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Deutschland stimmt Kellogg zu Eine vorläufige Antwort. Berlin, 28. April. Das Reichskabinett hat in seiner heutigen Sitzung, in der «eichsminister Dr. Stresemann über die Frage eines Kriegs ächtungspaktes berichtete, einer vorläufigen Antwort an das Staatsdepartement in Washington zugestimmt, in der erklärt wird, datz die deutsche Regierung den von den Bereinigten Staate» gemachten Vorschlag eines «ntikrlegspaktes i« Prinzip annehm«. Di« deutsche Antwort wird noch ihrer Uederreichung in Washington veröffentlicht und gleichzeitig der französischen Regierung zur Kenntnis gebracht werden. Damit wird sich eine besondere Antwort aus die Note der französischen Regie rung zum Antikriegspakt deutscherseits eriLrigen. Dieser deutschen Note an das Staatsdepartement, di« nur eine vor läufig« prinzipielle Antwort darstellt, wird eine aussiihrlichri Note vermutlich nach Neubildung der Reichsregierung folgen, lieber den envähnten Beschluss des Reichskabinetts Hot der Reichsminister Dr. Stresemann dem Reichspräsidenten schon Vortrog gehalten. Die Tanger-Frage Paris. 27. April. Gestern nachmittag haben die französischen, englischen, spani schen und italienischen Sachverständigen die Prüfung der Forderungen der italienischen Regierung hinsichtlich der Veränderungen des Tangerstatuis ausgenommen. „M atin" schreibt, man könne erklären, dag cs zwar richtig sei, daß die italienischen Forderungen geographisch nicht aus dem Rahmen von Tanger heraustreten, daß sie jedoch indirekt ge wisse Fragen auswersen, die von Paris und Madrid als durch die früheren Verträge endgültig gelöst ange sehen werden. * llnter Ausschluß der Oeffentlichkeit tagt bereits seit Wochen in Paris die Konferenz über Tanger, zu welcher außer Frankreich und Spanien auch England und Italien ihre Vertreter entsandt haben. Diese Konferenz sollte dazu dienen, die zwischen Paris und Madrid getroffenen Vereinbarungen bezüglich der llcbertragung der Polizei hoheit in der Tangerzone an Spanien gutzuhcißen und gleichzeitig die italienischen Wünsche auf Erweiterung ihrer Tnngerbeftignisse zu überprüfen. Es ist jedoch kein Ge heimnis mehr, daß Italien diese Gelegenheit benutzt, die ganze afrikanische und Mittelmeerfrage aufzurollen, was nach italienischer Auffassung notwendig ist, um Italien eine seinem Expansionsbedürfnis entsprechende koloniale Basis zu geben. Man geht in der Vermutung nicht ganz fehl, daß die Verhandlungen Mussolinis mit den verantwortlichen Ministern der Türkei. Griechenlands und Polens einen ge wissen Druck auf Frankreich ausüben sollten, gefügig zu sein, und daß sich Mussolini bei diesen Staaten die grund sätzliche Zustimmung zu seiner Kolonialpolitik holen wollte. Vei der soeben beendeten Reise des italienischen Königs paares nach Tripolis hat eine Zusammenkunft zwischen diesem und italienischen Kolonisten aus Tunis hart an der tunesischen Grenze stattgefunden, und wenn irgend etwas, so zeigt dieses Vorkommnis, wohin die italienischen Wünsche gerichtet sind. Die Nationalitätsfrage der tunesi schen Italiener harrt noch immer der Lösung, ebenso, wie das Aegäisproblem in der Unterhandlung mit Ruschdi Bey neu aufgerollt worden sein wird. Wenn die Tangeroerhandluiigen nicht vorwärts rücken, so beweist das nur, daß die Mission des neuen französischen Botschafters in Nom bisher erfolglos blieb, und daß Frank reich nicht daran denkt, Italiens Ansprüche in Nordafrika ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Solange aber dies nicht geschieht, ist kaum damit zu rechnen, daß Italien das neue Tangerstatut annimmt, welches von Frankreich und Spanien unter Uebergchung der italienisch-spanischen Vereinbarun gen geschlossen wurde, und daß es sich nicht mit irgendeiner bedeutungslosen Konzession bzgl. der Besetzung eines Ver- waltungspostens in der Tangerzonc zufriedcngeben wird Zlalievs ksm-s ms Matts Rom, 27. April. Die „Tribnna" erklärt in einem Artikel über die Rassenfrage ans Malta: Malta sei ein« Insel mit italienischer Sprache und Kultur, trotzdem versuche man aber gegen den Willen der großen Mehrheit der Inselbewohner die italienische durch die englische zu ersetzen, wobei man auch vor Droh- und Schreckmittel nicht haltmachc. Es gebe keinen Frieden mehr unter den Bürgern und incht einmal mehr innerhalb der Familie. Ganz besonders nrachc sich der Druck aus Beamte in abhängiger Stellung geltend. Die Ge müter auf der Insel seien daher stark erbittert, obschon die Malteser loyale Staatsbürger seien. Dem Klerus sei vor- zuwerfen, daß er nicht energisch genug zum Schutze der italienischen Muttersprache austrete. Italien sehe mit Schmerz, daß seine Sprache und seine Kultur aus Malta so schlecht be handelt wurden, olßchon Italien ein alter und erprobter Freund Englands sei. , -.ck 800 Wv M. unterschlagen. Der iOjährigc Rcgierungssekretär O. Garlichs in Düssel dorf, in der mit der Tnweisung der Gelder des Landeskirchen- sonds an die polestantischen Gemeinden betraut war. unter schlug in den letzten vier Jahren über 800 000 Mark und ließ seine Geliebte die 88jährige geschiedene Fra» Auguste Heute das Leben einer „großen" Dame sübren. Sie «eh«e« v»r -e« Begräbnis ihres Sia«eraben Benne» keine Ehrungen enkgegen Neuyork, 28. April. Das FordsluGz««g mit den Ozeansliegern ist 7ckill Uhr adend» mttteleurapLifcher Zeit in Lnrtk,-z<«I». einem Neuy-rker Flugplatz gelandet. Diese Landung der „Bremen". Flieger kam unerwartet. Es waren deshalb zur Begrüßung nur wenig« Personen anwesend. Zahlreiche Presseleute and Photographen weilten zur gleichen Zeit aus dem eine Preise entfernten Flugplatz Mitchell-Field. weil man mit einer Lan dung dort gerechnet hatte. Die Besatzung der „Bremen" beschloß die Reise nach Washington mit der Eisenbahn sortzusetzen, da der anhaltende Regen einen Flug unratsam erscheine» ließ. Die Abfahrt der Bremcnslieger nach dem Bahnhof in Neuyork fand um 3.1V Uhr (amerikanischer Zeit) start. wieder unter dem Schutz einer Polizeieskorte, die das Auto umgab. Die Zuschauer, die infolge der getroffenen Absperr- maßnahmen kaum mehr als 200 Köpfe betragen mochten, jubel ten der Bremenmannschaft begeistert zu. Di« gesamte amerikanische Presse würdigt in ihren Kom mentaren den Entschluß der Ozeanflieger, zuerst Washington aufzusuchen, um dort an den TrauerfeierliOlo'ten für vennett teilzuqehmen. Alle Zeitungen loben die Ritterlichkeit der ..Brenieist'-Besatzung, die es sich nicht nehmen läßt, dem toten amerikanischen Kameraden das letzte Geleit zu geben. Unterdessen werden in Washington die letzten Vorberei tungen getroffen, um Bern,et ein Begräbnis zu bereite», wie es großartiger kaum gedacht werden kann, die Leiche Bennetts ist am Freitag in Neuyork eingetroffcn. Die Stadt zeigte Traucrschmuck. Die Leiche wurde in der Kaserne des 71. Regi ments aufgebahrt, und eine Stunde lang hatte die Bevölkerung Gelegenheit, den Toten noch einmal zu sehen. Dann veriveil- ten die betagte Mutter und die Gattin des Fliegers wenige Minuten am Sarge. Sodann begann die Ueberführung nach Washington. Das Grab Benetts wird in der Nähe des Grabes Pearys liegen, der zuerst den Nordpol erreicht hat. Nach Bennetts Beisetzung werden die „Bremen"-Flieger in aller Stille Kränze niederlcgen. Don der eigentlichen Trauerfeier werden sie sich fernhalten, um nach einer Verab redung mit Byrd jeder Möglichkeit aus dem Weg« zu gehen, im Zeichen Ser Trauer um Bennett von der Menge gefeiert zu werden. In Washington ivehen die Fahnen auf Halbmast. Bei der Ueberführung der Leiche Bennetts von Neuyork nach Washington waren auch Kränze der Ozeanflieger und Frl. Junkers zu sehen. Nach dem Trauerbsgängnis werden die Flieger wahrscheinlich dem Präsidenten Toolidge ihren ersten Höflichkeitsbesuch machen. In den Kommentaren über die überraschende Landung der Bremenslieger in Courtisfield wird vielfach die Ansicht laut, datz man die Tatsache der geplanten Landung ab sichtlich verschwiegen habe, da es sich ja nur uni eine Etappe auf der eiligen Reise der Flieger nach Washington handelte und man ven eigentlichen Empfangsfeierlichkeiten durch eine hastige Vorfeier mährend der Durchreise keinen Ein trag tun wollte. In der Tat hat man alles getan, um einer Entwicklung in dieser Richtung vorzubeugen. Als das Ford slugzeug mit den Transozeanfliegern ausrollte und zum Still stand kam, verließ keiner der Insassen die Kabine. Alle Auf forderungen, sich zu zeigen und l-erausznlioinmen. blieben un- beantwortet. Der Korrespondent der North American Neivs- papcr Alliance, die die Entsendung des Hilfsslugzeuges nach Grcenly Island ursprünglich veranlaßt hat. und gleichzeitig der Zeitung World, faßte am Eingang des Flugzeuges Posten und wehrte die Photographen ab, die zu den Flieger« vorzu- dringen versuchten. Schließlich fuhr ein geschlossenes Auto unter der Obhut eines höheren Polizeibeamten dicht an das Flugzeug heran. Die Flieger wurden buchstäblich in den Wagen gehoben, der sofort unter der Bedeckung einer Polizeieskorte in den Flugzeugschuppen der Iunkersiverke hinrollte, dessen Tore sich sofort schlossen. Das städtisch« Empsangskomitee rechnet, wie es bekannt« machen ließ, damit, daß die Rückkehr der Flieger von Washing, ton Sonnabend nachmittag 2 Uhr amerikanischer Zeit erfolgt. Sie baltische Mrlschasts- konsereuz (Von unserem Vertreter.) ' 0.2. Riga, 23. April. Am 2t. und 22. d. M. traten in Riga die Wirtschoftsver- treter der drei baltischen Staaten, darunter ein Vorstandsmit glied der Memeler Handelskammer, zu einer Baltischen Wirb- schaftskonsereng zusammen. Auch diese Konferenz, die aus der letzten und nicht gerade erfolgreichen baltischen Wirischafts- tagung Ende 1927 vorgesehen war. gruppierte sich um das schwierige Problem einer Baltischen Zollunion. Die Einheitlichkeit der Zollpolitik der Baltischen Staaten ist für die volkswirtschaftliche Festigung und den weiteren Aufbau der Landeswirtschaften der Baltischen Staaten von großer Wichtig keit. Die besondere Lag« der Baltischen Staaten, ihre damit verbundene Bedeutung für den westlich-östlichen Warendurch gangsverkehr und die für den eigenen Wirtschaftsaufstieg un umgängliche Erschließung des wirtschaftlichen Hinterlandes (Rußland) macht die Lösung des Zollproblems zu einer ge bieterischen Notwendigkeit. , . Die Stimmen der Presse waren durchaus skeptisch; die bisherige Ergebnislosigkeit in den Bemühungen um eine estländisch-lettländischc Zollvereinbarung konnte nicht die Hoff nung cmfkommen lassen, datz die durch die Teilnahme Litauens vergrößerte Konferenz etwa erfolgreicher sein werde. Die in die ser Frage zwischen Estland und Lettland bestehenden Unstim migkeiten ließen kürzlich die Rigaer „Jo-unakas Sinos" („Neu este Nachrichten"), die größte und bedeutungsvollste Tages zeitung Lettlands, zu der endgültigen Feststellung kommen, „datz die Durchführung der Zollunion gänzlich vertagt" ist. „Das ständige Auffchieben der Termine ist nur eine Vertuschen, das die Beziehungen zwischen beiden Ländern trübt und zu un erwünschten Reibungen führt." Und die „Rigasche Rundschau" meint: „Man Hot leider allen Grund, sich auch zu den Ergebnissen dieser Konferenz mit einer gewissen Skepsis zu stellen. Denn wenn es bisher trotz ehrlichen Willens nicht ge lungen ist, auch nur zwei auseinander angewiesen« baltische Staaten unter einen Hut zu bringen, wie will man dann den ganzest Komplex dieser Staaten auf einen Generalnenner bringen?" Die am Sonntag abgeschlossene Wirtschastskonferenz war zur Hauptsache mit der Erledigung umfangreicher Spezial referate ausgefiillt. Referate über „Staat uud Privatwirt schaft", über „Vereinheitlichung der Gesetzgebung und Regie rungsmaßnahmen aus wirtschaftlichem Gebiet", über „Zwischen staatliche Industrie- und Handelsabkommen" und über das „Problem der Zollunion" bildeten die Grundlage der Be sprechungen. Von welcher Tendenz die hauptsächlichsten Dar legungen beherrscht waren, läßt sich kurz damit skizzieren, daß ,um Beispiel der Referent zum Thema „Staat und Privatwirt- .chaft" sciue Ausführungen mit einem Zitat aus der auf dem letzten deutschen Industrie und Handels tag gehaltenen Eröff nungsrede Franz von Mendelssohns abschlotz, der sagte: „Wir wünschen einen Staat, in dem die Vesten des Volkes es zu Wohlfahrt und Größe führen, aber wir sind allerdings der Meinung, daß die objektiven Erfordernisse der Volkswirtschaft jedem, der zur Staatsführung gehört, heute mehr denn je vor anstehen müssen", und mit einer Feststellung zum Zollunions problem, wonach die baltischen Staaten sich von einer geregel ten Zollpolitik „immer weiter entfernen". Abgeschlossen wurde die Baltische Wirtschafiskonfereiiz mit üer debattelosen Annahme einer Reihe von Beschlüssen zur Sache. Von zwölf Beschlüssen besagen fünf, darunter die Be schlüsse zu den Leiden Hauptreferaten „Staat «nd Privatwirt schaft" und „Problern der Zollunion": „Es wird beschlossen, das Material des Resercnten den drei Staatsgru-ppen der Konferenz zur weiteren Behandlung und Vorbereitung für die nächste Konferenz zu übermitteln," Zwei weitere Beschlüsse lauten: „ständige Konferenzen der wirtschaftlichen Organisationen Est lands, Lettlands und Litauens abzuhatten" und „einen stän digen gegenseitigen Nachrichtendienst zu schaffen". Rach solchen Beschlüßen wird man den Skeptikern recht geben müssen: das erzielte Ergebnis ist wirklich mager. Wenn die führenden Wirtschaftskreise den Gedanken der Bal tischen Zollunion nicht nachhaltiger zu fördern vermögen als mit vorwiegend stereotypen Beschlüßen, werden sie der poli tischen Staatsfühvung kaum Vorwürfe über mangelnde Initia tive machen können. Den tatsächlich verbliebenen Eindruck dieser Konferenz hat die „Rigasche Rundschau" vorweg geschil dert, wenn sie schrieb, „datz in den baltischen Staaten die Sachen der Wirtschaft nicht von Männern gervahrt werden, die vor- und rückschauend die Lage übersehen und hieraus die Konse quenzen für eine weitere Zukunft ziehen, sondern daß diese wich tigen Dinge, von denen das Wohl und Wehe der Völker und Länder in weit höherem Matze abhängen als vom Spiel an den grünen Tischen der Diplomaten, in die Hände von Krämern ge raten sind, die nicht weiter sehen als der Schatten des heimat lichen Kircbtums reichst'. Isseken stieeesssipes Sckuke SekirmküIIen Scku kpulrkäslei» v. »I.vkirv, «»Viren 10 , kseneuk 307» Hegen Gichk, Stein- und SlofswechfeHei-enr :: Ermätzigte Pauschalkuren (mindestens) 3 Wochen: Pauschalpreis Mk. 18S.— Im Kurhaus: Wochenpauschalpreis Mk. 8V.50» Mt Dadehof: Wochenpauschale Mk. 1V5.—. :: Auskunft auch über Kauskuren durch die BadeoerwaNung.