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tz. Ausruhr im Arbeiterhrim Zw>ckau. Zu schweren Aus schreitungen kam es in der Nacht vom Donnerstag zum Frei tag in den Räumen des A rb e t t e r h e i m s Zwickau in der Lengenselder Straße. Zwischen angetrunkenen Bergarbei tern war eine Schlägerei entstanden, wöbei einem der Beteilig ten die Pulsader anfgerissen wurde. Als Polizeibeamte er schienen, gingen die Exzedentcn mit Drohungen und harten Ge genständen gegen diese vor. Schließlich gelang es, fünf der Hauptschuldigen sestznnehmen und ins Poltzeigesängnis einzti- liefern. h. Feuer In einer Strumpfsabril. In Herma» nsdors (Erzqcb.) brach am Freitagabend auf ungeklärte Weise im Lagerhaus der Sirumpf- und Wirkwarenfabrik von Wcndlcr ein Brand aus, der schnell »m sich griff und das Gebäude vollständig einäscbcrtc. Der angerichtcle Schaden ist sehr beträchtlich und nur zum Teil durch Versicherung gedeckt. Grenzsragenbejprechnng Pößneck, 25 Juni. Hier fanden kürzlich Besprechungen zwischen Vertretern des Reiches, Preußens und Thüringens statt über die Frage der Zusammenlegung der Finanzamtsbezirkc Pößneck und Ziegen rück und die Frage eines G e b i e t s a u s t a u s ch c s. An den Besprechungen, die zunächst nur vorbereitenden Charakter trugen, nahmen für Thüringen Staatsministcr Dr. Paulßen, für Preußen Negierungsprüsideni Tiedemann teil. Ku§ eler j.3U5itr Ein Lausitzer Karholikenlag Banken, 25. Juni. Am s. Juli findet in Wittichrnan der 8. Lausitzer Katho likentag statt. Das Festprogramm sieht Predigt und Pontifikalamt aus dem Marktplatz, Festnmzng mit wendischen Trachten sowie eine össentliche Festvcrsammlnng und Kundgebung für den katholischen Glaube» vor- Sächsischer BLrgerme'tter ag Bautzen, 25. Juni. Die Beratungen des Sächsischen Bürgermeistcrlagcs wurden durch eine Mittagstafel unterbrochen, an der u. a. auch Wirtsehafls- minislcr Dr. Krug v. Nidda tcilnahm. Cr gab in einer Ansprache seiner Meinung dahin Ausdruck, daß zur Durchführung der neuen Ideen viel Geduld gehöre; in den Mittelstädten seien wert volle Kraftquellen der Wirtschaft zu erblicke». Nach der Tafel fand im Gcwandhansc eine Vorslandssitznng statt. Danach wurde die Be sprechung fortgesetzt. Im Anschluß an die gehaltenen Vorträge wurde eine Reihe von Entschließungen angenommen. Zur Frage der Vcrwallungsrcsorm wurde beschlossen, bei der Negierung vor stellig zu werden, daß bis zur Regelung der Berwallungsrcsorm am jetzigen Zustand der Aussichlefübrung der Krcishauptmannschastcn über die Städte nichts geändert werde» solle. Beim Landtage wurde eine entsprechende Vcrlängcrung der Sperrfrist des 8 176 III beantragt. Sonnabcndvormittag fand eine geschäftliche Sitzung statt. Ter Kassenbericht weist einen Kassenbcstand von 1626 Mark nach. Nach dem Geschäftsbericht gehören dem Bürgcrmeistertag zur Zeit 9 5 Städte und 5 Gcmeiudeverbände an. Als nächster Ta gungsort wurde Meißen gewählt. Der erste Vorsitzende Bürger meister Dr. Kr » s Stixiaberq schlost die Togcocg mit Duuteswoclen. l. Ein gefährlicher Schädling. Wie aus der Lausitz ge meldet wird, ist die dortige Ernte durch das Auftreten des Vlasensußes, eines kleinen geflügelten Insektes, zum Teil stark gefährdet. Ein großer Teil der Roggenühren ist durch den ge fährlichen Getreideschädling, für dessen Bekämpfung es bis jetzt kein sicheres Mittel gibt, bereits glatt abgesressen worden. Wetterbericht der Dresdner Wetterwarte WittcrungsauSsichtc». Zunächst schwache, dann an Stärke zu nehmende Winde von veränderlicher Richtung. Anfangs heiter, weiterhin allmählich Bewölkungszunahme. Nachts kübl, tagsüber ge mäßigt warm. Nachmittags Gewitterneigung, sonst höchstens leichte Niederschläge. Die Lisenmännec Rw—"i. Von Stefan Rudolf Utsch. (47. Fortsetzung) Man verstand ihn hier icht, selten traf er einen Deut schen. Alles war hier anders wie zu Hause. Das Heim weh machte ihn frank und nahm ihm jede Energie zu irgendeiner Beschäftigung. Zu sehr wurzelte das Boden ständige in ihm. Seine Borfahren halten durch Jahrhun derte hindurch immer nur auf einem Fleck gewohnt — sein Blut schrie nach seinem Elternhause — nach seinen Feldern und Wiesen — nach seinem Hauberg — nach seinen Gruben — nach der lieben, alten Hütte. Er spürte, daß er zu all diesem gehörte, daß er ein Stück davon war — nun ein totes Stück, das das Schicksal aus dem großen Ganzen der Heimat herausgeschlagen hatte. — Wie er nun so durch den strömenden Regen dahin bummelte, sah er keine Passanten und keine Wagen — seine Gedanken waren nicht in dem Getriebe der Großstadt, son dern weilten fern — weit über den Wassern in der schönen Heimat. Er sah die bewaldeten Berge und die grünenden Täler. Seine Phantasie malte ste ihm paradiesisch schön vor, und er dachte an die Arbeiten, in denen man jetzt zu Hause stecken mußte. Zm Hauberg und Wald mutzte jetzt Hoch betrieb sein. Er hörte die Rufe der Teiler. „Hau her! — Hau Herl" klang es laut an sein Ohr. Er hörte die Axt schläge und dos Krachen der niederstürzenden Bäume. Wie weit sollte man jetzt im „Habicht" sein? — und auf der Hütte? — Gott weiß — er war es doch gewesen, der durch ein gemeines Verbrechen dem dortigen Leben die leitenden Hände geraubt hatte. Ein Mörder war er —ein verfluchter Kain! Seine Schritte wurden schneller. Jawohl, er hatte gemordet! Und er dachte noch an die Heimat? — durfte er über haupt den Begriff dieses Wortes ausdenkcn? — da doch dieser geheiligte Boden durch ihn das Blut ihres besten Sohnes getrunken hatte! — Weshalb dachte er immer MW M 6!. UlM-AUWsiM Das zwanzigjährige Priejier-Iubiläum des Direktors L. Englert Dresden, den 25. Juni 1928. Das Bischöfliche St. Benno-Gymnasium be ging heute durch einen würdigen Festakt im Schulsaale das 20jährige Priesterjubiläum seines Direktors, Hochwiirden Lud wig Englert. Der Tag sollte ganz der Festesstimmung hin gegeben sein und der Freude darüber, daß der Direktor bis zu diesem Jubiläum den inneren Ausbau der Bildungsanstalt voll endet sehen konnte. Die Feier, die vom Lehrerkollegium in aller Stille vorbereitet worden war, brachte in schönster Weise die Verehrung zum Ausdruck, deren sich der Jubilar und Leiter der Anstalt in hohem Maße erfreuen darf. Durch ein Livitenamt in der Hof- und Propsteikirche, das der Jubilar unter Assistenz seiner Konfratres Präfekt Ludäscher und Studienassessor Dr, Dittrich zelebrierte, gab man zunächst Gott die Ehre. Die Lehrer und Schülerscl>«ft, die Mitglieder des Kuratoriums der Anstalt und auch zahlreiche Eltern wohnten dem Gottesdienste bei; die Kapeilknaben gaben ihm durch ihren herrlichen, frischen Gesang eine besonders festliche Note. In» K o lp i n g s saa l e , der der Anstalt als Aula dienk, hatte der Festakt eine größere Zahl von Gästen mit den Leh rern und Schülern der Anstalt vereinigt. Es war eine Freude, zu sehen, wie Lehrer- und Schülerschaft bemüht waren, diese Festseier, die ihrem Direktor galt, in der würdigsten Weise anszugestolten. Das Schülerorchester spielte zunächst den schwungvoll feierlichen „Marche milftaire" von Schubert, später noch den „Marche heroigue" des gleichen Meisters, während der Sckülerchor in guter Form „Harre meine Seele" von Malan und „Die Kapelle" non Kreutzer sang. Dann folgte eine Reihe von Gratulanten. Studienassessor Dr. Dittrich gab von einem Schreiben des hochwllrdigstcn Herrn Bischofs Dr. Schreiber, des Protektors der Anstalt, Kenntnis, der bedauerte, an der Feier nicht persönlich Anteil nehmen zu können und der dem Direktor seine Glück- und Segenswünsche auf diesem Wege übermittelte. Gräfin Rothenburg iiberbrachte im Namen der Frau Prinzessin Johann Georg einen Nagel sür die neue Schulfahne, der die Erinnerung an diese Feier des ersten Direktors der Anstalt fest hallen soll. Für das Kuratorium des Gymnasiums sprach dessen verdienter erster Vorsitzender, Herr Direktor Keller. Er gab dem Wnnsclp! Ausdruck, daß der Jubilar noch recht lange Jahre die Anstalt segensreich leiten möge. General O ' Vnrn , der 1. Vorsitzende des Bildungsvereins für das Bis tum Meißen, knüpfte an die Namen der drei Taufpatinnen der Schulsahne, Mario, Gabriele, Elisabeth an. Sie möchten als Namen der Mutter Gottes, des Streiters Gottes und der .Heili gen Gottes die Arbeit der Schule beseelen. Studienrat Dilger überbrachte die Glückwünscke des Lehrerkollegiums. Er ver glich die Arbeit des Direktors der Anstalt mit den Aufgaben des Diamanten und der Feder im Uhrwerk. Ersterer habe die Reibungen und Widerstände zu besiegen, letztere belebend und antreibend zu wirken. So sehe man den Jubilar an der Spitze des Lehrkörpers vorbildlich wirken. Endlick sprach ein Vertreter der Schülerschaft, der Oberprimaner Wolfgang Kleist, deren, Glückwünsche ans. Die Schülerschaft überreichte ihrem Direk tor auch einige prächtige BInmenspendcn. Im Mittelpunkt der Feier stand die Festrede des hoch- würdigen Herrn Präfekten Ludäscher. Er sprach von dem Jubelfest, gab einen kurzen lieber blök über den Lebens lauf des Jubilars, gedachte vor allen Dingen auch des Werkes, dessen innere Vollendung er sich heute erfreuen könne. Alles dies aber ließ der Redner harmonisch in sein Thema einfließen, das er sich gestellt hatte, zu sprechen von der hohen Würde, der schweren Bürde und dem süßen Lahne des Priestertums. In feiner Weise verglich der Redner das Priestertum der katho lischen Kirche mit anderen wichtigen Berufen, würdigte den Priester als Ackersmann, der den Samen des Wortes Gottes ansstreut, der das Brot Gottes, den hl. Fronleichnam reicht und die Frucht des ewigen Lebens in den Menschen heranreifen läßt. Er zeigte, wie das Wirken des katholischen Priesters so hoch über der verdienstvollen Arbeit des Soldaten, des Arztes und des Richters steht, wie die Menschenseele über der Gebrechlich keit und Vergänglichkeit des Körperlichen. Und dann wies der Redner in treffenden Worten hin ans die Bürden des Priester standes, wie sie insbesondere auch dem Jubilar auf feinem ver antwortungsvollen Posten nicht erspart geblieben seien. Er gedachte des opfervollen Diaspora-Frontgeistes, mit dem sich der an sie? — Hatte er sich sie nicht verscherzt — leichtfertig und frevelhaft? — Durfte er nun als ein hinterlistiger Mörder noch Sehnsucht nach ihr im Herzen tragen? Da stieß er mit einer korpulenten Amerikanerin zu sammen, und nicht viel hätte gefehlt und diese wäre auf das nasse Trottoir gestürzt. „klave zcou no e>es. 8ir?" fragte sie wütend und stampfte weiter — gar nicht die in deutsch gestammelte Ent schuldigung Heinrichs beachtend. Nach dem Zwischenfast kamen seine Gedanken wieder in die vorige Bahn. Er gedachte seiner Mutter. Die Erinne rung an sie gab ihm stets neue Kraft. „Heiner, mach mir keine Schande mehr!" hörte er ihre flehende und schwache Stimme. Und: „Ich werde für dich beten!" Nein, etwas Schändliches — bei Gott — das wollte ihr Sohn nicht mehr tun! Wie spät war es jetzt? — Er sah auf seine Uhr: 5 Uhr abends. Und er dachte: ,,Nun beginnt zu Hause der Mor gen. Meine Mutter erwacht jetzt und denkt an mich. Sie fragt sich: „Wo mag er weilen? — Mein einziger Sohn?" — Er wußte, sie verfluchte den Mörder nicht. Diese Gewiß heit tat ihm unendlich gut. Sein Kopf hob sich allmählich mehr und er betrachtete die Reklameschilder an den Häusern. Als e. auf einem die Worte „Deutsches Gasthaus" -as, ging er auf den Eingang der Wirtschaft zu. Der Raum, den er betrat, war nicht sehr breit, aber außergewöhnlich lang. Die Einrichtung war gut und sauber. Auf den ersten Blick konnte man feststellen, daß hier ein Deutscher waltete. Unter den Gästen, von denen auch viele an der langen Bar standen, konnte man allerlei Typen sehen: echte Slankees, kleine, schwarzhaarige Franzosen und Spanier, Mestizen und Mulatten, jedoch die überwiegende Mehrheit bestand aus Deutschen. Heinrich suchte sich in der hintersten Ecke des Raumes einen Platz und bestellte sich bei dem breitschultrigen Wirt, der der Mundart nach ein Bayer zu sein schien, eine Taste Kaffee. Ihm gegenüber saß ein schon älterer Herr mit einem breiten, weißen Barte. Er war bester gekleidet als die anderen Gäste, er trug ein seidenes Halstuch, eine schwere Wolljoppe und langschäftige, blitzblanke Stiesel. Jubilar immer in dis vorderste Reihe gestellt hat, als Priester und Seelsorger, als die treibende Kraft beim Ausbau der Schule, als Präses und Förderer des Geselienvereins und als unser Vertreter im Stadtparlament. Er schloß mit dem schönen Gedanken, daß letzte Pflichterfüllung, Opfer, Selbstlosigkeit dem Priester süßer Lohn und Dank sei. Mit stürmischem Beifall wurden die Ausführungen von der Festversammlung ausgenommen, der sich noch verdichtete, als der Jubilar das Katheder bestieg, um in bewegten Worten für die vielen Ehrungen und Glückwünsche zu danke». Das schönste Geschenk sei ihm das, so betonte der Direktor, daß man heute sagen könne, seit Ostern 1928 besitze die Anstalt einen Lehr körper, um den uns jede andere Schule beneiden Könne. Harmo nie und Geschlossenheit in der Auffassung der Aufgaben, kamerad schaftliches Zusammenarbeiten und ideales jugeudfrischcs Streben zeichne de» Lehrkörper aus. Der Direktor oankte allen, die an dieser Feier Anteil haben, besonders aber bei dieser Gelegenheit auch den Männern, denen die Anstalt ihren Ausbau mit zu verdanken hat, den Herren Direktor .Keller, Wohlauf, General O'Byrn und Fra» Gräfin Rothenburg, und schloß mit einem Appell zu weiterer vertrauensvoller Zusammenarbeit an de» gesteckten Zielen. Mit wertvollen künstlerischen Darbietungen klang die schöne Feier auch aus. Studienassessor Leis, am Flügel von Armand Dehlinger begleitet, erntete mit dem „Arioso" von Händel und dem Halleluja von Hummel stürmischen und verdienten Beifall. E>a»z besonders tiefen Eindruck hinterlicß das Bühncnspiel „Der Tor und der Tod" von Hugo von Hossmannsthal, zu dem Oberprimaner W. Kleist fein empfundene und treffende Einlcilungswortc sprach. Das Stück selbst, das sich in ergreifender Weise mit dem Sinn des Liebens auseinandcrstcht, sand durch die darstellenden Schüler und Schülerinnen eine vortreffliche Interpretation. Ilm seine Vorberei tung hat sich Studienassessor Dr. Kunkel dos größte Verdienst er worben. Das Gymnasium und sein Direktor darf ans diese Feier stol zsein. Ein .2Laien"»Rtq«ie,n sür den Primas von Mexiko. A-us der Stadt Mexiko wird berichtet, daß bei dem Bekannt» meHen des Todes des verbannten Erzbischofs von Mexiko und Primas von Mexiko, Msgr. Mora y del Rio, in der Kirche La Profeisa ein geradezu unvergeßliches „Loien"-Requiem crbgehalten worden sei. Kein Priester war zugegen. Es wurden Teile der heiligen Messe vorgelesen. Die Kirck)« war ganz in Schwarz mis- gsfchiagen, sowohl die Altäre als auch die Säulen. Ein großer Katafalk stand in dem Mittelschiff, mit einem purpurnen Leichentuch bedeckt und geziert mit des verstorbenen Kirchen fürsten Mitra. Bruistkrenz und Stola. — Ein weiteres Mitglied des verbannten mexikanischen Episkopales, Dr. Jgance Bal- despino y Diaz, Bischof von Agua senkte nies, ist am 12. Mai in dem Krankenhaus zu San Antonia, Texas, gestorben. Zusam men mit Erzbischof Mora y bei Rio wurde er im vergangenen Jahre unter falscher Beschuldigung ausgewiesen. Die deutsche Indien-Expedition. — Die deutsche Indien- Exvedition, die unter Führung von Dr. Frh. von Eickstedt in Indien gearbeitet bat, ist jetzt auf die Andamanen-Jnseln im Bengalischen Meerbusen übergesicbelt. Diese Inselgruppe ist bis vor kurzer Zeit überhaupt nicht erforscht gewesen, wegen der Aremdenseindlichkeit Eingeborenen und wegen des Bor bandenseins einer Britisch-Indischen Strafsiedlung. Für die Rassenprobleme, die die deutsche Expedition studiert, sind ge rade diese Inseln besonders wichtig, da die Andamanesen in ihrer Vereinzelung urtümliche Züge der zwerghaftcn Rest» bevölkerung bewahrt haben, die sich früher über den Haupteil des südlichen Asien ausbreitete. Die deutschen Forscher studier ten nun sowohl die Eroß-Andamanesen aus den drei Haupt inseln wie auch das benachbarte Klein-Andaman. wo sich Baron Eickstedt und seine Gattin mehrere Wochen in einem Lager der Ongis aus Rutland aufhielten. Die Rassenprobleme wurden eingehend in Messungen. Blutuntarsuchungen. Feststellung der Stammbäume usw. studiert. Die Nearitos, tiesjchwarz, die Männer völlig unbekleidet die oft wohlgestalteten Weiber mit einem ganz kleinen Erasbuschel versehen, leben dort noch völlig frei von fremden Einflüssen, sie haben sich körperliche Besonder heiten offenbar seit der Borzeit bewahrt. Es war das erstemal, daß überhaupt wissenschaftliche Arbeiter dicHr weltabgelegene Inselgruppe besucht haben. Verschiedentlich versuchte er, seinen jungen Tischnach bar in ein Gespräch zu ziehen, doch alle seine Versuch« schei terten an Heinrichs Verschlossenheit. Dieser saß fröstelnd auf seinem Stuhle und trank gie rig den heißen Kaffee in sich hinein. Da fragte der Fremde laut — mit klangvoller Stimme: „Auch neu aus Deutschland . . .? Heinrich antwortete mit einem leichten Kopfnicken. „Wie lange denn schon hier drüben. Sir?" Der Gefragte stutzte, sah auf und warf einen forschen den Blick auf den älteren Herrn. „Vierzehn Tage, mein Herr!" sagte er kurz. Der Fremde schwieg. Das wortkarge Wesen des Deut schen schien ihm absolut nicht zu behagen. Er betrachtete ihn von oben bis unten. Heinrich ließ sich von dem Wirt Brot und Käse brin gen, doch er aß sehr wenig und schob die Speisen bald wie der zurück. „Noch keine Arbeit?" fragte der Fremde wieder. „Nein!" „Auch keine Verwandte hier?" Der junge Deutsche hob ärgerlich den Kops und maß den Mann mit ärgerlichen Blicken. „Bin nicht hier, um mich aussragen zu lassen, mein Herr!" Der Fremde lächelte. „Thals right — das ist richtig! Aber ich bin ein Landsmann — auch Deutscher — Rheinländer. Natürlich schon lange hier. Dreißig Jahre vielleicht.. . Heute zwar schon mehr Amerikaner, aber wenn man einen Landsmann sieht— und dann noch son junges Greenhorn —. so inter essiert man sich doch ein wenig für ihn. Also nehmen Sie meine Fragen nicht übel, please!" Das Wort „Rheinländer" weckte in Heinrich ein freu diges Gefühl. Wie ein süßer Ton aus der fernen Heimat klang ihm das Wort aus dem Munde des Mannes ent gegen. Er dachte an den Rhein. Wie nahe lag er seiner Heimat. Änd dieser Mann batte da gewohnt? — Es tat ihm leid, daß er ihm so schroff begegnet war. (Fortsetzung sollt)