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8 - § 3 ?k Nummer 182 — 27. Jahrgang -mal wvchentl. mU den tllustr. Gratisbeilage» .Dw M und unser« Nein.» Leu,.', iowi. den rerlbeiiagen « L.nn°'B,atl'. .Vnlerhaltung und Wissen'. .Die Welt der A'»- ?l»«,llcher Ralaeber'. .Da, gute Bu«'. .llllmrund- MonaMch« B«,ua»vre>S S Mk. eI,E. Bestellgeld, »iujeliiummer 1» Sonnabend- u. Sonnlagnummer »« Hanvlt«rlstlelter- Tr. w. TeSczyk. TreSden. SachMe Sonntag, den 12. August 1«2« Be*lagsor«i TreSden An»eia«upeeis«, Dle lgewaltenePetit,-Ile»0 ^.Familien, anj-lgen u. Stellengesuche «0Z. Dle Pelltre,lamezelle, 8» mm breit, l Für Anzeigen aicherhaib de, Berbreiinng-gebiete, 4«>z,dle PetttreNamezeile I .lw/s-Offerlengeb.«« Z. Im Fall« HSHerer Gewalt erlilcht jede Bervssichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anzeigen-Aufträgen u. Leistung v. Schadenersatz« GelchLstlicher Teil: Artur Lenz, Dresden. o olkssettun n Olympiade Die alten Griechen haben die Sache freilich erfunden und wir machen sie nur nach: aber unberufen, wir machen sie sehr viel besser. Wir überbieten nicht nur die Spitzen leistungen der antiken Athleten, wir-überbieten vor allem de» Glanz und die Pracht jener alten Feste. Nicht das bißchen Griechenland wird zu Gaste geladen, sondern alle Länder der Erde, nicht Tausende, sondern Zehntausende von Zuschauern umsäumen die. Kampfbahn. Sechzigtau- send waren es am ersten Tage, und nur wenig laßt die Anteilnahme nach. Ekstatisches Brüllen während der Kümpfe: Jubel, Flaggenschwenken und Nationalhymnen nach den Entscheidungen. Ununterbrochen rasen Tele graph und Bildsender, um die Ergebnisse aller Welt zu verkünden. Es muß also eine sehr wichtige Sache sein, die da in Amsterdam sich abspielt, eine Sache, von der Wohl und Wehe der Menschheit weitgehend abhängt. Eine Sache auch von höchster nationaler Bedeutung für das deutsche Volk. Oder etwa nicht? Nun wir stellen uns folgendes vor: Wenn Friedrich Ludwig Jahn heute nach hundertundfünfzig Jahren noch einmal herniederstiege und in die Arena von Amsterdam versetzt würde — würde der Begründer des deutschen volkstümlichen Tur nens auch mitbriillen und Bravo schreien? Würde er in diesem großen internationalen Tressen eine Förderung der Leibesübungen, ein Stück lebendiger Volkserziehung sehen? Wir glauben: N e i n. Der Turnvater Jahn war zeit lebens ein Mann, der sich vernehmlich und unmißverständ lich auszudrücken pflegte. Wir fürchten, er würde wegen Störung der öffentlichen Ordnung aus der Amsterdamer Arena verwiesen werden. * „Unsere Großväter wurden mit Grammatik und magerer Kost erzogen: wir aber erziehen unsere Jugend mit Fußball — aber nicht als Fußball -Spieler, son dern als Fußball-Zuschauer. Ich bin nur neugierig, ob dabei etwas Gescheiteres herauskommt." So klagte schon vor mehr als zehn Jahren ein englischer Lord im Oberhaus. Er wird inzwischen gestorben sein — denn wo zu sind solch unmoderne Menschen sonst noch gut? Aber seine Zweifel bestehen heute unvermindert fort, trotzdem oder gerade weil inzwischen das Beispiel Englands all zuviel Nachahmung gefunden hat. Der moderne Sport, dessen letzter Ausdruck die Olympiade ist, unterscheidet sich wesentlich von dem volks tümlichen, volkserzieherischen Turnen, das Friedrich Lud wig Jahns Ideal war: er unterscheidet sich auch von dem olympischen Ideal der Griechen. Einmal in der Me thode. Sein Ziel sind Höchstleistungen, Rekorde. Der Fluch der Spezialisierung, unter dem unser ganzes Zeit alter leidet, hat auch die Leibesübungen erfaßt. Es gibt keine Athleten mehr, sondern nur Leicht- und Schwer athleten, oder vielmehr Sprinter und Langstrecken-Läu- ser, Brust, und Crawl-Schwimmer, Boxer nach Gewicht, Spezialisten für Rugby, Fußball und anderes mehr. Da hin ist das olympische Ideal desallseitig ausgebilde ten Wettkämpfers, des Siegers im Neunkampf und Fünf kampf. Und damit das Ideal des gleichmäßigen, schönen Körpers, wie ihn uns die Bilder der olympischen Kämp fer der Antike zeigen. Dafür haben wir — nun man sehe sich die Reihe der olympischen Sieger an, und sage dann, ob dies noch ein Weg zu Kraft und Schönheit ist! Diese falsche Methode, die, allerdings eine eige artige, noch nie dagewesene Sport-Erfindung unsei Zeitalters «st. führt auch zu einer falschen Auswai -t>e,er ständigen Uebersteigerung der Anforderungen ki nen nur wenige genügen. Die anderen sehen, daß sie d Ziel, den Rekord, doch nie erreichen können, und werd Whig. So entsteht etwa der Typ jener „Sportsmänne die ihren freien Sonntag zur Hälfte auf dem Sportpl und Zur Hälfte in der Wirtschaft verbringen; denn m muß doch Siege feiern oder sich über Niederlagen trösb Keule r Die Welt (Illustrierte Wochenbeilage) Unterhaltung und Wissen Filmrundschau Turnen. Sport und Spiel Ausbruch zur Unterzeichnung Vor der deutschen Antwort Wie die Telegraphenunion von unterrichteter Stelle er fährt, steht die Antwort der deutschen Neichsregierung aus die Einladung zur Unterzeichnung des Krlloggpaktcs un mittelbar bevor. Die Meldung Pariser Blätter, daß die sranzösische Regierung den interessierten Mächten neue Ein ladungen zur Unterzeichnung des Kriegsächtnngspaktes habe zugchen lassen, scheint sich nicht zu bestätigen. Wenigstens liegt an den deutschen amtlichen Stellen eine solche Einladung nicht vor. Paris, 10. August. Einer Washingtoner Meldung der „Chicago Tri büne" zufolge wurde am Donnerstag als amtlicher amerika nischer Standpunkt zu der sowjetrussischsn Forderung nach Mit unterzeichnung des Kellogg-Paktes an erster Stelle erklärt, daß alle Nationen der Welt aufgefordert seien, dem Pakt beizutreten. Es liege aber für die Sowjet regierung kein Grund vor. darauf zu bestehen, als Erstunter. Zeichner zugelassen zu werden. Staatssekretär Kellogg trifft, wie weiter gemeldet wird, zur Zeit seine Vorbereitungen für die auf den 17. August festgesetzte Abreise nach Frankreich. In amtlichen amerikanischen Kreisen wurde gleichzeitig das Bedauern dar über ausgesprochen, daß Chamberlain nicht persönlich in Paris anwesend sein werde. Man meinte jedoch, es liege kein Grund vor, daß seine Abwesenheit irgendjemandem daran hindern könnte, zur Unterzeichnung des Vertrages nach Paris zu gehen. Die natürliche Folge der Erstunterzeichnung werde der Bei- tritt der übrigen Nationen zum Pakt sein. Diese» Ziel könne erreicht werden, ohne daß der Text des Vertrages einer weiteren Aussprache unterworfen werde. Einer solchen würde sich das Staatsdepartement auch mit allen Krästen widersetzen. Bezüglich Deutschlands habe man das Vertrauen, daß es auch weiterhin aus ganzem Herzen bei dem Abschluß des Vertrages Mitwirken werde. London, 10. August. Der diplomatische Korrespondent des „Daily Tele graph" meldet: Der Leiter der westeuropäischen Sektion des Washingtoner Staatsdepartements, Theodore Marriner, ist in London eingctrosfen. Er befindet sich auf dem Wege nach Paris. wo er Kellogg bei der Unterzeichnung des vielseitigen Vertrages beistehen wird. Gestern sprach Marriner im Foreign Office vor. Wahrscheinlich wird er dort noch mehrere Unter redungen haben, bevor er am Sonnabend nach Paris weiter fährt. Der Kellogg-Pakt wird im Namen des irischen Freistaates von dem irischen Außenminister Mc Gilligan unter zeichnet werden, der sich dann nach Genf zur Völkerbundsver sammlung begeben wird. Für die australische Negierung wird Senator Mc Lachlan den Kellogg-Pakt unterzeichnen. Mc Lachlan befindet sich bereits auf dem Wege nach Paris. Die Erzbischöfe von Canterbury und Pork haben der Geistlichkeit der englischen Gemeinden den Rat erteilt, am 27. August, dem Tage der Unterzeichnung des Kriegsverzichts. Paktes, oder falls dies aus örtlichen Gründen untunlich ist, am Sonntag, den 26. August, besondere Dankgebete darzu bringen. Der Primas von Irland und die Führer der pres- byterianischen und methodistischen Kirche in Irland schlagen in einem Rundschreiben vor, den ersten Sonntag im September an läßlich der Unterzeichnung zu einem Dankgebetstag zu machen. Und es entsteht jener andere Typ der „Sportifs", die z. B. in Paris schon ganze Klubs gegründet haben, also jene Menschen, die von einem Sportplatz zum andern rennen, fieberhaft die Sportzeitungen verfolgen — aber selber nie auf den Gedanken kommen, ernstlich Leibes übungen zu treiben. Drittens aber ist die Folge dieser „Exklusivität" des modernen Sportbetriebs, daß allzu- viele sich gleichgültig oder angewidert abwenden. Denen der Klamauk bei Wettkämpfen, das Iubelgeschrei über jede Zehntelsekunde, um die ein Rekord zweiten oder dritten Grades gedrückt wird, denen das Kauderwelsch, das sich in den einzelnen Sportarten herausgebildet hat, zuwider ist. So sind wir von dem Ideal des alten Jahn beträcht lich abgekommen. Er wollte das ganze Volk dazu er ziehen, den ganzen Körper zu bilden. Heute werden gerade die körperlich Schwachen, denen Jahns besondere Sorgfalt galt, von dem Sportbetrieb abgestoßen. Unser Sport bildet nicht ein gesundes Volk, sondern „Kanonen". Auch die Antike würde das nicht verstehen. Ein Zeit genosse des Perikles würde sich beim Anblick moderner Sprinter- und Boxer<Gestalten mit ästhetischem Ent setzen abwenden. * Diese g r u n d s ä tz l i ch e n D i n g e sind es, die uns an der Olympiade mißfallen. Gewiß mar auch im Einzel nen manches erstaunlich und betrübend. So, daß die Fest leitung zwar alle Sieger beglückwünschte, soweit sie der weißen Nasse angehörten, aber nicht die Farbigen. Oder daß das kleine Fräulein Mayer, als man sie nach ihrem Siege iin Florettfechten von allen Seiten mit schwarzrot goldenen Fahnen grüßte, mit einem schwarzweißroten Fähnchen winkte. Damit brachte diese 19jährige Prima nerin einen neuen Rekord an Deutschland, den Rekord nationaler Disziplinlosigkeit. Ob der alte Jahn, der jahre lang für Schwarzrotgold auf der Festung gesessen hat. in diesem Augenblick die Jungfrau nicht trotz ihrer bewun dernswerten Fechtkunst bei den Ohren genommen hätte? — Aber das sind einzelne Mißgriffe, die über den Wert der Sache nichts sagen. Entscheidend ist das Grundsätz liche. - ^ Und grundsätzlich stellen wir fest: Wir halten die Methode des modernen Sportbetriebes, die auf höchste Einzelleistung, aus den Rekord ausgeht, für unfrucht bar. Für weit wichtiger als die Spitzenleistung Einzel- "" wir die gute körperliche Durchbildung einer möglichst großen Anzahl von Volksgenossen. Und diese körperliche Durchbildung muß harmonisch übereinstim men mit der geistig-sittlichen Bildung dieser Menschen. Den ganzen Menschen wollen wir zu höherer Leistung fähig sehen, nicht nur die Arm- und Beinmuskeln. Wir wenden uns gegen die geisttötende Meä-anisierung der Leibesübungen durch den modernen Sport, mir wissen uns dabei in Uebereinstimmung mit dem olympischen Ideal der Antike und mit dem Willen des Begründers des deutschen volkstümlichen Turnens. Unsere Hoffnung setzen wir auf die, die diese Tradition bejahen und durch die Tat bewähren, vor allem auf die Sportbewegung der katholischen Jugend, die Deutsche Iugendkraf t. vylc. Am das Alolteuabkommen London, 10. August. „Daily Telegraph" berichtet, das einzige Kavallerie- Regiment der britischen Besatzungsarmce im Rheinlande, die 8. Kings Royal Irish Hussars, werde an den bevorstehenden Manövern der französischen Besatzungsarmce unter General Guillaumat teilnehmen. Das Blatt bemerkt dazu: Diese Zusammenarbeit der Trup pen beider Nationen in Manövern zur Friedenszeit ist wahr scheinlich ohne Vorgang. Dieses Ereignis ist zweifellos auf die neuartigen Umstände zurückzuführen, unter denen die britischen und die französischen Truppen gegenwärtig mit einer ge. meinsamen Aufgabe beschäftigt sind, Umstände, die vielleicht nie wieder eintreten weiden. Was auch immer die Erklärung sein mag. das Ereignis wird in beiden Ländern als ein Zeugnis für die guten Gefühle dienen, die zwischen den militärischen Kommandostellen der Alliierten im Rhein land« bestehen. Paris, 10. August. In Paris glaubt man nicht mehr an eine unmittelbar be vorstehende Veröffentlichung des englisch-französischen Flsttenabkommens, da den anderen Seemächten erst Gelegenheit gegeben werden solle, zu dem Abkomme» Stellung zu nch, men. Weiterhin wird versichert, daß auch die englische Regie« rung den Wunsch habe, mit der Veröffentlichung noch zu warten. Der diplomatische Mitarbeiter des ,,D a i l y C h r o u i c l e" hört von zuverlässiger Seite, daß das englisch-französisch« Flottenabkommen folgende Fragen regele: 1. Kreuzer mit einer Bestückung von sechs bis acht Zoll-Geschützen werden zahlenmäßig begrenzt; Kreuzer mit leichter Bestückung unterliegen keiner Beschränkung. 2. Die Baubeschränkung für Unterseeboote de. zieht sich nur für solche mit einer Tonnage von 600 Tonnen und mehr. Diese Inhaltsangabe stimmt mit den Mitteilungen aus japanischer Quelle überein. Allerdings war darin noch von einer Beschränkung des Baues von Zerstörern die Rede, die auf eine Tonnage von 1800 Tonnen herabgesetzt werden sollten.