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Nummer 1S4 — 27. Jahrgang »r!ch«>nt Linal wSchen». mit den illustr. Gratisbeilagen .Die Veit' »nd .Für »Niere kleinen Leute', sowie den rerlbeflagen ,vt. Benno-Blatt', „Nnterbaltnng und Wissen'. .Die «eit der Frau'. .Aerztlicher Ratgeber'. „DaS gute Buch' „Filmrund, schan'. Monatlicher «ezngSPretS 3 Mk. eins»!. Bestellgeld, »inzelnummer 1t» >s. Sonnabend- u. Sonntagnnmmer SV Hauvtschristleiter- Dr.S. TeStZhk. Dresden. SüchMe Dienstag» den 1V. Juli 192t «erlagSort, Dresden Anzeigenpreis« > Die »gespaltene Petitzeile »« ». Familien, «»zeigen ».Stellengesuche Lt»». Die Petttreklamezeile. 8«mm breit. 1 Für Anzeigen außerhalb des Verbreitungsgebiete» 4<14 - die Pelitreklamezeile 1 Offeriengeb.iro ^. Im Falle höherer Gewalt erlischt iede Verpflichtung auf Liesernug sowie Erfüllung v. Anzeigen-Austrligen ». Leistung v. Schadenersatz, Deschiistltcher Teil: Artur Lenz, Dresden. Geschäftsstelle, Druck ».Bering: Germania. A^S. sür Verlag und Druckerei.Filiale Dresden. DreSden-A. 1. Polierstratzelll. FernruiLioiS. Posticheiklonlo Dresden 4703. Bankkonto Stadtban» Dresden Rr 8I7»!> Für chrisNtche Polikik und Kultur Redaktion der Sächsische» BolkSzettnug Tresden-AItstadi 1. Polierstrafle »7. Nernrul SMII und aiiiis. Ser ..Fall LaMach" , Innerhalb der Deutschnationalen Volkspartei hat jüngst eine Auseinandersetzung begonnen, die für die innere Entwicklung dieser Partei von grundlegender Bedeutung werden kann. Walter Lambach, Mitglied der deutsch-» nationalen Reichstagsfraktion und einer der Führer der deutschnationalen Arbeitnehmer, stand auf und sagte den monarchischen Gedanken tot. Es ist keine Uebertreibung, wenn die „Kreuzzeitung", ein Blatt, das dem monarchi schen Gedanken beso>U>ers eng verbunden ist, zu diesem Vor gang später bemerkte, daß er geeignet sei, „die Deutsch- nationale Volkspartei in ihren Grund festen zu erschütter n". Das gewaltige Echo, das der Vorstotz Lambachs in allen Kreisen der Partei und weit darüber hinaus weckte, hat solche Möglichkeiten klar ge zeigt. Ein« ganze Flut von zustimmenden und abwehrenden Gegenäußerungen ging und geht durch die Deutschnationale Volkspartei. Die Fraktion selbst hat sich in stundenlangen Erörterungen mit der Angelegenheit befaßt, vom Lande her > wurden vereinzelt Ausschluhanträge gegen Lambach ge stellt, und die deutschnationalen Parteiinstanzen beraten seit gestern darüber, welche Stellungnahme sie zu ihnen ! einnehmen sollen. Sie mögen tun und lassen, was ihnen beliebt: Durch Beschlüsse läßt sich nichts von dem aus der Welt schaffen, was in den vergangenen Wochen durch Lambach selbst und seine Kritiker oder Freunde gesagt wurde. Seine Gedanken sind ausgesprochen, und ihre auf wühlende Wirkung ist da; diese zwingt zur Klärung und drängt immer wieder zur Auseinandersetzung, deren letztes Ziel nur eine geistig-politische Umformung der deut schen Rechten sein kann. Sehr zu Unrecht hat man Lambach vorgeworfen, daß er sich in einem Briefe an Graf Westarp, der im Anschluß an seinen ersten Artikel geschrieben wurde, als Monarchist 5-^an-rk habe. Hier und da wurde die Meinung geäußert, daß dieses Bekenntnis eines Mannes, der just vorher das Sterben des monarchischen Gedankens verkündet und aus dem Blickfeld der Jugend heraus die Könige und Kaiser als „Film- und Bühnenangelegenheiten" bezeichnet Habs, als ängstlicher Rückzug vor der Parteibürokratie zu »ver teil sei. Diese Auffassung wird weder der Sache noch der Person gerecht. Man wird es Lambach ruhig glauben dür fen, daß er in seiner Ueberzeugung Monarchist ist, ohne daß dies in einem Widerspruch stünde zu dem hoffnungs losen Ernst, mit dem er über den monarchischen Gedanken geurteilt hatte. Sicher ist es aber, daß er zum monar chischen Gedanken Abstand gewonnen hat. Geschicht lichen und soziologischen Abstand! Er ist ihm endgültig Vergangenheit geworden, und Lambach lehnt es deshalb auch ab, ihn als romantisches Ideal irgend wie in die politische Rechnung der deutschen Zukunft ein- zusetzen. Diese Erkenntnis, die sich in den letzten Jahren in weiten Kreisen der Rechten vorbereitet hat. wurde ihm durch das Ergebnis der letzten Reichstagswahlen besiegelt. Sie haben der Deutschnationalen Bolkspartei nicht jenen Zuwachs junger Kräfte gebracht, auf den sie bei der leb haften Bewegung der rechtsgerichteten Jugend glaubte rechnen zu dürfen. Es hat sich herausgestellt, daß der Monarchische Gedanke, der nn Parteiprogramm niedergelegt Ist, von den einen als Ressentiment gepflegt und von rvelt- ßremden Legitiinisten als unerschütterlicher Zukunftswille verkündet wird, im zehnten Jahre der Republik nicht mehr vermocht hat, die Jugend zu packen. Lambach sieht ganz richtig, daß die Jugend, die jetzt in das politische Leben «intritt und unbeschwert von Sehnsucht oder Abneigung den Zuständen der Vergangenheit geqenübersteht, keine lebendige Verbindung mehr zu dem mo narchischen Gedanken hat. Er fühlt sein Abster ben von unten her und weiß auch davon, daß die Starrheit der führenden Gruppe in der Deutschnationalen Volkspar tei nur zu geeignet ist, dieses Absterben zu fördern. Die Aeußerungen, die dem Vorstoß Lambachs gerade aus der rechtsgerichteten Jugend folgten, zeigen deutlich, wie die Dinge hier stehen. Gegenüber dem Abgeordneten Eve rling, der in seltsamer Verkennung der deutschen Entwicklung seinen Fraktionskollegen Lambach mit extrem- legitimistifchen Gedankengängen zu bekämpfen suchte, stellte der „Jungdeutsche" fest, daß der wahre Zustand der Jugend der Ansicht Lambachs doch näher sein dürfte, als der Everlings: er fordert die Jugend aus drücklich auf, sich zu dem so plötzlich aufgeworfenen Problem zu äußern. Sehr interessant und leidenschaftlich-ernst ist das Echo aus den jungakademischen Kreisen der Deutschnationalen Dolkspartei. Die deutfchnakionale Etudentengruppe der Universität Leipzig stellt in einer Tutjchließung fest, „daß tatsächlich der monarchische Ge danke in weiten Kreisen der Jugend nicht mehr lebt". Die deutschnationale Etudentengruppe der Kieler Univer sität spricht dem Standpunkt« Lambachs nachdrücklich ihre Billigung aus und betont dabei, daß auf dieser Basis die jungen Akademiker der Deutschnationalen Vokkspartei Ver trauen entgegenbrinaen würden. Die Göttinger Studen- tenaruvve der Deutlcknattonalen Volksvartel svricbt die richtige Erkenntnis» aUS, daß die im Gange befindliche Aus einandersetzung ein Kampf um die „geistigen Grund- kaaen" der Barte» ist. Für sie ist. ko beißt es in einer M MM Durch Risticz und Zimmermann für Deutschland zurückgewonnen 58 -t- 7 Stunden Dessau, 7. Juli. Am Sonnabend um 3 Uhr 41 Min. haben die Junkers- flieger Misticz und Zimmermann den Welt, dauerrekord, den die italienischen Flieger Ferrari,» und del Prete bisher mit 58 Stunden 37 Min. hielten, n m eine Stunde ii verboten, indem sie 5g Stunden 37 Min. in der Lust waren. Damit ist der D a u e r f l u g - Weltrekord an Deutschland zur tick gebracht. Der Flug wurde weiter fortgesetzt, und erst abends um 8 Uhr 3V find die Flieger auf dein hiesigen Flugplatz g c - landet. Sie befanden sich demnach K5 Stunden 26 Minuten in der Luft und haben den Welt rekord um annähernd 7 Stunden ge schlagen. Punkt 3 Uhr 4L Min. erschien auf dem großen Transparent auf den« Dessauer Flughafen, das de» Fliegern die Runden- und Stundenzahl mit großen Ziffern „»zeigt, die In schrift: „5 9 S t d. 3 7 M i n. Bravo, wirgratuliercn!" Gleichzeitig gingen an den Fahnenmasten des Flughafen gebäudes die Flagge» d:s Reiches, des anhaltischcn Staates und der bla»,weihe Hansivimpel der Junkers-Werte zu Ehren dieses Ereignisses in die Höhe. Inzwischen hatte auch schon der Zu strom der Schaulustigen, insbesondere der Belegschaft der Junkerswerke» eingesetzt. Die Menschenmenge, die um diese Zeit auf dem Flugplatz und seiner Umgebung versammelt war, brach in begeisterte Hochrufe aus, als von der Leitung der Junkerswerke offiziell verkündet wurde, daß der Weltdauerrekord zurülkcrobert sei. Das Flugzeug beschrieb unter dem Winken der unten Bcrsammelten zwei enge Runden über dem Flugplatz und setzte dann seine» Flog in die weitere Um gebung sort. Bevor das Flugzeug um 21 Uhr 30 auf dem Flugplatz lan dete, kam cs schon um 21 Uhr 13 ganz tief herunter, so daß man glaubte, es wollte landen. Professor Junkers wurde sofort davon benachrichtigt, der auch im Auto auf den» Flug platz erschien. Aber inzwischen war das Flugzeug wieder in dieHöhe gegangen, um bis zur endgültigen Landung den Flug noch fortzusetzen. «r Nicht um des Rekordes »Villen, nicht um Ehren und Lorbeeren zu erringen, Huben die beiden Junkerspiloten 65 Stunden in der Luft ausgehulten: es galt für sie, auf diesem Dauerslug neue Erkenntnisse zu sammeln, die der Weiterentwicklung des deutschen Flugwesens zugutekom- men. Dieser "' <ordj!uc> unternommen mit einer Maschine vom Typ der „Bremen", hat wieder einmal glänzend die große Leistungsfähigkeit unserer Flugzeugindustrie und der Junkers-Werre unter Beweis gestellt. Wieder hat die ganze Welt Veranlassung, bewundernd ihre Blicke auf Deutschland und auf eine deutsche Leistung zu richten. Wir freuen uns des Erfolges unserer Flieger, der ein wuchtiges Merkmal deutschen Arbeitswillens und ein Beitrag zum technischen Fortschritt der Menschheit ist. Der Rekordflieger Risticz ist kein Neuling im Dauecslug: er war es, der zusammen mit Edzard in den ersten August- Ingen des vergangenen Jahres den ersten deutschen Weltrekord im Dauerslug aufstellte; 52 Stunden 23 Minuten hielt er damals die Junkers-Maschine in der Lust, wobei er 6533 Kilometer zu rücklegte. Bis damals hatte der Amerikaner Lhamberlin den Rekord mit 51 Stunden 11 Minuten inne. Verschiedene Ver suche des Ozeanfliegers, den Rekord wieder an sich zu reißen, mißlangen, so daß Risticz sich lange Zeit seiner Erfolges erfreuen konnte. Erst im März d. I. siel der Rekord an Amerika zurück. Die beiden Flieger Haldem an und Stinson flogen 53 Stunden 35 Minuten. Vom 31. Mai bis 2. Juni eroberten die Flieger Ferrari und del Prete dann den Weltrekord für Italien; sie hielten es durch 58 Stunden in den Lüften ans. Mit einer ganz beträchtlichen Mehrleistung haben nilnmehr Risticz und Zimmermann uns den Rekord »viedec nach Deutsch land gebracht. Entschließung, „konservativ nicht gleichbedeutend mit Er haltung, geschweige denn Wiederherstellung von Epochen, die sich ilicht bewährt haben, als Hort konservativer Ueber- lieferung. Sie bejaht den bisherigen Verlauf der deutschen Geschichte und sieht ihre höchste Aufgabe in der Durchdrin gung des deutschen Staates, sei es Republik oder Monar chie, mit konservativem Geiste." Diese wenigen Aeußcrun- gen, von denen die letzte eine erfreulich lebendige Aus legung des Konservativen gibt, zeigen zur Genüge, mit wel cher Entschiedenheit und mit welch weitgehendem Verständ nis ein erheblicher Teil der deutschnationalen Jugend sich die Gedanken Lambachs zu eigen macht. Daß sich vor allem auch die deutschnationalen Arbeitnehmer, die in Lambach einen ihrer Führer sehen, mit größtem Nach druck hinter ihn stellen, bedarf kaum einer Erwähnung. Die Sprache, die von den einzelnen Landesausschüssen der deutschnationalen Angestelltenschaft vernommen wurde, war klar und entschieden; ihrem Beispiel ist auch der Reichs- angeftelltenausschutz der Partei gefolgt, der am 5. Juli seinem Vorsitzenden Lambach das volle Vertrauen aus sprach. Selbst die Christlich-Soziale Gesellschaft, aus der früheren Gruppe Stoeckers hervorgegangen und von deutsch nationalen Abgeordneten getragen, ist schließlich, wenn auch mit gewissen Vorbehalten, in die Linie Lambachs einge- schwenkt; sie erklärte ihre Uebereinstimmung mit seinen Bestrebungen, „den jungen Menschen, die unter der repu blikanischen Staatsform in das wahlfähige Alter hinein gewachsen sind, den Weg zur Mitarbeit in der Deutsch nationalen Volkspartei freizumachen, ohne daß ein Be kenntnis zum monarchischen Gedanken abgelegt werden muß." Im Hinblick auf kommende politische Entwicklungen spielt die starre Haltung, die von der führenden Schicht der Deutschnationalen Volkspartei gegenüber den Darlegungen Lambachs eingenommen wurde, keine entscheidende Rolle. Die Art und Weise, wie sie gerade von den Kreisen aus genommen wurden, für die sie in erster Linie bestimmt waren, ist die stärkste R e ch t f e r t ig u n g, die ihnen zuteil werden konnte. So sehr auch, rein äußerlich gesehen, diese Ausein andersetzung mit der Frage des monarchischen Gedankens und in seiner grundsätzlichen Anerkennung verknüpft ist, so wäre es doch verfehlt, hierin den letzten uird entscheiden den Inhalt des Kamoses zu erblicken. Die Erweckung der ..volkskonservativen" Kräfte, die Lambach versucht, gebt in ihren Zielen weit über die Frage Des monarchischen Ge dankens hinaus. Wenn inan den Dingen näher auf den Erund geht, so stößt inan aufstarko soziologische Spannungen, die einen sehr wesentlichen Anteil an der Auseinandersetzung haben. Daß diese in den Kreisen der deutschnationalen Arbeitnehmer ihren Ausgang genommen und dort auch ihren stärksten Widerhall gefun den hat, ist kein Zufall. Der Wille und das Bekenntnis zum „V olfsstaa t" beginnen auch hier immer mehr Ein gang zu finden, und es ist nur zu begrüßen, wenn seine restlose Bejahung sich mit dem Bestreben verbindet, einen echt konservativen Geist in die Reihe der den Staat tragen den Kräfte einzusiigen. Für jeden, der den Staat auf die breite Grundlage aller positiven Kräfte gestellt sehen will, ist es ein bedauerlicher Mangel, daß der echte Konserva- iivismus aus dem geistig-politischen Aufbau des deutschen Volkes fast verschwunden ist. Die Deutschnationale Volks- partci, die ihn zu verkörpern vorgibt, besitzt ihn in Wirk lichkeit nicht. Ihre vermeintlich konservative Haltung be ruht auf einer unfruchtbaren Mischung von Reaktion, Ressentiment und anderen verneinenden Strömungen. Hierin liegt in Wirklichkeit auch der tiefste Grund für den geringen Anteil, den die Deutschnationale Bolkspartei seit dem Kriegsende an der Gestaltung des deutschen Schicksals hatte. Nur wenige in ihren Reihen haben dies bisher er kannt und am allerwenigsten diejenigen, die auch heute noch, ganz im Vergangenen wurzelnd, zur Führung der Partei berufen sind. Für die deutsche Politik und die beschwerlichcn Wege, die ste auch durch viele Jahre hindurch noch zu gehen hat, wäre es nur ein Gewinn, wenn die Gewiffenserforschung im deutschnationalen Lager nach dieser Richtung hin recht kräftig geführt und der Bewegung, der Lambach den Ai»« stoß gegeben hat, eine fruchtbare Auswirkung beschieden sein würde. Denn sie ist eine Bewegung wirklich kon servativer Kräfte, die aus dem Volk erwachsen und auch auf das Volk in sei ner Ge samtbeit gerichtet lind. nur ein Anfang, aber ein Anfang, dem weite Entwicklungs möglichkeiten gegeben sind. Und diese sind, weil^ sie von drängendem Leben erfüllt sind, durch Parteibeschlüsse nicht mehr zu verbauen. Denn Lambach sagt sehr rich tig: „Selbst wenn ich schweigen wollte, wird die Frage die Besten bewegen und zum Reden bringen, die für die Arbeit in einer großen deutschen Rechten geboren sind."