geboten wird, ist eine Z,^ sammenfassung mancher alter Filmtricks, mit Sentimentalität, Rhyth mus und ein wenig Humor durchwürzt, von Dina Gralla mit Lebendigkeit und Frische verkörpert. Natürlich gehört zu einen, Tanz girl auch die Revue, Taipchiele und ähnliche moderne Errungen schaften. Daß aber im Film fast stets Barone, Grafen und Millio näre das entzückende Girl von der Revue mit allem Luxus umgeben — ein Baron führt es natürlich auch zum Altar —, hat nichts mit Wahrscheinlichkeit zu tun. Die Atmosphäre des Revuelebens, Karue- tmlstreiben, Jazzstimmung und auch die aristokratische Hochzciisscier können dem Film, der bezeichnenderweise das Publikum recht gut unterhält, keinen überragenden Wert a-briugcii. Prinzeß-Theater. Der Orplid-Film „A „ g st" — bearbeitet nach einer Novell« von Stefan Zweig — gehört zu einem der weni gen Filme, der nicht nur seinem Inhalte nach dem wirklichen Leben abgelauscht ist, sondern auch logische Gliederung und Steigerung aufweist. Abgesehen von einigen Breiten und einer etwa zu stark be tonten „modernen Ehe", die nur als Parallele dient, ist das Schicksal der schönen jungen Frau Duhan, die aus Einsamkeit von ihrem ge raden Wege abkommt und nun von Angst gehetzt, gepeinigt von einer angeblichen Erpresserin, nicht den Mut zur Wahrheit findet, und an dieser Seelenpein zu zerbrechen droht, menschlich und psychologisch hervorragend gestaltet. In Elga Brink lernt mau zudem eine Frau kennen, die über -die schauspielerischen Mittel verfügt, dieses Fraucnsckicksal einfach und ergreifend darzustcllcn. Aber auch die übrigen Mitspieler sind trefflich gewühlt und geben ihr Bestes, so daß der Film keinen Augenblick au Wirkung und Spannung ciubüßt. Capitol. „Das Dorf der Sunde." Alan staunt über den technischen Vorsprung, den Regie und Aufnahme der russischen Filme vor anderen Erzeugnissen haben. Be, diesem Filmwerk staunt man aber auch über die tiefe ethische Grund, idee, die den ganzen Film durchzieht, die mit der sonstigen kommunistischen Ideologie wohl auch nicht das geringste zu tun hat. In ernster Gestaltungskraft ist hier das Problem de» Lebens in der primitiven Umwelt des russischen Bauern auf gerollt. Ter Ausgang ist ein tragischer. Die Sünde fordert ihren Tribut. Die Handlung könnte auch ebensogut außerhafl» Sowietruklauds entstanden sein, wenn man dort freilich nicht
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)