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Hauch ihrer eigenen Seele geben. Das eiserne Mädchen für alles wußte aber nichts von solch persönlichen Nuancen und von Seelentüftelei, und darum erschien es der Hausfrau als ein gewöhnliches, herzloses Geschöpf, das. so meinte sie in ihrem Unverstand, auch noch zahlreiche Existenzen brotlos mache. Es gab wahrhaftig kluge und gute grauen, die sich gelobten, niemals eine Nähmaschine zu gebrauchen, nur um armen Näherinnen nicht den Dissen vom Munde wegzu nehmen! Als aber die Frauen erst dahinter kamen, daß die Industrie Brot nicht raubte, sondern gab, als sie ihnen die Mägde von Herd und Waschfaß weg in die Fabrik lockte. da wurden sie erst recht ergrimmt, und konnten das eHerne Mädchen für alles nicht genug schmähen. Sie sag ten, es verpöbele alle häuslichen Werte, verleitete die Dienstboten zu Widersetzlichkeit und Liederlichkeit und bilde sich obendrein ein, alles besser zu verstehen als eine ge wiegte Hausfrau. Eigensinnig und hochmütig lehnten sie lange Zeit die Hilfeleistung des eisernen Mädchens ab, und wie Nom erst im Jahre l»20 zugab. daß die Erde sich um die Senne dreht und nicht die Sonne um die Erde, so gaben die Frauen erst nach geraunzem Schmollen zu, daß die Maschine zwar nicht so individuell, dafür aber rationeller arbeite als die Hand. Schon war denn die Versöhnung zwischen Industrie und Frau zustandegekommen, aber eine leise Mißstimmung war doch geblieben. Nicht zwischen der Fabrik und der Fabrik arbeiterin, die einander immer unentbehrlicher wurden, auch nicht zwischen der Modedame, für deren Luxusbedürf nisse eigene Betriebe sich einstellten, aber die von Erwerbs und Luxusbedürfnissen freien Frauen vermochten ein letztes Mißtrauen doch nicht zu überwinden. Die Gegensätze, zwi schen der Frau und der Industrie sind ja naturgemäß groß. Trotz gelegentlicher revolutionärer Ab- und Ausschweifun gen ist die Frau im Grunde ihres Wesens konservativ. Ihre Erfindungsgabe, durch jahrtausendelange Fesselung aller Art. ist nicht übermäßig groß, ihre Phantasie steht der des Mannes nach und beschränkt sich fast ausschließlich auf das Gefühlsmäßige. Sie, die nie vor große Aufgaben gestellt wurde, mußte ihre Kombinationsgabe in kleine Mäkeleien des Alltags und des Salons zersplittern, und da sie jahrtausendelang nicht über den Eartenzaun ihres .Hanfes hjnübersehen durfte, ermangeln ihre Augen des Weitblickes, vermögen in verschwommenen Linien und Ver hältnissen nicht blitzschnell das Wesentliche zu erkennen. Der Industrielle aber, der echte Industrielle, kann niemals konservativ sein. Bei aller kaufmännisch-nüchternen Be rechnung muß er bis zu einem gewissen Grad ein Phantast sein, der schon heute vorausahnt, was morgen von der Wirklichkeit erfüllt werden kann. Sein Wunsch und Wille muß dem Erfinder voraneilen, auch dann, wenn er selber kein Erfinder ist, und sein Blick muß schon im Chaos die Gestalt -erkennen, die sich formen und die er morgen vor die neid erfüllte Konkurrenz hinführen will. Die ganze Entwick lung des Frauengeschlechts, wie sie durch kulturelle Verhält nisse bedingt war, konnte kein solches Industriellengenie her- vorbringen, und da der Frau Wesen und Psychologie der Industrie fremd blieben, trug sie ihr auch keine Liebe ent gegen. Noch ein andres, gefühlsmäßiges Moment tritt hin zu. Das mitleidige Herz der Frau hatte sich die Lehre des Volkswirtschaftlers tief eingeprägt, und wenn sie auch auf die Mägde schalt, die von Herd und Waschfaß weg in die Fabrik liefen, so blieb für sie doch die Industrie ein ge fräßiges Ungeheuer, das Kornfelder zerstampft, grünende Wiese» vernichtet, Fabrikschlote aufrichtet, Häuser verrußt, Menschen blaß und unfroh macht, den Familiensinn zer stört. Denn abgesehen von etlichen eingefleischten Eroß- stadtpflanzev ist die Seele der Frau agrarisch gestimmt ge blieben, und das Wort „Agrarland" löst bei ihr ähnliche Vor stellungen aus, wie das Wort „Natur" bei den Jüngern Rousseaus. Agrarland, — das bedeutet für sie billiges Brot, Ueberfluß an Landesprodukten, friedliche Herden, fetten Weiden, fröhliche Schnitterarbeit, blühende Kinder, wachsenden Wohlstand, Menschheitsglück! In allerjüngster Zeit hat dann die Stellung der Frau zur Industrie wieder eine Wandlung erfahren. Nun, da uns von allem, was einst war, nichts geblieben ist, als eben die Industrie, fängt auch die Frau an, ihre Macht, Lebensfülle und Schönheit zu begreifen, von denen sie frü her nicht viel wußte oder wißen wollte. Allmählich'sieht sie ein, daß die Industrie das Wundermärchen unsrer Tage ist. vor dem alle erfundenen Märchen verblaßen müssen. Ihr Auge sieht ein, daß ein Bahnhof zwar von andrer aber darum nicht geringerer Schönheit ist oder sein kann als ein Kunstwerk, und ihrem Sinn erschließt sich die Erkenntnis, daß Menschheitsglück nicht nur auf Feldern golden wogen, sondern auch aus Fabrikschloten flammend emvorsteigen kann. Bislang hatten sich Frauen, auch begüterte Frauen, allerhand Spielzeug — und dem Säcklein mit den Pouds, die kerzengerade zur Tiefe fahren! Von Bord aus schaut der Arbeiter verstört dem Unheil zu. Seine Ersparniße von drei Jahren, der Ertrag seines Schweißes, die mühsam Penny für Penny erworbenen Pouds, sein ganzes Hab und Gut liegt auf dem Grunde des Meeres. Im Wasser auch das schöne Lendentuch — hanga — das er seiner Mam- mie mitbrachte! Bestürzt, mit Augen, die vor Schmerz und Schrecken weit vorstehen, beugt er sich herab. Auf einmal fließen große dicke Kin^ertränen über sein dunkler Antlitz, das ganz fahl und grau geworden ist, und er läßt sich stöhnend zu Boden sinken. Armer Teufel! . . . Noch heute kann ich nicht ohne Bewegung an das kleine Drama zurückdenken. „Out, you ctainusck Kigger!" brüllt roh ein Bootsmann. Ungeduldig, mit rauher Hand, stößt er den Unglücklichen >ver mit voller Lungenkrast seine Kiste verlangt) die Treppe humnter und verhilft ihm mit einem Schwung in die Schaluppe. Diese setzt sofort von Bord ab. Unmittelbar darauf ist sie un sichtbar, verschwunden, verschluckt von der Finsternis. Und im Dunkel, im Klatschen der Sturzseen ist nur nur noch der schwache Lichtschein ihrer Laterne zu sehen, die mit den Wellen auf und nieder tanzt. Unterdessen wird die Maschine wieder in Gang gesetzt. Die Schraube beginnt sich zu drehen. Ein langgezogener Pfiff — und vorwärts geht es! „Keine Verspätung", murmelt der Ka- picän erleichtert. Hinter uns werden die Lichter von Accra langsam immer schwächer und verschwinden schließlich ganz. Nur ein Punkt am Horizont schimmert noch lange herüber wie ein Stern. Es ist das Blinkfeuer von Cape Toast I . nur selten der Industrie zugewandt, haben, wenn sie Wit wen Industrieller waren, den ihnen hinterlassenen Be trieb verkauft oder ihn von erfahrenen Eeschäftsleitern weiterfuhren lassen, und von einer anderen aktiven Teil nahme als der einer Fabrikinspektorin hat man kaum je gehört. Neuerdings aber wählen Studentinnen mit Vor bedacht Fächer, die zur Industrie hinführen, weil sie daran denken, dort aussichtsreiche Stellungen zu erlangen oder gar dereinst das väterliche Unternehmen selbständig, wie ein Sohn, leiten zu können. Ueber einem der ersten deut schen Unternehmen — Krupp — leuchtet ja ein Frauen name, leuchtet-wohl nur als Firmenschild und Wahrzeichen einer großen Tradition, leuchtet vielleicht aber-auch als Leitstern zu einem Weg, den vereinzelte Frauen schon frü her kannten, und der dann wieder verloren ging, so wie den Völkern Europas ja auch der Weg nach Amerika ver lorengegangen war. Doch auch der Weg nach Amerika ist wieder gefunden worden, und so ist wohl der Tag nicht fern, an dem die jungen Studentinnen, die heute noch Kolleg hören, als gleichberechtigte und gleichverständige In dustrielle in»den Arbeitgeberverbänden sitzen und gemein- ssam mit den Männern die verantwortüngsreichen Auf gaben lösen, zu denen diese Organisationen berufen sind. Die Legende vonf Frauenschuh Frauenschuh! Es liegt wie ein Geheimnis über dem Na-ncen dieser schönsten und größten, aber auch seltensten Orchidee Deutschlands. Wer im Voralpenland, weitab von den Straßen der Menschen, gegen Ende Mai einsame Wald wege geht, der hat vielleicht das Glück, eine der golden leuch tenden Blüten zu entdecken. Aber der wahre Naturfreund pflückt sie nicht, er bewundert sie nur in ihrer Feinheit und fremdartigen Schönheit. Es gibt bei uns keine einzige Blume, die man mit dem Frauenschuh vergleichen könnte — alle ihre Schwestern blühen in den Tropen — und vielleicht deshalb hat sie schon immer die Phantasie des Volkes beschäftigt. Sage und Legende haben ihren Schleier um diese Pflanze gewinn und noch heute erzählt man ' -e Es war im Mai. Alle sich diese wundersame EeschL Blumen, mit denen der Hem», die Wiesen geschmückt hat, blühten und dufteten, daß cs LI Pracht war, und !m Walde saugen die Vöglein um die zu ihres Schöpfers Ehre und zur Freude der Menschen »zI kam die Gottesmutter gegangen. Alle Gräser neigten sich „,I ihr, die blauen, roten und gelben Blumen blühten und die Vögel sangen lauter. Die heilige Jungfrau freute ^ an all der Schönheit ringsum. Sie »war über Land gewest um einem armen alten Wciblein, das, halb gelähmt, nicht W in die Kirche kommen konnte, Trost zu spenden. Nun wcn z, auf dem Heimweg, weil sie zur Maiandacht 'wieder in st Kirche sein mußte. Die Helle Sonne und die strahlende st,st lingsschönheit rundum ließen Maria langsamer und langst^ gehen, so daß sie länger verweilte, als sie beabsichtig' Schon neigte der Tag sich zur Nüste. da kam durch die laue W ein leiser, klingender Ton: kling, klang! und noch eine, wieder einer, und mit einem Male klangen im Umkreis qj Glocken und riesen die Gläubigen zur Andacht in die Kinkst Erschrocken lauschte die Gottesmutter. Dann aber sing m st zu laufen, so schnell sie konnte, und in ihrer Ecke verlor sie-st einen ihrer goldenen Schuhe Das sah ein Nv-kehlche,, »st nächsten Baum flog hin, hob den ,zierlichen. Scl-uh ad! um ich, ihn auf eine Pflanze am Wege. Die sollte ihn halten, ln-st heilige Jungfrau ihn wieder abholen würde. Ringsum «« klangen die Glocken Es war feierlich still und die Sonne säst Da kam vom einer kleinen rosenroten Wolke ein Englem y, flogen, holte den Schuh und versprach der P'lanze die st, verlorenen die ganze Zeit so bereitwillig ccehalt n hatte. Lohn, daß sie fortan immer im Mai den Schuh unserer Liedc, Frau als Blüte tragen sollte. » I.ck! Das Deutsche Museum in Cambridge. — der amerikaM, I Universitätsstadt, das von dem Literarhistoriker Prof. Vrm, I Franke geleitet wird, hat jetzt einen Gipsabguß des beriilmik, I Grabdenkmals Kaiser Friedrichs III. aus dem Wiener SleiM I dom erworben. Es ist das Hauptwerk des Meisters Nilolm, I von Leyden, der 1467 vom Kaiser aus Slraßburg nacb M, I berufen wurde. Krr/^Mrrrrr^rr Rösselsprung. ' Kreuzwortrütfel. olü- liest leo willll slöst- V/69- !>o!is. l^- / 610 stS- 610 06 !>30M von / 610 clso 39- / ms, '60- !>ko IkO o!i- 60- ^6' cloi'l io- SÄ !>6c) L-I o- OS 3! IM ^60 llkO c!gs / IM ieo- !)6N- Soll. ' Zitaten-Rätsel. 1. Was du ererbt von deinen Vätern hast, Erwirb es, um es zu besitzen. Goethe. 2. O Wahrheit, deinen edlen Wein mußt du mit Wasser mischen. Rückert. 3. Reden kommt von Natur, Schweigen vom Verstände. Schräder. 4. Dort überall hat auch das Schicksal Türen. Sakuntala. 8. Laß dich ums Schweigen tadeln, Doch nie ums Reden schelten. Shakespeare. 6. All zu straff gespannt, zerbricht der Bogen. Schiller. 7. Wer lange lebt, hat viel erfahren. Goethe. 8. Wir streben immer nach dem Verbotenen und begehren das Versagte. Ovid. Jedem der vorstehenden Zitate ist ein bestimmtes Wort zu entnehmen. Richtig gelöst, ergeben die herausgesuchten Wörter aneinander gereiht ein Zitat von Bechstein. Robert Llascb. Magisches Quadrat. 3. 3 3 3 3 S e 6 e 6 s m M m m m n n n n o o r V Die Buchstaben in dem Quadrat sind so zu ordnen, daß die lenkrechten und wagrechten Reihen Worte von folgender Be deutung ergeben: 1. Dichtungsart. 2. Griechischer Buchstabe. 3. Fluß in Asten. 4. Blume. 5. Benennung. N. 6. V/. Wagerecht: 1. Pöbel. 3. Moderner Srhriicscclla I 4. Altes Schriftzeichen. 5. Spielkarte. 7. Spora SemM I 8. Abtrünniger. 10. Griechischer Gesetzgeber. 13. Weiblim I Vorname. 14. Faultier. 18. Blume. 17. Chemisches Elenm: I 18. Türkischer Titel. 19.' Berg in Afrika 20. Körperor« I 21. Schwedische Münze. 22. Griechischer Sänger. Senkrecht: 1. Englische Insel. 2. Englisches Zabicm I 3. Brotaufstrich. 4. Farbe. 5. Präposition. 6. MondgäUic I 7. Mohammedanisches Heiligtum. 8. Europäische Hcny'M I 9. Riese. 10. Biblisches Land. 11. See in Rußland. 12 LW instrument. 14. Flächenmaß. 16. Edelgas l'neuOner. Rösselsprung. lü — ^— .»i'I Fußlos. Ich eile fort, Von Ort zu Ort, Vorbei an Wälder» und Gassen. Ohne mein Bett zu verlassen. iz zz Rätsel. Kurz ist die Silbe, doch voller Pracht! Wenn sie regieret, die Sonne hell lacht! Sie ist die erste! Die zweit' und die drill Klingen harmonisch vom Kirchturm mit! Als duftendes Blümlein das Ganze erfreut Und wenn es blühet ist schön Welt und Zeit! c Magisches Gevierträtscl. aaabd Plötzliche Bestürzung. . e e e Der positive Pol eines galvanischen Elements e i ikk Weltpreisstifter, l l ll n Vorbild, nnoop Maurergerät. Die gefundenen Wörter sollen, wage- und senkrecht cielese« gleichlauten. vr. Visr-DrL-len 5 vo Man m dar als den Diese Gefühl tal. Vertrer aus dem Me erziehen. D> reiner Empfi echt, wohl ak streit erwächst sation, dessen Wie uns liegende Zei und religiöse kitsch usw. c bemächtigt, ! anspruchslos ist leider bei denn das lek ei» Geschäft ernähren un zu produzier. Filme Kitsch dispensiert si Filme, L verdienen, st immer und i abgedroschen« die sich fast i wisscrmaßen ist. Sensatv und Ruditäl Schlagers", sein, daß eir entkleidet. < immer meh Volkserziehei Die auf den vielen Film« gleichen wer! gezogen. Di dargestellten kcit aus. E eine der läl markts-Ansiä anspruchslose Auch die scheint beinc zu dürfen. Hunderte; >r wolle, bei pi kung zu erzic Daß mac weiter abrüc der Zeit, vo und zu zeige noch Leute l gelten als l Künstlerische wird erst in ihm heute n heute am K Film mit de reicht ist, wi fruchtenden!