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Sächsische Volkszeitung : 01.07.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192807013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19280701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19280701
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-07
- Tag 1928-07-01
-
Monat
1928-07
-
Jahr
1928
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Onter^altunvs und V^i88en I^r. 14? — 1. ^uli 1928 Läclisigclie VoIIv82eitunjx Aus dem Inhalt. Arnold Vreitkopf: Die Sonne rm Kumpf mit der Erde. Hermann Sendelbach: Der Hirte. Paul Riedel: Das Echo von Schnörkelsdorf. Hans Eäfgen: Verwilderter Garten. Bernhard Rehse: Das Glück in der Ehe. Hans Bluiick: Märchen vom Schneider und Dachs. I Adams: Die Wahrheit ertragen. Mutter und Kind. Sie Sonne im Kampf mit -er Erde Von Arnold Breitkopf. Die Gesamtheit der Kräfte, die auf die Form der Erd oberfläche gestaltend cingreifen, werden durch zwei große Gruppen von Vorgängen hervorgerufen. Es sind dieses die exogenen und die endogegen Vorgänge, d. h. solche, die von außen auf die Erde einwirken, und andere, die in der Erde selbst ihren Ursprung haben. Die exogenen Vorgänge haben eine eingehende Wirkung, während die endogegen Unebenheiten schaffen. Der dauernde Wechsel dieses Kräftespiels schafft und erhält das so mannigfaltige und formenreichc Bild der Erdoberfläche. Die exogenen Vor gänge werden im wesentlichen durch die Sonnenwärme her vorgerufen. Sie verursacht die Luftströmungen, die als Winde das Vild der Erdoberfläche verändern. Sie läßt den Wasserdampf über den Meeren entstehen und führt ihn nach allen Richtungen fort, wo dann Flüsse, wenn es die klimatischen Verhältnisse gestalten, Gletscher entstehen, die ständig eine glättende, abschleifende Wirkung auf die Erdoberfläche ansr -»e„. Alle diese exogenen Vorgänge bewirten eine Zm ..mmerung der vorhandenen Formen und den Transp et der Trümmer zum Meere, um dessen Tiefen nuszug'eichen. Die Sonne ist die Urheberin aller dieser Kräfte So liegt sie ständig im Kampf mit der Erde und will ihren Formenreichtum verwischen und zum Ver schwinden bringen. Die Zertrümmerung und Zerstörung der bestehenden Gebilde wird vor allem durch die Verwitterung bewirkt. Diese Erscheinung beobachten wir überall. Sie wird her vorgerufen durch jähen Temperaturwechsel, intensive Son nenbestrahlung am Tage und Frost in der Nacht. Sie hat vor allem Anlaß zur Wüstenbildung gegeben. Die Produkte dieser Verwitterung, Schutt und Geröll bedecken weithin den Boden der Wüste. Des Nachts hört man das donner artige Geräusch zerspringenden Gesteins. In wasserreichen Gegenden verrichtet der Nachtfrost noch schnellere Arbeit. Die letztere Erscheinung haben sich primitive Völker zu Nutze gemacht, und so pflegen die Bauern in Livland große Steinblöcke zu zersprengen, indem sie die Blöcke anbohren und in die -Bohrlöcher Wasser gießen, das dann bei seinem Gefrieren die Blöcke zersprengt. Im Gebirge kommt es durch die Verwitterung zu den mannigfaltigsten Bildungen. So entstehen Terrassenformen, wenn die wachsende Gesteins- Härte der Verwitterung verschieden starken Widerstand ent gegensetzt. Die Berggipfel zerfallen je nach der Art des Gesteins, aus dem sie bestehen, in Quadern und Platten bei Sand und Kalkstein, in Würfel bei Graniten. Wo eine starke Witterung vorhanden ist, sind auch ihre Produkte zu finden, und so sillv Lander mkt stark schwankender Tempe ratur, wie Gebirge und Wüstengebiete, Schuttländer. Neben dieser mechanischen Verwitterung gibt es noch chemische, die ebenfalls durch die Sonnenwärme hervor gerufen wird. Das Regenwasser zerstört und löst die Ge steinsmassen durch seinen Gehalt an Kohlensäure und orga nischen Säuren. Besonders stark ist diese chemische Ver witterung in den heißfeuchten Tropen. Sie führt durch ihre Produkte zur Bodenbildung, und so entsteht in den Tropen der ziegelrote Laterit, in unseren Breiten der Lehmboden. Das durch die Verwitterung gelockerte Gestein bleibt nun nicht an seinem Ort liegen. Die Reibung in den sich bewegenden Massen führt zu einer immer weiteren Zer kleinerung der Teile und bewirkt schließlich die Bildung von Staub. Dieser Entwicklungsgang wird besonders deutlich, wenn man die Zerstörungsarbeit der Flüsse betrachtet. Der ursprüngliche Schutt wird zu Sand zerrieben, der schließlich zu Schlamm verarbeitet wird. In ähnlicher Weise wirken die Gletscher. Die Erdkruste selbst erfährt an Stellen, wo diese Vorgänge stattfinden, eine Abschleifung (Flußbette. Eletschertöpfe). Diese Vorgänge faßt man unter dem Namen Erosion zusammen. Man erkennt leicht, daß sie erst durch den Einfluß der Sonnenwärme möglich ist, die einen ständigen Kreislauf des Wassers hervorruft und dadurch erst die Bewegung der Wassermassen, die Arbeit des Abschleifens und Einebnens leisten kann. Große Zerstörungsarbeiten vollbringen auch die Wasserfälle und Stromschnellen. Die Zerstörungen find hier besonders groß, weil riesige Mengen kinetischer Ener gie an der Arbeit sind. Auch hier ist die Sonne die Ursache dieser Vorgänge. Die aufschlagenden Wassermassen der Wasserfälle höhlen auf dem Gestein Löcher aus und unter graben so die Felswände, über die sie Herabstürzen. So vernichten sich die Wasserfälle selbst, indem sie nämlich durch ihre Zerstörungsarbeit die Höhenunterschiede ausgleichen und schließlich zu Stromschnellen werden. Bei nicht sehr hartem Gestein können sich die Wasserfälle in die Felsen einschneiden, was auch eine Entstehungsursache der Täler ist. In Plateauländern, wo die Talhänge nicht durch Ab spülung abgeflacht werden, — diese Länder müssen also Der Hirt« Er braucht sich nicht zuriickzuwenden. Geduldig folgt die Herde nach Und aller Gräser Duftverschwenden Verführt sie nicht. Sein Schreiten sprach. Sie folgen ihm in weißem Wogen, Sie fragen nicht nach seinem Ziel» Bon seinem Schreiten fortgezogen Ist ihnen gut, was ihm gefiel. Er setzt den Stab, er setzt die Schritte Gleichmäßig, ruhig, ohne Hast. Sein Blick wählt in der Fluren Mitte Den Hügel schon zur sanften Rast. Die Herde weiß: Er wird sie führe«. Der Hirte weiß: Ihm folgt die Schar, Und Hirte, Hund und Herde spüren Wie gut der Auftrag Gottes war. Serwaun Lsuäoldsclü regenarm seln oder stark regendurchlässigen Boden besitzen — kommt es dadurch zur Entstehung von engen Schluchten, den soegannten Canons (spanisch, bedeutet Kanonenrohr). Eine wichtige Rolle bei der Veränderung der Erdober fläche spielt auch die Brandung. Die bewegte Spielfläche des Meeres oder auch großer Binnenseen nagt an der Küste Kerben aus. Die Klippenbrandung arbeitet besonders wirksam, weil sie Geröll und Schutt mit sich führt. Es ent stehen so im Brandungsniveau Halbhöhlen und eine fort laufende sogenannte Brandungskehle, über der schließlich die Felswand abbricht und eine neue Steilküste entsteht. Auch hier ist die Sonne die indirekte Ursache der Vorgänge, indem sie nämlich durch ihre Wärme die Wassermassen in Bewegung setzt. Auch die Winde verändern das Aussehen der Erdober fläche in mannigfacher Weise. Oft führen sie als Angriffs mittel Sand mit sich und können so auch hartes Gestein an greifen und abschleifen. Diese Erscheinung des Flugsandes, die sich besonders häufig in den Wüsten zeigt und für deren Formation von großer Wichtigkeit ist, hat dazu geführt, daß die Felsenwände in den Wüsten gitterartig zersägt sind. Als Wirbelstürme haben sie durch die großen Geschwindig keiten, mit denen sie dahinrasen, eine besonders große Stoß kraft. Die Winde sind auch die Ursache für die Dünen wanderung, die einer Landschaft oft ein ganz anderes Ge präge geben. All diese Erscheinungen ruft die Sonne her vor. Denn erst die verschieden stark erwärmte Luft gibt Anlaß zu den Luftströmungen, die dann in verschiedenster Weise auf die Formen der Erdoberfläche einwirken können. Zum Schluß sei noch kurz auf die Springfluten hin gewiesen, die die Gestalt der Küsten und die Formen kleiner Inseln durch ihre gewaltige Wucht nicht unwesentlich ver ändern. Sie werden ebenfalls durch die Sonne hervor gerufen. Bekanntlich entstehen ja Ebbe und Flut durch die Anziehungskraft des Mondes auf die der Erde befindliche» Wassermassen. An der dem Mond zu- und abgekehrten Wasserfläche entstehen die Flutberge. Wenn nun die Sonne mit dem Mond und der Erde in einer Linie steht, und das ist der Fall bei Neu- und Vollmond, so kann die An ziehungskraft der Sonne die des Mondes verstärken, und durch das Zusammenwirken beider Kräfte entstehen dann besonders Hobe Flutberge, die Springfluten. So sehen wir auch hier wieder die Sonne als Kraft, die auf Zerstörung der bestehenden Formen hinarbeitet. verwllderler Garken Zwischen grauen Häusern liegt der verwilderte Garten. Seine Eigentümer starben, ohne Erben zu hinterlasscn. Keiner weiß, wem der Garten heute gehört. Doch ich weiß es: Den Nachtigallen, die nirgends lieber fingen, als hier im undurchdringlichen Gestrüpp und in den violett schäumenden Fliederbüschen... Die Mauer ist verfallen und von Epheu umsponnen. Die Wege sind vom Regen ausgewaschen und überwuchert vom goldnen Löwenzahn. Zerbrochene Eipsgötter stehen da und dort auf der Wiese. Den Ordentlichen ist der verwilderte Garten ein Aergernis. Den Träumern bedeutet er eine stille Insel im grauen Meer der Stadt, ein Märchen, aus entschwundenen Zeiten hinüber gerettet in Tage der Nüchternheit, ein Traum, ein altes Lied... Kinder steigen manchmal über die Mauer und spielen in dem Garten. Wenn aber der Wind braust in den Kastanien und Linden, dann fliehen sie erschreckt. Wieder liegt der Garten einsam und verlassen. Und die Vogel sind glücklich in ihm. llnns Oükgon. Sas Echo von Schnörkelsdorf Von Paul E. Riedel. Der Hubers Michel ward zum Bürgermeister von Schnör- ieksdorf gewählt. Ha — und wie er sich brüstete! „Ich werd's euch schon zeigen," hat er gesagt, „wie man's «acht, daß unser Dorf modern wird! Denn modern ist heut zutage alles und warum sollen wir zurückstehen? Wir müssen berühmt werden, wir müssen ein Anziehungspunkt werden, daß die Fremden nur so hergelaufen kommen! Ich — euer Bürger meister wird das machen!" Da rissen die Gemeindeväter die Augen auf und meinten: »Der hat a sakrische Schneid!" Stur der Brunners Eörg schüttelte zweifelnd den Kopf und fragte: - - „Bürgermaster, derf i reden?" „Red!" „Also, i wollt bloß fragen, was für einen Anziehungspunkt der Bürgermaster meint?" „Echo!" sagt da der Hubers Michel und lächelte mit Bllrgermeisterstolz. „Echo?" echoten die andern. „Jawohl, Echo! Wir werden ein Echo bekommen! Da hinten in der Schnörkelsdorfschlucht, da wird ein herrliches Echo entstehen! Das gibt eine Sensination " „Sensation! heißt dös!" unterbricht da der Müllers Karl. „Also, dös is ja gleich, wie dös heißt, aber ich sag euch, unser Dorf wird berühmt, unser Dorf wird modern. Da» gibt eine — eine Sensination!" „Ja, wie willst du das Echo in der Schnörkelsdorfschlucht »i'richten? Bis jetzt hat's doch da hinter überhaupt noch t» kcho geb'n!" wirst der Brunner» Görg wieder zweifeknd et«. „Meine Herren," sagte da der Bürgermeister mit einem stolzen Lächeln, „bis morgen is' dös Echo ei'g'richt und das andere is' Geheimnis! Morgen schon können wir alke das Echo hören!" Und so ging der Gemeinderat von Schnörkelsdorf für diesem Tag auseinander. Als der Hubers Michel nach Hause kam, rief er seinen erste« ' Knecht. „Schorsch, du kannst dir was verdienen!" „Freit mi, Burgamasta!" „Weißt du die Schnörkelsdorfschlucht?" ..Freili!" „Weißt du die kleine Höhle ganz hinten in der Schluchf, dte ,. ausschaut wie a Backofen?" „Freili!" „Da schlupfst du hinein und machst ein Echo!" „Burgamasta — wie — was — ein Ech — EH „Ein Ech — »! Das heißt Widerhall! Wenn da einer in die Schlucht hineinruft, fo mußt du das gleich« Nachrufen! Das ist dann das Echo! Hast mich verstanden?" „Freili, Burgamasta!" „Also, wenn i „hallo" hineiNfchrei, dann „ schrei t auch „hallo" nachk" ergänzt Schorsch. „Gut is so! Du hast mich verstanden! Und gesagk 'töiU) keinem was! Verstanden! Und morgen nachmittag um - Uhr schleichst du di in d' Schlucht! Verstanden! Und um » Uhr komme ich und der Gemeinderat! Verstände»! Und rafst albe» nach, was hinetngeschrien wird! Verstanden! Da» P de«» das Echo! Hast mich verstanden?" „Freili, Burgamaftal" „Und wennst bei MW zu «An« AfNMWM ävMNK )da«n kriegst täglich -»deiner Portton noch a Stück GHsW» und s»'Matz Bier! Hast «W umstand»* ^ ^ , „Freili, BurgamaM" väter von Schnörkelsdorf mit ihrem Bürgermeister in der Schnörkelsdorsschlucht versammelt. Einer nach dem andern durfte etwas Hineinrufen und ein herrliches Echo kam jedesmal aus der Schlucht zurück. „Hallo — hallo — hu — hu — Hurra — Hurra — ha — hu — ha — hu —!" Und zuletzt rief der Müllers Karl hinein: „Der Bürgermaster von Schnörkelsdorf, er lebe hoch, hoch, hoch!" Und laut und deutlich kam das Echo zurück: „Der Bürgermaster von Schnörkelsdorf, er lebe hoch, hoch, hoch!" Da drückten sie alle dem Bürgermeister die Hand, ginge« hochbeglückt ins Dorf zurück und begossen das freudige Ereigni» i« „Goldenen Stern". Und da wurde auch vereinbart für das „Echo von Schnör- üelsdors" ausgiebig Reklame und Propaganda zu machen, damit die Fremden aus aller Herren Länder kommen würden. Einer sprach von Reklametaseln in den Bahnhöfen. Da wurde der Bürgermeister auf einmal etwas kleinlaut «nd meinte: „Vorläufig können wir ja noch ein bißchen warten mit der Reklame in den Bahnhöfen " „Ja, warum denn?" fragten sie da alle. „Der Bürger master hat ja zuerst a so a große Schneid g'habt und jetzt —?" Und da stimmte auch der Bürgermeister für Reklame in den Bahnhöfen. Und nicht lange dauerte es, da hing in de« Bahnhöfen eine Tafel: Besuchet Schnörkelsdorf und die Schnörkelsdorsschlucht! Schönstes Echo der Welt! Kurz« Aett darauf wurde ln Schnörkelsdorf angerufen, der Hb« Regierungspräsident werde in einer Stund« im Auto an- Vnnme«. «u «« Schlucht za besuchen und da» berühmt« Echo M -0»«.
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