Volltext Seite (XML)
Slellin Zrvkschen-Notizen zum Fcmcmordprozrtz Heines und Genossen. Lleiltn, Ende April. Ter Stettiner Mordprozeß gegen acht ehemalige Roß - dach - Leute wegen Ermordung des gleichfalls der Rotz bach-Organisation angehörenden 21jährigen Willi Schmidt im Sommer des Jahres 1920 nimmt immer grötzere Ausmatze an. Wie — namentlich im letzten der bis her verhandelten Feme-Mord-Prozesse wegen Taten von Angehörigen der Schwarzen Reichswehr — von der Ver teidigung der Angeklagten immer wieder versucht wurde, die „Erledigung" tatsächlicher oder auch nur verdächti ger Verräter als Tötung auf B e f e h l, als Tötung aus einer Rotwehr im Interesse des Vater landes hinzustellen und mehr oder minder unverblümt die in Frage kommenden Reichswehr-Befehlshaber und deren Organe der Mitschuld in gewissem Sinne, zum mindesten der moralischen Mitschuld zu zeihen, so geht die Verteidigung der Notzbach-Leute in Stettin den gleichen Weg. ZnStettingingmansogar noch weiter. Man schotz — vielleicht gereizt durch das Ausbleiben einer Amnestie für die rechtskräftig verurteilten Feme-Mörder wie Schulz, Klapproth, Fuhrmann usw. — anlätzlich des reinen und unzweifelhaften Mord-Tatbestandes im Falle der Ermordung eben des Rotzbachers Schmidt mit schwerstem Geschütz. Tie grauenhafte, vielleicht nicht einmal auf begründe ten Verdacht hin erfolgte Ermordung des Schmidt durch den Leutnant Heiner und die von ihm zugezogenen Leute gab der Verteidigung wieder Veranlassung, die Frage der Ver antwortlichkeit aufzuwerfen und diesmal klipp und klar die Reichswehr als Befehlsgeberin zu bezeichnen. Darüber hinaus aber unter Hinweis auf die Zeit des ober schlesischen A b st i m m u n g s k a m p f e s und der o b e r s ch l e s i s ch e n A u f st ä ki d e auch die preußische Negierung und ihre Organe anzugreifen wohl nicht, aber doch als Auch-Austraggeber von zahlreichen Fenie-Exekutionen zu bezeichnen. „Wenn Sie," so sagt? jüngst in einem Prioat-Beleidigungsprozetz ein sehr starl rechts orientierter Anwalt zu seinem Verhandlungsgegner „in der Bekämpfung von Verrätern oder Plünderern oder Spionen ungesetzlich gehandelt haben, so danken wir Ihnen das. Trotz der politischen Gegnerschaft." Es wird kaum einen Menschen geben, der nicht zugeben mutz, datz die Zeiten der ersten Nachkriegszeit, die Zeiten des Inflations-Jammers, die Zeiten der Oberschlesien- und Ruhr-Kämpfe — so schnell sie unserem Auge entschwunden und so lange sie auch heute uns zurückzuliegen scheinen — „unmenschliche Zeiten" waren. Wie das Siegert- Urteil im Fememordprozetz Wilms festgestellt hat. Es war insofern eine unmenschliche Zeit, als einerseits die aus dem Weltkriege heimgekehrten Soldaten zu einem Teile nichts anderes gelernt als das, oder Gelerntes vergessen hatten über dem Krieger Hand werk. „Ich wurde zum Landsknecht der modernen Zeit", hat der Hauptangeklagte des Stettiner Mordprozesses in seiner Ver nehmung von sich gesagt. Und im Berliner Beleidigungs- Prozeß, den die Reichswehr wegen eines Presse-Artikels „Plaidoyer für Schulz" (den Femehänptling der Schwarzen Reichswehr, wie der betreffende Artikel selbst sagte) führen Uetz, saate der Oberst v. Bork, der seinerzcitiae Ebel des Stabes beim Wehrkreiskommando lll und eigentlich oberster Chef der „Schwarzen Reichswehr" genannten Arbeits- Kommandos, ober auch sein erster Generalstabsoffizier Oberst Held: „Die Leute haben eben gern Soldaten gespielt." Konnten sich und mutzten sich vielleicht sogar die Angehörigen der illegalen Formationen als Soldaten fühlen, so wäre — natürlich nur aus ihrem Gesichts winkel aus gesehen — auch eine Kriegsrechts-Justiz in ihren Verbänden, die jeder Angehörige der Organisation anerkannt oder auch beschworen hatte vor seinem Eintritt, noch erklärlich gewesen. (Wenn natürlich auch Mord Mord bleibt. Und. schon das älteste Militär-Strafgesetzbuch dem Untergebenen vorschreibt, datz der Gehorsam dem Vor gesetzten gegenüber aufhört, wenn der Vorgesetzte ein Ver brechen befiehlt). Unmenschlich waren die Zeiten der Fememörder. Aber tausendmal unmensch licher als die unmenschlichen Zeiten warem d i e M e t h o d e n der „Räche r". Sie waren bestialksch in den meisten bisher bekanntgewordenen Fällen. Und gerade diese Methoden der „Erledigung" — ohne auch nur den Schein des Rechts zu wahren, ohne sich auch nur der bescheidensten Regung menschlichen Ge fühls fähig zu ermessen — stempeln die Feme-Taten zu Meuchelmorden. Der zur Zeit inStettinverhandelteFallist ein besonders krasser. Als die Sturmabteilung Rohbach im Mai 1920 in Güstrow wegen ihrer Haltung im Kapp-Putsch aufgelöst wurde, bildete der Oberleutnant Rotzbach aus den Angehörigen seiner ausgelösten Organi sation eine Arbeitsgemeinschaft, deren Zweck die Be schaffung von Arbeitsmöglichkeiten sein sollte. Die Krieger wurden auf den Gütern des Kreises Ereisenhagen untergebracht. Roßbach selbst blieb nach wie vor der Führer. Er und sein ehemaliger Bataillonsstab nahmen auf einem Gute bei Pyritz Quartier. Seine früheren Kompagnie- bzw. Batterie-Führer wurden zu Kreisleitern bestellt. Auf jeden Gute befand sich ein Vertrauensmann. Der Hauptangeklagte Heiner war als Leutnant die rechie Hand Roßbachs. Zur Zeit des Kriegsendes war er achtzehnjährig und erst ein halbes Jahr Leutnant. Als Führer einer Oberland-Kompagnie ging er im April 1919 nach München, um an „dem Rachezug gegen die Eeisel- mörder" teilzunehmen. Beim Kapp-Pntsch war Heiner der Führer einer M.-G.-Kompagnie in Berlin. Nach dem Zu sammenbruch des Kapp-Putsches wurde ihm die Aufsicht über die Rotzbacher übertragen, die auf einigen Gütern im pommerschen Kreise Ereifenhagen lagen. DieTat: Eines Sommerabends fährt in dem pom merschen Dorfe Streklin ein Wagen vor einer Arbeiter wohnung vor. Einige Männer springen heraus, bezeichnen sich als Kriminalbeamte und fragen nach einem gewissen Willi Schmidt. Durchsuchen nach verneinender Antwort das Haus. Schmidt wird auf dem Heuboden entdeckt. Man nimmt ihn niit. Denn er soll nach der Meldung eines im Dienste der Rotzbach-Organisation stehenden Spitzels ge sagt haben: „Jetzt werde ich alle verraten" oder auch: „Wenn ich den Kommunisten alles erzähle, kann ich mehr verdienen als hier." Jedenfalls wird der Verräter ver prügelt, auf ein Gut geschleppt, von dort zu einer einsam liegenden Försterei in Marsch gesetzt. Und in ein samster Waldgegend erschossen. „Als er mich vor die Brust stieß und zu fliehen versuchte", meinte der Angeklagte Heiner, „lieber uns war ein schweres Ge witter", sagt der Angeklagte Ottow, „es war^so schaurig, daß ich es in meinem Leben nicht vergesse." Die Schilde rungen einzelner Augenzeugen über das laügsame Sterben des Opfers sind schaudererregend und bleiben besser der Wiedergabe entzogen. Die Leiche Schmidts wird verscharrt. Anscheinend aber sehr schlecht verscharrt. Sie wurde nach einiger Zeit sichtbar und mutzte umgebettet werden. Her aus kam die Bluttat aus dem Jahre 1920 Ende des Jahres 1927, als ein Mitwisser der Ereignisse jener Sommernacht an dem Kutsadministrator und Eutsvorsteher Bergfeld, der wegen Beihilfe mit auf der Anklagebank sitzt, einen Erpressungsversuch unternimmt. Die Angeklagten: Das Matz ihrer Schuld ist in diesem Stadium des Prozesses beinahe zurückgeblieben hinter anderen Fragen, die in diesem Prozeß erörtert wurden. Da ist die Frage nach der Rolle der Reichswehr in jenen Zeiten in Pommern. Und da ist die überraschende Erfahrung, datz in diesem Prozeß diejenigen Männer aus Landbundkreisen, die zu jener Zeit das intime Vertraue» der Reichswehr genossen, mit hohen Neichswehroffizieren konferierten, Aufträge von ihnen empfingen und aus- führten, im Gerichtssaal die erbitterten Gegner der Reichs- wehrvcrtreter sind. Wie gesagt, die Angeklagten selbst sind zu Statisten dieses Sensationsschauspiels, das von ihrem Schicksal handelt, geworden. Die starken Spannun gen dieses Prozesses — der übrigens frühestens in der Mitte der nächsten Woche zu Ende gehen kann — liegen in fast täglich erfolgendem Aufeinanderprallen der Gegensätze zwischen Reichswehr-Sachverständigen und Zeugen einer seits und Landbundvertretern Pommerns andererseits. Gewiß ist der General v. Pawels ein Anwalt der Reichs wehr-Belange, wie man hinsichtlich des diplomatische» Geschicks, der Schlagfertigkeit und der Ueberzeugungskraft in oorausgegangenen Prozessen selten erlebt hat, aber auch die pommerschen „Junker", die v. Bodungen, die Massows, die Mahners stehen ihre Mann. Ihr Zorn auf die Reichs wehr von damals, die heute nicht mehr haben will, was die pommerschen Landbundkreise annehmen zu können ge glaubt haben, ist stark und äußert sich heftig. Mit de», besten Willen nicht vereinbar sind zum Teil die von beiden Seiten beschworenen Zeugenaussagen. Und die erbitterte Stimmung erläutert vielleicht am besten ein Austritt aus de^ Mittwoch-Sitzung. Da rief der Oberst Paldrak — 1920 Bataillonskommandeur eines pommerschen Reichs wehr-Bataillons — dem Major v. Bodungen — 1920 Landbundführer im pommerschen Kreise Greifenhagen und Vertrauensmann der Reichswehr für aufzubewahrende Waffen — schmerzergrimmt über eine ihn kompromittieren sollende Zeugenaussage-Ergänzung v. Bodungens — diesem zu: „Ist das ritterlich, einen so aufs Glatteis zu führen? Nein, sokämpft keinOffizier!" Ein zweiter Eurozwslug Lindberghs Paris, 2. Mai. Nach einer Meldung der „Chicago Tribüne" aus Washington, beabsichtigt Oberst Lindbergh in diesem Jahre einen zweiten Flug Amerika—Europa durchzusühren und dann eine Flugreise durch Amerika und Asien zu unternehmen. Der Start würde frühestens im Juni erfolgen. Verantwortlich tiir den polilNchsn Teil: tlr. Gerhard DeSczhi, Dresden, NIr den sächsischen Teil und das gsenillelon: vr. Mar Domlchie Dress«, »Ir Anzeigen: Arlnr Lenz. Dressen. .. Z .. ' - - :."v .. - >. istaok kurrer scbverer Krankbelt versckieck beute abenck unsere liebe, kerrens- ^uts, treusorgencie tVlutter, Lckveiegermutter unci Oroürnutter krsu Emilie veriv. Keinclel geb. kickter In tieler Trauer: okkmns kieke xfed. keinäel rieärick keinäet u. krau geb. I^Ieumsnri krnst keinäel u. krsu xfek. stiokmsnn Heriwixf l'rümper ged. keinäel vr. /Ulreä keinciei u. krau geb. Ookmen Kurt keinäel krieärick kieke krsnr: l'rümper unä 9 Tnkelkinäer. Oie koercki^uns; klncket Lonnabenck, clen 5. IKai, nackm. '/,4 likr von cler Halle ckes äukeren katk. Triecibokes, öremer 8traüe 20, aus statt. im 77. llebensjakrs. vrescken, kilsasser 8traüs b, ll., 6«ck 8ckanckau — I.eiprlzh am 2. Mai 1928. MlM WM W« 6 Sonntag, den k. Mai 1928 n u 2 MWles NuiiM id Mises MmWSm z E » diesem Feste werden hierdurch Freunde und önner des Vereins sreundlichst ringeladen. . 2 8 tachmittags 3 Uhr: estanbachl in -er kath. Kirche lachniittags 4 Uhr: leberslihrung -er Fahnen in -as Fesllokal Hotel Sladt Dresden) Bekanntmachungen von Vereinen nur in die Sächsische Voikszeilung! s MO-! MIMkLllI ofllÜSN krsttsg, 4. IS,48 UNr Kasino Oebr. Krnkolct, Viktoriastraüs tb i^onstsverssmmlung Lsperanto - Vortrag Ober »Hartka Na»t, blorckarnerika Oäste willkommen! KMulle llM ilie L-MIttlelle WWMei!ti.SZ. Ssksirmu," Zur Maiandacht Eine kleine Broschüre in Gebelbuchformat: Gebete uns Lieber zur Warten-Mai- andacht in -er kalh. Koskirche zu Dresden ist im Germania-Verlag, Filiale Dresden, Polierstr. l? erhältlich. Preis nur 4« Pfennige einschl. Porto und Persand. Zur Malandacht wird das zweckmäßig zusammen» gestellte Büchlein vielen willkommen sein. 8W MW» ev. Anfängerin (schutsrei) für leichte Kontorarbeiten» stenographie- und schrelb- mafchinenkundig, für sokort gsrruck». Offerten mit Gehaltsansprüchen unter „v S 104" an dte Geschäftsstelle Dl. Gewandtes fottdes WmilöWli ohne Kochkenntnisse für Villenhaushalt baldigst gesucht. Anqebole mit. N O 2980 an die Geschäftsst. d.Blattes Suche für meine Tochter, 21 Jahre, Sieli!« als Me -er Hausfrau bei kath.Herrschaft aufelnGut mit vollem Familienanschluß. Zuschriften mit. 6 6 2904 an die Geschäftsst d. Blattes. W.Löfller.Ienlisi Dresden,Schlohltrahe 20 Zahnersatz. Goldkronen, Brücken,Plomben.FUrZahn- ersatz zahl. Krankcnk.-Mitgl. u.Angest.-Vers.nureinDritiel rojiihrioe Praxis Suchen Sie zuverlässiges, kath. in allen Zweigen des Haushalts perfektes MsiOnl dann ge- den Sie schnell ein Inserat auf. Sie haben Erfolg durch die Ms.MrzeilW In Ihrem Interesse beim Fachmann! 8tsUI un«S 8IIdsr vruneNg vesaNen - VtsurtsNt Rähnitzgasse 8 Tel. 51533 Gegr. 1870 Solinger Fachgeschäft mit eigener Schleiferei vlili — Niedrige Preise — Besteche: Schwarz, Braun. Alpaka-Silber u.echt Silber St. Ursula Erfurt Grundschule, Lyzeum bczm. Oberlyzeum nach den Be stimmungen von 1923. Frauenschule u. staatlich an- erkanntetzaushaltungsichule Gesunde Lage, neuzeitlich ein gerichtetes Haus. Sorgfältige Erziehung u. gediegene Aus bildung— Prospekte u. Aus künfte durch die Obertn. IMIsppwti« — -.Lut«! »«ns I dnr. in1Ü Non»t»,»t.list. 8 s»ppiot,N>usdg»>tüIIIe>l, » ^rvvliturt am Nain 762. W 5vkr»>t>«n 81, vvtortl ArsSlikk Heulst Freitag Oo»i tan tuNe ('/zS Kein öffentl. Kartenverkauf. Sonnabend Außer Anrecht stügnon l?) ächanipik»il»us Freitag Anrechtsreibe 8 Nimm von ksrnkolm OM B.-V.-B. Gr. 1:3001-3200 Sonnabend Anreckt?reibe 8 stoso vsrnä u/,8) Ä.-B.-V. Gr. 1. 3201-ZM Gr. 2: 51-100 Albkrt-Tlikatkr Freitag 0«r 8tar f>/.8) B.-V.-B. Gr.1: 001—1100 Sonnabend O^vkerpo»» brden s'/,8> B.-V.-B Gr. 1. 5.1-800 Freitag 8olmsrr unä t-ioiS i»/,8) Sonnabend 8ok«»rr unit As>6 >/,8i Abonnement 8 3 KMknr-SIfkatkr Heute und folgende Tage Lroaävwv 8) Tklitrifi-Älikater Montag Heute und solgende Tage t-ki«n,pi,It,u» 8)