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Sächsische Volkszeitung : 05.07.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192807057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19280705
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19280705
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-07
- Tag 1928-07-05
-
Monat
1928-07
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 05.07.1928
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< Pch Etändcrat Savoy und der Freivurger Y5roienor Lvrmann ««. Polen fehlt auch nicht. Aus Belgien wurden weiter hin- «gezogen: Dr. Baudhuin, Rechtsanwalt und Professor der vandelshochfchul« Löwen und Mr. Völings, Zechenbesitzer. Der österrerichische Bundeskanzler Seipel wurde ebenfalls zur Mit arbeit eingeladen und sagte zu. Nur Deutschland fehlte »och: dock, sind Bemühungen im Dange, auch einige hervorragende deutsche Sozialpolitiker und Gelehrte hcranzuzichen. Sekretär ist Univ.-Prof. Defourny. Löwen. Kardinal Mercier begnügte sich nicht mit dem Ehrenvorsitz, sondern wurde bald die Seele des ganzen Werkes, das aber die ersten Jahre mehr im Stillen arbeitete. Welche Fragen hat nun die Union de bl-rlincs in de» Kreis ihrer Besprechungen hineingezogen? Vor allem die durch Krieg und Friedensschlntz am meisten dringend gewordenen Probleme. Einige seien hier ausgeführt. Struerwesen der Nachkriegszeit, Preisgerechtigkeit, Sozialisierung der Unternehmungen. Be schränkung des Erbrechtes, Bürgerblock — Arbeiterblock, Noten emission, Geldentwertung, Anwendung des Achtstundentages, Familienlohn, Zusammenballung der Arbeitermassen, Woh nungswesen. Familie, Eigentumsfrage, Völkerbund usw. Das Ergebnis der jedes Jahr abgehaltenen Konferenzen ist im all gemeinen der Oeffentlichkeit nicht unterbreitet worden. Es blieb den einzelnen Mitgliedern überlassen, im Sinne der gefaßten Entschließungen zu wirken. Nur gelegentlich wurden der Presse Mitteilungen gemacht. Erst 1924 wurde mit dieser Praxis ge brochen. Zu Kardinal Mermillods hundertstem Geburtstag er schien das Werk „Latllolicisms et Vis Internationalst. In diesem Werke wurden sämtliche in den Jahren 1920—24 von der Union Os >talines gefaßten Entschließungen veröffentlicht. Mil dem Erstarken und der Ausdehnung der Union wuchsen auch ihre Ziele. Kardinal Mercier war es, der in der Versamm lung von 1924 zuerst darauf hinwies, daß man neben der Be handlung spezieller Fragen auch zur Behandlung von Allgemei nem kommen müsse. Systematisch müßten Grundsätze für das soziale Leben und die soziale Tätigkeit aufgestellt werden. Auch um weitere Kreise zu erfassen sei dies notwendig. Das Pro gramm umriß der Kardinal folgendermaßen: „Man muß sagen, daß unsere Bereinigung ernste Arbeit geleistet hat. Ueber mehr als ein« Frage hat sie schätzenswerte Richtlinien herausgegeben. Auch die gegenwärtige Sitzung läßt sich so an, daß sic all denen, die sich mit den Beziehungen zwischen der Moral und dem Finanzwesen befassen, gute Dienste leisten wird. Indes hat die Vereinigung, wenn ich mich nicht irre, vor allem und fast aus schließlich auf eine Auslese abgezielt. Daraus ergibt sich, wenn ich mich nicht täusche, daß ihr Ansehen noch nicht in die Masse gedrungen ist und ihre Daseinsberechtigung noch nicht allgemein anerkannt wird. Da frag« ich mich, ob es nickt tluq wäre, dem - vrercj«?! uncl Umgebung Für Iugenderholungshelme Dresden, 3. Juli. Der Verein zur Förderung von Jugenderholungsheimen hielt am vergangenen Sonnabend seine Hauptversammlung in Dres den ab. Der Verein ist auf Anregung des Landcsausschuffes Sach sen der Jugcndverbände e. V> gleichzeitig mit der Gesellschaft Säch sischer Jugciiderholuugshcimc im Vorjahre gegründet worden. Er hat den Zweck, alle die Kreise zuiammcnzufassen, die durch einen jährlichen Beitrag das Werk der Elescllschast, also die Errichtung und Unterhaltung von Erholungsheimen für die werktätige Jugend in Sachsen unicrslützen wollen, aber nicht in der Lage sind, sich mit einem Geschäftsanteil an der Gesellschaft selbst zu beteiligen. Der Verein gehört der Elesellschaft Sächsischer Jugcnderholungs- heime an. Sein Vorsitzender, Stadtrat Kirchhof, Dresden, ist Auf- sichlsratSmitglied der Gesellschaft. In der Hauptversammlung erstattete der Vorsitzende den Jah resbericht und wies darauf hin, daß eine intensive Werbearbeit ent faltet werden müsse, damit der Verein seinen Ausgaben gerecht wer den könne. Der fortschreitende Vau des JügenderholungSheimcs Ottendorf bei Sebnitz, zu dem der Grundstein am 27. Juni gelegt wurde, biete dazu die beste Gelegenheit. Der Verein wendet sich vornehmlich a» Gemeinden, Krankenkassen, Gewerkschaften, Jugend- Vereine, Berufsschulen, kurz alle Körperschaften und Kreise, denen ani Hcranwachsen einer gesunden Jugend gelegen ist. Für körper schaftliche Mitglieder ist der MindcstjahrcSbeitrag aus 20 Reichsmark festgesetzt, während Einzelmitgliedcr mindestens 5 Reichsmark im Jahre zu zahlen habe». Es ist geplant, in allernächster Zeit ein Wcrbcblatt herauszubringen, das von der Geschäftsstelle des Vereins Drcsden-A-, Amalienstraße 9, 2., Fernsprecher 28637, zu Werbezwecken abgegeben wird. Die Hauptversammlung genehmigte den Geschäfts- und Kassenbericht, bestätigte die bisherigen Vor standsmitglieder erneut in ihren Aemtern und nahm einen ausführ lichen Bericht über die Arbeit der Gesellschaft Sächsischer Jugend- erholungshcimc und den Bau des Ottcndorser Heimes entgegen. Stadtrat Kirchbof schloß die Vcrsamnilunug niit dem Wunsche, daß Sozialprogramm der Bereinigung eine« allgemeinen ,qniye- lischen Teil hinzuzufügen. Damit würden wir, wie ich glaub«, nicht nur unfern Politikern und den Männern der sozialen Arbeit einen großen Dienst leisten, sondern auch das AlMhen unserer Vereinigung mehren, wenn ihre kompetentesten Mit glieder zum Gegenstand ihrer Studien ein Programm aktueller sozialer Arbeit machen würden, das mit der christlichen Philo sophie harmonisch iibereinstimmt. Den Irrtum des Sozialis mus würden di« Mitglieder nur indirekt und an zweiter Stelle berühren. An erster Stelle und bauptsächlich hätte man aus den Sätzen unseres Glaubens und unserer Philosophie positiv zu ent wickeln, was geeignet wäre, dem sozialen Apostolat, der poli tischen Aktion und selbst dem Sozialismus Gesetze vorzu schreiben." Merciers Gedanken fanden Beifall und man einigte sich da hin, eine Art von sozialem Katechismus auszuarbeiten. Dieses Werk war bis zum Tode des Kardinals (1925) im Großen und Ganzen vollendet. Sein Tod brachte zunächst einen Stillstand in der Arbeit. Man wollte auch manches nochmals durcharbeiten. Erst nachdem der Nachfolger Merciers auf dem erzbischöflichen Stuhle von Mecheln, Kardinal von Roey den Vorsitz der Union übernomcn hatte, kamen die Arbeiter wieder in Fluß. 1927 ist das Büchlein unter dem Titel „Lacks Social" im Verlag „Edi- tions Spes. Paris V. Rue Soufflot 17, erschienen. In fünf Kapiteln behandeln 143 Paragraphen in thetischen, kurzen Sätzen das ganze Gebiet des modernen sozialen Lebens. Die Ueberschriften der einzelnen Kapitel lauten: Mensch und Gesell schaft. Familienleben. Bürgerliches Leben. Wirtschaftsleben Internationales Leben. Uebernatiirliches Leben. Der Inhalt stellt in großen Zügen eine katholische Sozialphilosophie drr. Manches ist der Natur des Büchleins entsprechend ziemlich all gemein gehalten oder stellt einen Kompromiß zwischen verschie denen Auffassungen dar. Einiges ist auch zunächst auf fran zösische und belgische Verhältnisse zugeschnitten. Diese Kleinig keiten hindern jedoch nicht, daß der Locls Social auch für das katholische Deutschland von großer Bedeutung ist. Wer nach katholischen Grundsätzen für die Behandlung der vielen gesell schaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Probleme sucht, wird hier nicht wenig und sehr Beachtenswertes finden. Der Geist eines warmen katholischen Empfindens weht merkbar durch die 143 Paragraphen. Auch diese Eigenschaft dürste dem Einwirken des großen Kardinals zuzuschreiben sein. Das Buch ist bereits in verschiedenen Sprachen übersetzt. Eine deutsche Uebersetzunz ist im Verlag der Saarbrücker Landeszeitung beinahe fertig gestellt und wird in Kürze erscheinen. Die offiziellen römischen Kreise stehen dem Büchlein wohlwollend gegenüber. Möge es auch in Deutschland die Beachtung finden, die es verdient. Manche Aufklärung wird es bringen und manchen Segen stiften können. das neue Geschäftsjahr einen starken Mitgliederzuwachs bringen möchte, damit der Verein der Gesellschaft beträchtliche Mittel zu- ilihren könne. Der Kanzler- der blind unkerschreibl Der neue Reichskanzler Müller hatte bekanntlich an den Reichspräsidenten anläßlich der Geburt eines Enkel- sohnes ein offizielles Glückwunschschreiben gesandt. Ueber dem Text dieses Glückwunsches, der freilich mit der bis herigen Haltung der Sozialdemokratie nicht iibereinstimmt, ist die „Dresdner Volkszeitung" sehr ungehalten. Sie wettert darüber in folgenden Tönen: „Es wird Zeit, daß die Republik mit diesem höfischen Fa milienquark endlich Schluß macht! Wenn sich jedoch der Reichs kanzler zu solchen Glückwünschen amtlich verpflichtet suhlt, so kann das in knapperem, sachlicherem Tone geschehen. Wir können uns denken, wie das Schreiben zustande gekommen ist: ein Ministerialrat hält dem beschäftigten, mit Politikern kon ferierenden Minister das Schreibe» unter die Nase, -er wirft einen kalten Blick darauf und unterschreibt, ohne in der Eile richtig gelesen zu haben — und wahrscheinlich empfindet Müller heute den Schrieb ebenso peinlich wie wir. Aber wir müssen doch fordern, daß Sozialdemokraten sich solche Adres sen genauer ansehcn und solchen Schmus in den Papierkorb werfen!" Das ist eine unverblümte Sprache, die beiläufig auch den großen Abstand zwischen dem gemäßigten Flügel der Sozial demokraten und den sächsischen Genossen anfzcigt. Wenn schon bei so harmlosen Gelegenheiten den sächsischen Genossen die Angst vor der eigenen Eourage in die Glieder führt, was soll dann erst bei Aufnahme der praktischen Arbeit durch die neue Rc-ichsregicrung werden? Wenn das so weiter geht, dann dürfte die angebliche Angst vor den Kommunisten die sächsischen Ge nossen veranlassen, in Zukunft der SPD. noch viel stärkeren „Fnmiliengnork" cinzurühren. Regieren ist doch nicht eine ganz einfache Sache! Kaust bei unseren Inserenten! Leipziger Sender Donnerstag. S. Juli: 10.90 Uhr: Wirtschaftsnachrichten. 10.95 Uhr: Wetterdienst und Verkehrsfunk. 19.20 Uhr: Bekanntgabe -es Tagesprogramms. 10.25 Uhr: Was die Zeitung bringt. 11.45 Uhr: Wetterdienst und -Voraussage (Deutsch und Espe ranto) und Wasserstandsmeldungen. 12.00 Uhr: Mitlagsmusik mit Funkwerbung. 12.59 Uhr: Funkwerbenachrichten. 12.55 Uhr: Nauener Zeitzeichen 13.15 Uhr: Presse- und Börsenbericht. 13.25 Uhr: Funkwerbenachrichten 14.30— 14.45 Uhr: Bücherbesprechung der Sächs. Landcsbiblio- thek X.: Dr. Helmut Schn ider: „Neuere ausländische Ge schichte." 14.45 Uhr: Wircschaftsnachrichten. 16.00 Uhr: Wirtschaftsnachrichten. 16.30— 17.55 Uhr: Konzert. 17.15 Uhr (zwischen dem Konzert): Funkwerbenachrichten. 17.55 Uhr: Wirtschaftsnachrichten: Letzte Notierungen. 18.05—18.20 Uhr: Rechtsstink. 18.20—18.30 Uhr: Sozialversicherungsrundfunk (Invaliden-, Kranken-, Angestellten-, Arbeitslosen- und Unfallversiche rung). 18.30— 18.55 Uhr: Deutsche Welle, Berlin. G. v. Eyseren und C. M. Alfieri: Spanisch für Fortgeschrittene. 19.00—19.30 Uhr: Prof. Dr. Georg Wiegner: Vortragsreihe: „Grundbegriffe der Technischen Physik." 4. Vortrag: „Grund sätzliches aus der technischen Akustik." 19.30— 20.00 Uhr: H. Lotze, Dresden: „Der Bildungswille der werktätigen Jugend." 20.00 Uhr: Wettervoraussage, Zeitangabe und Arbeitsmarkt- bericht des Landesamtes Sachsen. 20.15 Uhr: Volkstümliches Konzert. 22.00 Uhr: Funkpranger. 22.05 Uhr: Pressebericht und Sportsunk. 22.30 Uhr: Funkstille. Verkehrsunsall-Slatislik In dem letzten Monatsbericht des statistischen Büros der Gemeinde Amsterdam wird die folgende interessante Statistik der Verkehrsunsälle in den verschiedenen europäischen Groß städten während des ersten Vierteljahres 1928 veröffentlicht. Auf je 100 000 Einwohner enifielen: in Todesfälle: Verletzte: Amsterdam 4,5 196,6 Berlin 3,5 216,7 Birmingham 10,9 441,9 Hamburg 13,9 606,9 Leeds 12,8 308,6 Liverpool 8,9 465,4 London 23,1 Paris 8,6 77,4. Leider fehlt in der Statistik eine Angabe über die Anzahl der Vcrkehrsunsallverletzten in London: falls diese Zahl sich analog verhält zu der Anzahl der durch Verkehrsunfall Ge töteten, so dürfte der Verkehr in der britischen Monopole die meisten Opfer gefordert haben. Berlin kommt hinsichtlich der Anzahl der durch Vcrkehrsunfall getöteten Personen a n letzter Stelle. Auffallend gering ist die Anzahl der durch Verkehrsunsall verletzten oder getöteten Personen in Paris. Die enorme Hitzewelle, die uns in den letzten Tagen be schert wurde, hat eine wohltuende Unterbrechung erfahren. Heute nacht ging über Dresden ein von stürmischen Winden begleitetes Gewitter nieder, das in den späteren Morgenstunden nochmals einen ergiebigen Regen zur Folge hatte. Landleuten und Städtern wird dieser kurze, aber heißersehnte Regen dies mal in gleicher Weise willkommen gewesen sein. Denn nicht nur die Fluren draußen aus dem Lande lechzten nach dem er quickenden Naß. sondern ebensosehr der Mensch im Büro und in der Werkstatt. Hoffen wir. daß sich der Wettergotl auch künf tighin etwas mehr an die Richtlinien der Z e n t r u m s p o l i t i k hält und nicht zu fahrlässig nach den radikalen Außenseiten aussällt. : Vorsicht beim Ankauf von Pfandscheinen. Dem Kriminal amt sind in der letzten Zeit mehrere Fälle bekannt geworden, in denen Personen in hiesigen Gastwirtscifasten von einem Un bekannten Pfandscheine des städtischen Leihamtcs gekauft haben, aber beim Versuch, die Pfänder einzulösen, meist die Feststellung machen mussten, daß die Sachen durch Betrug erlangt oder unterschlagen worden waren und daß die Kriminal polizei die Gegenstände bereits mit Beschlag belegt hat. Tie Sache» sind, wie die kriminalpolizeilichen Erörterungen ergeben haben, von den beiden Brüdern Heinz und Eberhard Kaltofen bei einer hiesigen Firma erlangt und sofort verpfändet studiert von Erna Abendrot h. Daß der an die Gewandung eines Gralsritters erinnernde Fcldhauptmann auch in cinsachcrcr Kricgerrüstuiig gewirkt Kälte, ist anznnchmcn. Gleichwohl wirkte seine weiße Gewandung als Lichsspiel ohne Zweifel günstig. Brüg- mann hatte eine schwierige Ausgabe zu leiste» in der Bekämpfung der Einförmigkeit des Tcrtcs. Ob aber das Liebesspiel zwischen Morgana und dem Feldhanptniann nicht doch — innerlich — aus dem Rabmcn des Eianzcn bcrausficl? Die Händclschc Musik zu die ser Szene bleibt dem Charakter des Ganzen doch wohl mcbr angc- paßt. Jedenfalls wird der wagemutige Leiter der Szene auch erkannt haben, daß die Wafscnklcidnng des weiblichen Nuggicro auch anders hätte gewählt weisen können. — Wenn einmal stilisiert, dann führe man diese Einstellung auch geradlinig durch. Daß dieses Wagnis zu einem großen Teil gelang, das verdankt die Opcrnleitung nicht zu letzt dem feinabgestimmte». zum Teil berückend schönen Farbcnspicl. — Sie legt Wert darauf scstzuslcllen, daß die Inszenierung einen immerhin unvollkommenen Ausweg üarstellt zwischen dem, was letz te» Endes als slilecht gefordert werden müßte, und dem, was die Kassenvcrbältnisse zur Zeit zulassen. Ohne Zweifel erreichte Brüg- mann nicht nur wesensneue, sondern auch wirkungsvoll« Eindrücke. Es w rd immer eine heikle Sache bleiben, den Opcrnkamponisten Händel mundgcrecht zu machen für den heutigen Geschmack. Wenn man an dieser seiner Oper, die den Zeitgenossen als die zugkräftigste galt, seine andern Bühncnwcrkc mißt, so kan» man bei aller An erkennung der wundervollen Musik doch verstehen, warum Händel mit seinen Opermintcrnehmungcn in London so stark von der Kon kurrenz zu leiden hatte, und daß Händels Vorherrschaft auf musika lischem Gebiete erst durch seine letzten Oratorien („Messias") gesichert ward. Die anspruchsvolle Rolle der Nlcina — nach Spiel und Gesang — fand in Fanny Cleve eine tüchlige Künstlerin Als Nuggicro ersang sich Marga Dannenberg einen vollen Erfolg. Wie auch ihr Spiel als Verlobter noch weiblichen Ein schlag zu ihrem Vorteil — verriet. — Das Orchester unter Oscar Brauns Leitung wußte in Behandlung der Themen im Gegen satz zur BcglcilnngSmusik gut Bescheid und ergötzte durch Frische «nd Feinfühligkeit. Dr. Hugo Löhmaim. Weißer Hirsch. Im Lesesaal des Dr. H. Lahmann- Sanatoriums fand gestern abend ein Konz«Lsür die Kurgäste desselben statt. Die Vortragsordnung zeigte cme wertvolle Zu sammenstellung: Cbopin, Rossini, Rieh. Strauß, Pugnani, Alabieff »sw. Sämtliche Werke wurden in ausgezeichneter Weise zum Vor trag gebracht. I» der Arie der Rosine (Barbier von Sevilla), in „Die Nachtigall" (Alabieff) und „Villanella" (del' Agua) lernte man in Marwilda Lavo eine hoffnungsvolle Koloratursängerin keime», die durch eine gute Schule gegangen ist. Zwar unterliegt auch sic dem Mangel, der sich bei den meisten Koloratursängerinnen fühlbar macht: Die tiefe Lage ist matt. Sie klingt bei Marwilba Lavo sogar etwas besser. Dafür ist aber der Timbre der Höhe von sinnfälliger Klangfärbnng, die Koloratur ist sauber, perlend und von ungemeiner Leichtigkeit und die Tertanssprachc gut verständlich. Die sympathische Sängerin fand reichen Beifall. In Theja Schwartz lernte man eine Pianistin kennen, die nicht nur durch eine treffliche AnschlagSkiiltnr fesselt, sonder» die an die Werke mit Tcmpcrameni und musikalischem Feingefühl herantritt und ein farbiges Ausdrucks vermögen in die Wagschale werfen kann. Auch sic ernicte den spon tanen Beifall der Besucher. Als dritte im Bunde schloß sich Ma rianne Selle an, deren fcinkultivicries Violinspiel, das sich durch einen gesangvolle» und satten Ton auszcichnct und durch eine aus gezeichnete Technik reizt, schon an dieser Stelle früher gewürdigt wurde. Kein Wunder, wenn man auch ihrer Kunst dankbar hul digte. Als sattelfester Begleiter, dessen auserlesene Qualitäten längst bekannt sind, bewährte sich unser musikalisch feinsinniger Karl Pretzsch. Es Ivar ein genußreicher, in allem wohlgclungener Abend. -lst- „Neidhardt von Gneisenau", das erfolgreiche Schauspiel von Wolfgang Go eh, über das wir in Nr. 139 unserer Zeitung aus führlich berichtet haben, ist in gediegener Ausmachung bei der Deutschen VcrlagSanstalt in Stuttgart erschienen. Die mehrfachen Striche der Dresdner Aufführung, die eigentlich Wesentliches — man vergleiche die beiden großen Volksszenen! — beseitigen, kenncnzulcrnen ist lohnend. Zck. Ehrendoktor der Kulturwissenschaften. Die Technische Hoch schule Dresden, der bekannllich anläßlich ihrer Hundertjahrfeier das Recht der Promotion zum Doktor der Kulturwissenschaften verliehen worden ist, hat zum ersten Male von diesem Recht Gebrauch gemacht, indem sie den Heidelberger Philosophen Pro- sessor Dr. Heinrich Rickcrt, zum Ehrendoktor der Kultur- Wissenschaften promoviert hat. Prof. Nickert hat in seinem Buch „Naturwissenschaften und Kulturwissenschaften" den Grund gelegt für den Begriff der Kulturwissenschaft. Bücher von der Reichsbahn. Im Verlag E. S. Mittler u. Sohn, Berlin, sind folgende Bücher von der Reichsbahn erschie nen: 1. Hefi: Abfahrcn, Bilder vom Bahnhofsbetrieb der Deut schen Reichsbahn. 2. Heft: Die Reise der Kiste L. K., 221 Bilder aus dem Güterverkehr der Deutsche» Reichsbahn. 3. Heft: Signal auf Halt, Sichcrhcitseinrichtungcn im Zugverkehr der Deutschen Reichsbahn. 4. Heft: Anschluß verpaßt, Entstehung der Fahrpläne der Deutschen Reichsbahn. Die Bücherreihe wird fortgesetzt. Preis des Heftes 50 Pfennig. Dresdner Lichtspiele U.-T. „Seidene Strümpfe." Endlich mal wieder ein Film, den anzusehen es sich lohnt. Laura La Plante zählt ja nun schon lange zu den Lieblingen des Publikums: und in diesem Film bringt sie wirklich gute Leistungen. Der Stoff des Filmes, den das Schauspiel von Cyril Harcourt lieferte, ist so rechc ihr Milieu. Schmollen, Lachen, Weinen — alles in einem Augenblick — das ist das für Laura La Plante Gegebene. Prachtvoll ist sie in der Mimik, wie sie vor dem Richter alle Untugenden und Laster ihres Mannes darstellt. Diese Szene muß man unbedingt zu ihren besten Leistungen rechnen. — Neben Laura La Plante verblassen aber alle anderen Spieler. John Harro» kann höchstens noch) einen amerika nischen Durchschnittschemann vorstellen. — So erfreulich auch der Hauptfilm ist, so wenig befriedigend sind die zwei Filme des Beiprogramms. Zunächst der Film: „Der Mut zur Feig heit" der voller Sentimentalität ist, die höchstens durch ganz große Schauspieler hätte wirksam werden können. Der andere Film, ein Sportsilm, verherrlicht den Sport der amerikanischen Frau. In einem kürzlich erschienenen Werk über das Leben -cs Amerikaners steht der bezeichnende Satz: „Kinder sind nicht vor gesehen". Daß in Amerika jeglicher Sinn siir ein Familien leben erstorben ist, dazu hat der übermäßig bekrieöcne Sporl viel bcigetragen. Es ist alles andere als wünschenswerl, diese Verhältnisse nach Deutschland zu bringen. Dies sollte man auch beim Film beachten!
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