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Sächsische Doikszeitung Merslüssiger Lärm Angriffe auf das Bischöfliche Ordinariat — Die »»Leipziger Neuesten Nachrichten" brauchen Sensationen Dresden, den 12. Juni. Die „Leipziger Neuesten Nachrichten", die sich gern und oft als die besonderen Hüter der wahren Geistesfrei heit aufspielen, haben einen „neuen Anschlag" auf die Ltaatsvollmacht entdeckt. Er geht diesmal zwar nicht auf die Jesuiten, aber doch auf katholische Institutionen zu rück. Die L. N. N. zerren ein Rundschreiben des Bistums Meißen ans Licht, das folgenden Wortlaut hat: „Die hochwürdigen Psarr- und Seclsorgeämtcr werden hiermit angewiesen, fortan in Religion nur »och nach dem Lehrplan für den katholischen Religions unterricht in der Volksschule, herausgegcben im Aufträge der Fuldaer Bischofskon seren z, zu unterrichten. Ob- wohl das Schuljahr bereits begonnen hat, ist der Unterricht dem genannten Lehrplan anznpasscn. Es, wird ersucht, die Herren Lehrer, die gleichfalls in Religion unterrichten, da von zu verständigen." An diese Veröffentlichung eines privaten Nund, schreibens knüpft das liberale Blatt die folgenden sonder, bar erregten Bemerkungen: „Diese Anweisung der katholischen kirchliche» Behörde an die Lebrerschaft bedeutet einen schweren Eingriff in die Rechte des Staates, der vom sächsischen Volks bildungsministerium nicht ohne weiteres hingenommen werden wird. Der Erlaß der klerikalen Dienstanweisungen erscheint um so mehr verwunderlich, als erst vor wenigen Wochen der sächsische Landeslehrplan herausgekoinmen ist, der auch über die Erteilung des Religionsunterrichtes gemäß der Reichsversassung genaue Bestimmungen enthält. Soweit wir unterrichtet sind, hat das sächsische Volksbildungsministerium vor der Heraus gabe des Landcslehrplaucs mit ^cn katholischen geistlichen Be hörden verhandelt. Eine vollkommene Uebercinstimmung des Landcslchrplancs mit den, Lehrplan der Fuldaer Bischofs- konfcrenz konnte allerdings nicht erzielt werden. Nach der Rechtslage mußte das Volksbildung-; Ministe rium es ablehnen, seinen Landcslehrplan von einer nicht staatlichen Institution bestim men zu lassen. Das eigenartige Verhalten des Bistums Meißen läßt beinahe darauf schließen, daß von dieser Seite in Sachsen ein kleiner Scbulkricg in Szene gesetzt werden soll. Wir sind der Meinung, daß der Versuch, die Staatshoheit über die Schule z» ignorieren, mit aller Schärfe bekämpft wer den muß." Die sozialistische Presse stimmt in diese Pro paganda naturgemäß aus vollem Herzen ein — übrigens nicht das einzige Mal. daß Sozialisten und Liberale Arm in Arm gehen. Der Tonfall wird, wie man das hinrei chend gewöhnt ist. entsprechend populärer und derber. Es ist da bereits von Kulturkampf in Sachsen, von einem Vorstoß der katholischen Kirche gegen das Bolksbildungs- ininisterium und gegen den sächsischen Staat die Rede. Die Leipziger N o l k s z e i t n n g überschreibt ihre diesbezüglichen Auslassungen großzügig: „Ter Bischof von Meißen regiert!" Ihre Ausführungen schließen mit dem sehr „witzigen" Satz: „Dem Kaiserministcrium ge schieht es ganz recht, daß ihm der Bischof von Meißen auf der Nase herumtanzt." Sie halten es für unglaublich, daß „die katholischen Pfaffen sogar bei der Aufstellung des sächsischen Landeslehrplanes mit zur Beratung heran- gezogcn worden sind." Wir führen das nur an, um zu zeigen, von welchem Ernste und von welcher Sachlichkeit die Ausführungen dieser Presse getragen sind. Zu der Sache als solcher können wir nach unseren vorläufigen Feststellungen fol gendes bemerken: Der Landeslehrplan, der kürzlich der Oef- fentlichkeit übergeben worden ist, hat den Charakter eines Rahmengesetzes. Es werden allgemeine Grund linien und Bildungsziele ausgestellt, die Verteilung des Unterrichtsstoffes auf die Wochenstunden und Jahrgänge geregelt. Soweit nun der Landeslehrplan auf den Stoff des katholischen Religionsunterrichtes eingeht und dafür besondere Vorschriften aufstellt, gründen sich diese, wie auch im heutigen Leitartikel nusgeführt wird, auf den Lehrplan, der im Aufträge der Fulda er Bi sch o f s k o n f e r e n z herausgegeben worden ist. Letz terer steht also zu dem Landeslehrplan in keinerlei Widerspruch, wie auch die Leipziger Neuesten Nachrichten samt ihren braven sozialistischen Nachbetern leicht hätten seststellen können, wenn sie sich der Mühe unterzogen hätten, den Lehrplan der Fuldaer Bischofskonferenz, der nämlich ein Stoffplan ist, mit dem sächsischen Landeslehr plan zu vergleichen. Der scheinbar recht schwächliche säch sische Staat wäre dann wohl in ihren Augen bedeutend weniger ins Wanken gekommen. Zur Beruhigung der Leipziger Volkszeitung sei be merkt, daß das Volksbildungsministerium mit der Bis tumsverwaltung über den Landeslehrplan überhaupt nicht verhandelt hat, obwohl das sicher angebracht gewesen wäre. Denn in Sachsen bestehen glücklicherweise noch eine ganze Anzahl katholischer Schulen. Dem Bischöflichen Ordinariat ist nur ein Exemplar des letzten Entwurfes zur Stellungnahme zugegangen. Daraufhin hat das Ordinariat beantragt, dem katholischen Religions- untericht die Stoffeinteilung und Methode des Ful daer Lehrplanes zugrunde zu legen. Eine Ableh nung dieses Antrages ist nicht erfolgt. Wohl aber hat das Ministerium ausdrücklich die Lehrbücher des Fuldaer Lehrplanes, den deutschen Einheitskate chismus, sowie die kleine und große Einheits- sch ulbibel von Ecker in den Landeslehrplan aus genommen. Der gesunde Menschenverstand müßte es auch den Unbelehrbaren sagen, daß Religionsunterricht nur dann einen Sinn hat, wenn die Religionsgemeinschaft sei nen Inhalt festlegt und bestimmt. Denn das Kulturgut, das im Religionsunterricht gelehrt wird, ist nun einmal eine Sache, für die die parlamentarische Abstimmungs maschine nach der Parteischablone nicht taugt. Es ist erstaunlich, wie eine führende liberale Zei tung in so großer Unkenntnis über die einfachsten Zusam- sammenhänge solchen überflüssigen Lärm zu schlagen wagt. Das Niveau der Presse als eine Institution mit öffentlichen Pflichten und Aufgaben wird auf diese Weise nicht gehoben, wohl aber ihr Ansehen vor der vernünf tigen Leserschaft schwer geschädigt. Die L. N. N. würden sehr gut tun, auf anderen Gebieten ebenso aufmerksam über angebliche Angriffe auf die Staatshoheit zu wachen. Vielleicht würde» sie dabei mitunter dankbarere Objekte finden, als in diesem Falle. Falls es der Landtag für notwendig erachten sollte, auf die Entdeckungen der L N. N. einzugehen — voraussichtlich wird dafür eine sozialistische Anfrage sorgen —, werden sie, so hoffen wir, noch von zuständiger Seite über Dinge aufgeklärt wer den, deren Kenntnis sie sich ohne besondere Mühe hätten besser vor Veröffentlichung der Alarmnachricht ver schaffen können. ivt. v. Die ersten Elternralswahl - Ergebnisse Dresden, de» 12. Juni. Am Sonntag stoben in zahlreichen Orlen Sachsens die Elter nrats wählen stattgcfunden. lieber ihre Ergebnisse lie gen bisher folgende Nachrichten vor: Leipzig: Christliche Elternvereinc 21951 Stimme» <1927: 25 087), 291 Vertreter (bisher 335) ; weltliche Schule (sozialistisch): 21527 Stimmen <1927: 23 292), 295 Vertreter (bisher 301); kom- niunistische Liste 6252 Stimmen (1927: 5299), 75 Vertreter (bis- Kr 17). Markranstädt: Christliäp: Liste 5, weltliche 7 Vertreter (bisher 4:8). Stahmeln: Christliche Liste 9, weltliche 6 Vertreter (bis her 0:6). Gautzsch: Christl. Liste 3, wcltl. 6 Vertreter (bisher 4:5). Großdeuben: Christl. 3, weltl. 7 Vertreter (wie bisl»rr). Oetzsch : Christl. 0, wcltl. 9 Vertreter (bisher 4 : 5). Lindcnthal: Christl. 4, weltl. 5 Vertreter (bisl^r 4:5). Kirchberg : Christl. 6, wcltl. 3 Vertreter (bisher 4 : 5). * Meißen: Christlich 26, weltliche 23 Vertreter (nicht an alle» Schule» Neuwahlen). Bautzen: Christliche 23, weltliche 10 Vertreter (wie bisher)., * Das Ergebnis zeigt im allgemeinen wenig Verschiebungen. Nur die Stadt Leipzig macht eine Ausnahme. Hier hat die kounnu- nistische Agitation Erfolge gezeitigt. Die Kommunisten haben ihre Vertreter-«!-! von 47 auf 75 erhöht. Bedauerlich ist es, daß die Zahl der christlichen Vertreter (die katholischen Schulen sind in der Anf- stellung nicht einbegriffen) in den letzten drei Jahren beständig zn- rückgegangen ist (1926: 322 christliche Vertreter, 1927: 3l1, 1928: 294), obwohl die Zahl der Wahlberechtigte» diesmal 82 096 gegen, über 77 617 im Jahre 1926 betrug. In Leipzig hätten die christ lichen Eltern allen Anlaß, bei den Elternratswahlen ihren Mann zu stellen. Statt dessen berichtet die Ortspresse, daß die Wahlbetei ligung gerade in den Schulen mit stark bürgerlicher Eltcrnschast sehr zu wünschen übrig gelassen habe. Man wird das abschließende Gesamlcrgebnis ans dem Lande abtvarten müssen, ehe man weitere Schlüsse ziehen kann. Entscheidender Kurswechsel gewünscht Dresden. 12. Juni. Der Bezirk Ostsachsen der SPD. nahm in einer außerordentlichen Sitzung Stellung zur politischen Lage und zur Regierungsbildung im Reiche. Es wurde folgende Entschließung gefaßt: Der Bezirksvorstand billigt die Stellungnahme der Vertreter Ostsachsens im Parteiausschnß. Er ernartet. daß sich die Sozialdemokratie nur dann an einer Regierung beteiligt, wenn bestimmte, im Interesse der Arbeiter schaft gelegene Mindestforderringen erfüllt werden. Eine Regierungsbildung, die nicht einen entscheidenden Kurswechsel gegenüber der Politik des Biirgerblocks dar stellt, ist entschieden zu bekämpfen. * Diese Wünsche der sächsischen Sozialdemokratie kommen ja in keiner Weise überraschend. Denn es ist bekannt, das; in den sächsischen Wahlkreisen sicherlich nicht die sozialistischen Anhänger oer Großen Koalition sitzen. Durch diese Entschlie ßungen will man offenbar ä-ni linke» Flügel in der sozial!,> schen RcichstagsKaktion den 9! n stärken. Der entscheidende Kurswechsel, den die sächsischen „Genossen" wünschen wird aber trotzdem ausbleiben. Das glauben wir schon heute beteuern, zu können. Arisfchichtvahlen bei -er LandesversicherurrgsarMaU Dresden, 12. Juni. Nach einer amtlichen Bekanntmachung des Leiters für die Wahl der Mitglieder des Ausschusses der Lanüesvcrsicherungs- Anstalt Sachsen hat für die Gruppen der Arbeitgelmr aus dem Gewerbe und aus der Landwirtsck-ast und der Versicherten aus der Landwirtschaft eine Wahl mit Stimmabgabe nicht statlgefnn- den. weil für jede Gruvpe nur eine Borschlagsliste zugelassen worden war. Für die Gruppen der Versicherten aus dem Ge werbe sind 1 420 701 gültige Stimmen abgegeben worden. Da von entfallen ans die Liste 1 (Gewerkschaftsring) 98 272. auf die Liste 2 (Ges. Verband der ch r i st l i ch e n Gewerkschaften, Landesausschuß Sachsen) 137 696 und auf die Liste 3 lAllg. Deutscher Kewerkschaftsbund) 1 184 733 Stimmen. Das 78« jährige Löbau Ich zähle Löbau zu den schönsten Orlen nicht mir per Obcr- kansitz, sondern Sachsens überhaupt. Eine echte deutsche Sladi. Trauliche Winkel, glanzvolle Geschichte, wundervolle Lage. Ja. was wäre Löbau denn obne seinen Berg, der den Namen dcx Stadt trägt! Ihn, verdankt Löbau viel von seinem Ruse. Tausende von Fremden streben jedes Jabr nacb dem Gipsest der sie weit in die Lande ichanen läßt Von allen Seiten her lugt der keingeichwnn- mme zweihöckrige Rücken dem Wanderer entgegen, wird so zum Wahrzeichen, zum Svmbol der alten Handclsslätte an der berühmten „Hohen Slraßc". die im Zeitalter der Frachtwagen für den Osl- Wcsi-Verkchr eine hedentende Stellung innehatte. Heute kommt diese Ausgabe der Eisenbahn z». die sich mit peinlicher Gcnaiiigkcii an die Straße ankcbnt. De» schönsten, imposantesten Eindruck gewährt der Anblick vom Süßende der Stadt. Links lagert sich der bescheidene Turin der kalholi'clcn Kirche, und die rechte Bildgrcnzc zieht der höhere Turm der alten Nikolailirchc. Der RatlanSturm will fast verschwin den. Nach Norden begrenzt der Löbancr Berg mit dem anschließen den Nvlhsiein das Bild Zwei berrlicbe Wa.ldrnckcn. deren erster seinen Anssich.tstnrm weit über die Gipfel der Bäume bebt 192l konnle die Ställe am Löbancr Wasser ans ibr 700iäbriges Bestehen ziirückblickc». Die Herren der Menschen waren damals aufgewühlt von dem aewaltigen Geschehen der rückwärts liegenden Jastre. aber biederer Büroerünn und »'arme .Heimatsliebe schulen einen Ge denktag. der allen Oberlansikcrn. nicht nur den Löbauern. unver geßlich bleiben wird. Vom Babnbof ans, der gar deutlich ans den starken Verkehr binwcist, gelangt man schnell in die innere Stadt Da reiben sich z„ beiden Seiten der Straße die Kaufläden wie die Perlen einer Schnur aneinander. Löbau bat ein "weites landwirtschaftliches Hinterland zn versorgen mit allen Erzeugnissen und Wäre» für die verschiedensten Bedürfnisse. Bescheiden ruht in einer Nebenstraße die AintShanptmannlchasst als wollte sic andentcn. daß die Behör den einem biederen Gcichlcchte nicht zu ausdringlich erscheinen sollen. Dahinter mahnt in anheimelnder Ruhe das Gebäude der Oberschule an die cingcgangcne Lchrcrbildungsstätte, die der Obcrlausitz tüch tige Lehrer gab. Jetzt dient die Anstalt anderen Zwecken, aber der alle Geist lebt weüer. Der Nachbar dieses umfangreichen Gebäude- komplercs ist die katholische Kirche, die mit der Schule und dem Psarramle der Moltkcsiraße ein würdiges Antlitz verleiht. Wandern wir zurück zur Bahnbosstraßc, so fesselt uns die herr liche Nikolaikirche. Ans stolzer Höhe thront der Türmer, der die Stadt mit seiner Sorge betreut, bei Fcuersgcfahr aber durch dis nnbeimlich klingenden Kkagetöne der großen Glocke die Einwohner schaft anfschreckt. Am Ostportake interessiert die prächtige Gruppe der Schutzheiligen, die sich in Phramidcnsorm »m Ehristus scharen, Moses, der Täufer vom Jordan, der Schlnsselträgcr und Jakobus. Vor einigen Jahren hat man die Kirche erneuert, so daß auch das Innere sehenswert ist. Vor der Kirche lagern sich an Markttagen die Händler ans den umliegenden Dörfern und bieten die Erzeug nisse des Bodens feil, ein malerisches Bild, das in so vielen Orten heute der Geschichte angchört. In. der Nähe der Kirche verengt sich die Slraßc so, daß der moderne Verkehr mit gewaltigen Schwierig keiten zu kämplcn hat. Dann aber öffnet sich die Verkehrsader am Marklplahe voll und weit. Hier nimmt das Nathans unsere Blicke gefangen, lieber dem Hauptcingangc wuchtet sich der Turm in den hlaucn Himmel. Sehenswert ist das seinmodclliertc Wappen von Kurlachscn. Darunter trägt daS Maucrwcrk dis Stadtwavpcn, eine» Ritterlickm zwischen zwei Türmen. Rechter Hand kommt man durch schmale Gäschen in die Neustadt. Hinter hohen Bäu men duckt sich das AwtSnerlcht. Die Hanvtsiraße führt dann wei ter an der Heilig-Geist-Kirchc vorüber und überbrnckt durch die Hin- denbnrgbrnckc die hochgelegene Stadt mit dem Höhen,zug jenseits des Wasicrs. Auch von alten Bauwerken besitzt Löbau noch einige wenige Zeugen. Ganz entzückend ist das alle Torwärtcrhans mit dem schmalen Giebel bei beträchtlicher Höhe. Wie konnte man damals schon Boden sparen! Freunde der Baukunst werde» sich nicht ent gehen lasten, einige alte Häuser ansznsuchcn. die wunderschöne Höfe in di« Neuzeit gerettet haben. Nicht versessen dark das verwitterte Steinkrenz werden. Man fand es bei Anfgrabungsarbeiten an der Kittlitzcr Landstraße und gab ibm neues Dasein durch Ausstellung an der Ziegclstraße. So mancher, der vorüberging, wünschte, daß es reden könnte. Skber die vielen Jahre und die Einflüsse in dunkler Erdkammcr haben alle Anhaltspunkte mit ranber Hand getilgt. Fcn- seits der Bahn beherrscht der Häuserblock der Kasernen daS Gelände. Wohl kurz vor dem Kriege wurde Löbau Garnison, um bald den letzten Wasfenrock scheiden zu sehen, dock, ist heute hier ein Ausbil- dnngsbalaillon untergcbracht. Löbau ist ein echtes Landstädtchcn. Es kommt über sein« 12 000 Einwohner nicht hinaus, kennt scheinbar solchen Ehrgeiz auch nicht. Wer aöSr die ehrsamen Handwerker in traulicher Abend stunde im Ratskeller erzählen Hörle, der fühlt etwas mit von dem Stolze und der beschauliche» Zufriedenheit der Leute, der merkt, wie auch die neue Zeit von köstlichen llebcrliefcrnngen lebt, nicht ohne sie leben könnte. Nein, Löbau ist nicht die geringste unter den Städten der Obcrlausitz. Fritz Günther. Staatsoper. Nach der ersten Wiederholung der „Acghplischen Helena" am Freitag hörte man als vierte Fcstvorsiellnng den, „F r e i s ch ü h". 'Auch an diesem Abende zeigte das Hau? sehr starke Lücken. Besonders im erste» Rang. Man muß nochmals mit Resignation für die soviel gepriesene „Kunststadt" Dresden sest- stelle», daß das Interesse für die Festspiele geradezu ärmlich ist. Die Aussichten für die noch folgenden 20 Abende sind also nicht gerade ermutigend. Auch die Vorstellung des „Freischütz" trug den Cha rakter einer Festaunnbrnng. Nur die Wolfssthlncht bleibt das Schmerzenskind. An Höllenspektakel und Gcisterwnk fehlte cS nicht. Von der unheimlichen Ente bis zu den mcniendickendcn Knochen- gertppcn war die ganze G-arde des Höllenfürsten Saniiek beim Hcren- sabbat. Aber die Mängel der jetzigen Szenerie sind dann; nicht be- hoben. In erster Linie stört der gefilmte Wassersall. Man erzeugt zwar jetzt ei» wasserartiges Rauschen. lVermnliich durch Sunt».) Ter Fall selbst bleibt aber ein dnrcheinandermuiinendes Etwas. Die Eule wird hübsch grün beleuchtet. Nach ihrem Verschwinden siebt man aber vom 2. Rang aus noch den Kovl Der Eber rast mit einer Eile und in dicke Finsternis cingebülli über die Bnbne, daß die meisten Zuschauer wobl kaum wissen meiden. waZ da über Sie Szene wegtollt, lleberbauvt die Finsternis! Man scheint damit die Schwächen der Wollstchlncht zndcckest zu wollen Schon nach dem zweiten Kngclguß sieht man kaum nach etwas von den Vor gängen infolge der sich verlockenden Daintztwolken. Für die wilde Jagd bat man, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, ein früheres Requisit wieder hcrvorgeholt. Nur daß eS fablgrnn be leuchtet wird. Das ist kein Schade. Man sollte überhaupt mit d:n ganzen modernen Wolfsschluchtversncheii ausräumen und di« „alte" Wolfsschlucht wieder ansstellen. Oder wenn es durchaus etirms Neues sein soll, dann könnte vielleicht der Theatermaler am Wannowcr Wasserfall interessante Anregungen finden Friedrich Kino — der