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Sächsische Volkszeitung : 15.06.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192806157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19280615
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19280615
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-06
- Tag 1928-06-15
-
Monat
1928-06
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.06.1928
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Bon franzs. Stichhaltige, die Konferenz I der Aufwer. Schuldenpro» hineinwuchs, ihne den Kre- dies gilt ganz hier nicht um n um Ver. en gegen, der betreffen, hte der Staat Ansehen Ru. Regierung den es Schuldpro- rg vorerst nur osten Schaden slandsa »leihe sm, dasein angeschnitten rehr herum- ades wird es ieser leidigen ommen zu er annehmen sit der ruma- alsekretär im in London tiirlich lieber, »r Leustabili- ltentitres zu rderuna nicht London A ge. in Berlin B ngen auch aui umänien noch Linflutz. Do iten, die man eme anschnei- muß man die r. 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Seine außerordentlichen Fähigkeiten in den gewiß nicht leichten national-politischen und tschechisch-parteitaktischen Fragen stets das Permittelnde voran- und das Trennende nach rückwärtszu- stelle», haben den leidenden Ministerpräsidenten geradezu popu lär gemacht: nicht mir in seiner eigenen Agrarpartei und inner halb der koalierten tschechischen Parteien, sondern auch bei der Opposition »nd bei den aktivistischen Sudetendeutsche». Bei der Vielgestaltigkeit tschechoslowakischer Staatsprobleme be deutet dies inrmerhin viel; die Folge war, daß man mit der Auswahl eines Nachfolgers immer wieder wartet, in der Hoff nung, Dr. Svehla werde vielleicht doch wieder in die aktive Politik zurückkehren können, bzw. seinen Nachfolger namhaft machen. Das Offenhalten beider Möglichkeiten zeigt, welcher Autorität sich Dr. Svehla erfreut. Das fortschreitende Leiden des Ministerpräsidenten einer seits. Reibungen vor allem innerhalb tschechischer Regierungs parteien andererseits, lassen nun die Neukonstruktion kaum mehr auf schiebbar erscheinen. Als erster zog der F i u a n z m i n i st e r seine Konsequenzen, der als Fachmann von großem Ansehen in das Kabinett berufen wurde, keiner Partei augehörte, daher in erster Linie durch das Gewicht der Persönlichkeit Svehlas gestützt wurde. Dr. Englisch gehört zu jenen sparsamen Finanzministern, die rechtzeitig alles aus bieten. um unnötige Ausgaben zu vermeiden. Derartig veran lagte Finanzminister sind meistens nicht beliebt, aber für die Staatsverwaltung äußerst nützlich, in Oststaaten sogar not wendig. Englisch vertrat in der letzten Zeit seine Spartendenz vor allem gegen die Bora lisch läge der übrigen Mini- sterien, denen er in einem Rundschreiben mitgeteilt hatte, daß er jede Ueberschreitung des Budgets mit seiner Demission beantworten werde. Eine weitere Schwierigkeit ergab sich aus zuckcrindustriellem Gebiet, das durch die Herab setzung der englischen Rohzuckerzölle getroffen wurde und nun mehr eine staatliche Subventionierung verlangt, für die etwa 200 Millionen Kronen genannt wurden. Eine dritte Differenz ergab sich mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Dr. Schrämet bei Verhandlung betreffs Novellierung der Sozialversicherung, wobei Englisch es ablehnte, staat liche Garantien für möglicherweise eintretene Ausfälle zu lei sten, welche die nicht geringe Summe bis zu einer Milliarde Kronen kosten könnten. Unter obwaltenden Umständen gab Englisch seine Demission und lehnte besonders im Hinblick auf sein Verhältnis zu Schramek bisher ein zeitliches Kompromiß cBeurlaubung) ab. Monsignore Schramek kämpft als Führer der tschechisch- katholischen Volkspartei seit Wochen einen ziemlich aussichts losen Kampf, Nachfolger Svehlas zu werden. Schramek ist unzweifelhaft ein kluger politischer Kopf, aber er ist die Verkörperung eines ungebändigten Nationalismus und Zen tralismus. Weder im deutschen oder im slowakischen Lager, noch auch innerhalb der tschechischen Parteien besitzt Schrninek jene Sympathien, die ihn als Nachfolger Svehlas empfehlens wert machen. Immer mehr tritt daher die Person des gegen wärtigen Verteidigungsministers Udrzal hervor, der zum per- ümlichen Freundeskreis Svehlas gehört und ein maßvoller, so lche auf die Eigenheiten des Staatsganzen Rücksicht nehmender Nkann ist. In guter Erinnerung steht übrigens sein Durch- zrcifen in der Affäre des pntschlüsternen ehemaligen General- äa-schef Gasda. dessen Charakterbild in der Geschichte des neuen Staates wirklich nicht mehr schwankt. Nun verlautet, aß Udrzal sich zur Uebernahme des Amtes bereiterklärt nabe, trotzdem auch seine Gesundheit manches zu wünschen übrig läßt. Trotz der Autorität Svehlas und der Rücksicht auf sein ,'eiden liehen in nächster Zeit Fragen auf der Tagesordnung, aie gelöst werden müssen, für welche jedoch der Einfluß des äettvcrtretendcn Ministerpräsidenten Schramek gerade von Uten des tschechischen Regicrungslagers auf ein geringeres Maß ".«rückgeführt werden soll. Van diesen Fragen ist vor allem Sozialversicherung zu nennen, deren Gesetz aus aem Jahre 192t durch eine Novelle ergänzt werden soll. Weiter aie N e r wa l t u n g s r c f or in, die am t. Juli in Kraft treten 'ollte, ohne daß bisher die dazu nötigen Landtagswohlen statt enden. Hier sind insbesondere die Slowaken Hlinkas 'kork interessiert, dessen slowakische Autorität seit seiner Reaie- nmgsteilnahmc vielfach Abbruch erlitt, so daß Hlinka wenig- stens mit diesem.Vrucherfolg.der Opposition im eigenen Lager tschechische Nationalfest nicht zu einem staatlichen Unsest aus« arten lassen. MeM die Frage. wie die neue Regierung parteimäßig zusammengesetzt sein wirv. Eine Ausschaltung der Sn. detende utschen Parteien ist schwerlich zu erwarten. Di« Zusammenarbeit hat sich bewährt; für die Tschechen bedeutet st« einen staatlichen Prestige-Erfolg, für die Sudcteiiidentschen leden, falls einen besseren mockus viveacki, als ein« mit lichkeiten nicht im Einklang stehende Verneinung der Wirklich keit. Von den tschechischen Parteien scheint es zweifellos, daß di« Sozialdemokratie, vor allem aber die tschechischen N a - tionalsozialisten, gern wieder auf die Negierungsbanl zurücksänden. Auch am Hradschin würde die Umwandlung einer sehr loyalen Opposition in eine gewiß nicht minder loyal« Koalition begrüßt. Bei den Sozialdemokraten bestehen aller, dings gewisse Bedenken bezüglich der Kommunisten, deren Ans- dchnungsbestrsbungen die Sozialdomokraten leichter als Oppo sition denn als Regierungspartei entgegentreten zu können glauben. Unter den nun spruchreif werdenden kleinen Veränderungen bleibt ei» Mann das stabile Element: der Anßenimniste, Dr Benesch Benesch ist nicht unangefochten, aber wirklich schwer ersetzbar. Er kennt sozusagen alle Welt persönlich, ha» zweifellos eine wohl überlegte Linie, die er jedoch tak tisch je nach Bedarf unizutausen und zu verschleiern versteht, üucki curtkccsni (papierene Spiele) nannte einst Mussolini diese Art Dr. Beneschs. Und ein englischer Staatsmann drückte sich einmal wie folgt aus: „Dr. Benesch ist ein kluger Geselle, aber wir hassen seine ewigen Komplotte/ Man geht nicht fehl, unter diesen beiden Voraussetzungen auch das Ergebnis de« Berliner Besuches Dr. Benesch zu beurteilen. Stellt« doch das offizielle tschechoslowakische Preßbüro nach der Rück kehr des Außenministers nach Prag fest, „daß an dom bekannten Standpunkt in Angelegenheiten wirtschaftlicher Zusammenarbeit mitteleuropäischer Staaten, gleich wie auch am Widerstand gegen jedwede neue politische Bündnisse der Nachfolgestaaten und gegen den Anschluß, sowie überhaupt an der bisherigen Gesamt- linie der tschechoslowakischen Außenpolitik durch den Berliner Besuch des Ministers sich nichts geändert habe und daran auch in Zukunft irgend welche Mächtekombinationen nichts ändern werden können". Etwas schwer zu lesen, aber klar ver ständlich: in der Gegenwart gang logisch, die Zukunft aber doch ein wenig allzu prüjudizierend. Immerhin kommt Zeit, kommt Rat, so charakterisiert sich Dr. Benschs Außenpolitik, deren festeste Grundlage es bedeutet, sich den Verhältnissen anzu passe« und auch — anders zu können. Besserung im Befinden des tschechischen Ministerpriisiden- Im letzten Bericht über den Zustand des erkrankten heißt es, daß eine sei. Der Kranke sich neymen. ten. Ministerpräsidenten Svehla Besserung eingetreten wieder flüssige Nahrung zu er? > e könne uliche bereits Christliche Slaalsi-ee — Demokratie Die Erörterungen, die jetzt so zahlreich über die Wand lungen gepflogen werden, die sich anscheinend im deutschen Par teileben vorbereiten, lassen erkennen, daß man vielfach, — auch in Zentrumskreisen, noch ganz unklar über die grund. legenden Begriffe unserer politischen Auffassungen denkt. Vielleicht kommt das zum Teil auch daher, daß über haupt der Sinn für das rein Politische immer mehr verloren geht und entiveöer durch einen übersteigerten Moralismus, der leicht in sentimentale Schwarmgeisterei verfällt, oder durch ein kühl berechnendes, rein geschäftliches Interessententum immer mehr beeinträchtigt wird. Wenn man die Aufgabe des Zentrums, die ihm innerhalb unserer Volksgemeinschaft zugefallen ist, ganz kurz charakteri sieren will, muß man dreierlei hervorheben: Die Partei hat zu nächst die Grundbegriffe des Politischen vom Christlichen her gegenüber den anderen Parteien zu klären. Sie hat so dann die Pflicht, sich dauernd zu bemühen, daß das ganze gegen wärtige Staatsleben immer mehr nach den so gefundenen Ge sichtspunkten gestaltet werde; und sie hat endlich — das ist prak tisch die Hanptausgabe —, alles daran zu setzen, um angesichts einer ganz diesseitig eingestellten, grundsatzlos hin- und her- fluktuierenden Gesellschaft stabile Regierungs- und Autoritütsverhältnisse wieder herzustellen. Aufgabe der Zentrnmspartei ist es also zu erkennen, zu gestalten und das Volk zum Bewußtsein wirklicher politischer Notwendigkei ten zu erziehen. Von der christlichen WeltansäMiung her läßt sich ohne Mühe und ohne jeden Zwang eine eindeutige Stellungnahme zur demokratischen Idee finden, die doch den Inhalt unserer republikanischen Staatsform bildet und bilden soll. Der Christ sieht, anders als Liberale und Sozialisten, den Menschen als ein Wesen an, das von Natur nicht unbedingt gut ist, dem erhebliche Schwächen anhaften und das der dauernden Korrek tur bedarf. Aus dieser Auffassung ergibt sich, daß der Christ die Bildung gleichartiger und gleichstrebiger Massen zum Zwecke der Herrschaft, also etwa eine Diktatur des Proletariats, prak tisch nicht für möglich und deshalb auch nicht für erstrebens wert hält. Die christliche Auffassung von der Demokratie setzt feste, bindende Autoritätsverhültnisse voraus. Sie erkennt ans der einen Seite die Freiheit und die Pflichtdes Ein zelnen zur Verantwortung und Entscheidung unbe dingt an, aber sie sieht auf der anderen Seite auch sehr ein deutig und klar die Grenzen, die die Freiheit des Einzelne» am Gewissen und an den Notwendigkeiten der Ge meinschaft, in die er eingeordnet ist, findet. Die christliche Demokratie unterscheidet scharf zwischen Rechten und Pflichten innerhalb des Volksganzen. Sie hält, im Interesse der Gerech tigkeit, die Schaffung von klar abgegrenzten Zuständigkeiten für notwendig und sie verlangt, daß sich an diese Ordnung auch die Politiker halten, die an eine individuelle Sendung glauben. Die christlich-demokratische Staatsidee wendet sich ebenfalls energisch gegen das Vorhandensein unkontrollierbarer, unver. ankwortlicher, anonymer Herrschastsstrebungen, die vielfach mit den unpolitischen Mächten der Bürokratie, der Plutokratie, des Wirtschaftsinteressententums und der geheimbündlerischen Cli quen identisch sind. Die christliche Demokratie will also, daß der einzelne Staatsbürger die im Naturrecht wurzelnden Autoritätsverhält nisse achtet, daß er dem Staat und der staatlichen Obrigkeit Ehrfurcht und Gehorsam entgegenbringt. Sie will aber auch, daß die Obrigkeit oder vielmehr die Persönlichkeit, die die staatliche Autorität sichtbar verkörpern, sich persönlich verant wortlich fühlen und nicht die Verantwortung auf schwer greif bare und nicht zuständige Gruppen abwälzen. Unsere Auffassung von Demokratie verlangt die Freiheit des Christenmenscheii, die nicht absolut und hemmungslos ist, sondern ihre Grenze an den Forderungen des Gemeinwohls findet. Wir lehnen dabei jede Tyrannei und jeden Absolutis mus der Herrschenden ab. Uns schwebt, nicht nur als Ideal zustand, sondern als praktisch zu erreichendes Ziel ein staatliches Gebäude vor, in dem die Rechte und Pflichten der Regierenden sowohl, wie der Regierten, nach den Grundsätzen der Vernunft und den Anforderungen des christlicken Gewissens verteilt sind. Die Erreichung dieses Zieles setz: ein in christlichen Anschauungen wurzelndes Volk voraus. Nur die christliche Auffassung verbürgt die rechte, jeden Egoismus aus schließende Stellungnahme zum Staat und seinen Aufgaben. Nur ein christliches Volk ist in der Lage und gewillt, undiszipli nierte Gedankengänge und ungeordnete Bestrebungen zu zügeln. Daß unser Volk diese Staatsgesinnung hat, ist eine wesentliche Voraussetzung des Fortbestandes unserer heutigen Staalsiorm; sie zu wecken und zu pflegen, ist einer der wichtigen Gründe für die Notwendigkeit der Zentrumspartei Die Paramenten-Ausstellung im Kunstgewerbemuseum Dresden Von P. Halm, Dresden Am 18. Mai wurde in den Räumen des Staatlichen Kunst- lewerbcmuseums in Dresden eine Paramenten-Aus stellung , verbunden mit Sonöerausstellungen von Prof Life Ja s k o l la - München, Ruth S ch a u m a n n - Mün chen, Pros. Heinrich Wiepuck- Dresden und Prof. Arthur W ' n ü e - Dresden eröffnet, um deren Zustandekommen sick vor fllem Herr Direktor Dr. Balzer, Herr Wehrkreispfarrer Klesse »nd Herr Architekt Robert V. Witte verdient gemacht haben. Nachdem vor kurzem eine Ausstellung des evangelischen „Kuustdienstes" mit den Bemühungen evangelischer Kreise um eme neue religiöse Kunst bekannt gemacht hatten, soll hier auf Re ernsthaften Versuche hingcwiescn werden, die vielen künst lerischen Aufgabe», die aus der großen Liturgie der katholischen Kirche stets von neuem erwachsen, ans dem Geiste unserer Ge genwart zu lösen. De» einleitenden Worten von Dir. Balzer »nd Wchrkreispsarrer Klesse zufolge, ist die vom Diözelan- flusschuß der „Tagung für christliche Kunst" veranstaltete Aus stellung die erste ihrer Art in Dresden: das gibt ihr eine be sondere Bedeutung. ttnd da außerdem neben den schon seit lmmerem vertraute» Namen eine ganze Reihe neuer Kräfte rmmentlick auch aus Dresden selbst, zum ersten Male vor ein erefleres Publikum trilt. verdient die Ausstellung eine etwa? eingehendere Würdigung und den Dairk aller, denen am Ge deihen der zeitgenössischen religiösen Kunst gelegen ist, » Den Kern der Ausstellung bildet die kirchliche Tex- tilkunst in all ihren Anwendungsformen, wobei, wie es in der Natur der Sache liegt, die Hauptausmerksamkeit den Meß gewändern zugewandt ist. Die frühesten unter den Kasein sind jene von Vcuron und Maria-Laach. Sie bezeichnen zusammen nü: den ebenfalls schon etwas traditionell anmutenden Stolen von Clisabeih Reischle-Tübingen den ungefähre» Standpunkt, von dein »ie letzte Entwicklung auszugehen hatte. In ihrer augenblicklichen Umgebung wirken sie garnicht mehr „modern" im eigentlichen Sinne, und doch sind sie ein sehr berechtigter Hinweis darauf, daß die gesamte kirchliche Kunst der Gegen wart dem Erwachen eines neuen Sinnes für die Liturgie gerade in den großen Klöstern des hl. Benedikt wesentlichste Anregun gen verdankt. Die Mehrzahl der ausgestellten neueren Paramente und Geräte stammt aus vier großen Arbeitskreisen: es sind Arbeiten des Instituts für kirchliche Kunst'in Köln, der Klasse Iaskolla der Staatlichen Kunstgewerbeschule in München, der Ostdeutschen Werkstätten in Neiße und der Staatlichen Akademie für Kunst gewerbe in Dresden. Unter den Erzeugnissen des Kölner Instituts weist eine grüne Kasel mit der dazugehörigen Dolmatiba noch den engsten Zusammenhang mit der überkommenen Paramentik auf. Das Figürliche ist mit einer fast an das Nazarenertum des 19. Jahr hunderts erinnernden Idealität behandelt, wobei die gleich mäßige Austeilung der Figuren ihrer harmonischen Erscheinung entspricht. In bemerkenswertem.Gegensatz dazu steht ein dun- kelvioleites Meßaewand mit reicher Stickerei, die Geburt Christi und die Kreuzigung darstellend. Gedrängte Komposi tionen in scharf umrissenen Flüchen und kräftigen, ungebroche nen Farben, oan starker künstlerischer Wirkung. Nur eines kann dabei nicht restlos überzeugen: die unregelmäßige Zu- sammens-tzmiiz des Grundtuches aus vielen kleinen Flecken in verschobener Abwandlung der Grundfarbe, eine Manier, die das Kölner Institut mehrfach anwendet. Van hohem Geschmack zeugen eine weiße Kasel desselben Arbeitskreises mit den vier Evongclisteusvmbolen in den schmalen, licht gelialtcnen Krcuz- streifen und ciir Zicrstreifen für ein schwarzes Meßgewand aus schwarzen, grauen und goldenen Perlen, lieber eine letzte große schwarze Glockenkasel ist ein endgültiges Urteil nach nicht zu fällen, da sie unvollendet ist. Der figürliche Schmuck in flacher Goldstickerei zeigt starke Anklnnge an mittelalterliche Kölnische Kunst. — Einen nachdrücklichen Hinweis verdienen die vom Kölner Institut hergestellten Brokate. Für die ver schiedensten kirchlichen Zwecke verwendbar, bieten sie die Mög lichkeit zu viel weiter reichender Wirkung, als sie den bedeu tendsten Einzclentwürfcn im allgemeinen beschieden sein dürfte. Auch unter den Arbeiten von E. Iaskolla befinden sich einige Meßgewänder. Eine weiße Kasel mit feiner ornamen taler Gold- und Sflberstickerel auf dem Grundtuch hat sichtlich -ie Anregung zu zwei Schülerarbeiten gegeben, von denen vor allem die eine in Weiß, Silber und Aligold viel Gesckmack und Sinn für vornehm zurückhaltende Pracht verrät. Nur eines wäre zu bedenken: ob es nicht sinngemäßer ist, die Streifen des Grundstoffes senkrecht statt wagrecht verlaufen zu lassen. Eine reiche Kasel mit einer Darstellung der Wurzel Iesse (Entwurf und Ausführung E, Iaskolla) gibt zu ähnlichen Erwägungen Anlaß, wie das im Franziskanerinncn-Kloster St, Elisabeth in Trier mit Sorgfalt ausgefiihrte Anteziendium, das in großen Figuren den Gekreuzigten zwischen Maria, Johannes und den vier Evangelisten zeigt. Zweifellos eignet diesen Gestalten eine g> wisse Monumentalität. Allein diese Monumentalität erscheint zu stark beeindruckt von hochmittclalterlicker Kunst des 12, und 13 Jahrhunderts. Das Historische spricht stärker als da» Empfinden der eigenen Zeit. Dieser Zwiesixilt ist oanz offen sichtlich in den farbig ungemein geschmackvollen Wacksminiatii- ren derselben Künstlerin, Hier scheiden sick denflick zwei Grup pen: eine, die bis in die ikonographischen Tvven bincin an die Tradition mittelalterlicher Vuckminiatiiren anknüvit (- B die Kreuzigung mit den Personifikationen von Meer und Erde, Sonne und Mond: Anbetung der Könige: Daniels Traumdeu tung), und eine zweite, die mit ihrem ganz anders gearteten Stimmungsgehalt und ihrer naiveren Farmen wracke mebr an beste Volkskunst erinnert (Andacktsbilder: Maria i» der Glorie: Weihnacht usw.). Mag sein, daß die Verschiedenheit der Ans drucksweise im .Hinblick auf eine verschiedene Zweckbestim mung beabsichtigt ist (vgl, etwa das Verhältnis von Liturgie und Valksandachi). Aber unabhängig davon bleibt die zweite Grupps — zu der unter den großen Tertilien eine von der Taubstummenanstali Dillingen ausgefiihrte Prozclliaiisfabne gehört — künstlerisch um einen wesenllichcn Grad echter und unmittelbarer. Darin liegt wohl auch der besondere Wert der vielen ausgezeichneten von E. Iaskolla entworfenen Spitzen, Auf diesem ihrem eigensten Gebiet findet sie, wie es scheint, mit der beständigsten Sicherheit die ihrer Zeit und ihrer künst lerischen Individualiiät entsprechende Form, (Viele ihrer Ent würfe sind, z. T, maschinell, oon W, Snrmann Schncebcrg aus- geflihrt). Unter den Erzeugnissen der Ostdeutschen Werkstätten in Neiße (Leitung Prof. Zutt) muh manck>es als M'rsuch gelten. Vorliebe für Asymmetrie der Flächeiiteilungeii, Verbindung greller Farben und artverschiedencr Materialien <z. V. Wolle und Seide) verleihen ihnen eine eigen« Note. Vorläufig dürste cou'^
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