Volltext Seite (XML)
D/e ^s/r/ /st De/«e L7/»,/sten/it//c/rt, ^erA^xe/t se/n e^tsc/rr//<//Ft n/c/rt. ^V///st c/^/st//c/r Du De/n /.aut/ unct t?e/, Dsuu t^sk/e ^e/rt/u/n ^/./ste L)/ Kirchenmusik : Katholisch« Hos- u»d Propstrikirche Dresden. Sonntag, den 20. Mai. II Uhr vormittags Messe B-Dur von Mozart. Graduate Ascendit Deus von Reißiger, Offertorium Laudatc Dominium von Mozart. Don der Höheren Siaaislehransratt für Garkenbau Pillnitz, 19. Mal. Seit ihrer Gründung im Jahre 1922 besitzt die Höhere Staatslchranstalt für Gartenbau in Pillnitz Einrichtungen für Obst- und Gemüseverwertung. Eine besondere Bedeu tung hat in letzter Zeit die Herstellung von Fruchtsäften und sogenannten Süßmoste» erlangt. Bei der großen Wichtigkeit der Süßmostbereitung für die Einzel- und Gesamtwirtschast sowohl wie für die Volksgesundheit wird der sächsische Staat die Bearbeitung der Süßmostsvage nach der technischen und wissenschaftlichen Seite hin an der Staalslehranstalt Pillnitz auch weiterhin fördern. Die erforderlichen Räumlichkeiten in der Anstalt sind bereits fertiggestellt; auch die nötige Apparatur ist vorhanden. Neben der lehrplanmäßi gen Unterweisung für alle Hörer der Staatslehranstalt in diesem Jache sollen auch kürzere Sonderlehrgänge zur Ausbildung von Jachbcamten, Haushaltungslehrcriuncn, Leiterinnen von Süß mostereien und Hausfrauen vorgesehen werden. : Versuche mi> der Unterbringung Schwererziehbarer. Der Dresdner Lchrcrvercin hat den Vorstand des Sächsischen Lehrerver- cins gebeten, bei der Regierung vorstellig zu werden, daß den Schulbezirken, die schon vor einer geschlichen Regelung Versuche mit der Unterbringung von Dchwererziehbare» in besondere» Hei men anstelle» wolle», die Genebmigung dazu erteilt wird. : Das Leihamt der Stadt Dresden teilt mit: Die im Septem ber 1927 fällig gewesene» Psanddarlehcn sind bis 31. Mai 1928 zurückzuzablen oder zu verlängern, andernfalls die Pfänder vom 11. Juni 1928 an versteigert werden. !,eiprig und Umgebung Eine großzügige Dlebesgefettfckaft Leipzig, 19. Mai. Das Schöffengericht hat in mehrtägiger Verhandlung einen Diebstahls- und Hehlereiprozeß von außerordentlichem Um fange durchgesührt. Es wurden VerkaussgcsclMe für Glas- und P o r z e l la n w a r c n (Seelenfrcund und Uhlmann) durch An gestellte jahrelang bestohlen. Ebenso die größten Warenhäuser der Stadt (Althoff und Kaufhaus Brühl) sowie bedeutende Kon- scktions- und Kolonialwarengeschäste. Das Diebesgut wurde durch Hchher weiter veräußert und die Diebe erhielten zu», Teil als Ent gelt für ihre Lieferungen von den Hehler» gcstohlene'Waren anderer Art Ein Hchlerehepaar Imttc zum Absatz der gestohlenen Gegen stände ein ossenes Ladengeschäft eingerichtet (!) und hatte zur Förderung dieses Absatzes sogar Reisende auss Land geschickt. Das Urteil gegen die fünfzehn Angeklagten wurde gestern mittag gesprochen Der Vorsitzende erklärte dabei, daß selbst in unserer an Kriminulfällen so reichen Zeit Dijlstäblc und Hehle reien in dem Umfange, wie sic hier zur Verurteilung gestanden hätten, ungewöhnlich und unerhört seien. Die Angeklagte» wurden wegen Diebstahls, Gcwoh»l>cits- und gewerbsmäßiger Heh lerei zu Zuchthaus- und Gefängnisstrafen bis zu 3 Jahren verurteilt. Mehreren von ihnen wurden die bürger lichen Ehrenrechte auf längere Zeit aberkannt. ) Ralsbeschlüsse. In der gestrigen Ratssitzung wurde den zwo: Boiabschnitten des städtischen Wohnungsbauprogramms für 192x zngesliminl. der 118 Häuser mit 838 Wohnungen umfassen soll Die Baukosten sind auf insgesamt 9109 664 NM. veran schlagt. Die Zustimmung der Stadtverordneten ist noch) einzu- ho>cn. ) Einweihung «i»es israelitische» Krankenhauses. Das in den Jahren 1925 bis 1928 errichtete israelitische Krankenhaus., das von der Familie Eitington gestiftet worden ist, wurde am Donners tagvormittag mit einer schlichten eindrucksvollen Feier eingewciht. Kreishauptmann Dr. Markus und Oberbürgermeister Dr. Rothe sprachen die Glückwünsche der staatlichen und städtischen Körper schaften aus. Oberbürgermeister Dr. Rothe gab bekannt, daß der Rat der Stadt beschlossen habe, die neue Straße nach dem Kranken haus zu Ehren des Stifters Eittngtonstroße zu benennen. Die Weiherede hielt Rabbiner Dr. Carlebach. In allen Ansprachen kam zum Ausdruck, daß das neue Krankenhaus als Werk der Men schenliebe Kranken aller Konfessionen dienen soll. Im Anschluß an di« Feier zeigte ein Rundgang durch das Krankenhaus, daß es zu den modernsten und besteingerichtetstcn Krankenhäusern gehört. Es bietet Raum für etwa 80 Kranke, die in Zimmern mit höchstens 7 Personen Belegstärke untergebracht werden. Die Lage am Rande des Rosentals, von dem ein Teil als Bad in den Bereich des Kran kenhauses einbczogen wird, ist denkbar günstig. ) Schweres Motorradungliicki. Der 23 Jahre alte Land wirt Lorenz aus Werschen als Führer und sein Freund, -er 21 Jahre alte Munkelt aus Webau bei Hohenmölsen als Sozius» die sich in der vergangenen Nacht mit dem Motorrade auf dem Heimweg befanden, fuhren an einer Kurve mit voller Wucht gegen einen Baum Beide wurden auf di« Straße geschleudert und furchtbar zugerichtet. Der alsbald aus Pegau herbeigeholte Arzt konnte nur noch ihren Tod feftstellen. Wahrscheinlich sind die beiden an der nicht sehr scharfen Kurve Opfer des Schnellig- keitswahns geworden. Denn der Geschwindigkeitsmesser des Motorrades zeigte mehr als 100 Kilometer an. » ) Ausstellung Afrika-Oftnfrika. Ans Anlaß des 70. Geburts tages des berühmten Geographen der Leipziger Universität Ge heimen Hosrats Prof. Dr Hans Meyer wird im Neuen Grassi- mnseum eine Ausstellung Asrika-Ostafrika veranstaltet, die am Diens tagmittag eröffnet werden wird. Die Pvstbezieher der „Sächsischen Volkszeitung" seien nochmals darauf hingewiesen, daß die Bezugserneuerung für Juni jetzt allerschnellstens erfolgen mutz, wenn Lleserungsunter- brechungen vermieden werden sollen. Uebrigens erhebt die Post bei Bestellungen, die nach dem 25. eingehen und bei denen Nachlieferung erforderlich, eine Sondergebiihr von 3V Pf. Darum: Sofort erledigen. (ftrmnitr. Lvicksu, ?Isurn Um die -eulschen Grenzbahnhöfe Plauen, 18. Mai. Durch die deutsche Presse ging kürzlich eine Nachricht, daß die NeichSregicrung neuerdings geneigt scheine, der von der Tschecho slowakei seit langem angestrebtcn Ablösunz»der Eigentumsrechte des Reiches an de» deutschen Grenzbahnhösen im Egerland und an der Strecke R ei cb e n b c r g - Z i t ta u und vor allem den Bahn- lwf Eg er einschließlich des Betriebsrechtes auf den dort ausgehen den vier Ncichsbahnstrccken bis zur Landcsgrcnze an die Tschecho slowakei abzutrcten. Die Plauener Handelskammer hatte darauf hin an das sächsische Wirtschaftsministerium die dringende Bitte ge richtet, gegen jede Schmälerung des Eigentumsrechtes des Reiches an dem deutschen Grenzbahnbof in Eger und an dem auf tschecho slowakischem Hoheitsgebiet gelegenen Teil der Strecke Eger—Plauen Einspruch zu erbeben. Das sächsische Wirtschaftsministerium weist nun in seiner Antwort darauf hin, daß es angesichts der besonderen Bedeutung dieser Angelegenheit für Sachsen Wert darauf gelegt habe, bei den bereits seit einige» Jahren schwebenden Verhandlun gen über die Bereinigung der Grenzverhältnisse im Eisenbahnverkehr durch eine» eigenen Referenten vertreten zu sein. Das sächsische Wirtschafts-Ministerium werde auch fernerhin mit allen Kräften be müht bleiben, dem Interesse Sachsens an der Aufrechterhaltung des bisherigen Zustandes Rechnung zu tragen. Ergebnisloses Einigungsverfahren Annaberg, 18. Mas, Der aus acht Stadtverordneten und vier Stadträten bestehend! Einigungsausschuß, der über die Erhebung von Zuschlägen zur Grund- und Gewerbesteuer zu beschließen hatte, ist zu keiner Eini gung gelangt. Der Rat hatte wegen der ungünstigen städtischen Finanzlage beschlossen diese Zuschläge auf 150 Prozent zu erhöhen, während die Stadtverordneten auf 125 Prozent bestehen blieben Auch eine gemeinsame Plenarsitzung beider städtischen Kollegen blieb ergebnislos. Die Angelegenheit wird nunmehr die Ge mein d e k a m m e r beschäftigen. Das Resultat eines Motorradrennens Hohenftein-Ernstthal, 19 Mai Bei dem am .Himmelfahrtstage hier veranstalteten Motorrad rennen ereigneten sich eine ganze Reihe von Unglücksfälle». Ins. gesamt wurden 133 Hilfeleistungen ausgeführt und 41 Verlebt! in die Krankenhäuser Lichtenstein, Stollberg und Rabenstcin ei„, geliefert. Von drei außerhalb der Rennstrecke verletzten Pn. sonen ist ein aus Hobndorf stammender Mann seinen Verletzungen im Lichtensteiner Krankenhaus erlegen. Der Morbprozetz gegen den Weber Reinhotb »Zwickau, 18. Mai Seit Montagvormittag wird vor dem Schwurgerichte Zwickau gegen den Weber Reinhold aus Mülsen St. Niklas wegen des Mor des an der Kontoristin Winterstein verhandelt. Reinhold hatte an, 18. November v. I. auf Flur Härtensdorf die Kontoristin Elsa Winterstein zu notzüchtigen versucht und diese, weil sie sich wehrte, mit einem dolchartigen Messer durch fünf Stiche in den Rücke» ge tötet. Dem R. werden noch weitere vier Notzuchtsfälle zur Last ge legt. Der Angeklagte verwickelte sich bei seiner Vernehmung vor den, Gerichte in heftige Widersprüche mit seinen früheren Aussagen. tz. Wiedereröffnung des Chemnitzer Zoo. Am Miltwochmiltag wurde vor einem 'kleinen Kreise geladener Gäste durch Dr. Sclmeider von der Leitung des Leipziger Zoo der Chemnitzer Zoo wieder ein mal' eröffnet. Es sind viele sehenswerte Tiere in dem Garten unter, gebracht worden. tz. Gymnastische Kurse in Bad Elster. Eine wichtige Ergän zung finden die natürlichen Kurmittel von Bad Elster durch die Ein. richtung von Kursen in Mensendieck-Gymnastik. Das Oswcuü'che Gymnastik-Institut Breslau erteilt ivährend der ganzen im Kurmittclliaus Unterricht in Atmungslehre, Haltungs- und Em- spanmmgsübungen zur harmonischen Funkiian des Körpers, sowie i» rhythmischer Gymnastik zur Schulung des Form- und' Raum gefühls. Da erfahrungsgemäß Bad Elster sich zur Behandlung von schwächlichen, konstitutionell minderwertigen Kindern besonders eig net, finden auch regelmäßig Kurse für Kinder mit Hallimgsfchlern. Rückenschwäche, hängenden Schultern u. a. statt. Anmeldungen wir- den im Kurmittelhaus und bei der Badedirektion entgegengenammen. tz. 4»0-Jährfcicr der Bcrgstadt Kathariiiabcrg. Die Bcrgstail Ka tha r i na b e r g im böhmischen Erzgebirge begebt am 28. u») 29. Juli die Feier ihres 400sährigen Bestehens. Die Vorarbciien für dieses großzügig angelegte Heimatfest schreite» rasch vorwön?. Eine Heimatausstellnng ist geplant. Dereinbarungik-erGeraerMekaMndusirie Gera. 19 .Mai. Der Konflikt in der Gcraer Metallindustrie hat nach sechswöchiger Tauer sein Ende erreicht. Die beiden Parteien sind der Einladung des Rcichsarbeitsministers »ach Berlin gefolgt und haben über die etwaige VeAnndliclikoi!-< crklärung des neuen Schiedsspruches für die Geraer Memli- indnstrie verhandelt. In freier Vereinbarung ist eiue Einigung beider Parteien erzielt worden. Die Arbeit soll uiwer- züglich wieder ausgenommen werden. in vs«> Die Eifenmänner Roman. Von Stefan Rudolf Utfch. (18. Fortsetzung) „Bist du betrunken, Heiner?" Es schien, als ob sie bas nicht glauben könne — das noch nie dagewesene Ereignis. — Da lallte er mit schwerer Zunge: „Stehst du das denn nicht?" Sie wandte ihm den Rücken hin, beugte sich weit nach vorne und hielt die Hände vors Gesicht. „Pfui. Heiner!" 5. In der Wohnstube der Linke» ging der Schulze er;egt auf und ab. Seine langen Stiefel traten so laut und schwer vor sich auf den Boden. Auf einem Stuhl vor dem Tische saß seine Schwester, den Kopf mit dem schon teilweise weihen Haar auf die Hände gestützt. „Es geht nicht mehr so weiter," sagte der Schulze laut, ihren Heinrichs Mutter hob müde den Kopf — Augen schimmerten Tränen. „Aber wie, Friedrich. — aber wie? — Ich habe ihn gebeten und angefleht. Er hört nicht mehr auf mich. Ich kann ihm sagen, was ich will: er macht sich nichts draus. Des Schulzen hohe und breite Stirn legte sich in Falten. „Weist der Kuckuck, was in ihn hineingefahren ist! Er war anständig — sxhr anständig und nüchtern, als er vom Militär kam. Er trank keinen Tropfen und arbeitete wie ein Pferd — und jetzt? — Zum Heulen ist's, Fine, zum Heulen! — Mein Neffe ein Säufer — jeden Tag besoffen.... Man sollte es einfach nicht für möglich halten. Er bringt sich in Verruf — er macht sich fertig in der ganzen Gegend, denn kein Mensch will mit einem Trunkenbold was zu tun haben. Eine Schande ist's für einen solchen Menschen!" „Stelle du ihn mal zur Rede, Friedrich!" bat sie in weinerlichem Tone. „Er hört auf dich — das weih ich — er hat viel für dich übrig. Und Respekt hat er vor dir — und Achtung..." „Er liebt und achtet mich, jawohl! Aber in den letzten Wochen ist er total verdreht — man wird nicht mehr gescheiht aus ihm. Ich will ihn mal ins Gebet nehmen. Ob es Zweck hat? — Das ist noch eine Frage! Es ist keine Kleinigkeit, einem 24 Jahre alten Kerl noch Vernunft predigen zu wollen. In einem solchen Alter mutz man' wissen, was man seinem Namen und seinem Stand schuldig ist — was man zu tun und zu lasten hat." „Er hat etwas, Friedrich, was ihn drückt! Deshalb trinkt er." „Was soll ihn denn drücken?" Der Schulze blieb vor keiner Schwester stehen und neigte sich zu ihr nieder. Als diese nicht antwortete, sondern nur stumm die Schultern in die Höhe hob, fuhr er fort: „Hat er nicht alles, was er sich wünschen kann?'^ „Vielleicht nicht. — Es nagt etwas in ihm. das habe ich gemerkt, aber was es ist, weiß ich auch nicht. Früher besuchte er ja immer den Schullehrer — jetzt geht er nicht mehr hin. Vielleicht ist etwas mit der Maria ..." .„Oho," fiel ihr der Bruder ins Wort und nahm rascher als vorher die Wanderung durchs Zimmer wieder aus, „sollte sich der Heiner durch ein Frauenzimmer gar zum Saufen bewegen lasten?! Das wäre ja zum Lachen — kaum begreiflich! Ein so dummer Junge wird er doch wohl nicht sein, datz er nach dem Empfang eines Korbes zu trinken anfängt?" Er schwieg und schüttelte ungläubig den Kopf. Als seine Schwester nichts zu seiner Rede bemerkte, setzte er hinzu: „Soviel ich weitz, mochte ihn die Maria sogar sehr gut leiden. Datz sie ihn abgewiesen hat, scheint mir ausgeschlossen. Nein, da sitzt der Haken nicht, glaube es mir, Fine! Er trinkt, weil es ihm schmeckt — jawohl, weil es ihm schmeckt!" Seine Schwester sah zweifelnd zu ihm auf. „Nein, Friedrich, das ist nicht wahr! Das kann nicht sein! Sein Vater trank nicht, ja, aus unserer ganzen Ver wandtschaft trinkt keiner. Der Trunk liegt nicht in unser««: Art!" „Das «sie wahr. — Aber ist es dadurch ausgeschlossen, datz nicht mal einer anfängt damit? — Schlechter Verkehr verlottert und ruiniert den besten Menschen. Datz er sich mit diesem Nanzoni abgibt, ist mir gewistermatzen ein Schlag ins Gesicht. Mit einem Menschen, der mich ver leumdet und besudelt hat, verkehrt mein Neffe! Wenn er etwas Charakter hätte, mutzte er sich sagen: ich darf das nicht — meinem Onkel zuliebe darf ich das nicht!" „Sage ihm alles, Friedrich!" „Wo ist er jetzt?" „Er entlohnt die Bergleute auf dem Waldstosten." Der Schulze wandte sich zur Türe: Heinrichs Mutter erhob sich schwer. „Sage es ihm aber ruhig, Friedrich, er kann nicht viel vertragen — er ist so schnell aufgebracht. Zankt euch nicht!" Man zählte den dreißigsten November. Es hatte etwas gefroren in der Nacht. Am Letzten des Monats pflegte der Siegerländer ' Bergman früher nie viel zu arbeiten. Er ging wohl zur Schicht und blieb die ganze Arbeitszeit auf der Grube, aber er machte es sich an diesem Tage recht gemütlich. Ten ganzen Monat über wurde feste gearbeitet, aber am Letzten bummelte man. Es war damals noch anders wi« heute, wo man dein Bergmann die Zeit bis auf die Minute berechnet. Gelehrte Bergastestoren haben heutzutage ausgerechnet, wenn der Bergmann an seiner Arbeitsstätte unter der Erde sein kann, wieviel er in der und der Zeit zu arbeiten ver mag, — ja sogar den Dynamit hat man kalkuliert, den er zum Echtesten notwendig hat. Heute ist dem Bergmanns- leben — wenigstens gröhtenteils — die Nomantik genom men, di« es früher besäst. Mo ehemals eine kleine Grub« idyllisch am Berghang lag, umgeben von Wald und Ge büsch, ragen heute große Fördertürme in die Höhe, und der Dampf der Maschinen und der Qualm der Röstöfen schwär zen die herumliegenden. waldigen Höhen. Unablässig sau sen die Förderkörbe in di« Tiefe, daß die Funken aus den Leitschienen schlagen. In einer Tiefe bis zu zwölfhnndert Meter arbeitet der Bergmann. Ein Gewirr von Stollen und Schächten durchzieht den ganzen Berg, und durch die Hauptstreaen fahren die „Lokomobilen" das Erz aus weiter Entfernung zum Hauptschacht, von wo es der gewaltige Förderkorb zur Sonne hebt. Alles ist Maschine geworden — selbst der Mensch, der dort unten in der Tiefe sein Brot erwirbt. Heute heitzt es: Zeit ist Geld. — Die Maschine gibt das Tempo an — und der Mensch fallt mit ein. — (Fortsetzung folgt).