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Sächsische Volkszeitung : 15.05.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192805157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19280515
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19280515
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-05
- Tag 1928-05-15
-
Monat
1928-05
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.05.1928
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hön zum Be- eure» Hallen der übrigen vom 2. Rai )ern Badisch ausen). Eeh. mnitz). Her!- > und Thiel z zuerkannt, wiesen, weil icht von d«r ermochlen, ur winnt de» Renne» am i> große Be- nen. Hier on Drez- pferdcn, wk e des Tag!) i. v. B ><»»>, ; 3, Formo- Dr. A. R°- »raut. Toi. !. IE Mir. Mercniiu?. 1. I. ttüiM 3. Amber. IE Meier. Mtenbera; N. HevdiW >; Plah 20. 2600 Meier, i; 3. Friih- L. z>v«i Jag>- enpreis und Fli egcr- ebnisse sind: 1. 6. Ä. Alida. Tot. Stall Gu< 3. Licininl. !. 3500 Mir. 3. Marinkn. >d 6000 LUk 2. Princeß 7:10. 2^, 2000 Meter, va. 3. Burz- 400 Ale! er. i 3. Nicder- L. . 1900 Mir. os. 3. (5lnc> DreSI>e>>. >dr hie Dreide» klk riet Latin «um««r 1» Sächsische Doikszettunq ». »««1«8 Aus absteigender Linie! Trotz Wlrlschaslskvnjunklur erheblicher Geburtenrückgang in Sachsen Drohendes Verschwinden des Geburtenüberschusses Veröffentlichung -es Statistischen Landesamles Dresden, den 14 Mai. Tie vorläufige Bearbeitung der Bewegung der sächsischen Nenötkerung im Jahre 1927 hat im Statistischen AandeSamt zu fol gende» Feststellungen geführt. In, Jahre 1927 wurden nach den vorläufigen Ergebnissen 4 5 6 28 Ehen geschlossen gegen 38 172 im Jahre 1926. Die Ehe. schließunge-z-rbl weist somit im Jahre 1927 eine Zunahme von 7456 19.5 Prozent) im Vergleich zum Vorfahre auf. Die Steigerung der Heiratsichusigkeit im letzten Jahre ist hauptsächlich daraus zu. nichtt/Uhre», daß im Jahr« 1927 -der Beschäftigungsgrad Im Wirt- silraitölebe» etwas besser war als im Jahre 1926. I» bezug auf die Verteilung der Eheschließungen nach der Jahreszeit ist zu bemerken, daß die Zahl der EbeschUeßungen im erste» Oalendervicrteljahr in der Regel niedriger ist als in den an dere» 2-erteljabren. Im Jahr« 1913 e»tficlen von 100 Eheschlir- ßni!» .0.5 aus das erste Kalendervierteljahr, im Jahre 1926: 16,2 und i», Jahre 1927: 14.5. 2. Geburten. a) Rückgang der Geburtenzahlen. Der Geburten- vcrlaus, der nach der starken Scnkung während der Kriegsjahre im J.»»e >020 eine steile Aufwärtsbcwegung erfuhr, auf die in den näLsie» Jabrcn eine rückläufige Bewegung folgte mit einer Unter brechung im Jahre 1925, war auch im Jahre 1927 weiter nach uii.cn gerichtet. Im Jabre 1926 wurden 84 798 lebend- geborcuc Kinder gezählt, im Jahre 1927 nur 78 618, also 6180 (— 7,3 Prozent) weniger als im Vorjahre. Um die Ausmaße des gegenwärtige» niedrigen Geburien- slanoes richtig beurteilen zu können, sei bemerkt, daß in Sachsen im Jahre 1 8 50 die Zahl der Lebendgeborenen unge fähr d i e gleiche H ö h c a » f w i e s wie im Jahre 1 927. Damals umfaßte aber Sie sächsische Bevölkerung noch nicht halb so viel Personen wie gegenwärtig. Auf 1000 Einwohner entfielen in, Jahre 1850 41,0 Lcbendgeborcne, in, Jahre 1927 nur 15,6. l>) U n el, c l i ch c n q » o t e. Wie der Geburtenrückgang vor Am Kriege seit 1900, so belras auch der Geburtenrückgang nach dem Kriege in der Hauptsache Sic ehelichen Geburten. Di« gegen- wämgc Zahl der unehelich Geborenen ist nur um etiva 3000 niedri ge, o - die entsprechende Zahl in »er Zeit der Gcburtenhochslut in den Oh!.',, Jahre,, des vorigen Jahrhunderts. Die gegenwärtige .fallt ocr ehelich Geborene,, bleibt dagegen um 70 000 hinter den Küc-sth hlcn kurz vor Ser Iah »Hund crime „de zurück. Zahlenmäßig jiini.ee! sich der beträchtlich stärkere Rückgang der catchen Jrncht- barlcit in, Pergteic! zur unehelichen Sari», das; das Zahlciivcr- I Mais der „ne! elu. Geborenen zu den Geborenen Werhaupt, das j i,, c>cx Pevösterm.gswissensthaft als 11 n eh ei t^ch e n g u o t e be- wo die 0>eb, >kei,s,.itisi!k in Sachsen ihren Anfang hat, noch niemals bcol.'MMt worbe... In den geburtenrcichc» Jahren vor 1900 betrug die Unchclichengnoie „ur 12,89. Diese Feststellungen lassen sich auch d.ihi„ <»,schrecken, das; in den Jahren 1R6 und 1927 aus 4 cke- !»hc Geburten 1 uneheliche cnlsicl, während am Ausgang des vori ge» Jahrhunderts erst auf 7 eheliche Geburten 1 uneheliche Geburt kam. c) T o I g c b o r e i, c n g » o I e. Das Zahlcuverhältins der Totiebareiicn zu den Geborenen überhaupt, das als Totgebo. reu engnate bezeichnet wird, weist im «origen Jahrhundert und giiet, im Anfang dieses Jahrhunderts bis zum Jahre 1919 «ine stetige Be,Minderung aus. I», Jahre 1919 entfielen auf 100 Geborene 3,30 Totgeborene. Von 1920 ab stieg die Totqeboreiienguoie beträchtlich, erreichte 1925 die Höbe von 4.17 und ging in den Jahren 1926 und 1927 wieder zurück. Im Jahre 1926 stellt« sie sich aus 4,05 und im Jahre 1927 auf 3,89. 3. Ttrrbesiikst. Im Jahre 1927 wunden nach den vorläufigen Ergebnissen insgesamt 55 625 Gestorbene gezählt gegen 52 856 tm Vor jahre. Die Zahl der im Jahr« 1927 Gestorbenen ivetst somit ein« Zunahme von 2769 (--- 5,2 Prozent) gegenüb«r der vorjährigen Zahl aus. Entgegen der Zunahme der Grsamtsterbesälle zeigt di« Zabl der Sterbefäll« tm 1. Lebensjahr von 1926 zu 1927 ein« Ab nahme. Besondere Beachtung verdient die Tatsache, daß die St«rbe« Ziffer des ersten Lebensjahres, die durch Vergleichung der Zahl der Gestorbenen mit der Gesamtheit der Lebendgeborenen, aus Ser die Gestorbenen stammen, gewonnen wird, von 1926 zu 1927 eine weiter« Verminderung erfuhr. Die Sterbeziffer des ersten Lebensjahres bewegte sich im vorigen Jahrhundert dauernd in der Höhe von 26 bis 28 lauf 100 Lebendgeborene bezogen), fiel dann mit Einsetzen des Geburtenrückganges von 1901 ab stetig mit ein- zelnen Unterbrechungen in den Jahren 1911 und 1914 auch durch Sie Kriegsjahre hindurch und erfuhr nach dem Kriege eine erhöhte rückläufige Beivcgung, die zu dem gegenwärtigen günstigen Stande führte, Ser in den 100 Jahren, in denen es nunmehr in Sachsen eine Siatistik der Bevölkerungsbewegung gibt, vorher noch niemals erreicht worden ist. Während im vorigen Jahrhundert ungefähr von 4 lebendgcboreen Kindern 1 Kind im ersten Lebensjahr starb, er eignet steh gegenwärtig erst bei 12 lebendgeborenen Kindern ein Sievbcsall im ersten Lebensjahr. 4. Bilanz der Bevölkerung. Der Geburtenrückgang und die Zunahme der Gesamtzahl der Sterbcfälle bewirkten zusammen eine beträchtliche Verminderung des Ueberschusses der Lebendgeborenen über Sie Gestorbenen von 1926 zu 1W7. Nach den vorläufigen Ergebnissen stellt sich der Ge burtenüberschuß im Jahre 1 927 auf 22993. Zur Beurteilung dieser Zahl sei bemerkt, daß der Geburtenüberschuß, der tm vorigen Jahrhundert im beständigen Wachsen begriffen war, im Jahre 1850 bereits größer >var als 1927. Im Jahre 1902 er reichte er mit 70 901 Mehr-Lebendgeborenen den Höhepunkt unS siel von da ab stetig. Während der Kriegsjahr« verwandelte er sich infolge der großen Zahl von Kriegssterbefällen sogar in einen Tterbefallüberschuß. Es sieht zu erirwrten, daß auch bei gleichbleibeiiScii Sterblich- keiisguotcn der einzelnen Altersgruppen die Gesamtzahl der St er befalle eine weitere Erhöhung erfahren wird, da infolge der Geburteiizunalnne im vorigen Jahrhundert allmäh lich immer stärkere Abgänge in die böheren Altersklassen, in denen sich naturgemäß das Absterben vollzieht, aufrücken. Es ist mit Sicher- beit damit zu rechnen, daß bei der Geburtenhäufigkeit, wie sie gegen wärtig berrscht, in absehbarer Zeit der Fall eintrcten wird, daß die Zahl der Lebendgeborenen hinter der Zahl der Gestorbenen Zurück bleiben wird. Dieser bevölkerungspolitisch außerordentlich wichtige und bedenkliche Fall wird demnächst einer eingehenden statistischen Untersuchung unterzogen werde». Im besonderen soll festgestcllt werden, ivaim unter den gegenwärtigen Verhältnissen mit seinem Auftreten z» rechnen ist. » Diese Zahlen müssen aber Veranlassung zu einer viel tiefer dringenden Bilanz sein. Wohin geht unser Volk? SinS wir auf dem Wege zu neuer Blüte unseres Volkstums, oder stehen nicht vielmehr alle Signale auf Talfahrt? Diese Fragen drängen sich Sem ernsten Betrachter der Bevölkerungsstatistik von Jahr zu Jahr auf. Bekanntlich ist es ein fundamentaler Lehrsatz der Sozialdemokratie, daß Sitte und Maral (und mit Uhr Uhr Jenlrumsversammlungen finden in dieser Woche statt: in Pirna a. E. am Dienstag. 15. Mai, abends 8 Uhr (Ref. Stadtv. Dir. L. Englert, Dresden): in Schirgiswalde am Dienstag. 15. Moi. abends 8 (Ref. Sjerw.-O.-Sekr. R. Müller. Dresden): in Löbau i. Sa. am Mittwoch. 1«. Mai. abends 8 (Ref. Schriftleiter Dr. Domschke, Dresden): in Jrankenberg i. Sa am Mittwoch. 18. Mai. abends 8 Uhr (Ref. Hauptschriftleiter Dr. Desczyk, Dres den): in Schwarzenberg i. E .(Ratskeller) am Donnerstag, den 17. Mai, abends 8 Uhr (Res. Postinspektor Tholo ts wsky. Dresden). in Kamenz i. Sa. am Freitag. 18. Mai. abends 8 Uhr (Ref. Vernxrltungsoberfekr. R. Müller, Dresden). in Wurzen am Freitag, 18. Mai, abends 8 Uhr im Wet tiner Hof (Ref. Stadtv. Dr. Hilpert, Leipzig). in Dresden am Sonnabend. 18. Mai, abends 8 Uhr (Ref. Frau Ministerialrat Helene Weber, Mitglied des Reichstages). ihnen die Gevurte,»Häufigkeit) nur der Ausfluß Ser jeweiligen Wirtschaftslage sind. Moral uüd Geburtenziffer sinken und heben sich nach dieser Lehre mit den wirtschaftlichen Konjunk turbewegungen. Die obenstehende Statistik aber beweist das Gegenteil. 1927 war ein Jahr bester wirtsck>oftlicher Konjunktur. Die Erwerbslosigkeit war gegenüber 1926 fast ganz geschwunden. Die Zahl der Eheschließungen hat fast um ein Fünftel zugenommen. Aber Sie Geburtenziffer in Sachsen ist trotz ihres niedrigen Standes um weitere 7,3 Prozent gesunken, Sie Zahl der unehelichen Geburten weist dagegen einen höheren Prozentsatz auf als 1926. Der rechnende Statistiker sieht schon den Tag Heraufziehen, wo in Sachsen mehr Särge, denn Wiegen gebraucht werden. Diese Entwickelung liegt nicht allein in Sen wirtschaftlichen Verhältnissen begründet. Hier sind noch stärkere und gefährlichere Mächte am Werke, zersetzende Kräfte, die von innen heraus Sie geistig-sitt lichen Kräfte unseres Volkes untergraben, Sie gegen Christentum, Gottcsglauben »nd FcnseitShoffnung mit allen denkbaren Mitteln der Verneinung ongehen. die unserem Volke die „Bindungen" einer höheren Verantwortung abneh- w.en und ihm dadurch die..Freiheit" bringen wollen. Fm Kamps gegen Sie Kirche und im Kampf gegen die christliche Schule suchen diese Mächte augenblicklich ihr Ziel zu sördern. Sie Ent- christlichung unseres Volkes. Um Sie Zukunft dieses Volkes, die auf sittlichen Fundamenten ruht, scheren sie sich wenig. Die Zahlen Ser sächsischen Bevölkerungsstatistik sprockzen ernster und eindringlicher als alle Wahlplakate und Wahllantsprecher: Die christliche, sittliche Kultur unseres Volkes ist in Gefahr. Wer noch christliche Verantwortung für sich und sein Volk im Herzen trägt, der gibt am 29. Mai seine Stimme der Vor- kärnpfsrin einer christlichen Kultur- und Wirtschaftspolitik, der Deutschen Z e n t r u in s p a r t e i, Liste 3. ater Ilieiitkr tai t ,'/r8> »80,-8100 -960 > ocki itrdsn t' B 8901-1100 -5400 Mir 1t? kviü <-,.8> ent 6 1 »och «lü l'/.8) entL 1 iliratrl gende Tage t »nt (8) liralrr aende Tage lockt 8 -S e«ter >d« 8 Uhr i krogrow« Ser HI. Stahl und die Action Amncaise Stenge Maßnahme». — Der Entwicklungsgang der Irrlehre. Bon unserer Pariser Berichter st attun^, Die Kathedrale von Perpignan ist an einem der letzten Sonntage der Zeuge peinlicher Zwischenfälle gewesen. Mihrend des Gottesdienstes wurde eine von sämtlichen Bischöfen Unter zeichnete Verordnung verlesen, welch« die schwersten Maßnahmen gegen die Anhänger der Aktion Francaise antündigt. Darin wird mit den schärfsten Mitteln gegen die Anhänger der Irr lehre vorgcgangcii. Den Anhängern wird die kirchlich« Beerdi gung versagt, die heilige Kommunion verweigert ichv. Bei Ver lesung der Verordnung verließen einige Anhänger ostentativ die Kathedrale, andere ergingen sich in beleidigenden Protestrufen. Zn der seit jetzt säst drei Jahrzehnten hk.irt verfolgten und be drängten katholischen Kirche Frankreichs waren solche Vorgänge bisher gänzlich ausgeschlossen. Sie beleuchten jedoch blitzartig die gesamte kirchliche Lage, soweit es sich um den Kampf der Actio» Francaise handelt. Mit unendlicher Geduld, mütterlicher Nachsicht und Lang mut hat der Hl. Stuhl der Entwicklung der Dinge jahrelang zu- gejehen. Mit Klugheit und zugleich eiserner Entschlossenheit Hoden jetzt Papst und Bißhöfe de» Kampf gegen die Irrlehre ausgenommen. Alan macht sich im katholischen Auslande kaum die richtige Vorstellung von der Schärfe des entbrannten Kamp fes, nocl^ weniger wird man verstehen, wie die Bewegung der Acuon Fvanpaise so starken Eingang finden und zu solch großer A.ihm'.gerzahl gelangen konnte. Don einoni aufmerksamen Beob acht r der Geistesströmungen im französischen Katholizismus wahrend der letzten Jahrzehnte wird «ine interessante Schilde rung des Entwicklungsganges der Irrlehre gegeben. Durch kluge, kühne und ausdauernde Arbeit ist es der Action FrawMse ge lungen, sich während der letzten 25 Jahre fast aller katholischen Einrichtungen und Organisationen zu bemächtigen. Es gelang ihren Anhängern, die Glaubensgenossen, die aus politisch demo- krelischeiii Standpunkt standen, oder welche rein religiösen Ten denz» huldigten, -u verdrängen oder ihren Einsluß bis zur völ ligen Aussichtslosigkeit und Mutlosigkeit auszuschaltcn. Sie sandten ihr Blatt kostenlos ac alle Bischöfe Frankreichs, sowie an sonstige hohe kirchliche Würdenträger. Eine große Zahl von Psarigemeinden gewann sie dadurch z» Abonnenten, daß der reiche Adel und vermögende Großgrundbesitzer, aus deren finan zielle Unterstützung der Psurrkleru« zum größen^eil angewiesen ist, das Bezugsgeld der Zeitung der Action FraR?aitse bezahlt<n. Auch ein« große Zahl von Ordeiisgenossenschaste» und Kongrega tionen erlagen der Propaganda der Action Fravcaise. Ihr« Anhänger wuchsen sortwährend in der höheren und niederen Geistlichkeit Weitreichenden Einfluß gewannen sie auf Klerus und Volk durch die versteckte Förderung ihrer Ideen auf dem Wege über die scheinbar politisch neutrale Presse. Durch ein- schmeickielnd geschriebene Artikel, sowie durch geldliche Unter stützung der Presse wußten sie in bestimmten katholischen Kreise,, großes Interesse zu wecken und nachhaltigen Einsluß zu gewinnen. Nach dem Kriege verstärkte sich der Erfolg ihrer Propaganda. Bis zum Jahre 1923 war die Bewegung mehr durch stille intensive Beeinflussung der öffentlichen Meinung als durch Her- Vorkehrung derselben unter der heute allenthalben geläufigen Bezeichnung Action Franewife im Vormarsch. Kaum ein katholisches Blatt oder eine katholische Zeit schrift entzog sich dieser Geistesströmung. Wenn man heule noch die Blätter La Croix. die Eiudes, die Nevue des Jeunes, das Echo de Baris usw. aus der damaligen Zeit und etwas später noch nächstest, so findet man in ihnen begeistert geschriebene Ab handlungen, dl« ohne den gerivMen Vorbehalt die Schule von Charles Manrras, von Baiiwillc, von Daudet in den höchsten Tönen preisen. Ein einziges Blatt, der royalistHche, konserva tive Torrespondant in Paris, der von dem weitblickenden und geistesstarken Direktor Trogan geleitet wurde, behaute auf seiner traditionelle,, Linie und verschloß ungeachtet des sülz verstärken den Druckes und der hartnäckigen Versuche finanzieller Beein flussung den Wortführern der neuen Geistesströmung starkmririg leine Spalten. Er war der erste, welcher die Gefahr der neuen Ideen erkannt« und auszergte. Das sefchah bereits im Jahre 1908. Von jener Zeit an wurde ihm das Leben sauer gemacht. Um seine Gegenaktion zu lahmen, wurde die Revue Universelle ins Leben gerusen. Um in dem schweren Kampfe nicht zu unter liegen, musste sich der tapfere Trogan schließlich Herbeilasien, öffentliche Angriffe aus die Actio» Franpaise zu unterlassen. Er hat sie aber in seinen Spalten nie empfohlen. Außerhalb Paris war die Förderung der Aciion Fran?aife teilweise noch nachhaltiger. Mit Ausnahme des L'Ouest- Eclair von Rennes, welcher ans persönlichen Gründen sich eist- schlosien gegen di« Action Fran?aise eingestellt hatte, befanden sich ,ast alle katholischen Tageszeitungen unter dem mehr oder weniger direkten Einsluß der neuen Geistesströmung. In Lyon, Marseille, Montpellier, Toulouse, Angers. Lille wußte die Action Franeais« die führenden Blätter in den Bann ihrer Ideen zu ziehen. Selbst in den Seuaainss klelizstsuses, in den religio,«,, Zeilschristen und religiösen Büchern verstanden die Wortführer der Action Franeais« ihre Ideen den Gläubigen auszudrängen. Cie gingen sogar noch weiter, selbst in den großen sog. neutralen Tageszeitungen besaßen fl« ihr« Agenten. Der Verstilier der vielbeachteten Artikel über die Auslands- Politik im „Journal" ist ein Anhänger der Aktion Fran?aife. Ihr Wortführer Bainville warb im „Pettt Partsien" ab«r auch im „Erpreß" (Toulouse), im „Eclair" (Montpellier, im „Nou- velliste^ (Lyon) «nd anderen Blättern für die Schule Mamras. Auch für den „Matin" und für das „Petit Journal" können nom- hafte Journalisten benannt werden, welche im Sinn« der Action Franpaise schreüben. Angesichts dieser rveitgreisenden und nachhaltigen Pressepropaganda ist es verständlich, daß die Ideen der Action Francais« in führenden katholischen Kreisen und in den breiten Schichten des Bürgertums wachsenden Ein gang finden konnten. So auch wird man es erklärlich finden, daß der Papst mit seiner Gegenaktion auf außerordentliche Schwierigkeiten »nd Widerstände stoßen mußt«, um dem ver derblichen Einfluß der Actio,, Francaise wirkungsvoll begegnen zu können. Die Aktion Francaise war und ist sich der Stärke ihrer Anhängerschaft durchaus bewußt. Daher verschanzte sie sich auch hinter die groß« Zahl ihrer hohen Gönner und ent fesselte einen leidenschaftlichen und erbitterten Abwehrkampf. Sie ist sich der Unterstützung einflußreicher Laien und Mitglieder des Klerus sicher und rechnet damist daß sie sich den Weisungen des Heiligen Stuhles widcrsetzen. Vor einiger Zeit sahsich der Biscbof einer Diözese in Siidfrankreich gezwungen, ein Mitglied des Redemptoristenorden» zu suspendieren, weil er dir Action Francais« nach ihrer Verurteilung durch den Papst noch öffent lich verteidigt hatte. Zn Nizza mußte der Bischof gegenüber einem Vikar zu derselben Strafmaßnahme greifen, weil er Charles Manrras ein Buch zngewidmet halte. In Versailles verweigert« di« Oberin eines Frauenklofters unter dem Vor wände der Wahrung des „Berufsgeheimnisses" di« Mitteilung des Namens eines Priesters, welcher einer Tochter eines Füh rers der Aktion Francais« öffentlich die heilige Kommunion gereicht hatte, um dadurch der Anordnung des Heiligen Vater, zu trotzen. In Paris versammeln sich an den Sonntagen die Tamclol» du Roy vor den großen Kirchen, um den Gläubigen ihr Blatt an,zubieten. Die Empfehlung desselben erfolgt mit beleidigen den Aeußerungen gegen den Heiligen Vater. Von einem Pastor einer großen Pfarrei der Hauptstadt ist bekannt, daß er das vom Paost verurteilte Blatt der Action Francaise öffentlich liest. Allgemein bekannt ist auch, daß an vielen Orten Priester, insbesondere Ordensleu!« nicht zögern, den Lesern und Werbern der Action Francaise und selbst den direkten Mitgliedern der vom Papst und den Bischöfen verbotenen Organisation wie bisher die Sakrament« zu spenden. Der französische Kalholizis- mus befindet sich in einer neuen Krise. Di« Autorität, die Wach samkeit und di« Entschlossenheit der in unwandelbarer Treue dem Heiligen Stuhl ergebenen Bischof, Frankreichs werden auch diese Krise zum erfolgreichen Abschluß zu führen wissen. Leider hat auch der gegenwärtige Wahlkampf, in welchem Poincar« gleich in seiner ersten Red« feierlich di« Unantastbarkeit der Tvennunasgesetz« unh der Laiengesetzgebung proklamierte, di« französischen Katholiken nicht ,u »d,«r «inmütigen «bweh, »nfzurusen vermocht.
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