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Nummer iv» — 27. Jahrgang «rjcheim t-miu wüchentl.mil den tllnNr. GrattSbetlagen .Die «eil' nnd .tlllr Misere kleinen Leute', sowie de» rextbetlaaen ,8t. Beimo-Btatt". .Unterhaltung und Wissen". .Die Welt der ssrou' .«er,Nicker Ratgeber'. .Das gute Buck'. .Mmrund. schau". Monatlicher Bezugspreis l> Ml. einschl. Bestellgeld, »tiijeluummer IO 4- Sonnabend- u. Sonntagnummer SO 4. -audtlchrtstlelter- Dr. <S. DeSczhk. Dresden. // Frei!«,, den L7. Inli <«!» BerlagSart, Dresden Anzeigenpreise! Die tgelvaltene Petit,eile :»«« ^ .sannuen. »»zeigen u.Stellengesuche »»4. DiePetitrellamezeile. Mmm breit 1 Für Anzeigen aus-.erhalb des VerbreiiungSgebieleS ^, die Pelitreklame,eile I.!«0«. Offer'engeb.S« 4. Im Aalle höherer Gewalt erlisch» jede Verpflichtung aus Llelerung sowie Erfüllung v. Anzeigen-Aulirüge» u. Leistung b. Schadenerlab, Selchüstltcher Teil Artur Venz. Dresden voltssenuna »szesch-tstSft«»«, Drnckn.»«»l««i ,ür Verlag und Dnnkeret. Filiale Dresden, Dresden^l. t. Poliersirate!7. ffrrnruss«»». Postsch««Nonto Dresden 77tS. Bankkonto Etadtdank Dresden Ar g>7ti> Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsische» BolkSzettnn« DreSdeu-Altstadt t Polierstratze »7. pernrcn Mtl und riNtll. Ser Kampf um die Schule in Südtirol (Von unserem Vertreter.) k. v. k. Rom. 21. Juli. Ls ist bekannt, welchen Wert die italienische Regie rung auf die Behandlung der Schule in Südtirol für die kulturelle Durchdringung der Provinz im italienischen Geiste legt. „Eiornale d'Italia" schreibt in einer ausführ lichen Korrespondenz über dies Thema: „Hier ist der Lehrer nicht nur Erzieher, sondern er ist M i s s i 0 na r unserer Kultur, er ist der Apostel unserer Zivilisation. Er führt hier den heftigsten Kampf sllr die Rückeroberung einer Ii.ruenität, die durch eine Jahrhunderte dauernde Fremd herrschaft verdunkelt wurde, und für die Eroberung von etwas Unwägbarem, Fliehendem, aber des entscheidendsten Elementes, der Seele. Die Arbeit ist systematisch durch dacht. Man muh den Menschen im zartesten Alter erfassen, solange sein Geist noch eine weiche, bildsame Materie ist. well» er die ersten Schritte der Unabhängigkeit geht, aber doch schon empfänglich ist für den Zugriff der Disziplin. Dieses liebeoo'le und bewusste Lenken beginnt in den Kineerasisten, und es ist die Ausgabe des nationalen Wer kes für die Unterstützung im befreiten Italien. Dieses Werk hat bereits 64 Asyle, davon in der Provinz Bozen 49. Sie werden von 3öl)0 besucht, darunter 2806 in der Provinz Bozen. Die Gesellschaft Dante Alighieri war die erste, die die Wichtigkeit der Kinderfürsorge in Südtirol erkannt hatte. Schon in letzten Jahren der Vorkriegszeit hatte die Gesellschaft ein großes Grundstück angetanst und mit Hilfe des mächtigen Mailänder Komitees konnte sie bald „ach der Besetzung Südtirols ein elcgantgebautes und umfassendes Asyl errichten. Danach kam das Fürsor^einsti- tut, das in der Herzogin von A 0 sta die eifrigste Anregerin fand. Die Regierung stellte einige Schulgebäude zur Beifügung. Das Werk setzte eifrig seine Arbeit fort. Die Zahl der Asyle wächst beständig. Nach dem „Giornale d'Italia" soll die Anzahl der Asyle Südtirols auf 200 gebracht werden, mehr als Gemeinden vor handen sind, eins oder mehrere für jede Ortschaft. Daneben gibt es Versorgungsinstilute sür arme und kranke Kinder mit Sonderabteilungen sür Säuglinge, Abendschulen, Näh- scbulen und Sonutaoszirkel für Mädchen. Die Kinder in den Asylen werden täglich unentgeltlich beköstigt. Kinder, die von den Schulen entfernt wohnen, werden ebenfalls in diesen Asylen beköstigt. Für die Dauer von 00 Jahren wurde durch Dekret vom 20. August ferner dem Werk „I t a l i a N e d e n t a" die Führung von Agrarschuleu überlassen. Diese erteilen am Tage Unterricht, außerdem auch abends. Von der enteren Gattung gibt es heute 192, von der letzteren 307 Kurse. Die Elementarschulen nehmen die ans den Asylen kommenden sprachlich schon vorbereite ten Kinder ans, denen man bereits versucht hat, die Liebe zum neuen Vnterlande einzuimpfen. Es gibt in Südtirol 790 E l e m e n t a r k l a s s e n, die den Unterricht vollständig in italienischer Sprache ertei len. Im Jahre 1923 wurde das Dekret erlassen, nach dem mit dem graduellen Unterricht in der italienischen Sprache begonnen werden sollte, 1924 begann der Unterricht in italienischer Sprache in der ersten Elementarklaffe. 1928 ist also der Zyklus der fünf Schulklaffen beendet. Es blei ben nur noch die drei Oberklaffen. Bisher wurden 400 Südtiroler Lehrer ihres Amtes enthoben, da sie am Schluß des ihnen gestellten Termins die italienische Sprache noch nicht genügend beherrschten. Rach italienischer Auffassung glaubt man. ihnen jedoch Entgegenkommen bewiesen zu haben. Für die im Dienst verbliebenen Lehrkräfte wurden Gramen abgehalten, bei denen von 153 im mündlichen Examen 123 bestanden und 106 endgültig promovierten. Im August d. I. wird die letzte Examensreihe abgehalten werden, die durch » inen Borbereitungskurs eingeleitet wird, der in Brixen stattsindet. Durch die Schule will man be kanntlich die lOüprozentige Jtalienisierung erreichen. Bis her befinden sich etwas über 1ö 000 Kinder in den Elemen tarschulen. Außerdem sind durch die Lokalfasci-Abendkurse für Erwachsene eingerichtet worden. Auch die Italiener bestätigen immer wieder in aller Offenheit, daß die Lehrer in Südtirol einen schweren Stand habe» angesichts einer pädagogisch so unmöglichen Aufgabe. Uebrigens soll die Besoldung der Lehrer, trotz dem man sie schon aufgebessert hat, gerade in den kleinen B e r g g e m e i n d e n noch immer eine ziemlich schlechte sein, „Eiornale d'Italia" sagt: „Große Schwierigkeiten muß der Lehrer außerdem auch bei seinem Apostolat iiber- windem Oft steht er schlecht verhehlten persönlichen Feind seligkeiten gegenüber, und mail kann nicht verbergen, daß man manchmal gegen die Lehrer und vor allem gegen die Lehrerinnen geradezu verleumderische Kampagnen führt. Dazu kommt die Feindseligkeit vieler Familien gegen den Unterricht des italienischen Lehrers. Sie tragen ein zer störendes oder wenigstens verzögerndes Element in die Ar beit der seelische» Durchdringung der Jugend." „Ost." in «ö-.e!vt ein Lehrer. ..haben die Fauu.ipn mit einen, ein Siidlirol und -er Vatikan Eine Denkschrift des deutschen Klerus bl, Innsbruck, den 24. Juli. Der Klerus des deutschen Anteiles der Diözese Trient hat neuerdings ein von sämtlichen Seelsorgepriestern unterfertigtes der Muttersprache geschaffene Lage überreichen lassen. Das Ori ginalschreiben an den Papst ist in deutscher Sprache verfaßt, dem eine italienische UOerseOnnu beigegebsn wurde, während die Dcnk'chrift selbst italienisch 'Malten ist Ein Memorandum glei chen Inhaltes wurde dem MMgen Stuhls auch von dem Klerus der Diözese Brixen übermittelt. In der Denkschrift, die sich vorwiegend mit dem Religions unterrichte in den Ist deutschen Dekanaten der Diözese Trient beschäftigt, wird kurz folgendes ausgesührt: Der deutsche Anteil der Diözese Trient weise 171 Seeisorgegemeinden mit einer Ein wohnerzahl von 170 325 nach den amtlichen italienischen Volks zählung von 1st2l ans. Davon sind 144 238 Deutsche. 21731 Ita liener und 4351 Ladiner. Von dieser Gesamtbevölkerung um fassen die schulpflichtigen Kinder 2V 350, von denen 17 820 — 87,5 Deutsch und 2537 — 12,5 Proz. Italienisch als Familien- sprache haben. Die einmütige Auffassung des gesamten Klerus geht dahin, daß es unmöglich ist an die 18ststst deutschen Kinder des deutschen Anteiles der Diözese Trient den Religionsunterricht in italienischer Sprache zu erteilen. Dieser Standpunkt mird in der Denkschrift mit der Tatsache begründet, daß die Kinder die italienische SpraGe nicht veriteken. Von den 2530 italienischen Kindern, die im ganzen deutschen Anteile der Diözese gezählt werden, ent fallen nämlich 2N0st, also mehr als vier Fünftel ans elf Seel sorgegemeinden der sogenannten gemischtsprachigen Zone, und nur 447 italienische Kinder ans das übrige 151 Seelsorgegemein den umfassende Gebiet, in welchem die Schulkinder italienischer Muttersprache nur 3 Proz. aller schulpflichtigen Kinder aus machen. In 79 Seelsorgegemeinden befindet sich überhaupt kein einziges Schulkind italienischer Muttersprache. Würde der Religionsunterricht in italienischer Sprache er teilt, so wäre überdies die so notwendige häusliche Nach hilfe ganz unmöglich, da sowohl den Eltern als auch den grö ßeren Geschwistern der Schulkinder die italienische Sprache völlig unbekannt ist. Zudem zeige sich in jenen Orten, in denen bereits seit mehreren Jahren der Religionsunterricht in der Muttersprache verhüten ist. eine erschreckende Zunahme religiöser Unwissenheit und sittlicher Verwilderung der Heranwachsenden Jugend. Darüber hinaus hält sich der deutsche Klerus in Siidlirol durch grundsätzliche Erwägungen zum Festhalten am Religionsunter richte in der Muttersprache verpflichtet. Außer dem Gebrauch der Muttersprache erscheinen dein Klerus des deutschen Anteiles noch folgende Voraussetzungen für die Erteilung des Religionsunterrichtes in der Schule als unerläßlich. 1. Daß sowohl den Katecheten, wie den Kindern die Ver wendung deutscher Religionsbücher gestattet werde. 2. daß die in letzter Zeit geübte unwürdige Kontrolle über die geistlichen Katecheten aufgehoben werde, 3. oaß den Eltern das Recht eingeriiumt werde, zu be stimmen, ob deren Kinder dein deutschen oder italienischen Re ligionsunterrichte zugeteilt werde» solle». Bleibt das Verbot des Religionsunterrichtes in der Mutter sprache für die Volksschule» nusrecht, sei es auch roriän'ig nur sür die Oberst «sie, dann erscheine außer der Einrichtung des Psarrunterrichtes noch überdies notwendig, daß der Klerus auf den Unterricht in der Schute, den er für deutsche Kinder nur in italienischer Sprache erteilen dürste, völlig Ver zicht leistet. Denn ohne diesen Verzicht sei einmal die allgemeine Einführung des Rfaeruntrrrichts gesährvst, mmter würde die Erteilung des Relig-onsttntsrrit-.te, in italienischer Sprache an deutsche Kinder dem Ansehen der Kic.i.e schwer:»- a Schaden zusiigrii. weil die Bsweggrönds der Jialiana nag des Nelegionsunterrichtes ausschließlich politischer Raine waren. In dein Bestreben, die Gefahr, die einer georderten Seel sorge oon der Entsendung nicht einheimischer.Priester daohe. zu bannen, unterbreitete der Klerus des deutschen A .te ' t der Diözese Trient dem Heiligen Stuhle e-ne zweifache Bitte:. 1. Es mögen die bereits im Lande beiindtichen Priester italienischer Nationalität angewiesen werden, sich aus die Be treuung der Kinder italienischer Muttersprache zu beschränken. 2. es ncöge verhindert werden, daß, während die deutschen Priester auf den Religionsunterricht in der Schule verzichten, italienische Geistliche die „mwsio caovoica" sü deutsche Kinder erhalten. Das siirstbischöfliche Ordinariat Brixen hat auch bereits die Verfügung des Schulamtes in Trient über die allgemeine Jtalia- nisierung des Religionsunterrichtes dahin beantwortet, daß es zur Erteilung des Religionsunterrichtes in italieniicher Sprache an Kinder seine Zustimmung nicht geben könne nnd daher auch den Klerus anweisen werde, anderweitig für den religiösen Unterricht zn sorgen. Schließlich wird die Bitte um die Entsendung eines a p o st o l i s ch e n Visitators deutscher Sprache, der zugleich Bürger eines neutralen Staates ist, z» dein Z. cke. die religiöse Lage in Siidtirol kenncnzulernen. wiederholt. Die Denkschrift trägt die Unterschrift von 318 Eeelsorgcpriesiern nnd ist durch Beilagen und statistische Tabellen wirkungsvoll ergänzt. Diese Denkschrift, die bereits vor längerer Zeit den. Hl. Bater überreicht wurde, enthüllt den ganzen Umfang der Berwelschungsbestrebungen in Südtiro! Nicht einmal vor der Seele der Südtiroler hat das faschistische System halt gemacht und die Folge ist Halbwissenheit und Per wirrung der Heranwachsenden Generation. In ibrer Nolle als Seelsorger haben sich die Geistlichen Sudtirols au den Heiligen Pater gewandt, um ihn zu einem entscheiden den Wort in dieser Frage zu bitten, und wir deutschen Katholiken schließen uns diesem Gesuch mit ganzer Wärme an. zigen Wort der Mißachtung oder einer Drohung gegenüber den Kindern vernichtet, was die Schule an Gutem hätte schaffen können. Noch lebhafter und verbitterter aber ist die Opposition, die der Lehrer in den höheren Schulen bei den Schülern selber bekämpfen muß. Wenn man bedeirkt, daß dort die Kinder der mehr oder weniger wohlhabenden Vürgerklasse zusammenkommen, die aus Absicht oder aus Mentalität Widerstünde hegt, kann man es leicht begreifen, wie wenig befriedigend hier das Werk des Lehrers ist, der auf einem so delikaten Gebiete arbeitet." „Dazu muß inan bedenken, daß die höheren Schulen Südtirols bis vor kurzem durch religiöse Orden ge führt wurden — Augustiner, Franziskaner. Benedik tiner —, die der habsburgischen Monarchie (wir zitieren hier immer „Eiornale d'Italia. Red.) ergeben sind, und über deren Verschwinden sie eine tiefe Trauer im Herzen tragen und immer tragen werden. Diese Orden, diese Priester, sind unsere hartnäckigsten Feinde. Hier muß man eine harte Sprache sprechen! Senator Tolomei hat bereits in der „Eerarchia" eine rigoros: Kontrolle über die Arbeit des Klerus gefordert und die Ausschaltung der unbelehrbar italienseindlichen Elemente. Er erklärte weiterhin: Die Reinigung des feindlichen Klerus ist erforderlich! Eiarratana sagt: Bor allem unter den religiösen Orden verbergen sich Herde des Deutschtums, und in den Ordenshäusern zählen wir eine große Zahl ausländischer Ordensbrüder. In 18 Männer klöstern befinden sich 173 Brüder, in 13 Frauenklöstcrn 127 Schwestern, die nicht italiennischer Staatsangehörigkeit sind. Und aus diesen Herden (sagt Giarranta) des Deutschtums ist wahrscheinlich das Memorandum entstanden, das der Südtiroler Klerus an den Vatikan richtete, um den ita lienischen Religionsunterricht als Martyrium zu bezeichnen. Ader ustr können uns tröste», den deuiichen böberen Schulen haben wir prompt italienische Institute e n t g e g e n g e st e l l t. Wir haben in Bozen, Meran und Brixen Gymnasien eröffnet, ein Lyzeum in Meran, außer« dem haben wir natürlich allen durch die Orden verwalteten Instituten jede Unterstützung verweigert, und diese gehen mehr oder weniger schnell ein. Das Gymnasium der Augustiner in Brixen ist schon geschlossen worden. Wo der Widerstand unbezwinglich weiterbesteht, da ist die Hilfe der llnterstützungs- und Wohlfahrtsinstitüte des deutschen Klerus die Ursache. Man braucht nur daran zu denken, daß in Bozen 3 deutsche Institute fortbestehen, die Hunderte von Knaben und Mädchen aufnchme», von denen mehr als die Hälfte italienischsprachlich ist („Eiornale d'Jta- iia"!), wo der Unterricht aber (angeblich) vollständig in deutscher Sprache gehalten wird. Es ist klar, daß man durch eine fortdauernde Arbeit des Klerus unsere Asiimi- lationsbestcevungen zu sabotieren sucht. Dieser Mangel an Verständnis für unsere Rechte ist geradezu kri minell. so wenn man z. B. versucht, die Balilla und Avan- guardistcn auszuschließen." „Eiornale d'Italia" erklärt am Schluß dieses Artikels, daß das bekannte neue Sprachen- qcsetz, nach welchem nunmehr die letzten Reste des deutschsprachlichen Unterrichts zu ver schwinden haben, in erster Linie gegen den deutsch sprachlichen Religionsunterricht des Klerus durchgesührt werden solle. Wir wollen heute nicht aus Einzelheiten eingehen. >o auch nicht auf die Borstille bei den letzten Fronieichnatiisprozessioneii in Boren und Meran, iondern wir nehmen diese Ausführungen des „Eiornale d'Italia" und der genannten Männer zur Notiz und wanen ab wie sich die Dinge wciterentwickeln werden. Jedensaös wird inan in Deutschland, und namentlich auch im kalholisiben Deutschland, den Stans Le: Dinge nicht aus Lc.m Auge taffem