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Sächsische Volkszeitung : 07.06.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192806079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19280607
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19280607
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-06
- Tag 1928-06-07
-
Monat
1928-06
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 07.06.1928
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ager sden. 6. Juni, de de ul Kan, sschusses zur Seiverbeaussichis- folgende Mittei- > Radebeul ver- solches seit über isgen ausschiieh- i und anderen in cwendet' worden, sentlich größeren produziert, noch zeschränkt. Die wecke und dergl. standen worden, ergestellt, es sei üssig ist und bei erhalten bleibt, tern ausbewahrt > Radebeul und men aus. bestehe Hehrheit anderer an, in der die des Giftes oder rt in unbe. o sei es möglich, reisen, insbeson- n deren Stadt, luch der Land, tt, wird sich mit zen haben. Di« >cht. sden, 6. Juni, s der sächsischen Gegenwart zahl- :s Dr. oon Fu- inisterialdirektor en Vortrag über te als Kernstück esten und billig. Frage, daß die eien. Die Scib- Zochsen sei nich, nze Reich. Tie Auchcbung der nur beantwortet ten Verwaltung. jUNg sden, 5. Juni, tcrium aus eiue daß es zwar bis- lngscrhöhnng der des zu verfügen. ! und der Städte ze Erhöhung ronleichuani, den e (Kath. Kirchen- siger. Graduole: um von Mozart, audum ergo von von Pembour. Freitag, 8. Juni, r Pfarrer Klcffr, cllung in der ntigeS Erscheinen Juni, Sonntags tags 12-7 Nhr gebeten, die Aus idstück Ser Groß- ieustagmorgen in Elbe ein Feuer, micrte Feuerwehr ß das Dresdner e gerufen worden 'kommando mußte Vene Sachschaden >es ist unbekannt. er Zerknirschung: utc, während die aus eigenem An- Fhnen gern eine ze. Die gehören r recht im arge», e in die Kongre- e gehen verloren, nr von unten auf aus der Schule stusik und all die trieb! Die Kin- mit viel frohem ällt. Wir hoffen, n zu haben. — — lia, Innsbruck.) Auf die erste hundert Jahren" ältig zusammen« verke folgender rus <8 Gemälde, . Dahl slü Ge. zwald I. Dahl, nälde, 17 Aqua« 7 Gemälde uns nälde, darunter Hübner. Georg nd Zeichnungen), Kügelgen Äug. b Peschei. Fried- ski (10 Gemälde en zu den Fres- . Adrian Ludwig ins Schnorr von n Fresko in der >s Scholtz (6 Ge wi», Karl Vogel iähnel. Christian — Die Ausstel- nntags von still n. Was wir- im Lanülage? Vor dem Wiederbeginn -er Plenarsitzungen M. D. Dresden, den 6. Juni. Der Sächsische Landtag nimmt am morgigen Donners tag seine Plenarsitzungen wieder aus. Zum soundsovielten Male wird sich der Landtag wieder mit einem Auflösungs- ont rag der Kommunisten zu befassen haben. Dieser neue Auf lösungsantrag hat insosern einen realeren Hintergrund als die frü heren, als er sich aus die veränderte politische Lage nach den Reichs tagswahlen beziehen kann, die ja in Sachsen bekanntlich — aus den Landtag umgerechnet — eine Niederlage der bisherigen Regierungs koalition gebracht haben. Während die Kommunisten aus durchsichtigen parteipolitischen Gründen aus Laudtagsauflösung drängen, wird auch in bürgerlichen Blättern die Auswirkung der Reichslagswahlen auf die sächsische Politik ernsthaft diskutiert, allerdings weniger im Sinne einer Landtagsauslösung. Von demokratischer Seite wird die Frage einer Regierungsumbildung in den Vordergrung gestellt. Man ist sich insbesondere klar darüber, daß es den parlamentarische» Grundsätzen in keiner Weise mehr entspricht, wenn eine Partei, die »ach dem neueste» Wahlergebnis nur noch einen Abgeordneten in den Landtag geschickt hätte, mit zwei Mitgliedern im Kabinett ver treten ist Wie die Regierungsumbildung freilich aussehen soll, dar über herrscht noch wenig Klarheit. In demokratischen Kreisen hat man wohl die stille Hoffnung, daß eine Aufhörung der sozialdemo. kratischcn Opposition im Reiche auch auf die Haltung der sächsischen Sozialdemokratie Einfluß ausüben werde. Man rechnet also mit der baldigen Möglichkeit einer Großen Koalition auch in Sach se». Sehr weit dürste dieser Optimismus allerdings nicht verbreitet sein. Denn einmal hat die Reichstagswahl gerade in Sachsen der Sozialdemokratie nicht den gewünschten Erfolg gebracht, als daß sie lieber beute denn morgen auf die zarte Rücksichtnahme auf die Kommunisten verzichien würde. Des weiteren steht in Sachsen zwi. scheu der Sozialdemokratie und den übrigen bürgerlichen Parteien, die für die Große Koalition in Frage kommen, die Gruppe der A l t s o z ia l i st c n, die von der Sozialdemokratie als Todfeind ichlechihin angesehen wird. Gerade diese Tatsache dürfte ein großes, wenn nicht unüberwindbares Hindernis auf dem Wege zur großen Koalition in Sachsen sein. Nach dem bisherigen Verhältnis zwi schen SPD. und ASP. zu urteilen, wird man wohl mit Bestimmt heit damit rechnen müssen, daß dt« Sozialdemokratie nach wie »ox eher für eine Landtagsauflösung als für eine Regierungsumbildung auf Grund der bisherige» Kräfteverteilung im Landtag zu haben sein wird. Die kommunistische Presse redet bereits davon, daß die Koali- tionsftrömungen in der sächsischen Sozialdemokratie unter dem Ein fluß der Koalitionspolitik im Reiche immer stärker werde, und sie sieht darin die Vorbereitung einer neuen Krise in der sächsischen Sozial demokratie. Gerade die KPD. hätte freilich allen Grund, hier in Sachsen vor der eigenen Türe zu kehren. Auch in der KPD. mehren sich die Kcisenanzeichen. So ist dieser Tage, wie die „Meißner Volkszeitung" berichtet, der Leiter der Arbeitsinvaliden-Organi- sationen Kurt Gäbler von der KPD. zur SPD. übergetreten. Als Grund dieses Parteiwechsels verweist Gäbler auf die Streitig keiten zwischen den sozialistischen „Bruderparteien". Weiter ist der kommunstische Landtagsabgeordnetc Hermann Flammiger, der nach der Mandatsniederlegung des Abgeordneten Dr. Schmincke vor noch gar nicht langer Zeit seinen Einzug in den Sächsischen Landtag gehalten hat, aus der KPD. ausgetreten, wie es heißt, um dem ihm drohenden Ausschluß „wegen organisationsschädigenden Verhal. tcns" zuvorzukommen. Er hat sich geweigert, sein Landtagsmandat niederzulcgen, doch ist es fraglich, ob er sich der SPD anschließen wird. Es besteht die Möglichkeit, daß er als .Milder" sein parla mentarisches Dasein beendet. Mit Sensationen rechnet man im Sächsischen Landtag schon längst nickt mehr. Das Interesse für die Frage, ob Große Koalition oder Landtagsauflösung und Neuwahlen, ist im Grunde in Sachsen auch merklich gering. Eines aber steht fest, was wir schon oft be tont haben, daß die Lage der sächsischen Regierungskoalition von Monat und Monat schwieriger geworden ist. Das Ergebnis der letzten Reichstagswahl Hot eine sehr bedeutend« Verschlechterung der Regierungsbasis gebracht. Wie lange sich das Kabinett Heldt gegen, über dieser Ungunst des Glückes noch zu halten vermag, wird man abivarten müssen. Die Dekttfszitgehörigkeil -er sächsischen Auswan-erer Dresden, 5. Juni. AuS Sachsen wandelten im Jahre 1927 3050 Personen aus Im wesentlichen waren es alleinstehende oder doch ohne Angehörige auswaudernde Erwerbstätig«. Der Reichsdurchschnitt, in dem aus je drei Erwerbstätige ein Mitreisender Familienangehöriger kam, dürste annähernd auch bei Sachsen zutresfen, vielleicht nicht ganz er- tttchl werden, da aus Sachsen weniger Landwirte auswandern als im Reichsdurchschnitt, und diese sind es, bei denen bedeutend mehr Familienangehörige mit auszuwandcrn pflegen als bei Ange hörigen anderer Berufe. Der beruflichen Zusammensetzung der Bevölkerung gemäß ge hörten bei weitem die meisten sächsischen Auswanderer — 1276 oder U,8 Prozent — der Industrie an. Ein großes Kontingent stellte vor allem niit 489 die Metallindustrie, Elektrotechnik und Fein mechanik. Es folgte mit 211 die Textilindustrie, mit 169 das Bau gewerbe, mit 111 das Bekleidungs- und mit 109 das Nahrungs- und Geuußmitlelgewerbe. Auch das Holz- und Schnihstofsgewerbe gab mit 79 noch eine ansehnliche Anzahl ab. Andere in Sachsen auch stark vertretene Gewerbezweige konnten ihre Angehörigen fester Hal len, so zum Beispiel verloren Papierindustrie und Vervielsältigungs- eewerbe nur 27 und die Musikinstrumenten- und Spiclwarenindu. sttie nur 11 Berussangcbörige. Nächststark waren unter den Aus wanderern mit 558 Personen oder 18,8 Prozent in Handel und Ber- ':!>r Erwerbstätige vertreten. Fast ausschließlich gehörten sie dem Handel, wenige nur dem Verkehrswesen und dem GastwirtS- gciuerbc an. Aus der Landwirtschaft (Forstwirtschaft 2) kamen 450 Personen oder 11,5 aller Auswanderer gegenüber einem Reichsdurch- - lmitt von 20,5 Prozent. Häusliche Dienste oder Erwerb ohne eine feste Stellung bzw. ohne Angabe einer solchen suchten mit 318 dem- üichst 10, 4 Prozent. Von einer etwas größeren An.zabl (11,1 Pro- :cul) war «in Beruf nicht angegeben und kleine Rcstzahlen verteilten r'ch schließlich aus freie Berufe (80) und Gesundheitswesen und Wohlfahrtspflege (27). Dieses kurze Zahlcubild beweist, wie auch die früheren Jahre, daß cs wesentlich analisizierte Arbeiter hochwer tiger Industrien sind, die wir durch Auswanderung verlieren. Bran- im Kugelhaus Gestern fand die erste F e u e r w e h r ü b u n g a in Kugel haus in der Iah res schau statt. Angenommen wurde, daß im 6. Stock des Kugelhauses das Fertiglager einer Karton- iiagcufabrilr in Brand geraten sei. Die Feuerwehr machte zu nächst einen Innenangrifs über die Treppe und dann, unter Leilitng des Amtsbauratcs Dr. Leit hold, einen Außen angriff über vier mechanische Drehleitern. Bald prasseln: das Wasser ans sieben Schlanchleitungon aus das Feuer. Daß der Brand sich nicht auf das Publikum ausdehneki konnte, dafür sorgte die Feuerwehr ebenfalls: denn ein gerissener Schlauch sandte seinen Strahl unter die zahlreichen Zuschauer. — Nach der Löschung des Brandes siihrie die Feuerwehr den neue» Dresdner Pionierzug vor sowie die dazu gehörigen Gas schutzgeräte. Zum Schluß wurde das Löschen eines Benzin- tankbrandcs mit Schaum vorgeführt. Hierzu wurde dem Pionierzng ein sogenannter Schaumgenerator entnom men. In diesen Kain das Schaiimpnlver. das dann mit Wasser in einer Schlauchleitung weitergeleitet wird. Die Mannschaft nahene sich hinter einem Asbestschirm dem brennenden Tank und in erstaunlich kurzer Zeit (zirka 3 Minuten) war der ge waltige Brand gelöscht. — Das Publikum zollte Herrn Amtsbaurat Dr. Leitholo und der Feuerwehrmannschast starken Veisall. Dresden. P fa r r k o n fe r e nz TienStag, de» 12- Juni, »ocb»ut!,»gs 3 Nhr i» DrrSden-Eotta, Gottfried Kelter Straße 5». : Von der Technischen Hochschule. Zu nichtplanmäßigen anßeiordentlichen Professoren an der Technischen Hochschule Dresden sind ernannt worden die Privaidozenten Oberbanrat Sorger und Dr.-Jng. Merkel von der Mechanischen Abtei lung, Dr.-Ing. Heinrich Sülze von der Hochbänabteilnng, Dr. Rainer Fetscher und Dr. phil Klughardt von der Mathe- malisch-naturwisscnschaitlichcn Abteilung und Dr. Alfred Bäumler von der Kulturwissenschastlichen Abteilung. : Fahrzeitverlängerung auf Linie 26. Infolge Gleisbau arbeiter, macht sich eine Verlängerung der Fahrzeit ans Linie 26 um 5 Minuten notwendig. Die im Fahrplanbuch angegebene» Ab fahrtszeiten verschieben sich dadurch unwescnilich. Die Fahrzeii- verlängerung wird nach Beendigung der Umbauten wieder aufge hoben. Die Post und auch der Verlag nehmen jederzeit Ueberweifungen nach einem anderen Orie entgegen» sodatz Ihnen auch während der Urlaubszett die .»Sächsische Dolkszeiiung" ein lreuer Gesährie sein kann. Die lleber- weisungsgebühr beträgt SV Pfennig. : Amtsenthebung des lettländischen Konsuls in Dresden. Wie aus Riga gemeldet wird, hat der leitländische Außenminister am Montag eine Verfügung über die Enthebung des bisherigen lett- ländischen Konsuls in Dresden Hetilmann unterzeichnet, der gleich zeitig Legationsrat bei der Berliner lettländischen Gesandtschaft war. Die Befreiung von seinen Amtsoblicgenheiicn ersolgt, weil Heyl- mann sich geweigert hatte, zur Regelung seiner finanziellen Ver hältnisse nach Lettland zu kommen. : Ein liebenswürdiger Bruder. Intellektuelle Urkunden fälschung war der Gegenstand einer Anklage gegen den 35 Jahre alten Händler Schild aus Dresden, der sich deswegen vor dem Amtsgericht Dresden zu verantworten hatte. Der Angeklagte hatte für seinen Bruder, der eine 14tägige Gefängnisstrafe zu verbüßen hatte, wahrscheinlich aber nicht die rechte Lust dazu hatte, an dessen Stelle die Strafe abgesessen und auch in dessen Namen die behördlichen Papiere unterschrieben. Das Gericht kam nach ganz kurzer Verhandlung und Beratung auf eine Geldstrafe von SO Mark oder 4 Tage Haft zu. : Ei» dreister Wohnungsdieb drang Dienstag abend gegen 9 Uhr im Hause Siübelallce 63 mit Nachschlüsseln in die in der erste» Etage gelegene Wohnung eines Baumeisters ein. Er schlich' durch alle Zimmer, öffnete ebenfalls mit Nachschlüssel oder Sperr- zcug mehrere Behältnisse und entwendete etwa 1800 Mark Bargeld und Schmucksachen: Zahlen aus der sächsischen Volkswirtschaft. Das Bankhaus Gebr. Arnhold, Dresden-Berlin, hat aus Anlaß der diesjährigen! „Iahresschau Deutscher Arbeit", auf der es selbst wieder mit dem Stande „Elektrizität im Bonkbetrieb" vertreten ist, eine in seiner Volkswirtschaftlichen Abteilung bearbeitete Broschüre mit' der oben genannten Ueberschrift herausgegeben. Die Ausgabe! der Broschüre nebst Karte erfolgt in dem in Halle 15 gelegenen Ausstellungsräume des genannten Bankhauses. Ein schwerer Aukomalen- un- Wohnungseinbrecher gefatzl Dresden, oen 6. Juni. Das Kriminalamt Dresden teilt mit: Am vergangenen Freitag in der 11. Abendstunde versuchte ein dreister Dieb in einem Weinlokal der inneren Stadt den in der ersten Etage aufgestellten Spielautomat zu plündern. Hierbei wurde er von dem Kellner des betr. Lokals überrascht und ergrisf durch die Moritzstrahe nach dem Georgplatz zu die Flucht. Dort konnte er von einem uniformierten Polizeibeamten gefaßt und der nächsten Wache zugeführl werden. In ihm wurde der 26 Jahre alte Heizer Rudolf Schmidtgen aus Dresden festgestellt. Seine Festnahme war ein guter: Fang. Von der Kriminalpolizei konnte er als der dreiste Wohnungs einbrecher überführt werden, der in letzter Zelt die Stadt unsicher machte. Bisher sind ihm 12 schwere Einbrüche nach ge» wiesen worden, die er auch eingestanden hat. Er arbeitete nach den verschiedensten Methoden. So kletterte er unter Benutzung der Abfallrohre nach den höheren Etagen, stieg über die Balkons und drang durch die meist ofscnstehenden Türen in die Wohnungen ein. Mitunter benutzte er auch Sperrzeug und Nachschlüssel. Oftmals zertrümmerte er die Fensterscheibe des Aborts, wirbelte das Fenster auf und stieg ein. Um zu seinem Ziel zu gelangen, zersägte er selbst Eisengitter und wuchtete in den Zimmern die Behältnisse auf. In der Hauptsache hat er es auf Geld abgesehen, Es sind ihm auf diese Weise auch hohe Beträge in die Hände gefallen Ferner erbrach der gefährliche Verbrecher mehrere Spielautomaten. Schmidtgen ist he. reits wegen gleicher Straftaten vorbestraft, darunter mit Zuchthaus, Zm Tal der ..Hundert Täler" Bilder aus dem Tessin. Von Kreta Breyne-Dicken. Die Farbensymphonie des Frühlings ist erloschen, der Blü tenschnee des Kamelienfestes, jenem blumenreichen Volksfest in Tessin, hinweggefegt. Die blauen Trauen der Elyzien sind uerwelkt und in den Weinbergen schwellen bereits die Reben. Doch noch immer gebiert die Erde in nimmermüder Lust; in iatten und leuchtenden Tönen strahlt die Natur: Zypressen und Palmen wiegen sich im warmen Wind, der den silberhellen Lago Maggiore kräuselt. Tag für Tag hocken an den Buhnen wieder die alten verhutzelten Weiblein und reiben ihr Linnen, das der See mit klaren Wellen überspült. Zahllose Kinder und Katzen füllen oon früh bis spät, barfuß und dürftig, die engen Straßen, deren häufige Winkel soviel Romantik bergen. Unent wegt aber huscht des Abends, ob Sommer oder Winter, das Licht der italienischen Scheinwerfer über das Wasser und sucht nach den heimlichen Schmugglerbootsn, die im Schutze der Dunkelheit die Grenze passieren möchten. Und in der Luft hängen die düsteren Melodien aus Carmen: Nur Mut, der Weg ist schwer, ihr Kameraden, Nur dem, der waget, reicher Lohn gebührt. Vor meinem Fenster dehnt sich der stahlblaue See, umrahmt von hohen, felsigen Bergen. In die tiefen Falten des uralten Gesteins schmiegen sich da und dort kleine Dörfer. Alle nicht weit voneinander entfernt. So scheint es meistens, ober die Luftlinie täuscht. Alle mit einem Kirchturm in ihrer Mitten, m exponierter Stelle, das ganze Tal beherrschend. Den wenigen Bauten nach schätzt man die Einwohnerzahl auf höchstens 300, und staunt nicht wenig, von den Ansässigen zu erfahren, daß oft 2000 Seelen in diesen kümmerlichen Steinhütten Hausen. Wenn der Sonntag oder die Abendstunde eingeläutet wer den, hallt es von überall her über das warm-weiche Wasser in langsamen, abgerissenen Schlägen, in die das dünne Geläut heim kehrender Herden harmonisch einfällt. Welch friedvolles Bild. An einem kühleren Tage, da die frischen Vergwasser weniger zum Baden, die nebelverschleierte Sonne weniger zum Dolce- ,ar-niente am Lido einladen, durchstreife ich das Maggiatal, das sich zwischen Locarno und Ascona nordwestwärts durch die mündende Maggia gebildet hat. Uber Legionen massiver Fels blöcke und rundem Steingeröll rauscht dieser Vergslutz in un zähligen stürzenden «einen Wasserfällen, genährt von unzähligen schmalen Bergbächen. Ueber Solvuno mit seiner typisch-italienischen Kirche und dem romantischen Pontebrolla mit der alten Rümerbriicke geht meine Wanderung durch etwa acht Dörfer. Alle eben malerisch mit Tausenden von Motiven. Jedes Dorf besitzt nicht nur die eine weit sichtbare Kirche mit den abseits stehenden hohen Kam- panile, sondern oft vier oder fünf kleinere Kapellen nebenbei. Der Notschrei nach neuen Kirchen, der Begriff einer Diaspora ist hier unbekannt und fremd. Durch winklige, schmale Gässchen mit dunklen Wohnungen und malerischen Ecken schreitet man inmitten der reichtragenoen „Weinberge des Herrn" zum Gotteshaus, das sich am Berges- hang ein wenig abseits mit angrenzendem Friedhof erhebt. Das Tessmer Land der Südschweiz trägt rein italienischen Charakter. Die Bevölkerung ist vom südlichen Typ, meinem Enpftnden nach jedoch liebenswürdiger, ordentlicher und ehrlicher als jene im nahen Nachbarland«. Ob das vielleicht die wunderbare Staats- cinheit der Schweiz, die Verbrüderung mit noch zwei anderen Völkern zuwege bringt? Oder die größere Abgeschlossenheit durch die Eebirgswelt mit ihrem friedvollen Leben? Palmen und Bananenblätter schmücken oftmals den Vorhoi der Kirche. Oft sind es ehrwürdige hohe Lypressen, die wie düstere Wächter das Gotteshaus behüten. Die Mauern selbst sind nach der hier üblichen Bauweise aus dem Geröll der Flüsse oder dem steinernen Herzen des Berges errichtet, die Dächer decken gesprengte Felsplatten. Bauten aus dem Mittelalter, sogar aus dem 12. und 13. Jahrhundert find keine Seltenheit. Das römische Reich hat auch hier viele Spuren hinterlassen. Kostbarer Marmor umgibt zumeist die Altäre selbst in den ärmsten Ortschaften, und Marmorplatten cm den Wänden zählen die Wohltäter des Hanfes aus. Das Innere ist sonst meistens ohne besondere künstlerische Bedeutung, wenn nicht gerade das Bildwerk eines bekannten Meisters aus der Gegend die Altar wand schmückt. Tegna Derscio. Tavigliano liegen bereits hinter mir. Am Ende des Tales, die Umgegend beherrschend, ratzt hoch auf dem Berge Jntragna. Eine gewaltige Eisenbaynbrucke überspannt mit einem einzigen breiten Bogen die Talschlucht. Ich steige auf kastanienumsäumtem Pfade bis auf die kleine Piazza mit dem typisch schweizerischen Brunnen, der aus den Testspielen be kannt ist. Die ewig siegreiche Sonne hat sich mit heißer Glut wieder durchgerungen uno strahlt sengend auf die staubigen Wege. Ich kehre zu kurzer Rast in eine „Österia" ein und möchte den bren nenden Durst mit Milch löschen. O, ein Goldstück für einen Schluck Milch! Aber die Kühe sind, wenn überhaupt vorhanden, in dieser Jahreszeit schon auf hoher Alm. Das Tessiner Land ist arm. So bleibt nur der schwarze Kaffee oder der Landwein, den man wie Wasser trinkt. Ein junger Tessiner erzählt mir vor seinem halben Liter Nostrano allerhand Wissenswerte» und Belangreiches aus der näheren Umgebung, von Bränden und Wassersnöten, und führt mich schließlich 152 steile Steinstufen hinauf in den Kirchturm, den höchsten des ganzen Kantons, der Stolz Jntragnas. Vier schwere und einige kleinere Glocken hängen in dem quadratischen Gemäuer, und ein dumpfer Ton beim Schlagen des Uhrwerks läßt die Kampanile leicht erzittern. In der Mitte steht ein kleines Holzgerüst. Etwa acht Tasten in schuhsohlenförmigen Holzplatten sind durch rostige Ketten mit den Glocken verbunden. Der Küster bedient sie mit feinen Fäusten zum sonntäglichen Konzert. Ein herrlicher Blick öffnet sich an dem schweren Elockenwerk vorbei in die unendliche Weite, oas Land der hundert Täler, das Centovalli. In der Tiefe der brausende Fluß, kulissenhast die umrahmenden Berge, und darin verborgen die mannigfachen Dörfer, überstrahlt von der rötlich scheidenden Sonne. Am frischen Brunnen aus der Piazza, der den Bach vom hohen Gipfel auffängt und unentwegt sprudeln läßt, kühle ich meine heißen Hände und wandere mit einem letzten Gruß an das ferne Kirchlein aus diesem bezaubernden Tal. Im nahegelegenen Ascona, dem Künstlernest, begegnet man noch manchmal jungen Mädchen in der farbenfrohen alten Kleidung. Aber das sind die Weberinnen der kleinen Hand weberei, di« von privater Seite aus seit kürzerer Zeit wieder betrieben wird. Eigenartig die langen Schürzen, die über der Brust befestigt sind. Die Borte verrät in kunstvoller Stickerei den Namen der Trägerin. Um den schwarzlockigen Kopf tragen sie ein leuchtendes Tuch. Originell auch das Schuhwerk, das aus einer Art Holzpantine besteht. Das Oberleder ist geteilt und paßt sich durch bunte Schnüre der jeweiligen Stärke des Fußes an wie die Sandalen der Inder. Wieviel reizvoller wäre das Land in dieser Farbenpracht. Aber die Tessinerinnen sind dem Zuge >der Zeit, der alles nivelliert und typisiert, gefolgt. Vchrvarze Kopsschleier und dunkle Kleidung tragen sie alle. Aber Locarno besitzt noch andere, seit altersher berühmte Sehenswürdigkeiten, so die Wallfahrtskirche, Madonna del Sasso, auf steilem Fels gestein. Franziskaner betreuen dieses sagenumwobene Gottes haus, dessen Ban iin 14. Jahrhundert begonnen und durch mehr fache Erweiterungen seine heutige geräumige und reizvolle Ke- statt erhalten hat. Am linken Seitenaltar, gleich beim Ein gang, hängt das ergreifende Bild des Tessine'r Malers Ciseri, die „GrablegunN Christi". In wunderbaren Farben ist das hier äußerst schwierige Problem von Raum und Licht gelöst. Auf unsere Bitte läßt der Franziskanervater den schützenden Seiden vorhang vor der wundertätigen Madonna am Hochaltar herab, und wir erblicken die kleine, von Gold umstrahlte Figur der heiligen Gottesmutter, wie sie vor Jahrhunderten dem einfachen Mönch erschienen ist. Morgenlicht bricht durch die bunten Scheiben und beleuchtet die heilige Stätte ....
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