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Nummer 112 — 27. Jahrgang kr,che»>l kmol ivSchentl. mit den illustr. »rattsdettagen .Dl, Ke»' und .Für unsere Nelnen Leute'. sowie den Leribeilagen .St. Jenno-Piatt", „Unterhaltung und Wissen', .Die Welt der Frau'. „Aerztlicher Ratgeber'. .Da» gute Buch- .Filmrund, schau'. Monatlicher Bezugspreis 8 Mt. eiuschi. Bestellgeld, tinjetuummer I« Sonnabend» u. Soimtagnuminer SV Hauptlchrtstleiter.- Dr. G. LeSczt,». Dresden. Sächsische Donnerstag, den 17. Mat 1928 BerlagSorti Dresden Anzeigenpreis«, Die lgespalten« Petit,eite :»0 Familien» «„eigen ».Stellengesuche »»4. Die PetitreNamezeii«. ns mm »reit. 1 Für Anzeigen außerhalb des BerbreilungSgebiete» 40 ^. die PetitreNamezeile I.»«noffertengeb.SO Im Fall« höherer «ewalt erlischt jede Verpflichtung aus Lieferung sowie Ersüllnng v. Anzeigen. Aufträgen u. Leistung b. Schadenersatz, «eschästltcher Teil: Artur Lenz, Dresden. tSeschäftSftelle, Druck».Beklag: Germania. A.<s. ,iir Verlag und Druckerei. Filiale Dresden. Dresden-A. 1. Polierstrayel?. FenmisuiOIS. Postscheckkonto Dresden 2708 Bmcklonto Stadtban» DreSde» Nr «>719 Für christliche Politik und Kullur Redaktion der Sächsischen Volks,ettnng Dresden-Allstadt 1. Polierstrasse >7. Fernnit 207N unk »1012. Glaube an die Vollendung Ist es nicht eine freundliche Fügung, daß iu der Mitte dieser letzten Woche vor der Reichstags- mahl das hohe Fest der Himmelfahrt Christi fällt? Kampfruf und Propaganda treten für einen Tag in den Hintergrund, der Keift der Menschen wird frei und fähig Zu höherer Betrachtung. Aber wendet den Blick nicht allzu rasch weg von den Tagesfragen! Auch im zeitlich begrenzten, höchst vergänglichen Geschehen ist die Emir des Ewigen zu erkennen. Nichts, was in der von Gott geschaffenen Welt geschieht, ist sinnlos. Nicbt einmal der Krieg der Reden und des Rota- tmi'.sdrucbes vor einer Reichstagswahl. Wer freilich den Mut zur Lüge und die Verwirrung des Geistes sieht, die sich ietzt gar prächtig entfalten, der möchte solchem Ge schehen allen Wert abstreiten. Dennoch baben diese Dinge Sinn und Bedeutung, die Bedeutung, die das sittlich schlechte überhaupt in der Welt hat. Unser Auge ist ge schaffen. Licht lind Schatten zu sehen, ohne Schattenziige wird jedes Bild für uns unkenntlich. Die scharfen Schrit ten, die das politische Bild Deutschlands hellte zeigt, wei sen uns klar die lichten Züge, auf die wir unsere Hoff nung setzen. Da ist der gesunde Ekel, den weiteste Kreise des deutschen Volkes gegenüber dem fanatischen Splitter wesen und der organisierten Unaufrichtigkeit zeigen. Da ist der Wille zu einer großzügigen, von einem einmütigen Belke getragenen Staatspolitik, zu dem sich alle großen Parteien, mit Ausnahme der Bolschewisten, bekennen. Und wer daran verzweifeln möchte, die Kräfte der Welt anschauung, die Grundsätze der Religion im politischen Kampfe zur Geltung zu bringen, den kann eines Besse ren belehren die Anerkennung, die heute die politi sche Tradition des deutschen Katholizis- m u s auch bei den großen Parteien rechts und links fin det Diese politische Tradition, die seit mehr als einem halben Jahrhundert in der Zentrnmspartei verkörpert ist hat man oft bekämpft: von seiten des Staates, von sei'en anderer Parteien, von seiten anderer Weltanschau ungen. Heute ist diese politische Tradition eine Etaats- notweudigkeit geworden, und keine große Partei, kein verautmartliärer Staatsmann, wagt die Zentrumspartei aus dem politischen Spstem Deutschlands mehr fortzuden ken. Bon rechts wie von links ist — fast mit denselben Warten — in diesen Tagen hervorgehoben worden, daß die politische Tradition des deutschen Katholizismus ge rade für die Gestaltung der sozialen Fragen nicht zu entbehren ist. Dieses übereinstimmende Zeugnis der Gegner erfüllt uns mit Stolz und Zuversicht. So scheinen uns selbst auf der politischen Ebene, die gewiß gegenwärtig die unerfreulichsten Bilder bietet, die auflwuenden Kräfte stärker zu sein als die zerstören den. Selbst hier sehen wir einen Fortschritt, glauben wir an eine bessere Zukunft. Und stehen so in Einklang mit dem Feste der Himmelfahrt Christi, dessen Sinn der Glaube an die künftige Vollendung ist. * Das ist die Summe der frohen Botschaft, die der Hei land den Mensäzen verkündet hat: daß die Welt geschaf fen ist von einem guten Geiste, daß daher trotz aller Un vollkommenheit der zeitlichen Dinge die guten Kräfte auf di e Dauer stärker sind als die schlech ten. Und das Markus-Evangelium berichtet ausdrück- licb. daß der Auferstandene vor seiner Himmelfahrt den Jüngern anbefahlen habe, diese frohe Botschaft hinaus zutragen in alle Welt und allen Geschöpfen zu predigen. „Wer glaubt, der wird selig werden, wer niöst glaubt, der wird verdammt werden." Dieses letzte Wart des Heilands hat sich bewährt bis auf unsere Tage. Denn es ist nicht so, daß mit der Vollendung des Er- läslingswerkes sich die Welt gewandelt hätte, nicht so, daß nun eindeutig alle Zeichen für den Sieg des Guten spräken. Nach wie vor wechseln Sieg und Niederlage des Guten, und das Kreuz ist nur das Zeichen des Glau bens und der Hoffnung derer, die vom endgültigen Sieg, von der kommenden Vollendung aller Dinge über zeugt sind. In dieser Ueberzeugung aber liegt ein ge waltiger Trost. In der Ueberzeugung sind Märtyrer der Keuler Unterhaltung und Wissen Aerztlicher Ratgeber Für unsere kleinen Leute „Die Technische Stadl" Dresden, den 10. Mai 1928. Die siebente Iahresschau Deutscher Arbeit „D ie T ech >1 i sch e Stadt" öffnet hente ans dem städtischen Ansstellnncisctciände ihre Pforten. Fahnen wehen un Winde. Hatte auch der Himmel graue Wolkenfahnen aufgezogen, so lachte doch das ganze Städtebild in>, Bliitenschmnck des Wonnemonats. Das Werk der Jah rcsschau ist mit der sächsischen Landeshauptstadt auf das engste ver bunden; seit sieben Jahren geben sich hier die führenden Jndustrie- »nternchmungcn des ganzen Reiches ihr Stelldichein zu einer ganz besonderen Knlturschau, die die tcrhnisch wirtschaftlichen Spitzen, leistungcn Deutschlands in einen svstematischen und historischen Zu sammenhang hineinstellt. Technik ist Forischrilt. ist die treibende Kraft unserer wirtschaftlichen Entwickelung. Darum wird diese Jahresschau, die gleichsam eine Jubilüumsgabe der Stadl Dresden zur H u n d e r t iah r f c i e r seiner Technischen Hoch» schule sein will, in ganz besonderem Maße die breiteste Seffent- lichkeit i» ihren Bann ziehen. Der Festakt der E r ö s f n n » g s s e i e r fand 1412 Uhr mit« tags tni traditionellen Rahmen im großen Festsaal des städtischen Ausstellungspalastes statt, der sich zum ersten Male in seiner Neu gestaltung zeigte. Eine große Festvcrsammlnng füllte den nunmehr feierlich ernst wirkenden Raum. Als Vertreter der Reichsregierung war Staatssekretär Geib vom ReichSarbeitsministcrium erschienen. Ferner bemerkte man unter den Ehrengästen Ministerial rat Dr. Matt hi es, Reichskommissar für das Ausstellungs- und Messewesen, sowie Oberst Andres, Chef des Stabes des HeereS- waffenamtes als Vertreter des Neichswchrministers. Ferner waren erschienen Ministerialrat Dr. Ernst vom preußischen Handels- ininisterinm, Geheimrat Frey tag und Ministerialrat Martius als Vertreter der bayrischen Regierung. Der sächsische Minister präsident Heldt war in Begleitung sämtlicher sächsischer Staats- niinistcr, des sächsischen Gesandten Dr. Grad na» er, sowie der Herren der sächsischen Gesandtschaft in Berlin zur Eröffnungsfeier erschienen. Unter den auswärtigen Ehrengästen seien ferner ge nannt Sowjetbotschastcr Krestinski, die Oberbürgermeister von Lübeck, M ii >1 ch e n und Leipzig, mehrere Vertreter des Ber liner diplomatischen und konsularischen Korps sowie Vertreter von Wissenschaft, Wirtschaft, Industrie, Handel und Technik. Für den Reichsverband der Deutschen Presse nahm Direktor Richter an der Eröffnungsfeier teil. Der Präsident der Jahrcsschau, Stadtrat Dr- Krüger, wies in seiner Erösfiinngsredc darauf hin. daß die diesjährige Jah resschau die siebente in ununterbrochener Rcibcnfolge sei. Sie stehe im Dienste der Zentenarfeier der ehrwürdigen Dresdner Technische» H 0 ch s ch u l c und sei der Jubilarin zu ibrem Mi. Geburtstag geweiht, dessen Feier in wenigen Tagen bevorstche. Die Ausstellung wolle im Ansschnitt die Technik im Zusammenleben der Massen im Stadtgebiete darstcllen und zeigen, wie Naturgewalten und Naturcczeugnisse dem Zusammenleben der Menschen in der Stadtgcmcinschast dienstbar gemocht werden. Im Zusammenleben vieler steigere die Technik Können und Kraft zu immer wunder barerer zivilisatorischer Vollendung und Förderung der Kultur. In den Abteilungen Etas, Wasser und Elektrizität werde die Ausstel lung die Bändigung der Naturkräfte zeigen. In großen Zügen schildere die Ausstellung weiter die Technik zivilisatorischen Fort schritts: Ernährung, Heizung, Beleuchtung. Bauwesen, Verkehr, Nachrichtenwesen. Der Schutz vor Naturgewalt und Gefahr solle veranschaulicht weiden in den Ausstellungen der Polizei, Feuerwehr und Hygiene. Schlußstein und Krönung der Ausstellung bildet je doch die Veranstaltung der Technischen Hochschule selbst. Ter Redner dankte allen, die an der Vorbereitung der Aus stellung miigcarbcitet haben, insbesondere dem Reichspräsidenten v. Hinvcnburg, der das Ehrenpräsidium der Ausstel lung übernommen habe. Letzterer habe mittcilcn lassen, daß es ihm im Hinblick auf die zahlreichen anderen Veranstaltungen nickt mög lich sei, der Eröffnung bcizuwohnen. daß er jedoch an der Ausstellung und zugleich an der Erinncrungsfeicr des lOOjäbrigcn Bestehens der Technischen Hochschule regste Anteilnahme bekunde. Der Redner begrüßte dann die zahlreichen Ehrengäste: Staatssekretär Geib als Vertreter des Reiches, die sächsischen Minister, die Vertreter der deutschen Länder, des Diplomatischen Korps, der Stadt Dresden, der Reichs- und Staatsbehörden, der Technischen Hochschule, der Kirche und -er Wehrmacht, der staatlichen und städtischen Parla mente und der deutschen Städte. Er schloß mit dem Gedanken, daß die Entwickelung der Städte und der Technik auch in kommenden Zeiten unseren Forschern und Verwaltern noch manches Problem aufgeben werden. Aber so wie die Technik den Ozean überfliege, oder ans den Sphären fernste Klänge hcrbeihole, so werde cs ihr auch mehr und mcbr gelingen, jedem, ancb dem einfachsten Mitmenschen im Zusammenleben der Städte, Fortschritt, Schutz und damit wür dige Existenzbedingungen zu schaffen. Die JahreSscka» 1928 möchte dazu ein bescheidener Baustein sein. Ministerpräsident Heldt Uierbrachte die Grüße und Wünsche der Sächsischen Staatsregierung. In der Anwesenheit sc> vieler Ver treter fremder und deutscher Länder dürfe man. so führte der Ministerpräsident an's, einen Beweis sür die Wertschätzung erblicken, deren sich die Veranstaltungen der Iahresschau Deut scher Arbeit weit über die Grenzen Deutschlands hinaus er freue. Je mehr man sich von der Zeit der Ausstellungs- und Messeinslation enrferne. je klarer die Erkenntnis über Wert und Unwert der einzelnen Veranstaltungen ans diesem Gebiete werde, desto deutlicher zeige es sich, daß die Grundgedanken auf denen die Jahrcsschau Deutscher Arbeit ihre Tätigkeit aufgebant Kat. gesund und lebensfähig sind. Er nehme gern Veranlassung, an dieser Stelle nochmals allen denen, die 11» Interesse des Ge meinwohls das Werk der Iahresschau Deutscher Arbeit begrün det, und mit großem Erfolg weiter ausgebaut haben, den beson- Kirche von den Verfolgungen Noms bis zu den Verfol gungen Mexikos freudig in den Tod gegangen. Millio- I nen von Leidenden und Sterbenden ist das Kreuz einzi ger, aber genügender Trost gewesen. Und auf der anderen Seite: Welchen Seelentrast hat der Unglaube, der Zweifel an der Botschaft des Heilands, das Anrennen gegen die Lehren der Kirche, die Verspot tung der Grundsätze der christlichen Religion jemals ge währt? Ein Grundgesetz der Weltgeschichte heißt: Kul turaufstieg ist stets verbunden mit Religion, Zerfall der Religion bedingt Zerstörung der Kultur. Es ist noch kei ner Philosophie, keiner Lebensklugheit, keiner Heils lehre noch so moderner Art gelungen, die tatfördernden, kulturschöpferifchen Kräfte der Religion zu ersetzen. Am Ende des Unglaubens steht die Verzweiflung. Gerade die Geschichte des letzten Jahrhunderts ist nicht arm an Bei spielen kühner Denker, die von der Kottesleugnung zur Umwertung aller Werte kamen und schließlich im Wahn sinn endeten. „Wer nicht glaubt, der wird ver dammt werde n." * Diesen Gedanken wollen wir am Feste Christi Him melfahrt in uns befestigen: W i r l a s s e n u n s d i e Z ti- ll e r s i ch t. den Glauben an die Vollendung aller Dinge, an den endgültigen Sieg des Guten nicht nehmen. — Dazu gehört freilich Selbstverleugnung und lieber. Windung. Denn überall ist es so. wie wir es für das politische Gebiet, das uns gegenwärtig besonders nahe liegt, eingehender darstellten: Ueberall liegen neben dem Licht die Schatten, und sehr oft scheint es. als wollten die Schatten das Licht überwältigen. „Wohl dem", sagt ein mal Wilhelm Raabe. einer der besinnlichsten deutschen Dich ter, „der nach aus dem tiefsten Schatten, noch aus der letzten Not die Hand emporheben kann und sagen: Ich l lebe, denn das Ganze lebt über mir und in mir." So die Hand und das Herz zu erheben, mag uns oft schwer fallen.. Drückt uns dach vielfältige Not: nicht nur politische Nöte, sondern schwerer noch wirtschaftliche und seelische Nöte. Es ist sehr leicht zu saoen. daß nur Gewalt. Revolution, Zerstörung alles Bestehenden die Besserung herbeiführen kann. Wertvoller ist. sagen zu können, an welchen Punkten gegenüber früberen Jah ren schon ein Fortschritt erzielt ist. am wertvollsten. Weg« zu weiterer Erleichterung bestehender Nöte zu zeigen. Es ist keine Sünde zu Klagen, wenn leibliche oder seelische Not gar zu hart wird, auch kräftige Entrüstung mag zu gegebener Zeit ihre Stimme erheben. Entscheidend !si, ab man damit bessern oder ob man zerstören will. Ent scheidend ist der Klaube, der hinter dem Tun steht, entscheidend, ob man an die Sinnlosigkeit der van materiellen Kräften bewegten Welt oder ob man an die fortschreitende Vollendung einer von Gott geschaffenen Ordnung glaubt. Diese endliche Vollendung ist ja gerade auch in der Epistel des Festes Christi Himmelfahrt enthalten: „Er wird ebenso wiederkominen wie ihr ihn znin Himmel habt anffahren sehen." Töricht ist die Frage nach dem Zeit punkte dieser Vollendung. Ein so weltlich Gelehrter und im Tiefsten dach gläubiger Philosoph wie Georg Simmel hat gemeint: „Wir nähern uns dem Vollkom menen in unendlicher Approximation", das heißt: Das Gute in der Welt schreitet zwar voran, das Ziel bleibt aber doch in unendlicher Ferne. Nähe oder Ferne des Zieles bedeutet freilich wenig für Wesen, deren ganzes Sein nur ein Augenblick der Ewigkeit ist. Wichtig ist nur, dieses Zieles gewiß zu sein und in dieser Gewißheit zu schaffen, sola-nge es Tag ist. Ovk.