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Nummer 143 — 27. Jahrgang «Meint smal wSchentl. mit den illustr. Gratisbeilagen .Di, Veit' und .Für unsere kleine» Leute', sowie den Dertbeilagen »Et. Benno-Blatt', .llnterhaltting und Wissen', .Die Well der Frau', .Aerztltcher Ratgeber', .DaS gute Buch'. .Filmrund, schau'. Monatlicher «e,»gSpreiS 3 Mk. einschl. Bestellgeld. Einzelnummer 1« Sonnabend- u. Sonntagnummer itv 4- Hauplschristlelter: Tr. V. TeSczhk, Dresden. LüchMe Dienstag, den 28. Juni 1928 Verlagsort, Dresden Anzeigenpreise, Die Igespaltene Petttzetle S« 4. Familien- «»zeigen „.Stellengesuche S«4> Die PetitteNamezeile. SSmm breit, I Für Slnzetgen autzerhalb des Verbreitungsgebietes 4« 4 - die PetttreNaniezeilf 1 Offertengeb.So 4. Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anzeigen-Auftrügen u. Leistung v. Schadenersatz. Geschäftlicher Teil: Artur Lenz. Dresden. volksrettuna Geschäftsstelle, Druck».Verlag - Germania, A.-G. für Verlag und Druckerct.FiltaleDresden.DreSden-A.l. Polierstrahe lfl. Fernruf21012. Postscheckkonto Dresden 2703 Bankkonto' Gtadtbank Dresden Nr »I7lk Für chrtskliche Politik und Kulkur Redaktion der Sächsischen VolkSzeitung DreSden-Altstadt 1. Polterstrafle ,7. Fernrut 20711 und 21012. N MlW« -emlierl Die Probefahrt auf Schienen — Der erste Start gelungen» der zweite nritzglilekk Kein Menschenopfer Burgwcdel, 23. Juni. Auf der erst kürzlich fertiggestellteil und dem Verkehr »och nicht übergebenen Relchsbahnstrecke Burg,uedel—Celle unter nahm heute nachmittag der neue Opelsche Raketenivagen Fahrt, versuch mit verstärktem Antrieb, aber ohne Führer. Die erste Fahrt gelang, als jedoch bei der zweiten Fahrt die Antriebs kraft gesteigert wurde, entgleiste der Wagen und wurde zertrüm mert. Eine gewaltige Menschenmenge war Zeuge des Vor ganges. Vorsichtigerweise war beiderseits des Bahndammes eine hundert Meter breite Absperrung vorgenommen, so daß eine Gefährdung von Menschenleben ausgeschlossen war. Um 16.27 Uhr erfolgte der zweite Start des Aaketenautos Opel 3. Diese Fahrt sollte den bisherigen Weltrekord v-on 333 Stundenkilometern überbicten. Der Wagen kam vom Start ab, fuhr jedoch in die Böschung hinein. Herr von Opel begab sich sofort zum Wagen, um die Ursache des Fehlstarts sestzustellcn. Feuerwehr und Schutzpolizei wurden zu Aufräumungsarbeiten herangezogen. Die Ursache des Fehlstarts liegt darin, daß der Wagen zu sehr beschleunigt wurde. Er hatte sich vorn gehoben und kam dadurch von den Schienen. Die Vorbereitungen am Start waren beendet, als um 13.40 Uhr der Sonderzug aus Hannover eintraf, dem etwa 1000 Per sonen entstiegen. Mit den Ankommenden zusammen begab sich Frttz von Opel aus dle etwa WO Meter vom Startplatz nach Telle zu gelegene in Höhe von etwa 15 Meter über die die Geleise führende Brücke, um hier noch einige Erläuterungen zu dem be vorstehenden Ereignis zu geben. Fritz von Opel gab auch das Zeichen zum ersten Start. Die elektrische Zündung erfolgte, und sofort setzte sich der Wagen in Bewegung. Die Antriebskraft der Raketen, die in einer An zahl von 10 Stück in dem Vatteriebehälter untergebracht waren, funktionierte ausgezeichnet. In ein Flammenmeer gehüllt, flog der Wagen vorwärts, und trotz der säst aus der Stelle einsetzen den ungeheuren Geschwindigkeit der Vorwärtsbewegung war die Fahrt zunächst von der Brücke aus gut zu verfolgen. Der Wagen raste Hera», von Rauchwolken umhüllt. Ein Zittern er füllte die Lust. Als der Wagen die Unterführung passiert hatte, war nichts mehr zu unterscheiden. Nur eine gewaltige Rauch wolke sah man sich vorwärts wälzen. Noch etwa 200 Meter ging die sausende Fahrt, dann stiegen Feuergarben auf, nach links und rechts ausspritzend. Die Vremsraketen hatten sich ge löst. Der Wagen verlangsamte seine Fahrt, und etwa 700 Meter hinter der Brücke kam er zum Stehen. Der Versuch ist glänzend verlaufen. In jeder Beziehung hat sich der Wagen bewährt. Die automatische Bremse und die Bremsraketen haben tadellos -usammengewirkt. Gleich nach dem Start setzte sich ein Kontroll- auto auf den Schienen in Bewegung, um das Ergebnis der Fahrt sestzustellen. Es fiel befriedigend aus. und die Löbnersche Zeit- Die Regierungsbildung Kabinett der Persönlichkeiten? Berlin. 28. Juni. Die Mehrzahl der Berliner Blätter spricht sich nunmehr für ein Kabinett der Persönlichkeiten aus, das eine „inoffizielle große Koalition" darstellen würde. Das „Berliner Tageblatt" weih zu melden: Der beauf tragt« Reichskanzler Hermann Müller Hot beim Reichsaußen minister Dr. Stresemann, der bekanntlich in Biihlershöhe zur Erholung weilt, angefragt, ob er wohl bereit sein würde, in ein überparteiliches Kabinett ohne parlamentarische Bindungen ein zutreten. Die Antwort des Reichsaußenministers steht, wie ver sichert wird, noch aus. Sobald Dr. Stresemann sich geäußert hat, wird Hermann Müller am Montag auch an di« anderen Slbgeordneten, di« für dieses überparteiliche Kabinett in Aussicht genommen worden sind, dieselbe Frage richten. Vom Nachrichtenbureau des Vereins deutscher Zeitungs verleger wird demgegenüber folgende Mitteilung ausgegeben: Zu der Nachricht eines Berliner Abendblattes, wonach der Retchsaußenmlnister Dr. Stresemann auf Anfrage sich bereit erklärt habe, in ein Kabinett einzutreten, das unter Hermann Müllers Führung aus führenden Persönlichkeiten des Parla ments ohne fraktionelle Bindung, zusammengesetzt werde, wird das Nachrichtenbureau des Vereins deutscher Zeitungsverleger Messung, die mit Hundertstel-Sekunden arbeitet, meldet als genau ermittelte Geschwindigkeit, die nach Zurücklegung von 500 Metern ermittelt wurde, 180-Stunden-Kilometer. Fritz von Opel begnügte sich damit, den glücklichen Erfolg des Experi ments zu konstatieren und im Anschluß daran zu verkünden, daß nach kurzer Frist eine neue Probefahrt mit verstärkter Raketen batterie erfolgen solle. Eine Draisine holte den Naketenwagen zur Absahrtssteüe zurück, damit er aufs neue geladen werden konnte. Waren beim ersten Versuch 10 Raketen eingesetzt, so betrug ihre Zahl jetzt 2!>, also rund das Dreifache der ersten Ladung. Um 18.21 Uhr ver kündeten Startschüsse, daß alles bereit sei. Fritz von Opel und Ingenieur Sander kamen wieder aus die Brücke. Unter Brausen und Zischen entladen sich um 16.27 Uhr die Raketen, und der Wagen setzt sich in Bewegung, gleitet vorwärts. Nun steigen hohe Rauchsäulen in die Lust, feurige Garben ragen aui. Aber der Raketenwagen kommt nicht. Stau nende Fragen, verwundertes Verharren. Der Wagen ist nach NobUe Durch den Schweden Tornberg Stockholm, 25. Juni. Beim Verteidigungsminister ist gestern früh folgendes Telegramm vom Leiter der Spitzbergenexpedition eingelansen: Der General gerettet. Di« Rettungsarbeiten werden fortgesührt. Die Unterschrift des Telegramms ist „Tornberg". Nobile soll erneut um Hilfe gerufen und berichtet haben, das; das Eis, auf dem sich das Lager befindet, anfange nach Norden zu treiben. Gleichzeitig beginne es in schraubende und mahlende Bewegung zu kommen. Nobile und seine Leute kämpften einen Verzweiflungskampf gegen das Eis, das in heftiger Bewegung war. Schollen von Hunderten von Zent nern Gewicht wurden wie Spielbülle hin- und hergeschoben. Nobile wurde von einer Scholle das Bein gebrochen und des halb er als erster geholt und an Bord des Schiffes Quest ge. bracht. Die Landung des schwedischen Flugzeuges Uppland aus dem in Bewegung befindlichen Eis war ein Meisterstück der Fliegerkunst und mit der größten Gefahr verbunden, da der Startplatz sich ständig zu verändern drohte. Nach dem Start der Uppland zu Nobiles Lager ist das schwedische Hilfsschifi ermächtigt, zu erklären, dah diese Nachricht absolut falsch ist. Selbstverständlich steht Herr Müller auch mit Minister Dr. Stresemann in Verbindung, aber dieser hat keine solche Ant wort gegeben. Bor Montag kommt irgendeine Aenderung der Lage, also auch die Erwägung über ein eventuelles Kabinett führender Persönlichkeiten nicht in Betracht. Eine Aenderung der Lage dürste vor der Sitzung des Zen trumsparteivorstandes, die heute nachmittag stattsindet, nicht etntreten. Die Zentrumsfraktion tritt nach der Sitzung des Parteivorstandes abends » Uhr zusammen. Die Bayern verhandlungsberett München» 23. Juni. Der Landesausschiiß der Bayrischen Volkspartei hat sich in seiner heutigen Sitzung mit der politischen Lage im Reich und in Bayern befaßt. Auf Grund des Referats des Vorsitzenden der Reichstagsfraktion, Prälat Leicht, kam der Landes- ausschuß zu der Auffassung, daß die Bayrische Volkspartei im Reichstag nur dann in eine Regierung eintreten könne, wenn durch Vereinbarung der die Ne giruegiblennedndENAJTQwdß durch Vereinbarung der die Regierung bildenden Parteien ganz bestimmte Sicherungen für ihre kulturpolitischen, staatspolitischen und wirtschastspolitischen Forderungen gegeben werden. Das habe für ihre bisherige Beteiligung an den Regierungsverhand- lungen im Reich gegolten und das werde auch weiter hin gelten. etwa 20 Metern von den Schienen gesprungen unv rechts zur Seite geschleudert worden. Er liegt an der Böschung in Trüm mern. War die Kraft der Raketen zu stark, um den Wagen auf den Schienen zu belassen? Man weiß cks nicht. Das Ergebnis ist für diesmal jedenfalls ein Mißlingen. Das Experiment ist verunglückt, der Wagen dahin. — Aber es heißt jetzt schon — vielleicht bereits morgen, wird ein wei terer Versuch gemacht werden, und der auf Gummirädern lau sende Wagen ist überhaupt noch nicht ausprobiert. Jedenfalls haben wir bald mit weiteren Versuchswagen zu rechnen. Die Katze, die man dem zweiten Wagen anvcrtraut hatte, soll im Moment des Ueberschlagcns das Weile gesucht haben. Von der anderen Seite wird behauptet, daß sie sich in Atom« ausgelöst habe. Schwere AluMuglatMophe in Virginm Kommandeur Lutz getötet. Washington, 23. Juni. Ein dreimotoriges Marinetransportflugzeug, das heute morgen mit vier Insassen von dem benachbarten Marineslugfeld Anacostia den Flug nach Nicaragua antrat und in Miami eine Zwischenlandung vornehmen wollte, stürzte um 2.30 Uhr bei Bowling Eree n (Virginia) ab. Bei dem Absturz wurde der Marineflieger Major Charles Lutz und der Leutnant Busby sofort getötet. Von den zwei mitslicgenden Korporalen, die beide schwer verletzt wur den, ist der eine bereits gestorben. gerettet Quest weiter nach Osten vorgedrungen und in der Hinlopen- straße vor Anker gegangen, wo Nobile in örtliche Be handlung genommen wurde. Sein Zustand ist krilisch. Funkzeichen von Amun-ssn Oslo. 23. Juni. Wie der russische Eisbrecher..Malygin" berichtet, ist es ihm gelungen, ganz schwache Radiosignale aufzusaugen, die von Amundjen zu stammen scheinen. Gleichzeitig erklärt das norwegische Wchriniuisterium, daß die französische Latham-Maschine im Falle einer Notlandung auf dem Wasser nur mit einem Aktionsradius von etwa hundert Kilometern funken kann. Da der Eisbrecher „Malygin" sich zur Zeit noch östlich von der Väreninscl befindet und der letzte Funk- spruch Amundsens am vorigen Montag um 18.45 Uhr aus jener Gegend stammte, gewinnt die Annahme stark an Wahrscheinlich keit, daß Amundjen und seine Begleiter bei der Bäreninsel zu einer Notlandung gezwungen waren und augenscheinlich noch am Leben sind. Oslo, 25. Juni. Die schwedische Expedition zur Aufsindung Amund- sens wird die Gegend östlich vom Südkap absuchen. Die vom russischen Eisbrecher Malygin aufgenommenen Fnnksprüche werden nach wie vor für Mitteilungen Amundsens gehalten, doch hat ihr Inhalt nicht entziffert werden können. Dem Eis brecher ist milgeteilt worden, daß Amundsen auf der Welle 800 funkt. Der Mali)gin kann vorläufig nicht weiter kommen, da er in der Nähe der Hopeinsel vom Eise eingeschlossen ist. Er macht jetzt den Versuch, in der Richtung auf Franz-Ioseph-Lanü durchzubrechen. Ein Z-Zsg bei IlMNeudorf entgleist Keine Tote. — Die Lokomotive u,»gestürzt. Stuttgart, 23. Juni. Die Reichsbahndirektion Stuttgart teilt mit: Der D-Zug 135 Friedrichshafen—Stuttgart ist heute nach mittag 14 Uhr 05 bei der Durchfahrt durch die Station Um mendorf (Bez. Biberach) aus bis jetzt unbekannter Ursache entgleist. Die Lokomotive ist umgestürzt. Sämtliche Wagen sind nach der Entgleisung aus dem Bahndamm zum Stehen gekom men. Getötet wurde niemand. Etwa sünszchn Reisende sind leicht oerletzt worden, ebenso der Lokomotivführer. Die Vcr- letzungen des Heizers find ernstlicher. Beide Hauptgleise sind gesperrt. Der Verkehr wird durch Umsteigen aufrechterhaltcn. Die Reisenden des entgleisten Zuges sind mit Sonderfahrt bis Ulni befördert worden, Wciterrcisende mit dem Eilzug Nr. t» nach Stuttgart. Der Präsident der Reichsbahndirektion Dr. Sigel ist nach Eingang der Nachricht sofort an die Unfallstelle abgefahren, die Untersuchung des Unfalles ist alsbald ausge nommen worden.