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Sächsische Volkszeitung : 04.05.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192805045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19280504
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19280504
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-05
- Tag 1928-05-04
-
Monat
1928-05
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 04.05.1928
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Bersicherungswahlen Gegenwärtig findet die Wahl der Versicher» »en-Vertreter zum Ausschuß der Lan-«»Ver sicherungsanstalt Sachsen statt. Zur Einrei ch,ng von Listen sind die wirtschaftlichen Organisationen der Arbeitnehmer berechtigt. Die 3 Gewerkschaftsrich- tungen haben je eine Liste eingereicht. Gewählt wird nach dem Verhältniswahlsystem. Die christlich-nationalen Gewerkschaften haben: Liste 2 mit dem Kennwort „Gold berg, Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften, Lai dosmisschuß Sachsen." Wahlberechtigt sind die Ausschuhmitglieder der Orts-, Betriebs-, Innungs- und Landkrankenkassen. Au ßerdem haben die Vertreter der Ersatzkassen, soweit sie den Wahlvorständen der Versicherungsämter rechtzeitig gemeldet sind. —Wahlrecht. Alle dem Deutschen Gewerk- schcistsbund (christlich-nationaler Richtung) angehörigen oder der gesamten christlich-nationalen Arbeiterbewegung nahestehenden Wähler wählen Liste 2! : Säugrrvater Adolf Leibern tot. Einen schweren Verbist hat t:c deutsche und insbesondere die sächsische Sängerschaft erlitten, g r verehrter Sängcrvater, der allzeit fröhliche und muntere Adolf Lcibcrq, weilt nicht mehr unter de» Lobenden. Ms am Morgen des l, Mai die Frühlingssonnc sich zwischen den Blütcnträumen vor seinem Häuschen in Dresdcn-Loschwitz durch die Fenster stahl, lag der treueste Freund der deutschen Sänger, ihr Vater Adolf Lei - bcrg, tot und kalt auf seinem Ruhelagcr. Ein Herzschlag hatte während der Nacht seinem Lebe» ein plötzliches, aber friedliches bndc bereitet. Vater Leiberg gedacht« ani 18. Juni dieses Jahres unter allseitiger Anteilnahme seiner Sängerschaft, Ser ja die ganze Arbeit seines langen Lebens gegolten hatte, seinen 80. Geburtstag zu feiern. Leider sollte er seinen Ebrcntag nicht erleben. Leiberg war Präsident und Ehrenmitglied des Sächsischen Elbgausänger- kiintns, Ehrenmitglied des Sächsischen Sängerbundes und gehörte als Vertreter seines Kreises dem Hauplaiisschuß des Deutsche» Sängerbundes an. 60 Jahre lang gehörte er dem Männergesang- verein Drcsden-Loschwitz an, dessen Ehrenvorsitzender er war. beiprig und Umgebung Die „sahnerifrttchttgen" Kommunisten Leipzig, 3. Mai. Im Prozeß gegen die Mitglieder der kommunistische» Zen trale nmr Verhandlungstermin vor dem 4. Strafsenat des Reichs gerichtes am 9. Mai eingesetzt worden. Ta sich die Angeklagten nach Auflösung des Reichstages nach Moskau begebe» haben, ist der Termin aufgehoben worden. Dagegen findet die für den 4. Mai angesetzte Verhandlung gegen den Schriftsteller Otto Bronn und Gen. wegen Vorbereitung zum Hochverrat statt, obwohl die Hauptangcklagtcn Otto Braun und Olga Beuario nach der Fluch! aus dem Moabiter Untersuchungsgefängnis noch nicht er griffe,, werden koupten. Die Verhandlung richtet sich nunmehr gegen den Mechaniker Otto Oldenburg (Berlin), den Nieter Gustav Talisoda (Bremen), Ken Schreiner Wilhelm Müller (Kaiserslautern) und den Vertreter Georg Semmelmann (München), von denen Semmelmann die interessanteste Erscheinung ist. Als Verteidiger werden u. a. die Rechtsanwälte Dr. Barbasch und Dr. Samter- Vcrltn, sowie Obuch-Düsscldorf anwesend sein. Der Prozeh Brllnjes Leipzig, 3. Mai. Man erinnert sich an den Skandal, der im Herbst v. I. an die Oesfenllichkeit gebracht wurde dadurch, daß man ent deckte, daß die Ehefrau des Handelsgerichtsrales Brün jes. Frau Mary Brünses, seit Jahr und Tag Schulden auf Schulden häufte, Wucherern In die Hände gefallen war und Westlich mit einer Schuldenlast von etwa 150 000 Mark ihre Zahlungen vollständig einstellte und verhaftet wurde. Dieser Fall beschäftigt jetzt das Schöffengericht Leipzig, und zwar sind angeklagt: der 30 Jahre alte Hinrich Brünjes, Pro kurist im väterlichen Geschäft, der Kaufmann Bennemann, der Kaufmann Weißke und der Kaufmann Schwarz. Hinrich und Mary Brünjes halien am 10. März 1927 den Offenbarungseid geleistet; trotzdem haben sie weitere Schulden gemacht, immer mndr» neue Verpslich.ungen eingegangen, um alt« abdccken zu «Wien spie» aus" Die Wiener Revue im Zentraltheater. Entweder befindet sich die Revue in einem sehr kritischen Stadium oder ihre Zeit ist vorüber. Deutlich genug zeigt beides sie neue Revue im Zentraltheater. In den M Bildern, die zu zw:i Akten zusoinmengestellt sind, ist diesmal eigentlich herzlich wenig, was Anreiz bieten könnte. Und damit ist auch fest gegellt, daß diese Bütznengattung mit der bekannten „Fleisch- schan" steht und fällt. Denn ivas die Fabrikanten der Revuen geistig zu sagen haben, ist gleich Null. Bon irgend einer Hand ling natürlich ganz zu schweigen. Das Auge soll befriedigt werden und das Ohr den und jenen Witz zu hören bekommen, Mist recht gewöhnlicher oder, wenn es sein muß, auch zotiger An. Von der Fleischschau hält sich „Wien spielt auf" dis auf einige Wenigkeiten frei, auch mit Zweideutigkeiten im Worte ist Bo> sicht geübt ivorden. Das wäre also ein gangbarer Weg! Was oie Revue an Nacktheiten der Öffentlichkeit preisgibt, dar- stellt zur Zeit auch die Oper ins Rampenlicht. (Ich erinnere nur cm „Aida" und „Tannhäuser" in der Staatsoper.) Schau stellungen des nackten Fraucnkörpers aber, wie sie bei dem Schwer tknauf im 25. Bild verwendet sind, müssen wir natürlich cblchnen, zumal die musikalische Untermalung — Gralsglockcn- l'ene aus „Parfifal" — eine brutale und frivolle Ver unglimpfung ist. Harmloser ist die Mnvendung von Schubert- lcl^r Musik, wenn auch hier nicht gerade Feingefühl sich aus- sprichl. Denn den bekannten Militärmarsch als „Treppen- !onz" durch die Girls ausführen zu lassen, das hätte sich Schu bert auch nicht träumen lassen. Das geht noch über das „Drci- mäüerlhaus". Aber freilich, Schubert hat auch von dem Snob- biemus unsere Tage sich nichts träumen lassen! Für die neue Revue ist ein gewaltiger Apparat aufgebo- lcn wurde». Nicht weniger als drei Librettisten strengten sich de G-ift an: Beda, Bekesfy und Florian. Und was kam dabei heraus? Nicht die geringste Spur einer Handlung. Es sind Slegerwalü in Der KreiSverband Süd lau sitz der Sächsischen Zentrums- Partei hatte für Sonntag nach Zittau zu einer Kundgehung ein- geladen, die dadurch ihre besondere Note erhielt, daß Minister präsident a. D. Dr. Sieger wald als Redner zur Verfügung stand. Es war kein Sonntag sür Wahlreden: lachender Sonnen schein im Zittauer Gebirge, das berühmte Lückendorfer Bergrennen, Schulungskurs der Christlichen Gewerkschaften und anderes mehr. Wäre es keine Zentrumsversammlung mit Stegernxild, es wäre ein denknmrdiges Fiasko geworden. So aber waren trotz aller Hindernisse gegen dreihundert Wähler erschienen, um den Mann zu hören, den sie als ihren Mhrer in de» Christlichen Gewerkschaften verehren, der in schwerer Zeit seinen Namen tief eingrub i» die Annalen des neuen preußischen Staates, der hier in Sachsen aber als Reaktionär verschrien worden ist, ES würde sich lohnen, den SonntagSspaziergang für diesmal auszugeben und Dr. Stcgecwald zu hören, so sagten sich die Besucher. Kurz vor A3 Uhr eröffnet der Kreisvorsitzende Günther, Leutersdorf, die Versammlung und widmet dem früheren Minister präsidenten einige herzliche Begrüßungsworte. Er hebt hervor, daß der Redner jedem politisch Eingestellten kein Unbekannter ist. Steger- wald gehöre zu de» schöpferisch veranlagten Menschen, ohne Steger- wald sich den Reichstag zu denken, wäre heute unmöglich. Unter lautloser Stille beginnt Dr. Stegerwald. Er besticht nicht durch das gewaltig« Organ, aber die tenoral gefärbte Stimme weiß den Saal zu beherrschen. Schon die ersten Sätze beweisen es: er verabscheut die Phrase, hält sich an Tatsachen. Er kennt die euro päische und die Weltpolitik, die er länderweise in kurzen Strichen skizziert. Bei Deutschland gräbt er tiefer, geht bis in die Zeit vor den, Kriege zurück, läßt uns das gewaltige Erleben in den Nach, kricgsjohren deutlich werden. Niemand im Saale kann sich dieses Eindrucks erwehren, wie wenig wir in, allgemeinen orientiert sind. Ganz neue Gcchtspunkte werden klar, lassen Zusammenhänge ahnen, festigen Urteilt, lassen Zlusblicke langsam wachsen. Hat ein Redner in Zittau schon einmal so tiefe Blicke tun lassen in die Zeit des Niederganges seit 1918, in die Zeit voller Hoffnungen seit 1924? Den Zentrumsanhängcrn wird eS warm ums Herz: das ist einer der Unsrigen, und die aus anderen Lagern verficht» mit der Mehr heit in, Saale: dort steht ein Staatsmann, einer, der die Zügel in der Hand hält, einer, der um das deutsche Vaterland mannigfache Verdienste hat. Wie klein und lächerlich nimmt sich da das politische Maulheldentum, die Phrasendreherci radikaler Agitatoren, wie man sie in Sachsen nur zu oft hört, aus gegen die Wucht der Argumente Stegerwalds. Besser kann man die Zwangsläufigkeit des Ge schehens nicht zum Ausdruck bringen, überzeugender den Weg des Zcnirums nicht klarlcgen. In seinem fast zweistündigen Vortrage hat er alle Probleme der deutschen und der Wettpolitik umrissen. Er scheut auch nicht, die heikelste» Fragen zu berühre». Sagt den Arbeitern, den Land wirten, den Beamten, was das Zentrum geleistet. Man lauscht, ivas er zu sagen hat über den den!scheu Parlamentarismus, über die Reformierung des Wahlrechts, über nähere Fühlungnahme des Abgeordneten mit den Wählern, über das, was uns mit anderen Parteien zusammenarbciten läßt, was uns trennt von ihnen. Deut lich zieht er die Grenze gegen die Dentschnationale», gegen die So zialisten und die Liberalen, Demokraten und Deutsche Volkspartei. Auch die Gegner horchen auf: daS ist kein Agitator, dem jedes Mit tel recht ist, voll tiefen Ernstes, voller Klarheit und Sachlichkeit be- handelt er die Gegensätze, so daß man versteht, zustimmt und nie mand sich beleidigt fühlen kann. Stegerwald wägt jedes Wort, als wenn er kein unbedachtes Wort sprechen könnte. Und nun das für viele Ueberraschendste: Stegerwald gilt in Sachsen als einer, der mehr noch rechts neigt, der real« Tatsachen nicht sehen will, als heim licher Monarchist. Was erleben die, welche so von ihm denken? Klar und unzweideutig stellt er sich auf den Bode» der Demokratie, nicht nur der Verfassung: sondern der Republik. Wie eine Be freiung von schwerem Alpdruck wirkt dieses Bekenntnis auf viele. Das dankt ihm der Saal mit restloser allgemeiner Zustimmung. Warm wird seine Rede noch einmal, als er die soziale» Ausgaben des neuen Deutschland behandelt, wie er über Wirtschrslsimpcrialis- können. immer aber behielt nron noch etwas für den persön lichen Bedarf übrig. Nach den in der Voruntersuchung getrosf- senen Feststellungen sind 114 Personen aller Stände und Be- russgweige um Einzeidarleheii in Höhe von 3 0 0 bis 18 0 0 0 Mk. geschädigt. In der gestrigen Verhandlung wurden zunächst die persönlichen Verhältnisse der Angeklagten erörtert. Dabei wnrde dem Hinrich Brünjes von einem früheren militärischen Vorgesetzten bestätigt, daß er zwar Offizier, aber ein sehr schlechter Offizier gewesen sei, und daß er wegen un militärische» Verhaltens seinen Abschied erhalten habe. Frau Mary Brünjes erklärte, sie stehe heute noch aus dem Stand punkt, daß durch sie niemand geschädigt wenden solle. Im übrigen Hobe sie alle Schulden nur gemacht und, soiveit Wechsel- -er Süülausitz nius, über Kapitalismus und die Not der breiten Kreise spricht. Ja, das ist verantwortungsbewußte Arbeit für das Volk. Mit kurzen Worten geht er auf die kulturellen Fragen ei». Das ist gut so. In manchen Kreisen meint nnm, das Zentrum hätte nur seine Kulturpolitik, dann wandle es Epigonenpsad«. Aber Siegenvakd belehrt die Unwissenden eines Besseren. ?Üas er über die Er ziehungsaufgaben sagt, ist so eindrucksvoll und einzigartig schön begründet, daß man seine Darlegungen immer gegenwärtig laben müßte. Auch die Gegner folgen diesen Argumente». Es ist doch etwas mehr als Eigenbrötelei, wenn das Zenirnm die Konfessions schule fordert. Schier endlos ist der Beisall. Politik ist doch etwas Hohes, etwas Erhabenes, wenn man sic mit so hoher, idcllcr Einstellung betrachtet. Der Vorsitzende dankt in seingeivählter Form, hebt her vor, daß man heute in die Werkstatt politischen Tuns eine» Einblick erhielt und daß, wenn Stegerwalds Politik Rechtspolitik sei, der ganze Kreis Südlausitz Rechtspolitik treiben wolle. In der Paus« scharen sich Gewerkschaftler um ihren Führer, den sich viele als «inen steifen, zugeknöpften Mann vorstellen, und die ihre Freude kaum verbergen können, einen so schlichten und ein fachen Mann plaudern zu hören, der jetzt ganz ihresgleichen ist. In der Aussprache huldigt Herr Tl, eurieh. Reichenau, dem große» Gewerkschaftsführer, dem nicht nur Hunderttauseude deut scher Arbeiter zujubcln, sondern dem die Zcntrumspartei und daS ganze deutsche Volk größten Tank schulden. Postsekretär An ders, Reichenau, geht aus Beamtensragen ein und erklärt, daß sicherlich der Tag komme, wo mau dem Mahner Stegerwald Tank wissen werde. Danken müsse man Dr. Köhler, der das heiße Eisen nicht scheute. Zuletzt schildert er, wie er als Protestant zum Zen- trmu kam, weil hier die Wünsche der christlichen Elter» für ein Reichsschulgesetz am konsequentesten verfolgt würden. Er sprach sich für eine breite Einheitsfront gläubiger Katholiken und Pro testanten auö. Voll Interesse folgte man diesen Ausführungen. Der Landesvorsitzende, Reg.-Iiat a. D. Dr. Flügler, Dres den, war zur allgemeine» Freude des Kreistages trotz seiner Un- päßlichkeit erschienen. Sein Kommen wurde mit stürmischem Bei sall begrüßt. Er sprach ein kurzes, packendes Werbewort für die Zcntrumspartei. Kein Führer einer anderen Partei habe den Ausspruch tun können wie der verstorbene Gröber, der in schweren Tagen in Weimar seiner Fraktion zurief: „Mag die Partei in Trümmer gehen, das Vaterland muß gerettet werden!" Im Schlußworte ging Dr. Stegerwald aus die Ausfüh rungen der Diskussionsredner ei», insbesondere aus die Beamten, frage. Wahr sei, daß jetzt die Beamtcnschast uuzusrievencr sei, als vorher, denn man habe jetzt erst recht keine einheitliche Besoldung mehr, manche Länder und Kommunen blieben unter den staatlichen Sähen, andere gingen darüber hinaus. Die neue Bcsoldungsord. nung wirke sich besonder? verhängnisvoll aus im besetzten Gebiete. Ganz und gar haben die Führer der Vcamtcnorganisationen im Besoldungskampfe versagt. Zum Schlüsse strcule er, fruchtbringen den Samenkörnern ähnlich, begeisternde, kraftvolle Werbcworie in die von so einheitlichem Geiste beseelte Versammlung, die hoffentlich reiche Früchte tragen werden. Der Vorsitzende ging kurz auf die Hauptpunkte der Stegerivaldschcn Rede ein, die er kräftig iinter- strich. Der Dank an den Landesvorsitzenden und an Minister präsident Dr. Stegerwald wurde von der Versammlung durch be geistert« Ovationen unterstriche». Da auch die beiden Zittauer Blätter durchaus sachlich und an erkennend über diese Versammlung berichten, neidlos den guten Geist des Kreisverbandes anerkennen, der sich in den, glänzenden Besuche und der vollkommenen Ucbereinstimmimg der Himderle von Besuchern knndtut, so ist zu hofft», daß doch in die Ocsfcntlfthkeit manches dringt, ivas dazu beiträgt, daß das Zentrum seine alte Werbekrast behält und noch Eroberungen macht. Die Zittauer Ver. snmmlung war in jeder Weise ein voller Erfolg, ein Ereignis ersten Ranges, ein Höhepunkt ini Wahlkampfe, ein schönes Vorzeichen für einen sieghafte» Ausgang. Nach wie vor gilt im Kreise Südlausitz: „Hie gut Zentrum allerwege!" ftrmetticrm fälschungeii vorgekommen sind, mich diese »nr gefälscht, um ihrem Sohn Hinr'ch zu Helsen, der von seinem Vater zu knapp gehalten worden sei; überhaupt sei ihr« Ehe ein einziges Marlyrinm gewesen und an der ganzen Tragödie sei nur ihr Man» schuld, der wegen jedem kleinen Betrag fürchterliche Szenen gemacht habe. — Die Verhandlung dauert fort. ) Gefährlicher Dochstuhlbrand in der Leipziger Altstadt. Die Feuerwehr wurde Mittwoch abens in der 9. Stunde nach der Gro ßen Fleischergasse gerufen, wo in einem der vielen langgestreckten Hinterhäuser ein Dachstuhl in Brand gerate» war, Menschenleben alles willkürlich zusammcngestellte Bilder: Olympiade, Schn- bcrilieder und-tünze, der Ritterschlag, Ostergrüße, die Königinnen Amerikas. Was dazwischen liegt ist Kitsch und Profanation, Man weiß nicht, ob man mehr über die skupellose Anschauung der Verfasser, dem Publikum.einen derartigen Hirnschwund vorzusetzen, den Kops schütteln soll oder über die Unfähigkeit, etnms halbwegs Ertragbares zu ersinnen. Sind wir Deutsch)«» im Kunstgeschmack sel>on wirklich derartig verrufen, daß man der Meinung ist, uns solches „Gemantsche" vorsetzcn zu können? Dann wird es die höchste Zeit, dagegen Front zu machen. Ein Pfiff (schade, Laß sich nicht mehr Beherzte fanden) dürste darüber nicht Im Unklaren lassen. Und die Hauptbildcr darf man auch nicht unter die Liyw nehmen; denn dann wird aus der Schubertszene eine Schubertentweihung, aus dem Ritter schlag eine Verschandelung des Gralsmysteriums zynischster Art und aus „Die Königin des Paradieses" eine Verherrlichung des Vogelmordes. (Leider gibt es ja in der .Heimat der Para diesvögel keine Tierschutzvereine.) Eine perfide Gefühlsver letzung liegt in dem Bilde „Grüße der Helden". So ist dos Resultat dieser Revue kein Amüsement, sondern ein« Kette von infernalem Spott und Verunglimchungen. Der Weg. den die Berfasser vom ersten Bilde ab ins Reich der Heiterkeit hätten gehen können, verliert sich in Morast und Brutalität. Von der Musik, zu der vier Tonseher (mit dem Zusätze usw.) die Tinte verschreiben mußten, sclyveigt ma» am liebsten. * Worin liegt nun der Wert dieser Revue? Einzig und allein in einer ganz entzückenden Tänzerin, in Nina Payne, Auch Mimi Kött und Armin Berg sind bemüht, ben Unmut, den nian in dieser Revue empfindet, zu mildern. Wenn sich aber zu den erwähnten MißiMigkeiten auch noch die Langeweile einfindet, dann ist wohl das Maß voll. Ans diese Weise dürsten die Tage der Gattung Revue gezählt sein! —lst— Komödie, Dresden. „Schwarz-Weiß" heißt die neue „Komödie" der Komödie, die gestern abend zum erstenmal gespielt wurde. Sascha Gultry ist ihr Verfasser. Der Name hat in der Pariser Theaterwelt einen gewissen Klang, woraus der Autor das Recht abzuleiten sci-eint, auch einmal,,, sd zu komme». Es m«rg sein, daß derartige unappetitliche Tinge im Paris der Nachkriegszeit, das ja die schwarze Gefahr herausbeschworc» hat, der täglichen Erörterung anheimgeiailen sind. Ls mag auch sein, daß das Thema eine Behandlung auf bei» Theater verträgt. Aber nur nicht im Boulevard Schwemk, Die Bezeichnung „Komödie" ist eine bewußte Irresichrung. auch wenn der Autor am Schluß den kleinen Fehltritt mit einer Träne im Auge entschuldigen zu müssen glaubt und den „Schrei nach dem Kinde" lau: werde» läßt. Die Menschen, die da agieren, sind unserer ohnehin sittlich verfallenen Zeit noch voraus. Man denue: eine junge hübselp: Frau, modern bis in die Fingerspitzen zwar, aber mit leidlich guter Kinderstube, hat sich n»t einem Neger eingelassen und zwar nur, weil ihr Gatte öfters verreist. Und dieses Faktum servier! der Monsieur Guitry mit Witzchen, Eindeutigkeiten und Situatiönchen in der bekannten saloppe» Art der Pariser Sudelküche. Und im Publikum lacht man sich kaput, wiehert und grinst vor Ver gnügen. Das Theater ist eine moralisckie Anstatt, Tara» glaubt zwar seit vielen Jahren kein Ale»sch mehr. Ahcr es gibt doch noch einen Bolksbühnenbund. eine Volksbühne, die erfteherisch wirken sollen und es sich offenbar gefallen lassen, irrem, ibren Mitgliedern diese Couchonerie zwangsmäßig geboten wird. Nicht eine Stimme erhebt sich gegen solchen Unfug! Zechen der Zeit? O nein. Man ist im Schwank, da kann man chon mal ein Auge zndrücben. So ungefähr die Ansicht des Durch- schnittlers, Sie ist gefährlich. Wen» die Regie die harmloftreu Sttinilionen besonders stark betont, so hat sie sicher die löblich»' Absicht, ein wenig abzulenkcn vom Krundthema. Aber am de«' anderen Seite macht sie etwaige Komödicnresle nun erst rsd.» zum Schwank. Mit Kunst Hai das alles nichts zu tun. M kommt sich vor wie in einem Auftisterstall. Uud die Kon"dw, diese ausgezeichnete Bühne, sollte sich doch nicht Aus'riscküng ihrer Kassen dieses Nüttels lx'dienc». Es räch: sich immer. Unv ein verlorener guter Ruf ist beim Theater schwerer als sousvvo zu reparieren. Unter E o st a winde sehr fto-l »nd. wie an- gedeutet, ohne Forcierung gespielt. Die Wessely, ft,aase. Hanna RüggoId «. G... Fiedle r in den Hauptrollen ::-a--n bemüh!, die ..Komik" des Geschehens ans weniger tt'sb i' ftc- Bahnen zu lenken. Ottbcri, Karla .Holm Koch u v Glat he — dieser sehr sein! — schelten Jazzmusik (B o e s i n g - Ka'wlle) im Zimftlwuak! mi: ,m'ui Licht spricht dagegen Bände.
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