Volltext Seite (XML)
Nummer 12S — 27. Jahrgang »ma! ivöchenil. mit den illnslr. Gratisbeilage» .Die iS,»' und .Fllr »nlere kleinen Leute', lowie den Tetibeilage» ,S>. ! enna-Iiail'. .Unterhaltung und Wlsse»'. .Die Well der zw..'. .ikerziltcher Ratgeber'. .Das gute Buch', .Filmrund- lchau'. Monatlicher Bezugspreis 3 Ml, eimchl. Beilellgeld. »bljelnummer 11» 1. Soiiuabend. u. Sonuiu^uummer »U Haupllchrlstleiier! Dr. V. LeSczpk. Dresden. LachMhe Sonnabend, den S. Juni 1S2b BrrlagSort! Dresden Anzeigenpreis«, Die Igelpalieue iieiitzeile ltU Z.gamiUen- anzeigen u.Stcllengeluche ÄOZ. Die Petitreliamezell«. 88 mm breit, tFür Buzeigen außerhalb LeS BerbreituugSgebieteS 1U z. die Pelilreklaiuezeile t.lru^. Osferlengeb.su z. Im Fall« höherer Gewalt erlischt >ede Berpfltchtung aus Lieferung sowie Erfüllung v. Anzeigen.Aufträgen u. Leistung v. Schadenersatz. Leschästlicher Teil: Artur Lenz. Dresden. i s,L tSeschüftSsteU«, Druck u. »Verlag: Germania, A.-G. ,Lr Verlag uud Druckerei, Filiale DreSdeli, DreSden-A, l. Poliersiratze 17. FernrusüIvtL. Poslschecklonlo Dresden r70Z, Bankkonto Stadtbant Dresden Ar, »1718 Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsische» BokkSzettuna Dresdeu-Altsladt 1. Poliersiratze >7. und rwis. Fernru> Frankreich vor der Skablllslerung? (Von unserem Vertreter.) kt. Paris, Anfang Juni. Schneller und intensiver als es viele gedacht haben, ist das Problem der Stabilisierung des französischen Franken in den Mittelpunkt des politischen Interesses gerückt. Nicht nur die französische Industrie und der Handel drängte auf eine endgültige Stabilisierung des Franken, welche allein eine kaufmännische Kalkulation ohne Versicherungen gegen Kursschwankungen erlaubt, sondern auch die Verhältnisse auf dem französischen Geldmarkt nehmen eine Ent wicklung, durch welche die Bank von Frankreich Gefahr säuft, ihre jetzt schon geringe Kontrolle über den französi schen Geldmarkt völlig zu verlieren. Seit über 18 Mona- !»n ist die Bank von Frankreich gezwungen, eine Kredit- 'nflation zu betreiben, deren Rückwirkungen auf das allgemeine Preisniveau sich jetzt beunruhigend bemerkbar machen, und deren schädliche Auswirkung durch das erneute Eingreifen der internationalen Spekulation anlässlich der hier wieder aufgetauchten Gerüchte über eine weitere Re valorisierung des französischen Franken sich noch verstärkt. In den 18 Monaten, in welchen der Franken auf seiner jetzigen Höh« auf Grund eines Regierungsdekretes gehal ten wird, hat die Bank von Frankreich nicht weniger als 15 Milliarden französische Franken, teils in Form von Banknoten, teils in Form von Krediten in den Verkehr ge bracht, um die angebotenen Devisen aufnehmen zu können. In Finanzkreisen schätzt man die Deckung des jetzt im Umlauf befindlichen Notenbetrages in Höhe von 60 Mil liarden auf 90 Prozent in Gold, bzw. gold- werten Devisen. Ausgewiesen wird der Devisenbe stand der Bank von Frankreich in dem Posten „Verschiede nes" auf der Aktivseite der Wochenbilanz. Obwohl in diesem letzten Wochenausweis nur ein Betrag von ca. 80 Milliarden ausgewiesen wird, dürfte der Devisenschatz der Bank von Frankreich in Wirklichkeit erheblich höher sein, weil in dem genannten Betrag weder die Report-Devisen, noch diejenigen Devisenbeträge, welche die Bank von Frank reich auf Termin hat hereinnehmen müssen, enthalten sind. Besonders in den letzten Wochen und Tagen war die Bank von Frankreich gezwungen^ häufig mehr als 5 Millionen Pfund an T e r m i n d e v l s e n hereinzunehmen. Diese ständige Neuschaffung von französischen Franken- guthaben beginnt die hiesige Finanzwelt auf das lebhaftest« zu beunruhigen. Bis jetzt hatten diese neuen Kredite im wesentlichen nur Verwendung gesucht, teils auf dem Markte für tägliches Geld, der infolgedessen in Paris seit Monaten eine außergewöhnliche Flüssigkeit zeigt, teils wirkten sich diese Kredite in Effeltenkäufen aus und sind somit eine der Hauptgründe, welche zu der starken Hausse geführt haben, die man seit Monaten an der Pariser Wertpapierbörse fest stellen konnte. Alle Mittel, welche die Bank von Frank reich versucht hatte, die nach Paris strömenden Devisen ab zulenken, waren vergeblich. Weder vermochte die Auf hebung des Kapital-Export-Verbotes die einstroömenden Devisen zu verringern, noch auch die grosse Konsolidierungs anleihe, auf die bis heute Zeichnungen in Höhe von 18 Mil liarden eingegangen sind, und mit welchen einmal die Vor schüsse der Bank von Frankreich an den Staat zurückgezahlt werden sollen, weiterhin aber auch zu der Konsolidierung der schwebenden und kurzfristigen Staatsschulden diene» sollen, den französischen Kapitalmarkt wesentlich beein flussen und beengen. Die durch diese Anlciheopcration auf gesaugten Kapitalien wurden ergänzt durch die zunehmen den Devisenverkäufe, welche die Bank von Frankreich ge zwungen ist, zu dem heutigen Kurse anzunehmen. Wenn sich bisher die neugeschaffenen Frankenkredite nur auf dem Geld- und Wertpapiermarkt auswirken, so be ginnt heute die künstliche Schaffung von Frankenkrediten sich auch auf dem Warenmarkt auszuwirken und hier durch erst eigentlich die Gefahr einer Kreditinflation im eigentlichen Sinn heraufzubeschwören. Während der Groß handelsindex für importierte Waren stationär auf 673 verbleibt, hat sich der Index im Eroßhandelsverkehr für einheimische Waren im letzten Monat von 620 auf 688 ge hoben. Noch viel auffälliger ist die Bewegung im Klein handel innerhalb der letzten vier Wochen. Während hier sich der Index monatlich auf 825, d. h. 108 Prozent gegen über den Vorkriegspreisen gehalten hatte, schnellte er im letzten Monat von 525 auf 560 und zeigt weiter steigende Tendenz. Im Zusammenhang mit dieser Preissteigerung läßt sich eine weitere Verringerung der Arbeits losigkeit, wie überhaupt eine allgemeine Ver besserung der Wirtschaftslage, wie Steige rung des Warenumlaufes, in den letzten Monaten fest stellen. So hat der Ertrag der Warenumsatzsteuer allein in dem Monat April 800 Millionen Franken erbracht und den budaetären Voranscklaa erheblich überschritten. So ist l»» Für Frieden und Annüherung bei Wahrung -er Verkräge Die heutig« Nummer enthält das St. Benno-Blatt, das Zonntagsblatt kür die Diözese Meisten. Parts, 8, Juni. In der gestrigen Sitzung der Kammer hat Minister - Präsident Poincars die Regierungserklärung vorgetragen. Er wies einleitend darauf hin, datz das zwei Jahre bestehende Kabinett nach Auffassung der Regierung die Billi gung der Wähler gefunden habe, so datz sie es für ihre Pflicht halte, aus ihrem Posten zu bleiben. Der Ministerpräsident wandte sich daraus gegen die industriellen und landwirtschast- lichen Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Organisationen, die kein Recht zur Einmischung in die Aufgaben des Parlaments hätten. Poincarü legte dann im einzelnen das Programm der Re gierung dar. Aus i n n e r p o l i t i s ch e m Gebiet betonte er. die Wahrung der republikanischen Gesetze, die Neutralität der Schule und die Sicherung des Laienstaates. Ueber Elsatz- Lothringen sagte der Ministerpräsident, daß diese drei De partements durch Jahrhunderte alte Gewohnheiten a» einer Konfessionsschule hingen, in der neben dem französisckpm mW deutschen stets ein Sonderdialekt gesprochen worden sei. Weder Gerechtigkeit, noch gesunder Menschenverstand gestatte, ihnen ei» Statut aufzuzwingen, das sie niemals Kannten. Das Kabinett habe in seiner bisherigen Tätigkeit eine Gesundung des französischen Haushalts und der Währung erreicht. Ein einziger falscher Schritt aber würde genügen, um Frankreich von neuem in den Mgrund zu stürzen. Die Kammer müsse auf dem Gebiete des Steuerwesens, der Produktion und der sozialen Gesetzgebung Reformen schassen. Zur Hebung der Proüuktionskraft im Mutterland und in den Kolonien, mützlen die deutschen Naturalleistungen weitmöglichst herangezogen werden. Der Wiederaufbau der zerstörten Ge biete müsse im Laufs der nächsten Jahre vollendet werden. In einem unruhigen Europa mutzten die friedlichsten Lander an ihre staatliche Sicherheit denken, Frank reich könne seine Grenzen »ich! ungeschützt lassen, Frankreich sei aus dem Kriege als Sieger, aber verwundet hervorgegangen. Nach jedem Konflikt gezieme es dem Sieger, dem Besiegten die Hand zu reichen, wenn dieser bereit sei. ehrlich die Verträge zu halten, Nutzendem mützten aber alle Völker, auch die ehemals neutralen, durch Schaffung einer wirtschaftlichen, intellektuellen und moralischen Entente sich gegenseitig helfen, Frankreich werde bei jeder Gelegenheit beweisen, datz es zur Annäherung bereit sei, vorausgesetzt, datz keine Hintergedanken an eine Revision von Verträgen dabei im Spiele seien, Frankreich habe non niemanden etwas zu fordern, autzer der Einhaltung der ihm gegenüber eingegangenen Verpflichtungen. Es habe selbst bei verschiedenen Gelegenheiten und erst kürzlich bei der Tan gerfrage bewiesen, dast es zu wohlwollender Prüfung und ver söhnlicher Lösung bereit sei, wenn von ihm etwas gefordert werde, sofern dabei seine Sicherheit und die Reparationen nicht in Frage gestellt würden. Die Regierung habe den festen Willen, Frankreich immer enger dem europäischen und universellen Leben einzusügen, * Nach Anhörung der Regierungserklärung vertagte sich die Kammer aus kommenoen Donnerstag, Der Ber- tagungsbeschluß wurde mit 127 gegen 169 Stimmen gefaßt Die Kammer wird also erst in der nächsten Woche die Anfrage» der katholischen und sozialistischen Abgeordneten wegen des Kal marer Urteils beantworten. Erste Niederlagen -er Nationalisten ?t, Paris, 6, Juni. Die Wahl Bouissons zum Kammerpräsidenten und die weiteren Wahlen des Vizepräsidenten und der Quästoren können als erste Niederlage der Maringruppe in der neuen Kammer gewertet werden. Wenn die Präsidentenwahl über haupt einen politischen Charakter erhielt und mit der Ablehnung des von der Rechten präsentierten Kandidaten endete, ist hieran in erster Linie die ungeschickte Taktik der Rechtsparteien selbst schuld. Dank ihrem Vorgehen spaltete sich die unter dem Zeichen der nationalen Einigung gewählte Kammer ist eine rechte und linke und die Stimmenznhl, die gestern für den Nechtskandidaien 210 und für den Linkskandidaten 327 betrug, ist sympto- m a t i s ch s ii r d i e T e n d e n z d e s n e u e n P a r l a m e n t s. Das nationalistische „Echo de Paris", das noch vor kur zem eine reine Rcchtsrcgieruiig verlangte, mutz heute feststellcn. datz jene Fraktionen der nationalen Mehrheit, die sich um Marin und Maginot scharen, die parlamentarische Lage in der neuen Kammer nicht beschweren und infolgedessen nicht verantwortlich gemacht werden können für alle Fehler, die begangen werden. Diese Sprache ähnelt sehr einem Rück züge, und nimmt man die sehr starken Meinungsverschieden heiten hinzu, die zwischen dem Minister Marin und Poincarä im gestrigen Kabincttsrat anlätzlich des Stabilisationsproblcms zum Ausdruck gekommen sind, so scheint cs nicht ausgeschlossen, datz die große Marinaruppe über kurz oder lang gegenüber dem jetzigen Kabinett in Opposition treten wird. So endete der erste Parlamentstag mit einer glatten Niederlage der fran zösischen Nationali^en das gesamte Ergebnis auf den indirekten Steuern um ca. 1 Milliarde höher als im vergangenen Jahr. Die im April vereinnahmten Zölle überschreiten um 85 Millionen den Voranschlag und weisen gegenüber das Vorjahr bisher eine OOprozentige Steigerung auf. Auch die Berichte der einzelnen Wirtschaftszweige, abgesehen vom Kohlenberg bau, sind optimistischer als früher. So ist die Prodnktions- ziffer der Eisen- und Stahlindustrie im steigenden Wach sen und der Auftragseingang hält unvermindert gnt an. Auch die Belebung in der französischen Textilindustrie hält in im Aufstiege, trotz der schwachen Tendenz der Baumwoll- abrikate auf dem Weltmarkt. Eine ähnliche Erholung ist ii der Seidenbranche, insbesondere aber auch in der Ma- chinen-Jndustrie festznstellen. Ohne den Anteil genau festlegen zu wollen, welchen die Kreditinflation seitens der Bank von Frankreich auf die allgemeine Geschäftsbelebung besitzt, oder inwieweit die ansteigende Konjunktur die natürliche Folge einer Wieder herstellung stabiler Devisenverhältnisse ist, bleibt für das Ausland die Tatsache von größtem Interesse, oaß die ranzösischen Warenpreise, welche solange weit unter dem Weltmarktpreise, insbesondere dem deutschen gelegen zatten, sich in einer a u f st e i g e n d e n Kurve befinden, ind hierdurch allmählich ihre Vorzugsstellung verlieren. Die französische Handelsbilanz ist im April mit !,6 Milliarden Einfuhr und 1.29 Milliarden Ausfuhr eindeutig passiv und vom Dezember 1927 mit einer monatlichen Passivität von 100 Millionen Franken anstei- zend heute auf über 800 Millionen Importüberschuß im Monat April angelangt, und die halbe Milliarde Passivi tät in den ersten vier Monaten 1928 steht im Gegensatz zu iner ähnlichen Aktivität des Vorjahres. So greifen die Wirkungen der Kreditinflation durch die Devisenankäufe »er Bank von Frankreich, welche sich bisher im wesentlichen auf den Märkten in Neuyork und in London bemerkbar gemacht hatten, deutlich auf den französischen Geldmarkt und vor allem ans die Gestaltung des französischen Preis niveaus über. Dieser Entwicklung kann nach übereinstimmender Mei nung der hiesigen Finanzkreise nur dadurch Einhalt getan werden, daß die Bank von Frankreich nicht mehr gezwun gen wird, jeden angebotenen Devisenbetrag zu den heutigen stabilen Kursen aufzunehmen. Letzteres ist aber nur dann möglich, wenn die Stabilisierung des französischen Kranken und die Rückkehr zur Goldwährung durchgeführt ist. Falls die Bank von Frankreich sich bei dem heutigen Zustand weigern würde, Devisenangebote, welche im freien Markt ihre Gegenpartie nicht finden, aufzunehmen, so würde sich sehr bald auf Grund des wcitüberwiegenden Devisenange botes der Kurs des französischen Franken heben und um dies zu verhindern, ist heute die Bank von Frankreich ge zwungen, all die Beträge aufzunehmen, welche im freien Markt keine Unterkunft finden. Diese Situation ändert sich in dem Moment, in welchem Frankreich definitiv zur Goldwährung znrückkehrt, d. h., jederzeitige Umwandelbarkeit des französischen Franken in einem bestimmten Eoldbetrag erklärt. Bon diesem Zeit punkte an erhält der französische Devisenmarkt seine Stinze durch das automatische Funktionieren der Goldivandernng. Nach durchgeführter Rückkehr zur Goldwährung kann der Ausländer, dessen Devisenangebot keine Befriedigung im freien französischen Geldmarkt findet, nur dann bei der Bank von Frankreich die geforderten französischen Franken erhalten, falls er seinerseits Gold anbietct. Der Ausländer muß sich also ans seinem eigenen Markt das Gold verschaf fen, wobei zu berücksichtigen ist, daß jeder Ankauf von Gold den betr. Geldmarkt im allgemeinen um den dreifachen Be trau an Krediten verrinaert. Durch das Abrieben von 1000