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«om men wurde, nachdem wir Hunderttausende um seine?« willen im Weltkriege geopfert hatten. Um dieser Toten willen, um der deutschen Männer willen, die in diesem Lande durch Generationen gelebt und gewirkt haben, und um unseres ehrlichen Namens willen, den wir vor der Ge schichte zu vertreten haben, kann uns das Schicksal des Elsaß nicht gleichgültig sein. Wer die Eindeutigkeit kennt, mit der wir für Locarno eingetreten sind und für die Anbahnung einer deutsch-französischen Verständigung, der wird in dieser Haltung keinen versteckten Irredentismus finden können. Gerade weil uns an einem friedlichen Ver hältnis zu Frankreich liegt, darum v erurteilen wir Maßnahmen, die, wie diese, das deutsch-französische Ein vernehmen stören müssen Gerade weil wir den Jrre- dontismus verwerfen, verurteilen wir einen Spruch, der den Irredentisten auf beiden Seiten Master auf ihre Müh len liefert. Wir verurteilen diesen politischen Fehlspruch gegen das elsüssische Volkstum auch deshalb, weil wir für die Wahrung deutscher Volkstumsbelange eintreten, wo immer sie bedrängt sind. Endlich und nicht zuletzt dar um. weil es sich bei den Verurteilten um Glaubensgenossen und Mitglieder des katholischen elsässischen Zentrums han delt. Hören wir die Warnung des Senators Müller: „Ich wünsche nur. daß dieser Prozeß nicht zum Ausgangs punkt schwerer Kämpfe im Elsaß wird sondern zum Aus gangspunkt der Gesundung der Ntmosphär die seit dem Waffenstillstand im Elsaß vergiftet ist." W>e würde e> nach diesem Urteil sprechen? In der Action Franchise regte Maurrn - ".nlängst ein Plebiszit in Elsaß-Lothringen an über di» Wollt Ihr Franzosen ohne Vorbehalt und ohne ^inichränkuno sein, wobei man ankündigen müsse, daß man deo Elsässers bei einem negativen Ausfall die Freiheit gäbe, zu Deutsch land zurückzukehren. Maurras glaubt, daß diese Alter native die Elsässer erschrecken und in Frankreich- Arme scheuchen würde — (andernfalls würden Nicklin und Nossee nach Genf appellieren und der Völkerbund vielleicht scinerstits ein Pi biszit anordnen!). Nach den Erfahr»" gen v i Kolmar glauben wir nicht mehr so ganz an einen Erfol> des Maurrasschen Experiments, denn wenn wir den Wort..! führender Elsässer in diesem Prozeß glauben dür fen, so beginnt das elsüssische Volk jene verlästerte deutsche Vorkriegsverwaltung allmählich als das kleinere Uebel zu empfinden. Was aber würde Frankreich dann zu dem Er* folge seiner Elsaß-Politik sagen? Japan rmÄ China London, 29. Mai. In der Provinz Schantung befinden sich nunmehr 15 000 Mann japanischer Truppen. Die gesamte dritte japanische Divi sion ist in China angekommcn und bezieht gegenwärtig Stel lungen entlang der Tsingtau-Tsinan-Eisenbahn. Die sechste japanische Division verbleibt in Tsingtau. In Tokio glaubt man nach wie vor, daß irgendeine Art Waffenstillstand zwischen den kämpfenden Parteien abgeschlossen werden kann, der ent weder Tschangtsolin die Fortsetzung seiner Diktatur in Peking oder die Errichtung eines Pufferstaates zwischen dem Gebiet der südchinesischen Regierung und Tschangtsolin in der Peking- Tientsin-Zone erlaubt. Die japanischen miiuärijchen Vorbereitungen in der Süd - Mandschurei dauern an mit täglichen Truppenbewegungen und Verstärkung der japanischen Position an allen wesentlichen Plätzen. Berichte aus Tsingtau besagen, daß Konteaömiral Mukida, der Befehlshaber der zweiten japanischen Chinaflot tille. eine allgemeine Anweisung erlassen hat, durch die chine sischen Kriegsschiffen dos Anlaufen von Tsingtau verboten wird. Der japanische Truppenbefehlshaber hat sowohl die Führer der Nord- wie der Südarmee ersucht, auf beiden Seiten der Kiaut- schou—Tsinan-Eisenbahn zurückzugehen, da die Anwesenheit chinesischer Truppen in diesem Gebiete ausländische Interessen bedrohen würde. Zur Krise in Entfremdung Rom—Athen Wien» Ende Mai Der Orientpakt zwischen Italien, Griechenland und der Türkei war derartig knapp vor dem Abschluß, daß die türkische Nationalversammlung zusammenbehalten wurde, um noch vor den Sommerferien die Ratifizierung der grundsätzlich festgelegten Abkonimen vorzunehmen, Lei denen lediglich noch einige keines falls unüberbrückbare Details zwischen Griechenland und der Türkei zu ordnen waren. Nur ein Systemwechsel in einem der drei Staaten konnte Italiens spruchreife Pläne durch kreuzen. In diesem Augenblick trat Venizelos auf den Plan, der im Vorfrühling mehrere Wochen in Paris geweilt hatte und von dort mit der Absicht hcimgekehrt war, um die ihm seit vielen Jahren vorenthalten« Macht wieder zu über nehmen. Bereits im August 1927 hatte das Kabinett Zaimis seine erste Krise zu bestehen. Es war damals Zaldaris, der Chef der royalistiscben Mittelpartei welcher mit Finanzminister Kafandaris in Gegensatz geriet, wie und in welcher Weise die für die Hereinbringuna der Anleihe vom Völkerbund ge forderten Sicherheiten bezüglich der selbständigen Nationalbank "-leistet werden sollten. Im Februar IS28 kam es über den -/-ichen Fragenkomplex zwischen Kafanoaris und dem Führer ! Linksrepublikaner Papanastasiu zum Konflikt. War ic'ö l Sommer vorigen Jahres die rechteste Flügelpartej - . , „ökonomischen Kabinett" der heiligen Eintracht geschienen, -r ! geschah im Februar da« gleiche mit der l-iiiken Flügepartei; van I »--> «b stellte das Kal r-ll Zaimis eine Regierung der Mitte j in der die gemäß,jp m R yalisten Mataxas sowie die . nservativcn Republikaner M tjalak-'pulos als beinahe ver- ; wandte Parteien ausschlaggebende B reutnng hatten. Als es den geschickten politischen Operationen Kasan rris ge'rng, den französischen Widerspruch gegen die Vötkcrbundanlc .je durch die Regelung der Kriegsschuldenfrage zu brechen, gleichzeitig aber auch Frankreich durch bedeutende Verdichtung der italieni- I-'hen Linie zu täuschen. Haie das Kabinett einen großen finanz politischen Erfolg erfochten. Am 14. Mai wurde das Sanienmgs- werk Griechenland» gekrönt, indem Sie neue griechische Emissions bank ihre Tätigkeit aufnahm. In der Zwischenzeit zwischen der Regelung der französischen Kriegsschulden und dem Tätigkcitsbeginn der Emissionsbank hatte die Außenpolitik nicht geruht. Die ersten Fäden nach Italien hatte Michalakopulos im Jahre 1927 gesponnen, als er seinen ersten offiziellen Besuch iu Nom abstaltete. Es kam damals zu losen Vereinbarungen. Immerhin drückten sich diese bereits in einem auffallenden Ereignis aus: Der Außen minister empfahl der griechischen Kammer, die noch von Pan- galos abgeschlossenen Saloniki-Konventionen nicht zu rati fizieren (Ende September 1927). Im Januar weilte Michala kopulos zuin zweiten Male in Rom, wobei er zu näheren Ab machungen bezüglich der Ausschaltung des Dodekanesos aus dem Komplex griechisch italienischer Schwierigkeiten kam. Bei diesem Aufenthalt wurde der Grundstein zu einem griechisch- italienischen Pakt gelegt. Nebst dem zweiten erweiterten Tirana-Pakt war dies die zweite Antwort Musso linis auf den fr a n k o-j u g os la m i s ch e n Bündnis vertrag. Der dritte Aufenthalt Michalakopulos in Italien erfolgte während der vielbesprochenen Ostcrkonferenzen, in welchen die Grundlagen für den Orientpakt gelegt wurden, dessen Abschluß — «str oirsgongs erwähnt — unmittel bar bevorstand. Die italienische Orient!, a/m-: Michalakopulos hatte be greiflicherweise in Belgrad und Paris schwere Besorgnisse er regt. Aber auch in den Reihen der alten Venizelisten, sowie in einzelnen Armeckreisen. Zu letzteren gehört auch der Kriegs- Minister Mazarakis, der anfangs Februar demissionieren wollte; damals verkantete, daß der Kriegsminister sich mit der Außen politik Michalakopulos' nicht identifizieren wollte, weil durch diese Verbindung Griechenland leicht in eine Entladung der italienisch-jugoslawischen Beziehungen hineingerissen werden könnte, was von seiten des Kriegsministeriums unter rein militärischen Gesichtspunkten nicht gedeckt, daher einem Ge sinnungsgenossen Michalakopulos' zur Verantwortung über lassen bleiben sollte. Da man die die Armee entpolitisierende Tätigkeit des Kriegsministers gerade zur Zeit der Papanastasiu- Krise nicht entbehren wollte, weil durch diese Krise die ver schiedensten Mack>tx>,»uä,ter wi-d-i-> Moraeul-nt witterten, ent- Griechenland schloß sich Mazarakis, den Vorstellungen des Kabinettschess Rechnung zu tragen, und im Amt zu bleiben. Die Entpolitisierung der Armee gehörte zu den wichtigsten Aufgaben, die sich das Kabinett des greise» Zaimis' gestellt hatte. Plastiras und Pangalos, Othonäos unt Kollealexis nennen, heißt auch die Träger militärischer Pr», nunziamentos erkennen. Nicht zu vergessen des Generals Kondylis, der Pangalos gestürzt hatte, als wahlführender Ministerpräsident wirklich unbeeinflußte Wahlen durchsührie, selbst weder eine Partei aufstellte, noch kandidierte, sondern nach der Wahl den Parteien die Regierungsbildung überließ, die dann Zaimis durchführte (November 1926). Kondylis ist ri» Stützpunkt Venizelos: innen- und außenpolitisch! Es sind erst wenige Tage vergangen, seit Kondylis gleichsam der Prellbock für den nun erfolgten Vorstoß Venizelos' bildete. Der ge furchtste Diktator-Stürzsr ließ dem Kabinett die ultimative Mitteilung zukommen, daß das gegenwärtige Ministerium und die bestehende Kammer durch seine Politik das Vertrauen des Volkes verloren habe, weshalb er es auffordere, bis 2. Juni zurllckzutreten! Unmittelbar darauf setzte der Vorstoß Venize- kos' in der von Kafandaris geführten Partei ein, wobei Kasan- daris überstimmt wurde und seine Demission als Parteipräsident, unmittelbar darauf seine Demission als Finnnzminister gab, der sich fünf Minister der Kafandaristen anschlossen. Damit war die Gesamtkrise des Kabinetts Zaimis gegeben, der die Le- trauung Venizelos mit der Kabinettsbildung folgte. Ueberblickt man die Lage in ihrer Gesamtheit, so waren ''-ie Angriffe gegen Kafandaris und gegen seine Tätigkeit als ' nouzminister natürlich nur Vorwände. Kafandaris hatte k ci»- siaat-^'nanziclles Chaos übernommen, hatte die Kriegs» k ..tdei- ut E>' and, Amerika und Frankreich zu durchwegs sehr ^»stige> Bedingungen geregelt, die große Völker!,unv- anleihe Herei gebracht, weil er den Empfehlungen des Völker bundes nach Gründung einer eigenen Emissionsbank trotz aller inncrgriechischen Widerstände Rechnung trug und schließlich die Währung erst vor wenigen Tagen auch formell stabilisiert. Der Erfolg seiner Tätigkeit ist sonach unbestreitbar, die Angriffe daher nur Scheingefecht. Nicht viel anders kann man den van den Venizelisten behaupteten Anlaß kennzeichnen, demzufolge behauptet wird, der Royalismus mache bemerkenswerte Fort schritte. Die letzte Parteigruppierung des Kabinetts war eine durchaus gemäßigte Regierung der Mitte. Metaras ist ein lauer Royalist, wie Michalakopulos ein lauer Republikaner ist. Man schaltet die Frage der verfassungsrechtlichen Welt anschauung absichtlich aus, um diesen Anlaß der Zwietracht nns der öffentlichen Besprechung auszuschalten, weil man aus dem letzten Jahrzehnt gelernt hatte, was Griechenland durch diesen inneren Kampf um die Staatsform gelitten hatte, seit der Streit zwischen dem verstorbenen König Konstantin und Veni zelos während des Weltkrieges ausgebrochen war. Wenn man sonach den Vorwand schlechter Finanzpolitik Kafandaris und den scheinbaren Anlaß des angeblichen Fort- schreitens royalistischer Gesinnung als Verschleierung!-- manöver Venizelos' ansieht, so kommt man auf den Kern der Sache, der in der Außenpolitik verankert war - durch das Hervortreten Venizelos' zerstört Frankreich die geradezu abschlußreife Linie Mussolinis und wirft mit diesem einen Eegenzug alle Kombinationen über den Haufen, die nun fast seit Jahresfrist mühsam, Schritt für Schritt zusammcngetragsn wurden. Veni zelos als wiedergekehrter Gebieter Griechenlands heißt außen politisch: Einhalten des französischen Kurses. Der Snstem- wechscl ist erfolgt — Mussolini wird freudlose Stunden durch leben. Kommunisten verhöhnen einen Priester auf dem VerselMng. In einer der letzten Nächte wurde der im Stadtteil Horst bei Gelse nkirchen wohnende Dechant Wenker zu einem Schwerkranken gerufen, um diesen zu versehen. Auf dein Heim wege wurde er von einer Rotte von Kommunisten anaehaltsn und auf das gemeinste angepobelt. Nur der Besonnenheit des Ueberfallenen ist es zu verdanken, daß dieser ohne besondere Verletzungen davonkam. Ueber diesen gemeinen llet,erfüll herrscht allgemeine Empörung in Horst, zumal Dechant Wenter sich die Achtung und Zuneigung nicht nur der Katholiken, son dern auch der Andersgläubigen in Hohem Maße zu verschaffen verstanden hat. Dis Eisenmörmee Roman. Von Stefan Rudolf Utsch. (25. Fortsetzung) „Ja, wie ich gehört habe, beschäftigt der Schulze doch keine Leute, die viel trinken . . „Das stimmt," der Wirt nickte bestätigend. „Aber den Franz jagt er nicht fort, weil er ein ausgezeichneter und zuverlässiger Arbeiter ist. Auch hat der Schulze nichts da gegen, wenn der schon mal einige trinkt, weil er große Mengen vertragen kann. Wenn der Franz so leicht umfiele wie dieser da," — der Wirt zeigte auf den Wittgensteisier — „so stände er schon längst nicht mehr bei dem Schulzen in Diensten." Nun kam das Gespräch auf den Hüttenschulzen. Alle wußten nur Gutes von ihm zu erzählen; sie lobten und priesen ihn. „Er gibt mir nicht manchen Groschen zu verdienen, denn er trinkt wenig," erzählte der Wirt, „aber trotzdem muß ich doch sagen: unser Schulze ist ein Mann, so existiert kein Zweiter mehr. Ein Geschäftsmann sage ich euch — wie er im Buch steht! Er leitet die Hütte wie vor ihm noch keiner. Denkt euch doch nur: wir machen heute zehnmal mehr Eisen wie vor zwanzig Jahren. — Das will doch was heißen! — Aber nicht nur ein Geschäftsmann ist er, sondern auch ein gebildeter Mann — ein herzensguter und ehr licher — rechtschaffen bis auf die Knochen!" „Ich glaube, seine Arbeiter bekommen manchen Taler extra." bemerkte ein Wittgensteiner. „Er kann's ja auch, er hat genug davon," meinte ein anderer. „Er hat genug — das stimmt, aber trotzdem tat es noch lange nicht jeder," fiel der Wirt etwas heftiger ein. «Reich ist er, sehr reich, aber er läßt auch andern was zu- kommcn. Wie mancher Arme hier im Dorfe wird von ihm unterstützt — viele müßten große Not leiden, wenn er nicht da wäre. Voriges Jahr hat er jedem seiner verheirate ten Arbeiter 50 Taler extra gegeben. Zu Weihnachten be kommt auch jeder ciu Geschenk 'ui das sonst noch, he? — Ich weiß keinen!" „Ich habe gehört," begann ein anderer, „der und sein Neffe seien die Reichsten der Umgebung. Man jagt, sie hätten Säcke voll Taler." „Hast du denn heute Morgen nicht die Kiste gesehen, die er aus dem Eeldschrank her>,orholte, um uns die Kohle zu bezahlen? — Sie war docb voll von Gold und Silber bis oben hin." Der Wirt nickte und spülte in einem Wasserbecken einige Gläser aus. „Der hat Geld, — verlaßt euch drauf! Alles, was er zu guten Zwecken auswirft, erhält er hundertfach zurück. Auf seiner Wirtschaft ruht Segen — er hat bei Gott einen Stein im Brett!" „Aber neulich hat er in dem „Habicht" Pech gehabt, Wirt. So'n Malheur ist lange nicht mehr hier passiert." „Stimmt — stimmt! Das kommt aber im Bergwerks betrieb vor. Das geht Jahrelang gut — und dann auf einmal ist das Unglück da. Man mutz damit rechnen. Und dann gehört der „Habicht" zur Hälfte dem Heiner, dem Neffen des Schulzen. Der scheint mir etwas aus der Art geschlagen zu sein. Man hat ihm allen Anschein nach bei den Soldaten einen Floh in den Kopf gesetzt. Vielleicht — vielleicht ... na, ich will weiter nichts sagen. Ein Ge schäftsmann spricht über solche Leute nicht." Als keiner der Gäste ein Wort erwiderte, fuhr der Wirt fort: „Und angesehen ist unser Schulze! — Als ich neulich mit ihm nach Siegen fuhr — wir hatten dort zusammen noch Geschäftliches zu erledigen —, da hättet ihr sehen sollen, was die Hüte von den Köpfen der vornehmen Leute flogen. Alle kannten ihn und grüßten ihn mit respektvollen Mienen, trotzdem der Schulze einfacher gekleidet war wie ich. Er trug — wie immer — einen blauen Kittel, wenn auch Knöpfe aus Gold dran waren, — aber das steht man doch auf die Entfernung nicht. In der Nähe des Kölner Tores trafen wir die Herren Eontermann und Hesse, vornehme Leute aus Siegen; hier im Dorfe sind st« bekannt, weil sie viel Eisen kaufen. Ihr hättet mal sehen sollen, wie bieder und doch vornehm unser Schulze mit diesen Männern um ging. Wahrhaftig, da merkte ich erst, wie tief unsereins unter ihm steht." Der Wirt tat selbst einen kräftigen Schluck und begann dann wieder: „Wie angesehen der Schulze ist, kann man am besten daraus ersehen, daß die Bahnleute. stets so lange mit der Abfahrt des Zuges warten, bis er im Abteil sitzt, auch wenn sie einige Minuten auf ihn warten müssen. Jawohl, day tun sie ihm. aber sonst keinem. Wenn ich zum Beispiel zu spät bin, lassen sie den Zug ruhig fahren. Sie warten nie auf mich. Eigentlich nicht schön von ihnen." So sprach man noch lange über den Hüttenschulzen und pries ihn als einen der redlichsten, ehrlichsten und tüchtigsten Männer des Siegsrlandes. Heinrich streifte ruhelos und unstet durch die Berge. In einem tollen Durcheinander fielen jetzt die Schnee flocken und suchten sich zögernd einen Platz auf der Erde, Es war so, als ob sie sich dagegen sträubten, sich irgendwo, festsetzen zu müssen. Manchmal schossen sie wieder entsetzt in die Höhe, hüpften hierhin und dorthin, bis sie endlich ein linder Wind auf den Boden niederwarf. Viele klam merten sich auch an die Bäume und Büsche, andere suchten in den dichten Tannen ein geeignetes Plätzchen. Die Vögel zirpten ängstlich und wehmütig. Sie ahnten, daß jetzt eine schwere Zeit für sie kommen werde. Heinrich beachtete nicht den fallenden Schnee, beachtete auch nicht die klagenden Vögel, ja selbst ein Rehbock, der vor ihm über den Waldweg sprang, störte ihn nicht in seinem dumpfen Grübeln. Mitten im Walde begegnete er dem Förster Erkener. Nach freundlichem Gruß knüpfte dieser ein Gespräch mit. ihm an. ,,^No^ nichts geschossen, Heiner?" '.Komm, geh mit mir! Vielleicht bringen wir noch etwas zur Strecke. Hast ja auch keinen Hund." Heinrich lehnte die Einladung ab. „Ich habe nicht die Absicht zu schießen, — wollte in;; an die Luft — ich hatte Kopfschmerzen . . ." „So," sagte der Förster und stopfte sich die Pfeife. Heinrich zog es von ihm weg. Er suchte nach einem geeigneten GrunH, um sich wieder verabschieden zu können^ " (Fortsetzung folgt)