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o«-«'» Sächsische DoUrszettung « Die Jubelfeier -er T. Ä. Dresden Dresden, 5. Juni 1928. Die Feierlichkeiten anläßlich des 100jährigen Jubi- läunis der Technischen Hochschule haben gestern ihren Ansang ge nommen In würdiger Weise begannen die Veranstaltungen gestern mittag mit einer schlichten Gedenkfeier für die Gefallenen Nachdem Beethovens Trauermarsch aus Lconore verklungen war, lnctten Rektor und Senat. Professoren und Ehrensenatoren den Ein zug in die festlich geschmückte Aula, von deren Tribüne die Fahnen der Korporationen glühte». In seiner Begrüßungsansprache führte der Rektor der Hoch schule. Professor Dr.-Jng. Nägel, folgendes auS: Nicht Trauer um uiuece gefallenen Kameraden soll uns das Herz beschweren, sondern stoizc Dankbarkeit uns erfüllen. Lassen Sie daher, Kommilitonen, sich die Stunde, in der Sie aus hohem Anlaß mit Ihren Lehrern vereint fino, dazu dienen, in Ihrem Bewußtsein eine ewig lebendige Erinne rung zu begründen, die sich an diese Feier anschließt und die Brücke Littet zu dem Denkmal, in dessen steinernen Linien die Seelen unse rer Toten zu uns reden und uns ermahnen, so oft wir an der ge heiligten Stätte vorübcreilen, der Pflicht bewußt zu sein, sür deren Fr-ültung wir zu leben bestimmt sind. Ihr Denkmal soll uns Ach tung cingeben vor jedweder Uebcrzeugung, wen» diese llcbcrzcugung nur echt und rein und auf ein seelisches Ringe» um das Wohl des ganzen Volkes gegründet ist. Das Ehrenmal unserer teuren Gefalle nen werde zum Altar unserer Hochschulgemeinde, an dem keiner Vor beigehen möge, ohne innezuhaltcn mit seinen Gedanken und sich Rechenst-least über sich selbst zu geben.- Unter den Klängen des Largos von Händel legten sodann Rektor und Senat und die Kor porationen Kränze an dem Ehrenmal sür die Gefallenen vor dem Portal der Hochschule nieder. Nach der Gedächtnisfeier in der Aula der Hochschule fand die Einweihung des Erweiterungsbaues des Dresdner S t u d c n t« n ha u s es in der Mommsenstraße mit einer eindrucks. vollen Feier statt. Eine Feflfitzung in -er Aula der Technischen Hochschule fand am Nachmittag statt. Dabei über brachte zunächst Rektor Professor Dr. B o o st (Berlin) die Glück wünsche der anderen Technischen Hochschulen Deutschlands, Pro fessor Dr. Bel de (Leipzig) überreichte eine bronzene Plakette mit Widmung als Edrcngabc. Rektor Professor Dr. Quincke (Han nover) verkündete die Ernennung des Professors Karl Kutzbach zum Dr. ing. ehrenhalber. Im Namen der juristischen und philo sophischen Fakultät der Universität Berlin überbrachtc Professor Dr. Holdack die Ernennung des Rektors der Technischen Hochschule Dresden Dr. Nägel zum Ehrendoktor der Staatswissenschasten. Glnekwnnschurkundc» wurden überreicht für die Bergakademie Freiberg durch Professor Dr. Wandhosf, für die Forstakademie Tharandt durch Professor Dr. Prell. Im Namen der Technischen Hochschule Zürich sprach Rektor Professor Dr. Niggli, im Namen der Smdtischen Hochschule Stockholm Professor Dr. Lindmark. Weiler überbrachtc» Glückwünsche Professor Dr. Gurlitt für den Bund Deutscher Architekten, Professor Dr. Kocnen im Namen der Deutschen physikalischen Gcsellschast und Professor Dr. ? cl> m i d t im Namen der Gesellschaft Isis. Geheimer Kommerzienrat Schleich (Dresden) überreichte im Namen der Sächsischen Handelskammern ein Geschenk von 50 000 Mar! zur Verfügung des Senats, Generaldirektor Dr. Reuter eine Iubttäumsslislimg von 10000 Mark zur Durchführung wichtiger Versuche aus dem Gebiete -cs Maschinenbaus, Dr. Naumann Dresden) für die Gesamtheit der sächsischen Gemeinden eine Spende von 30 000 Mark zur Unterstützung bedürftiger Studierender. Der Bund amerikanischer Architekten hat, wie Ministerialdirektor Schü ler (Berlin) mittcilte. das gesamte Material der amerikanischen Architel'tur.mtzstclGng, die im vorigen Iabrc in Deutschland gezeigt worden ist, der Technischen Hochschule Dresden als Jubiläums- gcschcnk übereignet. Der Verein Dresdner Buchhändler hat als Fest gabe ei» Gemälde überreicht, das die deutsche Arbeit verherrlicht. Weiter überbrachtcn Glückwünsche: Generaldirektor Heinrich (Zwickau) sür die Mitteldeutsche Stahlindustrie, Senator Dr. Kop- k pe » berg für die Mitteldeutschen Stahlwerke, Konsul v. Frenckel ! sür die finnischen Studierende», der Student Poposf im Name» I der bulgarischen Studenten, Dipl.-Jng. Jebscr im Namen der j norwegischen Studierenden. Rektor Nägel dankte sür alle Glückwünsche und verkündete die von Rektor und Senat beschlossenen' Ehrenpromotionen und Ernennungen zu Ehrensenatoren. Es wurde» ernannt zum Doktor-Ingenieur ehrenhalber: Prof. Dr. Ernst vo» Basscrmann-Jordan (München). Generaldirektor Luitwin von Boch- Galhau (Mettlach), Oberbaudirektor Prof. Dänischer (München), Geh. Hosrat Kommerzienrat Louis Ernst (Dresden), Direktor der I.-G.-Farbenindustrie Dr. Phil. Dr. nied. e. h. Bernhard Heymann (Leverkusen), Staatsminister Dr. Fritz Kaiser (Dresden), Präsident der Reichsbahndirektion Richard Kluge (Dresden), Direktor de? Kaiser-Wilhelm-Jnstituts für Eisenforschung Pros. Dr. Friedrich Körber (Düsseldorf), Direktor des Psychologischen Instituts Prof. Dr. Felix Krüger (Leipzig), Generaldirektor Fritz Lässig (Chemnitz), Birger Ljungström (Stockholm), Prof. Dr.-Jng. Otto Mader (München), Geh. Hosrat Prof. Dr. Reinhold Müller (Darm stadt), Architekt Prof. Ragnar Oestberg (Stockholm), Geh. Medi zinalrat Dr. phil. et med. Theodor Paul (München), Direktor des Kaiser-Fricdrich-Museums Prof. Dr. Friedrich Sarre (Berlin), Ministerialrat Arno Sorger (Dresden), Verlagsbuchhändler Theo, dor Steinkopff (Dresden). Architekt Prof. Heinrich Straumer (Ber lin), Stadtbaurat Karl Wahl (Dresden), Generaldirektor der Säch sischen Werke Oberbaurat Friedrich Wöhrle (Dresden). Stadtbaural Paul Wolf (Dresden), Prof. Dr. Jonathan Zenneck (München); zum Doktor der Wirtschaftswissenschaften eh. Gehcimrat Heinrich Herkner (Berlin), Prof. Dr. Hans Reichel (Rahlstedt): zum Doktor der Kulturwissenschaften e. h.: Ge- heimrat Prof. Dr. Kcrschensteincr (München), Gehcimrat Prof. Dr. Heinrich Rickert (Heidelberg), Gehcimrat Prof. Dr. Karl Rößler (München); zum Doktor der technischen Wissenschaften e. h.: Hüttendirekior Dr.-Jng. e. h. Heinrich Koppenbcrg (Riesa), Kolo. nial-Industncller Ludwig Scholz (Schloß Worb bei Bern); zu E h r e n s e na t o r e n: Konsul Adolf Arnbold (Dresden), Prof. Dr. Adolf Beythien (Dresden), Staatssekretär a. D. Hans Breüow, Dr.-Jng. e. h. (Berlin), Generaldirektor Wilhelm Eiselt, Oesterreichischcr Generalkonsul (Dresden), Konsul Dipl.-Jng. von Frcnckcll (Dresden), Dr. med. Elisabeth Jacob! (Dresden), Mini, sterialdirektor Geh. Rat Dr.-Jng. e. h. Ernst Just (Dresden), Stadt rat Georg Köppen (Dresden), Fabrikbesitzer Richard Lieberknechi (Obcrlungwih), Betriebsdirektor Wilhelm Meyer (Freital-Birkigt). Dr. nied. Otto Müller (Dresden), Dr. med. Felix Nabmmacher lDrcsdcn), Kommerzienrat Richard Sichler (Dresden). Ministerial rat Dr.-Jng. Artur Speck (Dresden), Vcrlagsbuchhändlcr Dr.-Jng e. h Julius Springer, Kanzlcirat Heinrich Weißt (Dresden). -» Die offiziellen Feierlichkeiten begannen abends 6 Uhr In klang- voller Weise mit einer Feskvorskettung in -er Skaaksoper Bis auf den letzten Platz waren Ränge und Parkett besetzt. Ein Parkett von Gelehrten! Wohl selten nur sah die Staatsoper ei» Publikum von solcher geistigen Qualität, wie an diesem Abend. Sämtliche Teilnehmer trugen feierliches Schwarz. In der großen Mittelloge des ersten Ranges saßen die Minister, die Senatoren, Ebrendoktoren und andere Ehrengäste. Eine weihevolle Stimmung lag über dem Hause, als die Staatskapelle unter Fritz Büschs Lei tung mit dem Vorspiel zu den „Meistersingern" einsetzte. Es wur den von ersten solistischen Kräften die Rollen des dritten Aktes ge sungen. Ergreifend war die Huldigung an die Jubilarin durch das von Plaschlc wunderbar gesungen« Hohe Lied auf deutsche Arbeit und deutschen Fleiß: „Verachtet mir den Meister nicht." Es war eine Aufführung, wie man sie selbst im Dresdner Opernhanse nicht so ost erlebt. — An die Festvorstcllnng schloß sich ei» Empfang im Rakhaufe an, an dem etwa 300 Ehrengäste leilnahme» Eure Elite des deut schen Geisteslebens war es, die sich in den festlich geschmückten Fest, räumen versammelte. Man sah u. a. den sächsischen Ministerprä. sidenlen Heldt, die Staalsminister Dr. Kaiser, Krug von Nidda und Weber, den Bischof vo» Meißen, DDr. Christian Schreiber, den gesamten Lehrkörper der Technischen Hochschule mit sämtlichen Ehrendoktoren und Ehrensenaloren, die Rektoren der sämtlichen anderen deutschen Universitäten und Hochschulen sowie der deutschsprachigen Auslandsuniversitäten Wien, Prag, Brün» und Zürich, ferner den Rektor der Universität von Stockhol m, weiter Vertreter der großen technischen Spitzcnverbändc, darunter der Käiser-Wilhelms-Gescllschafl. Neben den Vertreter» der Stn- dentenschaft nahmen Mitglieder des Rates und des Stadtverordneten, kollegiums an dem Empfang teil. Im Prunksaale des Rathauses, dessen Tische mit buntem Laub und einer Fülle von Goldregen-Sträußen farbenfroh geschmückt »«re», begrüßte Oberbürgermeister Blüher beim festlichen Mahle seine Gäste und betonte die innige Verbundenheit zwischen Stadt und Hochschule in Dresden. Hochschulen und Städte seien a»f- einander angewiesen. Der Aufschwung beider beruhe ans der Ent wickelung der Naturwissenschaften und der Wirtschaft. Unsere Hoch schulen bildeten beute die Zentren wissenschaftlicher Kultur. Die Ergebnisse der wisscnsäzaftlichc» Forschungen der Hochschulen kämen besonders den Städten zugute. Bei den Technischen Hochschulen komme hinzu, daß sich die technischen Fortschritte nirgends so aus- wirkten, wie in der Stadt. Die heutige Feier solle der AuSdrn ' d- s Dankes der deutschen Städte an die deutschen Hochschulen sein, ins- besondere aber der Stadt Dresden an die Technische Hochschule. Die Städte wüßten, was sie von den Hochschulen empfangen hätten und was sie noch vo» ihnen erwarten dürften. Dr. Bischer wies dann auf die Bedeutung der deutschen Hochschulen für das deutsche Volk hin und fchloß mit einem begeistert aiisgenommenen Hoch auf die deutschen Hochschulen und die Technische Hochschule im beson. deren. Rektor Prof, Dr. Nägel dankte in humorvoller Rede der Stadtverwaltung und dem Oberbürgermeister für die ehrende Be- grüßung und die freundliche Aufnahme und wies darauf hin, daß die Entwickelung der Städte mit dem Fortschritt« der Hochschulen und der Wissenschaft gleichen Schritt halte. Nachdem die Teilnehmer an dem Empsangsabende noch kurze Zeit bei Kaffee und einer Zi garre Unterhaltung gepflogen hatten, versammelten sie sich vor den» Eingänge des Neuen RatlMises zum Empfange des Fackelzugcs der Studenten. Krönung und Abschluß zugleich des ersten Tages der Juki, läumsscierlichkeiten bildete der imposante Fackelzug den die Studentenschaft nach altem akademischen Brauch der im Rat hai s weilenden Festvcrsammlung, Rektor, Senat und Proiessoren- hhaft der Hockschule, sowie den Stodtbebördcn und Ehrengästen dar- bcachte. In langem Zuge bewegten sich die Korporationen mit lodernden Pechfackel», voran in Wagen die Chargierten mit den Bannern, von der Technischen Hochschule aus durch die Straßen der Stadt, um sich gegen 1k Uhr vor dem Neuen Rathaus zu einer macht vollen Kundgebung zu sammeln. Weihevolle Stille lag über dem Platz, als der Rektor, Professor Tr. Nägel, in seiner Ansprache an die Kommilitonen auf die Bedeutung des Tages hinwics und der Stu dentenschaft das neue Banner übergab. Ein Vertreter der Studenten, schaft brachte den Dank seiner Kommilitonen zum AnuSdruck und legte ein Trengelöbnis zur Alma malcr und zun: deutschen Vaterlandc ab. In seine Schlußworte „Vivat acadcmia, vivant ProsessorcS", klang cs vieltausendstimmig nach der alten Stndcntenweise weit über den Platz hallend ein. Mit dem Deutschlandlied fand die eindrucksvolle Kundgebung ihren Abschluß, und unter dein Gesang des herrlichsten Studentenliedcs „Burschen heraus" vollzog sich bis nach Mitternacht der Abmarsch der Korporationen. Feier und Fackelzug waren in vollkommenster Ordnung und bei besten: Wetter verlaufen. Der Fackelzug hatte eine große Mcnae van Neugierigen angelockl, von denen ei» Teil noch auf dem Nachhause, wege von den: Gewitterregen erreicht wurde, der gegen 1 Ulir nachts einsehte. „Mirchl" von Galsworlhy Gastspiel Ernst Deutsch in der Komödie zu Dresden. Man könnte darüber rechten, wie man mag, es bleibt eines der schwächeren Theaterstücke Galsworthys. Ich sage „schwächeren", denn selbstverständlich schreibt der britische Dich ter. der bei uns in Deutschland seit kaum 4 Jahren einen Triumphzug feiert, wie kaum ein deutscher Dramatiker in de» letzten Dezennien, schwache Sliicke überhaupt nicht, d. h. wenig stens »ich! im theatralischen Sinne. Gewiß hat der Tempo- Eckrci des Regisseurs Renata Mar da, der übrigens auch die ganz sicher tragikomisch gemeinte Handlung ins Possenhafte steigert (steigert?), das Bild ein wenig verzerrt, aber doch nicht so. daß man den Autor, den trotz seiner liberalen Welt- ansthaming dach immer menschliches Verstehen und vor allem warme Herzensgüte auszeichnet, nicht zu erkennen vermöchte. Der Fehler liegt schon beim Stücke selbst, das nur Episoden, die zusammeugenom'iicn noch keine Handlung ergeben, aufweist. Der Hauplmann a. D. Matt Denant hat einen Polizisten, als cr ein Straßenmädchen verhaften will, einen Kinnhaken beigebracht. weil er beweisen kann, daß die Sistierung ein Un- recht ist. Der Policemann fällt unglücklich auf ein Gitter und ist aus der Stelle tot. Vorspiel. Echte Galswvrthy Konstruktion, aber Künstlerisch prachtvoll gemacht. Keine Anklage gegen Ge setz. Staat oder Menschen. Ein plumper Zufall. — Gefängnis- hos mit unwürdiger Menschenbehandlung. Denant kratzt aus. Tnaße mit Falle und dummen, feigen Gesängniswärtern. Dcuniii geht nicht in die Falle. Zimmer der „Dame mit kurzem Haar". Denan! kampiert unter ihrem Bett und sie rettet ch» Szene am Bach. Gespräch mit alten Herren, der den Sträfling erkennt, aber van der Erfüllung seiner bürgerlichen Pflicht ab- sielst. Szene im Moor, wo Denant picknickenden Ausflügler« das Auto stiehlt. Szene auf der Straße mit jungem Paar, die in einen Meinungsstreit geraten, ob sie Denant entkommen lassen sollen. Die Dame ist — wie überhaupt sämtliche Damen — für die Rettung. Szene auf dem Felde. Bauer und Knechte rufe» die Polizei, während des Bauern Töchterlein sich ein Autogramm erbittet. Denant entkommt in die Kirche. Szene in der Sakristei. Der Priester kämpft zwischen Herz und Pflicht. Als schon das Herz siegen wist, ergibt sich Denant. Schluß. Dazwischen Loutsprechermeldungen der Polizei, eine Parodie aus die bekannten Färbungen offizieller Berichte. Man ersieht aus der Inhaltsskizze, baß nur die Frage „Wie verhalten sich die verschiedenen Individuen, wenn sie dem Sträfling be gegnen?" ventiliert wird. Es fehlt aber jede Tendenz und da mit in c-diesem Falle die Essenz des wirklichen Dramas. Ernst Deutsch gibt diesen Gentleman-Sträfling sehr gentlemanlike. Bisweilen erhebt er sich zu starker Betonung des menschlichen Konflikts und dann herrscht einen Augenblick Ernst auf der Szene. Slber gleich gibt's wieder Ironie und Satire. Der Darsteller hat eigentlich nur die Aufgabe, sympa. thisch zu sein. Das ist Ernst Deutsch in hohem Maße. Neben ihm wirken die Mitglieder der Komödie recht ergötzlich, so be sonders Trude Wessely und Martin Costa, dessen alter Herr ein Kabinettstückchen war. Und auch Wolf Kersten, der überhaupt als Charakterkomiker überraschte. Carlmayrs Priester hatte echte Züge und war sehr schön erfaßt. Die übrigen Herrselmsten. die alle gut waren, mögen sich diesmal mit einem Gesamtlob begnügen. Sie schufen gelungene Typen. Sehens wert ist die Inszenierung Mordos " mit ihrem Temperament, ivenn sie auch nicht ganz Helferin des Dichters ist. Zck. Schauspielhaus: 10. Morgenfeier. Um es gleich vor weg zu nehmen: Erdrückend war der Gewinn nicht, den man aus der Richard Strauß und Hugo von Hofmannsthal zugedachten Morgenfeier mit forttrug. Wer sich etwa ein Bild von Strauß nach den spärlichen Fragmenten hätte machen sollen — für den Fall, daß er von diesem Komponisten noch nichts Wesentliches gekannt hat — dem wird von der Bedeutung des ,.Solome"-Schöpfcrs freilich wenig zur Kenntnis gekommen sei». Und auch von dem Schassen Hofmannsthals konnten die Ge dichte und der Prosabettrag kaum mehr als eine Skizze geben. Eingelcitet wurde die Beraustaltung mit einem Bortrag von Prof. Rickmrd Specht (München), „Richard Straus, »nd Hugo von Hofmannstha l", in dem der Vortragende be sonders ans das gemeinsame Arbeiten der beiden hinwies und ihre gegensätzlichen Naturen schilderte. Jenny Schaffer brachte einige zartgesärbte Dichtungen, die sich in „Zum Ge dächtnis des Schauspielers Mitterwurzer" zur dramatische» Note steigerten. Besonders die zarten Dichtungen fanden in ihr eine treffliche Interpretin. „Die Wege und die Begegnungen", die Adolf Wohlbrück mit farbiger Sprechkunst vermittelte, dürf. ten sich für ein Lesen besser eignen als für den Vortrag. Für Strauß hatte man sich mit drei Liedern und dem Kla vierquartett in C-Moll begnügt. Den Liedern war Robert Burg ein vornehmer Gestailer, und das Quartett bekam durch die Herren Da hmen, Seifert. Hesse und Worm ser Leben und Wärme. Der Besuch war ziemlich gut. »nd für den reichen Beifall konnten die beiden Meister, zu deren Ehrung man die Feier veranstaltete hatte, persönlich danken. —lst— Zur Uraufführung der Aegyptiscl-en Helena. Am Mit». wach findet, wie bereits gemeldet, in der Staatsoper die Uraufführung der Aegyptischen Helena von Richard Strauß statt und zivar mit folgender Besetzung: Elisabeth Rethberg in der Titelpartie, Kurt Taucher (Menelos), Anneliese Petrich kHer- mione, beider Kind), Maria Rajdl (Aithra). Friedrach Piaschke lAItair), Gugllelmo Fazzini (Da-ud, sein Sohn). Erna Berger, Sigrid Rothermal (Dienerinnen der Aithra), Angela Kalniak, Eva John, Elfriede Haberkorn. Sigrid Rothermal (Elfen), Helene Jung (die alles wissende Mvsckel). Musikalische Leitung Fritz Busch: in Szene gesetzt von Otto Erhardt: darstellerische Einstudierung Marie Gutheil-Schoder: Bühnenbilder und Kostüme nach Entwürfen von Leonhard Fanto. Einrichtung der Bühnenbilder Max Hasait; Einstudierung der Chöre: Karl Pernbauer. Einstudierung der Tänze: Ellen von Cleve-Petz. Die kostümliche Ausstattung ist von der Firma Theaterkunst Her» mann I. Kaufmann, Berlin. Anfang 7 Uhr. Alberttheciler. Den dritten W a l l e n st e i n — den „zwei- ten" konnten wir anderer Verpflichtungen wegen leider nicht sehen — si ielte Paul Becke r. Ein interessantes Experiment das auch leidlich gelang. Der talentierte Sck>auspieler ist gewiß nicht zum Wallenstein geboren. Zwei Seelen Kämpfen, och. in seiner Brust. Die eine ist die des schweren Helden, als der er wohl engagiert ist, die andere die des Bonvivants, die am stärksten aus ihm spricht. Beide Seelen geben noch nicht de» kaiserlichen Generalissimus, wie Schiller ihn will. Und l» schwankte sein Charakterbild öfters wirklich. Aber Becker ha« doch gelegentlich Größe und er hat auch Momente menschlicher Rührung wie z. B.. wenn er Max anfleht, zu bleiben Er tst sympathisch, dieser Wollenstem, trotzdem er wie ein unterbclich- tctes Negativ wirkt. Die Körner als Gräfin war wieder prachtvoll und Fischers Max ganz staatsthcaterfähig. Da neben gab es freilich manchen dunklen Punkt »nd Illo war der dunkelste. Vielleicht hätte ein die klassische Tragödie kennender Spielleiter etwas mehr aus dem Ensemble herausgeholt.