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Sächsische Volkszeitung
- Erscheinungsdatum
- 1928-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192806079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19280607
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19280607
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-06
- Tag 1928-06-07
-
Monat
1928-06
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung
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Neues vom Büchermarkt Philosophie In der vom Verlag Kösel-Pustct (München) hcransgegebenen philosophische» Handbibliothek" erschien als Band 10 eine „Ge schichte der Alten Philosophie" ans der Hand des be kannten Würzburger Philosophen Hans Meyer. Durch diesen Band hat die Sammlung eine sehr wertvolle Bereicherung erfahren. ?cr Veriasser verstand cs. in klarer und übersichtlicher Weise eine» znverlälsigen Ileberblick über die griechische Philosophie zu geben. In schöner Form hebt er das Markante der einzelnen Denkerpcrsönlich- kcitcn. in die er sieb mit seinem Verständnis einzufühlen weiß, her vor. und mit der Sicherheit eines selbständigen und scharfsinnigen Denkers lührt er den Leser ein in die Problematik, wie sie sich den pvilosophiercndcn Griechen darftcllte. Dadurch verliert seine ..Ge schichte" den Charakter einer bloßen Aneinanderreihung, verschiede ner Lösuunsverluche. sie zeigt die mannigfachen subjektiven (Jndi. vidualüät der Denker) und objektiven sProblcinlage, Kultur) Be dingtheiten der Svsteme auf und regt de» Leser auf jeder Seite z» eigenem Denken an Besonders ist dein Verfasser der zweite Ab schnitt über ..Die attische Philosophie" (Seite 79/382) gelungen, in welchem er die Sophisten. Sokrates. Plato und Aristoteles behan delt Hier zeichnet er ein aus eingehenden Tcrlstndien gegründetes nnd dem gegenwärtigen Stand der Spezialsorschung in jeder Hiu- hcht entsp-echcubcs Gesamtbild dieser Denker. Eindrucksvoll ist die ftli,'»>'e de-- Verfasser die Bedeutung der sokratischen Lehre behan delt. wie er bei der Darstellung der platonische» Philosophie den instaristh.-gene'ischcn Gesichtspunkt mit dem spekulativen verbindet und wie er das lluivcrsalsvstcni des Aristoteles spekulativ durch leuchtet. Leider werden die beiden anderen Abschnitte „Die kosmo- wgiscbe Svekulatiou bis Platon" (Seite 7/78) und Die hellenistisch', römische Philosophie" (Seite 383/503) im Verhältnis zum mittleren lehr kurz behandelt Gewiß fließen aus diese» Perioden unsere (Pullen bedeutend spärlicher: aber die vorhandene» hätten nach mehr ausacwcrtct werden können. Die Vorlokratiker sind als Vor läufer der großen aiiftclien Philosopbcn und als Bahnbrecher der abendläiidi'chen Philosophie in ihrer Bedeutung gar nicht zu übcr- ichäücn »nd die nachariiioiclischen Sbiieme verdienen ein näheres Eingehen wegen ihres immer mehr erkannten entscheidenden Ein flusses ans die gcsamic Kultur des Hellenismus. Dennoch ist das Buch eine beachtensweric Leistung. Es kann alle» empfohlen wer den. die die griechische Philosophie näher kcmicu zu lernen wünsche» und darüber hinaus allen philosophisch Inlcrcssicrlcu. Auch Stu dierenden kann vorliegendes Buch »eben den Vorlesungen gute Dienste leisten, da cs durch genaue Angabe der Quollen „nd näherer Literatur znm Weiterarbeiten anreot. Dr. Pf. Kurrtt Wille und 'Werk- Ein Handbuch des B ü hn e n v o l k§ b » n- des. Znm erstenmal tritt der Buhnenvolksbnnd. die ans christlicher Meltanschanung «»Gebaute Oraanssatioii. nni einem Jahrbuch vor die Qesfcutlichkejt und legt darin Zeugnis ab über sein Schaffen i» den ersten neu» Iabrcn seines Bestehens. Das Handbuch ist scbr in haltsreich und behändes! alle Arbeitsgebiete des Bundes. Den: rein Legauisatorischcn ist genügend Erwähnung getan, ohne daß dadurch der Charakter eines statistische» Werkes anssomme» könnic. Das ist sebr geschickt gemacht. Sehr interessant die Heimat- nnd Pnppenspiel- vslegc, die Dramtnrgie nnd endlich der Einblick in den Bülinenvalls- huudvcrlag Der Bund hat doch schon mehr Gutes gewirkt als man — wenigstens in Sachsen — ahnt und ist ein durchaus notwendiger Faktor im Tbcaterbctrieb geworden. Möge er rastlos und mi! zäher Energie seine Stellung behaupten! Zck H. F s e n b erg. Der KtilsNhrer. Preis geh. 1.80 Mb . geb 2,25 Mb (Münstersche Buchdruckerei und Äerlagsanstalt. Mün ster >. W.) Es ist manchmal geradezu niederschmetternd wie wenig selbst gebildete Menschen non Stilkunde wissen. Diese Erkenntnis dürfte den Verfasser zu seinem ..Stilführer" ver anlaßt haben, der einen Querschnitt durch das Allernatwendigste. was man von der Materie unbedingt willen möchte, geben will. Bom romanischen Stil bis zum Empire-Stil behandelt IGnberg nlie architektonischen und knnstaeiverblichen Hanoi Slilarten in populärer Darstellung». Das liest sich ausgezeichnet und orien tiert wirklich trefflich Mit einer großen Zahl Photos und sseicknungen als Anschauungsmaterial wird dem Buch lebendige Fükrcrcigenschast mit ans den Weg gegeben. Die Nnsstaliung des Verlags ist hervorragend. Ich empfehle den ..Slilsührer" wärm- stens! Zck. Künstlerinnen von heute. Bo» zwei namhaften Künstlerinnen bringt der Verlag Walter Hädecke, Stuttgart, soeben Mono graphien heraus, die beide mit pshchologischer Vertiefung in die Seele dieser Frauen eindringen. Fred Hildenbrandt be handelt die Tänzerin Bglcska Gert. Sic ist noch immer eine der am meisten umstritienen Persönlichkeiten und öfters noch wird sie aus- gczischt. Wir stehen nicht an, sie de» größten Tänzerinnen zuzu- rcchncn, obwohl wir wirklich nicht alles, was die Gert tanzt, unter schreiben möchten Immerhin hat die völlige Hemmungslosigkeit, das absolute Ansgelöstscin im „Tanzen des Gefühls", das keine Grenze (und auch — leider — nicht die des guten Geschmacks!) kennt, ein Gutes: Die Gert ist noch immer im Gären und wird etwas licraus- kristallisicre», das höchste Kunst bedeutet. Von Demut und Andacht bis zum Eros und zur Dirne bat sie olle Nüancen getanzt mit einer Hingabe, die kaum noch die Reste der Schule oder des ..Stils" er kennen läßt. Hildenbrand schildert die Echtheit dieses seltsam wand- lunasiäOgen Gefühls in siedender Sprache, stellt dabei den Menschen bloß, daß man sich manchmal wirklich fragt: Ist so etwas möglich, geht diese „Psnelio-Analtise" nicht zu weit? Ich laste die Frage offen. Das Buch ist ganz vom Geiste der Jungen erfüllt nnd eben so hemmungslos wie die Kunst der Gert. — Anders E. M. Mnli tt e na st in seinem Buche „Asta Nielsen", ihr Leben, ihre Kunst, ibre Bedeutung." Auch er sieht das Wese» dieser großen Filmschamvielerin aus der Tiefe, auch er erfaßt den Sinn ihrer Kunst, aber er gewinnt sein Bild aus anderen Farben, die weniger grell anitraoen Sehr lcbendin schildert er das Leben der Nielsen, ihre Fssmschövfnnnen nnd Filmcrlcbnisse und ihre unge mein packende Bühnendarstellung. Sie ja auch in Dresden zu den größten Ereianisten der vorigen Saison gehörte. Sehr gut vertieft sich der Eindruck durch angeführte Interviews bekannter Künstler und Kritiker über die N'clien. Beiden Büchern ist eine reiche Anzabl ganz vorzüglicher Pbotos bcigcacbcn. (Preis iede» Buches: kort. 3.80 M., Halbleinen 4.80 M-, Ganzleinen 6,50 M.) Zck. Kumor Lustige Bücher. Ter Berliner Verlag Hugo Wille bringt zwei neue billige Bändchen Humor, die bekannt zu werden verdienen, auf den Nückcrmarkt. Das eine mit dem Titel „Du lachst dir üot" ist eins von dem als Sammler solcher Sachen bestens be kannten Wilhelm Müller Rüdersdorf ansoewählte nnd ausgezeichnet literarisch cinacleitete Musterlcse von Alt-Berliner Bildern nnd Skiz zen ans der Zeit Adolf Gllaßbreiincr?. Es ist die „gute alte Zeit" mit ihren, behäbigen mw so gar nicht nervösen Humor, die da wachgermen wird. Glastbrenner. Angel», Kalisch, Deckmann und andere kommen in dem hübschen, sehr unterhaliiamcn Büchlein mit einigen ihrer besten Sachen zu Gehör. — Das andere, kleinere heiß! „Komisches von großen Leuten" und enthält eine von Hanns Marschall (ebenfalls recht glücklich!) ziisammcngestcffte Sammlung von Anekdoten von Fürsten. Musikern, Dichtern. Gene rälen. Staatsmännern nnd Gelehrten. Fast alle, die drin stehen, sind unbekannt. Tic Form ihrer Erzählung ist wirksam. Hübsche Rildiitel geben den wohlfeilen Büchern ein geschmackvolles Acußcrc. Zck. Paul Morgan, „Stiefkind der Grazien". Mit 50 Zeich nungen von G. G. Kobbe. Kart. 4,50 M.. Leinen 6.50 M. (Uni versitas Deutsche Vcrlag-A.-G.) Leo Slezak hat m. W. den An fang gemacht mit diesen humoristischen Lcbenserinncrnngen. Man verschlang seine Bücher. Nun kommt der bekannte Berliner Komiker, den die Nicht-Berliner zumindest vom Film her kennen, und tut's ibm gleich. O. nein — verzeihen Tie, Herr Kammersänger, ohne Ihr liebenswürdiocS Plaudern niißkreditieren zu wollen, er kan n's noch besser. Mau spürt hier ein bissel den Dichter, der sich aufs literarische Handwerkszeug versteht und mau ist völlig erstaunt, wenn inan die Ausmachung dieses Buches mit Faksimile-Briefen Peter Allenbergs und Cireicmauus. mit geradezu köstlichen Zeichnungen Kobbcs und — 'S ist heute mal so Sitte — mit Pallenbergs Vorwort stellt. Nun auch der Inhalt ist prima. Der witzige, geistreiche, wert volle Bühnenkünstler bat de» Schriftsteller nicht im Stich gelassen. Wik und vor alle,» „Pointe" zeichnen diese Bübucnerlebuisse, Reise abenteuer und Schaiispielcr-Aiiekdoteil aus. Ihre Gestaltung läßt auf hervorragende Beobachtungsgabe und .Menschenkenntnis, aber auch auf gründliche Bildung und Herzensgute schließen Ein will kommenes Gelchcnkwcrk für bumorbegabte Leute, mit dem man Ehre cinlcgc» wird. Zck. Aus -er Wett -es Arztes Dr »icd, JosefLöbel, „Haben Sie keine Angst". 40 Kapitel optimistischer Medizin. Preis broschiert 2,80 Mark, in Ganzleinen 4.80 Mark. — Seit im „Lande der Kuriersreihcit" die sogenannten „Doktorbücher existiere», Hai sich eine Genossenschast der Hbpochon- der gebildet, die durch ihr Gejammer — steter Tropfen höhlt den Steinl — die gesunden Menschen anzustccken droht. Man braucht sich nur im Bekanntenkreis umzuschauen „nd wird wissen, welche Sorte ich meine. Die nelirasthenische oder hpsteriscke Selbstbeobach tung ist die Quelle alles Uebels. Und gegen sie geht der Verfasser, der als Franzensbader Knrarzt ossenbar reichlich Gelegenheit hat, diese Verfassung seiner Mitmenschen und ihre Gründe zu studieren, zu Felde. Er tut das mit größter Liebenswürdigkeit, und man merkt es seinem Buche kaum an, daß es eigentlich «in ernstes wissen schaftliches Werk ist. Nicht nur, daß Löbel volkstümlich schreibt, er niackt sogar Plaudereien ans seinen Tbeinen, die iedcm Glaiizfeuillc- tonisten zur Ehre gereichen würden. Stets lächelnd, mitunter laut lachend lernt inan, wie wenig man die Funktionen seines Körvers kennt und wie leicht mau dazu neigt, ihr gelegentliches Nichlftinktio- nicren zu überschähen. Das beste Medikament ist die Freude, und die vermittelt Löbel wahrhaftig und mit Nachdruck in seinen! sehr beachtlichen Werke, das ich höher schabe als alle Doktorbücher zusam men. Das Buch ist anständiger, also wirklicher Lebensfreude ge widmet. Es mußte geschrieben werden Daß es ein praktischer Arzt schrieb, wird bosscuilich die härtesten Miesmacher schweigen mache». Zck. Dr. Serge Voronoff, „Die Eroberung des Lebens". Karionn. 4.20 Mk. (Verlag Jul. Hoffman», Stuttgart.) Der bekannte Erfinder der Asfenorüsen-Ueborpflanznng nimmt in seinem Werke energisch Stellung gegen die Behauptung, sein Beginnen sei frivol und erwähnt mehrfach daß ihm katholische Priester und Missionare, die den Wert seines Lebcnswerks er kannt hätten, dos Affenmaterial sogar anfänglich besorgt haben. Aber selbst wenn man den landläufigen Begriff der Frivolität, der wissenscklastiichen Arbeit Voronoffs zugunsten ausschalten möchte, so bleiben doch allerhand moralisch: und auch hpgienlsche Bedenken. Sie sind oft geltend gemacht worden und werden m. E. in dem sonst sehr instruktiven und lesenswerten Buche nicht entkräftet. Die — vorübergehende! — Genesung eines Geschöpfes auf Kosten eines anderen ist kaum durch Worte zu deschönigen und die nahe liegende Ueberpflanzung krankbaster Zellen noch weniger. Mögen die Zuchtverbesserungcn. die Voro- nofs in seiner eigens für seine Qperatians-lvecko bei Mentone angelegten Afsenfarm erzielte, auch noch so erstaunlich sein, eine znmiiidest sehr strittige Angelegenheit bleibt dieses Werjünoungs- sostems denn doch. Der Autor schildert sehr anschaulich die Biologie des Mensche» mit ihren zahlreichen Fuiiklionsinelhoden und seinen Forschcrweg bis zu den jetzigen Ueberpflaimungs- resultalen. Zck. IettlchrMen Literarischer Handweise. Kritische Monatsschrift. Herder n. Eo./ Verlag. Frcibnrq i. Br. AuS dem Inhalte des Maiheftes: Bücher der Lcbcnsoestaftnng. (Hans Rombach.l — Religiöse Dichterinnen. (Richard Knies.l — Russisches. (I. L Seifert.l — Zur deutsch- österreichische» Liieralurgeichicklic. Von Anton Dürrer. — Bespre chungen der bedcuiciidstcu Ncuerscheimilige» aus alle» Gebicic». Hochland. MonaiSichrisi für alle Gebiete de? Wissens, der Literatur und Kunst. I. Köselsckie Buchhandlung München und Kemvleii. AuS dem Inhalte des Mall-eftes: Deutschland und das sranzöstiche Elsaß-Lothringen. (Dr. Vftlicb.) — Fürst Säckler. (Dr. I. Schöninoh.) — Heidentum nnd Nelihcideiituui. (Francis Thommon.) — Zur Frage der politischen Inclenderziclnliig, ^Dr. Fr Bacrwald.) — Kritik. — Ruud'chau. — K nisslbe'saaen Stimmen der Zeit. MouaiSichrift für das Geistesleben der Gegenwart. Verlag Herder ». Co.. Frciburg i. Br. Aus dem In- ballc de? Maiheftes: Antike Großstädte im Spiegel der Elirviosto- luus-.Houiisicu. (I. Stiglmavr 1 — Die Stellung Kaut? zum Chri stentum. (B. Jansen.) — Zur Psvcholooie der Kgnvertiten. kW. Lebkanc.) — Zur Palnstinaknndc. (R. Koppel.) — Börsciinwral. (Q v. Nels-Brenning.) Die Buch Gemeinde. Vicricliabrsschrist der Bonner Dnch- gcnicilidc. AuS dem Inhalte des zweiten Heftes: Die Bnchaenieindc als Idee. (Dr. .H Wolfs.) — Ein .Heimgang. (Anton Schott.! — Deutschlands Bersassnng nnd Verwaltung. Soziale Revue. Katholische internationale Monatsschrift. Ver- lagsori München. Ans dein Inhalte des MaibefteS: Mißver ständnisse in der Eigentunlsirgge (Q. v. Nels-Brenning.) — Lohnarbeiter und sozialvoliiische Entwicklung. kJ. Ioos.l — Ge wissensfreiheit in Sowjetrnßland. (N. v Gntmaiisthal.) — Rund schau. — Mitteilungen. — Literatur Die Eiserrnmnnee Roman. Von Stefan Rudolf Utsch. (32 Fortsetzung) „Du kamst zu spät!" Sie weinte leise. „Ich habe doch dein Friedrich mein Wort gegeben. Ich kann's nicht mehr .zuriiclnehmen." Er preßte sie so hart an sich, daß ihr ein leichter Schmerzensschrei entfuhr. ' „Du mußt — du mußt!!" keuchte er. „Heinrich, sei doch vernünftig! — Wenn auch Friedrich mich wirklich froigäbe, aber mein Vater .. Heinrich ließ sie los und lehnte sich an die Mauer eines Gartens. Der Mond drang einen Augenblick durch die Wolken und beleuchtete sein bleiches Gesicht, in dem jede Muskel gespannt war. „Du bist ein Bube und ein Lump!" dröhnte in seinem Innern die Stimme des Försters. „Du wagst es, die Braut deines Onkels auzufassen?" Seine Brust hob und senkte sich schwer. „Scher' dich weg. Frauenzimmer I" sagte er barsch. „Heiner." stöhnte sie, „schau nicht so düster! Beruhige dich doch!" „Geh' weg. Weib! Aus Furcht vor deinem Vater willst du den Schulzen heiraten'? — Willst mich kalt bei seite ichieben und weißt, daß ich deinetwegen . . daß ich dich liebe wie sonst kein Mensch!" Er reckte sich empor und machte einige Schritte. Sie klammerte sich an ihn. „Heiner, — bleibe doch noch, — hör' doch mal!" Er riß sich von ihr los. „Der Schulze ist wohl noch etwas reicher wie ich — hat noch mehr Geld! — Er säuft nicht so wie ich — und ist der Freund deines Vaters! Du denkst nur, Hildo, du fühlst lnicht! Weg!" , Er wollte weitcrgehen, da umschlang sie ihn mit berden .Annen. ! „Nein, Heiner, ich — ich bin nicht so! — Ich — will so... Ich — ich liebe ja nur — dich!" ! fiel Er stieß sie roh von sich — so, daß sie auf den Boden „Laß das, Weib, Ich kenne dich jetzt!" Rasch ging er zurück ins Wirtshaus. Sie starrte ihm entsetzt nach, bis die Tür des Saales sich hinter ihm schloß. Erst dann erhob sie sich und wankte fort. — In einem kleinen Zimmer des Wirtshauses saßen die Väter des Hochzeitspaares an einem Tisch und hatten die Liste der Gäste vor sich liegen. Vor ihnen stand der Schulze. Er zog einen Geldbeutel hervor und zählte zehn blanke Taler auf den Tisch. Mit Genugtuung hingen die Blicke der beiden Männer an den Eilberstücken. „Zehn Taler?" fragte der Vater des Bräutigams und machte ei» erstauntes Gesicht. . „Der Jupp ist'n tüchtiger Kerl, da hat er wohl auch ein anständiges Geschenk verdient," erwiderte der Schulze und schob seinen Beutel wieder in die Tasche. „Schreib' zehn Taler hinter den Schulzen auf!" Der Vater der jungen Frau schrieb mit großen Buch staben hinter den Namen des Schulzen die Summe, wäh rend der Vater des Mannes eine Flasche Wein ergriff und ein Glas ausgoß. Jeder East, der zum Schenken kam, er hielt ein Glas Wein — ein ungewöhnliches Getränk für die Dörfler. „Setze dich etwas, Schulze! Mußt mehr wie einmal trinken." Man schob ihm einen Stuhl hin — und die drei Männer tranken auf das Wohl des Brautpaares. Als der Schulze wieder aus dem Zimmer in den Saal trat, sah er seinen Neffen am Schanktisch stehen und trinken. Er wollte an ihm vorbei aus dem Saale gehen, doch er konnte es nicht unterlassen, bei Heinrich stehen zu bleiben. Dieser wandte ihm den Rücken hin und leerte langsam ein Glas Branntwein. „Mach's net zu arg, Heiner!" sagte in gütigem Tone der Onkel, dann ging er weiter, denn er ersah aus den gereizten Zügen seines Neffen, daß er mehr nicht mit ihm sprechen durfte. Als die Hilde das Wohnhaus der Linkes erreichte, be merkte sie Licht in der Wohnstube des Hauses. Vor dem Eingang entfernte sie dke Tränen aus den Augen und von den Wangen. Dann öffnete sie zögernd die Türe. Heinrichs Mutter saß in dem Sessel neben dem Ofen und sah kummervoll vor sich hin. Als die Hilde eintrat, erwiderte sie deren Gruß kaum hörbar. „Ich wollte mir meinen Mantel holen." Sie nahm das Kleidungsstück von einem Haken her unter. „Willste schon nach Hause, Hilde?" fragte die alte Frau. Hilde nickte und vermied es absichtlich, ihr das ver weinte Gesicht zu'zeigen. „Kommt Friedrich noch nicht?" Hilde sagte, daß er bald kommen würde — daß er noch habe schenken wollen. Heinrichs Mutter heftete jetzt prüfend ihren Blick auf die Försterstochter, deren sonderbares und eingeschüchtertes Benehmen ihr auffiel. „Setze dich einen Augenblick zu mir, Hilde!" bat sie. Das Mädchen folgte der Aufforderung und ließ sich auf einen Stuhl vor dem Tische nieder. Sie konnte es daher aber nicht vermeiden, daß der Schein der großen, zinnernen Oellampe ihr Gesicht beleuchtete. Heinrichs Mutter sah. daß sie geweint hatte. Sie wurde erregt und hob sich im Sessel empor. „Hilde, du hast geweint?" Die Gefragte gab keine Antwort; sie hielt die Hände vor's Gesicht und begann zu schluchzen. Die Augen der Frau öffneten sich weit. Sie stand auf, nabm der Hilde die Hände vom Gesicht fort und fragte mit unsicherer Stimme: .. „Was ist gescheben, Hilde?" Als abermals keine Antwort kam, forschte sie ein dringlicher: „Sag' mir, Hilde, was ist denn?" Ich kann's nicht sagen — ich kann es nicht!" „Der Heiner hat doch nicht . . . Der Heiner — ein Unglück. . ." „Nein — nein!" Hilde schüttelte den Kopf. Im Gesicht der Frau verschwand der Schrecken. Sie legte liebevoll einen Arm um Hildes Hals und bat in innigem und liebe vollen Tone: „Du kannst dich mir doch Mitteilen, Hilde, — mir dach! Hast du denn was mit dem Friedrich gehabt? — Hilde, sage es mir, — ich bin so unruhig — vielleicht muß ich es wissen. " (Fortsetzung folgt)
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