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Nuntius Pacelli an den Deutschen Carilaslag Berlin, den 23. Mal 1828. „Dem verehrten Deutschen Caritasverband wünsche ich zum diesjährigen Carltastag in Dresden reichsten Gottessegen und besten Erfolg. Möge die Tagung den Geist, der allem karitativen Arbeiten erst Seele. Leben und Fruchtbarkeit verleiht, den Geist übernatürlicher und selbstloser Nächstenliebe um Christi willen und treuen Gehorsams gegenüber der kirchlichen Autorität, in ihren Teilnehmern neu entfachen, und möge sie in den grundlegenden Fragen der Volksgesundheit, die aus der Tagung zur Behandlgnq stehen, den in der Men- schennatur verankerten sittlichen Normen, de^en Kün derin die katholische Kirche durch ihre Lehre und Praxis ist. klaren und unzweideutigen Ausdruck geben. In ausgezeichneter Wertschätzung Eugen Pacelli, Erzbischof von Sardes Apostolischer Nuntius." Pflegekräfte. Säuglingspflege und Mutterschutz. Klein kinderschule. Fürsorgeerziehung, Iugendge«chtshilfe. Vor mundschaften, Pflegschaften. Schutzaufsichten, Berufs beratung. Rechtsschutz. Stellenvermittlung. Mädchenschutz (Bai nhofsmissianl. das Werk vom Guten Hirten. Ausbau der Volksbüchereien und sonstige caritativ-soziale Tätig keiten. Es liegt auf der Hand, dass eine so weit verzweigte, in zahllose Emzelverbände und Einzelausschüsse geglie derte Oraanisation einer straffen Z e n t r a l I e i t u n g bedarf. Diese besteht für den Caritasverband in der Ver- bandszentralc in Freiburg i. Br, Abteilungen der Zen trale sind unter anderen folgende: Geschäftsstelle für Landcaritas: Zentrale für Landaufenthalt unterernähr ter und schwächlicljer Kinder, Referat für die weibliclien Vereine der Familienpflege: Gesä-äftsstelle für Caritas- hilfe in der Seelsorge: Hilfs- und Beratungsstelle für de:- V"«iänder, In emsigem Borwärtsschrciten sucht die Berbandszentrale diese Einzelabteilungen den ivachsendcn Bedürfnissen entsprechend weiter auszubauen. Das katholische Deutschland kann stolz sein auf die starke Triebkraft, die dem Caritasverband inno wohnt und auf die gewaltigen Leistungen, die die ser Triebkraft entsprossen sind. Wie die geschlossene Glaubenseinhcit der deutschen Katholiken ein herrliches Zeugnis für die den Verstand und Willen, das Herz und Gemüt gleicherweise befriedigende Wahrheit der katholischen Weltanschauung ist, so offenbart sich in der vom Caritas' erband ausgebe-'dsn und durch den Cari tasverband befruchteten Liebestätigkeit der deutschen Katholiken eine hochersreuliche Auswirkung der carita- tiv-sozialen Fruchtbarkeit des deutschen Katho lizismus, >» Wir freuen uns aber auch der Anregungen und Kräftigungen, die wir vom Deutschen Cori- tastag für unser Diasporabistum zu erwarten haben. Wir bedürfen derselben in unserer Vereinzelung und Verein samung gar sehr. Nur 3.4 Prozent der gesamten Bevöl kerung bilden wir Katholiken im Freistaat Sachsen Mit ten in einer Umgebung, die weltanschaulich vielfach io ganz anders eingestellt ist als wir, mitten in den gro ßen Gefahren, denen wir sächsischen Katholiken durch den Ansturm des Unglaubens und des Materialismus ausgesetzt sind, mitten in der Not einer ausreichenden Zahl von Priestern, gottesdienstlichen Räume, caritativen Anstalten. Missionsschulen, in der wir uns befinden, tut es uns gut, das; katholische Männer und Frauen mit glaubensstarker Gesinnung und Liebe zu uns kommen, um uns zu belehren und aufzumuntern, um uns Vorbilder und Wegweiser zu sein. So aufrichtig und herzlich, wie wir nur können, rufen wir deshalb allen auswärtigen Teilnehmern und Teilnehmerinnen des Deutschen Cari- tastages in Dresden ein herzliches Willkom men zu, * Wir haben die Genugtuung, daß auch» wir uns unserer caritativ-sozialen Pflichten bewußt gewesen sind und aus diesem Pflichtbewußtsein heraus mit Got tes Hilfe manches Werk der Caritas geschaffen haben. Die Uebersicht über die Vereine katholischer Liebestätig keit und über die caritativ-sozialen Heime und Anstal ten im Bistum Meißen nimmt in unserem Bennokalender fast sechs Seiten ein. Ich greife das Wichtigste aus dieser Uebersicht heraus. Wir haben einen Caritasverband im Bistum Meißen, der dem deutschen Caritasverband in Freiburg i. Br. angeschlossen ist. „Sein Zweck ist, den Geist christ licher Nächstenliebe unter den Katholiken der Diözese auszubreiten und zu vertiefen, die Werke der Caritas planmäßig zu fördern, ein geordnetes Zusammenwirken aller auf caritativem Gebiete tätigen Kräfte herboizufüh- ren, die Interessen der kirchlichen Wohlfahrtspflege bei den öffentlich-rechtlichen Organen, sowie den nichtkatho lischen und paritätischen Verbanden der Wohlfahrtspflege zu vertreten." „In allen Pfarreien des Bistums besteht einCari tasau s schuß. Sein Zweck ist die Zusammenfassung Do« Dr. Slarl Lille, Dresden Die Weltausstellung für Gesundheitspflege 1911 nahm der nunmehr in Gott ruhende Gründer des Deut schen Caritasverbandes. PrälatW e rthm an n. zum An lässe, den Deutschen Caritastag zum ersten Male in Sach sens Hauptstadt eiinuberufen Er wollte damit einer Frau eine stille Huldigung darbringen, die in unserem Lande in wahrhaft caritativem Geiste vorbildlich gewirkt batte, bis Gott sie im Dezember 1997 zu sich nabm, der Königin Carola. Er wollte zugleich dem Grundgedan ken des machtvoll ausstrebenden jungen Caritasverban- des für dos katholische Deutschland auch in Sachsen Ein gang verschaffen und die Gründung eines Sächsischen Diözesan-Caritasverbandes anregen, Sein Wollen ward non Erfolg gekrönt. Ein dankbares Gedenken an Prälat Wsrthmann ist daher unsere erste Pflicht, wenn wir den Earitasverband im Bistum Meißen, sein Werden und Sein, an unserem Auge vorüberzichen lassen wollen. Die erste organisatorische''Zusammenfassung der katholischen Liebestätigkeit in Sachsen setzte ein mit der im Jahre 1919 erfolgenden Gründung des Cari- tasverbandesfürDresden. und Umgebung. Im wesentlichen dachte man damals daran, die Caritas im Bezirke der Kreishauvtmannsckaft D^sden zu organisieren und deshalb nahm man in den Namen des Vereins auch die Umgebung der Landeshauptstadt auf. In Leipzig wurde sodann auf d^M Katholikentags 1920 beschlossen» möglichst in jeder Kreishauptmannschaft einen solchen Caritasverband zu gründen, um später die einzel nen Verbände zusammenzuschließen. Es folgte in Aus führung dieses Beschlusses im November 1929 die Grün dung des Caritasverbandes Leipzig, auf dem Katholiken tag 1921 die Gründung des Caritasverbandes Bautzen, Schließlich gründeten wir im Jahrs 1922 den Cari tasverband für die Diözese Meißen, der fetzt den Namen Caritasverband im Bistum Meißen trägt. Er ist eine freie Vereinigung aller Caritasaus schüsse und örtlichen Caritasverbände, der caritativen Anstalten und Stiftungen des Bistums, Sein Zweck ist, den Geist christlicher Nächstenliebe unter den Katholiken der Diözese auszubreiteu und zu vertiefen, die Werke der Caritas planmäßig zu fördern, ein geordnetes Zusam menwirken aller auf caritativem Gebiete tätigen Kräfte herbeizuführen, die Interessen der kirchlichen Wohlfahrts pflege bei den öffentlich-rechtlichen Organen, sowie den nichtkatholischen paritätischen Verbänden der Wohlfahrts pflege zu vertreten. Zu seinen Mitgliedern zählt der Verband Vereine, welche zum Teil schon auf eine segensreiche Arbeit von vielen Jahrzehnten zurückblicken können, unter anderem 31 Elisabethvereine, 18 Vinzenzvereine und 3 Ortsgrup pen des Fürsorgevereins für Mädchen, Frauen und Kin der 19 ihm angeschlossene Stationen ambulanter Kran kenpflege genießen dank der aufopfernden Sorge unserer Schwesternschaft der verschiedensten Kongregationen dank bare Liebe in der Bevölkerung des ganzen Landes, gleich viel welchen Bekenntnisses. Von den 60 dem Verband angeschlossenen Anstalten sei des Raummangels wegen nur die jüngste Gründung Hcrvorgehoben. das aus Anlaß des Reichsgesetzes zur Bekämpfung der Geschlechtskrank heiten als Zufluchtsstätte vom Fürsorgeverein für Mäd chen, Frauen und Kinder in Zittau 1927 geschaffene rei zende Mädchenheim, Der Verband ist als Landesspitzenverband der freien Wohlfahrtspflege gesetzlich aner kannt. Er ist im Landeswohlfahrts- und Jugendamt und in zahlreichen seiner Ausschüsse vertreten und nimmt an deren Arbeiten regen Anteil. In der Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege wirkte der Verband nach Kräften, 1926 soaar als Vorsitzender Verband, mit am Ausbau der freien Wohlfahrtspflege des Landes, beteiligte sich auch 1926 in diesem Rahmen an der Ausstellung für Wohlfahrtspflege und durch zwei Referenten an einem öffentlichen Lehrgang für Strafent lassenenpflege. Der Caritasverband im Bistum Meißen begrüßt heute wiederum in der Landeshauptstadt den Deut schen Caritastag. Möge auch dieser Caritastag in gleichem Maße anregend und befruchtend auf unsere Ar beit wirken. Möge aber auch der Deutsche Caritasver- bnnd den Eindruck mit hinausnehmen, daß wir, wenn auch auf steinigem Boden arbeitend und deshalb mit Mühe, vorwärts streben im Sinne Werthmanvs, treu dem Wahlspruche: „Tuet Gutes allen," Ein Schreiben -es Car-mals Berlram Breslau, den 22. Mai 1828. „Zum diesjährigen Caritastage in Dresden sende ich dem Caritasverbande die besten Grütze und Segens wünsche. Daß diese Tagung insbesondere der Gesundheits fürsorge gewidmet ist. ist um so mehr zu begriitzen, je größer die Gefahren find, denen die Lebenskraft des Volkes und namentlich; der Jugendlichen ausgesetzt ist durch Krankheilskeime und die Not der Nachkriegszeit, durch sittliche Verirrungen, Wshnungselend und soziale Schäden. Ein weiteres Gebiet hoher Aufgaben um- schlietzt die Gesundheitsfürsorge für die Einzelnen und für die Familien, für die Behörden und alle der Volks wohlfahrt dienenden Organisationen; Aufgaben auch für die Pastoration und die caritativen Kräfte. Segensreichen Erfolg verleihe der Tagung Der, den das Buch Jesus Sirach preist als „dans sanitntem et vitam et benedietionem". Eccli. 34, 2V. A. Card. Bertram. Fürstbischof von Breslau." oller caritativ tätigen Kräfte der Pfarrei. Ferner soll derselbe Sorge tragen, datz jeder sittliäM, gesundheit lichen und wirtschaftlichen Not in der Pfarrfamilie nach Möglichkeit gesteuert wird. In Dresden, Leipzig und Chemnitz, wo mehrere Pfarreien bestehen, bilden die Caritosausschüsse einen örtlichen Caritasverband." In Dresden und Leipzig haben wir ein Caritas- Sekretariat. Im ganzen Bistum hoben die caritativen Vereine Wurzeln gefotzt: der Bonifatius-Sammelver- ein, die Elisabethvereine (Verein für Familien- und Haus armenpflege). der Katholische deutsche Frauenbund, der Katholische Fürsorgeverein für Frauen. Mädchen und Kinder, der Katholische Männersnrsorgeverein, die Vin zenzvereine, die Begräbnisbünde. Eine beachtenswerte Anzahl von Heimen und Anstalten sind über das Bistum zerstreut: Volks küchen, Anstalten für Kinder, Stationen für ambulante Krankenpflege, Krankenhäuser. Altersheime. Erholungs heime, Mädchenheime, Stndentinnenheime. Hätten wir solcher caritativ-sozialer Heime und Anstalten doch noch mehr? Es blutet uns das Herz, wenn wir bedenken, wie viele leibliche und geistige Not wir in unserem Diaspora bistum noch lindern könnten, aber aus Mangel an den nötigen Mitteln nicht lindern können. * Möge vom Deutsä^n Caritastag in Dresden auf das ganze katholische Deutschland, aber auch auf unser Diasporabistum Meitzen und nicht zuletzt auf unser ge samtes deutsches Volk reichster Segen ausstrahlen! Ser deutsche Zurislenkag Das Programm. Vom 12. bis 15. September findet in Salzburg der 35. Deutsche Juristeniag statt. Ihn» liegt folgendes Programm zugrunde: I. Bürgerlich-rechtliche Abteilung 1. Empsiehlt sich eine grundsätzliche Aenderung in der Be handlung von Ehestreitsachen nach Zuständigkeit und Ver- Eutachter: Herr Prof. Dr. Heinrich Lehmann- Köln : V e r i ch t e r st a t t e r: die Herren Reichsminister a, D, Schiffer-Berlin und Rechtsanwalt Dr. Hans Fritz Abra ham - Berlin. 2. Empfiehlt sich eine zusammenfassende Neuregelung der Haftpflichtgrunosätze für Eisenbahnen, Straßenbahnen, Kraft fahrzeuge und Lustsahrzeuge? Gutachter: die Herren Ministerialrat Prof. Dr, Bartsch-Wien und Rechtsanwalt Dr. W u ss o w - Berlin, Berichter st alter: die Herren Prof. Dr. FIechtheim - Berlin und Rechtsanwalt Dr. Martin Isaac-Berlin, N. Oesfentlich-rechtliche Abteilung. 1. Machen Interessen der Rechtspflege es notwendig, das gesamte Justizwesen auf das Reich zu übertragen? Gutachter: die Herren Landgerichtsdirektor Dr. Wun der l i ch - Leipzig und Landgerichtsdirektor Töwe«Bremen. Berichterstatter: die Herren Senatspräsident am Reichs gericht Reichert-Leipzig und Präsident des Bayerischen Obersten Lanoesgerichts Dr. von 1lnzner - München. 2. Empsiehlt es sich im Interesse einer gesunden Finanz- wirtschast, die bestehenden Grundsätze über die Bewilligung der Einnahmen und Ausgaben für die Haushalte des Reiches und der Länder zu ändern? Gutachter: die Herren Ministerialdirektor Dr. Dorn- Berlin und Prof. Dr. Merkl - Wien. HI Strafrechtliche Abteilung. 1. Mit welchen Hauptzielen wird die Reform des Straf verfahrens in Aussicht zu nehmen sein? Eutachter : die Herren Senatspräsident am Reichsgericht Dr. L o b e - Leipzig und Eeneralstaatsanwalt Hoeplei- Wien. 2. Vorbildung und Verusslausbahn der Organe der Straf rechtspflege. Gutachter: Herr Prof. Dr. Heimberger- Frankfurt a. M. Be r i ch t er st at t e r: die Herren Prof. Dr. Geis- pach-Wien und Professor Dr. Fr eudenthal-Franksurt a. M. IV. Wirtschafts-und finanzrechtliche Abteilung: 1. Empfiehlt sich eine Aenderung und Vereinheitlichung der deutschen und österreichischen Kartellgcsetzgebnng? Gutachter: die Herren Negierungsrat a. D. Dr. Leh - nich-Berlin und Teneralkekretär Dr. Weiß-Wallen- stein-Wien. Berichterstatter: die Herren Neiytsanwait Dr. Rudolf Isay - Berlin und Prof. Dr. Nipperdey- Köln, 2. Der strafrechtliche Schutz der Arbeitskraft. Gutachter: die Herren Sektionschef a. D. Dr. Sucha - ne k-Wien und Rechtsanwalt Professor Dr. Sinzheimer- Frankfurt a. M. B e r i chte r st at t e r: die Herren Prof. Dr. G r o h - Heidelberg und Arbeitsgerichtsdirektor Dr. Auers wald- Leipzig.