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Mittwoch, den 22. Augusl 192L >UerlagSort » Dresden Anzeigenpreise, Die Igespaltene PeMzeN« SO Familira-s an,eigen ».Stellengesuche SO4. Die PetitreklamezetI«. gllnual breit, t Für Anzeigen aicherhalb des LerbreitungSgebteles- SO^.dte PeiUreNam ezeiie I .!t0^e. Offerlengeb.SO ^ Im Fall« höherer «Sewall erlischt ,ede Berpllichtung ans Liesernng sowie Erfüllung v. Anzeigen.Anstrügen u. Leistung v. Schadenersatz, Geschüstltcher Leil: Artnr Lenz. Dresden. Nummer 190 — 27. Jahrgang Ericheint bmai wSchenti. «it den tllusir. Gratisbeilagen .Dl» Veit' und .Für unsere kleinen Leute', sowie den Textbetlagen ,S». Benno-Blatt', .Unterhaltung und Wissen'. .Die Weit der grau', .Aerziltcher Ratgeber'. .DaS gute Buch' .Ftlmrund« ichau'. Monatlicher Bezugspreis 3 Mk. einschl. Bestellgeld, »tnzeliiummer IO Sonnabend- u. Sonntagnummer SO 4. Heuptlchrlstleiteri De.«. LeSezhk. Dresden. Geschäftsstelle. Druck «.Verlag - «erniania, A^-G. «eiiag und Druckerei, Filiale Dresden, DreSden-A, i. Boliersimbelll. FernrusLl0I2. Postscheck,onto Dresden Bankkonto Siadtba», Dresden ->!, KI7IU Für chrislliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen Bolkszettung Dresden-Allstadl t Polierstrahe t7. Fernrin Mit nnd rivtll. ..N MM « MMeil" Enttäuschung in der sozialistischen Presse Sachsens über die Entscheidung der Partei instanzen — „Kein Begräbnis sür -re Panzerkreuzersrage" Dresden. 21. August. Die Regierungskrise ist vermieden worden, nicht aber die sozialistische Partei Krise. Denn nachdem man die Panzerkreuzerfrage ohne Not zur Prestigefrage gemacht hatte, war es der SPD. nicht mehr gut möglich, die Dackze sang- und klanglos zu liquidieren. Inzwischen wird man wohl selbst im sozialdemokratischen Lager eingesehen haben, daß die künstliche Aufbauschung der Panzerkreuzerfrage während des Wahl- Kampfes und wahrend der letzten Wochen seit langer Zeit der größte Fehler der sozialistischen Politik gewesen ist. Vom staatspolitischen Interesse ist es erfreulich, daß die „Staats- raison über das bloße Agitationsbedürfnis gesiegt hat. Für die sozialdemokratische Partei mußte jeder Ausgang schwere Sorgen bringen: auch ein Nachgeben gegenüber dem linken, radikaleren Flügel hätte die Partei schwer erschüttert. „Dos eben ist der Fluch der bösen Tat, daß sie fortzeugend Böses muh gebären". Die sächsischen Genossen haben in Berlin eine ziemlich herbe Abfuhr erlitten und man kann es ihrer Presse nachfühlen, daß es ihr nicht leicht wird, schöne Worte zu diesem Ausgang der Dinge zu finden. Einer der sächsischen Sozialistensührer, OskarEdel, zieht in der Dresdner Bolks- zeitung eine Zwischenbilanz. Darin gibt er ofsen zu, daß der Beschluß der Parteiinstauzen für die Frage des Panzer kreuzers „leider" Irein Begräbnis sei und daß die Angele<zenheit lange lebendig bleiben werde, erst recht, wenn die Partei sie tot- schweigen wollte. Der Beschluß der Parteiinstanzen ist sür ihn nicht viel mehr als der „Ausdruck einer Verlegen heit". Edel bekennt sich bei dieser Gelegenheit erneut als grundsätzlichen Gegner der Koalitionspolitik überhaupt. Er dürfte in diesem Punkte für das Gros der säch sischen Genossen sprechen. Letztere sind es gewesen, die schon vor den Wahlen aus dem Kieler Parieitag der SPD. dem Par- teivorstanü die Bollmacht siir das Eingehen einer Koalition bei einer taktisch günstigen Situation sdie nach der Reichstagswahl gegeben war) verweigerten und die auch aus der Kölner Tagung de-? sozialdemokratischen Parteiausschusses nach den Wahlen gegen einen bedingungslosen Eintritt der Sozialdemokratie in eine Koalition austraten. Für diese sächsischen Genossen ist. wie Edel bestätigt, der Bau des tslanzerkreuzers nur der logische Ausdruch einer bedingungslosen Koalitionspolitik. Er beschwert sich darüber, daß bei der Regierungsbildung das Primäre für die sozialdemokratische Partei der Wille gewesen sei, unbedingt zu regiere n. Darum habe nach seiner Meinung die Partei die Handlungsfreiheit verloren, ehe noch von ihr Gebrauch gemacht worden war. Die sächsische Sozialdemokratie ist auch mit den übrigen Ergebnissen der bisherigen Koalitionspolitik unzufrieden. So betont Edel, daß die Steuerregelung unzulänglich ge blieben ist. daß der Verfassnngstag nicht zum gesetzlichen Feiertag erklärt worden sei und daß man der V 0 l k s pa r t e i den Eintritt in die P r e u ß e n r e g i e r u ng grundsätzlich zu gesagt habe, und erklärt, daß diese bisherigen Ergebnisse offen bar selbst der sozialistischen Parteileitung nicht von werbender Kraft zu sein scheinen. „Wir glauben", so schließt er, „daß schon der bisherige Anschauungsunterricht genügt, uni das Koalitionsexperiment zu liquidieren". Edel hat in diesem Punkte nicht ganz unrecht. Nur vergißt er. daß zwischen der „wer benden Kraft" einer rein parteiegoistischen Politik und der Verantwortung sür das Allgemeinwohl oft ein himmelweiter Unterschied ist. Die sächsischen Sozialdemokraten haben es in ihrer jahrelangen Opposition offenbar gänzlich ver lernt, die Imponderabilien einer verantwortungsbewußten, positiven Mitarbeit im Staate richtig zu würdigen. Sonst würden sie zu manchen Problemen eine gesündere Ein stellung längst gefunden haben. Denn schließlich ist die Angst vor der noch skrupelloseren Agitation der Kommunisten nicht der Maßstab für die eigene Verantwortung. Und solange man in gewissen Kreisen der Sozialdemokratie nur immer stramm nach links säsielt, wo Moskaus blasse Sterne leuchten, wird man ans dem steinigen Wege, der vor uns allen liegt, ver mutlich noch sehr oft und unangenehm stolpern. Die Radikalen haben für diesmal sicher eine schwere Niederlage erlitten. Daß sie ihren systematisch betriebenen Feldzug gegen jede Koalition ausgeben werden, ist kaum zu er- erwarten. Dazu ist diese Frage zu weitreichend. Hier in Sachsen, in der Hochburg der Radikalen, weiß man sehr wohl, daß sich die Aussichten für die Erringung einer Linksmehrbcit im Landtag in dem Maße verringern, als man im Reiche an der Verantwortung Anteil hat. Aus diesen Rücksichten heraus ist die geschlossene Front der sächsischen Koalitionsgcgner zu erklären. Das Gegen gewicht gegen diese vom besonderen Charakter der Sachscnpolitik beeinflußte Richtung der unbedingten Koalitionsgcgncrschast bildet die preußische Richtung, die wesentlich durch die jahrelange Mitarbeit der SPD- in der Koalition bestimmt ist- Diese P r e u ß e nk 0 a l i t i 0 n hat gerade im sozialdemokratischen Lager den Mut zur Verantwortung ungemein gestärkt und dadurch auch der Reichspolitik zu einer festeren und kontinuierlichen Grundlage verholfen- In gewissem Sinne erntet heute der Berliner Partei vorstand der SPD- die Fr üehte für seine Haltung, die er den gemäßigten Führern der sächsischen Sozialdemo kraten gegenüber bis zur Gründung der Alrso.sialistische» Partei eingenommen bat- Durch die damalige Ausschiffung der N hat man erst den Radikalen das unbeschränkte Regiment eingcräumt, mit dem sie heute ihren Berliner Freunden das Leben reichlich schwer machen- Es kommen sür jede Partei Stunden, wo man einmal un populär sein muß- Es ist von Nachteil, dieser Notwendigkeit allzu lange ansznweichcn- Die Auseinandersetzungen innerlialb der SPD- werden bei der nächsten ernsteren Gelegenheit wieder anflebe»- Damit darf man bestimmt rechnen- Der Panzerkreuzer N war nur ein Auf takt- Das ist sicher für die Reichspoliük eine nnangenebme Be lastung- Hoffen mir, das; auch künftigbin die V c r n u n f 1 p 0 l i. tik vor der bloßen Partei- und I n t c r c s s c n p 0 l i t i k den Vorsprung behält- Lle katholische VeMkenbeweglW Von äipl. rer. pol. R. Schntrvn, - > 2. Vorsitzender des Kath. Beamtenvereins Asotz-D»:ll». Bon hoher weltlicher und kirchlicher Seit« ist anläßlich der Jubelfeier des katholischen Gesellenvereins in Trier eine stärkere politische Betätigung der katholischen Jugend in den Mittelpunkt der Festrede gestellt worden. Welt mehr mutz dies für den katholischen Beamte» gelten, dessen Stellung als Diener der Bolksgesamtheit eine politische Schulung nicht entbehren kann. Erfreulicherweije ist in den letzten Jahren auch in der katholischen Ben tuten- schaft eine Bereitschaft zur Mitwirkung bei der Enimtä. lang des politischen und sozialen Lebens festzustellcn. D;e von über 20 000 katholischen Beamten Deutschlands be- schickte Tagung des Verbandes katholischer Beamten, verbände in Breslau im Juni d. I. hat vor aller Oeffentlichkeit Zeugnis davon abgelegt, das; Religion und Vaterland in ihren wechselseitigen Beziehungen durch ltz: Betonung des Berufsethos und die Weckung der orgaiii- satorischen Verbandskräfte den Verband der katholisch«.; Veamtenvereine Deutschlands auf eine beachtenswert« Höhe geführt haben. Die Tagung hat das unbedingt« Br- ienntnis zur neuzeitlichen und grotzzügigen Organisation», nrbeit am Verufsbeamtentum geoffenbart und den Le-- weis erbracht, datz die katholische Standesbewegung für die Zukunft nicht mehr zu entbehren ist. Drei Punkte sind cs, insbesondere zu denen eine klare Stellungnahme notwendig war, weil sie für die Znkunst der katholischen Beamtenbewegnng entscheidend sind: 1. Das Bekenntnis zur politischen Mitarbeit mit der Zentrumspartei und der Bayerischen Volkspartei,- 2. Die Notwendigkeit der Berücksichtigung der katho lischen Beamten bei der Besetzung der Veamten- stellcn in Reich, Staat und Gemeinde, damit über all ein paritätisches Verhältnis hergestellt wird; 3. Die Heranziehung der katholischen höheren Be amten zur Mitarbeit in den katholischen Beamten- vereinen. Angesichts der großen materiellen Not gegenüber er höhten Arbeitsaufgaben und aus dem ideellen Wunsch nach Mehrgeltung im neuen Staat bemüht sich das Beamten tum zu einer umfassenden Kenntnis der sozialen, wirt schaftlichen und politischen Beziehungskräfte zu kommen. Gerade der katholische Beamte vermag u. E. am besten den Weg dahin zu finden, wo seine höchsten Aufgaben im neuen Volksstaat, in der deutschen Republik, zu erfüllen sind. Für ihn gibt es keinen Zweifel darüber, datz die legitimistischen Ansprüche der alten Ervmonarchie endgültig erloschen sind und datz er seine ganzen Kräfte für den heutigen Staat im echten Gemeinschaftssinne einzusctzen hat. Stets hat die katholische Kirche die Suprematie des Staates und des Slaatszwecks, nämlich die salus publica über das Prinzip der Legitimität gestellt, weil das Eesamtwohl aller Bür ger des Staates das schöpferische Prinzip und das erhal tende Element in der menschlichen Gesellschaft ist. Abge sehen davon, datz der größte Teil des deutschen Volkes die Demokratie für die gegebene Staatsform ansieht, ist das demokratische Prinzip für das konfessionell zerrissene Deutschland die beste Lösung. Deshalb gilt es für den katholischen Beamten: Voll, auch innerlich die jetzige Staatsform zu bejahen und seine Kräfte für den heutigen Staat einzusetzen. Der katholische Volksteil unseres Vaterlandes steht vor der Verantwortung, die ihm durch die Verfassung ge gebenen Möglichkeiten einer Durchdringung des deutschen Staats- und Wirtschaftslebens mit den Ideen des katholi schen Menschen, des katholischen Verantwortungsbewutzt- seins und seiner erzieherischen Werte auszunutzen. Hier liegt die Aufgabe der parlamentarischen Vertretung des katholischen Beamten, — das mutz sachlich und nicht im Tone der Bitterkeit festgestellt werden — alle die Schäden nnd Benachteiligungen zu beseitigen, die frühere Zeiten hinterlassen haben. Dem deutschen Volksstaat müssen Be amte zugeführt werden, die die ganze Verantwortung ihres Amtes spüren und die nicht Disziplin im Sinne einer militärischen Unterordnung, nicht Kasten- und Klassen- ideale, sondern wahrhaft kollegialer Geist zu einer gedeih lichen Arbeit leitet. Ob es eine Fügung ist, datz stets eine vorwiegend katholische Bevölkerung an den gefährdeten Punkten der deuischen Grenzen in Ost und West Wacht halten muß und dazu gegenüber einer weltanschaulich gleichgerichteten Be völkerung? Für diese Schichten der Bevölkerung ist es ge rade eine Lebensnotwendigkeit, in einer ihrer Denkungs art entsprechenden, d. b. katholischen Beamtenschaft, eine Die heutige Nummer enthält die Kinderbeilage „A ii r »»«serekleinenLeut e". se^ blitze zu finden. Vielleicht hätte, wenn von den Regierenden der nationale Wert einer katholischen Beo. ..Seilschaft für die katholischen Grenzbezirke, erkannt worden wäre, das Problem des „polnischen Korridors", Posens, Oberschlesiens und auch das Elsaß-Lothringens eine andere Lösung erfahren. Es fehlte uns und es fehlt uns noch die Zielttarheit der gotzen Nach barnationen, die im einfachsten und im höchsten den einen gleichen nationalen Willen leben dig zu machen suchen. Getreu ihrer Devise: Deo et patriae wollen die katholischen Beamten ihre nationale Aufgabe jenseits von allem Nationalismus, der in jeder Form un christlich und unsittlich ist, fern auch von jedem falschen Internationalismus, die Idee in die Tat umsetzen, die aus eine einfache Formel gebracht, lautet: „Wir wollen den Platz wahren, auf den uns Gott gestellt hat." Leider hat die gegenwärtige Zeit, in der vKr allen Seiten gegen die Grundfesten der religiös-sittlichen Welt- rdnung Sturm gelaufen wird, die gewissenhafte opfer bereite'Tätigkeit des katholischen Beamten noch nicht voll u würdigen und zu schätzen gelernt: deshalb hat auch die Irage der „Parität" ein spontanes Bekenntnis zu der für die Lösung dieser lebenswichtigen Frage allein zuständigen deutschen Zentrumspartei und der Bayerischen Bolkspartei rusgelöst. Denn wie sieht es mit der „Parität" aus? — Her Abgeordnete Dr. Stegcrwald führte an dieser Stelle sNummer 311 vom 8. 7. 28) aus, datz obwohl die Zen- irumspartei seit 1918 fast sechs Jahre lang den Reichs kanzler gestellt und die Politik der deutschen Republik ge leitet hätte, keine zehn Prozent der höheren Ministerial- bcamten Zentrumsleute seien, daß sich das Zentrum also nach Stellen nicht gedrängt habe. Und ein Berliner demo kratisches Blatt wies vor kurzem nach, datz von den 1063 oaenanten politischen Beamtenftellen in Preuben nur 216. also ein Fünftel, von der Zentrumspartei vsfetzt seien. Wie sicht es bei den nichtpolitischen Beamten, insbesondere bei sin Provinzial- und Lokalbehörden aus? Leider noch viel .ssiechter! Das „Paritätsverhältnis" liegt hier so ungün stig für die katholische Beamtenschaft, datz es die höchste Zeit ist, datz die Zenirumspartei ihre Arbeit aus diesem Gebiete beginnt. Dieses gerecht-paritätische Verhältnis nutz, was noch wichtiger ist, bei sämtlichen De am en gattun gen Le: Reichs-, Staats- und Selbstver- valtungsbehörden hergestelit werden. Dieses Recht wer- :en alle Deutschen anerkennen müssen, die die veranbvor- nnqsvolle Nolle des katbolsick^ -"sils um die Erlral- rung unteres deutschen Vaterlandes im ersten Jahrzehnt des Bestehens der deutschen Republik nicht wider besseres Wissen verneinen wollen. In einer Zeit, in der man sich unter der deprimie renden Gewalt des Materialismus und Liberalismus im mer mehr von dem höheren, von Gott gewollten Recht entfernt, ist gerade ein Beamtentum, das auf den welt anschaulichen Grundsätzen der katholischen Kirche steht, für Staat und Volk unentbehrlich. Das Vorhandensein eines in seinen Grundsätzen gefestigten Beamtenstandes ist aber auch deshalb nötig, weil die Beamtentätigkeit sich immer mehr in die Sphären der wirtschaftlichen Produktion hin- einwächst; die „gebundene Wirtschaft", die „Verbeamtung des Handels" — wie Schwalenbach in seinem Kohlegut achten ausführt —, die systematische Beeinflussung der deutschen Wirtschaft durch die öffentliche Hand zeigen dem Beamten immer neue Wege, preisen ihm aber auch größere Pflichten und Aufgaben zu, die er im Interesse der Bolks gesamtheit wahrzunehmen hat. Deshalb bedarf es eines Zusammengehens sämtlicher katholischer Beamten, auch der Höheren Gruppen. Hier mutz die bewundernswerte, gerade re LaLnbreckielltre Einstellung der leitenden Beamten der