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Die Aufgaben und Ziele -er Volksschule nach den Richtlinien -es Volksbil-ungsministerlums Dresden, 25. Mai. Der mit Spannung erwartete Landeslehrplan für die Volksschulen wird in Nr. 10 des Verordnungsblattes des Säch sischen Ministeriums für Volksbildung veröfsentlicht. In den einleitenden Allgemeinen Vorschriften heißt es u. a.: Die Volks schule hat als öffentliche Einrichtung an der Erziehung und Bil dung der volksschulpflichtigen Jugend mitzuwirken. Es ist ihre Aufgabe, die Entwicklung der Kinder durch planmäßige Uebung der körperlichen und geistigen Kräfte im Sinne sittlicher Lekens- cntsaltung zu fördern und sie zu hingebender Pflicht erfüllung im Dienste der Gemeinschaft zu er ziehen. Die Volksschule erfüllt Liese Erziehungs- und Bildungs- eufgabe mit der Vermittelung der Bildungsgüter aus deutscher Epractze mit Lesen und Schreiben. Gesang, Religion, einer 1'ebenskuiid«, wo sie nach den Verordnungen vom 16. Mai 1920 »nd 23. September 1921 erteilt wird, Heimatkunde, Geschichte, Erd- und Naturkunde, Rechnen, Raumlehre, Zeichnungen, Lei besübungen mit Einschluß der Iugendspiele und für die Mäd chen Ncdelarbeiten. Sie kann auch nach ortsgesetzlichen Bestim mungen wahlfrei oder verbindlich in Haushalts- und Koch- uuterricht die Mädchen, in HandfertigkeitsunterriclA die Knaben, in fremdsprachlichen Unterricht sowie in Kurzschrift einführen. Die Volksschule hat aus der Fülle der Bildungsgüter nur di« Gebiete auszuwählen, die allen Gliedern der deutschen Volks gemeinschaft zugänglich gemacht werden sollen, die für alle Glieder des deutschen Volkes von Bedeutung. Wert und unent- behrlich sind. Sie liat also das deutsche Volkstum zum stoff lichen, zum Ausivahlprinzip und damit das Deutschtum zum tragenden Gedanken der ganzen Schulerziehung zu machen. Die Schule muß über die verhältnißmäßig vollendete Ein- zelieistung hinaus zur hingebenden Pflichterfüllung im Dien st« der Gemeinschaft erziehen. Deshalb ist die Arbeit der Einzelnen von Anfang an zur Arbeitsgemeinschaft der Schüler, der Klasse oder der Abteilung in Beziehrürg zu sehen, und von diesen aus ist. wo es nur angeht, die Brücke zu schlagen zu den bedeutungsvollsten Gemeinschaften des Lebens, zu Schule. Familie, Verein, Gemeinde. Gesinnungsgemeinschaft. Staat und Volk und damit der staatsbürgerlichen Erziehung der Jugend zu dienen. Innerhalb der Bestimmungen dieses Lehrplanes, die auf Grund von Gesetz und Verordnung und aus Rücksicht aus den oiientlichen Eharakter der Schule getroffen sind, ist den Lehrern in ibrer Klassenarbeit die zu erfolgreicher Lehr- und Erzieher- Iniiakeit nötige und die durch Psychologie. Iugendkunde und Vüdungslehre begründete Freiheit zu gewähren. Insbeson dere kann die Stof folge des Lehrplanes ihrer Klasse nicht zur gleichen Folge in der Behandlung zwingen. In wen dischen und gemischtsprachigen Schulen ist die Ge- sami'.ahl der Unterrichtsstunden auf jeder Stuf« um drei zu erhöhen, damit sie unter ihren besonderen Verhältnissen auch das im Uebergangsschulgesetz gesteckte Ziel erreichen können. Es werden dann die Lehrpläne für achtstufige Schulen mit wöchentlich 23.5 Stunden und 26 Stunden für jede Klasse sowie die Stmidenübersicht für höhere Slbteilungen vom 5. bis 16. Schuljahr mit fremdsvrachlichem Unterricht aufgestellt und schließlich besondere Vorschriften über einzelne Fächer erlassen, in denen u. a. bestimmt wird: Deutsche Sprache mit Lesen und Schreiben soll die Kinder durch Einsicht und Gsfübl zum richtigen, freien und natürlichen, mündlichzen und schriftlichen Gebrauch der hochdeut schen Sprache hinführen und das Gemüt der Jugend durch Ein- sährnna in gute volkstümliche Literatur veredeln Helsen. Deut sche'- Sprachunterricht tritt auf allen Klassenstufen unterrichts- enmdläküch in besonderen Stufen auf. Schreiben. In den Schuljahren 1 bis 4 sollen die Schüler die deutschen und lateinischen Schriftzeichen sowie die Ziffer» sauber und deutlich in einer bestimmten Schreibart schreiben lernen Mit dem dritten Schuljahre setzt die deutsche Schrift ein. Nechtschreiben. Die Unterstufe verfolgt das Ziel, baß bis Schüler einfache Wörter und Wortgruppen und eine zu sammenhängende Reihe einfacher, ihrem Verständnis ent sprechender Sätze ohne grobe Verstöße gegen die Rechtschreibung nachschreiben können. Sprachlehre mit Sprachbetrachtung. insbesondere Wortkunde, setzen sich die planmäßige Entwicklung des Gefühls, der Einsicht in den Gebrauch und der Wertschätzung der richtigen und schönen hochdeutschen Sprache als höchsten geistigen Besitzes zum Ziel. Gesang soll Stimme und Gehör der Kinder soweit aus bilden, daß sie das deutsche Lied ausnehmen, mit vertiefter Empfindung klang- und gemütvoll wie-ergeben und belzalten können. Damit soll das Verständnis für einfache gute Musik angebahnt und das Kind für sein« musikalische Tätigkeit im Loben vorbereitet werden. Der Gesangsunterricht erstreckt sich auf die ganze Schulzeit und tritt vom dritten Schuljahr ab mit wöchentlich zwei Stunden auf. Evangelischer Religionsunterricht strebt dar nach, den Schülern die Heilslehren der christlichen Religion in ihrer biblischen Begründung, in der reformatorischen Auffassung in ihrer geschichtlichen Entwicklung und Bedeutung auch für die Gegenwart zu geben. Er soll dadurch das Kind für ein christ liches Leben und für eine verständnisvolle Teilnahme am kirch lichen GemeinschaftslÄien mit vorbereiten. Der evangelisch- lutherische Religionsunterricht ist mit zwei Stunden in der Woche anzusetzcn und umfaßt biblische Geschichte und Kirchen geschichte. Römisch-Katholischer Religionsunterricht soll auf anschaulich lebensvoller Grundlage -er biblischen Ge schichte der Altersstufe der Kinder entsprechend zur Erkenntnis römisch-katholischer Heilslehren, zur freudigen Erfüllung sittlich- religiöser Pflichten und zur selbständigen Teilnahme am kirch lich-katholischen Leben verhelfen. Er wird wöchentlich in zwei Stunden erteilt und umfaßt biblische Geschichte, Perikopen- erklärung und Kirchengeschichte. Heimatkunde soll eine geschlossene Erfassung der räumlichen, wirtsämftlichen, gesellscliaftlichen und geistigen Hei mat erwecken. Sie soll zugleich die Lehr- und Uebungsgebiete der Volksschule in Sloffauswahl und Behandlung vorbereitcn klären und vertiefen Helsen und sie allenthalben angewender zeigen. Heimatkunde hat deshalb auf asten Klassenstufen und in allen Lehr- und Uebnngsgebieten aufzutreten. In den ersten vier Schuljahren wird Heimatkunde mit vier Stunden wöchent lich angescht. Sie tritt !m ersten und zweiten Schuljahre als praktischer Anschauungsunterricht auf. Erdkunde tritt vom fünften Schuljahre ab mit wöchentlich zive! Stunden auf. Geschichte und Staaisbnrgerknnde haben die Jugend mit den Hauptstufen der Entwicklung des deutschen Volkes be kanntzumachen und Verständnis für die wichtigsten Erschei nungen des Volkslebens in der Gegenwart zu wecken. Außer dem fallen sie dem einzelnen Menschen und die für ihn bedeu tungsvollen LebensaemeinsZzalten eng verbunden mit dem deut schen Staat und Volke zeigen und damit geschichtlichen und staalsbürgerlicl>en Sinn anbahnen helfen. Die Naturkunde soll den Schüler die Natur lieben und achten, beobachtend und denkend ihre Mannigfaltigkeit ans Gesetzmäßigkeit zuriickführen lehren und insbesondere Verständ nis für die Zusammenhänge von Natur und Kultur anbahnen Helsen. Sie tritt vom fünften Schuljahr ab mit wöchentlich zwei Stunden, be.zw. tm siebenten und achten Schuljahre mit drei Stunden auf. Das Recknen hat durch Beschäftigung mit den Dingen der Um- und Fachwelt der Kinder anschaulich die Zahlenvor stellungen zu entwickeln nn-d mit ihnen gewand und sicher Rech nen zu lehren. Seiner Anwendung auf das praktische Leben und dessen Zurückführung auf einfache Rechenvorgänge ist die ganze Aufmerksamkeit zuznwenden. Raumlehre last tn dem Reichtum der Wirklichkeit, Form und Raum erfassen, non ihnen die wichtigsten abstrakten Farmen und Körper ableiten, darstellen. Phantasie- und ge schmackvoll ausnnsrten und sicher berechnen lehren. Hebungen Im Erfassen der Form und des Raumes sind auf asten Klassen stufen unterrichtsgrnndsätzlich -u betreiben. Nom sechsten Schul- Zum deutschen Carilaslag 1928 vom LS. Mai bis 1. Juni in Dresden erscheint km Verlage der Sächsischen Volkszeitung eine Carl, tasfestschrtf t. Sie wird Beiträge des Diözesanbischoss, sowie führender Männer der Caritasbemegung enthalten, dazu einen wertvollen Einblick in die karitative Arbeit unseres Bis tums Meißen. Die reich illustrierte Festschrift wird zum Preise von 50 Pfennigen bei allen katholischen Pfarrämtern, sowie beim Germania-Verlag, Filiale Dresden, zu haben sein. Bestellungen werden schon jetzt entgegengenommen. jahre ab sind besondere Stunden für die Raumlehre anzusetzen. Das Zeichnen soll die Schüler zum Erfassen und Dar stellen der Umwelt befähigen, den Formen- und Farbensinn för dern, Phantasie und Geschmack bilden helfen. Es tritt spä testens vom vierten Schuljahre ab in gesonderten Stunden auf. Nadelarbeiten sollen die weibliche Hand geschickt machen, mit Nadel und Schere selbständig einfache Gebrauchs gegenstände zweckentsprechend, gefällig und geschmackvoll her- znstellen und zu schmücken. Sie sind spätestens vom dritten Schuljahre ab in besonderen Stunden anzusetzen. Handfertigkeitsunterricht soll die Schüler in Anpassung an ihre Kraft geschickt machen. Stoff« im Dienste des Fachunterrichts, des Schullebens im allgemeinen und zu Ge brauchsgegenständen aus dem kindlichen Erfahrungskreise zweckentsprechend, gesällig und geschmackvoll zu verarbeiten. Der Schülerausdruck im Werk soll mit den einfachsten Mitteln »nterrichtsgrundsätzlich auf allen Klassenstufen in den dazu ge eigneten Lehr- und Uebnngsgebieten Gelegenheit geben, auch durch den Tastsinn Aufnahme. Klärung. Vertiefung und Anwen dung der Unterrichtsarbeit zu fördern. Gartenarbeit der Schüler kann an die Stelle des Handfertigkeitsunterrichts treten. Auch muß sie mit dem übrigen Unterricht in enger Verbindung stehen. Haushaltungsunterricht und Kochen, sollen — wo sie auf Grund ortsgesetzlicher Bestimmungen eingeführt sind — die Mädchen anleiten, die Zusammenhänge und die Gesetz mäßigkeit der Asttagserscheinungen im Haushalt selbständig zu erkennen und zu erfassen, diese sorgsam, gründlich und gewand zu verarbeiten und geschickt und vorteilhaft für den ganzen .Haushalt ans.zunützen. Der Hanshaltunterricht und das Kachen behandeln die Einrichtungen und Nflege der Wohnung und der Kücke !m besonderen. In seinen Mittelpunkt ist die Ernährung des Menschen zu stellen. Er bann frühestens im 7. Schuljahr mit drei Wachenstunden angesetzt werden. Eingerichtete Schnl- KUchcn müssen vorhanden sein. Leibesübungen einschließlich der Iugendsniele sollen zu guter Haltung Gewandtheit und Anmut in den Bwneanngen erziehen, zu nachhaltiger Körperpflege auch außerhalb der Schule anregen, die leibliche Entwicklung des Kindes fördern und sein Lebensgefühl steigern helfen. Darüber hinaus lasten sie in hohem Maße zur Charakterbildung und Pfleae des Ge meinsinns beitragen. Die Leibesübungen finden täglich und grundsätzlich auf allen Klastensiufen und — wenn es die Witte rung nur .zuläßt — im Freien statt. In allen Fächern wird auf die Bedürfnisse des wen dischen Volks st ammes Rücksicht aenommen. Den Schluß Hilden Sondernorschrisie» für höhere Abteilungen, die zur min ieren Reife führen. Bearbeitung der Einzellehrnläne nach den Bestimmungen de- Landeslehrplanes. Auf Grund der allgemeinen und be sonderen Vorschriften, nötigenfalls der Sonderparschriftcn. haben die Lehrerversammlnngen der Schulen Lehrpläne mit Stoff und Zielanoabr für die einzelnen Klassenstufen aufzustesten die nur mtz Genehmigung des B-"irksschulrates unter Zustimmung des Be'irkslehrerraies Geltung erlangen. Dort wo die Gewähr gegeben ist. daß Klassen zwei Jahre lang in der Hand derselben Lehrer bleiben, bann gestattet werden, daß Untorrichtsnele für das Durchlaufen zweier Jahrgänge ausgestellt werden. Andere Abweichungen von den Bestimmungen -des Lande-stehrrstanes bedürfen der Genehmioung der obersten Schul behörde. Bis Ostern 1629 sind d>e Einzellehrpläne ferligzu- stesten. damit am 1 April 1626 -die Lehrpläne vom 27 Nanember 1376 und vom 5. Nanember 1873 außer Kraft gesetzt werden können lieber Erfahrungen mit dem neuen Lehrplan und Ab änderungsvorschläge haben die Bezirksschulräte nach Gebär ->er Bezirkslehrerräte bis zum 30 September 1633 dem Mm'6'rinm für Bollw-hisbuna zu bericht»» .Moderne" Malerei in Frankreich Von Dr. F. A. Kramer-Park». Es ist ein trauriges Sterben in den Sälen der großen Pa riser Ausstellungen. In trostlos unbegrenzter Reihe hängen sie da, phantasielos« Erzeugnisse selbstsicherer Untalentiertbeit, die in vielen Fällen sich nicht einmal der Beherrschung ihrer technischen Mittel vergewissert hat. Unbeschwingte Kompost« lionen, mutlose Farben, überkommene Motive: die letzten Aus läufer erfrorener Konvention. Man entzieht sich nur schwer dem bedrückenden Einfluß dieses absoluten Nichts, wenn man die Säle der großen, soeben eeösfneten Iahresausstellnua im Grand Palais de» Cyamps tzius es durchwandert. Leiber kann man ihr den repräsenta« taüren Charakter nicht abspreche«, da sie von der „Sociötö ckss Zrtistes strancrris" und der „Looiötä dlationalo äss Leaux .zn»" veranstaltet ist, deren Tradition — und welch eine Tradition — schon einen großen Zeitraum bedeutender künst- imscher Produktion umfaßt. Hier, wo man jetzt mit resig nierendem Verzicht nach den Spuren ihres Wirkens sucht, sind vor wenigen Jahrzehnten noch Cszanne und van Gogh, Eau- iplin nud MarLes ausgestellt gewesen. Doch die französische Malerei hat sich nach'ihnen überraschend schnell und ungehemmt ans ihre alte Konvention zurückgezogen, und so wird heute in granireich gemalt, wie in Frankreich noch nicht gemalt worden ist Da gibt es nicht das leiseste Anzeichen einer neuen Frage- slellmig, nicht den leisesten Hauch einer neuen Freude an Schön heit und Geist, nicht die geringsten Merkmale einer neuen schule. Frankreich hat seit dem Krieg« keine Jugend mehr. Auf hundert Aussteller kann man fünf „Offizielle" rechnen, die Jahr für Jahr brav das Stück hcruntermalen, das ehedem ihre Reputation begründet bat, zwanzig zahlende Atelier- ichüler, deren embryonale Leistungen von einem beziehungs- rcichcu Meister protegiert werden, zehn Aussteller, die das Recht, alle ihre gefärbt« Leinwand auszustellen, aus Lebenszeit besitzen, weil sie vor dreißig Jahren einmal ein erträgliches Ge mälde zuwege gebracht haben, dreißig Bilder etwa, die aus Tausenden von gleichem Wert willkürlich herausgerissen sind, und dann — es ist nicht absolut ausgeschlossen — auf hundert vielleicht ein Bild, das des Betrachtens wert sein mag. Wes halb nur wird man durch eine Ausstellung riesenhaften Aus maßes gehetzt, um festzustellen — wozu doch ein Saal mehr als ausreichend wäre —, daß Pari» heute nicht mehr zu malen ver steht? Nur ein Gerechter ist auszunehmen. Etcheoerry, besten Lame k« Rosa" Zeugnis gibt von technischem Können und redlicher Arbeit, — und zudem auch von Sinn für Farbe und Grazie. In dieser Ausstellung, zwischen tausend gefrorenen Ge sichtern, stumpfen Akten und schwerflüssigen Landschaften wirkt er geradezu wie ein geistiger Titan. Weshalb nur diese Versandung? Ist Frankreich so über sättigt von seiner Vergangenheit, daß es heute keine neuen Lebensimpulse mehr hat? Doch dieser Annahme widersprechen sehr beachtenswerte Leistungen auf dem Gebiete der epischen und dramatischen Dichtung, der philosophischen und theologi schen Spekulation. Weshalb also diele völlige Abständigkeit der bildenden Künste, an denen die Jahrzehnte varübergehen, als wenn sie keine Furchen neuen und tieferen geistigen Lebens trügen? Man wird das Fiasko der französischen Malerei nicht er klären können, ohne den Zusammenbruch zu registrieren, de» der „Künstler" als Jdealtyp des 19. Jahrhunderts in seiner soziologischen Struktur erlitten hat. Eickbunven von allen Ver pflichtungen eines versonalen geistigen Lebens und hingewiesen auf die inbaltsfreie Aufgabe emer ^art pour l'art" ist er gerade in Paris, dem Ausgangspunv^vieser Kunstauffassung, auch zu ihrem Opfer geworden. Dicht zusammengedrängt zu einer sogenannten Gemeinde der Kunst, mit feierlichem An spruch aus die Unsterblichkeit als eigene soziale Gruppe prokla miert, errebt diese „Gemeinde des Parnaß" in ihren heutigen Vertretern einen Avsturz in die Tiefen des Absurden. Eine in ihrer objektiven Komik und subjektiven Naivität nur sehr schwer zu charakterisierenden Schicht lockentragender Zeit genossen ist es, die sich seit dem Kriege an der Seine gesammelt hat und hier munter in den Wässern der internationalen Bo- häme herumplätschert. Die gelegentlich sich auch einmal an einem Gemälde versuchen, das dann allen Ausstellungen hart näckig angeboten wird, bis es in Ermangelung eines besseren zuguterletzt irgendwo und irgendeinmal „meoailliert" wird. Wodurch der Begabungsbeweis eindeutig erbracht und durch Zertifikat nachgewiesen ist. Gegenüber dieser abfallendeil Entwickelung der französischen Malerei möchte man es auch bedauern, daß Frankreich einem Aufschwung des Kuichtgewerbes wie ihn etwa Deutschland ver- zeichnen kann, so völlig fernsteht. Eine stärkere Pflege der ge werblich betriebenen Kunst würde eine gesündere Trennung der Ambitionen herbeiführen und den „Parnaß" von ebenso an spruchsvollen wie unzulänglichen Kandidaturen etwas säubern. Wie sehr da» Kunstgewerbe die technische Grundlage der Kunst zu sichern vermag, zeigt «ins Ausstellung moderner Plastik, die mit der Gemäldeausstellung des Grand Palais verbunden ist. Wenn auch hier von Kunst kaum die Red« sein kann, so ist doch ein viel stärkeres handwerkliches Könne« vorhanden als in den Gemäldegalerien. Merding, soll nicht verkannt werden, daß durch die Denkmalswiitigkeit der Nachln. ir die fran zösischen Bildhauerateliers eine starke materielle Forderung von Staat und Gemeinden erfahren haben. Aus dieser angeschlossenen Ausstellung von Plastiken läßt sich eine Erfahrung gewinnen, die symptomatisch ist für die gegenwärtige Stellung der französischen bildenden Künste, und die in jeder Ausstellung beliebig wiederholt werden kann. Unter Hunderten durchschnittlicher Leistungen heben sich zwei Werke scharf ad. Man braucht kaum noch näher heranzutrcten, um an einem von ihnen den deutschen Namen Rudolf Tegner zu finden und an dem zweiten den Namen eines Russen. So weit Frankreich neuen Anregungen Ausdruck gibt, läßt sich unschwer der ausländische Einfluß feststellen. Allerdings sängt Frankreich an, sich seiner gegenwärtigen künstlerischen Situation bewußt zu werden. Was vor wenige» Jahren noch absolut unmöglich gewesen wäre; ein Pariser Blatt brachte über den Salon des Champs ElysLcs nur die kurze Notiz, daß seine Achtung vor der künstlerischen Tradition Frankreichs es ihm verbiete, in eine Besprechung der dies jährigen Ausstellung einzutreten. Möchte doch häufiger ein so unmißverständliches Wort aus solchem Anlaß ausgesprochen werden. Der N. Deutsche Tänzrrkongreß tagt in Essen vom 23 bis 26. Juni. In Verbindung mit dem Kongreß finden erst malig große Tanzfestspiele statt, die einen Querschnitt durch die gesamte Tanzkunst bieten. Die Aufführungen werden bestritten von der Essener Neuen Tanzbühne (der siegreiche Horatier. Salat), den Balletten der Berliner und Münchener Staatstheater (der letzte Pierot, Pagoden), der Kammcrtanz- bühne Laban, der Wigman Tanzgruppe, den Tänzern der Mos- kauer Akademie der Künste und bekannten Solotänzern Schwelmer Bauern, Rügener Fischer, Engländer, Russen, Basken, Javaner und Sumatraner werden ihre Volkstänze zeigen. Die Vorträge und Diskussionen behandeln die Themata: Tanztheater und Theatertanz (K. Groß), Choreolo- gie und Tanzschrift (F. Böhme), Tanzpädagogik. Laientanz. In der großen Tanz ausstellung wird auch ein Teil der großen Moskauer Ausstellung geschickt. Einzelheiten über verbilligte Fahrgelegenheiten, Unterkunstsmögltchkeiten usw. werden noch oekanntgegeben. ps. Prof. Heinz Braun«, der Direktor des Schlesischen Museums der bildenden Künste in Breslau, hat einen Ruf erhalten, die Leitung des Staatlichen Gemälde« und Kupferstichkabinetts in Stuttgart zu übernehmen. Kaust bei unseren Inserenten!