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Talsperren — keine Rückhaltebecken Dresden, 25. Mai. Der Verein für Wasserwirtschaft im Müglitz tal hatte für Mittwoch nachmittag die Mitglieder des Haus haltausschusses B. Vertreter des Finanzministeriums, insbeson dere der Wasserbaudircktion, und die Amtshauptmannschaften Dippoldiswalde und Pirna zu einer Besprechung eingela den, um zu hören, wie den dringenden Wünschen der Bevölke rung des Müglitztales wegen Errichtung von Talsperren am schnellsten gedient werden könne. Ingenieur Walther Günther, Lauenstein, der Vorsitzende des Vereins, betonte, das, die Vorlage 44 der Staatsregierung über den Hochwasser schutz allein nicht genüge. Sachlich sei gegen die Ausführungen in dieser Denkschrift nichts einzuwenden, ober sie böten nur Hechwasserschutz, ivassenvirtschoftlich gar nichts. Die Rückhalte becken hätten große Nachteile, sie begünstigten die Schlamm- abiagerungen und würden so zu einer Verschandelung der Natur! beim Fehlen von Niederschlägen fehle auch das Wasser, und das sei vielleicht noch katastrophaler als das eigent liche Hochvasser. Seien aber die Rückhaltebecken einmal ge baut, dann werde die Errichtung von Talsperren für immer illusorisch. Nicht allein die Industrie in dem östlichen Erzgebirge, sonoein auch die Gemeinden — diese vor allem aus sanitären Gründen — seien an einer schnellen Lösung des ganzen Problems interessiert. In der Allssprache nahmen die Vertreter der einzelnen Laudmgssraktionen, der Wasserunterhaltungsgenossenschaften und der Lroinmunalverwaltungen das Wort. Man war sich ahne Ausnahme darüber einig, das man unter allen Umstän den zu einer Ablehnung der Rückhaltebecken kommen müsse und das; nur Talsperren geeignet seien, ein mal genügenden Hochivasserschutz zu bieten, dann aber auch die Trinkwasserversorgung zu garantieren und für die Industrie da- nmmsnSige Betriebswasser zu schaffen. Man war sich aus nahmslos weiter auch darüber klar, daß die ganze Frage lediglich eine finazielle und die Kostendeckung da« wesentliche sei. Von den Anliegern allein den von der Re gierung geforderten Kostenvorschuß zu verlangen, erschiene nicht angängig. Ingenieur Günther gab hierbei einen Gesetzentwurf über d e Leistungen von Beiträgen zu den Talsperren im Mug litz- und GoNlsu'wtal bekannt, der dem Landtage noch nicht zugcäangen ist. mit dem sich aber der Verein für Wasserwirt- scoaft rückhaltlos einverstanden erklärt hat. Dieser Gesetzent wurf besaot, daß zu dem Aufwande, der dem Freistaate Sachsen durch den Bau, dis Unterhaltung und den Betrieb der von ihm in dem Muglitz- und Gottleubagebiete zu errichtenden Talsper re!', und znmr den Müglitztalsverren bei Värenstein und Lauen- siein und'der Gottleubatalsperre am Hammergut Haselberg erwächst, die Eigentümer von Grundstücken und Anlagen, die von den Talsperren Vorteils haben, laufende Beiträge z>> lecken Hab»,;. Soweit sie Vorteile erst mittelst besonderer von ihnen getroffener Einrichtungen erlangen können, sind sie wegen dieser Vorteile erst beitragspflichtig, naäsdem sie die Ein- richlunocn geschaffen haben. In der Aussprache wurde weiter betont, daß der Bau von Talsperren auch die Boraussetzung für die Umwandlung der Kleinspur- in Vollspurbahnen sei, daß überhaupt das wirtschaftliche Sein oder Nichtsein dieser Landesteile vom Bau der Talsperren abhänge. Bürgermeister Hackebeil-Gott leuba richtete einen ganz besonders herzlichen Appell an die Abgeordneten, die Angelegenheit zu beschleunigen, damit der Bevölkerung dis Sorge um ihr Leben und um ihre Existenz genommen werde. Prof. Dr. Kästner betonte, daß die Be seitigung solcher Hochivasserkatastrophen, wie der im vergan genen Jahre, nicht allein Landessache, sondern eine Reichs angelegenheit sein müsse. An dem guten Willen des Land tages mangele es nicht, er müsse sich nur fragen, ob es angesichts der Finanzlage des Staates, des Reiches und der interessierten Kreise möglich sei, die in der Denkschrift vom Finanzminister geäußerten finanziellen Bedenken zurückzustellen. Zum Schluß wurde ein Antrag angenommen, Regierung und Landtag zu er suchen, die Frage der Erbauung von Rückhaltebecken völlig fallen zu lassen und an deren Stelle mit Tatkraft den Bau von Talsperren in Angriff zu nehmen: die Regierung metter zu ersuchen, mit den Interessenten umgehend in Ver handlungen einzutreten und einen Plan darüber vorzulegen, welche einmalige oder laufende Mittel von diesen zur Ermög lichung des Projekts aufgebracht werden sollen. Die Eisenmänner Roman. von Stefan Rudolf Utsch. (L3. Fortsetzung) i Heinrich ritz die Tür auf und eilte ohne Gruß hinaus. Fast im Laufschritt lief er vom Hause des Schulzen hinweg. „Weib der Kuckuck, was dem in den Kopf gestiegen ist", sagte der Schulze und schüttelte nachdenklich und be sorgt den edlen Kopf. „Er war sonst doch der beste Mensch -- gerecht — arbeitsam und tugendhaft. Man sollte ;s nicht für möglich halten, datz sich einer so schnell verändern könnte. Dem Jungen fehlt etwa»; sein« Mutter hatte recht." ' 's. - Sinnend ordnete er die auf dem Tisch herumliegenden Briefe und Bücher. Dann nahm er von einem Kleider haken einen großen blauen Kjttel herunter und ging aus dem Zimmer. Ueber den breiten, geräumigen Flur, dessen Boden mit kleinen Steinen kunstvoll besetzt war, schritt er in die Küche, die im Hinteren Teile des Hauses lag. Auf dem einfachen Küchentisch stand ein großer, aus Weiden ge flochtener Korb, in den eine, schon vom Alter gebeugte Magd geschäftig allerlei Eßwaren verpackte: ein großes Weißbrot, Butter, Käse und Wurst. Der Schulze zog sich den Leinenkittel an und sah der Magd zu. Als diese fertig war, kletterte er auf den großen, gemauerten Feuerherd, holte aus der sogenannten „Härb" (Rauchkammer) eine große Wurst herab und legte sie zu den andern Sachen in den Korb. „Die Leute müssen jetzt tüchtig arbeiten," bemerkte er zu der Magd, „deshalb ist auch gutes Essen nötig. Die Erbsensuppe heute mittag war auch nicht kräftig genug: es muß mehr Speck und Fleisch hinein!" So bekümmerte sich der Schulze um alles. Er lebte mit seinen Leuten und aß selbst nie Besseres als sie. Jeden Verlicherirngswahlen DreSde», den 25. Mai. Neben den politischen Wahlen haben im Lause der letzten Mona<e auch viele soziale Wahlen für die Träger und Instanzen der Sozialversicherung stattgefunden. In den letzten Monaten des vergangenen, und in den ersten Monaten dieses Jahres fanden die Wahlen zu den Ausschüssen der Krankenkassen statt. Diesen folgte jetzt die Wahl zum Ausschuß der Lanbesversicherungs- anstalt Sachsen, als Träger der Invalidenversicherung. Wahl berechtigt waren die Ausschußmiiglieder der Orts-, Betriebs-, Jn- nungs-, Land- und Ersatzkrankenkassen. Vorschlagsrccht zu dieser Wahl hatten die wirtschaftlichen Vereinigungen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Für die Arbeitgeber ivac »ur eine Liste eingercicht worden. Für die gewerblichen Arbeitnehmer hatten die 3 Gewerk- schastsrichtuirgen je eine 'Vorschlagsliste eingercicht. Das Gesamt ergebnis -er Stimmen wurde am Mittwoch im Arbeitsministerium festgeslellt. Es erhielten: Liste 1 (Gewerkschaftsring) 98 277 Stim men, Liste 2 (Gesamtverband der christl. Gewerk schaften) 1 37 696 Stimmen. Liste 3 (A. D. G. B.) 1184 733 Stimmen. — Auf Grund dieses Resultates erhielt der Gewerkschaftsring keinen Vertreter, der Gesamtverband der christl. Gewerkschaften 1, der A. D. G. B. 11 Vertreter. Ersatzmänner er hielt der Geiverkschaflsring 2, der Gesamtverband der christl. Ge werkschaften 2, und der A. D. G. V. 32. Z 'WH: ü . >N So. Auch eine Jubilarin Plauen, 24. Mai. An -er bekannten Göltzschtalbrücke auf -er Bahn strecke von Dresden nach Hof sin- z. Zt. umfangreiche Erneue rungsarbeiten im Gonge. Eigentlich nicht die Brücke seihst, sondern nur deren Fahrbahn wird einer -urclMeifenden Aus besserung unterzogen. Die Brücke steht fest und sicher über dem Tale, un- an die Hundert Züge rollen täglich auf ihrem schmalen Rücken hinüber — seit nunmehr fast 80 Jahren. Denn die Göltzschtalbrücke ist e i n e der ältesten Brücken iin deut schen Eisenbahngebiete, un- noch heute -ie größte Stein brücke -er Reichsbahn. In der Zeit ihrer Entstehung galt sie als ein Wunderwerk -er Baukunst. Heute sieht der Reisende wohl noch mit Interesse hinaus, wenn er die Brücke i-assiert, aber unsere Zeit hat andere Brücken geschaffen, größere, kühnere Bauten. Und -och ist der Viadukt über das Göltzschtal noch heute der Beachtung wert. Denn damals, als -ie Brücke erbaut wurde, stand dem Ingenieur noch kein Eisenbeton zur Verfügung, der ihm heute die Ausführung weit genialerer Ent würfe ei«möglicht. In der Konstruktion eiserner Brücken fehfte nock jede Erfahrung und auch die Statik befand sich noch im Zustande der Entwicklung. So ist die Göltzschtalbrücke ein Werk, aus dem Kleinen zum Großen geschaffen, ein Werk müh samer Maurerarbeit, die einen winzigen Ziegel auf den anderen türmte, bis das gewaltige Werk beendet mar — in fünfjähriger Arbeit. Am 31. Mai 1846 wurde -er Grundstein gelegt, am 14. Seviemker 1850 der letzte Schlußstein eingefügt, und am 15. Juli 1851 konnte die Brücke dem Verkehr übergeben werden. 5 75 Meter lang, 78 Meter hoch, bei einer Fahrbahnbrette von 8 Meter, besteht die Brücke aus 135 000 Kubikmeter Mauerwcrk. 331 000 laufende Meter Holz waren für das Gerüst nötig! Und -ie Kosten schotten mit 2 200 000 bis 2 300 000 Talern fast um das Doppelte des Voranschlages hinaus — ein Zeichen für die Schwierigkeiten, die sich während des Baries herausstellten! Eine nun bald Achtzigjährige, dient sie. wie ihre gleichaltrige Schwester bei Iocketa — heute den Enkeln der Erbauer, wie sie noch vielen Geschlechtern nach uns dienen wird! Errichtung eines Wezirkskranksnhaniss Lübau, 25. Mai. Der Bezirkstag beschloß in seiner Sitzung am Mittwoch -ie Tr Wonkesche Klinik in Ebersbach zwecks Schaffung eines Bszirkskrankenhauses für den Süden des Löbauer Be zirks für 153 500 NM. anzukaufen und einen Erweiterungsbau für 60 Betten auszuführen, dessen Kosten auf 720 000 RM. ver anschlagt sind. Jetzt verfügt die Tr. Wankesche Klinik über 50 Betten. l. Kindrsmißhandlung. In Ziilau !var unter vcrdäclilizen Erscheinungen ein dreijähriges KG- gcsiorhc». dessen Leiche be schlagnahmt wurde. Die Eltern würben unter dem Verdacht» der Kiiildesmißbandliing verhaftet. Als die Muiicr aus der Wohnung abgeführt werden sollte, nagm die sich sammelnde Menge An. drohende Haftung gegen sie ein. Unter starker polizeilicher Be deckung wurde die Frau dem Gericht eingeliefert. tz. Ein Obrrwachtmeister erschossen. Nach einer Meldung ouz Erdmanns-orf wurde auf der Staatsstraße nach Euba ein Obcr- wachimeister der Chemnitzer Kriminalabteilung erschossen ausgchi,,- den. Die Untersuchung ist noch im Gange. Dresdner Lichtspiele Im Pfingstprogramm der Dresdner Lichtspielhäuser l)errscht -er Lustspielfilm, vor. So zeigt -as Capitol Lotte Neumann in oem Lustspiel „Er geht rechts. Sie geht links!" — Der Usa- Palast bringt -ie verfilmte Diebeskomödie „Der Biberpelz" von Gerhart Hauptmann. — In -en U.-T.-Lichispielen ist die Verfilmung des beliebten Lie-es „Am Rüdesheimer Schloß steh, eine Ltn-e" zu sehen. — Der Film „Die Sandgräfin" ist nach einem Rvman von Gustav Frenssen hergestellt worden un- läuft in Prinzeß-Theater. — In den Zentrumslichtspielen bleibt der unterhaltende Film „Der Faschingskönig" noch einige Tage auf -ein Spielplan. — Die Kammer-Lichtspiele zeigen den Monumental-Film „Carlos und Elisabeth". — Hel den -er Prärie" und „Kamvf um Liebe" betitelt sich -as große Toppelprogramm der M. - S. - L i ch t sp i e l e. — In den F ii r - st en Hof-Lichtspielen gelangt vom 25. bis 31. Mai der Lya-Mara-Film „Heut' tanzt Mariett" zur Aufführung. LUrchennachrtchlen Nachtrag zum St. Benno-Blatt. Hainitz (Post und Bahn: Großpostwitz, Fernruf: Großpostwitz 85, Girokonto Großpostwitz 423, Postscheckkonto Dresden 1131711. Joden Sonntag früh 7 Uhr deutsche Singmesse mit Predigt vorm. 9 Uhr lateinisches Hochamt mit Predigt, imchm. 2 Uhr Nachmittags- andacht. Wochentags hl. Messe früh 6.30 Uhr. Beichtgelegenbeiii Sonnabend abends 6—7 und Sonmag früh von 6 30 Uhr an. Pirna. 1. Psingstfciertag: Früh 6.30 Uhr hl. Messe, 8 Uhr Kinbergoltcsdicnst, 9.30 Uhr feiert. Hochamt, Festprodigt und Tcdeum. Nachm. 2 Uhr feiert. P singstandacht und hl. Segen. — 2. Psingstfciertag: Früh 7 Uhr hl. Kommunion, 8 Uhr Kindergottcs- dicnst, 9.30 Ukr Hochamt und Predigt. Abends 7 Uhr Maiandichi, Predigt, hl. Segen. 3. Feiertag früh 5 Uhr hl. Messe, Weiwen. gottesdienst 7 Uhr hl. Messe. Abends 7 Uhr Maiandacht, Prettgl und hl. Segen. — Wochentags früh 6.15 und 7 Uhr hl. Messe. Frei tag abends 7 Ubr Herz'-Jesu-Andacht und hl. Segen. Berggießhübel (kath. Kapelle). 2. Psingstfciertag vorm. 9 Ubr Hochamt. Predigt nnd Tedcum. Leipzig-Gohlis (Akademiker-Gcdnchtniskirche St. Gecegi, Pfingstsonntag und Pfingstmontag Frühmesse 7 Ubr, 9 Uhr Prcüiqi nnü Hochamt, Kindcrmcsse 10.30 Uhr, Hl. Geist-Andacht 18 Ubr. Wochentags Hs. Messe 715 Uhr, abends 7.30 Uhr Maiandacht. Am 3i. Mai feierliche Mai-Schlnßandacht. Am 1. Juni abends 730 Mr Eröffnung der Herz-Jesu-Andacht. Beichtgelegenlicit Sonnabends von 6 bis 7.30 Uhr. Leipzig-Wahren. Am 2. Psingstseiertag Gottesdienst i» d»: Polks'chule. 8.30 Uhr Beichte, 9 Ubr Predigt und Hochamt. — Krankenhaus St. Georg. Am 1. Feiertag 8.30 Uhr Veick' - 9 Ubr hl. Messe. Leipzig-Reudnitz (St. Laurentius-Pfarrkirche, Fnedcich-Wil helmflraßc 22). An beiden Pfingstsciertaacn von 6 Uhr an Beich!- gelcgcnlicit, 7 Uhr Frühmesse, 9 Ubr Predigt und Hochamt, 11 Ubr Schnliiiesse, 15 Uhr Maiandacht. Wochentags früh 7.15 Uhr Melle, abends 7.30 Ubr Maiandacht. Douncrslag abends 7.30 Uhr scictt, Schluß der Maiandacht. Im Monat Juni an allen Freitagen nach der hl. Messe Hcrz-Jcsu-Litanci'mit bl. Segen, am Herz Jcm-Fcst am 15. Juni abends 7.3V Uhr Predigt und Segensandacht. Nadeberg. Ergänzung zu den Kirchcnnachrichten im Beim Blatt. Pfingsten: 1. Festtag: 6.45 Uhr Pfingstmeiten, Chormcssc. Predigt. 8.45 Uhr Prozession. Vidi aguam, Terz; liiurg. Hochamt, Predigt. 2.30 Uhr liturg. Pfingstvesper. 2. Festtag: a) i» Arns dorf: 7.15 Ubr bl. Messe, Predigt, b) in Nadeberg: 930 Ubr Terz (deutsch), liturg. Hochamt, Predigt. 2.30 Ubr volkstHms!,,'? liturgische Pfingstvesper. 3. Pfingsttag: 7 Uhr „Pnngst--La>-dG«, Chormcsse, salrament. Segen. Sonnabend, 2. Juni: van 3.30 tttr nachm, au bl. Ostcrbcichlc (2 Beichtväter). Wsrirlberichl -er Dresdner Wetterms-.-fs Witicrungsaussichtcn. Wechselnd bewölkt, besonders im östlichen Teile Sachsens noch Neigung zur Unbestäudigteit, nur «wringe Temperaiurzunahme. Nachts, im Gebirge auch tags über kühl b's sehr kühl. Schwache bis mäßige Winde aus West bis Nora. ILI Morgen um zehn und nachmittags um vier Uhr brachte er den auf der Hütte beschäftigten Arbeitern den Kaffee. Jedoch nur den Unverheirateten, die Ehemänner mußten von ihren Frauen beköstigt werden. Dafür verdienten diese Arbeiter natürlich auch mehr. Die gute Kost des Schulzen war in der ganzen Gegend geachtet und geschäht. Er hatte meistlich nur alte Arbeiter, und diese priesen sich glücklich, bei ihm arbeiten zu können. Wer in des Schulzen Diensten stand, war aller Sorgen enthoben. Er ließ stets dos Meiste verdienen, und geriet einer seiner Arbeiter mal in Not, so brauchte er nur zu ihm zu gehen, er half sicherlich aus der Patsche. Friedrich nahm den Korb in die rechte und eine große Kaffeepulle in die linke Hand. Die Magd öffnete ihm die Türen, und so machte er sich schwelbeladen auf den Weg zur Hütte. Als er aus dem Dorfe trat und über die alte Brücke ing, die hier über die Sieg führte, hob sich seine Brust eim Anblick der dampfenden Hütte und der rauchenden Meiler um sie herum. Ja. die Hütte war fein Stolz — seine Hoffnung — sein Alles; die Hütte war feine Ver traute von Jugend auf. Schon'als Kind hatte er sich bei ihr gerne aufgehalten und stets aufmerksam die Arbeit der Hüttenleute verfolgt. Als er auf der Hütte ankam, zog man eben das Eisen aus den Sandrillen der Gießhalle vor den Ofen. Dieses wurde im noch glühenden Zustande aus den Sandrillen gezogen und erst nach dem Erkalten auf dem Hüttenplatze in Stücke geschlagen. Mitten auf dem Platze vor dem Ofen stand der Platzmeister neben einer mächtigen Hängewage, die von einem starken Gerüst aus Eichenstämmen getragen wurde. Auf der Wage wurden die Eisenstücke gewogen — und der Platzmeister hatte die Aufgabe, jedes Gewicht ge wissenhaft aufzuschreiben. Unter dem Ofen der Hüttte rauschte das Wasser in dem großen Wasserrads, laut hört« man das Fauchen der in den Ofen gepreßten Luft. Hinter der Hütte lagen, höher als der Hüttenplatz, fast mit dem oberen Rande des Ofens gleich, die Kohlen- und Eisensteinschuppen.' Zebnträger trugen mit der so- genanten „Zehn" die Holzkohle auf den Ofen. Die Scheffel« karren wurden mit Eisenerz beladen und mittels eines Haspels auf die „Jischt" gezogen.. Das kreischende Ge räusch, was dies« verursachten, war schon von weitem hörbar. Der Schmelzofen war etwas über neun Meter hoch und von einem Rauhgemäuer, dem „Klumpen", umgeben, einem kräftigen Bruchsteinmauerwerk von rechteckiger Grundform. Vor dem Ofen lag die mit Stroh bedeckte Gießhalle, in der das flüssige Eisen aus dem Ofen in Sandrinnen lief. Die Hüttenleuts — man nannte sie früher auch Massen bläser — trugen weißgraue Wollhemden, Schurzfelle und breitrandige Filzhüte, die „Funkenfünger". Friedrich war noch nicht auf dem Hüttenplatze ange langt, da kam der Köhler Franz von einer Meilergrube schnaufend herbeigelaufen. Vorsichtig nahm er dem Schul zen den Korb aus der Hand und schnupperte gespannt darin herum. Bald machte er ein enttäuschtes Gesicht. Er streckte sich empor und rieb sich verlegen die Hände. „Verdeuwelt. Schulze, garnix für mich? Ich falle fast um vor Durscht." „Nee. Franz!" „Ist wirklich nichts drin?" Des Köhlers Mienen trübten sich. Da griff Friedrich in die Tasche und reichte ihm einige Groschen. „Hier haste Geld, Franz. Kannst dir ja drüben beim Langenbach was holen." „Auch g»it, Friedrich. Weißte, das Meilerbrennen verursacht sonen gewaltigen Dreck. Wenn man sich da den Hals innen nickt schon mal gründlich waschen kann, kriegt man keine Luft mehr." Nachdem er die Hose etwas höher gezogen und den breiten Ledergürtel neu umgeschnallt hatte, ging er sporn streichs dem nahen Wirtshaus zu. (Fortsetzung folgt) «» i